anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 5. Februar 2019
Odd und seltsam
Grundsätzlich fände ich das Leben viel schöner, wenn ich nichts mit anstrengenden Menschen zu tun haben müsste, sondern heiter und ausgeglichen auf einer Welle fröhlicher Leichtigkeit durchs Leben gondeln könnte und dabei nur Menschen begegne, die genauso fröhlich, locker und entspannt drauf sind, wie ich das grundsätzlich gerne dauerhaft wäre - und wenn ich so über diesen Anspruch nachdenke, dann will mir einfach nicht in Kopf, warum das nicht gelingt, denn, wenn das jeder so wollte, dann wären wir doch eigentlich schon durch, oder nicht?

Was ich deshalb überhaupt noch nie verstanden habe, ist, wo all diese Mengen an seltsamen und anstrengenden Menschen herkommen? Ich meine, die können sich doch selber in ihrer Haut auch nicht wohl fühlen, denn wer möchte schon gerne selber anstrengend und seltsam sein? Okay, mag ein paar ganz wenige, einzelne Sonderkäuze geben, die sich darin gefallen, möglichst skurril zu sein, aber das sind doch ganz sicher nicht so viele Menschen, wie tatsächlich im echten Leben rumlaufen.

Ich verstehe es nicht, und ich fürchte, ich werde es auch nie verstehen. Denn das, was mir als völlig schräg und seltsam erscheint, das halten andere Menschen für normal - und umgekehrt. Wobei das "und umgekehrt" tatsächlich mein größeres, ganz persönliches Problem ist, denn ich fürchte, es gibt tatsächlich nicht wenige Menschen, die halten ausgerechnet mich für schräg und anstrengend - und das verstehe ich dann noch viel weniger als den Anfang dieser Überlegungen.

Dieser alte Witz "Ein Geisterfahrer? Nein, Hunderte!" - nie hatte er mehr Gültigkeit als beim Nachdenken über seltsame Menschen.

Themenwechsel

Im Mutterhaus ist doch neulich dieser Kollege verstorben, plötzlich und unerwartet und mitten aus der Arbeit raus war er weg und kam nicht wieder. Er war jetzt nicht nur im Mutterhaus in der Führungsebene beschäftigt, sondern war auch ehrenamtlich in allerlei Funktionen tätig und all diese Vereine und Gruppen haben ihm ausführliche Nachrufe hinterhergeschickt und in der Zeitung veröffentlicht. Nur die Personalabteilung aus dem Mutterhaus, die hat wohl außer einem 08/15 Text nix auf die Reihe gekriegt und darüber regte sich mein Chef erster Ordnung heute ausführlich auf.
Mir ist sowas ja ehrlich gesagt ziemlich schnurzepiep egal, denn der Kollege, der jetzt tot ist, kriegt es sowieso nicht mehr mit und da er weder Frau noch Kinder hinterlässt, wird es wohl auch sonst niemanden geben, der sich die Traueranzeigen ausschneidet und in ein Erinnerungsalbum klebt. Insofern finde ich einen 08/15 Text vollkommen ausreichend, man hat der Form Genüge getan und gut ist. Aber unser CEO fand es mal wieder ein bemerkenswertes Beispiel für die Unfähigkeit der HR-Abteilung, eine Feststellung, die er schon häufiger getroffen hat. Ich habe ihm dann vorgeschlagen, dass es unter der Prämisse, dass die HR-Abteilung in solchen Dingen regelmäßig versagt, doch sehr klug wäre, er würde seinen eigenen Nachruf schon mal vorbereiten und prophylaktisch auf dem Server deponieren, dann könne wenigstens bei seinem Tod nichts mehr schiefgehen. Fand er nicht gut, den Vorschlag, ich fand das ausgesprochen pragmatisch.
Ich finde, alle Leuten, denen so ein Nachruf wichtig ist, sollten diesbezüglich rechtzeitig genug etwas vorbereiten, interessanterweise finden das ausgerechnet die Leute, denen so ein Nachruf wichtig ist, nicht wichtig. Schon schräg, oder?

Ansonsten habe ich heute Abend durch Zufall ein bisschen von "hart aber fair" im Fernsehen mitbekommen - und mich gewaltig über einen geschniegelten Oberfatzke aufgeregt, der einen solchen Bullshit von sich gab, dass ich am liebsten in den Fernseher gekrochen wäre, um den Typ höchstpersönlich aus dem Studio zu werfen. Dann wurde der Name eingeblendet und ich hatte ein kleines "ach deshalb"- Gefühl. Manchmal ist es ja richtig beruhigend, wenn man sich selber dabei beobachtet, dass man auch ohne zu wissen, wer es ist, immer auf denselben Typen gleich ablehnend reagiert. Gleichzeitig schließt sich hier aber auch der Kreis zu meiner ersten Fragestellung von oben: Wer bitte mag Jan Fleischhauer
?
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Ach, man kann sich doch mitunter wohl fühlen damit, sich selber seltsam zu finden: siehe diesen alten Song (ist von einer Platte, die ich einst in depressiven Zeiten über alles liebte und auch heute noch mag).

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