anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 21. Februar 2019
Augen zu
Ich bin schon wieder müde, dabei ist es erst 21h und eigentlich hat der Tag noch reichlich Platz, um außer Arbeit und Essen auch noch ein paar Dinge zur persönlichen Erbauung zu machen - wenn ich nicht so müde wäre.
Am liebsten würde ich jetzt schon wieder ins Bett gehen und aus Erfahrung weiß ich, dass ich dort dann garantiert sofort einschlafe. Zu so angenehmen Dingen wie "noch ein wenig im Bett lesen" bin ich schon seit Jahren nicht mehr gekommen - weil ich vorher immer schon eingeschlafen bin.
Ich kann morgens im Bett lesen, das ist okay und das mache ich auch gerne - an normalen Alltagen bleibt aber morgens dafür keine Zeit, denn dann muss ich ja aufstehen und erst mal die Pflichtaufgaben erledige.

Tja, und wenn ich die erledigt habe, dann bin ich in den meisten Fällen so müde, dass ich am allerliebsten umgehend wieder ins Bett gehen möchte, und zwar nur, um dort wirklich zu schlafen und nicht für eine kuschelige Lese- oder Fernsehrunde.

Insgesamt verbringe ich so den größten Teil meines Lebens: Ich erledige meine Pflichtaufgaben und dann schlafe ich. Dinge wie einkaufen, kochen, essen und anziehen zähle ich dabei auch zu den Pflichtaufgaben, denn schließlich muss das getan werden, ob man Lust hat oder nicht.

Außerdem gibt es noch die erweiterten Teilzeitpflichtaufgaben, die man nicht zwingend täglich und zeitkritisch erledigen muss, die aber eben auch regelmäßig getan werden müssen und je länger man diese Aufgaben aufschiebt, umso mehr häufen sie sich auf und um so schlechtere Laune bekommt man, weil man sich über den wachsenden Aufgabenberg ärgert, über die zunehmende Unordnung um einen herum und vor allem über die so offensichtlich dokumentierte fehlende, eigene Selbstdisziplin.
Ich bin nämlich von Natur aus ein ziemlicher Schlunz und wenn ich Dinge aufschieben kann, dann schiebe ich sie auch auf.
Seitdem die Kinder endgültig alle aus dem Haus sind, schaue ich mir selber dabei zu, wie ich langsam aber sicher immer mehr verlottere.
Denn jetzt hält mich ja noch nicht mal ein schlechtes Muttergewissen davon ab, die normalen Haushaltsaufgaben immer mehr und immer weiter zu schieben. Ich muss für niemanden mehr Vorbild sein, ich muss auch auf niemanden erzieherisch einwirken, die gesamte Unordnung um mich herum habe ich selber hergestellt - und den Dreck auch. Vielleicht habe ich den Dreck nicht aktiv im Haus verteilt - aber da außer mir (und meinem Westfalenmann) ja niemand das Haus betritt, kann es eben auch außer mir niemand anderes gewesen sein.
Diese Erkenntnis führt bei mir zu einer frustrierten Paralyse und ich tue kurzerhand gar nix mehr. Früher, als ich mir noch fest einbildete, die Kinder wären an allem schuld, da konnte ich wenigstens schwungvoll beim Saubermachen schimpfen und mir nette Strafen ausdenken - geht heute alles nicht mehr, Putzen ist damit um ein vielfaches schwieriger geworden.

Dasselbe gilt für Kochen: Kochen ist keine Verantwortung für andere mehr, sondern nur noch ein Stillen des eigenen Hungers. Dieser Hunger ist aber auch sehr zufrieden, wenn ich ihm eine Tüte Chipse serviere, Vitamine werden gewaltig überschätzt.

Aber vielleicht kriege ich dieses Wochenende ja mal die Kurve und erledige einen großen Berg liegengebliebener Dinge, dann bin ich nächste Woche auch bestimmt nicht mehr so müde, denn dann ist der Drang, einfach vor allem die Augen zu schließen, ja längst nicht mehr so groß
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