anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 28. Mai 2023
Dies und das
Heute war etwas früher aufstehen als gestern angesagt, weil ich dringlich eine Fahrkarte besorgen musste und der blöde Kleinbahnschalter macht Samstags und Sonntags (und Feiertags) immer schon um kurz nach 14h zu. Habe ich gestern auf die Harte Tour gelernt.

Heute war ich früh genug dort, eine Fahrkarte ist erledigt.
Morgen muss ich noch eine eintauschen, dann habe ich anschließend genug Rückfahrkarten für den 1.7., denn da kommt nicht nur J, sondern auch N und seine Freundin mit nach Borkum, haben wir jetzt fest vereinbart und ich finde das ganz prima, dann sind so viele Leute zum Helfen da, dass das mit dem Umbau der Küche ein Klacks sein wird.

K wird, so wie letztes Jahr auch, separat mit dem Flieger kommen und pendeln, er hat den jetzt für den gesamten Juli und August sicher im Zugriff, er kann also zwischendurch immer mal wieder in seinem Büro nach dem Rechten schauen, das ist auch sinnvoll.

Außerdem war heute Jazzspätschoppen in der Strandstraße, organisiert vom LionsClub und es spielte eine Band mit vielen Blechbläsern und dem original dunkelhäutigen Leadbläser/-sänger, der offensichtlich im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, denn sein Lieblingslied war "Glück auf, der Steiger kommt." Mit Waldhorn, Posaune und drei verschiedenen Trompeten sehr eigenwillig gesetzt und vorgetragen, muss man mögen.

Ich habe genug originelle Musik in meinem Leben erlebt (ich sach nur 10 Jahre Klavierlehrerin, erschüttern kann mich nichts, aber wenn ich nicht dafür bezahlt werde, höre ich mir so etwas auch nicht mehr freiwillig an), ich habe mich dort wieder verdrückt und bin lieber ein bisschen durch die Einkaufsstraße gebummelt. Das Schöne an so Touristenorten ist ja, dass auch Sonntags alle Läden geöffnet haben. Ich besitze jetzt drei neue T-Shirts und eine neue Hose, alles zu kaum mehr als Flohmarktpreisen, nennt sich Vorsaison-Sale. Die Läden machen Platz für die neue Ware und alles, was die Badegäste bisher nicht wollten, gibt es jetzt radikal reduziert und da kommt dann viel Gutes zusammen.
Ich meine, nur die Tatsache, dass die Badegäste es nicht wollten, ist schon fast ein Qualitätsmerkmal…

Dann musste ich zurück nach Hause, meine Waschmaschine war durchgelaufen, man hat so seine Verpflichtungen als Hausfrau.

Am Abend gab es Erbsenpüree à la Schuhbeck (mit viel Minze, kann ich immer nur hier auf Borkum machen, weil ich hier kein Minzbeschaffungsproblem habe, das Zeug wächst ausreichend im Kräuterbeet) mit Tortillachips als Vorspeise und Nudeln mit Tomaten und Feta als Hauptgang - die Herren waren entzückt und ich habe meine Vorräte etwas leergekocht.

Plan für morgen: Noch eine Fahrkarte besorgen und beim Onkel Rostschutzfarbe holen und den Ständer vom Waldsofa behandeln
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Samstag, 27. Mai 2023
alles ruhig
lange geschlafen, langsam wach geworden, Kaffee, O‘saft, angenehmer Start in den Tag.

Fortsetzung des Killerfeldzugs gegen die Ameisen, weiteres strategisches Ausbringen von Streupulver, der Befall wird sichtbar weniger, das beruhigt.

K bekämpfte die Fugenbegrünung, hatten wir letzte Woche vergessen. Ich hatte allerdings die Brennnesseln mit Brennnesseltod bestäubt und das Zeug hat sehr gut gewirkt. Man stäubt es großzügig über alles, aber nur die Brennnesseln gehen ein, ich habe heute zufrieden die Ergebnisse des letztwöchigen Bestäubungsaktion begutachtet.

Am Nachmittag größere Radtour, Einkaufen und Onkelbesuch, am Abend warmer Kartoffelsalat mit Würstchen.
Guter Tag
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Freitag, 26. Mai 2023
Angekommen
Wenn man erst um 19.30h abends mit der letzten Fähre rüberfährt, kommt man auch erst an, wenn es schon fast dunkel ist.

