anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 6. September 2023
Arbeit
Ich habe heute immer wieder über das Thema "Arbeit" nachgedacht.
Eigentlich wollte ich gar nicht über irgendetwas nachdenken, aber so wie musikalische Ohrwürmer gibt es offensichtlich auch theoretische Themenwürmer, die sich ungefragt im Kopf breit machen und einen immerzu anstupsen, damit man sich mit ihnen beschäftigt.

Arbeit - was genau ist das eigentlich? Was macht ein Mensch, wenn er nicht arbeitet? Zeittotschlagen?
Gilt Arbeit = Pflicht und Zeittotschlagen = freiwillig ?
Aber was ist dann mit dem Erfüllen privater Bedürfnisse. Viele davon sind weder freiwillig noch Pflicht, sondern einfach nur notwendig.
Wer oder was entscheidet, was notwendig ist und was nicht?
Wann wird eine Beschäftigung zur Arbeit und wann ist es freiwilliges Zeittotschlagen?

Muss Arbeit mühselig sein? Oder darf Arbeit auch Spaß machen?
"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht" - arbeitet man dann noch?
Was ist mit all den Schauspielern und Promis, die immer hochbegeistert von ihrem neuen Film oder Projekt oder was erzählen und dabei grundsätzlich ausdrücklich betonen, wie viel Spaß es gemacht hat. Irgendwie habe ich dann immer ein Störgefühl, wenn sie von ihrer "Arbeit" reden.

Ist alles, für das man bezahlt/entlohnt wird automatisch Arbeit?
Oder kann auch das Geld, was man für bestimmte Tätigkeiten bekommt, nur ein angenehmes add on sein, was man mitnimmt, was aber nicht der eigentliche Grund ist, weshalb man die entsprechende Tätigkeit getan hat?

Der Begriff der Arbeit kann außerdem schon deshalb nicht nur über die Entlohnung definiert werden, weil auch Menschen, die für ihre Arbeit nicht entlohnt werden, arbeiten, zumindest ist das bei Hausarbeit und Carearbeit so.

Was ist mit Gartenarbeit?
Was ist mit Künstlern im Unterschied zu Hobbykünstlern?
Was ist mit Profisportlern?

Mir schwirrt ein Satz aus der Kurzbeschreibung zu Uta Ruges Buch "Bauern, Land" durch den Kopf. Dort steht:
"Sie erzählt von harter Arbeit und Abhängigkeit, von der Besiedelung des Moors, von Entwässerung und den Zumutungen der Obrigkeit und der Bürokratie, von Armut und Auswanderung. Aber auch davon, wie man sich gegenseitig unterstützt und hilft und zusammen feiert, von dem Eifer der kleinen Kinder, die den Eltern zur Hand gehen und lernen, dass gegen Arbeit nichts hilft, außer sie zu tun."

Eine Arbeit, gegen die nichts hilft außer sie zu erledigen, ich glaube, das ist eine Sorte Arbeit, die den Begriff wirklich verdient.
Nur leider ist diese Art von Arbeit selten geworden.

Wir neigen dazu, einen Job anzunehmen, um Geld zu verdienen, mit dem wir unseren Alltag finanzieren.
Das nennen wir dann Arbeit. Ob dieser Job sinnvoll oder nützlich ist, wird in vielen Fällen nicht mehr hinterfragt.

Für viele Kinder ist "die Arbeit" ihrer Eltern irgendetwas, dass die Eltern jeder für sich erledigen und bei der die Kinder nicht helfen können, sondern höchstens stören.
Die Kinder nehmen Arbeit schon früh als etwas Unangenehmes wahr, und vor allem fehlt ihnen oft das Verständnis, warum die Eltern das tun. "Geld verdienen" ist als Begründung nicht nur sehr abstrakt, sondern im Erleben der Kinder gibt es dazu auch keinen 1:1 Bezug, denn magischerweise ist auch Geld da, wenn die Eltern nicht arbeiten.

Kinder lernen also, dass das mit der Arbeit alles nicht so wichtig ist (zumindest nicht so wichtig wie ein Bauernkind die Arbeit kennenlernt) und vor allem lernen sie, dass jeder seine Arbeit selber erledigt und wenn jemand mal nicht arbeiten kann, weil er krank oder schlapp oder lustlos ist, nun, dann arbeitet er eben nicht, ist ja zum Glück nicht so schlimm.
Wirklich wundern muss man sich dann weder über ein Abnehmen der Arbeitsmoral noch über ein Zunehmen der offenen Erwartung an mehr "work-life-balance".

Ich glaube, in vielen Fällen ist das, was die Menschen da "Arbeit" nennen nur gut bezahltes Zeittotschlagen, denn grade die Jobs, die in unserer Gesellschaft in den höheren Gehaltskategorien angesiedelt sind, sind oft typische Bullshit Job. Jobs, die streng genommen keine wirkliche Existenzberechtigung haben, schon gar nicht, wenn man die Existenzberechtigung in Abhängigkeit zur Bezahlung sieht.

"Bullshit Jobs" unterscheiden sich von "Shit Jobs" vor allem durch ihre Sinnlosigkeit und ihre gute Bezahlung.
Ich empfinde meinen Job absolut als Bullshit Job und zwar aus der Kategorie Flickschusterei. Ich löse ständig Probleme, die es eigentlich nicht geben sollte, wenn das System (und die Menschen darin) vernünftig funktionieren würden.

Als besonders überflüssig empfinde ich einen Großteil unserer allgemeinen Verwaltungsjobs.
Hier hoffe ich sehr, dass vor allem die komplett nutzlosen Verwaltungsjobs im Bereich der Kästchenankreuzer und Arbeitsverteiler künftig in Mengen durch irgendeine Art von Computer mit einer sinnvollen KI-Software erledigt werden.
Meiner Meinung nach kann man große Teile der öffentlichen Verwaltung, 80% der Juristen und die meisten Bänker einfach durch Computer ersetzen. Die machen den Job besser, zuverlässiger und vor allem deutlich preiswerter. (Steuerberater finde ich auch überflüssig, aber das sagte ich ja schon.)

