Montag, 1. Oktober 2018
schwerer Zauber
anje, 22:32h
"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" mag ich als Spruch sehr, es hört sich so positiv an, leicht esoterisch verklärt, es schwingt ein leises Sehnen nach einem übersinnlicher Lösungsansatz mit. Wir hoffen immer das beste und alles wird gut. Oder so.
Es gibt aber auch den Spruch "aller Anfang ist schwer", der kommt wahrscheinlich eher aus der westfälisch-evangelischen Ecke, Mühsal muss sein, sonst taugt das nix, quäl dich gefälligst, geht schließlich jedem so.
Ich hatte heute einen Anfang: Nach fünf Wochen offiziellem Krankenschein, der mir arbeiten auf freiwilliger Basis ermöglichte, habe ich heute wieder begonnen ganz regulär zu arbeiten und ich habe mich ernsthaft bemüht, den Zauber dieses Anfangs zu finden, aber irgendwas ist gewaltig schief gelaufen. Freiwllig finde ich Arbeiten gar nicht schlimm - aber mit dem Gefühl "ich muss das machen" wird es sofort zur Qual.
Ich fürchte, es ist tatsächlich mehr dran an diesem "aller Anfang ist schwer" als an dem ersehnten feengleichen Anfangszauber, den habe ich nämlich so gar nicht entdecken können, der war schwer weggezaubert
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Es gibt aber auch den Spruch "aller Anfang ist schwer", der kommt wahrscheinlich eher aus der westfälisch-evangelischen Ecke, Mühsal muss sein, sonst taugt das nix, quäl dich gefälligst, geht schließlich jedem so.
Ich hatte heute einen Anfang: Nach fünf Wochen offiziellem Krankenschein, der mir arbeiten auf freiwilliger Basis ermöglichte, habe ich heute wieder begonnen ganz regulär zu arbeiten und ich habe mich ernsthaft bemüht, den Zauber dieses Anfangs zu finden, aber irgendwas ist gewaltig schief gelaufen. Freiwllig finde ich Arbeiten gar nicht schlimm - aber mit dem Gefühl "ich muss das machen" wird es sofort zur Qual.
Ich fürchte, es ist tatsächlich mehr dran an diesem "aller Anfang ist schwer" als an dem ersehnten feengleichen Anfangszauber, den habe ich nämlich so gar nicht entdecken können, der war schwer weggezaubert
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fritz_,
Montag, 1. Oktober 2018, 23:52
Das Gedicht mit dem Zauber des Anfangs schließt mit "Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!" Da geht es um Vergänglichkeit und m. E., ob man im Umgang damit Eier braucht oder ob die nackte Unrast allein schon ausreicht, über der immerhin der mögliche Zauber eines neuen Anfangs als Trostpflaster klebt. Gute Gedichte sind alle schrecklich.
anje,
Dienstag, 2. Oktober 2018, 19:22
Gute Gedichte sind alle schrecklich.
Ja, interessant nicht wahr, dass das wohl überwiegend so ist bzw. so beurteilt wird. Ich beziehe mich da auf das "gut", weil ich vom Bauchgefühl sofort weiß, was Sie meinen.
Viele der Gedichte, die mir persönlich gut gefallen, gelten im Sinne von "ernsthafter" Literatur wahrscheinlich schon deshalb nicht als gut, weil sie viel zu lustig sind.
Mein Lieblingsgedichtband ist zB das Schnurpsenbuch von Michael Ende, aus dem ich bis heute noch immer viele Gedichte auswendig hersagen kann.
Ich kann so düsteren Balladen wie dem Erlkönig oder der Bürgschaft durchaus auch etwas abgewinnen, hatte aber im Grunde mehr Spaß an der Verballhornung einzelner Zeilen (Was wolltest du mit dem Messer sprich? - Kartoffel schälen, verstehst du nicht.), ich glaube, ich nehme das Leben vom Grunde her nicht ernst genug, um das Gute am Schrecklichen wirklich zu schätzen.
Sehr deutlich wurde mir das durch Ihren Kommentar, denn ich hatte doch tatsächlich komplett verdrängt, dass der Zauber des Anfangs aus einem Gedicht von Hesse stammt und nicht einfach so eine volkstümliche Redensart ist, wie eben die Schwere des Anfangs.
