Sonntag, 21. Mai 2017
Kleidertausch
anje, 00:52h
Gestern war ich mit meiner Schwester im Kleidertauschcafe.
Das Kleidertauschcafe findet alle zwei Monate in der Stadt meiner Schwester statt, ich war jetzt schon drei- oder viermal mit ihr gemeinsam da und es ist jedes Mal eine enorm lustige und – was den eigenen Kleiderschrankbestand angeht -, ausgesprochen erfolgreiche Veranstaltung.
Veranstaltet wird es von einer Gruppe von Damen, die ansonsten wohl noch in oder für irgendeine Kleiderkammer arbeiten, denn sie bringen vorab schon einen gewissen Pool an Klamotten mit – und da jeder meistens mehr abgibt als er anschließend eintauscht, werden sie den Überschuss der Kleidung ja auch irgendwofür nutzen.
Die Lokalität ist immer dieselbe – ein großes Ladenlokal in der Innenstadt, das ansonsten von irgendwelchen Jugendgruppen als Begegnungsstätte genutzt wird. Für die Kleidertauschaktion wird es etwas umgeräumt, dann gibt es im vorderen Bereich ein paar Kleiderständer und viele Tische, auf denen die Kleidung hängt bzw. liegt, der hintere Bereich ist zur Hälfte durch eine spanische Wand abgetrennt, dahinter ist dann die „Gruppenanprobe“, wo man sich vor zwei schmalen Spiegeln drängelt.
Das Prinzip ist genauso einfach wie erfolgreich: Man bezahlt drei Euro Eintritt, dafür bekommt man aber auch ein Glas Sekt und bringt selber irgendwelche Kleidungsstücke mit, die man aus seinem eigenen Kleiderschrank aussortiert hat. Die werden von der Veranstalterin gesichtet und bewertet, die Tauschwährung sind „Knöpfe“. D.h. für ein T-Shirt bekommt man vielleicht einen Knopf, für eine Bluse zwei, für eine Hose drei und für einen Mantel vier (je nach Zustand und Qualität). Dann guckt man sich alle Sachen an, die zum Tausch angeboten sind, sucht sich aus, was einem gefällt, probiert es im Gruppenanproberaum an und bezahlt schließlich mit den Knöpfen, die man am Anfang bekommen hat.
Da ich irgendwann mal vier große blaue Säcke an Klamotten aussortiert habe, die meine Schwester dort alle gegen Knöpfe eingetauscht hat, sind wir unglaublich knopfreich und können ungebremst und ohne auf Preis oder Menge achten zu müssen „einkaufen“.
Mittlerweile haben wir auch schon ein erfolgreiches "Arbeits-System" entwickelt: wir sichten erst alle Klamotten und sammeln alles, was uns nur einigermaßen gefällt, in einer großen Tüte, bevor wir anschließend die große Anprobieraktion starten.
Das Anprobieren ist dann das, was besonders viel Spaß macht. Die meisten Frauen, die dort hingehen, sind zwischen 40 bis 60, einige jüngere und auch einige noch viel ältere sind aber auch immer dabei. Meine Schwester und ich sind also genau so im Durchschnittsalter und bei dem Altersschnitt kann man sich vorstellen, dass da wenige Kandidaten für Germanys next Topmodell bei sind. Das heißt aber auch, dass sich keine schämen muss, sich in dieser großen, offenen, improvisierten Gruppenanprobe bis auf BH und Unterhose auszuziehen – die anderen sind ja zum Glück auch nicht schöner.
Außerdem gibt es kein „Vermögensgefälle“, d.h. jeder kann im Grunde so viel einkaufen, wie er möchte bzw. wie er selber mitgebracht hat, denn in der Regel ist das mehr als man nachher wirklich mitnimmt. Da Geld keine Rolle spielt und es auch keine Verkäuferinnen gibt, die einem etwas aufschwatzen wollen, berät man sich untereinander und hat dabei das enorm gute Gefühl, dass die Meinungen der anderen eben wirklich komplett ehrlich und ohne Hintergedanken sind.