Wenn man jetzt einen Job erledigt, den man selber als ziemlich sinnlos empfindet, ist das dann Arbeit - oder nicht eher nur eine bequeme Methode zum Geldverdienen? Doch wie nennt man das dann?

Ich habe lange darüber nachgedacht und bin auf immer mehr Fragen gestoßen, Antworten habe ich dazu allerdings nicht
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Montag, 24. Januar 2022
Das leere Haus
Wir waren ja am Samstag bei Menschen, die sich ein neues Haus gebaut haben und sich dementsprechend frisch erst darin einrichten konnten. Andererseits ist das Haus jetzt auch schon fast ein Jahr lang fertig und außerdem haben die Menschen ja auch schon vorher irgendwo gewohnt und besaßen alles an Möbeln, was man als erwachsener Mensch gemeinhin so besitzt.

Ich gehe deshalb davon aus, dass sie im Wesentlichen fertig sind mit Einrichten und Einräumen, es standen auch an keiner Stelle sichtbar Kartons rum, deren Inhalt noch irgendwohin musste.

Aber genau deshalb stehe ich so fasziniert vor dieser Frage, die ich mich nicht getraut habe, zu stellen, deren Antwort mich aber trotzdem sehr interessiert: Was um alles in der Welt machen diese Menschen, wenn sie zu Hause sind?

Das war nämlich an der vorhandenen Einrichtung und den sichtbaren Gegenständen absolut nicht zu erkennen.

Das Haus hatte im Erdgeschoss einen großzügigen Wohn-Ess-Bereich mit offener Küche, einem großen Esstisch und einer Couchlandschaft mit Sideboards, einem Fernseher und einer Musikanlage. Auf den Fensterbänken stand eine Orchidee und zwei (offensichtlich frisch gekaufte) Bubiköpfe. Ich habe in den Kühlschrank und in zwei-drei Küchenschränke gespinxt: ausuferndes Kochen wird hier mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht betrieben.
Bücherregale gehörten genausowenig zur Einrichtung wie eine umfangreiche CD- oder Plattensammlung, Gesellschaftsspiele gehören ebenfalls nicht zu den Hobbies. (das habe ich tatsächlich erfragt.)

Wir saßen unten am Esstisch und haben uns unterhalten. Es gab Kaffee und Mineralwasser, das Angebot, dass sie gerne etwas aus dem Imbiss gegenüber holen würden, haben wir freundlich abgelehnt, wir waren auch nicht hungrig.
Wenn man selber plant ein Haus zu bauen und sich mit Menschen unterhält, die das grade hinter sich haben, liegt es nahe, seine eigene Baupläne zu erläutern. K sagte deshalb, er könne das am einfachsten kurz aufmalen, was wir so planen, ob sie Papier und einen Stift hätten. Diese Bitte gestaltete sich als unerwartet kompliziert, zum Glück fiel dann aber einem der beiden ein, dass der andere doch neulich so ein Spiralheft gehabt hätte, das könne man doch als Zeichenpapier benutzen und nach kurzem Suchen wurde das Spiralheft dann auch im ersten Stock gefunden.

Im ersten Stock gab es ansonsten noch drei Zimmer und ein Bad, nämlich das gemeinsame Schlafzimmer und jeder der beiden Partner hatte außerdem noch ein eigenes Zimmer.
Im Zimmer des Mannes stand immerhin ein Schreibtisch, außerdem gab es dort ein Regal, in dem auch ein paar Bücher und ein paar Aktenordner standen. Einen Computerarbeitsplatz gab es nicht, aber der Mann besaß einen Laptop, der jedoch in einer Tasche weggeräumt in der Ecke stand.
Außerdem stand in seinem Zimmer noch ein Plattenspieler und es gab Schallplatten.
Dieses war das einzige Zimmer, wo ich mir vorstellen konnte, dass jemand sich hier wirklich ab und zu aufhält und seine freie Zeit verbringt, immerhin gab es einen Schreibtisch und Gegenstände, .mit denen man sich in seiner Freizeit beschäftigen kann.

Im Zimmer der Frau stand ein riesiger Kleiderschrank, in dem aber offensichtlich keine Kleider waren, denn die waren alle im Ankleidezimmer, was dem Schlafzimmer vorgelagert war und was ausschließlich aus Kleiderschränken bestand. Außerdem gab es in ihrem Zimmer noch ein Ecksofa und noch ein größeres Sideboard.
Keinen Tisch, keinen Stuhl und natürlich auch keinen Computer. Außer geschlossenen Schränken und einem Sofa gab es in diesem Zimmer nichts zu sehen.

Ein Stift wurde ja nach kurzer Suche zusammen mit dem Spiralblock gefunden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand in diesem Haushalt öfter mal mit Papier und Stiften beschäftigt, ist ansonsten gering.

Es sieht aber auch nicht danach aus, als ob sich die Bewohner häufiger an einen Computer setzen und gelesen wird offensichtlich auch eher nicht.

Es gab kein Strickzeug und kein Bastelzeug, es gab eben überhaupt keine Hobbyteile, es hätte auch an einem Arbeitsplatz für ein Hobby gemangelt.

Und genau deshalb ließ mich diese Frage nicht mehr los: Was machen die, wenn die zu Hause sind?

