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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 12. Oktober 2022
Wie ich mal eine Heizdecke kaufen wollte
Von einem Internetbetrüger reingelegt zu werden scheint mir genauso unausweislich zu sein wie sich mit Corona zu infizieren. Ich glaube, verhindern lässt sich beides auf Dauer nicht, allerdings gehöre ich mit Ü60 jetzt auch noch zur besonders gefährdeten Zielguppe, weshalb ich mir bewusst viel Mühe gebe, die Folgen so eines schädlichen Kontaktes so gering wie möglich zu halten.

Bei Corona hoffe ich mit meiner ständigen Impferei wenigstens soviel Basisschutz zu erreichen, dass eine Infektion, wenn ich sie denn erwische, möglichst glimpflich verläuft.

Zur Vorbeugung von Internetbetrug bin ich für gewöhnlich nicht nur sehr vorsichtig, was das Anklicken irgendwelcher Links angeht, ich habe mir auch extra für Einkäufe im Internet ein eigenes Bankkonto eingerichtet, das ich ausschließlich als Guthabenkonto führe, wo also der Schaden nie größer sein kann als die Summe Geld, die ich auf dieses Konto überweise.
Außerdem habe ich mir für dieses "Internetkonto" eine Bank ausgesucht, die sich auf Kontoführung übers Handy spezialisiert hat und mir für alle Bewegungen, die auf diesem Konto passieren, stets sofort eine PushNachricht aufs Telefon schickt.

Wenn ich also mit diesem Konto bzw. mit der Kreditkarte dieses Kontos etwas bezahle, bekomme ich sofort eine Meldung. Wenn ich allerdings zu einem Zeitpunkt eine Meldung bekäme, wo ich grade nirgendwo etwas eingekauft habe, weiß ich, dass etwas faul ist und kann sofort Maßnahmen einleiten. Zusätzlich ist der maximale Schaden auf das Guthaben beschränkt, was sich auf dem Konto befindet und das ist stets ein für mich überschaubarer und verkraftbarer Betrag.

Auf Corona warte ich noch, aber auf einen Fake-Internetshop bin ich heute tatsächlich reingefallen.

Ich wollte heute nämlich eine Heizdecke kaufen. Ich bin jetzt Ü60, ich brauche eine Heizdecke und weil ich nicht extra auf eine Kaffeefahrt gehen wollte, um mir so ein Teil andrehen zu lassen, habe ich eine kurze Google Recherche betrieben, welche Heizdecken gemeinhin denn so empfohlen werden und mich dann spontan für eine Heizdecke vom Typ XY entschieden. Wenn man weiß, was man will, kann man gezielt nach dem Produkt googlen, um den günstigsten Internetverkäufer dafür zu finden.
Gefunden habe ich dann eine Drogerie Schmitt in Offenbach, die die von mir ausgesuchte Heizdecke über 10 € günstiger anbot als alle anderen Händler.

Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich von Anfang an ein seltsames Gefühl bei dieser Seite hatte, eben grade weil der Preis so günstig war. Deshalb habe ich mir bewusst Mühe gegeben zu überprüfen, ob es diesen Shop wirklich gibt. Ich habe das Impressum kontrolliert und im Handelsregister gegengecheckt, ob diese Firma eingetragen ist. Alles machte einen guten Eindruck. Also habe ich da eine Heizdecke bestellt und zu diesem Zweck nicht nur meine Anschrift, sondern auch meine Telefonnummer und die Zugangsdaten zu meiner Internetbank angegeben, weil dieser Shop nur Klarna als Direktbezahlmethode akzeptierte.

Und dann passierte: Nichts.
Genau das hat mich dann allerdings wirklich stutzig gemacht, denn ich wartete ja auf eine Nachricht meines Internetkontos, das mir anzeigen würde, dass da Geld abgebucht wurde.
Als auch nach einer Stunde noch keine Abbuchung angefragt worden war, habe ich noch mal genauer recherchiert und stellte dann fest, dass die gesamte Seite eine Fake-Seite war, die einfach das Impressum einer real existierenden Firma benutzt hatten, damit es so echt wie möglich aussieht.

Die Betrüger werden wirklich immer besser, die Zeiten, wo einem ein nigerianischer Prinz schrieb, ob man für ihn seine Erbschaft entgegennehmen könne, sind leider schon länger vorbei. Gute Fake-Shops unterscheiden sich heutzutage nur durch minimale Kleinigkeiten von echten Shops.
Es mag sein, dass es noch nigerianische Prinzen-E-Mails gibt, die landen bei mir aber bevor ich sie überhaupt wahrnehmen kann schon im Spamfilter, der aktuell gut gefüllt ist mit E-Mails über Paketankündigungen und Androhungen irgendwelcher letzten Mahnungen für was weiß ich. Hierauf nicht reinzufallen ist wirklich kein Kunststück.

Als ich begriffen hatte, dass ich trotzdem in die klassische Ü60-Falle getappt war, habe ich sofort die Zugangsdaten zu meinem Internetkonto geändert, damit dürfte die Bezahlproblematik jetzt gesichert sein, an mein Konto kommen die wohl nicht mehr. Dass die aber alle meine sonstigen Daten, inklusive Handynummer haben, das ärgert mich schon.
Laut Internet kann ich demnächst mit Drohanrufen rechnen und mit vielfältigem, sonstigem Spam auf allen Kanälen, aber das ist dann eben wie Corona, ganz vermeiden lässt es sich nicht und im Zweifel muss man dann durch diese ärgerlichen Symptome durch.

An dem Plan, mir eine Heizdecke zu kaufen, hatte sich grundsätzlich aber nichts geändert, ich finde die Idee nämlich wirklich gut.
Im Büro rechne ich für den Winter mit eher frostigen Temperaturen, da war es letzten Winter schon recht frisch, als noch volles Rohr geheizt werden durfte, das wird deshalb diesen Winter definitiv nicht kuscheliger. Seitdem ich innerhalb des Büros eine Etage nach oben gezogen bin, habe ich jetzt ein dreimal so großes und optisch totschickes Büro, was sich aber im Sommer nur mit zusätzlicher Klimaanlage kühlen und im Winter nur mit zusätzlichem Heizlüfter erwärmen lässt. Es war schon immer ungemütlich, in einem Palast zu leben.
Um mir hier eine etwas komfortablere Sitzumgebung zu schaffen, kam ich auf die Idee mit der Heizdecke.

Da ich die auffallend günstige Heizdecke, die ich mir nach nur sehr oberflächlicher Heizdeckenmarktrecherche ausgesucht hatte, ja jetzt doch nicht gekauft habe, hatte ich noch mal die Gelegenheit, mich ausführlicher damit zu beschäftigen, welche Art von Heizdecke ich überhaupt haben will und habe gelernt, dass es außer der klassischen, kabelgebundenen Heizdecke auch welche mit USB-Anschluss und Akku und Powerbankladen gibt, die sind ja noch viel praktischer als welche, die nur in Reichweite einer Steckdose funktionieren.

Im Ergebnis habe ich jetzt wahrscheinlich die teuerste Heizdecke bestellt, die überhaupt auf dem Markt ist, nämlich diese hier .

Immerhin habe ich mir aber die sonst übliche Kaffeefahrt zum Kauf von Heizdecken erspart und die Sache mit dem Fake-Shop ist ja auch grade noch mal glimpflich abgelaufen, deshalb freue ich mich jetzt auf die Lieferung dieser big hug
.
(Abgelegt in appjefahren und bisher 357 x anjeklickt)

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