anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 24. September 2023
Flohmarkt, Eis und E-Mobilitätsüberlegungen
Es war heute wirklich ganz wunderschönes Wetter, strahlender Sonnenschein, blauer Himmel mit ein paar reizenden Schäfchenwolken, wenig Wind und Temperaturen um die 20°C, besseres Wetter kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Angenehm warm aber nicht zu warm, ich war mit einer Jeanshose, Boots und einem kurzärmeligen Baumwollpulli genau richtig gekleidet und fühlte mich wohl, natürlich wollte ich bei diesem Wetter nicht drinnen sitzen und blöde Steuererklärungen machen.

Außerdem musste ich ja raus, um das Päckchen mit dem Notizbuch in der Packstation einzuliefern, wenn man also sowieso unterwegs ist, kann man auch gleich schauen, ob in der Nähe noch ein Flohmarkt ist.

Und tatsächlich, es gab einen süßen kleinen Flohmarkt in Telgte, also machten wir uns auf zu einem Ausflug durchs Münsterland.
In Telgte angekommen fanden wir zwar eine Packstation, aber keinen Flohmarkt, der war nämlich abgesagt, wie eine etwas intensivere Internetrecherche ergab.
Da wir aber nun schon einmal so weit gefahren waren, kam es dann auch nicht mehr drauf an, der nächste, nicht abgesagte Flohmarkt war 26km weiter in Lengerich, also zockelten wir entspannt über die Dörfer.

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Kleine Zwischenbemerkung:
Ich habe mich inzwischen durchaus ausführlich mit E-Autos beschäftigt.
Wir haben verschiedene Modelle in der Firma, außerdem sind wir schon mit sehr vielen anderen Typen im Rahmen einer Probefahrt unterwegs gewesen und schließlich besitzt K seit genau einem Jahr diesen Tesla und fährt täglich damit. (Modell 3, Performance)

Dass der Tesla nicht mein Traumauto ist, habe ich ja schon verschiedentlich kundgetan, aber wenn ich ihn mit den anderen Autos vergleiche, die ich inzwischen so kennengelernt habe, dann hat er doch mindestens einen Vorteil, den meines Wissens bisher noch kein anderes E-Auto schlagen kann: Der Tesla hat einen sensationell niedrigen Verbrauch.
Unsere Zockelei über die Dörfer hat er heute mit einem Verbrauch von 12kWh pro 100km absolviert - bei einem Strompreis von 40 cent (ich setze den Preis jetzt vorsätzlich hoch an), kosten 100km damit nur 4,80€, das finde ich einen sehr akzeptablen Preis.

Insgesamt ist K mit dem Wagen in einem Jahr jetzt rund 23.000km gefahren und hat dabei durchschnittlich 18kWh pro 100km gebraucht, auch das ist ein ansehnlicher Wert, ich finde, da kann man nicht meckern. Vor allem, wenn man Ks Fahrstil kennt. Er hat natürlich nicht ohne Grund die Performance-Ausführung bestellt, d.h. das Auto hat mehr als 500PS, ich finde zwar, das braucht kein Mensch, aber K sieht das anders und gibt sich viel Mühe, dass auch regelmäßig durch seinen Fahrstil zu beweisen.

Ich will jetzt nicht sagen, er fährt wie eine gesenkte Sau, das tut er ganz bestimmt nicht, aber wenn er neben einem anderen Auto an der Ampel steht und der andere meint, er könnte ihn beim Anfahren mal eben Abhängen, dann klappt das sozusagen nie - für den anderen.
Und auch die klassischen Autobahndrängler-Raser, bevor er die entspannt weiterrasen lässt, muss er ihnen immer erst mal gezeigt haben, dass ER entscheidet, wann sie vorbeiziehen dürfen. Und das wirkt sich natürlich nicht positiv auf den Verbrauch des Autos aus.

Da in dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 18 kWh/100km aber auch alle Schnellfahrepisoden enthalten sind (und natürlich der komplette Winter, wenn es kalt ist, braucht jedes E-Auto deutlich mehr), ist das halt wirklich ein sehr ansehnlicher Wert, fast alle E-Autos, die ich sonst so kenne, brauchen mindestens 20 kWh (und viele natürlich noch viel mehr).
Durch den niedrigen Verbrauch hat der Tesla auch automatisch eine entsprechend hohe Reichweite, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, dass man ein E-Auto öfter laden muss als man einen Benziner tankt, dann ist das alles okay und vollkommen alltagstauglich.
Zumal der Tesla ja auch an allen Tesla-Supercharger-Stationen geladen werden kann, was längere Reisen quer durch die Republik zu völlig "normalen" Reisen macht, es gibt sozusagen nichts extra zu beachten.