Vor zwei Jahren waren wir auch mal bei den Nachbarn hier im übernächsten Haus zu Besuch, die lebten ähnlich steril. Es gab keinen Computerarbeitsplatz, es gab überhaupt keinen Schreib- oder Arbeitstisch, es gab keine Bücher, keine CD's, es gab eigentlich nichts außer einem Sofa, einem riesigen Fernseher und einem Schlafzimmer. Das Haus war pikobello sauber und aufgeräumt, es lag nirgendwo etwas rum oder im Weg, aber wahrscheinlich gab es auch nichts, was hätte rumliegen können.

Was für ein langweiliges Leben ist das?

K sagt, die sind wenig zu Hause und viel unterwegs. Ich frage mich, weshalb man ein Haus baut, wenn man es dann doch nicht benutzt.

Mir werden andere Menschen wahrscheinlich auf ewig ein Rätsel bleiben
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Dienstag, 22. Juni 2021
Scham
Manchmal fällt einem plötzlich ein Wort vor die Füße und man fragt sich, was es eigentlich bedeutet.
Wo es herkommt, welche Hintergründe es gibt und warum es so oft so unterschiedlich eingesetzt wird.

Ich habe mich heute gefragt, wie Scham entsteht. Warum gibt es überhaupt Scham und warum betrifft es die Menschen so unterschiedlich?

Ich kam dann schnell auf Zusammenhänge mit Angst. Ich glaube, Scham und Angst haben vieles gemeinsam.
Natürlich gibt es auch grundlegende Unterschiede, aber ich denke, ohne Angst funktioniert Scham nicht. Ich glaube, man schämt sich, weil man Angst davor hat, ausgeschlossen zu werden.
Ich fand das Wort "Sozialangst" und ich denke, dieses Wort enthält viele Erklärungen für Scham.
Scham reguliert das Sozialverhalten der Menschen. Die Angst nicht gemocht oder abgelehnt zu werden ist der Mittler zwischen dem Streben nach dem eigenen Vorteil und der Rücksicht auf andere.

Scham ist ein unangenehmes Gefühl, und weil sich niemand schämen möchte, verhält er sich so, dass er sich grade nicht schämen muss.

Ich glaube auch, dass man sich gegen Scham nicht wehren kann, genauso wenig wie gegen Angst, aber man kann lernen, damit umzugehen, genau wie mit Angst.

Außerdem glaube ich, dass die Intensität, mit der Menschen Scham oder Angst empfinden bzw. die Sensibilität, wie schnell oder wie leicht Menschen Angst oder Scham empfinden, zu einem gewissen Teil angeboren ist, dass aber die meisten Trigger, die genau diese Gefühle auslösen, anerzogen werden.

Ich halte mich weder für einen ängstlichen Menschen noch für einen besonders schamhaften, es kann aber auch sein, dass ich einfach nur besonders gut gelernt habe, damit umzugehen
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Mittwoch, 3. Februar 2021
Keiner weiß was
Im Moment bin ich ein bisschen angestrengt, um es vorsichtig auszudrücken, der Leiter Rechnungswesen steckte heute kurz seinen Kopf in mein Büro und verschwand sofort wieder. "Hui, Sie sind mir zu gestresst, da komme ich lieber ein ander Mal wieder." - Sehr praktisch, wenn Mitarbeiter das registrieren, bevor ich sie angebölkt habe, rettet einen Großteil der eh schon knappen Stimmung.

Aus dem Mutterhaus kam die Meldung, dass es dieses Jahr keinen Extraurlaub für Rosenmontag gibt, weil es schließlich nichts zu feiern gibt. Ich finde das sehr schade, ich habe die Karnevalstage grundsätzlich genutzt, um mich nach Borkum zu verpieseln, aber dann ziehen wir den Februar dieses Jahr eben ohne Schaffenspause non stop durch.

Die Krankenkasse schickte mir Bezugsscheine für FFP2 Masken, was mich verwunderte, weil ich noch unter 60 bin. Meine einzige Erklärung war daher, dass ich dort wohl doch als Risikogruppe geführt werde, dann steht meine COPD-Diagnose also irgendwo in meinen Krankenkassenunterlagen. Fand ich sehr praktisch und auch naheliegend, die Krankenkassen bezahlen ja alle Behandlungen, dann wissen sie natürlich auch, wer welche Krankheit hat. Also habe ich die Krankenkasse angerufen, weil ich dachte, dass sie mir dann auch sagen können, wie das mit der vorgezogenen Impfberechtigung funktioniert - und erfuhr, dass der Versand der Berechtigungsscheine ein Systemfehler war und dass sie keineswegs irgendwelche Risikogruppenklassifizierung vornehmen, dafür sollte ich mal lieber meinen Arzt anrufen und mich ansonsten über die grundlose Zusendung der Maskenbezugsscheine freuen. Hätte ich Glück gehabt.

Mein Arzt erzählte mir dann, dass er überhaupt keine Ahnung hat, wie das mit dem Impfen und den Risikogruppen funktioniert, er hätte bisher exakt 0, in Worten: Null - Information von irgendeiner Seite darüber erhalten und im übrigen wäre ich auch die erste, die danach fragte. Ich solle mal lieber die Krankenkasse anrufen, die müsste da Bescheid wissen.

In Excel nennt man sowas einen Zirkelbezug, ich fragte also Tante Google, doch die spuckte auch nur widersprüchliche und nutzlose Informationen aus.
Meine Fragerei geht schon damit los, dass ich nicht weiß, in welchem Bundeland ich geimpft werden könnte. Meine Krankenkasse führt mich mit Adresse in NRW, meine Meldeadresse ist aber in Niedersachsen und wer ist jetzt für mich zuständig?
Ich finde das durchaus spannend, wie wenig man an Information dazu überhaupt findet.
Aber immerhin weiß ich jetzt, dass keiner was weiß und dass ich nicht schuld bin, weil ich mich nicht darum gekümmert habe.
Ich warte einfach noch mal zwei Wochen, vielleicht klappt es ja dann, sonst ist es eben wie es ist, Unwissenheit breitet sich aus über der Bundesrepublik Deutschland
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Mittwoch, 23. Dezember 2020
Und nu?
Hier läuft grade ein bisschen was schief, aber vielleicht ist das auchTeil des unendlichen Plans und gehört als kleines Puzzleteil eben doch in das Große und Ganze, who knows.
Ich weiß das nicht und ich glaube, ich will das auch gar nicht wissen, ich kann es ja doch nicht ändern, was soll ich mich also mit Dingen beschäftigen, die sind wie sie sind.

