Donnerstag, 11. Mai 2017
Da läuft was schief
anje, 21:47h
Seit einiger Zeit kämpfe ich mit einer sehr seltsamen, dauerpräsenten Trauer.
Über das Wort "kämpfen" habe ich jetzt länger nachgedacht, aber ich glaube, das trifft es schon am besten. Denn ich versuche immer wieder, sehr aktiv und auf vielen verschiedenen Wegen dieses latent vorhandene Gefühl von nicht definierbarer Traurigkeiten aufzulösen - oder wenigstens wegzuschieben.
Ich habe es mit Ignorieren versucht, mit Negieren, mit aktiv dagegengesetzter Fröhlichkeit, mit Nachgeben, mit Schlafen, mit Schreiben - eigentlich mit allen Möglichkeiten, die mir so einfielen, aber es geht nicht weg.
Dabei kann ich gar nicht genau sagen, wo diese Trauer herkommt, was sie ausgelöst hat, worüber ich trauere oder warum.
Ich bin einfach nur grundlos traurig.
Trauer ist nur leider ein ausgesprochen dominantes Gefühl. Wenn man zulässt, dass die Trauer sich in voller Schwere auf einen draufsetzt, erdrückt sie einen sehr schnell. Dabei braucht man schon sehr viel Kraft, um sich überhaupt von A nach B zu bewegen, weil man ja nicht nur sich selbst, sondern auch noch diese vermaledeite Trauer mit ihrem gesamten Gewicht rumschleppen muss. Kraft für irgendetwas anderes bleibt dann kaum noch. Man geht langsam, redet leise, regt sich nicht mehr auf und verliert nach und nach jede Lust, sich überhaupt zu bewegen, man trägt ja ständig ein sehr schweres Gewicht mit sich herum.
Ich habe zwischendurch all meine Kraft zusammen genommen und ein paar Bocksprünge gemacht, um die Trauer abzuwerfen. Das gelingt dann auch kurzfristig, aber wehe, man passt einmal kurz nicht auf - schwupp, ist die Trauer wieder aufgesprungen, sitzt oben drauf und lässt sich tragen.
Wegschieben oder abwerfen ist also immer nur eine kurze Zwischenlösung, ich glaube, man muss sie austrocknen, nur so wird sie nach und nach leichter und zerfällt irgendwann zu Staub, den man dann nur noch wegpusten muss.
Um sie auszutrocknen müsste man ihr also jede Sorte Nahrung vorenthalten. Jede Trauer überlebt nur so lange, wie sie aus welcher Quelle auch immer mit Energie versorgt wird. Vielleicht kommt daher mein dringendes Bedürfnis, mich am allerliebsten nur noch ins Bett zu legen. Stillliegen, Decke übern Kopf und abwarten, bis die Trauer vertrocknet ist.
Aber das funktioniert nicht, draußen geht das Leben weiter und alle naselang steht jemand an meinem Bett und will was von mir. Klar kann ich den nicht hängen lassen, aber alles, was ich tue, weil es von mir erwartet wird, stärkt meine Trauer, genau das scheint also die Energiequelle für meine Trauer zu sein, ein nicht zu lösender Zwiespalt.
Das Problem ist nur, dass ich mit dieser Trauer im Nacken so viel langsamer bin als ich weiß, dass ich sein könnte, wenn ich mit leichter Fröhlichkeit unterwegs wäre. Das ist ein ganz gemeiner Extratrick, dieser Trauer: Da sie davon lebt, dass ich Dinge tue, die ich eigentlich sinnlos finde, die ich aber tue, "um den Erwartungen gerecht zu werden", sorgt sie mit ihrem Gewicht dafür, dass ich mit diesen sinnlosen Dingen auch noch extra lange beschäftigt bin, so dass sie sich sehr lange und ausgiebig mit Energie daraus vollsaugen kann.
Es ist wirklich verzwickt
.
(Abgelegt in anjeklagt und bisher 868 x anjeklickt)
Über das Wort "kämpfen" habe ich jetzt länger nachgedacht, aber ich glaube, das trifft es schon am besten. Denn ich versuche immer wieder, sehr aktiv und auf vielen verschiedenen Wegen dieses latent vorhandene Gefühl von nicht definierbarer Traurigkeiten aufzulösen - oder wenigstens wegzuschieben.
