anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 20. Dezember 2020
Blödsinnige Bürokratie
Lange geschlafen, das war gut.
Dann noch eine ganze Zeitlang im Bett gelegen und gelesen, das war auch sehr gut.
Aber seit dem Nachmittag sitze ich am Schreibtisch und bastele an den privaten Abschlüssen rum, das ist zwar produktiv und sinnvoll, macht aber keine gute Laune.

Immerhin habe ich eine (von insgesamt sechs) Firmen jetzt schon mal (fast) fertig, ausgerechnet die, von der ich annahm, dass sie besonders einfach fertig zustellen ist, aber das war eine grandiose Täuschung. Nun ja, jetzt ist es ja erledigt, allerdings habe ich jetzt auch Kopfschmerzen und einen Knoten im Hirn, weil es tatsächlich so kompliziert war, dass ich mich über drei Stunden hochkonzentriert mit der Buchhaltung befassen musste, um sicher zu sein, dass am Ende alles korrekt abgerechnet ist und irgendwie bin ich aus dem Alter raus, in dem Denksportaufgaben Spaß machten.

Jetzt nur noch die Technik, also die fertigen Zahlen in die Steuererklärung eintragen, eine E-Bilanz erstellen und alles übermitteln.

Und am Ende kommt eine Steuer von genau 0 € raus, weil die gesamte Firma nur existiert, um einen Immobilienkredit über ein Währungsdarlehen laufen zu lassen. Weil sich aber die Bankvorschriften geändert haben, dürfen Banken solche komplexen Finanzinstrumente (Währungskredite, Pfui!) jetzt nicht mehr an Privatpersonen ausgeben, sondern nur noch an Firmen. Also muss die Privatperson, die schon seit Jahren ihre Immobilienkredite immer über Währungsdarlehen finanziert hat, nun eine Firma gründen, über die dann der Kredit läuft, dann ist die Bankcompliance zufrieden.
Eine Firma muss aber steuerlich natürlich auch komplett abgebildet und erklärt werden, d.h. es braucht eine Buchhaltung, eine HGB-Bilanz mit GuV und Anhang (für den Bundesanzeiger, der Kram muss nämlich auch noch veröffentlicht werden) und eine E-Bilanz fürs Finanzamt.
Ein Privatmensch arbeitet mit Ein- und Auszahlungen, d.h. Dinge werden für ihn steuerlich wirksam, wenn das Geld fließt. Eine bilanzierende Firma arbeitet aber mit Forderungen und Verbindlichkeiten, hier kommt es also gar nicht auf den Geldfluss an, sondern auf die sogenannte "periodengerechte Zuordnung". Spannend wird es, wenn die Firma nur zum Weiterreichen da ist, dann müssen alle Beträge erst abgegrenzt und dann wieder aufgelöst werden und am Ende müssen sich die Steuererklärung des Privatmenschen (bei dem sich die Zinsen aus dem Währungskredit auswirken sollen) und die Steuererklärung der Firma so ergänzen, das insgesamt wieder alles auf Null ist. Es geht ja schließlich nicht um ein Steuersparmodell, sondern nur um eine Befriedigung der Bankvorschriften.
Das ist tatsächlich noch deutlich umständlicher und komplizierter als es sich so schon anhört.
Mir macht so etwas enorm viel schlechte Laune, weil ich diesen gesamten Vorschriftenkram so komplett überflüssig finde. Er ändert nämlich nichts. Er verhindert nichts und was Positives bewirkt er schon mal gar nicht, es wird nur alles noch aufwendiger in der Dokumentation als es eh schon ist, und statt sich mit produktiver Arbeit zu beschäftigen, vergeuden die Menschen, die zu solch einem Zirkus gezwungen werden, 90% ihrer Arbeitszeit mit völlig überflüssigem Bürokratieaufwand.
Ich könnte jedesmal darüber kotzen.

Aber so ist es eben, hoch lebe die Bürokratie, sonst fehlte ja einer unendlichen großen Anzahl von Verwaltungsmenschen komplett ihre Existenzberechtigung.

Die gute Nachricht des Tages: Alle drei Kinder sind heil auf Borkum angekommen, jetzt heißt es nur Daumendrücken, dass sie sich die nächsten Tage nicht die Köpfe einschlagen
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