... newer stories
Montag, 1. April 2024
Schuhauszieher
anje, 20:04h
"Wir werden ganz fürchterlich verlottern, wenn wir in Rente sind."
Mein Westfalenmann hat Zukunftsvisionen und es könnte sein, dass er recht hat.
Die letzte Woche haben wir das Verlottern schon mal ausgiebig getestet und (Stand heute) für gut befunden.
Keinem von uns ist bisher langweilig geworden, bei niemanden haben sich irgendwelche Hummeln im Hintern bemerkbar gemacht, wir waren uns ohne auch nur einen Ansatz von Widerspruch ganz ungewohnt vollkommen einig, dass es ein wunderbares Leben ist, wenn man mindestens bis mittags im Bett liegt und sich erst dann ganz langsam für ein Leben außerhalb des Bettes vorbereitet. (Kann an einzelnen Tagen aber auch problemlos als Programmpunkt entfallen.)
Bei meinem Westfalenmann bedeutet das, dass er sich zunächst mit einer Schlumperhose, T-Shirt und Latschen bekleidet, weit weg von ausgehfertig, er unterscheidet streng zwischen Kleidung für drinnen und Kleidung für draußen
Ich dagegen ziehe Jeans und richtige Schuhe auch als Drinnenbekleidung vor, weil ich kein echter Fan vom Team "Hausschuhe" bin und noch ungerner barfuß oder auf Socken rumlaufe. Jeanshosen finde ich nicht unbequem, nur die klassische "Bürokleidung", die ziehe ich nur an, wenn ich auch vorhabe ins Büro zu gehen (oder zu einer formalen Veranstaltung), hier auf Borkum kommt das nur sehr selten vor.
Dass ich auch im Haus die zur Kleidung passenden Schuhe anhabe, war bei mir übrigens schon immer so, eine der wenigen Angewohnheiten, die ich von meiner Mutter übernommen habe, die auch nur sehr ungerne Hausschuhe trägt. (Eigentlich nur, wenn sie noch nicht angezogen ist, also wenn sie im Schlafanzug ins Bad geht oder so.)
Das mit den Hausschuhen bzw. mit den "Straßenschuhen" in der Wohnung (oder eben nicht) ist ein Thema, das mich regelmäßig fasziniert, weil hier offensichtlich zwei Weltanschauungen aufeinanderprallen können, die sich mindestens so uneins sind, wie Katholen und Protestanten in Nordirland.
Anders als die Frage der Religion ist das mit der Überzeugung "Schuhe an oder aus" aber offensichtlich nicht familiär übertragen, sondern wurde anderweitig sozialisiert, anders kann ich mir nicht erklären, wo meine Schwester ihre obskure Hausschuhliebe her hat und weshalb ausgerechnet meine Kinder beim Betreten des Hauses als allererstes ihre Schuhe ausziehen (und dann im engen Flur unter der Garderobe rumstehen lassen, wo ich regelmäßig darüber stolpere und so eine "Schmutzschuhansammlung" auch noch ziemlich hässlich finde.)
Kurz vor einer Eskalation stand die Situation als ich vor Jahren mal J in Berlin in seiner neuen Wohnung besuchte und er forderte: "Schuhe aus." - Ich wollte daraufhin umdrehen und hätte kurzerhand darauf verzichtet, seine Wohnung zu betreten, wenn er nicht nachgegeben hätte.
Daran wird deutlich, dass ich es kompromisslos ablehne, meine Schuhe auszuziehen, wenn ich ein Haus/eine Wohnung betrete, wenn es nicht einen offensichtlichen Dreckmatschgrund gibt.
Gummistiefel (oder offensichtlich verdreckte Schuhe) auszuziehen bevor man die gute Stube betritt, kann ich akzeptieren, aber das Ausziehen von normalem Schuhwerk, mit dem man üblicherweise ja nicht durch klebrigen Mist gelaufen ist, halte ich für komplett entbehrlich. Insbesondere in fremden Wohnungen.
Meine Kinder wurden in großen Häusern mit gefliesten bzw. pflegeleichten, aber rutschigen (Parkett)-Böden groß, zudem besaßen wir einen Neufundländerhund (aka Riesendreckschleuder) und zwei Katzen, bei uns gab es also sogar gute Gründe, die Schuhe anzulassen, weil sonst ja die Socken schmutzig geworden wären - und trotzdem entwickelten sich meine Kinder zu Schuhausziehern, ich habe keine Erklärung dafür.
Meine Oma, die Mutter meines Vaters, war große Pantoffelliebhaberin und trug Straßenschuhe wirklich nur, wenn sie richtig das Haus verließ - und daran dachte, sie anzuziehen. Dass es ihr deshalb passierte, dass sie eines Abends im Abendkleid und Pantoffeln im Konzert erschien, verwunderte keinen, der sie kannte, für meine Mutter dagegen war das die Alptraumvorstellung schlechthin. Noch schrecklicher als gestopfte Unterhosen und Unfall.
Die Kompromisse, die ich beim Streit um dieses elementare Grundsatzthema bereit bin einzugehen, bestehen darin, dass ich Leute, bei denen Besucher die Schuhe ausziehen müssen, nicht besuche, dass aber umgekehrt mein Besuch seine Schuhe ausziehen darf, wenn er es unbedingt will. - Und das ist in meinen Augen schon ein großes Entgegenkommen, denn sowohl optisch als auch olfaktorisch sind mir beschuhte Füße in aller Regel lieber als unbeschuhte
.
