anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 4. Februar 2017
Shopping
Heute war ich einkaufen, oder genauer: ich war shoppen.
Das ist deswegen ein erwähnenswerter Umstand, weil ich das so extrem selten tue. Aber heute bin ich tatsächlich zusammen mit K. durch die Fußgängerzone einer Stadt gebummelt und wir haben ganz viele Anziehsachen gekauft, jeder von uns hat etwas bekommen.
Es ist jetzt nicht so, dass wir in die Stadt gefahren wären, weil wir Anziehsachen kaufen wollten. Nein, keiner von uns braucht wirklich irgendetwas Neues zum anziehen, wir haben alle beide ausgesprochen gut gefüllte Kleiderschränke. Andererseits hat man natürlich nie das Richtige und etwas Neues zu haben ist auch immer schön. Doch eigentlich wollte ich nur eine Brille haben.
Ich finde, wenn man immer eine Brille trägt, was ich ja, seitdem ich diese Gleitsichtbrille habe, tatsächlich konsequent tue, dann ist eine Brille so etwas wie Schuhe. Eine reicht nicht, man braucht einfach mehrere, damit man auch je nach Outfitstil ein entsprechendes Brillenmodell dazu kombinieren kann. Und deswegen hätte ich gerne noch eine weitere Brille. Das ist aber gar nicht so einfach, denn das Gestell, was ich mir vorstelle, scheint noch nicht designt zu sein. Oder ich war noch nicht in dem richtigen Brillenladen. Weil ich das für das entschieden wahrscheinlichere Argument halte, wollte ich heute unbedingt in noch mehr Brillenläden gehen, die Optiker hier in Greven habe ich schon durch.
Deswegen sind K. und ich heute in eine etwas größere Stadt gefahren, ich hatte gegoogelt, wo es die meisten Brillenläden auf einen Haufen gibt.
Ich habe auch ganz viele Brillen aufprobiert, nur mein Gestell war nicht dabei.
Deshalb sind wir einfach noch etwas weiter durch die Stadt gebummelt und dann war da ein Marc O'Polo Laden.
Eigentlich bin ich ja relativ immun gegen Klamottenläden, weil ich schon viel zu lange und viel zu erfolgreich meine Bekleidung auf dem Flohmarkt oder in Secondhandshops kaufe. Das verdirbt die individuelle Preiselastizität, ich finde fünf Euro für eine hochwertige Markenhose immer schon teuer. Und ich trage fast ausschließlich sehr hochwertige Markenklamotten.
Aber ausgerechnet Marc O'Polo ist eine Marke, da reagiere ich fast immer drauf. Während meines Studiums habe ich mir meinen Unterhalt überwiegend durch Klavierunterricht verdient und zwar bin ich zu dem jeweiligen Klavierschüler ins Haus gefahren. Bei einer Familie habe ich die Töchter fast acht Jahre unterrichtet und mich im Laufe der Zeit mit der Mutter der Mädchen immer mehr angefreundet und wir haben oft nach dem Unterricht noch mal mindestens so lange gequatscht wie ich nur für den Unterricht engagiert war. Ich habe die Termine für diese Familie vorsätzlich immer auf den frühen Abend gelegt, damit ich danach unbegrenzt Zeit hatte. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, diese Familie gehörte zum gehobenen Mittelstand. Aus damaliger Sicht hatte ich das Gefühl, die Leute haben einfach unbegrenzt Geld. Dabei waren sie aber eben keine Snobs oder irgendwie neureich sondern ausgesprochen nett, sympathisch und natürlich. Besonders gut gefiel mir der Kleidungsstil der Mutter. Sie trug überwiegend Klamotten von Marc O'Polo und zweimal hat sie mir einen abgelegten Pullover geschenkt, den ich hütete wie einen Goldschatz. Einen dieser Pullover besitze ich bis heute.
Natürlich war ich damals dann auch mal in so einem Marc O'Polo Laden gucken, aber die Preise dort sprengten jedes Budget, was ich mir vorstellen konnte. Pullover unter 100 DM gab es gar nicht. In dieser Zeit brannte sich bei mir die feste Verbindung ein: Marc O'Polo = totschicke Klamotten, aber leider auch unendlich teuer.
Heute ist mir längst klar, dass Marc O'Polo vielleicht keine Billigmarke ist, aber von unendlich teuer kann nun wirklich keine Rede sein. Trotzdem reagiere ich immer noch mit ganz viel positivem Gefühl, wenn ich irgend etwas von Marc O'Polo sehe. Und deshalb musste ich natürlich heute unbedingt in diesen Laden gehen, ganz viele Marc O'Polo Klamotten auf einen Haufen, vielleicht haben die ja etwas reduziert.
Hatten sie. Ich besitze jetzt eine neue Samtstretchjeans in der Farbe "Asche der Rosen" mit passendem Oberteil.
Die Farbe "Asche der Rosen" fällt zeitlich zusammen mit der positiven Prägung für Kleidung von Marc O'Polo, denn der Begriff stammt aus dem Roman "Dornenvögel", den ich mit Anfang 20 mit unglaublich romantischen Vorstellungen mindestens dreimal gelesen habe. Für ein Outfit von Marc O'Polo in dieser Farbe, ich glaube vor 30 Jahren hätte ich dafür meine Seele verkauft.
Für K. habe ich in dem Laden dann auch noch ganz tolle Sachen gefunden, Hose, Hemd und Jacke, so dass ich jetzt nicht nur mit meiner eigenen Kleidung angeben kann, sondern auch noch mit einem totschicken Mann neben mir.
Und weil wir uns dann einmal warm geshoppt hatten, sind wir noch in den nächsten Laden gegangen, dort hatten wir nämlich das Auto geparkt, und wenn man dort einkauft, kann man reduziert parken.
Selbstverständlich ist es ausgesprochen wirtschaftlich, für 700 € einzukaufen um bei der Parkgebühr 0,50 € zu sparen.
Deshalb habe ich jetzt eine neue Jacke mit passender Weste dazu (Weste über Jacke, was bedeutet, dass die Weste so groß ist, dass ich sie über jede Jacke anziehen kann) und K. einen neuen Anzug mit Hemd, Schlips und Gürtel - und wir hatten beide einen richtig tollen Tag
.
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