Ich denke, ich bin relativ gut darin, Dinge kurzfristig so zu akzeptieren wie sie sind, ich habe nur dann ein Problem damit, wenn sich etwas als struktureller Notstand zu entwickeln scheint, dann werde ich sehr schnell und, wenn es sein muss, auch sehr radikal aktiv. Wehret den Anfängen und lieber das Baby mit dem Bade ausschütten als sich ein ganzes Waisenhaus ins Haus zu holen. Oder so.

Ich muss da jetzt noch drüber nachdenken, aktuell habe ich die Stimmungslage, von der die Queen sagen würde "I'm not amused" und deshalb weiß ich noch nicht, was ich als nächstes mache.

Ich habe mich grundsätzlich damit abgefunden, dass Weihnachten dieses Jahr ohne Weihnachten stattfindet, dass also jeder einfach so weiterlebt, als wäre noch November oder schon Januar, egal, auf alle Fälle so, als gäbe es kein im Kalender markiertes Ereignis, zu dem die ganze Welt nach Hause fährt, um sich testen schätzen zu lassen und wenn das so ist, dann ist das eben so. Auch gut, kein Grund, sich aufzuregen.

Wenn ich aber aus genau dem Grund nicht nach Hause fahre, weil da bereits andere Menschen sind und es eben schwierig ist, mit dem "sich testen lassen", dann regt es mich schon sehr auf, wenn der einzige Mensch, mit dem ich ansonsten überhaupt Kontakt habe, das mit dem anderweitigen Kontakt selber nicht so wirklich ernst nimmt und sich ganz entspannt ausführlich mit den Menschen in seinem ehemaligen Zuhause unterhält, weil er sich nicht traut, zu sagen, dass er inderaktuellensituation lieber nicht mit Leuten live sprechen möchte.

Ich habe da jetzt insofern ein Problem, weil ich plötzlich das Gefühl habe, ich habe grade gar kein seuchensicheres Heim mehr und das macht mich etwas nervös.

Üblicherweise löse ich solche Probleme durch Weglaufen - nur, wo soll ich jetzt hin?

Ich bin grade ziemlich ratlos und etwas konfus
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Samstag, 18. Juli 2020
Gesangsgebrüll
Einer meiner Lieblingswitze geht so:
Fritzchen ist mit seiner Mutter in der Oper und fragt während der Vorstellung: "Mama, warum schreit die Dame so?"
Die Mutter antwortet: "Shhh, die Dame schreit nicht, die singt."
Fritzchen flüstert zurück: "Und warum droht ihr der Onkel dann mit dem Stock?"

Ich mag die Geschichte deshalb so, weil es mir regelmäßig so ähnlich geht wie Fritzchen. Das, was andere Menschen für Gesang halten, empfinde ich als Geschrei. Je lauter jemand schreien kann, umso ein besserer Sänger ist er, so zumindest nach Meinung der Gesangsexperten, die was davon verstehen.
Eine Sängerin, bei der ich jedesmal zusammenzucke, wenn ich unvermutet mit ihrem Gesang konfrontiert werde, ist Adele. Und die ist noch nicht mal Opernsängerin, die darf sogar ein Mikrofon benutzen.
Trotzdem schreit sie grundsätzlich ganz ungemein laut, ich meine natürlich, sie singt ungemein laut und alle Welt ist voll der Bewunderung für ihre unglaubliche Stimme, ich dagegen empfinde sie hauptsächlich als laut und verstehe nicht, warum sie so schreien muss, wenn sie doch eine so tolle Stimme hat. Ich meine, eine tolle Stimme trägt doch auch, wenn sie leiser singt. Das ist doch grade das Besondere an einer tollen Stimme.

Dass Opernsänger grundsätzlich so laut singen, wie es nur geht, habe ich mir immer damit erklärt, dass sie ja einen ganzen riesigen Konzertsaal beschallen müssen und das funktioniert ohne Mikro nicht, wenn man leise singt, also müssen Opernsänger traditionell schreien. Schließlich gab es früher, als die meisten Opern entstanden sind, ja noch gar keine Mikros, da wurden die Partituren also gleich für Schreien geschrieben. Und wer beim Schreien die Töne am besten ohne Schrillen und ohne Anstrengungsgewackel trifft, der gilt als besonders guter Sänger. Bei Opernsänger lasse ich das Gebrüll also als Kunstform durchgehen, die zwar überhaupt nicht meinen Geschmack trifft, aber darauf kommt es ja auch nicht an. Ich finde ja auch Gewichtheben uninteressant und käme nicht auf den Gedanken, Gewichthebern bei der Ausübung ihres Sports zuzusehen und zuzuhören (die schreien auch), aber sowohl bei Opernsängern als auch bei Gewichthebern habe ich noch eine für mich schlüssige Erklärung, warum die so brüllen, weil es eben Teil ihrer Kunst bzw. ihres Sports ist.