Ich finde das Auto nach wie vor weder besonders gemütlich noch besonders komfortabel, diese konfuse digitale Bedienung finde ich unverändert albern und unkomfortabel, vor allem, weil sich das Auto ja ständig updatet und nach jedem Update verändert sich die Bedienung.

Es ist mittlerweile ein running Gag geworden, dass ich K frage, ob er grade jetzt im Moment genau weiß, wie er die Scheibenwischer anstellt, denn deren Bedienung verändert sich gefühlt bei jedem Update. Und wie er die Warnblinkanlage einstellt, weiß er überhaupt nicht, die hat er bisher noch nicht gebraucht.

Aber was den Verbrauch angeht - da ist der Tesla wirklich ganz weit vorne.
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Zurück zu unseren Tagesaktivitäten. Wir fanden in Lengerich den Flohmarkt und der war sehr angenehm, genau die passende Größe und ausreichend private Verkäufer.
Außerdem ein Stand von einem Haushaltsauflöser. Die mag ich immer besonders gerne, denn da findet man die tollsten Dinge.
Mein Lieblingsfund waren heute zwei Trinkgläser von Ikea - allerdings wirklich ganz frühes Ikea, wenn es Autos wären hätten sie ein H-Kennzeichen und mir war sehr nostalgisch als ich diese Gläser entdeckte und das Stück für 50cent erwarb.

Außerdem habe ich für 5 € eine (Marken)hose in genau dem Grün gekauft, was ich schon länger suche, die Hose passt perfekt, ich bin sehr zufrieden.

Anschließend war uns nach Eis und wir fuhren in einen Ort, in dem wir eine wirklich gute Eisdiele kennen. Jeder bestellte sich ein Eis mit drei Kugeln (die waren früher deutlich größer), dafür kostete jetzt jedes Eis 4,50 €. Immerhin schmeckte es so gut wie früher auch.
Es war unser erstes Eisdielen-Eis dieses Jahr und gleichzeitig auch unser letztes, denn diese Eisdiele hatte heute ihren letzten Tag und geht ab morgen in Winterpause. Hier in Greven hat die einzig wirklich gute Eisdiele vor drei Jahren einen neuen Betreiber bekommen und jetzt haben wir keine gute Eisdiele mehr hier im Ort, mit der Folge, dass wir seitdem unser Eis im Supermarkt paketweise kaufen. (Oder selber machen, wenn ich nicht meistens zu faul dazu wäre.)

Und ich sag mal so: Für 4,50 € bekomme ich im Supermarkt eine Großpackung Eis, was auch nicht soviel schlechter schmeckt und wenn ich mir dann noch überlege, dass ich grade für 5 € eine wirklich prima Hose gekauft habe - dann habe ich spontan nur noch sehr wenig Lust, mir ein Eis in einer Eisdiele zu kaufen, irgendwie ist mir da das Preis-Leistung-Verhältnis verrutscht.

Als wir am späten Nachmittag wieder zu Hause waren, habe ich mich aber pflichtschuldigst an den PC begeben - und meine Steuererklärung fertiggemacht und abgegeben.
Eine Woche vor der Frist, soll mal keiner sagen, dass ich träge sei
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Samstag, 23. September 2023
Basteltag
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein wunderschöner Samstag.

Alles, was wir für heute geplant, angedacht, überlegt und beschlossen hatten, haben wir nicht gemacht.
Der Tag konnte nur gut werden.

Wir sind nicht nach Borkum geflogen, K ist heute überhaupt nicht geflogen, und das lag nicht am Wetter, sondern daran, dass wir uns einfach nicht aufgerafft haben, damit ist das feststehendste Vorhaben schon mal nicht ausgeführt worden.

Dann hatten wir überlegt, dass wir wenigstens irgendetwas Produktives tun, wenn wir schon nicht nach Borkum fliegen, Steuererklärungen machen zum Beispiel stand ganz weit oben auf dem Programm.

