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Donnerstag, 16. März 2023
Schuster
anje, 18:42h
Heute war ich wieder früh wach, konnte aber nicht früher ins Büro fahren, weil ich meine Schuhe zum Schuster bringen wollte und der macht erst um 9h auf.
Es gab also keinen Grund, mich zu beeilen, selbstverständlich war ich deshalb schon um 8h fertig aufgestanden, angezogen und abfahrbereit, ich sollte mir immer vornehmen, mich nicht zu beeilen, dann geht alles deutlich schneller.
Die zusätzliche Stunde habe ich genutzt, um den schönen Blumenstrauß wieder in Form zu bringen, die Tulpen waren mal wieder deutlich über alles hinausgewachsen und frisches Wasser kann ja auch nicht schaden.
Außerdem habe ich die Küche aufgeräumt, den Herd geputzt und den Müll sortiert. Fühlte sich nach einem sehr produktiven Start in den Tag an.
Der Schuster hat sein Ladengeschäft in der Fußgängerzone von Greven, was bedeutet, der Besuch dort ist umständlich und aufwändig, denn es sind viele verschiedene Komponenten zu berücksichtigen und passend zu kombinieren (Anreise wegen Parken, Wetter wegen Laufen und Zeitpunkt wegen Öffnungszeiten) und normalerweise versuche ich solche Umständlichkeiten aus meinem Leben fernzuhalten.
Ich brauchte aber auch ein neues Rezept für meine Schilddrüsentabletten und musste deshalb in der Arztpraxis erscheinen. Ich jammerte darüber, dass ich das Rezept selber zwar mittlerweile online bestellen kann und dass ich mich auch mit viel bürokratischem Umstand für das E-Rezept habe freischalten lassen, dass das aber alles nichts nutzt, wenn ich dann doch persönlich in die Praxis kommen müsse. Erklärung der Arzthelferin: Meine Karte muss noch eingelesen werden, denn ich war dieses Quartal noch nicht da und Karteeinlesen ginge nur vor Ort, nämlich durch das manuelle Reinstecken der Karte in ihren Automaten.
Tja nu, da hilft die tollste Digitalisierung nicht, wenn es dann doch immer wieder diese mechanischen Schnittstellen gibt.
Die Arztpraxis liegt am Rand der Fußgängerzone, die lässt sich noch einigermaßen komfortabel erreichen, es gibt einen mittelgroßen Parkplatz rund 500m entfernt, mit etwas Glück und Ausdauer ergibt sich dort meist eine Möglichkeit, sein Auto abzustellen.
Wenn ich also sowieso wegen des Rezeptes jetzt kurzfristig in die Innenstadt von Greven muss, dann war das eine gute Gelegenheit auch endlich mal meine Schuhe zum Schuster zu bringen.
Früher habe ich meine Schuhe immer auf Borkum zum Schuster gebracht. Der hatte sein Geschäft auch in der Fußgängerzone, aber auf Borkum bin ich zeitlich unabhängig und kann problemlos alles mit dem Fahrrad erreichen, die einzigen einschränkenden Kriterien bestanden früher also nur darin, dass ich daran denken musste, meine kaputten Schuhe vom Festland mit auf die Insel zu nehmen, aber das ist ja nur eine Frage der logistischen Organisation, darin bin ich gut, das empfand ich nie als Unbequemlichkeit.
Dann hat der Schuster auf Borkum zu gemacht und ich entdeckte, dass es im K+K-Supermarkt einen Mr. Minit-Laden gab. Um neue Absätze anzubringen oder Sohlen festzukleben reichte das völlig, der Supermarkt hatte einen großen Parkplatz direkt vor der Tür und der Mr. Minit-Laden war bis 19h geöffnet.
Leider wurde aus dem Mr. Minit Laden irgendwann ein "wir-reparieren-ihr-Handy-Laden" und ich war schusterlos, bis ich den Orthopädieschuhmacherladen in der Fußgängerzone von Greven entdeckte und herausfand, dass der auch ganz normale Schuhe repariert und überhaupt all das kann, was man von einem guten Schuster erwartet.
Es gibt ja Dinge, da rede ich nur ungern drüber, meine intensive Schuhliebe gehört dazu, denn es gibt kaum jemanden, der mir nicht innerlich einen Vogel zeigt, wenn er erfährt, wie viele Paar Schuhe ich besitze.