Ich habe es mit Ignorieren versucht, mit Negieren, mit aktiv dagegengesetzter Fröhlichkeit, mit Nachgeben, mit Schlafen, mit Schreiben - eigentlich mit allen Möglichkeiten, die mir so einfielen, aber es geht nicht weg.
Dabei kann ich gar nicht genau sagen, wo diese Trauer herkommt, was sie ausgelöst hat, worüber ich trauere oder warum.
Ich bin einfach nur grundlos traurig.
Trauer ist nur leider ein ausgesprochen dominantes Gefühl. Wenn man zulässt, dass die Trauer sich in voller Schwere auf einen draufsetzt, erdrückt sie einen sehr schnell. Dabei braucht man schon sehr viel Kraft, um sich überhaupt von A nach B zu bewegen, weil man ja nicht nur sich selbst, sondern auch noch diese vermaledeite Trauer mit ihrem gesamten Gewicht rumschleppen muss. Kraft für irgendetwas anderes bleibt dann kaum noch. Man geht langsam, redet leise, regt sich nicht mehr auf und verliert nach und nach jede Lust, sich überhaupt zu bewegen, man trägt ja ständig ein sehr schweres Gewicht mit sich herum.
Ich habe zwischendurch all meine Kraft zusammen genommen und ein paar Bocksprünge gemacht, um die Trauer abzuwerfen. Das gelingt dann auch kurzfristig, aber wehe, man passt einmal kurz nicht auf - schwupp, ist die Trauer wieder aufgesprungen, sitzt oben drauf und lässt sich tragen.
Wegschieben oder abwerfen ist also immer nur eine kurze Zwischenlösung, ich glaube, man muss sie austrocknen, nur so wird sie nach und nach leichter und zerfällt irgendwann zu Staub, den man dann nur noch wegpusten muss.
Um sie auszutrocknen müsste man ihr also jede Sorte Nahrung vorenthalten. Jede Trauer überlebt nur so lange, wie sie aus welcher Quelle auch immer mit Energie versorgt wird. Vielleicht kommt daher mein dringendes Bedürfnis, mich am allerliebsten nur noch ins Bett zu legen. Stillliegen, Decke übern Kopf und abwarten, bis die Trauer vertrocknet ist.
Aber das funktioniert nicht, draußen geht das Leben weiter und alle naselang steht jemand an meinem Bett und will was von mir. Klar kann ich den nicht hängen lassen, aber alles, was ich tue, weil es von mir erwartet wird, stärkt meine Trauer, genau das scheint also die Energiequelle für meine Trauer zu sein, ein nicht zu lösender Zwiespalt.
Das Problem ist nur, dass ich mit dieser Trauer im Nacken so viel langsamer bin als ich weiß, dass ich sein könnte, wenn ich mit leichter Fröhlichkeit unterwegs wäre. Das ist ein ganz gemeiner Extratrick, dieser Trauer: Da sie davon lebt, dass ich Dinge tue, die ich eigentlich sinnlos finde, die ich aber tue, "um den Erwartungen gerecht zu werden", sorgt sie mit ihrem Gewicht dafür, dass ich mit diesen sinnlosen Dingen auch noch extra lange beschäftigt bin, so dass sie sich sehr lange und ausgiebig mit Energie daraus vollsaugen kann.
Es ist wirklich verzwickt
.
clare,
Freitag, 12. Mai 2017, 13:42
Hört sich eher nach einer saftigen Depression an. Fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen?
anje,
Freitag, 12. Mai 2017, 19:18
Nene, so schlimm ist es nicht. Depressionen sind so etwas wie die spanische Grippe - ich habe nur eine Erkältung.
Ist ebenfalls sehr lästig und man fühlt sich vergleichsweise auch sehr krank, eine Erkältung wird aber grundsätzlich anders behandelt und es braucht auch keinen Facharzt dafür.
Man muss nur aufpassen, dass man so eine Erkältung nicht verschleppt, das kann sonst auch wieder böse Folgen haben, die dann nicht minder übel sind als eine spanische Grippe. Aber ich denke, erstens bin ich soweit noch lange nicht und zweitens weiß ich ja, dass ich grade eine "psychische Erkältung" habe und dass es deshalb angeraten ist, sich eine Runde zu schonen, Vitamin C und Echinacin zu nehmen bzw. sich aktiv um die Stärkung der psychischen Abwehrkräfte zu kümmern.
