Montag, 9. April 2018
Back to work
anje, 22:32h
Wenn die Zeitumstellung in den Urlaub fällt, ist es eine echte Herausforderung, 14 Tage später, bei Rückkehr in das Büro-Zuhause, daran zu denken, dass hier ja auch noch die Uhren umgestellt werden müssen. Ich bin auf alle Fälle grandios daran gescheitert, mit der Folge, dass ich gleich am ersten Tag nach dem Urlaub, an dem die guten Vorsätze in Bezug auf Pünktlichkeit und angemessen früher Arbeitsbeginn noch ganz frisch sind, an meinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub bin ich deshalb mit derselben Verspätung im Büro erschienen, wie an meinem letzten Arbeitstag vor dem Urlaub, mit dem Unterschied dass ich es beim letzten Mal mit "da kann man sehen, wie urlaubsreif ich bin" begründen konnte, eine Entschuldigung, die jetzt nicht wirklich passte.
Ansonsten war der erste Arbeitstag so, wie erste Arbeitstage eben sind: Berge von Post, schlangestehende Mitarbeiter mit einzelnen Rückfragen und jede Menge langweilige, abzuarbeitende E-Mails, die ich zwar im Urlaub auch schon gesehen hatte, die mir aber nicht wichtig genug erschienen, um sie sofort zu erledigen. Im Urlaub pickt man sich gerne nur die Rosinenmails raus, mit der Folge, dass sich nach dem Urlaub die lästigen Alltagserledigungsmails als besonders dicker Langeweilehaufen präsentieren.
Außerdem dabei: Ein ca. 10cm hoher Stapel mit Fachliteratur, die ja eigentlich auch noch gelesen werden muss. Nur das Durchblättern und Überfliegen braucht schon mehr als einen halben Tag - ich finde erste Tage nach dem Urlaub immer enorm desillusionierend.
In der Familiengruppe habe ich nebenher mit den Kindern diskutiert, ob Leistungen, die nur mit viel Lernen und Arbeiten erreicht werden, mehr oder weniger wert sind als Leistungen, die man aufgrund seiner angeborenen Genialität einfach so aus dem Ärmel schüttelt.
Natürlich ist es viel cooler, wenn man Dinge einfach so kann, im Leerlauf, locker nebenher hingerotzt, beweist man dadurch doch, welch gewaltige Kapazitäten noch in einem schlummern und was man alles könnte, wenn man erst mal Gas gibt.
Das Image, ein Einser-Abitur zu machen, ohne dafür großartig lernen zu müssen, ist unbestritten wesentlich attraktiver als das des langweiligen Strebers, der seine 15 Punkte nur erreicht hat, weil er Tag und Nacht dafür geschuftet hat.
Verstehe ich sofort und bekenne mich auch sofort schuldig, denn genau dieses Image war für mich auch immer sehr wichtig.
Aber je älter ich wurde und je mehr Spezialisten sich mit mir in einer Gruppe tummelten, um so dünner wurde die Luft, was dazu führte, dass ich zweitweise nur klammheimlich lernte, was ich heute, rückwirkend betrachtet, schon enorm dämlich finde.
Die Kinder versuchen grade gegenseitig, sich in dem "Ich bin die coolste Sau von allen-Wettbewerb" gegenseitig zu überbieten. J., der heute den Fehler machte, zuzugeben, dass er tatsächlich 70 Seiten Zusammenfassung für sein Abifach Geschichte zusammengetragen hatte, schämte sich sofort dafür als sein Bruder sagte, er hätte nur 40 Seiten Vorbereitung gebraucht für sein Abiturfach.
Es ging im weiteren darum, dass 12 Punkte in einer Klausur, die nur mit 40 Seiten vorbereitet wurde, relativ gesehen mehr wert sind als 14 Punkte, für die man 70 Seiten Vorbereitung brauchte.
Auch wenn ich das bei der Beurteilung meiner eigenen Leistungen im Vergleich zu anderen auch immer so argumentieren würde, musste ich in diesem Fall als Mutter doch energisch dazwischen gehen.