Seitdem ich alle Schuhe mit einem Absatz von mehr als fünf Zentimetern aussortiert habe, hat sich der Umfang etwas reduziert, (zumindest theoretisch, in echt stehen die aussortierten Schuhe noch alle oben in einem der Gästezimmer und warten darauf, dass ich sie mal bei ebay reinstelle) trotzdem ist der aktiv genutzte Bestand immer noch auf einem Niveau, für das ich ungern konkrete Zahlen nenne, es sind auf jeden viele, um nicht zu sagen sehr viele Schuhe, die ich besitze.
Als Entschuldigung kann ich anführen, dass ich die Sammlung ja auch seit über vierzig Jahren pflege (und ja, ich habe immer noch ein Paar Schuhe, die besaß ich schon als ich noch zur Schule ging), dass ich immer sehr viel Wert auf wirklich gute Schuhe gelegt habe und dass ich die meisten Schuhe (so wie meine gesamte Kleidung) entweder gebraucht oder massiv reduziert gekauft habe. D.h. die Anzahl an Schuhen ist hoch, wenn ich sie alle zum original Neupreis gekauft hätte, wäre der Betrag gut fünfstellig, tatsächlich hält sich das finanziell aber durchaus im Rahmen.
Grade weil ich nur sehr hochwertige Schuhe besitze, finde ich es viel zu schade, sie wegzuwerfen, wenn ein Absatz abgelaufen ist oder sich die Sohle löst. (Passiert auch bei 300 € Schuhen, wenn man sie lange genug trägt.)
Deshalb finde ich Schuster eine sehr wichtige Einrichtung des täglichen Lebens. Ich persönlich kann sehr gut ohne Kneipe und auch ohne Kino leben, aber ohne Schuster fände ich traurig, leider gibt es immer weniger.
Trotz Corona haben in den letzten Jahren deutlich mehr Schuster dichtgemacht als Kneipen oder Kinos. Was für eine seltsame Nachfrageverschiebung.
Der Schuster, zu dem ich heute zwei Paar Schuhe gebracht habe, hat seit neuestem Samstags geschlossen. Er sagt, er wird dieses Jahr 66 und es wird ihm langsam ein bisschen viel, aber noch hat er Spaß an seiner Arbeit und will gerne weitermachen. Nächste Woche kann ich meine Schuhe wieder abholen und ich freue mich schon drauf. Das Beste an Schusterläden ist der Geruch
.
Es gab also keinen Grund, mich zu beeilen, selbstverständlich war ich deshalb schon um 8h fertig aufgestanden, angezogen und abfahrbereit, ich sollte mir immer vornehmen, mich nicht zu beeilen, dann geht alles deutlich schneller.
Die zusätzliche Stunde habe ich genutzt, um den schönen Blumenstrauß wieder in Form zu bringen, die Tulpen waren mal wieder deutlich über alles hinausgewachsen und frisches Wasser kann ja auch nicht schaden.
Außerdem habe ich die Küche aufgeräumt, den Herd geputzt und den Müll sortiert. Fühlte sich nach einem sehr produktiven Start in den Tag an.
Der Schuster hat sein Ladengeschäft in der Fußgängerzone von Greven, was bedeutet, der Besuch dort ist umständlich und aufwändig, denn es sind viele verschiedene Komponenten zu berücksichtigen und passend zu kombinieren (Anreise wegen Parken, Wetter wegen Laufen und Zeitpunkt wegen Öffnungszeiten) und normalerweise versuche ich solche Umständlichkeiten aus meinem Leben fernzuhalten.
Ich brauchte aber auch ein neues Rezept für meine Schilddrüsentabletten und musste deshalb in der Arztpraxis erscheinen. Ich jammerte darüber, dass ich das Rezept selber zwar mittlerweile online bestellen kann und dass ich mich auch mit viel bürokratischem Umstand für das E-Rezept habe freischalten lassen, dass das aber alles nichts nutzt, wenn ich dann doch persönlich in die Praxis kommen müsse. Erklärung der Arzthelferin: Meine Karte muss noch eingelesen werden, denn ich war dieses Quartal noch nicht da und Karteeinlesen ginge nur vor Ort, nämlich durch das manuelle Reinstecken der Karte in ihren Automaten.
Tja nu, da hilft die tollste Digitalisierung nicht, wenn es dann doch immer wieder diese mechanischen Schnittstellen gibt.