Ich habe meinen Rechner auch angeworfen, aber dann bin ich noch mal aufgestanden und habe in meinem Stempelzimmer etwas nachgeschaut - und dann war das kurze Möglichkeitsfenster für vernünftiges Arbeiten geschlossen und ich bin einfach in meinem Stempelzimmer geblieben und habe den größten Teil des Tages damit verbracht, für eine Bekannte ein persönliches Notizbuch zu fertigen.



So etwas habe ich schon sehr lange nicht mehr gemacht und als ich am Abend das fertige Ergebnis versandfertig verpacken konnte, war ich sehr zufrieden. Es ist echt schade, dass ich mir nur so selten dafür Zeit nehme, denn es macht wirklich Spaß.

Um in meinem Stempelzimmer vernünftig arbeiten zu können, musste es zunächst mal gründlich aufgeräumt werden, Zimmer, die nur selten benutzt werden, neigen dazu, gründlich zu vermüllen. Das ist jetzt alles beseitigt, es herrscht eine angenehme Ordnung und ich freue mich schon sehr auf das neue Haus, in dem dann hoffentlich meine Bastelsachen nicht mehr an drei Stellen im Haus untergebracht sind, sondern übersichtlich in einem Zimmer in mehreren Regalen.

Ich habe K heute vorgeschlagen, ob wir in das neue Bastelzimmer nicht am sinnvollsten gleich eine Compactus-Anlage einbauen, er meinte, so etwas müsste dann in den Keller gebaut werden, aber wenn ich mit meinem Bastelkram wieder im Keller lande, dann habe ich schon jetzt keine Lust mehr. Wir werden sehen, wie es ausgeht.

Auf alle Fälle habe ich heute keinen Handschlag "sinnvolle" Arbeit gemacht, sondern nur Sachen, zu denen ich grade viel Lust hatte, und genau deshalb war das ein ganz wunderbarer Tag heute
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Freitag, 22. September 2023
Seniorenfeier
Ich war heute auf einer Ruhestandsverabschiedungsfeier.

Der Geschäftsführer einer mit der Muttergesellschaft verbandelten Firma hat sich in den Ruhestand verabschiedet und lud zu einer Veranstaltung in großem Rahmen ein.

Es waren etwas mehr als 100 Gäste da, es wurden viele, viele Reden gehalten, es gab ein sehr gut kuratiertes Rahmenprogramm, es gab Tränen, viele Umarmungen und einen Dudelsackspieler, der stilecht das Geschenk der Belegschaft dudelnd überbrachte: Man hatte dem künftigen Ex-Chef 100 Fuß Land in Schottland gekauft - und wer Land in Schottland besitzt, darf sich Lord nennen. So geht der Gute jetzt angemessen geadelt in den Ruhestand.

Ich saß im Publikum, schaute zu und fasste ungefähr 20x den gleichen Beschluss: Ich muss schon vor meinem letzten Tag in der Firma verschwinden. Polnischer Abgang, alles andere kommt einfach überhaupt nicht in Frage.

Die Veranstaltung war definitiv gut geplant und hervorragend kuratiert und ich glaube, alle empfanden die Feier als wirklich gelungen, nur ich gruselte mich.

Nicht wegen dieser Feier, die war für mich völlig okay, solche geschäftlichen Termine gehören dazu, man kann ja nicht immer nur Excel-Tabellen bearbeiten, aber ich gruselte mich ganz enorm vor der Tatsache, dass Ruhestandsverabschiedungsfeiern im Grunde nix anderes sind als Hochzeiten - man hat eine einmalige Chance eine große Feier zu schmeißen und alle werden eingeladen.
Ich stehe ja nicht so auf Massenveranstaltungen und Hochzeiten finde ich pauschal ätzend, aber grade als ich begann mich zu freuen, dass mittlerweile auch die deutlich jüngeren Menschen in meinem Umfeld aus dem Hochzeitsalter raus sind, fällt mir auf, dass ich nahtlos in das Alter für Einladungen zu Ruhestandsverabschiedungen reingerutscht bin und als mir das bewusst wurde, da gruselte ich mich halt.