Wobei, so dunkel war es nicht als wir ankamen, aber wir mussten ja erst noch auspacken, den Kühlschrank einräumen, die Fahrräder abladen und allgemein etwas rumkrosen, bevor wir endlich losgefahren sind, um den neuen Fahrrädern die Insel zu zeigen.

Wir fuhren die große Runde, erst durch die Dünen und den Wald bis zur Deichscharte, dann von dort über den Loopdeelenweg und das Deckwerk am Wasser lang zurück, und weil es dann so spät und so dunkel waren, fuhren wir weiter über den verbotenen Weg, der eigentlich nur für Fußgänger freigegeben ist, den ich aber trotzdem natürlich dringlich mal mit dem Fahrrad fahren wollte. Wir fuhren über die neu verlegten Loopdeelen den gesamten Südstrand lang bis zur heimlichen Liebe, dort dann auf die große Promenade bis ins Dorf.

Als wir dort ankamen war es inzwischen dann wirklich schon dunkel, es reichte grade noch für ein Foto oben von der Aussichtspromenade.

Aber es war eine schöne Tour, ich bin sooo glücklich, dass ich dieses Fahrrad jetzt hier auf der Insel habe, der Unterschied ist so groß, ich kann es kaum fassen und weiß nur, dass es sich wirklich, wirklich gelohnt hat und dass es die richtige Entscheidung war, einfach das gleiche Rad noch mal zu kaufen
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Donnerstag, 25. Mai 2023
Ungeöst
Im Büro musste heute ein Vertrag geöst werden. Leider war keiner der Mitarbeiter, die sonst mit der Ösmaschine umgehen, im Büro anwesend und es pressierte etwas, weil sich Termine verschoben hatten und die Verträge genau jetzt gebraucht wurden. Es stand eine Vertragsunterzeichnung mit Presse und allem Pipapo an, leider ohne Notar, dann hätte der das Problem des Ösens übernommen.
So waren wir selber für die Ausfertigung der Verträge zuständig und leider handelte es sich auch noch um sehr dicke Verträge, über 30 Seiten und damit definitiv zu dick für die Ösenzange.
Weil der Chef erster Ordnung höchstpersönlich mit zwei Vertragsexemplaren zu dieser öffentlichen Vertragsunterzeichnung fahren würde, war es zudem auch noch wichtig, dass die Verträge schön geöst waren.

Wer einmal mit einem liederlichen geösten Vertrag bei unserem Chef erster Ordnung eine Unterschrift erbeten hat, versucht das kein zweites Mal, heute waren aber alle an der großen Ösmaschine ausgebildeten Mitarbeiter nicht anwesend.

Also habe ich mich selber damit beschäftigt, um sehr schnell festzustellen, dass wir gar keine Ösen haben für 30seitige Verträge. Die Maschine kann das, aber es braucht natürlich auch die passenden Ösen.

Ich konnte das gar nicht glauben, denn die Mitarbeiter im Hochbau ösen häufiger mal Architekten-Verträge und die sind auch immer sehr dick. Bis ich mir die Verträge zeigen ließ und nur noch staunte: Die lassen den Chef erster Ordnung einen ungeösten Vertrag unterschreiben und kloppen die Seiten anschließend irgendwie (Öse auch noch falschrum) zusammen, sieht total scheiße aus, ist unserer Architektentruppe aber piepsegal. Die versenken ohne mit der Wimper zu zucken zusätzlich 5-6 stellige Beträge beim Bau einer Immobilie, nur damit "die Linien aufgegriffen werden" oder irgendwo irgendeine architektonisch besonders anspruchsvolle Schönheit umgesetzt werden kann - aber für die simple Schönheit eines vernünftig geösten Vertrages haben sie kein Gespür. Es ist zum Heulen.

Ich bin dann durch das gesamte Bürgebäude gelaufen und habe in allen Nachbarbüros nach großen Ösen gefragt - erfolglos. Wir haben zwar zwei Anwaltsbüros und eine Unternehmensberatung in unserem Gebäude, aber keine großen Ösen.