Wobei, natürlich gibt es Hintergedanken – wenn eine ein Teil gefunden hat, das man selber auch sehr gerne hätte, muss man natürlich versuchen, es ihr mies zu machen, damit sie es wieder weglegt und man es sich selber greifen kann. Fällt nur meistens auf und wird von viel Gejohle der anderen Tauscherinnen begleitet, ist also eine schwierige Sache.
Insgesamt ist dort in diesem großen Gruppenanproberaum eine unglaublich offene, positive und fröhliche Atmosphäre, in der sich alle komplett alters-, vermögens- und bildungsübergreifend auf einer gemeinsamen Augenhöhe konkurrenzfrei begegnen. Ich habe noch nie zuvor und noch an keiner anderen Stelle je eine so angenehme, niemanden ausgrenzende Gruppenstimmung erlebt.
Was mich jedes Mal aufs Neue erstaunt ist die Qualität vieler Teile, die dort zum Tausch angeboten werden. Bei Kleidung pflege ich ja nun einen ausgeprägten Qualitäts- und Markensnobismus, aber ich habe bisher jedes Mal dort einige wirklich sehr schöne und auch sehr hochwertige Teile gefunden, und auch gestern war der Tauschabend nicht nur für meine Schwester, sondern auch für mich ausgesprochen erfolgreich, so dass wir beide sehr zufrieden wieder nach Hause gegangen sind. -
Anschließend waren wir noch bei Ikea, wo ich genau das letzte Plisseerollo in der von mir gewünschten Größe und Farbe ergattert habe, auch darüber bin ich jetzt sehr zufrieden.
Da ich zum Schluss noch eine längere Strecke nach Hause fahren musste, war ich mal wieder extrem spät zu Hause bzw. im Bett, den Tag heute habe ich deshalb überwiegend nur im halbwachen Zustand verbracht, war aber nicht so schlimm, war ja nur ein Samstag, hat sich alles gelohnt für den wunderbaren Freitagabend
.
(Abgelegt in anjemacht und bisher 1450 x anjeklickt)
Das Kleidertauschcafe findet alle zwei Monate in der Stadt meiner Schwester statt, ich war jetzt schon drei- oder viermal mit ihr gemeinsam da und es ist jedes Mal eine enorm lustige und – was den eigenen Kleiderschrankbestand angeht -, ausgesprochen erfolgreiche Veranstaltung.
Veranstaltet wird es von einer Gruppe von Damen, die ansonsten wohl noch in oder für irgendeine Kleiderkammer arbeiten, denn sie bringen vorab schon einen gewissen Pool an Klamotten mit – und da jeder meistens mehr abgibt als er anschließend eintauscht, werden sie den Überschuss der Kleidung ja auch irgendwofür nutzen.
Die Lokalität ist immer dieselbe – ein großes Ladenlokal in der Innenstadt, das ansonsten von irgendwelchen Jugendgruppen als Begegnungsstätte genutzt wird. Für die Kleidertauschaktion wird es etwas umgeräumt, dann gibt es im vorderen Bereich ein paar Kleiderständer und viele Tische, auf denen die Kleidung hängt bzw. liegt, der hintere Bereich ist zur Hälfte durch eine spanische Wand abgetrennt, dahinter ist dann die „Gruppenanprobe“, wo man sich vor zwei schmalen Spiegeln drängelt.
Das Prinzip ist genauso einfach wie erfolgreich: Man bezahlt drei Euro Eintritt, dafür bekommt man aber auch ein Glas Sekt und bringt selber irgendwelche Kleidungsstücke mit, die man aus seinem eigenen Kleiderschrank aussortiert hat. Die werden von der Veranstalterin gesichtet und bewertet, die Tauschwährung sind „Knöpfe“. D.h. für ein T-Shirt bekommt man vielleicht einen Knopf, für eine Bluse zwei, für eine Hose drei und für einen Mantel vier (je nach Zustand und Qualität). Dann guckt man sich alle Sachen an, die zum Tausch angeboten sind, sucht sich aus, was einem gefällt, probiert es im Gruppenanproberaum an und bezahlt schließlich mit den Knöpfen, die man am Anfang bekommen hat.
