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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 15. Mai 2023
Der Hurz als Buch
Frau Nessy hat vor einem Monat ein Buch gelesen, was ihr gut gefiel, sie schrieb hier darüber in ihrem Blog und ich sah genau dieses Buch als Hörbuch kurze Zeit später auf dem Flohmarkt und kaufte es natürlich spontan, weil ich davon ausging, dass es mir auch gefallen wird, wenn es Frau Nessy gefiel.

Soweit alles normales Influencertum, für Buchempfehlungen von anderen Bloggern bin ich grundsätzlich sehr empfänglich. Kommt natürlich auf den Blogger an, aber Frau Nessy hielt ich grundsätzlich für eher bodenständig und nicht allzu abgehoben intellektuell.

Ich hatte also ein Hörbuch mit acht CDs zuhause, das ich letzte Woche extra für die Berlinfahrt grade noch vorher in iTunes importierte, um anschließend mein Handy mit iTunes zu synchronisieren. So gelangen die Daten von oldschool, kohlenstofflastigen CDs üblicherweise problemlos in mein Handy und ich kann sie dann ohne Internetempfang jederzeit und überall abhören.
Aus genau diesem Grund (also Abhören ohne Internet) besitze ich erstens ein Handy mit viel Speicherplatz und kaufe zweitens auch heute noch gerne CDs (auf dem Flohmarkt), weil ich mir damit die Unabhängigkeit von jedem Internetzugang und jedem Streaminganbieter sichere. Ich benutze natürlich auch Spotify, aber eigentlich nur, um neue Musik (also für mich neu, oft ist es eher alte Musik, aber das liegt an meinem verqueren Musikgeschmack), also auf alle Fälle, um Musik, die ich erstmal nur probehören möchte, auszuprobieren. Musik, die mir dann richtig gut gefällt, die habe ich sehr gerne als offline festverfügbare Datei auf dem Handy, denn auch wenn ich schwerpunktmäßig schon seit langem im Internet lebe, so traue ich der Beständigkeit dieses Mediums in Punkto Zuverlässigkeit doch nicht richtig über den Weg und kümmere mich lieber selber um die externe Datensicherung.

Dies nur als Exkurs, wie ich mit Musikdateien und Hörbüchern umgehe, ich mache das schon sehr lange so, es hat bisher stets wunderbar funktioniert und ich sehe auch keinen Grund, an diesem System irgendetwas zu ändern.

Ich importierte also alle 8 CDs des empfohlenen Hörbuchs in iTunes, fasste die 8 einzelnen Dateien dann zu einem Gesamtbuch zusammen und fuhr nach Berlin.

Bei Kapitel vier wunderte ich mich etwas, weshalb Frau Nessy so ein konfuses Buch empfiehlt, bei Kapitel sechs schlug ich die Buchbeschreibung samt Klappentext noch mal bei Amazon nach und fragte mich, wann man als fremder, neuer Erstleser bzw. -hörer die Zusammenhänge der Geschichte wenigstens soweit begreift, dass man weiß, worum es hier überhaupt geht und zumindest den Klappentext wiedererkennt, bei Kapitel acht war ich bereit, anzuerkennen, dass ich für dieses Buch nicht intellektuell genug bin.

Mich erinnerte der Aufbau des Buches und die sprunghaften Einzelblenden in den Kapiteln enorm an eine Oberstufen-Deutschkursliteratur von Uwe Johnson, Das dritte Buch über Achim. Es ist vierzig Jahre her, aber dieses Buch hat wirklich ein tiefsitzendes Trauma bei mir hinterlassen, weil ich auch nach mehrfachem Durchlesen weder begriffen hatte, worum es in dem Buch überhaupt ging, noch in der Lage war, es auch nur ansatzweise zusammenfassend wiederzugeben. Seitdem versuche ich, echte intellektuelle Literatur aktiv zu meiden, ich komme mir dann immer so dumm vor, wenn ich das nicht verstehe.

Weil ich aber in der Bahn saß und eh nichts anderes zu tun hatte, habe ich einfach weitergehört - und bei Kapitel neun dann einen schallenden Lachanfall bekommen.
Kapitel neun war nämlich eigentlich Kapitel zwei, denn bei Kapitel neun waren die jeweils ersten Kapitel jeder der acht CDs abgespielt und es folgten dann die zweiten Kapitel jeder CD. Das dämmerte mir aber erst, als die Geschichte wirklich wieder von ziemlich weit vorne anfing.
Beim Zusammenfassen aller acht CDs zu einem Hörbuch hatte iTunes einfach die Nummerierung durcheinandergeworfen und statt 1a, 1b, 1c usw. hintereinander abzuspielen, spielte es 1a, 2a, 3a usw ab, was bei mir den Effekt verursachte, das Buch insgesamt für hohe, intellektuell anspruchsvolle Literatur zu halten.
Was sollte es auch sonst sein, wenn es von anderen so gelobt wurde und nur ich zu blöd war, den Inhalt zu begreifen?

Inzwischen habe ich die Kapitel richtig sortiert und es ist insgesamt ein angenehmes, heiteres Buch, dem man gut zuhören kann
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