Ich muss ganz dringend an einem Plan für ein unauffälliges Verschwinden in 364 Tagen arbeiten, denn ich bin ja mittlerweile schon bei unter einem Jahr
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Donnerstag, 21. September 2023
Kurzmeldung
Das war ein langer Bürotag, insgesamt ist wenig Restenergie verblieben, ich freue mich darauf, jetzt gleich den Rechner runterzufahren und mich mit einem Glas Rotwein und einem Buch aufs Sofa zu lümmeln
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Mittwoch, 20. September 2023
Rentnerschwemme
Mit großer Faszination habe ich gelesen, dass Herr Buddenbohm dasselbe Ärgernis wahrnimmt wie ich:
Fordernde, nörgelnde, drängelnde Jungrentner.

Mir war das bisher noch nie so aufgefallen, aber dieses Jahr konnte ich quasi gar nicht anders als mich gefühlt ständig über das ausgesprochen prollige, rücksichtslose, arrogant überhebliche Benehmen einer Vielzahl von urlaubenden Jungrentnern zu wundern, zu schämen und aufzuregen.

Im Vergleich zu den anderen Ostfriesischen Inseln war Borkum immer die Insel für das schlichtere, nicht ganz so finanzstarke Publikum.
Auch wenn es ständig Gejammer und Gestöhne über die Preise auf der Insel gab und gibt, so lässt sich in einem direkten Vergleich doch relativ schnell feststellen: Münster ist teurer.
Aber vielleicht müsste ich hier ein "noch" ergänzen, denn Borkums Vermieter haben eine neue Zielgruppe entdeckt: Gutsituierte Jungrentner.

Immer mehr Menschen gehen auch schon deutlich vor dem offiziellen Rentenalter in den Ruhestand, viele Firmen zahlen extra, damit die älteren Mitarbeiter früher freiwillig ausscheiden, die Rente mit 63 tat ihr übriges und so ist in den letzten Jahren nach und nach eine sehr finanzkräftige junge Rentnerschicht entstanden, die eben nicht nur über unendlich viel Zeit, sondern auch über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um ständig Urlaub zu machen und es sich dabei gutgehen lassen.

Dann kam Corona, Auslandsreisen waren mit einer großen Unsicherheit belastet, so wurden deutsche Reiseziele neu entdeckt und da sind die deutschen Inseln natürlich ganz weit vorne dabei.
Auf die gestiegene Nachfrage haben die Vermieter sehr schnell mit gestiegenen Preisen reagiert.
Die Vermieter rechtfertigten sich mit den hohen Umsatzverlusten aus den Lockdownzeiten, zwar waren die Verluste schon im Jahr 2022 ziemlich zügig wieder reinverdient, aber selbstverständlich senkt jetzt niemand mehr die Preise und so ändert sich das Publikum.

Für einfache Arbeiterfamilien ist Borkum mittlerweile ziemlich teuer, für den Ex-Bänker im Ruhestand ist es dagegen allemal günstiger als irgendein ClubMed-Urlaub auf den Bahamas und schicker ist es auch, weil man ja damit angeben kann, dass man nicht geflogen ist, sondern klimaschonend kurze Anreisewege gewählt hat.
Und außerdem trifft man mittlerweile so viele Gleichgesinnte, diese wohlhabenden Jungrentner vermehren sich wie Fußpilz, erst ist da nur einer und plötzlich sind es ganz viele, weil sie sich als Gruppe noch mal extra wohl fühlen.

Besonders schlimm finde ich übrigens die Frauen in dieser Truppe. Die allermeisten haben in ihrem Leben kaum etwas anderes gemacht als Kinder großgezogen und den Haushalt in Gang gehalten, Boomerfrauen eben.
Die immer größer werdende Feminismuswelle hat nun aber grade diesen Frauen einen wirklich völlig überdrehten Dünkel eingeredet, die bilden sich jetzt nämlich ein, sie hätten in ihrem Leben was geleistet und, fast noch schlimmer, sie halten sich jetzt für powerfulle Silver-Ager und fordern nachdrücklich Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme ein.