Am Ende fuhr der Chef erster Ordnung mit zwei ungeösten, losen Vertragsausdrucken zum Termin, ich beschäftigte mich anschließend mit der Beschaffung von größeren Ösen
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Mittwoch, 24. Mai 2023
Geld ausgeben
Seitdem ich mir selber immer wieder eindringlich versichere, dass ich mittlerweile wirklich ausreichend reich bin, um mir bis an mein Lebensende keine finanziellen Sorgen mehr machen zu müssen, werde ich auch beim Geldausgeben nach und nach lockerer und suche nicht mehr grundsätzlich nach selbstkonstruierten oder mittelguten Secondhand-Lösungen, sondern lege zunehmend mehr Wert auf Komfort, Qualität und Bequemlichkeit.

Ich finde es faszinierend, mich bei dieser Transformation der Grundeinstellung selber zu beobachten, stelle dabei aber auch fest, dass es Bereiche gibt, in denen sich die Grundeinstellung ganz offensichtlich nicht ändert, hier scheint also die Frage des Geldausgebens nicht an die Menge der verfügbaren Mittel geknüpft zu sein, sondern an irgendwelche anderen Grundsätze, deren Regeln ich grade versuche herauszufinden

Wenn ich die Möglichkeiten des Geldausgebens mal aus der Sicht eines Buchhalters betrachte, dann gibt es genau zwei Varianten für Ausgaben: Investition oder Aufwand.
Oder anders ausgedrückt: Entweder kaufe ich mit meinem Geld materielle Güter, die ich dann besitze und immer wieder benutzen kann oder ich bezahle für Dienstleistungen und Erlebnisse, die anschließend einfach weg sind.

Die Glücksforschung meint, dass Geld ausgeben für Erlebnisse glücklicher macht als der Kauf materieller Dinge, eine Aussage, die ich noch nie nachempfinden konnte.

Ich bin ganz eindeutig Typ "Dinge kaufen", weil ich seit jeher davon überzeugt bin, dass man sich gute, richtige, wirksame Erlebnisse nicht kaufen kann. Oder vielleicht auch, weil mich käufliche Erlebnisse viel zu wenig interessieren. "Die wahren Abenteuer sind im Kopf", bringt meine Einstellung zu "Erlebnissen" sehr gut auf den Punkt.

Zum Glück haben aber andere Psychologen die Glücksforscherstudien noch mal untersucht und stellten fest, dass glücksteigerndes Konsumverhalten in Punkto Erlebnisse vor allem für Leute gilt, die sowieso über ausreichend Mittel verfügen.

Mit dieser Erklärung wird das Bild für mich rund, denn wenn ich mir eh schon von kleinauf kaufen kann, was ich will, ist der abnehmende Grenznutzen von immer mehr Dingen offensichtlich, weil ich mich ja in einem irren Tempo zumülle, wenn ich ungebremst immer weiter kaufe und natürlich macht es dann glücklicher, Geld für Dinge auszugeben, die keinen Platz wegnehmen.

Ich bin allerdings erst in weit fortgeschrittenem Alter reich geworden, so dass ich auch mit ausreichenden Geldmitteln immer noch lieber Dinge kaufe als Erlebnisse. Das Gefühl, ausreichend reich zu sein, materialisiert sich bei mir derzeit vor allem im Kauf bzw. Austausch vorhandener Gegenstände gegen neue und vor allem höherwertigere.

Aktuell bin ich in einem wahren Renovierungs-, Verbesserungs- und Umbaurausch, was das Haus auf Borkum angeht. Der Onkel witzelt schon ständig, dass ich mir da ein Schlösschen bastel und ich finde das völlig okay so.

Da ich sehr früh gelernt habe, meine verfügbaren Mittel planvoll und überlegt einzusetzen, sind bei mir eine Kosten-Nutzen-Analyse genauso wie "make or buy" Überlegungen stets Grundlage jeder Kaufentscheidung.

Gelernt habe ich im Laufe meines Lebens, dass ich grade bei diesen "make or buy" Überlegungen, nicht nur Geld sparen, sondern mir auch gleichzeitig wirklich schöne Erlebnisse einhandeln kann.