Es hat bei mir vielleicht etwas länger gedauert bis ich es begriffen habe, aber irgendwann ist mir klar geworden, dass bei der späteren Beurteilung der Prüfungsnoten kein Mensch danach fragt, wie viel Zeit man für die Hausaufgaben und die Vorbereitung gebraucht hat - das einzige, was dauerhaft Bestand hat, ist das Endergebnis und deshalb finde ich es tatsächlich eine Leistung besonders gehobener Intelligenz, wenn man trotz seiner angeborenen coole-Sau-Hochintelligenz begriffen hat, dass es auf keinen Fall verkehrt ist, vor einer Abiturprüfung mal kurzfristig zum Streber zu mutieren, die coole Sau so lange zu beurlauben und durch schnödes, langweiligen Lernen wenigstens den Versuch zu unternehmen, auch die 20% oberhalb des Paretoprinzips noch rauszukitzeln
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Ansonsten war der erste Arbeitstag so, wie erste Arbeitstage eben sind: Berge von Post, schlangestehende Mitarbeiter mit einzelnen Rückfragen und jede Menge langweilige, abzuarbeitende E-Mails, die ich zwar im Urlaub auch schon gesehen hatte, die mir aber nicht wichtig genug erschienen, um sie sofort zu erledigen. Im Urlaub pickt man sich gerne nur die Rosinenmails raus, mit der Folge, dass sich nach dem Urlaub die lästigen Alltagserledigungsmails als besonders dicker Langeweilehaufen präsentieren.
Außerdem dabei: Ein ca. 10cm hoher Stapel mit Fachliteratur, die ja eigentlich auch noch gelesen werden muss. Nur das Durchblättern und Überfliegen braucht schon mehr als einen halben Tag - ich finde erste Tage nach dem Urlaub immer enorm desillusionierend.
In der Familiengruppe habe ich nebenher mit den Kindern diskutiert, ob Leistungen, die nur mit viel Lernen und Arbeiten erreicht werden, mehr oder weniger wert sind als Leistungen, die man aufgrund seiner angeborenen Genialität einfach so aus dem Ärmel schüttelt.
Natürlich ist es viel cooler, wenn man Dinge einfach so kann, im Leerlauf, locker nebenher hingerotzt, beweist man dadurch doch, welch gewaltige Kapazitäten noch in einem schlummern und was man alles könnte, wenn man erst mal Gas gibt.
Das Image, ein Einser-Abitur zu machen, ohne dafür großartig lernen zu müssen, ist unbestritten wesentlich attraktiver als das des langweiligen Strebers, der seine 15 Punkte nur erreicht hat, weil er Tag und Nacht dafür geschuftet hat.
Verstehe ich sofort und bekenne mich auch sofort schuldig, denn genau dieses Image war für mich auch immer sehr wichtig.
Aber je älter ich wurde und je mehr Spezialisten sich mit mir in einer Gruppe tummelten, um so dünner wurde die Luft, was dazu führte, dass ich zweitweise nur klammheimlich lernte, was ich heute, rückwirkend betrachtet, schon enorm dämlich finde.
Die Kinder versuchen grade gegenseitig, sich in dem "Ich bin die coolste Sau von allen-Wettbewerb" gegenseitig zu überbieten. J., der heute den Fehler machte, zuzugeben, dass er tatsächlich 70 Seiten Zusammenfassung für sein Abifach Geschichte zusammengetragen hatte, schämte sich sofort dafür als sein Bruder sagte, er hätte nur 40 Seiten Vorbereitung gebraucht für sein Abiturfach.
Es ging im weiteren darum, dass 12 Punkte in einer Klausur, die nur mit 40 Seiten vorbereitet wurde, relativ gesehen mehr wert sind als 14 Punkte, für die man 70 Seiten Vorbereitung brauchte.
Auch wenn ich das bei der Beurteilung meiner eigenen Leistungen im Vergleich zu anderen auch immer so argumentieren würde, musste ich in diesem Fall als Mutter doch energisch dazwischen gehen.
Es hat bei mir vielleicht etwas länger gedauert bis ich es begriffen habe, aber irgendwann ist mir klar geworden, dass bei der späteren Beurteilung der Prüfungsnoten kein Mensch danach fragt, wie viel Zeit man für die Hausaufgaben und die Vorbereitung gebraucht hat - das einzige, was dauerhaft Bestand hat, ist das Endergebnis und deshalb finde ich es tatsächlich eine Leistung besonders gehobener Intelligenz, wenn man trotz seiner angeborenen coole-Sau-Hochintelligenz begriffen hat, dass es auf keinen Fall verkehrt ist, vor einer Abiturprüfung mal kurzfristig zum Streber zu mutieren, die coole Sau so lange zu beurlauben und durch schnödes, langweiligen Lernen wenigstens den Versuch zu unternehmen, auch die 20% oberhalb des Paretoprinzips noch rauszukitzeln
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