anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 2. März 2018
Erledigt!
Heute Abend habe ich es endlich geschafft, für eine Bekannte die Steuererklärung fertig zu stellen, deren Unterlagen ich tatsächlich schon seit Anfang September jeden (JEDEN!) Tag in meiner Laptoptasche mit mir rumschleppe.
Okay, es ist auch tatsächlich eine sehr umfangreiche Steuererklärung, und obwohl ich die jetzt schon seit mehr als zwanzig Jahren mache, so brauche ich doch immer noch mindestens fünf-sechs Stunden bis alles fertig ist. Mindestens, denn diesmal war es insgesamt noch länger, weil ich dreimal angefangen habe, nur um dann jedesmal festzustellen, dass mir noch Unterlagen oder Informationen fehlen.
Doch das Problem sind dabei nicht die Stunden, die ich für die Fertigstellung brauche, sondern das Anfangen. Dieser unglaublich schwer zu überwindende Berg der Selbstverweigerung, der steht mir da am allermeisten im Weg. Ich weiß gar nicht, an wie vielen Abenden ich mir vorgenommen habe, dass ich jetzt aber endlich und heute mache ich das, verdammt, das muss doch nun wirklich erledigt werden - nur um mich zu Hause dann dreimal um mich selber zu drehen, dabei ausreichend Abwechslung, Ablenkung und Ausreden gefunden zu haben, um es ausgerechnet heute nicht, sondern morgen zu machen. Mit solchen Manövern rauscht ein halbes Jahr wie nix an einem vorbei und jeden Tag nimmt man sich aufs Neue vor, dass heute endlich, um dann jeden Abend erneut an sich selber zu scheitern.
Das verursacht natürlich außer großer Unzufriedenheit mit sich selber auch einen latenten Dauerstress, weil man ja nie frei hat, sondern immer einen Berg an Aufgaben vor sich her schiebt und mit sich rumschleppt, der sich auf Dauer aufs Gemüt schlägt, weil einem alles so hoffnungslos erscheint.
Eigentlich ist es eine Kleinigkeit, man muss sich nur einmal zusammenreißen und einen Abend durcharbeiten und es ist geschafft - aber wenn man 180mal die Erfahrung gemacht hat, dass man es nicht schafft, sich einen Abend zusammenzureißen, weil man einfach VERDAMMT NOCHMAL KEINEN BOCK hat, abends (oder am Wochenende) noch weiterzuarbeiten, weil man sich schließlich schon jeden Tag acht Stunden im Büro mit so einem Kram beschäftigt hat und dann muss es doch auch mal gut sein, wenn man also irgendwann ganz klar erkennt, dass man überhaupt nicht der coole Typ ist, der man so gerne wäre, sondern ein schmieriger, alter Jammerlappen, der nichts mehr gebacken bekommt, weil er sich ständig nur selber leid tut, genau dann ist der Moment gekommen, wo man es schaffen kann, aus diesem Teufelskreis aus Selbstmitleid und gelähmter Passivität auszusteigen und mit einem kleinen Schwung "ichschaffedas" und einer großen Portion Trotz (jetzt reicht's, ich lasse mich doch nicht ständig von mir selber verarschen) derartige uralt Aufgaben doch noch zu erledigen.

In den letzten 14 Tagen habe ich ja schon eine ganze Menge dieser Selbstüberwindungshormone freigesetzt und zunächst mal all die gruseligen Abschlussarbeiten von CW's Horrorhinterlassenschaft seit 2014 aufgearbeitet, so dass ich heute Abend in einem letzten Rest "jetzt will ich auch alles fertig haben" es geschafft habe, auch diese letzte Steuererklärung endlich fertigzustellen.

Jetzt fühle ich mich unglaublich frei und erleichtert und habe tatsächlich das erste Mal seit Monaten das Gefühl, es ist doch noch nicht alles verloren.

Trotzdem lauern natürlich schon die nächsten üblen Zwangsaufgaben, die ebenfalls dringlichst erledigt werden müssen, irgendwas ist eben immer, aber wenigstens ist der alte Müll jetzt zunächst komplett und rückstandsfrei erledigt.
Hossa
!

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