Es ist wirklich sehr anstrengend mit diesen Leuten und dachte ich vor fünf Jahren noch, ich werde bestimmt später mal Nörgelrentner, so bin ich jetzt ziemlich sicher, dass ich eher Rentnerannörgler werde, weil ich es immer weniger vermeiden kann, diesen Typ Urlauber vor meiner Haustür freundlich zu ignorieren
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Dienstag, 19. September 2023
Die Frage nach dem Wozu
Die Frage von Herrn D. gefällt mir, denn sie enthält einerseits eine positive Grundhaltung (wie schön) und transportiert doch gleichzeitig die Neugier, nach dem Wozu, weil es ganz offensichtlich keine normale Selbstverständlichkeit ist, wenn sich Menschen in meinem/unserem Alter noch neue Häuser bauen.

Wenn Dreißigjährige bzw. junge Familien Häuser bauen, findet das jeder vollkommen normal, die schaffen sich was Eigenes, erfüllen sich den Traum vom Eigenheim und niemand käme auf die Idee, sie zu fragen, weshalb sie das tun, weil das Wozu ja für jeden offensichtlich ist, die wollen ein Haus nach ihren eigenen Vorstellungen und für ihre eigenen Bedürfnisse haben.

Genau das gleiche Wozu ist aber auch bei mir/uns die Antwort, ich möchte gerne ein Haus nach meinen Vorstellungen und für meine Bedürfnisse haben und aus meiner Sicht ist es mehr als normal, wenn man das in meinem Alter (nochmal) angeht, denn meine Bedürfnisse haben sich in den letzten dreißig Jahren gewaltig geändert.

Die Häuser, in denen ich gewohnt habe, als die Kinder noch klein waren bzw. zu Hause wohnten, waren perfekt für die Bedürfnisse einer Familie mit Kindern, sie sind aber gradezu absurd unperfekt für die Bedürfnisse von älteren Menschen, die nur noch ab und zu Besuch von ihren erwachsenen Kindern (oder anderen älteren Menschen) bekommen.

Das Haus in Greven zB ist wirklich ideal für eine Familie mit vielen Kindern, es gibt in der ersten und zweiten Etage insgesamt fünf Zimmer, d.h. als noch alle drei Kinder zuhause waren, hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer, es gab ein "Elternschlafzimmer" und ein Arbeitszimmer. Im Erdgeschoß ist ein großer Wohn-Ess-Küchenbereich, hier wird das Haus zentral erschlossen und kein Kind kann sich stickum und unbemerkt ins Haus schleichen. (außer nachts, wenn sonst alle schlafen.) Ich fand das immer sehr praktisch, denn ich hatte vorher auch schon mit den Kindern in einer großen Gründerzeitvilla gelebt, die aber insgesamt fünf verschiedene Eingänge hatte und ich deshalb nie wusste, wer sich so alles im Haus befand. Damals haben meine Freundin und ich überlegt, dass wir die Kinder alle mit einem kleinen Chip versehen, der ein Signal auslöst, wenn sie das Haus betreten, meine Freundin hatte nämlich auch drei Kinder im Alter genau zwischen meinen und die sechs waren sehr viel zusammen und insgesamt eine fast nicht kontrollierbare Rasselbande.
Das ist aber schon über 20 Jahre her, damals wäre das noch eine revolutionäre Technik gewesen, heute gibt einem jeder W-Lan-Router Auskunft darüber, wer sich grade im Haus befindet.

Doch zurück zu dem, was ich eigentlich sagen möchte: Das Haus in Greven ist ein ideales Haus für eine große Familie - für ein älteres Paar mit erwachsenen Kindern, die nur ab und zu zu Besuch kommen, ist es denkbar ungeeignet, denn erstens haben wir uns nach dem Auszug der Kinder sofort platzmäßig ausgedehnt, weil ich es unsinnig fand, drei Kinderzimmer leerstehen zu lassen. Die Inbeschlagnahme der Kinderzimmer führte automatisch dazu, dass wir den Kindern zwar noch einen Schlafplatz anbieten können, wenn sie kommen, aber kein eigenes Zimmer mehr, was dazu führt, dass sie eben wirklich nur für Kurzbesuche zum Übernachten kommen, was ich eigentlich schade finde.

In dem neuen Haus wird es deshalb eine Gästewohnung geben, wo Besucher sich gar nicht erst als störende Unbequemlichkeit empfinden können und sich gleichzeitig auch noch in ihre eigene Privatsphäre zurückziehen können, wenn sie länger als nur für ein paar Stunden zu Besuch sind.
Zusatznutzen so einer Gästewohnung: Wenn man später vielleicht gerne eine Pflegekraft einstellen möchte, ist die Wohnung dafür auch schon vorhanden.

