anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 2. Januar 2019
Lüttje Neijjaar
Der zweite Januar heißt hier auf Borkum lüttje Neijjaar, "kleines Neujahr", weil man es langsam angehen lässt, mit dem neuen Jahr.
Viele Handwerker arbeiten noch nicht, sondern treffen sich zum Skatspielen und Biertrinken in den außerhalb des Dorfes liegenden Restaurants und verbringen dort den ganzen Tag.
Lüttje Neijjaar ist irgendwie so ein halber Feiertag, das gefällt mir gut.
Heute war auch noch tolles Wetter, das hätten wir gestern zum Anbaden gebraucht, aber nun ja, habe ich eben heute an der Promenade in der Sonne gesessen, die Ärmel hochgeschoben und beim Leute gucken Vitamin D getankt.

Das Bild passt jetzt nicht richtig zum Text, weil genau keine Leute drauf sind, das liegt aber nur daran, weil ich mir beim Knipsen noch nicht überlegt habe, was ich eigentlich schreiben will. Denn bis die Stelle vor meiner Bank tatsächlich mal kurzfristig menschenleer war, musste ich fast fünf Minuten warten, Landschaftsfotografie heute nur unter erschwerten Bedingungen. Grundsätzlich finde ich Bilder ohne Leute drauf ja schöner, aber heute war es schon arg voll am Strand und auf der Promenade, nun ja, dafür sieht man das schöne Wetter.

Im Vaterhaus war Post angekommen, neue Rechnungen der Ärzte und Krankenhäuser. Das Krankenversicherungssystem der Beamten ist ja ungleich komplizierter als das der Normalsterblichversicherten, denn eigentlich müssen die Beamten mit der Bezahlung der Rechnungen immer in Vorkasse gehen und dann hoffen, dass die Beihilfe und die Krankenkasse die eingereichten Rechnungen zügig erstatten. "Eigentlich müssten sie in Vorkasse gehen", weil, muss man nur so machen, wenn man sich als preußisch korrekter Beamter an die Zahlungsfristen auf den Rechnungen halten will.
Da ich ja nun kein preußisch korrekter Beamter bin, die Rechnung zudem ja noch nicht mal für mich sind, habe ich ganz entspannt überhaupt keine Skrupel, die Rechnungen erst dann zu bezahlen, wenn Beihilfe und Krankenkasse erstattet haben, vorher ist halt kein Geld da. Punkt.
Sehr positiv finde ich allerdings, dass sowohl die Krankenkasse als auch die Beihilfe mittlerweile eine App anbieten, mit der man die Rechnungen fotografieren und dann direkt online übermitteln kann. Das spart nicht nur Porto, sondern auch Zeit.
Während ich also heute die frisch eingetrudelten Rechnungen so nach und nach online den zuständigen Stellen zuleitete, habe ich mir überlegt, dass die Banken so ein System doch auch einführen könnten. Dann müsste ich zum Geldeinzahlen auch nicht mehr zum Schalter, sondern würde einfach die Scheine fotografieren und dann meinem Konto gutschreiben lassen. Dann würde ich auch die Arztrechnungen ohne Wartezeit schneller bezahlen.

K trägt seit einiger Zeit nur noch seine alte Brille. Er hat letztes Jahr eine neue, Brille bekommen, die nicht nur viel hübscher ist, sondern auch deutlich geänderte Sehstärken hat. Nach seiner eigenen Aussage, kann er damit deutlich besser sehen. Aber irgendwie tauchte die auf seiner Nase nicht mehr auf. Ich vermutete also, dass die Brille zwar nicht weg ist, aber halt grade nicht da.
Bei K ist nie irgendetwas weg, nur manchmal nicht griffbereit, weshalb er auch niemals nie etwas sucht, selbst seine Schlüssel, sein Portemonnaie oder seine Ausweispapiere nicht, "wird schon wieder auftauchen" ist sein Dauermantra, was mich komplett kirre macht, denn ich suche ständig und sofort, wenn irgendetwas mal grade nicht griffbereit ist - und wenn mein Schlüssel nicht da ist, wo er sein sollte, dann werde ich mittelschwer hysterisch. Das gleiche gilt für Portemonnaie und Handtasche, bevor ich nicht alle Dinge zusammenhabe, ist es mir unmöglich das Haus zu verlassen.
Da ich um Ks legere Grundhaltung weiß, fragte ich also nach und bot an, dass ich ja vielleicht mal schauen könnte, wo die neue Brille ist - es stellte sich aber heraus, dass sie tatsächlich nicht weg, sondern wirklich spontan griffbereit war. Auf mein erstauntes Fragen, weshalb er sie denn nicht trägt, bekam ich zur Antwort, dass er die alte auch mal wieder tragen wolle, damit beide Brillen gleichmäßig abgenutzt werden. - Ich glaube, diese Einstellung ist so sehr westfälisch, dass ich mir jeden weiteren Kommentar verkniffen habe
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