Als ich neulich mit einem Kollegen nach Berlin fuhr, reisten auch noch weitere Kollegen aus dem Mutterhaus gleichzeitig mit uns nach Berlin. Wir hatten reservierte Plätze in der zweiten Klasse gebucht, weil ich der Meinung bin, dass einen die zweite Klasse genauso bequem ans Ziel bringt, schließlich wollte und musste niemand unterwegs arbeiten. Außerdem hatte es für uns den Vorteil, dass wir nicht mit der etwas anstrengenden Truppe aus dem Mutterhaus zusammen reisen mussten, denn die reisten selbstverständlich erste Klasse. Allein für den Zusatznutzen des woanders sitzen zu können hätte ich wahrscheinlich sogar die Mehrkosten für die erste Klasse akzeptiert, was angenehmerweise in diesem Fall aber gar nicht nötig war. In Berlin angekommen, fuhren die Mutterhauskollegen mit dem Taxi ins Hotel, ich (wir) entschieden uns für den (kostenlosen) ÖPNV, weil wir weder Zeitdruck hatten noch schlechtes Wetter. Am Ende waren wir sogar vor den Taxifahrern im Hotel und hatten nicht nur eine lustige Fahrt mit S- und U-Bahn erlebt, sondern auch das gute Gefühl des erfolgreichen Empowerments erlebt.

Mir fällt das als gelungenes Beispiel für eine "make or buy" Entscheidung ein, weil hier genau das als Ergebnis rauskam, was ich mir vorher auch erhofft hatte: Wir waren nicht nur billiger, sondern auch schneller und gleichzeitig mit viel mehr lustigen Erlebnissen ans gleiche Ziel gekommen.
Seitdem ich nicht mehr in erster Linie an einem sparsamen Lebensstil interessiert bin, haben sich die Schwerpunkte bei einer "make or buy" Überlegung verschoben. Dass es preiswerter ist, Dinge selber zu machen, statt andere dafür zu bezahlen, ist in der Gesamtentscheidung inzwischen nur noch dann von Bedeutung, wenn der Zukauf von Leistungen wirklich auffallend teuer ist. Wichtiger ist mir heute, dass ich die richtige Qualität bekomme und/oder dass ich beim Selbermachen eine gute Chance auf Spaß haben habe.
Bei der Frage "Essen gehen oder selber kochen" ist ein sehr häufiger Grund gegen ein Essengehen im Restaurant, dass mir Selbstgekochtes häufig besser schmeckt und das auswärts Essen gehen natürlich auch Aufwand bedeutet, der mir oft anstrengender oder umständlicher erscheint als fix zu Hause etwas selber zu kochen.
Auswärts essen bedeutet, dass ich mir passende Kleidung anziehen muss, dass man in irgendeiner Weise die An- und Abreise bis zum Restaurant organisieren und erledigen muss, dass man von nervigen, fremden Menschen umgeben ist, dass man sich an andererleuts Benimmregeln halten muss und natürlich auch, dass es unbestreitbar deutlich teurer ist als selber kochen.
An Tagen, an denen ich komplett kochunwillig bin, finde ich es völlig okay, mir in der örtlichen Frittenbude eine Portion Pommes zu kaufen - die machen satt, schmecken immer gut, lassen sich gemütlich zu Hause essen und halten sich preislich im Rahmen.
Um mich für ein Essen im Restaurant zu entscheiden, muss das schon deutlich mehr bieten. - Dementsprechend selten gehen wir essen.


Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse geht es darum, aus einer Vielzahl von ähnlichen Angeboten das für sich selber passendste Angebot herauszufiltern, um so die Basis für einen brauchbaren Preisvergleich zu schaffen.
Dazu definiert man die zwingend notwendigen Funktionen und bewertet die Zusatzfunktionen. Wenn ich mir also eine Armbanduhr kaufen möchte, ist es eine zwingend notwendige Funktion, dass sie mit angemessener Präzision die Zeit anzeigt und dass ich sie mir ums Handgelenk binden kann. Uhren, die diese Funktionen nicht erfüllen, scheiden von vornherein aus. Es bleiben aber trotzdem noch unendlich viele verschiedene Modelle mit Preisen zwischen 1 und 10000€ übrig, wie viel mir eine Uhr letztlich wert ist, hängt deshalb von den Zusatzfunktionen ab und wie ich die jeweils einzeln und dann insgesamt bewerte.
Zusatzfunktionen sind zB:
Fabrikneu vom Händler oder gebraucht von privat
mit oder ohne Garantie,
Marke oder noname
Original oder Fake
Wasserdicht, tauchfest oder spritzgeschützt
usw. usw.