Die Arztpraxis liegt am Rand der Fußgängerzone, die lässt sich noch einigermaßen komfortabel erreichen, es gibt einen mittelgroßen Parkplatz rund 500m entfernt, mit etwas Glück und Ausdauer ergibt sich dort meist eine Möglichkeit, sein Auto abzustellen.
Wenn ich also sowieso wegen des Rezeptes jetzt kurzfristig in die Innenstadt von Greven muss, dann war das eine gute Gelegenheit auch endlich mal meine Schuhe zum Schuster zu bringen.
Früher habe ich meine Schuhe immer auf Borkum zum Schuster gebracht. Der hatte sein Geschäft auch in der Fußgängerzone, aber auf Borkum bin ich zeitlich unabhängig und kann problemlos alles mit dem Fahrrad erreichen, die einzigen einschränkenden Kriterien bestanden früher also nur darin, dass ich daran denken musste, meine kaputten Schuhe vom Festland mit auf die Insel zu nehmen, aber das ist ja nur eine Frage der logistischen Organisation, darin bin ich gut, das empfand ich nie als Unbequemlichkeit.
Dann hat der Schuster auf Borkum zu gemacht und ich entdeckte, dass es im K+K-Supermarkt einen Mr. Minit-Laden gab. Um neue Absätze anzubringen oder Sohlen festzukleben reichte das völlig, der Supermarkt hatte einen großen Parkplatz direkt vor der Tür und der Mr. Minit-Laden war bis 19h geöffnet.
Leider wurde aus dem Mr. Minit Laden irgendwann ein "wir-reparieren-ihr-Handy-Laden" und ich war schusterlos, bis ich den Orthopädieschuhmacherladen in der Fußgängerzone von Greven entdeckte und herausfand, dass der auch ganz normale Schuhe repariert und überhaupt all das kann, was man von einem guten Schuster erwartet.
Es gibt ja Dinge, da rede ich nur ungern drüber, meine intensive Schuhliebe gehört dazu, denn es gibt kaum jemanden, der mir nicht innerlich einen Vogel zeigt, wenn er erfährt, wie viele Paar Schuhe ich besitze.
Seitdem ich alle Schuhe mit einem Absatz von mehr als fünf Zentimetern aussortiert habe, hat sich der Umfang etwas reduziert, (zumindest theoretisch, in echt stehen die aussortierten Schuhe noch alle oben in einem der Gästezimmer und warten darauf, dass ich sie mal bei ebay reinstelle) trotzdem ist der aktiv genutzte Bestand immer noch auf einem Niveau, für das ich ungern konkrete Zahlen nenne, es sind auf jeden viele, um nicht zu sagen sehr viele Schuhe, die ich besitze.
Als Entschuldigung kann ich anführen, dass ich die Sammlung ja auch seit über vierzig Jahren pflege (und ja, ich habe immer noch ein Paar Schuhe, die besaß ich schon als ich noch zur Schule ging), dass ich immer sehr viel Wert auf wirklich gute Schuhe gelegt habe und dass ich die meisten Schuhe (so wie meine gesamte Kleidung) entweder gebraucht oder massiv reduziert gekauft habe. D.h. die Anzahl an Schuhen ist hoch, wenn ich sie alle zum original Neupreis gekauft hätte, wäre der Betrag gut fünfstellig, tatsächlich hält sich das finanziell aber durchaus im Rahmen.
Grade weil ich nur sehr hochwertige Schuhe besitze, finde ich es viel zu schade, sie wegzuwerfen, wenn ein Absatz abgelaufen ist oder sich die Sohle löst. (Passiert auch bei 300 € Schuhen, wenn man sie lange genug trägt.)
Deshalb finde ich Schuster eine sehr wichtige Einrichtung des täglichen Lebens. Ich persönlich kann sehr gut ohne Kneipe und auch ohne Kino leben, aber ohne Schuster fände ich traurig, leider gibt es immer weniger.
Trotz Corona haben in den letzten Jahren deutlich mehr Schuster dichtgemacht als Kneipen oder Kinos. Was für eine seltsame Nachfrageverschiebung.
Der Schuster, zu dem ich heute zwei Paar Schuhe gebracht habe, hat seit neuestem Samstags geschlossen. Er sagt, er wird dieses Jahr 66 und es wird ihm langsam ein bisschen viel, aber noch hat er Spaß an seiner Arbeit und will gerne weitermachen. Nächste Woche kann ich meine Schuhe wieder abholen und ich freue mich schon drauf. Das Beste an Schusterläden ist der Geruch
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