anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 2. Dezember 2020
Neue Organisationsüberlegungen und die Begründung der Feminismusverweigerung
Langer Dienstag und auch ansonsten unterschied sich der Tag nur marginal von seinem Vorgänger. Ich kontrolliere immer noch Wirtschaftspläne (es gibt halt nicht nur eine Firma bei uns), ich ärgere mich immer noch über die schlechte Vorarbeit, aber ich habe heute beschlossen, für nächstes Jahr wird alles anders.
Ganz grundsätzlich bin ich das nämlich alles schuld, ich meine, dass in den Vorarbeiten so viele Fehler stecken, weil die Menschen, die die Vorarbeiten gemacht haben, nicht persönlich für ihre Fehler verantwortlich sind.
Wenn man weiß, dass ja sowieso noch jemand kommt, der nicht nur immer über alles noch mal drüber guckt, sondern dabei auch gleich alle Fehler ausbügelt und grade zieht, na, dann ist es ja auch nicht so schlimm, wenn vorher noch Fehler drin sind, am Ende ist aber alles weitestgehend fehlerfrei, weshalb sollte man sich da vorher mehr anstrengen, wenn das Endergebnis dasselbe ist.

Und deshalb werde ich mir jetzt eine Organisation ausdenken, wo jeder für seine Fehler selber verantwortlich ist. Mein Plan geht da hin, dass ich die Einzelergebnisse in einer großen, gemeinsamen Runde öffentlich zusammentragen lassen und dass in dieser Runde jeder seine Einzelergebnisse allen vorträgt - und dann wird sofort gemeinsam kontrolliert, ob alle Zahlen plausibel sind und ob alle Plan-Ist-Abweichungen sauber erläutert sind. Dabei muss jeder den Weg erläutern, wo er seine Zahlen herhat und wie er sie errechnet hat und alle anderen müssen diesen Weg nachvollziehen können, sonst ist schon der nicht erklärbare Weg ein Fehler.

Ohhoho, ich male mir das grade aus und ich freue mich schon sehr auf die Umsetzung, ich bin sicher, da kommen ein paar Leute ganz gewaltig ins Schwitzen.


Ansonsten hatte ich heute Abend Spaß in einer TelKo mit vielen Anwälten. Wir besprachen einen Vertrag, es gab eine Ursprungsfassung, die inzwischen von x-Leuten überarbeitet wurde und heute wurde noch mal weiter drin rumgeändert, das war ja der Sinn der TelKo. Am Schluss sagte einer der Anwälte, er würde uns ja gerne eine clean-Version des Vertrages mit dem aktuellen Stand geben, aber dann könnten wir ja nicht mehr erkennen, welche Änderungen heute noch besprochen und aufgenommen worden sind. Er würde deshalb den Vertrag morgen "mal den Damen im Sekretariat geben", die könnten dann eine Vergleichsversion für uns ziehen, das wäre das einfachste.
Ich habe daraufhin erklärt, dass es ja doch ein Vorteil ist, wenn man selber Frau ist, weil man dann auch die rein weiblichen Fähigkeiten, nämlich den Umgang mit dem Computer und dem Wordprogramm, selber beherrscht und auf keine Dame aus dem Sekretariat angewiesen sei, ich hätte deshalb grade drei mal hin und her geklickt und die Vergleichsversion wäre schon fertig, ich könnte die jetzt sofort in den Verteiler geben.

Ich habe wirklich nichts mit Feminismus oder anderem Genderförderkram am Hut, weil ich im Grunde meines Herzens zutiefst davon überzeugt bin, dass ich als Frau ganz selbstverständlich alles kann, was ein Mann auch kann, wenn es sich auf der rein intellektuellen Ebene bewegt. Dass Männer schwerere Gewichte heben können, steht nicht zur Diskussion, denn wann ist das heutzutage noch ein echter Vorteil? Aber bei allen Dingen, wo es nur um Grips im Kopf geht, sehe ich keinen Unterschied, der durch ein Geschlecht vorgegeben ist, deshalb bin ich auch noch nie auf den Gedanken gekommen, dass Männer irgendetwas mehr oder besser können als ich, zumindest nicht, weil sie Mann sind.
Selbstverständlich gibt es Männer, die Dinge besser können als ich, es gibt ja auch Frauen, die Dinge besser können als ich, aber ob der Mensch, der etwas besser kann als ich, nun durch Zufall ein Mann oder eine Frau oder ein Rechtshänder oder ein Linkshänder oder Evangele, Katholik oder Heide ist - das sind doch alles keine kausalen Zusammenhänge.

Und weil ich nicht an diese kausalen Zusammenhänge glaube, sondern diesen ganzen Gender- und sonstigen Diskriminierungskram nur für selbstkonstruierte Erklärungsausreden halte von Leuten, die Korrelation und Kausalität nicht unterscheiden können, aber eine plausible Erklärung brauchen, weshalb das Leben für sie nicht so läuft, wie sie es selber gerne hätten, weil ich also die Begründung "ich bin nicht genommen worden, weil ich eine Frau bin", in den allermeisten Fällen schlicht für die falsche Begründung halte (außer eine Frau wollte katholischer Priester werden oder so was) weil ich hier also rigoros geschlechtslos argumentiere, bin ich ganz sicher kein Kandidat für den Posten einer Frauenrechtlerin.
Aber dieser Möchtegernemännchenanwalt, der "seine Damen" braucht, um niedere Sekretariatsaufgaben erledigen zu lassen, der hat mich dann doch getriggert. Der arme Kerl, eigentlich muss er einem doch zutiefst leid tun, wenn man mal überlegt, wie unselbständig er so durch sein Leben wandert und nur überleben kann, wenn es ausreichend Damen gibt, die all das für ihn erledigen, was er alleine eben nicht auf die Reihe kriegt.
Wofür genau tritt der Feminismus noch mal ein? Dass Frauen ein Recht darauf haben, genau so unselbständig zu sein wie Männer?
Maybe, mir ist das nur zu blöd, ich bin lieber keine feministische Frau, dafür kann ich alles, was Männer können und das, was nur Frauen können, das kann ich natürlich auch.
Wie ungemein praktisch
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