anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 15. März 2020
Ein bisschen Abwechslung
Heute nur eine Kurzfassung des Tages, weil das Leben ja eh überwiegend von einem Verfolgen der aktuellen News-Meldungen bestimmt ist und sowieso keiner weiß, wie das noch weiter geht, aber immerhin haben wir heute für ein wenig private Abwechslung gesorgt, weil K dringend mal wieder fliegen wollte und zu zweit in einem Flieger durch die Gegend zu cruisen führt ja nicht zu einem erhöhten Coronarisiko und Klimakrise steht aktuell ja gar nicht auf der Tagesordnung.
Wir fuhren also zum Flugplatz und kramten eine ziemlich verstaubte Maschine aus dem Hangar. Wir hatten dabei das Gefühl, dass sich alle Leute freuten als wir auftauchten, weil wir eine angenehme Unterbrechung ihrer Langeweile waren. Die Leute in der Fummelbude (Sicherheitskontrolle) waren richtig gesprächig, leider hatten sie auch sehr viel Zeit zum Kontrollieren, mich regt das ja immer auf, aber nun ja, es ist halt ihr Job.

Als wir übers Vorfeld liefen, fielen mir diese Gepäckwagen auf



Der Name dieser Airline steht aktuell wohl eher nicht für viel Fun....

Am Flugplatz war ansonsten stumpf überhaupt nichts los, ziemlicher Stillstand beschreibt es am besten, wir fühlten uns schon irgendwie einsam, so ganz allein auf dem ansonsten fast menschenleeren Flugfeld, ist aber auch mal ein Erlebnis.

In der Luft war dafür richtig was los. Das hohe Fliegeraufkommen bekommt man über den Funk mit, weil wir uns kurz nach dem Start beim Fluginformationsdienst anmeldeten - und da hatten die Lotsen alle Hände voll zu tun.
Wir landeten dann einfach nur so und vor allem zum Tanken in Leer (günstigste Tankstelle in 300 Meilen Umgebung), da gibt es ja nur Privatflieger und da war richtig Traffic. Dabei war eigentlich überhaupt kein schönes Fliegerwetter, aber ich denke, es ging den anderen Piloten genau wie uns: Völlig egal wo man hinfliegt, die Hauptsache einfach nur mal raus und in die Luft, da fühlt man sich frei und kann all die Verbote und Einschränkungen, die das Leben am Boden derzeit beherrschen, mal für eine Zeit hinter sich lassen.

Weil ich dann schon mal in Leer war, habe ich auch noch fix den Vater besucht, der kriegt das alles gar nicht mehr richtig mit, was hier draußen grade so abgeht, ist aber sicher auch besser so.

Auch die Ostfriesischen Inseln sind jetzt für den Tourismus gesperrt, ich habe mit dem Onkel telefoniert, den das sehr erleichtert. Der gehört nämlich auch zur akuten Risikogruppe (Alter und Diabetes) und hat sich schon große Sorgen gemacht, dass er das Haus wohl dann für sehr lange gar nicht mehr verlassen darf, weil ihm die Kurgäste ja ganz sicher die Seuche auf die Insel schleppen werden.

Jetzt hoffen wir mal, dass es nicht schon zu spät war, das wird sich sicher in den nächsten Tagen zeigen
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