Zweites superwichtiges NoGo bei dem Haus in Greven: Es erstreckt sich ohne Aufzug über vier Etagen. Das ist kein Problem für jüngere Menschen, aber behindertengerecht geht definitiv anders und ob ich bis zu meinem Ableben noch immer fit genug sein werde, um regelmäßig so viele Etagen zu bewältigen, wage ich wenigstens zu bezweifeln.
Für das neue Haus ist also von vornherein ein Aufzug eingeplant, der bis in den Keller geht.
Außerdem ist natürlich auch alles andere (Bad, Durchgänge, Eingang etc.) von Anfang an barriefrei angelegt, ein Kriterium was im Alter unbestreitbar an Bedeutung gewinnt.

Und schließlich ist auch die allgemeine Raumaufteilung nicht mehr optimal. Ich brauche nicht fünf Zimmer à 10qm, ich bekomme jetzt ein Büro-Bastel-Werken-Arbeitszimmer von 50qm, weil wir beide gerne zusammen sind und dann ist alles in einem Zimmer besser als auf fünf Räume verteilt.

Ich habe vor einiger Zeit ja schon mal beschrieben, dass sich mein Leben ca. alle 15 Jahre einmal grundlegend ändert.
Jetzt steht wieder so eine grundlegende Lebensänderung an und ich finde es ausgesprochen sinnvoll, die eigene Wohnsituation auch den neuen Lebensumständen anzupassen.

Wenn wir beide künftig nicht mehr ins Büro gehen müssen, werden wir eine völlig neue Alltagsstruktur entwickeln.
Ich gehe davon aus, dass sich nicht nur unser normales Alltagsleben, sondern auch unser gesellschaftliches Leben, unser Freundeskreis, unsere Interessen und unsere Vorlieben und Abneigungen entscheidend verändern werden.
Damit gewinnt das eigene Zuhause nochmal deutlich an Bedeutung und muss gleichzeitig ganz andere Ansprüche erfüllen als bisher.

Wenn ich diese 15-Jahre-Passagen auf meine Wohnsituation übertrage, dann stelle ich fest, dass ich in Punkto Wohnen immer zwei Phasen zusammenfassen kann, hier gibt es also nur alle 30 Jahre wesentliche Veränderungen in der Ausrichtung.
In der Kindheitsphase habe ich eben dort gewohnt wo meine Eltern waren und anschließend, bis ich ca. 30 war, habe ich immer irgendwie "improvisiert" gewohnt. Sich bloß nicht durch Wohnen beschweren lassen, immer darauf achten, dass man selber so frei und flexibel bleibt wie möglich, ich hatte ja auch nur für mich die Verantwortung und wirklich keine finale Idee oder gar Vorstellung, wie sich mein Leben entwickeln wird.

Dann waren da plötzlich Kinder und die Ansprüche veränderten sich total. Das ist übrigens der Zeitpunkt, wo die meisten Menschen beginnen, über ein Eigenheim nachzudenken.
Als die Kinder ausgezogen waren, änderten sich meine Wohnansprüche zwar auch, aber ich war noch so sehr mit Arbeit und dem Einrichten des eigenen Lebens ohne Kinder beschäftigt, dass das mit dem Wohnen erstmal sekundär war und ein simples Umgestalten der bisherigen Wohnung ausreichte.

Aber jetzt, wo demnächst wieder ein neuer Abschnitt beginnt, da wird es Zeit, auch die Wohnumgebung anzupassen.

Und eigentlich kann ich mir vorstellen, dass es doch vielen Menschen so geht, weshalb ich es aus meiner Perspektive völlig normal und logisch finde, jetzt noch mal ein neues Haus zu bauen, was genau diesen grundsätzlich geänderten Ansprüchen gerecht wird. Klar, ich würde auch ein gebrauchtes Haus nehmen, wenn es mir all das bietet, was ich mir so vorstelle, das ist aber erstens kaum preiswerter als ein Neubau, wenn überhaupt, und zweitens ungemein schwer zu finden.