Dabei war ich mal großer Hessefan und habe zumindest Siddhartha sehr geliebt, damals war ich 18 und schwer beeindruckt von der tiefsinnigen Erleuchtung, die aus diesem Büchlein quoll. Das Glasperlenspiel war mir dann etwas zu transzendent, aber selbstverständlich fand ich das Stufengedicht toll.
Und heute habe ich das soweit vergessen, dass es mir noch nicht mal einfällt, wenn ich eine Zeile daraus benutze. Schon peinlich, ich möchte lieber nicht interpretieren, was das über meine verlorene Intellektualität aussagt.
Aber wahrscheinlich ist es nur ein weiteres Steinchen auf dem Weg der Selbsterklenntnis, den ich grade mühsam entlangstolpere und mich dabei Stück für Stück eben von dieser von mir sehr geliebten, aber de facto wohl nur angestrebten und tatsächlich nie erreichten Intellektualität verabschiede.
Ja, interessant nicht wahr, dass das wohl überwiegend so ist bzw. so beurteilt wird. Ich beziehe mich da auf das "gut", weil ich vom Bauchgefühl sofort weiß, was Sie meinen.
Viele der Gedichte, die mir persönlich gut gefallen, gelten im Sinne von "ernsthafter" Literatur wahrscheinlich schon deshalb nicht als gut, weil sie viel zu lustig sind.
Mein Lieblingsgedichtband ist zB das Schnurpsenbuch von Michael Ende, aus dem ich bis heute noch immer viele Gedichte auswendig hersagen kann.
Ich kann so düsteren Balladen wie dem Erlkönig oder der Bürgschaft durchaus auch etwas abgewinnen, hatte aber im Grunde mehr Spaß an der Verballhornung einzelner Zeilen (Was wolltest du mit dem Messer sprich? - Kartoffel schälen, verstehst du nicht.), ich glaube, ich nehme das Leben vom Grunde her nicht ernst genug, um das Gute am Schrecklichen wirklich zu schätzen.
Sehr deutlich wurde mir das durch Ihren Kommentar, denn ich hatte doch tatsächlich komplett verdrängt, dass der Zauber des Anfangs aus einem Gedicht von Hesse stammt und nicht einfach so eine volkstümliche Redensart ist, wie eben die Schwere des Anfangs.
Dabei war ich mal großer Hessefan und habe zumindest Siddhartha sehr geliebt, damals war ich 18 und schwer beeindruckt von der tiefsinnigen Erleuchtung, die aus diesem Büchlein quoll. Das Glasperlenspiel war mir dann etwas zu transzendent, aber selbstverständlich fand ich das Stufengedicht toll.
Und heute habe ich das soweit vergessen, dass es mir noch nicht mal einfällt, wenn ich eine Zeile daraus benutze. Schon peinlich, ich möchte lieber nicht interpretieren, was das über meine verlorene Intellektualität aussagt.
Aber wahrscheinlich ist es nur ein weiteres Steinchen auf dem Weg der Selbsterklenntnis, den ich grade mühsam entlangstolpere und mich dabei Stück für Stück eben von dieser von mir sehr geliebten, aber de facto wohl nur angestrebten und tatsächlich nie erreichten Intellektualität verabschiede.
mark793,
Dienstag, 2. Oktober 2018, 19:42
Was wolltest du mit dem Messer sprich? - Kartoffel schälen, verstehst du nicht.
Haha, das fand ich auch zum Kringeln. Ich erinnere mich auch an eine Version vom Erlkönig, wo der Vater ein Motorrad mit Beiwagen fährt: "Der Sohn liegt im Beiwagen sicher und warm - der Vater fährt zickzack, dass Gott erbarm." Oder die Kurzversion von Schiller Glocke: "Loch in Erde, Bronze rin - Glocke fertig. Bimm, bimm, bimm."
Haha, das fand ich auch zum Kringeln. Ich erinnere mich auch an eine Version vom Erlkönig, wo der Vater ein Motorrad mit Beiwagen fährt: "Der Sohn liegt im Beiwagen sicher und warm - der Vater fährt zickzack, dass Gott erbarm." Oder die Kurzversion von Schiller Glocke: "Loch in Erde, Bronze rin - Glocke fertig. Bimm, bimm, bimm."
anje,
Dienstag, 2. Oktober 2018, 19:52
Die Version mit dem Beiwagen ist ja auch wunderschön, beim Erlkönig fiel mir immer als Erstes Heinz Erlhardt :-) ein.
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