anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 16. Februar 2020
Dinge tun müssen und Geldausgebeprioritäten
Viel Wind draußen, wenig Schwung drinnen, aber letztlich habe ich doch die Dinge geschafft, die dringend getan werden mussten.

Ich wünsche mir, einmal mit allen Dingen à jour zu sein. Nichts, was noch in der Inbox liegt und auf Erledigung wartet, auch keine Dinge, die in der "mach ich irgendwann mal, wenn ich Zeit habe" Ecke warten, ich wünsche mir, irgendwann einfach mal alles, was getan werden muss, erledigt zu haben, um bis zum nächsten Tag, der sicherlich neue Erledigungsaufträge mit sich bringt, mit rundum guten Gewissen nichts tun zu können.
Das wäre toll, aber ich fürchte, das gelingt nie.

Was die beruflichen Dinge angeht habe ich mein Verpflichtungsgefühl ja schon ganz gewaltig runtergeschraubt und es macht mir sehr wenig aus, wenn Dinge erst mit Verspätung fertig werden, weil es halt schneller nicht geht, wenn zu viel zu tun ist.
Ich habe nur einen 40h Job und keine Lust, ohne Not daraus 60h zu machen, nur weil irgendjemand meint, er bräuchte irgendwelche Sachen jetzt und sofort und auf der Stelle.

Ich habe aber neben dem Job auch noch alle möglichen Dinge für mich "privat" zu erledigen, obwohl sich die Tätigkeiten in vielen Fällen kaum von den "offiziell beruflichen" unterscheiden.

CWs Hinterlassenschaften sind zwar im Wesentlichen inzwischen sortiert, aber deshalb nicht beendet. Zwei Immobilien sind verkauft, aber die anderen existieren noch alle, genauso wie zwei der sonstigen Firmen, die er hinterlassen hat und die vielleicht nicht mehr viel Arbeit machen, aber trotzdem eben genau so viel Arbeit, wie eine Firma an formalem Verwaltungskram für Buchhaltung, Geldverkehr und Steuererklärungen eben verlangt.
Aktuell bäumt sich auch noch eine der ganz alten, fast abgewickelten Firmen wieder auf und macht unerwartet gründlich neuen Ärger. Wär sonst wahrscheinlich langweilig. (Hier bitte ein augenverdrehendes Smiley einfügen)

Außerdem sind ja noch weitere, externe Aufgaben dazugekommen.
Die gesamte Verwaltung für den Vater muss erledigt werden, alle Arzt- und Pflegerechnungen bezahlen,
bei DeBeKa und Beihilfe einreichen, die Erstattungen überwachen und ggfls. nachverhandeln oder reklamieren. Außerdem die sonstige Verwaltung für den Vater, Steuererklärungen, Hausverwaltung, was ein Mensch eben so hat an privatem Kram.
Und im Zweifel das Ganze für den Onkel im Wesentlichen auch.
Ab und zu brauchen auch die Kinder Unterstützung, zB wenn das BaFöG-Amt zickt, und dann habe ich ja auch noch die Häuser auf Borkum und die Wohnung in Mönchengladbach. Wenn man Immobilien besitzt, gibt es ständig irgendwas daran zu tun, Inbox Zero ist da wirklich sehr selten.

Irgendjemand oder irgendwas zuppelt also immer bei mir am Ärmel und drängelt, mit komplett gutem Gewissen einfach nichts tun ist also nie möglich, immer nur mit bewusstem Verdrängen oder zur Seite schieben.

Eigentlich bin ich ganz gut im zur Seite schieben, aber heute hat es mich genervt, vor allem weil eine dieser alten Firmen, eine, auf die ich wirklich überhaupt gar gar keine Lust mehr habe, besonders lautstark quengelt und enge Fristen setzt.

Nun ja, so ist das eben und so wird es wohl auch weiter gehen, manchmal muss ich mich nur mal schütteln und erst mal alles abwerfen, bevor ich dann die Einzelteile wieder aufsammel und weitermache.

Heute habe ich trotz akuter Lustlosigkeit samt innerem Widerwillen dann doch alles geschafft, was getan werden musste, wenn es fertig ist, ist das auch ein gutes Gefühl.

Auf der Strecke geblieben ist dafür die Zeit, einfach nur so auf dem Sofa zu sitzen, aber ich träume weiter davon.

Dafür waren wir sogar eine Runde vor der Tür, ich wollte heute nämlich unbedingt zum Flohmarkt, um meine Uhr abzuholen, die ich vor drei Wochen dort als Reklamation abgegeben hatte. Die Zeit verfliegt so schnell, aber wenn ich sie heute nicht abgeholt hätte, dann wäre die nächste Chance erst wieder in vier Wochen gewesen, denn bis dahin sind schon alle Wochenenden verplant.

Im Internet stand extra, dass der Flohmarkt heute ganz normal stattfindet, deshalb sind wir auch losgefahren. Es waren zwar nur ganz wenige Stände da, aber zum Glück war der Uhrenstand dabei, damit mission accomplished, hier ist jetzt ein to-do abgehakt und erst mal kein neues dazu gekommen.

Es war lustig, dort über diesen großen Parkplatz zu laufen und sich vom Wind durchpusten zu lassen. Es war wirklich richtig windig, aber weder kalt noch nass, insgesamt also sogar sehr angenehm, ich habe mich dreimal mit Rückenwind über den Platz treiben lassen und bin anschließend im Zickzack immer halb gegen den Wind wieder auf die andere Seite gekreuzt, großer Spaß.

