anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 26. Mai 2017
Zwickmühle
Im Moment sind K.s Sohn und seine Freundin bei uns zu Besuch - und ich bin sehr froh, dass es K.s Sohn ist, der diese Freundin hat und nicht meiner, denn sonst fände ich die Situation nicht nur wunderlich, sondern sehr wahrscheinlich sehr gruselig.
Was machen Eltern, wenn die Kinder sich Freunde suchen, die mal so gar nicht in das Bild dessen passen, was man sich selber für das Kind vorgestellt hat bzw. WIE man sich selber das Kind vorgestellt hat? Denn ich glaube alle Eltern stellen sich ihr Kind doch gerne als tollen Typ vor, der die maximal freie Auswahl in der Partnerszene hat, zumindest möchte sich kein Elternmensch sein Kind als jemanden vorstellen, der sich ausgerechnet denjenigen vom Partnermarkt fischt, dem nach bekannten Maßstäben 98% aller anderen Partnersuchenden noch nicht mal die zweiten Fünf-Minuten gegönnt hätten.
Man hält sein eigenes Kind doch gerne für besonders klug und begabt, zumindest muss es ja wenigstens so klug und begabt sein wie man selber, alles andere ließe sich nur mit Krankheit oder Behinderung begründen.
Nur wie reagiert man dann, wenn das Kind so augenscheinlich wenig Wert auf seine eigene Begabung und Intelligenz legt und sich sehr zufrieden mit einem Partner zusammentut, der nach der eigenen Einschätzung intellektuell mindestens fünf Etagen unter einem wohnt - und leider, leider, leider optisch auch.
Ich meine, eine gewisse fehlende intellektuelle Art ließe sich ja noch erklären, wenn dieses Fehlen mit optischen Merkmalen kompensiert würde. Wenn aber die optischen Merkmale alleine schon so schwach ausgeprägt sind, dass man auf den ersten Blick schon sicher ist, dass er sie ganz bestimmt wegen ihres tollen Charakters und ihrer besonderen Intelligenz schätzt, dann wird es schwierig, wenn sich auch nach 24h Besuchsdauer nur ein eher nerviger Charakter gezeigt hat und eine "besondere Intelligenz" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen ist.

Ich sag ja, ich bin froh, dass es nicht mein Sohn ist, denn dann hätte ich das unbestimmte Gefühl, ich müsste mit ihm reden, ohne zu wissen, wie ich eine solche Rede auch nur ansatzweise beginnen sollte und hätte gleichzeitig die ziemlich gut zu begründende Furcht, dass er mir solch eine Rede übelnimmt.

Aber, verdammte Hacke, was tut man in so einem Fall? Einfach einen auf schön Wetter machen und sich angeregt mit der neuen Freundin unterhalten, um ihr das positive Gefühl zu geben, dass sie vollkommen akzeptiert wird?
Hat man überhaupt ein Recht, sich einzumischen? Ist man bei erwachsenen Kindern nicht eher zum passiven Zuschauen verdammt, weil sie ihr Leben schließlich alleine leben müssen?

Ich glaube, ich muss das mal dringend mit meinen Kindern besprechen, die derzeit alle drei so weit solo bin, dass ich das tun kann, ohne damit jemand konkreten zu meinen, weshalb ich so eine "Trockenübung" als sehr kluge Vorbereitung für einen theoretisch denkbaren Ernstfall halte.

So ein Schiet aber auch, es bleibt kompliziert mit Kindern
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Naja Optik liegt nun wirklich im Auge des Betrachters.

Sollen sie ihren potentiellen Partnern einen Intelligenztest vorlegen? ;-)
Es ist ihr Leben, und egal wie schön, hässlich, reich, arm, schlau, dumm, nervig der die Neue ist: es ist nicht deine Entscheidung sondern die des Kindes, die Respekt oder zumindest Akzeptanz verdient. Klar muss man den Partner der Sprosse nicht lieben, aber es kann ja sein, dass man erst nach einer gewissen Kennenlernzeit was tolles an dem Menschen entdeckt. Mir passiert es auch oft dass ich jemanden wegen irgendwas vorverurteile und im Nachhinein feststelle, dass es Unrecht von mir war.

Also: Augen offen halten, Zähne zusammenbeißen (aber nicht zu fest). Jeder muss seine Erfahrungen machen, Eltern wie auch Kinder.

... ¿noch mehr sagen?  

 
Ja ja,
schon klar, natürlich bleibt man freundlich, aufgeschlossen, zugewandt - alles, wie es sich gehört, dazu ist man schließlich alt genug, um sich seine eigenen, vielen, großen Fragezeichen nicht anmerken zu lassen.
Mir ging es aber eher um mein Verhältnis zu meinem Kind. Natürlich lasse ich meine Kinder machen, was sie wollen und natürlich darf jeder seine eigenen Fehler machen - da ich schon seit je her bekennende Rabenmutter bin und meine Kinder schon immer hab machen lassen, was sie wollten, ist das ganz sicher nicht das Problem. Ich habe deshalb nie etwas verboten - ich habe aber immer meine Meinung zu irgendwelchen Aktivitäten gesagt, nur in diesem konkreten "Antifreundinfall" bin ich sehr unsicher.
Und natürlich liegt die Optik im Auge des Betrachters, falls aber eines meiner Kinder plötzlich einen derart "individuellen" Geschmack entwickelte, dass sozusagen nichts an der Optik des neuen Partners auch nur im entferntesten irgendeinem gängigen Klischee entspricht, (und ich meine jetzt nicht irgendwelche speziellen Mode- oder Stylingtrends), dann würde ich mich halt schon fragen, welche inneren Werte es sind, die ihn zu diesem Menschen hinziehen, und die sich mir halt so gar nicht auf der intellektuellen Ebene erschließen. - Und genau das überlege ich mir grade: Frage ich nur mich oder frage ich vielleicht auch ganz offen und ehrlich und rundheraus mal mein Kind?

 
verständlich
Das Ding ist, ganz kurz gesagt: manche Dinge wirst du vielleicht gar nicht kennenlernen, weil die Beziehung Kind-Partner anders als die von Partner-Elternteil/e ist... da schaun zwei verschiedene Augenpaare drauf.
Aber klar, fragen ist sicher nicht verboten ;-) wenn es deine Sorgen diesbezüglich abbaut. Es ist schon verständlich dass in solchen Situationen irgendwie Unsicherheit enstehen kann, wenn man jmd noch nicht so gut kennt und die ersten Eindrücke eher verstören..