anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 13. Dezember 2015
Freizeitmangel
Neulich gab es mal einen Link, wo man ausrechnen lassen konnte, wie viel einem die eigene Freizeit wert ist.
Als erstes muss man dafür bestimmen, wie viel Freizeit man überhaupt so pro Tag hat.
Jetzt könnte man natürlich sieben Wochentage à 24h nehmen, davon die Arbeits- und die Schlafenszeit abziehen und das Ergebnis wieder durch 7 teilen. Dann hätte ich, durchschnittlich betrachtet, sehr viel Freizeit, denn Samstag und Sonntag läuft ja üblicherweise ohne offizielle Arbeit und wenn man dann als Schlafenszeit auch nur die Zeit nimmt, die man tatsächlich schläft, dann bleibt wirklich noch reichlich über.
Ist für mich aber keine reine "Freizeit", denn unter Freizeit verstehe ich Zeit, die ich zur freien Verwendung habe.
Die Wochenenden sind oft mit irgendwelchen stressigen Freizeitprogrammen gefüllt, die abgearbeitet werden müssen.......
Außerdem verbringe ich deutlich mehr Zeit im Bett als ich tatsächlich schlafe, das ist zwar keine Arbeit, aber auch keine Freizeit, eher so eine Art Ausruh-Übergangs-Energiesammelphase, also eine mindestens so zwingend notwendige Zeit wie die reine Schlafenszeit.
Dann gibt es sehr viele Fahrtzeiten, die ich im Auto sitze. Außer Autofahren und alternativ Nachdenken oder Radiohören bleibt mir da auch nicht viel Auswahl an Tätigkeiten, Freizeit ist das deshalb auch nicht.
Schließlich gibt es außer dem Hauptjob auch noch reichlich andere Nebenjobs. So muss ich nicht nur meine private "Verwaltung" managen, sondern auch noch CW's Hinterlassenschaften organisieren, so dass irgendwas eigentlich immer im Privatbüro zu erledigen ist.
Ach ja - und dann sind da ja noch so Kleinigkeiten wie Haushalt, Einkaufen, Essen, Waschen (samt der eigenen Körperpflege und zumindest Haarewaschen finde ich schlimmer als Wäsche waschen). Und da ich mir auch noch den Luxus von zwei Haushalten leiste, sind hier viele Dinge doppelt zu erledigen.

Insgesamt bleibt also tatsächlich nicht sehr viel echte Freizeit übrig, also Zeit, in der ich Dinge tun kann, die auf meiner generellen "was ich grundsätzlich gerne mache-Liste" stehen.
Das sind dann so Dinge wie
- Flohmarktbesuche (das ist das einzige, was ich am Wochenende immer dann schaffe, wenn keine Freizeitaktivität abgearbeitet werden muss....)
- Lesen
- Klavier spielen
- Kochen (experimentelles, freiwilliges Kochen, nicht die notwendigen Dinge zwecks Nahrungsaufnahme)
- Filme gucken
- Telefonieren
- Basteln
- Umräumen
- Schreiben
- Computerdinge einrichten (das geht von Apps finden und ausprobieren über Fotobearbeitung, Websiteerstellung und HTML begreifen bis zu Datensicherung und grundsätzlicher Ordnung der Speicherverwaltung)
- Einkaufen (im Internet)
- Essen gehen

Das ist jetzt keine abschließende Aufzählung, sondern nur Dinge, die mir spontan einfallen und zu denen ich insgesamt viel zu wenig Zeit habe.

Mich fasziniert dabei immer, wie viel Zeit andere Leute haben, um sie in Dinge zu stecken, die ich vielleicht auch gerne machen würde, bei denen ich aber tatsächlich nicht weiß, wann ich das auch noch tun sollte.
Ein wichtiger Freizeitfresser ist für mich da das Internet bzw. alles mit und um computerartige Hardware. (Egal ob Smartphone oder PC).
Ich habe gar nichts gegen diese Dinge, ganz im Gegenteil, ich finde das toll und bin ziemlich gut mit aller erdenklicher Hardware ausgestattet und selbstverständlich immer und überall "on". Aber wie verdammt noch mal findet man die Zeit, sich um Twitter, Facebook und sonstige soziale Netzwerke zu kümmern, wo sich zig Menschen 24/365 aufhalten, die einen im Grunde dauerhaft beschäftigen können? Alleine nur all das zu lesen, was diese Menschen (nur die paar, die ich kenne und interessant finde, also die, bei denen das mit dem "Anschluss finden" geklappt hat), was die paar Leute an Content in den sozialen Medien produzieren, würde meine Freizeit zu 200% aufzehren.

Seitdem ich mich jetzt wieder intensiv um dieses Blog kümmere und auch auf anderen Blogs mitlese, habe ich Facebook quasi komplett abgestellt, ich wüsste nicht, wann ich das auch noch tun sollte. Am allerschlimmsten sind diese Facebookgruppen (früher waren das Foren oder Mailingslisten), da kann man sich ja jeden Tag 17 Stunden mit beschäftigen, wenn man das einmal anfängt.
Twitter fand ich schon von Beginn an kompliziert. Irgendwie verlangt dieses Medium eine gewisse Dauerbereitschaft auf Teilnahme, sonst hängt man immer hinterher und findet nirgendwo vernünftig Anschluss. Überhaupt, dieses "Anschluss finden" ist ein gefährlicher Zeiträuber. Kennt man Leute näher ist man ja plötzlich verpflichtet.

Zum Bücher lesen komme ich auch kaum noch. Ich lese viele Dinge im Internet - ein Buch lese ich dann gerne in der Ausruh-Übergangs-Energiesammelphase im Bett und das endet meistens damit, dass ich nach zwei Seiten eingeschlafen bin..........

Basteln - auch eines meiner uralt Hobbies, für das ich fast gar keine Zeit mehr habe, trotz eines eigenen Bastelzimmers und einer mehr als reichhaltigen Ausstattung. (Für alles. Was wollt ihr gebastelt haben? Im Zweifel habe ich für alles das Zubehör und das Werkzeug da.)

In der Summe verbringe ich nach meinem Geschmack viel zu viel Zeit am und mit dem Computer (alleine schon während 100% der Arbeitszeit....). Ich habe wirklich nichts gegen das Internet - aber es muss doch auch noch ein analoges Leben geben. Eines, wo kein Smartphone dauerhaft neben einem liegt und man mal drei Tage lang den Rechner gar nicht anschaltet.

Deshalb muss ich am digitalen Leben immer im privaten Freizeitbereich kürzen, da ich im Büro ja schlecht sagen, ich schreibe meine Post jetzt wieder mit der Hand.........
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