Deshalb bauen wir also ein neues Haus und jeder, dem wir bisher versucht haben zu erklären, wie wir uns das so vorstellen, also was wir als wichtig und was als weniger wichtig bewerten, ist nach einer anfänglichen Zurückhaltung (lohnt sich das in Eurem Alter denn überhaupt noch? Hausbau ist doch eher was für Jüngere? Wollt ihr euch diese Arbeit wirklich noch mal zumuten? usw.) doch sehr schnell überzeugt, dass das nicht nur eine gute Idee, sondern auch wirklich gut durchdacht ist.

Für mich ist es deshalb eher erstaunlich, dass das nicht jeder (der es sich leisten kann) so macht.
Das mit dem "sich leisten können" ist übrigens im Alter viel einfacher als in jüngeren Jahren, weil man ja schon ein ganzes Leben Zeit hatte, auf diesen finalen Traum fürs Lebensende hinzusparen. Und alle, die mit 30 ein Haus "für die Familie" gebaut haben, könnten das jetzt verkaufen und sich von dem Geld ein neues bauen, sehr viel teurer ist das nämlich gar nicht, dafür ist es dann aber deutlich passender und auf die geänderten Bedürfnisse zugeschnitten
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Montag, 18. September 2023
Hausbaupläne
Im Büro gab es wenig Erfreuliches, insgesamt habe ich das Gefühl, die Welt wird immer bekloppter und ich sitze im Parkett und schaue zu, anstatt eilig nach Hause zu gehen, um mich in Sicherheit zu bringen.

Aber wahrscheinlich bin ich längst Teil der ganzen Idioteria und habe deshalb eh keine Chance, dem Unsinn zu entkommen, heute habe ich auf alle Fälle auf meiner Version eines formalen Bürokratismus beharrt, weil ich sonst die Sorge hätte, dass es überhaupt keinen richtungsweisenden und gleichzeitig strukturierenden und überwachenden Sinn mehr hinter all dem Irrsinn gibt, den wir da alltäglich produzieren.

Genug der Kryptik, es war ein herausfordernder Arbeitstag.

Am späten Nachmittag hatten wir einen Termin Rheda bei einem Installateurunternehmen, das für uns die gesamte TGA-Ausstattung ausführen soll - und endlich gab es mal wieder einen zuversichtlich stimmenden Handwerkertermin.

Der Geschäftsführer hatte für alle Leistungen einzelne Angebote geschrieben, so dass wir jetzt nicht nur alle Varianten sehr detailliert aufgeschlüsselt vorliegen haben, sondern uns auch in Ruhe genau die richtigen Komponenten für unser gewünschtes Gesamtkonzept zusammenstellen können.

Wir müssen noch überlegen, ob wir eine Sole-Wärmepumpe mit drei Tiefenbohrungen haben wollen oder eine Luftwärmepumpe mit einem "Generatorhäuschen" im Garten, die Luftwärmepumpe ist preiswerter in der Anschaffung (weil nicht gebohrt werden muss), bringt aber insgesamt auch etwas weniger Leistung bei einem höheren Stromverbrauch und kommt halt mit diesem kastenartigen Pumpenhäuschen, das unschön im Garten steht und Geräusche macht.

Photovoltaik haben wir bereits entschieden - maximale Installationsleistung sowohl auf dem Flachdach über der Deele als auch auf der Garage, ich habe ja ein sehr großes Autarkiebedürfnis und dafür kann man nie genug selbstgemachte Strom haben.
Ob das wirtschaftlich ist oder nicht, interessiert mich hier nicht. (Ich bin aber sicher, dass es wirtschaftlich sein wird, weil ich von steigenden Fremdstromkosten ausgehe, ist aber nur meine persönlich Annahme)

Dafür wird das Haus keine Lüftungsanlage haben, weil ich solche Anlagen gräßlich finde und überhaupt nicht soviel Fremdstrom zukaufen - bzw. daran sparen kann, dass sich so eine Anlage in meiner verbleibenden Restlebenserwartung amortisieren könnte.

Aber eingeplant sind drei Klima-Split-Geräte, die wahrscheinlich nur zum Einsatz kommen, wenn es im Sommer richtig heiß ist, aber dann haben wir auch maximalen Photovoltaik-Ertrag, das trägt sich also quasi selber.

Übermorgen haben wir den Termin beim Elektriker, so langsam geht es voran
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