anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 17. Dezember 2020
Ein Tag mit Wellengang und zerschlagenem Geschirr
Eigentlich hätte ich gedacht, ich wäre durch mit Pubertät und Wechseljahren und könnte mich langsam wieder an eine einigermaßen stabile und vor allem vorhersehbare Alltagsgemütslage gewöhnen, denn diese plötzlichen Stimmungswechsel von übermütigem Hopserschritt zu tobendem Umsichschlagen haben mich schon mit 15 genervt und mit 50 dann wieder, mir wäre es sehr recht, wenn das einfach mal ein Ende hätte. Denn natürlich bemerke ich, dass ich grade nicht alle Tassen klimperfrei einsortiert habe, aber wenn es dann unerwartet einen leichten Wellengang gibt, dann klimpert's eben und wenn der Wellengang etwas höher wird, dann scheppert's und ich kann nichts dagegen tun, außer mir selber zuzugucken und mich blöd zu finden.

Heute war ein Tag mit zunächst leichtem Wellengang, den ich bis zum Abend noch halbwegs elegant überstand, in dem ich mich gezwungen habe, das Gewässer zu wechseln und einfach mal komplett andere Dinge zu tun. Das war im Ergebnis dann sogar sehr zufriedenstellend, denn wenn man Dinge abhakt, die man seit Ewigkeiten auf seiner privaten to-do-Liste stehen hat, dann macht das zufrieden.
Vorher hatte ich mich über Kollegen aus dem Büro geärgert, eine fehlende Vorbereitung für eine dringliche Terminsache und ein umständliches Computerprogramm.
Die Terminsache habe ich dann mit dem ätzenden Computerprogramm alleine bearbeitet, am Ende war alles fristgerecht (und ich hoffe fehlerfrei) erledigt, es zog sich aber und während ich diese Ekelarbeit machte, kamen ständig Leute ins Büro, das Telefon klingelte und ich hatte noch einen Video-Call zwischendurch. Das trägt nicht zur Beruhigung des Wellengangs bei, am späten Nachmittag habe ich deshalb rigoros auf privat umgeschaltet und Dinge getan, die ich schon lange mal tun wollte.

Als ich gegen halb acht nach Hause kam, hatte ich schon wieder gute Laune und dachte, der Tag eignet sich für Experimente. Irgendwo war mir neulich ein Video mit Pizza aus dem Waffeleisen in die Timeline gestolpert, das sah ganz klasse aus, das wollte ich auch ausprobieren. Pizzafertigteig hatte ich schon gekauft, alle anderen Zutaten habe ich im Haus, ich freute mich auf einen schönen Abend.
Dann fiel mir ein, dass ich ja auch den neuen Chromecast-Dingsbums noch einrichten wollte, das kann ich ja mal eben vorher noch machen.

Tja, und das war's dann. Ab da eskalierte der Wellengang und es endete damit, dass ich in der Küche mit angebrannten Pizzateigresten und runtergefallenen Käsestreuseln um mich schmiss.

ICH BIN ZU BLÖD DAS SCHEISS GOOGLE-DINGS EINZURICHTEN.

Echt wahr, ich krieg's nicht hin.
Die Kack-Google-Home-App ist mitten beim Einrichten abgestürzt und von da an klappte nix mehr.
Dann habe ich aus Wut alles gelöscht, was nur dazu führte, dass alles, was schon fertig eingerichtet war, dann auch nicht mehr funktionierte, dann habe ich alles mögliche angeklickt und ausprobiert, um irgendwann frustriert aufzugeben, weil ich durch meine wahllose Klickerei mittlerweile alles derart verfuddelt hatte, dass es auch keinen Sinn mehr machte, da noch etwas retten zu wollen.

Ich hasse es, wenn ich so Computergedöns nicht vernünftig bedienen kann.
Ich hasse es sehr, weil es ja auch einen Großteil meines Selbstbildes zerstört, schließlich bilde ich mir ein, ich bin klug und technikaffin und erfahren und aufgeschlossen und was weiß ich, was ich mir noch alles für alberne positive Eigenschaften einbilde, die dann alle nicht wahr sind.

Und das mit Pizza im Waffeleisen ist auch eine Scheißidee.
Ich habe mir am Waffeleisen die Finger verbrannt, die blöde Pizza hält nicht die Form (wie rollt man rechteckige Pizzastücke aus, die genau die Größe des Waffeleisens haben?), die Tomatensoße ist mir auf die weiße Bluse gekleckert (natürlich ziehe ich mich nicht um, wenn ich nur mal eben Pizzawaffeln backen will), ein Blusenärmel hing zusätzlich im Olivenöl und als ich schließlich alles zusammengebaut und ausgebacken hatte, da schmeckte das ganze auch noch miserabel, viel zu viel Teig, viel zu trocken und insgesamt einfach bäh.
Mein Westfalenmann fällte das negativste Urteil, das er zu vergeben hat: "Musste nicht noch mal machen." - Recht hat er, das war alles eine ziemlich Pleite heute.

Morgen probiere ich noch mal neu, aber ich ahne schon, dass es kompliziert wird, denn ich weiß jetzt schon, was mir nicht gelingen wird: Ich habe gegen 18.30h kein Essen auf dem Tisch stehen, weil ich zu viel im Büro zu tun habe und bestimmt nicht rechtzeitig genug nach Hause komme.
Da ärgere ich mich jetzt schon drüber, denn morgen kommt N und bringt eine Kollegin mit, der er angeboten hat, sie könnte hier etwas essen, bevor sie weiterfährt, ich hab nur nix zu essen fertig, wenn er kommt, so'n Murks
.

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