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Freitag, 10. Januar 2020
Das Schweigen der Experten
anje, 00:03h
Das frühe Aufstehen mit dem Zwang, bereits um 7h so weit wach zu sein, dass ich mich und andere beim Autofahren (im Dunklen!) nicht totfahre, war genauso schrecklich, wie ich es mir vorgestellt habe.
In diesem Leben werde ich wohl kein Frühaufsteher mehr.
Und genauso unbefriedigend, wie ich es mir vorgestellt habe, war dann auch das Ergebnis des Außentermins.
Es sollen auf einem Grundstück, das bisher noch ein einziges, sehr großes, unerschlossenes Grundstück ist, vier verschiedene Gebäude von vier verschiedenen Investoren/Interessengruppen gebaut werden, wobei die Besonderheit ist, dass zwei der Gruppen sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie sehr finanzschwach sind, was sie dafür mit gesteigertem Enthusiasmus wett machen.
Die Gesamtidee ist, dass auf diesem Grundstück der Weltfrieden im Miniaturformat geschaffen wird, geplant ist ein übergreifendes Inklusionsprojekt, bei dem alle Beteiligten gleiche Chancen und gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten haben und am Ende aller Zeiten gemeinsam glücklich in den Sonnenuntergang tanzen, oder so. Zuvor werden sie aber von moderner Technik unterstützt, um die diversen Behinderungen jedes einzelnen quasi wegzuassimilieren.
Da solche derart positiven Projekte von allen Seiten unterstützt und gefördert werden, ist es nicht schlimm, dass die direkt Beteiligten im Grunde alle keine Kohle haben, genau dafür gibt es ja Fördermittel und genau die fließen hier in Strömen.
So weit so realistisch, problematisch wird es, wenn man sich mit der Verwaltung der gemeinnützigen Organisationen an einen Tisch setzt, denn weder die Diakonie, noch die Caritas oder der Paritätische oder wer auch immer aus diesem Dunstkreis dabei ist, sind bereit, auch nur einen Cent mehr zu bezahlen als unbedingt notwendig, im Zweifel zahlen sie üblicherweise sogar deutlich weniger als notwendig.
Diese Haltung trägt nicht unbedingt dazu bei, dass sich Projekte, an denen Caritas & Co beteiligt sind, leicht verwirklichen lassen, denn im Grunde will letztlich doch immer nur jeder sein eigenes, kleines popeliges Projekt umsetzen, womit er dann Werbung machen kann, was für ein tolles, gemeinnütziges Unternehmen die Caritas, die Diakonie, der Paritätische oder wer auch immer ist.
Es ist schon sehr skurril, wenn man Verhandlungen, an denen mehrere dieser gemeinnützigen Unternehmen beteiligt sind, mal von außen betrachtet.
So skurril war auch dieser Außentermin heute, man war sich nachher zu viert einig, dass man noch mal genau besprechen müsse, wer nachher die große Rechnung bezahlt.
Exakt soweit waren wir übrigens auch schon mal im September, aber heute sind wir natürlich einen großen Schritt weiter gekommen.
Ich könnte mir ja eigentlich vor Vergnügen nur noch den Bauch halten, eben weil es alles so vorhersehbar ist und ich es auch genau so vorher schon erwartet hatte - wenn es denn gleichzeitig nicht so traurig wäre, weil die Idee selber, die dahinter steckt, ja wirklich eine gute ist.
Aber hilft ja nix, gut Ding will Weile haben, und weil das hier geplante Ding besonders gut ist, will es halt auch besonders viel Weile haben.
Am Nachmittag war ich dann wieder im Büro und habe mit dem Experten der Pensionskasse gesprochen, um das Steuerthema von gestern zu klären und gelernt, dass die Pensionskasse keine Steuerexperten hat, wohl aber größere Menge an selbstüberzeugten Spezialexperten, die vielleicht von einer Menge Dinge Ahnung haben, nur ausgerechnet nicht von Steuern.
Ich wurde dann noch dreimal im Haus weiterverbunden, jedesmal zu einem noch spezielleren Spezialexperten, leider hatte keiner von denen Ahnung von Steuern. Dumm, aber wohl nicht zu ändern.
Eine externe Antwort auf meine Fragen bekam ich also nicht, im Laufe der Telefonate habe ich mir aber die für mich plausibelsten Antworten einfach selber zusammengereimt und ich denke, ich bin jetzt Experte für § 3 Nr. 56 und Nr. 63 EStG. Falls also jemand etwas dazu wissen möchte - jetzt ist die Chance mich zu fragen, nächsten Monat habe ich dann bestimmt schon wieder alles vergessen.