Seitdem ich mich ausreichend reich fühle, hat sich auch meine Bewertung der Zusatznutzen geändert, ich beobachte das an mir selber mit echter Faszination, aber ich habe in den letzten Jahren immer öfter mal Dinge fabrikneu vom Händler gekauft statt über ebay Kleinanzeigen oder auf dem Flohmarkt, einfach weil mir dieser Zusatznutzen die Mehrkosten wert war.

Vorteile beim Kauf von Neuware statt gebrauchter Ware, für die ich bereit bin, Geld zu bezahlen, :
• Ich muss nicht lange suchen, sondern kann jederzeit aus einer großen Anzahl von Anbietern auswählen
• Ich kann Dinge jetzt bekommen und nicht erst in drei Jahren, wenn sie auf dem Gebrauchtwarenmarkt angekommen sind
• Ich habe eine Gewährleistungs- und oft sogar eine Garantieverpflichtung, die es deutlich bequemer macht, eventuelle Schäden zu reparieren.
• Ich kann mit einem professionellen Verkäufer verhandeln und erspare mir die teilweise sehr seltsamen Privatverkäufer
• Ich bekomme im Zweifel eine professionelle Beratung und muss mich nicht selber mühsam woanders informieren
• Ich muss andere (mir bekannte) Menschen nicht um einen Gefallen bitten, sondern kann fremden Menschen einfach nur Geld geben

Was sich dagegen nicht geändert hat, ist meine Grundeinstellung zu dem von mir als Überkonsum definierten Dingen und Erlebnissen, die heute nicht mehr nur den Superreichen vorbehalten sind, sondern längst als Massenphänomen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und dementsprechend natürlich auch in ausufernder Menge konsumiert und gekauft werden.

Kann mir jemand die Notwendigkeit oder auch nur die Sinnhaftigkeit von Kreuzfahrten erklären? Oder von SUVs als Alltagsauto für Stadtmenschen? Oder von Flugreisen, wo es problemlos auch mit der Bahn ginge?
Ich weiß den Grund natürlich, weil alte und/oder übergewichtige Menschen diese Art des Reisens bzw. des Autofahrens (ich sach nur "hoher Einstieg", Opa verbiegt sich nicht mehr gerne) als Komfort empfinden und meinen, dieser Komfort stände ihnen jetzt zu, schließlich macht es der Nachbar auch.
Genau das ist aber das Gruselige daran, wir haben uns mittlerweile einen Mindeststandard angewöhnt, der als Selbstverständlichkeit und "ich habe ein Recht darauf" empfunden wird, weil es ja alle so machen, so dass es nicht mehr weit ist bis zu CW's spöttischer Feststellung: "Maybachs für alle" ist ja wohl das Mindeste, was sich ein Sozialstaat leisten können sollte.
Der persönliche Luxus des einzelnen wurde immer billiger und bezahlbarer und damit eben auch selbstverständlicher, so dass wir hier in Deutschland mit unseren 83 Mio. Einwohnern zwar nur auf Platz 19 der bevölkerungsreichsten Länder der Welt stehen, beim CO2 Ausstoß aber rasant nach vorne stoßen und hinter China, USA, Indien, Russland und Japan auf Platz sechs landen.
Stolz sein kann man darauf ja wohl eher nicht, dafür sind wir eben ein Staat, der sowohl die Freiheit als auch das Unvermögen des einzelnen sehr wertschätzt.

Was für einen vernünftigen Grund gibt es übrigens gegen ein Tempolimit? Wofür braucht man also noch so etwas wie einen Porsche? Oder all diese unsinnigen hochgezüchteten Rennautos oder sonstige Autoposerkarossen?

