anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 24. Mai 2017
Mackie, welches war dein Preis?
Und die einen sind im Dunkeln
und die anderen sind im Licht,
doch man sieht nur die im Lichte,
die im Dunkeln sieht man nicht.
Wir wollten zu einem Einkaufsladen fahren, der auf der anderen Seite von Münster liegt und weil so schönes Wetter war, sind wir natürlich mit dem offenen Cabrio gefahren, als K. auf die Idee kam, wir könnten doch noch ein paar Schlenker extra fahren und mich durch so ein Nobelwohnviertel von Münster lotste.
Ich kannte die Gegend nur aus der Zeitung, war da selber aber noch nie gewesen. Sehr enge Straßen, rechts und links komplett mit Autos zugeparkt und dahinter eine Stadtvilla neben der anderen. Von den Immobilienpreisen her wusste ich, dass hier nur Leute mit Geld wohnen können, zwar keine Hollywoodpromis, aber gehobener Mittelstand. Wer in Häusern wohnt, die bei 500 T€ losgehen (die älteren) hat auf alle Fälle genug Geld, um sich nur dadurch von "den anderen Leuten" abzugrenzen.
Es mag ein Kindheitstrauma sein, ich bin schließlich in genau so einer Gegend großgeworden, dem Millionärsvorort von Düsseldorf, nur gehörte ich damals nie dazu - und habe es wohl bis heute nicht gelernt, mich in solchen Gegenden heimisch, oder wenigstens "neutral" zu fühlen.
Denn im Gegenteil, nachdem ich 300m in dieses Stadtvillenviertel reingefahren war, merkte ich, wie ich anfing zu schwitzen, wie mein Herz raste und ich mich mit Macht darauf konzentrieren musste, nicht einfach loszuheulen oder in einer Panikattacke zu einem Amokfahrer zu werden, der ohne Rücksicht auf Verluste einfach nur mit Vollgas da wieder rauspreschte. - Ich habe mich in dieser Gegend so unwohl gefühlt, wie seit Jahren nicht mehr.
Dabei könnte ich heute dazugehören, ich habe ein schickes Auto und trage schon lange keine selbstgenähten Jeans mehr - aber ich gehöre nicht dazu, denn ich will nicht dazugehören, nie und niemals, nicht in diese besseren Kreise, nicht zu dieser gehobenen Gesellschaftsschicht, nicht zu diesen Lichtgestalten.
Wer im Licht steht, wird gesehen, muss sich "verhalten", wird bewertet, beredet, begutachtet.
Ist gefangen in diesem Lichtkäfig der Ausstellungen.

Mir geht es gut in meiner dunklen Ecke, nicht gesehen werden ist wunderbar, bloß keine Aufmerksamkeiten, dafür Freiheit und keine Regeln.
Jetzt muss ich nur noch lernen, nicht jedes Mal in Panik zu verfallen, wenn ich diesen Lichtgestalten zu nahe komme
.

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