Aber warum schreit Adele so? Die hat doch schon seit immer mit einem Mikrofon gesungen, die hat gar keinen Grund, so viel Gebrüll in ihren Gesang zu legen.
Und wenn man mal bewusst drauf achtet, dann merkt man, dass die allermeisten Sänger nicht singen, sondern brüllen. Warum wird sich mir allerdings nicht erschließen
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Donnerstag, 23. April 2020
Dann doch mal wieder Corona als Thema
Seit sieben Tagen habe ich jetzt das Haus nicht mehr verlassen, noch nicht mal zum Einkaufen, weil, wir brauchten nichts. Wir essen erstmal die Vorräte leer und machen dann wieder einen Großeinkauf, denn jetzt, wo die ersten Lockerungsgefühle viele Leute zu wilden Shoppingorgien verleiten, genau jetzt wird mir das vor die Tür gehen das erste Mal seit Beginn des Lockdowns wirklich suspekt.
Inzwischen ist nämlich das Virus auch schon lange genug im Land, um sich wahrscheinlich recht gleichmäßig durch die regionalen Gebiete diffundiert zu haben, wenn sich jetzt die Leute wieder vermehrt außerhalb ihrer Wohnungen aufhalten, hört sich das für mich sehr nach Virusparty an.
Nun, sei's drum, wahrscheinlich lässt es sich eh nicht vermeiden, ich werde lernen müssen, damit zu leben.

Diese albernen Maskenvorschriften regen mich außerdem zusätzlich auf. Wir tragen Masken gegen das Coronavirus kommt gleich nach Globuli und Heilsteinen.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich einbilden, dass sie mit so einer Maske geschützt sind und ich möchte noch viel weniger wissen, wie viele Menschen meinen, dass so eine Maske ja dann schon ausreichend Schutz für und gegen alles ist und sie sich dafür um sonst nichts mehr Gedanken machen müssen.
Ich persönlich halte die Maskenpflicht für komplett kontraproduktiv, eben weil sie einen Schutz und eine Sicherheit suggeriert, die komplett nicht gegeben ist, denn blöderweise ist ausgerechnet bei der Tröpfcheninfektion die heilende Wirkung der Einbildung noch nicht statistisch nachgewiesen.

Aber umpfhh, hilft ja nichts, wenn ich künftig beabsichtige das Haus zu verlassen, muss ich mir halt irgendeine Sorte Maske vor Gesicht halten, sonst gibt es wahrscheinlich Mecker. Aktuell habe mir eine Maske aus Vlies gebastelt - einfach ausschneiden und zwei Schlitze reinschneiden, dass man sie über die Ohren hängen kann


N hat natürlich noch "richtige" Masken hier, aber noch bin ich nicht so weit, dass ich bereit bin, damit vor die Tür zu gehen. Dann eben lieber gar nicht mehr vor die Tür oder zur Not mit diesem Vliesgebastel, ich ahne aber, dass ich demnächst einknicken werde, weil: hilft ja nix.

*********

Ansonsten hätte ich da noch mal eine Verständnisfrage:
Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn jetzt demnächst Unmengen an Sportvereinen und die gesamte Gastronomie- und Hotelbranche und jede Menge andere Unternehmen auch noch Insolvenz anmelden müssen?
Ich meine, klar, dann ist das Unternehmen/der Verein insolvent und wird geschlossen und gelöscht, aber was hindert denn die hinter dem Unternehmen/dem Verein stehenden Menschen, nach dem Coronashutdown einfach ein neues Unternehmen/einen neuen Verein aufzumachen? Man kann ja sogar den gleichen Namen verwenden und schreibt nur "pc" dahinter für "post corona" und fängt dann einfach wieder von vorne an.

Wahrscheinlich fehlt mir das betriebswirtschaftliche Hintergrundwissen, aber ich meine die Frage wirklich ernst, wo ist das Problem?

Ich habe neulich irgendwo gehört, dass die deutsche Fußball-Liga (oder der DFB oder welche Institutionen auch immer da gemeint sind) irgendwelche wilden dreistelligen Millionenbeträge verliert, wenn nicht sofort wieder Fußball gespielt wird. Von 750 Mio. € war die Rede, die da wegfallen, vor allem wohl Lizenzabgaben der Fernsehsender, weshalb sie jetzt dringend diese Geisterspiele organisieren wollen, denn es geht da ja wahrlich um gewaltig viel Geld.

Ich frag mich nur, wofür brauchen die eigentlich das Geld? Ich meine, wenn alles still steht, dann fallen doch auch 90% der Kosten weg, dann ist das doch alles gar nicht so schlimm?
Die Personalkosten übernimmt komplett der Staat, alle Mitarbeiter werden auf Kurzarbeit geschickt und fertig. Jetzt sagen die Fußballverantwortlichen, das ginge nicht, weil die Spieler mehr verdienen als die Beitragsbemessungsgrenze und weil Kurzarbeitergeld ja nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze gezahlt wird. Da frage ich mich erneut „Ja und, wo ist das Problem?“ Die Beitragsbemessungsgrenze liegt bei 6.900 €, das bedeutet, ein alleinstehender Mensch ohne Kinder erhält ca. 3.900€ netto, wenn er genau oder mehr als die Beitragsbemessungsgrenzen verdient, Kurzarbeitergeld ist davon 60%, also 2.340€ € - und davon kann ein alleinstehender Mensch doch leben? Dessen Monatsausgaben sind schließlich auch massiv gesunken, weil er außer Essen und ein bisschen Klopapier ja nichts mehr einkaufen muss. Okay, wenn er nicht im Eigenheim wohnt, fällt noch Miete an, die wird ihm im Moment aber gestundet, das heißt, wenn er die nicht bezahlt, kann er nicht gekündigt werden, also alles kein Problem. Strom, Gas und Wasser darf ihm auch keiner abdrehen, vielleicht ist es sinnvoll, wenigstens noch Telefon und Internet zu bezahlen, aber das sind alles überschaubare Beträge, das sollte man locker von 2.340 € netto schaffen können. Mir fehlt es also ernsthaft an Verständnis, wieso irgendjemand im Moment mehr als 2.340€ im Monat brauchen könnte.
Ach ja, all die Häuslebauer, die jetzt klagen, sie hätten so hohe Belastungen, weil sie ihr Eigenheim ja mit Krediten bezahlt haben, also, die brauchen doch einfach nur die Tilgung mal für ein paar Monate auszusetzen und nur die Zinsen zu bezahlen, da lässt sich ganz sicher jede Bank drauf ein.
Ich habe da mal gerechnet: Aktuell liegen die Immobilienfinanzierungszinsen bei ca. 0,5%-0,7%, je nach dem, bei welcher Bank man finanziert.
Sagen wir mal, der Kredit läuft schon länger und er war noch richtig teuer, also nehmen wir mal das Vierfache an, 2%. Dann kostet ein Kredit, der aktuell noch mit 500.000€ valutiert, jeden Monat 833€ Zinsen. Das lässt sich von 2.340€ Kurzarbeitergeld doch gut bezahlen? (Und hinter einem Kredit für 500.000€ steht ja nun auch nicht grade ein kleines Hutzelhäuschen)