Ich sehe ein, dass man wegen der individuellen Mobilitätsmöglichkeit nicht sofort alle Autos verbieten kann, aber diesen reinen, wilden, unsinnigen und überflüssigen Motorspaß, dessen einziger Vorteil darin liegt, dass er der Einzelperson Freude bereitet, für die Gemeinschaft aber jede Menge Nachteile mit sich bringt, könnte man das nicht mal endlich abschaffen?
Diesen Motorsportfreunden geht es nicht um Mobilität oder gar um Bequemlichkeit oder darum, mit einem fahrbaren Untersatz von A nach B zu kommen, sondern nur um ihren ganz persönlichen, individuellen und privaten Spaß.
Sie mögen den Krach*, den ihre Fahrzeuge verursachen, den Gestank* und das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, die sich nicht an Sinnhaftigkeiten hält. Sie bilden sich ein, das wäre Freiheit, dabei ist es nur eine rücksichtslose Unverschämtheit. Fast alle rücksichtslosen Unverschämtheiten werden übrigens mit dem Schrei nach Freiheit begründet, ich hätte gern die Freiheit solche Idioten einfach rausschmeißen zu können. Auf den Mond schießen zum Beispiel, dort können sie dann machen, was sie wollen.
* sie nennen es "Sound" und "Benzinduft" und ich finde es ein wunderbares Beispiel, das sprachliche Schönfärberei die Realität weder leiser noch wohlriechender macht

Sorry, das war jetzt ein kurzer Ausbruch zu einem ganz anderen Thema, aber mir fehlt wirklich jedes Verständnis, warum dieser Individualspaß erlaubt und genehmigt ist, während andere Privatfreuden streng verboten sind und schwer sanktioniert werden, wenn man erwischt wird. Warum sind Drogen illegal? Wo genau ist der Unterschied? Warum darf man nicht nackicht durch die Fußgängerzone laufen und warum werden Exhibitionisten weggesperrt? Die wollen auch nur ihren Privatspaß. Ich glaube, hier gibt es noch sehr viele unlogische Beispiele.

Aber eigentlich war ich ja beim Geldausgeben und warum sich mein Geldausgabeverhalten verändert hat, seitdem ich mich nicht mehr von Hunger, Armut und Insolvenz bedroht sehe, wenn ich in einem Monat mal mehr ausgebe als reinkommt.

Peter Wittkamp hat sich da neulich auch Gedanken zu gemacht.

Er meint, ihm würde zu viel Geld die Freude an der Schnäppchenjagd vermiesen, weil 50cent für wirklich reiche Menschen nicht mehr so viel wert sind wie für arme Menschen und selbst 100€ irgendwann relativ nicht mehr auffallen. Und er meint, man nimmt den Luxus, in dem man lebt, irgendwann nicht mehr als etwas Besonderes wahr und freut sich dann nicht mehr darüber.

Ich kann ihn da beruhigen, bei mir zumindest tritt dieser Effekt nicht bei den kleinen Beträgen ein.
Im Gegenteil, Flohmarkt ist nach wie vor mein liebster Einkaufsort und ich freue mich jedes Mal wie Bolle, wenn ich dort wieder etwas, was ich schon länger suchte, besonders günstig erjagen konnte. Meine Vintage-Gartenstühle zB, die ich vor einiger Zeit auf dem Flohmarkt für 7,50€ das Stück gekauft habe, machen mir vor allem deshalb Spaß, weil sie so günstig waren. Ich hätte sie auch in Münster in einem "Antikkramwarenladen" kaufen können, aber dort sollten sie 75€ pro Stuhl kosten und das habe ich abgelehnt. Auch die Lidl-Rabattcoupons machen mir große Freude und selbstverständlich sammele ich jede Pfandflasche, um sie ordnungsgemäß wieder einlösen zu können.

Bei den großen Beträgen, also so ab vierstellig aufwärts, da habe ich allerdings tatsächlich eine andere Haltung eingenommen.
Da geht es aber auch nicht um Schnäppchenjagd, sondern um Dinge, die halt sind wie sie sind oder kosten, was sie kosten. Börsenschwankungen zB lassen ein sechsstelliges Depot innerhalb eines Tages regelmäßig um vierstellige Beträge sinken, aber auch steigen. Mein Rat, wenn Leute deshalb Panik bekommen: Nicht hingucken.

Und wenn man Häuser renoviert und Küchen kauft, dann lohnt es sich sicherlich, verschiedene Anbieter und Preise zu vergleichen und ich freue mich sehr, dass ich ein Küchenstudio gefunden habe, was mir eine Küche zu einem deutlich besseren Preis anbietet als das erste Küchenstudio hier in Münster, aber trotzdem kostet es nun mal, was es kostet und wenn man eh schon im fünfstelligen Bereich ist, dann ist es irgendwann auch egal und dann ist auch noch eine Dekton-Arbeitsplatte drin.

