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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 5. März 2023
Saubermachtag und Styling
Es begann damit, dass Sonntag ist und ich deshalb meine Haare waschen musste.
Mehr als einmal die Woche bin ich dazu nicht bereit, aber noch seltener Haare zu waschen ist auch schwierig, es juckt irgendwann. Also Sonntags, da muss ich wenigstens anschließend nicht ins Büro und die Haare können ungestört in Ruhe vor sich hin trocknen.
Fönen ist ja auch nicht so meins, überhaupt ist mein Stylinginteresse ja inzwischen arg zusammengeschrumpelt, weil ich mir irgendwann die spannende Frage des "für wen eigentlich?" gestellt habe und zu der ernüchternden Erkenntnis gelangt bin, dass es meinem Westfalenmann sozusagen gar nicht aufgefallen war, dass ich vor drei Jahren über Nacht aufhörte, mich zu schminken, sondern er nur bemerkte, dass ich wohl doch keine Myxomatose habe und deswegen nicht mehr erschossen werden müsste, wenn ich ein Kaninchen wäre.

Ich hatte nämlich eine lange Zeitlang ständig tränende Augen mit roten Lidrändern, bis die Augenärztin eine chronische Lidrandentzündung diagnostizierte, mir Antibiotikum verschrieb, um den Akutzustand in Griff zu bekommen und mir dringend empfahl, das Augen Make Up künftig wegzulassen, wenn ich nicht dauerhaft mit tränenden und rotgeränderten Augen rumlaufen möchte.

Also habe ich damals nach ungefähr 40 Jahren, in denen so Dinge wie Lidstrich und Wimperntusche täglich zu meinem Leben gehört hatten, die Anmalerei eingestellt - und festgestellt, dass es niemand bemerkt hat. Vielleicht waren alle zu höflich, mich darauf hinzuweisen, wie scheiße ich ohne MakeUp aussehe, ich glaube allerdings, es hat wirklich keiner bemerkt, weil der Unterschied hauptsächlich innen in meinem Kopf steckte und seitdem ich mich selber an meinen neuen, ungeschminkt nackichten Style gewöhnt habe, frage ich mich, warum ich dafür 40 Jahre brauchte.

Wenn man sein Gesicht nicht mehr anmalt, beginnt man natürlich auch andere Stylingmarotten zu hinterfragen. Highheels zum Beispiel sind auch so ein nicht notwendiger Umstand.
Ich habe jahrezehntelang sehr gerne und oft Highheels getragen, aber wirklich bequem sind auch die bequemsten Highheels nicht, zumindest nicht, wenn man sie mit Sneakers vergleicht.
Die Highheeltragerei hatte sich dann von ganz alleine seit Sommer 2020 erledigt, als ich von der Schaufel gefallen war und mir dabei alle Bänder im Fuß zerrissen und die Mittelfußknochen gebrochen hatte. Mit so einem Fuß ist man froh, wenn man überhaupt in Sneakers schmerzfrei laufen kann, Absatzschuhe waren monatelang außerhalb jeder Möglichkeit - und als der Fuß wieder einigermaßen repariert war, hatte ich jedes Interesse an diesen Schuhen verloren.

Unangemaltes Gesicht und Highheels passt auch nicht sinnvoll zusammen. Und die Frage nach dem "für wen?" konnte ich halt auch nicht mehr beantworten. Ich hatte das Interesse verloren, andere Menschen durch reine gestylte Körperlichkeit (positiv?) beeinflussen zu wollen, beobachte seitdem aber mit großer Faszination, dass vor allem Frauen mittleren Alters, also so zwischen 40-60, sehr häufig zu besonders highen Highheels neigen und ausgerechnet bei Frauen, bei denen ich annehme, die haben es doch nun wirklich nicht nötig, sich noch zusätzliche Punkte über Stöckelschuhe einzusammeln, grade solche Frauen tragen nach meiner subjektiven Wahrnehmung überproportional oft extrahohe Stöckel. Ich nenne da mal Caroline Kebekus oder Anja Reschke als Beispiele, bei denen ich mich wirklich regelmäßig frage: Warum??

Na, wie auch immer, ich habe meine Stöckelschuhe aussortiert, MakeUp finde ich auch nicht mehr wichtig, an neun von zehn Tagen binde ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und fühle mich damit insgesamt so deutlich viel wohler und authentischer, (unabhängig davon, dass es eben auch deutlich viel bequemer und zeitsparender ist), dass ich immer wieder erstaunt darüber bin, warum das nicht jede so macht.

Heute war also Haarewaschen dran, leider fiel mir das erst um 11h ein, bis dahin hatte ich nämlich rumgedröselt, Kaffee gekocht (ich war alleine nach Borkum gefahren), Orangensaft gepresst, Internet gelesen und Spülmaschine angeworfen (immerhin daran hatte ich rechtzeitig gedacht). Als mir um 11h auffiel, dass ich nur noch zwei Stunden habe, um außer Haarewaschen auch alles andere zu erledigen, wurde ich deutlich schneller.

Die Haare wurden deshalb anschließend auch mit dem Fön trockengepustet, ich wollte nicht mit Schnupfen und nassen Haaren draußen rumlaufen, weil ich vor der Abfahrt noch unbedingt einmal ins Dorf fahren wollte, um dort noch zwei Fahrkarten für die nächsten Automitnehmtermine zu kaufen. Grade zu Beginn und Ende der Ferien sind die Fähren ja sonst ruckzuck ausgebucht. Jetzt bin ich bis Juli safe.

Ich habe also das Haus wieder in einen sauberen und aufgeräumten sowie winterfesten Zustand gebracht, habe alles, was mitmusste, ins Auto geräumt, habe die Fahrkarten gekauft, mich anschließend vom Onkel verabschiedet und fuhr dann zur Fähre.
Alles klappte ohne Störung, Ankunft in Greven um 17.30h, wo K schon darauf wartete, dass ich endlich wieder da bin, wir stellten gemeinsam fest, dass das Leben zu zweit deutlich schöner ist als alleine.

In MareTV lief ein Film über Borkum, ist ganz gut geworden, finde ich, wen es interessiert: Hier ist der Link zur Mediathek (noch bis 2.9.2023)
https://www.ardmediathek.de/video/maretv/borkum-insel-ostfriesen-unter-sich/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjMzOTcwM19nYW56ZVNlbmR1bmc

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