Ich denke, ich muss nur mal wieder meine Tätigkeitenliste durchforsten und Dinge rauswerfen, von denen ich regelmäßig nur Bauchschmerzen bekomme, auch wenn das bedeutet, dass ich mir dafür im Gegenzug einige Auseinandersetzungen mit anderen Leuten einfangen werde, aber alles geht halt nicht.
Ist ebenfalls sehr lästig und man fühlt sich vergleichsweise auch sehr krank, eine Erkältung wird aber grundsätzlich anders behandelt und es braucht auch keinen Facharzt dafür.
Man muss nur aufpassen, dass man so eine Erkältung nicht verschleppt, das kann sonst auch wieder böse Folgen haben, die dann nicht minder übel sind als eine spanische Grippe. Aber ich denke, erstens bin ich soweit noch lange nicht und zweitens weiß ich ja, dass ich grade eine "psychische Erkältung" habe und dass es deshalb angeraten ist, sich eine Runde zu schonen, Vitamin C und Echinacin zu nehmen bzw. sich aktiv um die Stärkung der psychischen Abwehrkräfte zu kümmern.
Ich denke, ich muss nur mal wieder meine Tätigkeitenliste durchforsten und Dinge rauswerfen, von denen ich regelmäßig nur Bauchschmerzen bekomme, auch wenn das bedeutet, dass ich mir dafür im Gegenzug einige Auseinandersetzungen mit anderen Leuten einfangen werde, aber alles geht halt nicht.
barbara i,
Samstag, 13. Mai 2017, 13:54
Trauer? Schwermut? Zorn?
Vor einiger Zeit las ich irgendwo:
“The Portuguese call it saudade: a longing for something so indefinite as to be indefinable. Love affairs, miseries of life, the way things were, people already dead, those who left and the ocean that tossed them on the shores of a different land — all things born of the soul that can only be felt.”
Anthony De Sa, Barnacle Love
und habe mal bei Wikipedia geschaut, was die dazu meinen: "Saudade ist eine spezifisch portugiesische und galizische bzw. lusophone Form des Weltschmerzes. Das Konzept der Saudade lässt sich mit „Traurigkeit“, „Wehmut“, „Sehnsucht“, „Fernweh“ oder „sanfte Melancholie“ nur annähernd übersetzen. Das Wort steht für das nostalgische Gefühl, etwas Geliebtes verloren zu haben, und drückt oft das Unglück und das unterdrückte Wissen aus, die Sehnsucht nach dem Verlorenen niemals stillen zu können, da es wohl nicht wiederkehren wird."
Oft denke ich, genau das ist es. Und dann wieder habe ich das Gefühl, es ist vielmehr ein Zorn - ein vollkommen unberechtigter, unterschwelliger Zorn auf ALLES, der, weil eben unberechtigt, nicht loszuwerden ist und damit zu genau zu dieser unberechtigten, unterschwelligen Trauer führt. Anfallsweise.
Wahrscheinlich muss man das einfach aussitzen.
Gelingt sogar fast immer.
“The Portuguese call it saudade: a longing for something so indefinite as to be indefinable. Love affairs, miseries of life, the way things were, people already dead, those who left and the ocean that tossed them on the shores of a different land — all things born of the soul that can only be felt.”
Anthony De Sa, Barnacle Love
und habe mal bei Wikipedia geschaut, was die dazu meinen: "Saudade ist eine spezifisch portugiesische und galizische bzw. lusophone Form des Weltschmerzes. Das Konzept der Saudade lässt sich mit „Traurigkeit“, „Wehmut“, „Sehnsucht“, „Fernweh“ oder „sanfte Melancholie“ nur annähernd übersetzen. Das Wort steht für das nostalgische Gefühl, etwas Geliebtes verloren zu haben, und drückt oft das Unglück und das unterdrückte Wissen aus, die Sehnsucht nach dem Verlorenen niemals stillen zu können, da es wohl nicht wiederkehren wird."
Oft denke ich, genau das ist es. Und dann wieder habe ich das Gefühl, es ist vielmehr ein Zorn - ein vollkommen unberechtigter, unterschwelliger Zorn auf ALLES, der, weil eben unberechtigt, nicht loszuwerden ist und damit zu genau zu dieser unberechtigten, unterschwelligen Trauer führt. Anfallsweise.