Ich habe wirklich hin und her überlegt, aber mir fällt einfach kein vernünftiger Grund ein, weshalb es für die Fußball-Liga so ein Riesenproblem sein sollte, wenn sie einfach mal Pause machen. Außer natürlich, dass sich dann keiner der beteiligten Menschen weiter fröhlich die Taschen voll machen kann.
Und für ganz viele andere Unternehmen gilt das übrigens auch. Welche Kosten bleiben denn noch übrig, wenn die Personalkosten auf 0 sind und Materialverbrauch ja auch nicht mehr anfällt? Miete, klar, aber wie gesagt, die muss im Moment nicht gezahlt werden und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es da noch verschiedene (gesetzliche) Modelle geben wird, wie die Mietzahlungen von stillgelegten Unternehmen (Hotelerie, Gastronomie, stationärer Einzelhandel etc.) nicht mehr in voller Höhe bezahlt werden müssen. Wär doch auch nur fair, wenn sich die Immobilieneigentümer auch zu einem Stück an den Einschränkungen durch diesen Shutdown beteiligen müssten.

Grade für Hotelerie und Gastronomie schlage ich ansonsten die entspannte Insolvenz vor. Das verlagert das Problem auf die Immobilieneigentümer und nunja, aber das sind in aller Regel doch wohl nicht die allerärmsten, notleidenden Unterschichtbürger, oder?

Das praktische ist doch, dass es nicht ein einzelnes Unternehmen trifft, neben der schon die geifernde Konkurrenz nur darauf wartet, die schwächsten aufzufressen, nein, es trifft innerhalb einer Branche im Moment einfach alle und dann ist es doch gar nicht schlimm, wenn einfach mal alle Pause machen oder von mir aus auch alle Insolvenz anmelden.

Wenn jetzt der Fußball weltweit still steht, dann steht er eben still, herrjehnochmal, was sollen die Spieler denn machen, außer zähneknirschend das Kurzarbeitergeld akzeptieren. Woanders gibt's auch keine Jobs.
Und genau das ist doch der springende Punkt: Es geht wirklich allen gleich und das weltweit.
Deshalb fehlt mir einfach das Verständnis für die wirtschaftliche Katastrophe und die gigantischen Folgeschäden, die da prophezeit werden. Jetzt aktuell ist für alle zu und irgendwann ist für alle wieder auf - außer für die systemrelevanten Berufe, die müssen aktuell natürlich weiterarbeiten, aber wirklich viel Geld ausgeben kann im Moment keiner, weil: wofür?

Ich habe deshalb irgendwie das Gefühl, das ist wie Kürzen bei einem Bruch, ich nehme Einkommen weg, ich nehme aber auch Ausgaben weg - das Verhältnis zueinander verändert sich damit nicht und wieso ist das für die Wirtschaft jetzt so ein Riesenproblem?

Das Spannende ist, dass ich ja rein beruflich ständig und täglich mit echten Wirtschaftsexperten zu tun habe und ich habe wirklich viele von denen schon genau danach befragt. Jeder redet sich irgendwie anders raus, aber eine vernünftige Antwort hat mir noch keiner geben können
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Dienstag, 10. Dezember 2019
Viel Arbeit und Gedanken über Menschen
Als der Wecker schellte, Unsinn, ich höre keine schellenden Wecker, der richtige Anfang lautet: Als ich wach wurde, weil K neben mir auch war geworden war und sich im Bett aufsetzte, um etwas zu lesen, war es gefühlt noch mitten in der Nacht, als ich die Augen dann so weit auf hatte, dass ich die Uhrzeit ablesen konnte, war es bereits kurz vor 7h.
K meinte, er müsse aufstehen, weil er Termine hätte, er würde deshalb jetzt schon mal Kaffee machen, ich zog mir die Decke über den Kopf und hoffte, dass der Himmel hinterherfällt, weil, dann wäre das Thema durch. Tat er aber nicht, der Himmel meine ich, statt dessen kam K mit Kaffee und das Elend des MonTages nahm seinen Lauf.
Im Büro habe ich dann alles erledigt, was erledigt werden musste, ich habe schon wieder vergessen, was ich dort überhaupt gemacht habe, aber ich glaube, ich war ziemlich produktiv.

In der Mittagspause habe ich dann noch ganz viel privaten Bürokram erledigt, die Krankenhausabrechnung vom Vater geklärt, mich ein wenig mit Krankenkasse und Beihilfe rumgestritten und weil ich grade dabei war, mich auch noch mit dem Seniorenheim und einem Taxidienst gezankt, ich finde, nach einem Jahr Vorlauf können die jetzt wirklich mal meine Adresse als Rechnungsadresse eingespeichert haben und wenn die das nicht können, dann werden die Rechnungen eben auch nicht bezahlt. Basta.