Mein Westfalenmann hat Zukunftsvisionen und es könnte sein, dass er recht hat.
Die letzte Woche haben wir das Verlottern schon mal ausgiebig getestet und (Stand heute) für gut befunden.
Keinem von uns ist bisher langweilig geworden, bei niemanden haben sich irgendwelche Hummeln im Hintern bemerkbar gemacht, wir waren uns ohne auch nur einen Ansatz von Widerspruch ganz ungewohnt vollkommen einig, dass es ein wunderbares Leben ist, wenn man mindestens bis mittags im Bett liegt und sich erst dann ganz langsam für ein Leben außerhalb des Bettes vorbereitet. (Kann an einzelnen Tagen aber auch problemlos als Programmpunkt entfallen.)
Bei meinem Westfalenmann bedeutet das, dass er sich zunächst mit einer Schlumperhose, T-Shirt und Latschen bekleidet, weit weg von ausgehfertig, er unterscheidet streng zwischen Kleidung für drinnen und Kleidung für draußen
Ich dagegen ziehe Jeans und richtige Schuhe auch als Drinnenbekleidung vor, weil ich kein echter Fan vom Team "Hausschuhe" bin und noch ungerner barfuß oder auf Socken rumlaufe. Jeanshosen finde ich nicht unbequem, nur die klassische "Bürokleidung", die ziehe ich nur an, wenn ich auch vorhabe ins Büro zu gehen (oder zu einer formalen Veranstaltung), hier auf Borkum kommt das nur sehr selten vor.
Dass ich auch im Haus die zur Kleidung passenden Schuhe anhabe, war bei mir übrigens schon immer so, eine der wenigen Angewohnheiten, die ich von meiner Mutter übernommen habe, die auch nur sehr ungerne Hausschuhe trägt. (Eigentlich nur, wenn sie noch nicht angezogen ist, also wenn sie im Schlafanzug ins Bad geht oder so.)
Das mit den Hausschuhen bzw. mit den "Straßenschuhen" in der Wohnung (oder eben nicht) ist ein Thema, das mich regelmäßig fasziniert, weil hier offensichtlich zwei Weltanschauungen aufeinanderprallen können, die sich mindestens so uneins sind, wie Katholen und Protestanten in Nordirland.
Anders als die Frage der Religion ist das mit der Überzeugung "Schuhe an oder aus" aber offensichtlich nicht familiär übertragen, sondern wurde anderweitig sozialisiert, anders kann ich mir nicht erklären, wo meine Schwester ihre obskure Hausschuhliebe her hat und weshalb ausgerechnet meine Kinder beim Betreten des Hauses als allererstes ihre Schuhe ausziehen (und dann im engen Flur unter der Garderobe rumstehen lassen, wo ich regelmäßig darüber stolpere und so eine "Schmutzschuhansammlung" auch noch ziemlich hässlich finde.)
Kurz vor einer Eskalation stand die Situation als ich vor Jahren mal J in Berlin in seiner neuen Wohnung besuchte und er forderte: "Schuhe aus." - Ich wollte daraufhin umdrehen und hätte kurzerhand darauf verzichtet, seine Wohnung zu betreten, wenn er nicht nachgegeben hätte.
Daran wird deutlich, dass ich es kompromisslos ablehne, meine Schuhe auszuziehen, wenn ich ein Haus/eine Wohnung betrete, wenn es nicht einen offensichtlichen Dreckmatschgrund gibt.
Gummistiefel (oder offensichtlich verdreckte Schuhe) auszuziehen bevor man die gute Stube betritt, kann ich akzeptieren, aber das Ausziehen von normalem Schuhwerk, mit dem man üblicherweise ja nicht durch klebrigen Mist gelaufen ist, halte ich für komplett entbehrlich. Insbesondere in fremden Wohnungen.
Meine Kinder wurden in großen Häusern mit gefliesten bzw. pflegeleichten, aber rutschigen (Parkett)-Böden groß, zudem besaßen wir einen Neufundländerhund (aka Riesendreckschleuder) und zwei Katzen, bei uns gab es also sogar gute Gründe, die Schuhe anzulassen, weil sonst ja die Socken schmutzig geworden wären - und trotzdem entwickelten sich meine Kinder zu Schuhausziehern, ich habe keine Erklärung dafür.
Meine Oma, die Mutter meines Vaters, war große Pantoffelliebhaberin und trug Straßenschuhe wirklich nur, wenn sie richtig das Haus verließ - und daran dachte, sie anzuziehen. Dass es ihr deshalb passierte, dass sie eines Abends im Abendkleid und Pantoffeln im Konzert erschien, verwunderte keinen, der sie kannte, für meine Mutter dagegen war das die Alptraumvorstellung schlechthin. Noch schrecklicher als gestopfte Unterhosen und Unfall.
Die Kompromisse, die ich beim Streit um dieses elementare Grundsatzthema bereit bin einzugehen, bestehen darin, dass ich Leute, bei denen Besucher die Schuhe ausziehen müssen, nicht besuche, dass aber umgekehrt mein Besuch seine Schuhe ausziehen darf, wenn er es unbedingt will. - Und das ist in meinen Augen schon ein großes Entgegenkommen, denn sowohl optisch als auch olfaktorisch sind mir beschuhte Füße in aller Regel lieber als unbeschuhte
.
366 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt) ... ¿selber was sagen?
... older stories