Wenn ich zusammenfasse, was sich an meinem Ausgabeverhalten geändert hat, seit dem ich dieses ausreichend-reich-Gefühl habe, so stelle ich fest, dass ich mir seit einiger Zeit Dinge in neu kaufe, die mir früher auch in gebraucht noch zu teuer gewesen wären.
Letztes Jahr zB diese neue Miele-Waschmaschine, immerhin die erste Miele in meinem Leben.
Dann diese tollen Gazelle-Fahrräder, das ich mir jetzt sogar ein zweites Mal gekauft habe, eben weil es so toll ist. Auf Rädern von Aldi&Co. kann man auch gut fahren, unbestritten, aber man merkt den Qualitätsunterschied schon deutlich.
Die neuen Türen auf Borkum, keine Baumarkt- sondern Schreinerqualität aus Massivholz, und natürlich die Küche - all das sind Dinge, die wären nicht notwendig gewesen, die alte Ausstattung hätte es auch noch weiter getan bzw. man hätte es auch deutlich preiswerter ersetzen können, aber es macht Spaß, sich so schöne Dinge leisten zu können und an dieser Stelle genieße ich es sehr, dass ich hierfür nun auch endlich gefühlt ausreichend reich bin.

Was sich nicht geändert hat, ist meine Einschätzung zu Dingen und hier vor allem Erlebnissen, die mir einfach nicht das Geld wert sind, das sie kosten.
Bevor ich für 3.000 € eine Woche Urlaub auf den Malediven mache, kaufe ich mir lieber das zweite Gazelle-E-Bike für Borkum.
Bevor ich 150 € für eine Konzertkarte für xy bezahle, kaufe ich mir lieber eine paar gute Kopfhörer und streame die Musik so oft ich will.
Bevor ich 100 € für einen Restaurantbesuch in einem 3-Sterne-Restaurant bezahle, kaufe ich mir lieber richtig gutes, edles Küchenzubehör und freue mich dann täglich daran, dass ich so gutes Werkzeug habe, mit dem ich mir leckeres Essen selber kochen kann.
Bevor ich 300 € für eine Hotelübernachtung bezahle, suche ich mir lieber ein günstiges Hotel für den halben Preis und gehe anschließend Schuhe shoppen. (oder Handtaschen).

Diese Liste ließe sich noch deutlich länger fortführen, es gibt sehr viele Dinge, die halte ich einfach nur für rausgeschmissenes Geld und wenn ich Geld gerne loswerden will, dann würde ich es lieber zielgerichtet spenden oder andere, deutlich sinnhaftere Dinge damit tun
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Dienstag, 23. Mai 2023
Dauerplatt
Trotz der vielen Auszeiten mit Feier- und Brückentagen werde ich diese ganz tiefsitzende, allesumfassende Dauererschöpfung nicht los. Ich habe das Gefühl, dass auch tagelanges dagegen Anschlafen nicht hilft, ich bin dann irgendwann vielleicht nicht mehr müde, aber trotzdem viel zu schlapp, um irgendetwas anderes zu wollen, als einfach nur möglichst regungslos irgendwo rumzusitzen.

Wahrscheinlich nur ein akuter Schub an Frühjahrsmüdigkeit, aber aktuell geht außer dem absolut notwendigen Pflichtprogramm im Büro kaum etwas, es ist schon sehr lästig
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Montag, 22. Mai 2023
Zauberei und Wunschpunkte
Hier verschwinden Dinge.
Wobei, das ist so nicht korrekt, die Dinge verschwinden nur vor mir bzw. für mich und meine Wahrnehmung. Oder sie verstecken sich, was auch immer, auf alle Fälle sind sie eine Zeitlang weg bis sie plötzlich wieder auftauchen, natürlich an genau den Stellen, wo ich vorher schon Xmal nachgeschaut hatte, weil es genau die Stellen sind, wo sie planmäßig auch sein sollten.
Aber ich schwöre, sie waren zwischenzeitlich unsichtbar. Oder nicht da. Was auch immer, es macht mich wahnsinnig.