Wahrscheinlich muss man das einfach aussitzen.
Gelingt sogar fast immer.
anje,
Sonntag, 14. Mai 2017, 01:56
Was für eine perfekte Beschreibung und welch wunderbares Wort.
Ja, genau so etwas ist es, eine unterschwellig zornige Saudade.
Ein immer wieder auftauchendes Bild ist zB das Gefühl, dass ich unglaublich sauer auf CW bin, dass er sich einfach meinem Zorn entzogen hat, ich kann ihn nicht mehr anschimpfen, für das Durcheinander und den Ärger, den er mir da hinterlassen hat. Noch schlimmer ist aber, dass ich mich auch nicht mehr bei ihm ausschimpfen kann - denn genau das fehlt mir am meisten.
Diese Dramen, Schwierigkeiten, Komplikationen und Schweinereien, die sich beim Auflösen seines Nachlasses alle ergeben, wie gerne würde ich ihm das alles erzählen und dann mit ihm gemeinsam die Typen fertig machen, die meinen, sie könnten sich einfach alles erlauben.
Mich macht es unglaublich traurig - und zornig - zuzusehen und mitzuerleben, was für miese, unverschämte, ehr- und rücksichtslose Widerlinge seine ehemaligen, sogenannten "Freunde" sind.
Es ist aber auch noch mehr - es ist die Trauer und gleichzeitig der Zorn darüber und darauf, dass wahrscheinlich ganz viele Menschen solche A***löcher sind, dass die Welt voll ist von Menschen, die ich im Grunde nur verachten kann - und dass ich keine Möglichkeit habe, daran irgendetwas zu ändern.
Ja, genau so etwas ist es, eine unterschwellig zornige Saudade.
Ein immer wieder auftauchendes Bild ist zB das Gefühl, dass ich unglaublich sauer auf CW bin, dass er sich einfach meinem Zorn entzogen hat, ich kann ihn nicht mehr anschimpfen, für das Durcheinander und den Ärger, den er mir da hinterlassen hat. Noch schlimmer ist aber, dass ich mich auch nicht mehr bei ihm ausschimpfen kann - denn genau das fehlt mir am meisten.
Diese Dramen, Schwierigkeiten, Komplikationen und Schweinereien, die sich beim Auflösen seines Nachlasses alle ergeben, wie gerne würde ich ihm das alles erzählen und dann mit ihm gemeinsam die Typen fertig machen, die meinen, sie könnten sich einfach alles erlauben.
Mich macht es unglaublich traurig - und zornig - zuzusehen und mitzuerleben, was für miese, unverschämte, ehr- und rücksichtslose Widerlinge seine ehemaligen, sogenannten "Freunde" sind.
Es ist aber auch noch mehr - es ist die Trauer und gleichzeitig der Zorn darüber und darauf, dass wahrscheinlich ganz viele Menschen solche A***löcher sind, dass die Welt voll ist von Menschen, die ich im Grunde nur verachten kann - und dass ich keine Möglichkeit habe, daran irgendetwas zu ändern.
mark793,
Sonntag, 14. Mai 2017, 13:50
Immerhin,
Sie können einigermaßen klar benennen, wo es klemmt.
Mich erwischt es in unregelmäßigen Abständen, ohne dass ich genau sagen könnte, was eigentlich das Problem ist.
Mich erwischt es in unregelmäßigen Abständen, ohne dass ich genau sagen könnte, was eigentlich das Problem ist.
anje,
Montag, 22. Mai 2017, 02:38
naja, dass ich den Tod von CW immer noch nicht komplett verarbeitet habe, ist ja auch eine einfache Erklärung und er fehlt mir an manchen Tagen wirklich. Insgesamt würde ich das aber auch nur als einen (kleinen) Teil der Erklärung betrachten, woran es im Moment wirklich im Einzelnen liegt, muss ich noch weiter ergründen.
Vielleicht aber auch nicht, oft geht es nämlich auch ganz von alleine wieder weg und dann besteht ja kein Handlungsbedarf mehr. Wenn es allerdings regelmäßig wiederkommt und die Abstände zwischen den einzelnen "Trauerphasen" kürzer werden, dann wird es Zeit, dass man sich wirklich um sich selber kümmert.