Am Abend hatte ich zwei Drittel der seit Donnerstag aufgelaufenen Mails abgearbeitet, der Rest muss bis morgen warten.

Zwischendurch habe ich immer mal wieder über seltsame Argumente nachgedacht: Es ist mir jetzt zum wiederholten Mal passiert, dass mir jemand vorwirft, ich würde zu "wortgewaltig" argumentieren, da hätten normale Leute keine Chance gegen. - Und im Anschluss folgt die Feststellung, dass es noch lange nicht heißt, dass meine Sichtweise besser oder richtiger wäre, nur weil ich rhetorisch besser argumentiere, es heißt eben nur, dass ich rhetorisch besser argumentiere.
So einem Argument kann dann aber auch der weltbeste Rhetoriker nichts mehr entgegensetzen, so ein Argument ist wie 21 oder Che Guevara, das schlägt alles.
Wir fassen zusammen: Menschen, die für ihre Meinung, ihr Verhalten, ihre Einstellung, ihren Geschmack, ihre Wünsche oder auch nur für die Art, wie sie leben, als einziges Argument vorbringen können: "Weil das normal ist" oder "weil das alle so sehen" oder vergleichbare unwiderlegbare Begründungen heranziehen, sehen keinen Grund darin, ihre Meinung, ihr Verhalten, ihre Einstellung, ihren Geschmack, ihre Wünsche oder Teile ihrer eigenen Lebensweise auch nur ansatzweise zu reflektieren oder gar kritisch zu hinterfragen, weil genau ihre Art eben einfach nur “normal“ ist.
Treibt man sie durch eine bösartige, weil nicht zu widerlegende Logik in die Enge, ziehen sie ihr Totschlagargument: Der andere argumentiert unfair, weil zu wortgewaltig.

Mich fasziniert das jedes Mal sehr und ich gebe Diskussionen mit solchen Menschen dann üblicherweiser auch sehr schnell auf, weil es ja eh fruchtlos ist, ich frage mich aber gleichzeitig jedesmal, wie es sich lebt, wenn man noch nicht mal den leisesten Zweifel an seinen Meinungen, Verhalten etc hat. Solche Menschen müssen ein ziemlich feines Leben haben, denn ohne den leisesten Selbstzweifel muss es sich toll leben, oder?

Ich dagegen stelle meine eigene Meinung ständig in Frage und versuche unentwegt noch neue Blickwinkel zu entdecken, von denen aus betrachtet eine Meinung vielleicht noch mal neue oder auch gänzlich andere Farbschattierungen bekommt. Und wie außer durch Erörterung und Diskurs gelangt man zu Einsichten, die man bisher noch nicht hatte?
Und wie gelingt es Menschen, an einer Meinung festzuhalten, ohne dass sie dafür gute Gründe haben?

In Summe stelle ich immer wieder nur fest, dass ich Menschen seltsam finde und zu vielen Personen vor allem deshalb keinen Zugang finde, weil es mir nicht gelingt, so sehr nicht zu denken, wie es wohl für viele Menschen normal ist
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Samstag, 9. November 2019
Ausruhtag mit rückblickendem Gewunder
Der Tag bestand vorwiegend aus Ausruhen, ich merke mein fortschreitendes Alter deutlich.
Früher wäre so eine Woche wie diese für mich ein Klacks gewesen, eine Lächerlichkeit im Strudel wilder Tage, aber diese Zeiten sind lange vorbei.
Geblieben ist eine vage Erinnerung an laute Tage mit langen Nächten voller Musik, Tanz, Alkohol und wirren Gesprächen.
Vergessen ist der Antrieb und der Grund für das Leben in dieser Zeit.
Es war halt so, man lebte so, oder ich lebte so, weil ich dachte, es sei halt so? Ich weiß es nicht mehr und heute erscheint es mir wie ein abstruser Traum. Was in aller Welt hat mich damals getrieben, so ein Leben zu leben?

Es ist lustig, wie ich die Erinnerung verliere. Ich weiß noch, dass ich so gelebt habe, aber nicht mehr, warum.
Oder habe ich mich das nie gefragt, damals? Das würde mich dann sehr erschrecken. Das Erschrecken kommt mit großer Verspätung, aber man trifft sich im Leben ja immer zweimal, und vielleicht hätte ich mich damals schon erschrocken, wenn ich die Frage nach dem Warum an mich herangelassen hätte. Heute dagegen bin ich schon lange nicht mehr beweglich genug, um solchen Fragen auszuweichen. Heute holt es mich also unweigerlich ein, das Erschrecken.
Und die große, unbeantwortete Fragen, warum Menschen sich so ein Leben antun?

Die Feier gestern Abend war mir in Summe hauptsächlich anstrengend. Ich fand es mühsam, einen zweiten Tag in Folge schon wieder mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein. Ich fand die Lautstärke, die ganz zwangsläufig entsteht, wenn viele Leute in einem Raum sind, ausgesprochen nervenbelastend und ich fand es unbeschreiblich anstrengend, dass es so viele Menschen gab, die ich vorher kaum (oder gar nicht) kannte, die aber endlich die Gelegenheit nutzen wollten, um Smalltalk zu machen.
Was um alles in der Welt treibt die Leute dazu, in einer Umgebung, in der es ohne ein eigenes Gespräch schon so laut ist, dass man sein eigenes Wort kaum versteht, wieso meinen Menschen, dass sie in so einer Umgebung mit mir (oder wer ansonsten auch immer ihr zufälliger Tischnachbar ist) Smalltalk machen müssen?
Ich verstehe nicht was sie sagen und ich habe nicht genug Stimmkraft, um ihnen irgendwas zu antworten - die gesamte Situation ist einfach nur unglaublich schwachsinnig. Mindestens oder passend genauso schwachsinnig wie der Inhalt der Gespräche, die geführt werden.
Warum machen Menschen so etwas? Was soll damit erreicht werden? Was ist anschließend besser? Besser fortentwickelt oder was weiß ich in welche Richtung besser vorangetrieben? Die Sozialkontakte? Das glaubt doch niemand wirklich, oder?