Vorgestern habe ich den Schwamm gesucht, mit dem ich grade eben den Herd geputzt hatte. Ich habe den Herd nämlich jetzt schon mal in den örtlichen Facebook-Gruppen auf Borkum zum Verkauf angeboten, ein erster Stimmungstest, ob es überhaupt eine theoretische Möglichkeit des Verkaufs gibt. Die Reaktionen waren überwältigend, der Beitrag hat eine zweistellige Anzahl von Likes und mehrere Kommentare, in denen Leute Dinge schrieben wie: "Was für ein Traumherd", eine Interessentin würde ihn sofort nehmen, wenn sie einen Gasanschluss in der Küche hätte usw. grundsätzlich fanden ihn also viele Leute ganz toll, verkauft ist er leider trotzdem nicht, obwohl ich ihn zu einem sehr günstigen Preis angeboten habe. Mal sehen, wie es weitergeht.
Aber er ist jetzt sehr vorteilhaft fotografiert und vorher habe ich ihn geputzt. Mit einem Spezialschwamm, der sich quasi sofort, nach dem ich mit Putzen fertig war, für über zwei Stunden versteckt hielt. Dann tauchte er wieder auf, er lag friedlich neben dem Spüli und tat so, als läge er da schon seit Stunden. Unverschämtes Teil.

Gestern Abend suchte ich meine Gesichtscreme. Ich habe von N eine Spezialgesichtscreme bekommen, mit der ich die gelaserten Wunschpunkte in meinem Gesicht beschmiere, damit ich nicht auf Dauer aussehe wie ein Sams auf Freigang und die Creme wirkte auch schon sehr gut. Fast 80% der Punkte in meinem Gesicht habe ich inzwischen weggecremt, es ist also eine wirklich gute Creme. Nur gestern Abend war sie weg. Einfach nicht zu finden, dabei hätte ich geschworen, dass ich die Creme nach der Rückkehr aus Borkum, wo ich sie natürlich auch dabei hatte, ausgepackt und neben meine Zahnbürste gelegt habe. Die Zahnbürste war da, die Creme nicht. Also putzte ich mir die Zähne, benutzte eine andere Creme und ärgerte mich. Heute Morgen lag die Wunschpunktcreme neben der Zahnbürste. Ich hatte mir vorher, noch im Bett, einen weiteren Punkt aus dem Gesicht abgeknibbelt und mir dabei die Creme wieder herbeigewünscht, hat funktioniert, nur habe ich inzwischen kaum noch Wunschpunkte und ich sorge mich, wie das weitergeht, wenn alle weg sind.


Da ich ganz innen drin nicht wirklich an Wunschpunkte glaube, halte ich die Sachenverschwinderei für eine Folge meiner fortgeschrittenen Alterstüddeligkeit, nur so kann ich mir ohne Zauberei erklären, dass es den Dingen gelingt, so einen Schabernack mit mir zu treiben.
Andererseits lebt mein Westfalenmann schon seit jeher mit der Tatsache, dass sich auch vor ihm die allermeisten Dinge regelmäßig verstecken. Er ist so daran gewohnt, dass er schon vor Jahrzehnten aufgehört, überhaupt nach irgendwas zu suchen, er weiß längst, dass das nichts hilft, denn die Dinge sind ja nicht wirklich weg, nur halt grade nicht greifbar oder unsichtbar, für ihn.
Für mich galt das bisher nicht, so dass ich ihn stets mit großer Faszination dabei beobachtet habe, wie er sich morgens fürs Büro fertig machte, von der Kommode, auf der sein Autoschlüssel und sein Handy nebeneinander lagen, seinen Autoschlüssel einsteckte, zwei Etagen abwärts in die Tiefgarage lief und, wenn es gut ging, dann noch vor der Abfahrt merkte, dass er das Handy vergessen hatte, manchmal bemerkte er das aber auch erst nach einigen Kilometern Fahrt und drehte dann noch mal um. Seitdem er den Tesla hat, ist dieses Problem gelöst, er kann jetzt ohne Handy gar nicht mehr losfahren, denn der Schlüssel des Tesla ist im Handy hinterlegt, dafür läuft er jetzt jeden zweiten Morgen die zwei Etagen zwischen Schlafzimmer und Tiefgarage mehrfach, aber da er eh zu wenig Sport macht, ist das nur förderlich für ihn.

Dass mein Westfalenmann in einer Welt der unsichtbaren Dinge lebt, hat bei ihm also ganz eindeutig nichts mit dem Alter zu tun, bei ihm war das schon immer so. Dass ich aber jetzt auch in diese Welt abdrifte, das macht mich etwas nervös
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