Morgen habe ich schon wieder einen Außentermin, diesmal in Minden, das Leben bleibt reisig
.
In diesem Leben werde ich wohl kein Frühaufsteher mehr.
Und genauso unbefriedigend, wie ich es mir vorgestellt habe, war dann auch das Ergebnis des Außentermins.
Es sollen auf einem Grundstück, das bisher noch ein einziges, sehr großes, unerschlossenes Grundstück ist, vier verschiedene Gebäude von vier verschiedenen Investoren/Interessengruppen gebaut werden, wobei die Besonderheit ist, dass zwei der Gruppen sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie sehr finanzschwach sind, was sie dafür mit gesteigertem Enthusiasmus wett machen.
Die Gesamtidee ist, dass auf diesem Grundstück der Weltfrieden im Miniaturformat geschaffen wird, geplant ist ein übergreifendes Inklusionsprojekt, bei dem alle Beteiligten gleiche Chancen und gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten haben und am Ende aller Zeiten gemeinsam glücklich in den Sonnenuntergang tanzen, oder so. Zuvor werden sie aber von moderner Technik unterstützt, um die diversen Behinderungen jedes einzelnen quasi wegzuassimilieren.
Da solche derart positiven Projekte von allen Seiten unterstützt und gefördert werden, ist es nicht schlimm, dass die direkt Beteiligten im Grunde alle keine Kohle haben, genau dafür gibt es ja Fördermittel und genau die fließen hier in Strömen.
So weit so realistisch, problematisch wird es, wenn man sich mit der Verwaltung der gemeinnützigen Organisationen an einen Tisch setzt, denn weder die Diakonie, noch die Caritas oder der Paritätische oder wer auch immer aus diesem Dunstkreis dabei ist, sind bereit, auch nur einen Cent mehr zu bezahlen als unbedingt notwendig, im Zweifel zahlen sie üblicherweise sogar deutlich weniger als notwendig.
Diese Haltung trägt nicht unbedingt dazu bei, dass sich Projekte, an denen Caritas & Co beteiligt sind, leicht verwirklichen lassen, denn im Grunde will letztlich doch immer nur jeder sein eigenes, kleines popeliges Projekt umsetzen, womit er dann Werbung machen kann, was für ein tolles, gemeinnütziges Unternehmen die Caritas, die Diakonie, der Paritätische oder wer auch immer ist.
Es ist schon sehr skurril, wenn man Verhandlungen, an denen mehrere dieser gemeinnützigen Unternehmen beteiligt sind, mal von außen betrachtet.
So skurril war auch dieser Außentermin heute, man war sich nachher zu viert einig, dass man noch mal genau besprechen müsse, wer nachher die große Rechnung bezahlt.
Exakt soweit waren wir übrigens auch schon mal im September, aber heute sind wir natürlich einen großen Schritt weiter gekommen.
Ich könnte mir ja eigentlich vor Vergnügen nur noch den Bauch halten, eben weil es alles so vorhersehbar ist und ich es auch genau so vorher schon erwartet hatte - wenn es denn gleichzeitig nicht so traurig wäre, weil die Idee selber, die dahinter steckt, ja wirklich eine gute ist.
Aber hilft ja nix, gut Ding will Weile haben, und weil das hier geplante Ding besonders gut ist, will es halt auch besonders viel Weile haben.
Am Nachmittag war ich dann wieder im Büro und habe mit dem Experten der Pensionskasse gesprochen, um das Steuerthema von gestern zu klären und gelernt, dass die Pensionskasse keine Steuerexperten hat, wohl aber größere Menge an selbstüberzeugten Spezialexperten, die vielleicht von einer Menge Dinge Ahnung haben, nur ausgerechnet nicht von Steuern.
Ich wurde dann noch dreimal im Haus weiterverbunden, jedesmal zu einem noch spezielleren Spezialexperten, leider hatte keiner von denen Ahnung von Steuern. Dumm, aber wohl nicht zu ändern.
Eine externe Antwort auf meine Fragen bekam ich also nicht, im Laufe der Telefonate habe ich mir aber die für mich plausibelsten Antworten einfach selber zusammengereimt und ich denke, ich bin jetzt Experte für § 3 Nr. 56 und Nr. 63 EStG. Falls also jemand etwas dazu wissen möchte - jetzt ist die Chance mich zu fragen, nächsten Monat habe ich dann bestimmt schon wieder alles vergessen.
Morgen habe ich schon wieder einen Außentermin, diesmal in Minden, das Leben bleibt reisig
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