Auf dem Wirtschaftsprüferfest habe ich einen Anwalts-Kollegen* getroffen, den ich bisher nur vom Telefon kannte, das war positiv. Wir haben uns während des Abends vor den Toiletten verabredet, um ungestört ein paar Worte wechseln zu können. Ansonsten habe ich hauptsächlich Leute getroffen und "kennengelernt", von denen ich jetzt weiß, dass ich einen weiteren Kontakt mit ihnen unbedingt vermeiden muss, mein Leben dauert nicht mehr lange genug, um meine Zeit mit solchen Nichtigkeiten zu verschwenden. So gesehen auch positiv, wenn das Ergebnis des Abends eine konkretisierte Negativliste ist.
*Ich habe ja wirklich große Vorbehalte gegen Juristen, aber dieser eine, spezielle, machte mir einen erstaunlich vernünftigen Eindruck, der sich beim persönlichen Kennenlernen sogar noch verstärkte, Sachen gibt's.

Auf der Feier gestern Abend gab es aus meiner Sicht dagegen wirklich gar nichts Positives, außer dem Essen, das war wirklich sehr gut. Und natürlich die Tatsache, dass ich meiner gesellschaftlichen/beruflichen Verpflichtung ordnungsgemäß nachgekommen bin. Man hat wahrgenommen, dass ich da war, das ist wichtig, ich durfte aber auch früh wieder gehen, habe ich beschlossen, mein Abgang war allerdings polnisch. Ich werde wohl am Montag erfahren, wann es dem ersten auffiel, dass ich nicht mehr da war.

In Summe bin ich allerdings zu alt für all das.
Den Abend heute auf der Couch fand ich derart ungleich schöner als es jede festliche Veranstaltung hätte sein können, ich sollte darauf achten, dass ich noch deutlich viel mehr Abende auf der Couch verbringe
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Mittwoch, 16. Januar 2019
Wie meckert man positiv?
Die Frage, wie man damit umgeht, wenn sich andere Menschen der eigenen Meinung nach falsch verhalten, hat mich heute auch noch beschäftigt, denn je mehr ich darüber nachdenke, umso komplexer wird das Problem.
Erste, spontane Reaktion: Na, so ein klassischer Oberlehrer will ich genauso wenig sein wie ein miesepetriger Pingelskopp oder Erbsenzähler, und als nöliger Meckerrentner will ich erst recht nicht enden.

Aber wie meckert man positiv?
Und vor allem, wann ist Meckern okay und wo beginnt die Zone der Grenzüberschreitung?
Wann macht man sich selber zum feigen Depp, der sich nicht wehrt - und ab wann ist man nur ein unsympathischer Korinthenkacker?*

*Hier habe ich übrigens schon wieder eine Fußnote Zwischenanmerkung: Das holländische Wort für Korinthenkacker ist Miereneuker, wie man das übersetzt, darf sich jeder selber googeln, aber ich liebe das Wort.

Ich glaube, ich halte in den meisten Fällen, wenn ich mich über das Verhalten anderer Leute ärgere, eher die Klappe - und ärgere mich dann nachher über mich selber, dass ich nichts gesagt habe.
Ich glaube aber auch, dass die Zahl der Leute, die wirklich etwas sagen, statistisch gesehen in Wirklichkeit recht gering ist, obwohl ich gleichzeitig das Gefühl habe, dass die Welt voll mit Nörglern, Meckerern und Lautstarkrumkrakeelern ist, aber es fallen einem naturgemäß nur die Leute auf, die etwas sagen, weshalb eine Beurteilung mit eigenem Bauchgefühl ganz bestimmt die falsche Messgröße ist.

Je mehr ich nun so darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Entschluss, dass ich das Meckerverhalten der Menschen in der analogen Welt erst noch mal bewusst beobachten muss, bevor ich mir da eine Meinung bilde.
In der digitalen Welt verhalten sich viele Leute dagegen komplett anders, da bleibt mir ja teilweise vor Erstaunen der Mund offen stehen, wie unverschämt, dreist, übergriffig und schlicht zutiefst arschlochhaft hier manchmal Menschen unterwegs sind. Da frage ich mich regelmäßig nur warum. Was treibt Menschen in so ein Verhalten? Wie fühlen sie sich dabei? Kompensieren sie damit ihr armseliges Würstchendasein in der analogen Welt? Sind das alles ganz große Loser im real life und lassen ihren Frust über ihre verkackte Existenz dann im Netz ab? Oder merken die das gar nicht?

Das Verhalten von Menschen im Internet ist bestimmt ein spannendes Soziologie-Thema, aber weiter interessiert es mich dann auch nicht, weil das Internet den großen Vorteil hat, dass man es einfach abschalten kann und dann ist Ruhe. Im real life ist das nicht so einfach, deshalb bin ich hier an Erkenntnissen und Erklärungen weit mehr interessiert.

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Der Rest des Tages bestand aus Büro, der aufregendste Vorfall bestand darin, dass der Leiter Rechnungswesen eine Differenz in der Zinsabgrenzung hat, nach der er bis 19h unverrichteter Dinge gesucht hat, um dann frustriert nach Hause zu fahren - bei dem möchte ich heute nicht Ehefrau sein
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