Jetzt grad aktuell habe ich das Gefühl, es wird ganz langsam schon wieder besser - dann würde mir "Weltschmerz" durchaus als Beschreibung und Erklärung reichen.
Vielleicht aber auch nicht, oft geht es nämlich auch ganz von alleine wieder weg und dann besteht ja kein Handlungsbedarf mehr. Wenn es allerdings regelmäßig wiederkommt und die Abstände zwischen den einzelnen "Trauerphasen" kürzer werden, dann wird es Zeit, dass man sich wirklich um sich selber kümmert.
Jetzt grad aktuell habe ich das Gefühl, es wird ganz langsam schon wieder besser - dann würde mir "Weltschmerz" durchaus als Beschreibung und Erklärung reichen.
lulurox,
Freitag, 19. Mai 2017, 12:38
Depression vs. Saudade
Ich muss mal pusten: Depression nennt man den Schnupfen nicht erst, wenn er das Ausmaß einer Spanischen Grippe annimmt. Und auch schon der Schnupfen sollte behandelt werden. Dein ursprünglicher Text, AnJe, klingt für jemanden wie mich, der auf mindestens elf Jahre unbehandelte Depression zurückblickt, die sich spiralförmig immer weiter nach unten entwickelt hat, leider ganz gewaltig nach einem Schnupfen, der auskuriert werden sollte, bevor das Virus der Spanischen Grippe dazukommt.
Saudade ist wirklich ein wunderbarer Begriff, und sicher auch zutreffend, vor allem, wenn du dich spontan davon angesprochen fühlst. Ich will dir nicht reinreden. Du musst selbst herausfinden, was das Richtige für dich ist, deinem Schreiben entnehme ich, dass du reflektiert genug dafür bist.
Ich musste nur schlucken, als ich deinen Beitrag und die darauf folgenden Kommentare gelesen habe. Kenn ich alles - sowohl die Begeisterung über das Prinzip Saudade, das ich für eine absolut zutreffende Erklärung für mich hielt, als auch deine ursprüngliche Beschreibung von Trauer, Gewicht, Kraftlosigkeit und Langsamkeit. Diese Phase habe ich bei mir im Rückblick schon als die Phase nach der Saudade identifiziert.
Auf jeden Fall alles Gute dir und viel Erfolg beim Weitergehen.
Herzliche Grüße
Lulu
Saudade ist wirklich ein wunderbarer Begriff, und sicher auch zutreffend, vor allem, wenn du dich spontan davon angesprochen fühlst. Ich will dir nicht reinreden. Du musst selbst herausfinden, was das Richtige für dich ist, deinem Schreiben entnehme ich, dass du reflektiert genug dafür bist.
Ich musste nur schlucken, als ich deinen Beitrag und die darauf folgenden Kommentare gelesen habe. Kenn ich alles - sowohl die Begeisterung über das Prinzip Saudade, das ich für eine absolut zutreffende Erklärung für mich hielt, als auch deine ursprüngliche Beschreibung von Trauer, Gewicht, Kraftlosigkeit und Langsamkeit. Diese Phase habe ich bei mir im Rückblick schon als die Phase nach der Saudade identifiziert.
Auf jeden Fall alles Gute dir und viel Erfolg beim Weitergehen.
Herzliche Grüße
Lulu
anje,
Montag, 22. Mai 2017, 02:25
ja, es mag gut sein, dass so eine unbestimmte "Weltschmerztraurigkeit" der Beginn einer Depression ist und dass man sich darum kümmern muss, es auszukurieren, damit es nicht schlimmer wird. Das sagte ich ja auch, ein verschleppter Schnupfen kann auch ganz böse enden.
Ich mache mir aber in meinem Fall keine großen Sorgen, weil ich seit vielen Jahren an eine immer mal wieder auftretende "Saudade" gewöhnt bin. Das kommt halt ab und zu und ist dann meist ein Zeichen, dass ich in meinem Leben irgendetwas ändern muss oder zumindest bestimmte Dinge bewusster wahrnehmen muss, um aktiv entscheiden zu können, wie ich damit umgehen möchte. Ich glaube, was mich immer wieder am meisten belastet, sind Routinen, die sich verselbständigt haben. Wenn ich das Gefühl habe "ich werde gelebt", ist das immer schon ein sehr schlechtes Zeichen.
