anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 9. November 2019
Ausruhtag mit rückblickendem Gewunder
Der Tag bestand vorwiegend aus Ausruhen, ich merke mein fortschreitendes Alter deutlich.
Früher wäre so eine Woche wie diese für mich ein Klacks gewesen, eine Lächerlichkeit im Strudel wilder Tage, aber diese Zeiten sind lange vorbei.
Geblieben ist eine vage Erinnerung an laute Tage mit langen Nächten voller Musik, Tanz, Alkohol und wirren Gesprächen.
Vergessen ist der Antrieb und der Grund für das Leben in dieser Zeit.
Es war halt so, man lebte so, oder ich lebte so, weil ich dachte, es sei halt so? Ich weiß es nicht mehr und heute erscheint es mir wie ein abstruser Traum. Was in aller Welt hat mich damals getrieben, so ein Leben zu leben?

Es ist lustig, wie ich die Erinnerung verliere. Ich weiß noch, dass ich so gelebt habe, aber nicht mehr, warum.
Oder habe ich mich das nie gefragt, damals? Das würde mich dann sehr erschrecken. Das Erschrecken kommt mit großer Verspätung, aber man trifft sich im Leben ja immer zweimal, und vielleicht hätte ich mich damals schon erschrocken, wenn ich die Frage nach dem Warum an mich herangelassen hätte. Heute dagegen bin ich schon lange nicht mehr beweglich genug, um solchen Fragen auszuweichen. Heute holt es mich also unweigerlich ein, das Erschrecken.
Und die große, unbeantwortete Fragen, warum Menschen sich so ein Leben antun?

Die Feier gestern Abend war mir in Summe hauptsächlich anstrengend. Ich fand es mühsam, einen zweiten Tag in Folge schon wieder mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein. Ich fand die Lautstärke, die ganz zwangsläufig entsteht, wenn viele Leute in einem Raum sind, ausgesprochen nervenbelastend und ich fand es unbeschreiblich anstrengend, dass es so viele Menschen gab, die ich vorher kaum (oder gar nicht) kannte, die aber endlich die Gelegenheit nutzen wollten, um Smalltalk zu machen.
Was um alles in der Welt treibt die Leute dazu, in einer Umgebung, in der es ohne ein eigenes Gespräch schon so laut ist, dass man sein eigenes Wort kaum versteht, wieso meinen Menschen, dass sie in so einer Umgebung mit mir (oder wer ansonsten auch immer ihr zufälliger Tischnachbar ist) Smalltalk machen müssen?
Ich verstehe nicht was sie sagen und ich habe nicht genug Stimmkraft, um ihnen irgendwas zu antworten - die gesamte Situation ist einfach nur unglaublich schwachsinnig. Mindestens oder passend genauso schwachsinnig wie der Inhalt der Gespräche, die geführt werden.
Warum machen Menschen so etwas? Was soll damit erreicht werden? Was ist anschließend besser? Besser fortentwickelt oder was weiß ich in welche Richtung besser vorangetrieben? Die Sozialkontakte? Das glaubt doch niemand wirklich, oder?

Auf dem Wirtschaftsprüferfest habe ich einen Anwalts-Kollegen* getroffen, den ich bisher nur vom Telefon kannte, das war positiv. Wir haben uns während des Abends vor den Toiletten verabredet, um ungestört ein paar Worte wechseln zu können. Ansonsten habe ich hauptsächlich Leute getroffen und "kennengelernt", von denen ich jetzt weiß, dass ich einen weiteren Kontakt mit ihnen unbedingt vermeiden muss, mein Leben dauert nicht mehr lange genug, um meine Zeit mit solchen Nichtigkeiten zu verschwenden. So gesehen auch positiv, wenn das Ergebnis des Abends eine konkretisierte Negativliste ist.
*Ich habe ja wirklich große Vorbehalte gegen Juristen, aber dieser eine, spezielle, machte mir einen erstaunlich vernünftigen Eindruck, der sich beim persönlichen Kennenlernen sogar noch verstärkte, Sachen gibt's.

Auf der Feier gestern Abend gab es aus meiner Sicht dagegen wirklich gar nichts Positives, außer dem Essen, das war wirklich sehr gut. Und natürlich die Tatsache, dass ich meiner gesellschaftlichen/beruflichen Verpflichtung ordnungsgemäß nachgekommen bin. Man hat wahrgenommen, dass ich da war, das ist wichtig, ich durfte aber auch früh wieder gehen, habe ich beschlossen, mein Abgang war allerdings polnisch. Ich werde wohl am Montag erfahren, wann es dem ersten auffiel, dass ich nicht mehr da war.

In Summe bin ich allerdings zu alt für all das.
Den Abend heute auf der Couch fand ich derart ungleich schöner als es jede festliche Veranstaltung hätte sein können, ich sollte darauf achten, dass ich noch deutlich viel mehr Abende auf der Couch verbringe
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