anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 14. Januar 2020
Ein anderes Leben und Müdigkeit
"So, dann entlasse ich dich jetzt wieder in dein Leben, jeder von uns macht nun alleine weiter."
Das ist doch mal eine hübsche Telefonverabschiedungsfloskel, habe ich grade von J gehört, mit dem ich ein förmliches Telefondate verabredet hatte, weil er sich eine Operation am offenen Herzen wertverändernde Eingriffe in sein eigenes Aktiendepot nicht ohne meine telefonische Anwesenheit traute.

J besitzt ein Aktiendepot, weil ich für ihn mal ein Depot bei der Comdirect eröffnet habe als er noch minderjährig war und die Comdirect solche Aktionen mit einem zwei iPods als Werbegeschenk belohnte. (Für jeden einen, für den Werber und den geworbenen, fand ich eine ziemlich coole Aktion.)
Ich wollte ja eigentlich nur den iPod haben, aber nach dem ich das Depot mit einem festen Aktiensparplan von immerhin 25€ pro Monat fertig errichtet hatte, (und der iPod angekommen war), hatte ich danach keine Lust mehr, das ganze wieder zu kündigen und so lief es immer weiter. Dann wurde J volljährig und die Bank meinte, er müsse sich jetzt selber kümmern.
Das brachte ihn mittelprächtig schwer zum Schwitzen, aber mittlerweile geht es schon ganz gut, die wesentlichen Basics hat er inzwischen verstanden und seine erspartes Ferienjobgeld auch tatsächlich in noch mehr Aktien investiert.

Zwischendurch hatte er dann mal eine Phase, wo er als Berufswunsch "Finanzhai" angab, weil ihm das als eine sehr bequeme Methode erschien, sich ein Luxuslotterleben ohne Arbeit zu ermöglichen, aber dann brach die Börse ein und er hatte es noch nicht bis zur ersten Millionen gebracht, das ließ ihn leicht verzweifeln.

Als er neulich die Rendite seines aktuellen Depots hochkalkulierte und sich ausrechnete, wie lange es braucht, bis er die Millionen geknackt hat, wenn sich das Depot jetzt jedes Jahr weiter derart gut rentiert, stellte er fest, dass es arge Hungerjahre werden, wenn er nur auf diese Karte setzt.
Es mag ja vielleicht ganz attraktiv sein, mit 124 Jahren endlich Millionär zu werden, aber bis dahin muss er ja auch von was leben.
Deshalb hat er sich zähneknirschend wieder mit seinem Studium beschäftigt, auch wenn das deutlich anstrengender ist als einfach nur das Kapital für sich alleine arbeiten zu lassen.

Er hat aber auch gleichzeitig die sehr vernünftige Hoffnung, dass er so ein Aktiendepot ja weiter extern anfüttern kann und dann ist der Weg bis zu den Sternen gar nicht mehr ganz so weit.

Auf alle Fälle finde ich es gut, dass er sich überhaupt damit beschäftigt. Wenn ich die Zahlen lesen, wie viel Prozent der deutschen Sparer Aktien besitzen, dann bin ich unter diesen Umständen ja schon sehr stolz, dass er hier eindeutig zu den TOP 10% der Finanzelite gehört. Habe ich in meiner Erziehung doch ein kleines bisschen was richtig gemacht.

Bis auf diesen kurzen Ausflug in Js Finanzmarktleben bestand mein Tag heute nur aus Büro, immerhin war ich schon um 19.30h zu Hause.

Aktuell merke ich schon wieder das Heraufkriechen dieser lähmenden Müdigkeit, die ich in den zweieinhalb Wochen Ferien über Weihnachten zum Schluss sehr gut verscheucht hatte, aber knapp sind wir wieder im Alltagstrott angelangt, kommt auch diese Müdigkeit wieder hervorgekrochen, ich könnte mich sehr darüber aufregen, wenn ich dazu nicht viel zu müde wäre
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