In meinem direkten, näheren familiären Umfeld gibt es mehrere Menschen mit Depressionen, die teilweise auch schon seit sehr langer Zeit und immer wieder deshalb behandelt werden, von Therapie bis Klinikaufenthalt ist alles dabei, fremd ist mir das Thema also nicht.
Früher hätte ich auch die Theorie "das ist einfach nur eine biochemische Störung, mit den richtigen Tabletten klappt das alles wieder", geglaubt, aber mittlerweile bin ich schon der ziemlich festen Ansicht, dass es eher eine Kombination von externen Faktoren, die intern falsch verarbeitet werden, ist, die Stück für Stück und über lange Zeit immer wieder "aufgehäuft" werden und so zu einer wirklich böse festsitzenden Depression führen können.
Da man an den "externen Faktoren" oft sehr wenig ändern kann, muss man an seinen eigenen "internen Reaktionen" schrauben - so lange, bis beides in einem guten Gleichgewicht ist.
Ich bin ein Fan von dem Spruch:
"Love it,
change it or
leave it"
denn genau das sind die drei Möglichkeiten, die man selber hat, um mit den gegebenen externen Faktoren in seinem Leben klarzukommen.
Ich gebe zu, ich habe schon sehr häufig "leave it" gewählt, nämlich immer dann, wenn ich keine Möglichkeit oder Chance mehr gesehen habe, es zu ändern und es mich eben einfach so sehr gestört hat, dass es mir unmöglich war, es zu lieben.
Und auch deshalb halten mich wahrscheinlich viele Menschen für "sozial unverträglich", eben weil ich auch Situationen (und Menschen) verlasse, mit denen die meisten anderen Menschen sich arrangieren, aber bevor ich wirklich krank werde, greife ich durchaus auch zu drastischen Maßnahmen.
Ich mache mir aber in meinem Fall keine großen Sorgen, weil ich seit vielen Jahren an eine immer mal wieder auftretende "Saudade" gewöhnt bin. Das kommt halt ab und zu und ist dann meist ein Zeichen, dass ich in meinem Leben irgendetwas ändern muss oder zumindest bestimmte Dinge bewusster wahrnehmen muss, um aktiv entscheiden zu können, wie ich damit umgehen möchte. Ich glaube, was mich immer wieder am meisten belastet, sind Routinen, die sich verselbständigt haben. Wenn ich das Gefühl habe "ich werde gelebt", ist das immer schon ein sehr schlechtes Zeichen.
In meinem direkten, näheren familiären Umfeld gibt es mehrere Menschen mit Depressionen, die teilweise auch schon seit sehr langer Zeit und immer wieder deshalb behandelt werden, von Therapie bis Klinikaufenthalt ist alles dabei, fremd ist mir das Thema also nicht.
Früher hätte ich auch die Theorie "das ist einfach nur eine biochemische Störung, mit den richtigen Tabletten klappt das alles wieder", geglaubt, aber mittlerweile bin ich schon der ziemlich festen Ansicht, dass es eher eine Kombination von externen Faktoren, die intern falsch verarbeitet werden, ist, die Stück für Stück und über lange Zeit immer wieder "aufgehäuft" werden und so zu einer wirklich böse festsitzenden Depression führen können.
Da man an den "externen Faktoren" oft sehr wenig ändern kann, muss man an seinen eigenen "internen Reaktionen" schrauben - so lange, bis beides in einem guten Gleichgewicht ist.
Ich bin ein Fan von dem Spruch:
"Love it,
change it or
leave it"
denn genau das sind die drei Möglichkeiten, die man selber hat, um mit den gegebenen externen Faktoren in seinem Leben klarzukommen.
Ich gebe zu, ich habe schon sehr häufig "leave it" gewählt, nämlich immer dann, wenn ich keine Möglichkeit oder Chance mehr gesehen habe, es zu ändern und es mich eben einfach so sehr gestört hat, dass es mir unmöglich war, es zu lieben.
Und auch deshalb halten mich wahrscheinlich viele Menschen für "sozial unverträglich", eben weil ich auch Situationen (und Menschen) verlasse, mit denen die meisten anderen Menschen sich arrangieren, aber bevor ich wirklich krank werde, greife ich durchaus auch zu drastischen Maßnahmen.