J hat sich Gedanken darüber gemacht, wieso Leute, die insgesamt mit ihrem Geld sehr haushalten müssen, für Dinge Geld ausgeben, die doch auf der Prioritätenliste gar nicht ganz oben stehen können, seiner Meinung nach und ich finde, das ist ein ganz spannendes Thema, weil ich mir genau darüber auch schon oft Gedanken gemacht habe.
Nach welchen Entscheidungsmustern geben Leute ihr Geld aus?

Ich bin ja eher so der Typ "Sachenkäufer".
Geld für nix auszugeben, also für "Erlebnisse", die dann anschließend einfach sofort verpufft sind, das widerstrebt mir immens.
Mit zunehmendem Alter und zunehmendem Reichtum*, übe ich zwar aktiv, mir wenigstens einige "Erlebnisse" mal bewusst zu gönnen, stelle dabei aber immer wieder fest, dass es eine Menge Dinge in diesem Bereich gibt, die mir schon deswegen wenig Spaß machen, weil ich das Geld dafür als so schrecklich rausgeworfen empfinde.
So haben K und ich uns letztes Jahr mal bewusst ein echtes Wellnesswochenende mit allem Pipapo gegönnt - Zusammenfassung: War ganz nett, aber wenn ich mir überlege, dass ich mir für das gleiche Geld auch eine neue Waschmaschine kaufen könnte, dann fände ich eine Waschmaschine attraktiver. Da ich aber nicht ständig neue Waschmaschinen brauche, lasse ich das mit dem Wellness-Shishi auch sein, das ist es mir einfach nicht wert.

*Dieser "Reichtum" ist für mich vor allem wegen der Absicherung der Zukunft von großer Wichtigkeit. Mittlerweile kann ich ziemlich gelassen in die Zukunft blicken, weil es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch bei mehreren, vorstellbaren worst case Szenarien gleichzeitig nicht zu der Situation kommen wird, dass ich frierend und hungrig unter der Brücke wohnen muss. Ich bin nämlich ganz innen drin ein ziemlicher Schisshase und deshalb immer bestrebt, mich maximal abzusichern. Sieht aber so aus, als ob ich mich in dem Punkt "Finanzen" tatsächlich mittlerweile entspannt zurücklehnen kann.


Zu den Dingen, für die ich bis heute keine Notwendigkeit sehe, dafür Geld auszugeben, gehören zB teure Urlaube und Luxushotels. Überhaupt Hotels, ich werde es bis ans Ende meiner Tage nicht begreifen, weshalb so viele Leute bereit sind, so viel Geld für eine simple Übernachtung auszugeben. Wenn ich wählen kann, ob ich in ein Motel One oder in das daneben liegende Hilton irgendwas Hotel gehen möchte, dann möchte ich bitte immer in das Motel One gehen. Schon deshalb weil dort die netteren Leute sind. Leute, die bereit sind, die Kohle für eine Übernachtung im Hilton irgendwas zu bezahlen, leben üblicherweise in einer Welt, in der ich ganz sicher nicht leben möchte und die ich deshalb auch nicht teilen möchte. Ich möchte auch keine Berührungspunkte zu dieser Welt haben, mir sind diese Menschen einfach nur unangenehm. Gedankenlose Geldverschwendung finde ich egoistisch und rücksichtslos. Wenn Leute so viel Kohle haben, dass sie sie einfach für so einen nutzlosen Kram verschleudern können, dann sollten sie sie doch lieber anderen Menschen geben, die weniger Geld haben und das Geld deshalb deutlich besser gebrauchen könnten.
Denn seien wir doch mal ehrlich: Was ist an einem Hotel für 300€ die Nacht besser als an einem für 60€? Auch für 60€ bekomme ich ein vernünftiges Bett und angemessene, optische Sauberkeit und ein Bad am Zimmer. Was braucht es sonst, wenn man dort einfach nur schlafen will?

Grade weil ich diesen teuren Luxus in vielen Fällen schlicht nicht zu würdigen weiß, ist das für mich also immer rausgeschmissenes Geld.
Ich habe im übrigen in den meisten Fällen auch keinen Spaß an teuren Restaurants. Mir ist das alles too much und ich bin mit einer einfachen Portion Pommes, die gut gewürzt ist, schon sehr glücklich, was soll ich also mit mehr, wenn wenig doch auch schon super ist?

Wenn Erlebnisse etwas wirklich Besonderes bieten, dann bin ich durchaus bereit, mir so etwas als Luxus zu leisten. Eine Ballonfahrt zB plane ich für dieses Jahr.
Wenn für mich das Besondere dann aber gar nichts Besonderes ist, ich musste zB mal unbedingt Fallschirmspringen ausprobieren und fand es dann völlig langweilig und unspektakulär, aber natürlich teuer, dann bin ich nach dem ersten Versuch damit auch durch und gehe statt Fallschirmspringen lieber wieder auf die Sommerrodelbahn, ist für mich eindeutig aufregender.

Was nun Sachen kaufen angeht, habe ich dort natürlich auch meine Prioritäten. Grundsätzlich gilt: Am liebsten oberste Qualität, die dafür gebraucht. Ich kaufe für 100€ also lieber ein gebrauchtes Kleid von Dior statt ein neues von C&A.

Überhaupt kaufe ich Dinge ungern neu. Sachen fabrikneu zu kaufen fühlt sich nämlich auch oft sehr nach rausgeschmissenem Geld an, weil der Wertverlust, den neue Dinge im Vergleich zu guten gebrauchten Dingen haben, derart groß ist, dass ich diesen Wertverlust gerne anderen Leuten überlasse.
Leuten, die 300€ für eine Nacht im Hilton irgendwas Hotel bezahlen zB.
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