anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Ruhe schön
"Weißt du schon, was du machst, wenn du tot bist?"

Mit dieser sehr direkten Frage hat mich vor einigen Jahren eine Bekannte verblüfft, die sich da schon sehr ausführlich Gedanken zu gemacht hatte.

"Ich hab da nämlich schon einen Friedhof ausgesucht und bisher sind wir zu acht und teilen uns eine Grabstätte, ich hab die auch schon komplett reserviert, aber wir könnten noch ausweiten, noch sind zwei Gräber rechts daneben frei. Ich find das wichtig, vorher zu überlegen, neben wem man da zu liegen kommt. Stell dir vor, ich müsste nebem dem Erwin.... - Also ne, das ginge ja gar nicht. Der schnarcht so sehr, da kriegste nachher kein Auge zu und wenn du dann tot bist, dann haste das Palaver, besser ist, man plant das vorher in Ruhe. Der Erwin kommt neben die Rosi. Die ist schwerhörig, die stört das Schnarchen nicht."

Dieses Gespräch hat mich damals schon nachhaltig fasziniert und im weiteren Verlauf stellte sich dann raus, dass es wohl sehr viele Leute gibt, die wollen das vorher alles genau geplant und vorbereitet haben. Diese Bekannte war Mitglied einer 8er Clique, die durch die Gruppenorganisation versuchten Synergieeffekte zu heben.

Ich gehe mal davon aus, das solche Leute die Zielgruppe der Bestatter sind, denn ihre sonstige Kundschaft sagt ja nicht mehr viel.
Um ihre Zielgruppe aktiv zu umwerben und zu unterstützen, geben sich die Bestatter viel Mühe.
So gibt es unter anderem die GBV Gesellschaft für Bestattungen und Vorsorge mbH, die eine sehr detaillierte website zu allen Themen rund ums Bestatten betreibt und hier unter anderem jährlich Preise vergibt für den schönsten Tod, den schönsten Friedhof, das schönste Grab/Grabmal/Sarg/Urne.

Diesjähriger Sieger in der Kategorie des schönsten Friedhof ist der Sennefriedhof in Bielefeld. Der Bielefelder Teil meiner Familie kann sich also schon mal wunderschön begraben lassen. Beruhigt doch, sowas vorher zu wissen.

Noch faszinierender fand ich allerdings die Särge, die heutzutage so auf dem Markt sind.
Den ersten Preis macht das Modell Seelenrelief. Optisch finde ich ihn nicht so spannend, aber die Wortwahl ist ja wohl erste Sahne. Chapeau, ein echter Sprachkünstler, dieser Sargschreiner.
Am meisten grinsen musste ich aber über den vierten Platz: PLUS MINUS NULL – Der natürliche Weg in Leipzig. Dort hießen die Teile früher Erdmöbel, was den künstlerischen Designanspruch ja deutlich mehr unterstreicht als das traurige Wort "Sarg".
Die neue Schlichtheit kam schon immer aus dem Osten, die Bauhausszene fand ja auch dort ihren Ursprung.
Ich glaube, dafür bleibt jetzt nur noch ein Punkt
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