Da ich irgendwann mal vier große blaue Säcke an Klamotten aussortiert habe, die meine Schwester dort alle gegen Knöpfe eingetauscht hat, sind wir unglaublich knopfreich und können ungebremst und ohne auf Preis oder Menge achten zu müssen „einkaufen“.
Mittlerweile haben wir auch schon ein erfolgreiches "Arbeits-System" entwickelt: wir sichten erst alle Klamotten und sammeln alles, was uns nur einigermaßen gefällt, in einer großen Tüte, bevor wir anschließend die große Anprobieraktion starten.
Das Anprobieren ist dann das, was besonders viel Spaß macht. Die meisten Frauen, die dort hingehen, sind zwischen 40 bis 60, einige jüngere und auch einige noch viel ältere sind aber auch immer dabei. Meine Schwester und ich sind also genau so im Durchschnittsalter und bei dem Altersschnitt kann man sich vorstellen, dass da wenige Kandidaten für Germanys next Topmodell bei sind. Das heißt aber auch, dass sich keine schämen muss, sich in dieser großen, offenen, improvisierten Gruppenanprobe bis auf BH und Unterhose auszuziehen – die anderen sind ja zum Glück auch nicht schöner.
Außerdem gibt es kein „Vermögensgefälle“, d.h. jeder kann im Grunde so viel einkaufen, wie er möchte bzw. wie er selber mitgebracht hat, denn in der Regel ist das mehr als man nachher wirklich mitnimmt. Da Geld keine Rolle spielt und es auch keine Verkäuferinnen gibt, die einem etwas aufschwatzen wollen, berät man sich untereinander und hat dabei das enorm gute Gefühl, dass die Meinungen der anderen eben wirklich komplett ehrlich und ohne Hintergedanken sind.
Wobei, natürlich gibt es Hintergedanken – wenn eine ein Teil gefunden hat, das man selber auch sehr gerne hätte, muss man natürlich versuchen, es ihr mies zu machen, damit sie es wieder weglegt und man es sich selber greifen kann. Fällt nur meistens auf und wird von viel Gejohle der anderen Tauscherinnen begleitet, ist also eine schwierige Sache.
Insgesamt ist dort in diesem großen Gruppenanproberaum eine unglaublich offene, positive und fröhliche Atmosphäre, in der sich alle komplett alters-, vermögens- und bildungsübergreifend auf einer gemeinsamen Augenhöhe konkurrenzfrei begegnen. Ich habe noch nie zuvor und noch an keiner anderen Stelle je eine so angenehme, niemanden ausgrenzende Gruppenstimmung erlebt.
Was mich jedes Mal aufs Neue erstaunt ist die Qualität vieler Teile, die dort zum Tausch angeboten werden. Bei Kleidung pflege ich ja nun einen ausgeprägten Qualitäts- und Markensnobismus, aber ich habe bisher jedes Mal dort einige wirklich sehr schöne und auch sehr hochwertige Teile gefunden, und auch gestern war der Tauschabend nicht nur für meine Schwester, sondern auch für mich ausgesprochen erfolgreich, so dass wir beide sehr zufrieden wieder nach Hause gegangen sind. -
Anschließend waren wir noch bei Ikea, wo ich genau das letzte Plisseerollo in der von mir gewünschten Größe und Farbe ergattert habe, auch darüber bin ich jetzt sehr zufrieden.
Da ich zum Schluss noch eine längere Strecke nach Hause fahren musste, war ich mal wieder extrem spät zu Hause bzw. im Bett, den Tag heute habe ich deshalb überwiegend nur im halbwachen Zustand verbracht, war aber nicht so schlimm, war ja nur ein Samstag, hat sich alles gelohnt für den wunderbaren Freitagabend
.