Das Blog, was ich zur Zeit hier habe, ist so etwas wie ein Haus vom Bauträger: Es gibt eine Liste von Dingen, aus denen man auswählen kann und dann klickt man sich das zusammen, was einem davon am besten gefällt und fertig. Die Rahmenbedingungen sind aber schon vorgegeben und üblicherweise werden die Nachbargrundstücke ja vom selben Bauträger bebaut, so dass sich die Häuser nachher zwar in der äußeren Optik unterscheiden, aber der grundsätzliche Aufbau und das Innenleben folgen bestimmten Regeln, weil der Bauträger ja üblicherweise auch immer mit denselben Architekten, Planern und Handwerkerfirmen zusammenarbeitet und da ist eine gewisse Einheitlichkeit nicht nur für den Bauträger wirtschaftlich sinnvoll, sondern wahrscheinlich auch praktisch gar nicht zu vermeiden.
Das Haus, was wir seit vielen Jahren planen zu bauen, wird eine Einzelanfertigung. Alles an diesem Haus wird einzeln überlegt, geplant und ausgesucht sein, angefangen von dem Grundstück, das ursprünglich mal Teil eines neu erschlossenen Baulandgebietes am Stadtrand war, inzwischen ist es aber die einzige Baulücke in einem Gebiet, das längst kein Stadtrand mehr ist, weil sich die Bebauungspläne des ursprünglichen Eigentümers zerschlagen haben und das Grundstück deshalb noch nie bebaut wurde. Es gibt also keinen Projektentwickler oder Bauträger mehr, es gibt noch nicht mal ein altes Haus, was in Ansätzen als Vorlage dienen könnte, für dieses Grundstück müssen wir also alles komplett neu und alleine planen.
Weil wir das Grundstück nun schon seit einigen Jahren* besitzen, hatten wir alle Welt der Zeit, uns ausführlich Gedanken darüber zu machen, was wir von unserem neuen Haus erwarten, was es können soll und was wir auf keinen Fall haben wollen.
*wenn man die Gelegenheit hat, an ein solches Grundstück zu kommen, muss man zugreifen, auch wenn wir damals wussten, dass wir frühestens im Jahr 2024 umziehen können.
K sagt immer, dass ich sehr schlecht bin in Anfangen, aber sehr gut in Verbessern. Das beschreibt mich ziemlich gut, weil ich fast immer eine Idee habe, wie man aus etwas nicht so Gelungenem doch noch etwas Brauchbares machen kann. Aber ein Neustart ohne Vorlage, im wahrsten Sinne des Wortes auf der grünen Wiese, das überfordert mich.
Bei mir bestand deshalb die Hausbeschreibung zunächst mal nur aus einer Negativliste, sogar aus einer sehr langen Negativliste, weil es mir leicht fällt, zu erkennen, was mir nicht gefällt, aber eben schwer zu beschreiben, was mir so gut gefällt, dass ich anschließend nichts mehr zu
Ich bin durch die Weltgeschichte gefahren, habe andere Häuser angesehen und konnte seitenweise aufzählen, was ich alles hässlich, unpraktisch, überflüssig, zu protzig, stillos, oder anders übel fand - was ich also auf keinen Fall haben will, wenn ich bei Null anfange.
Ein "Musterhaus", bei dem ich spontan gesagt hätte, das ist cool, so ähnlich oder in diesem Stil möchte ich das auch haben, habe ich in mehr als zehn Jahren aktives Häuserangucken nicht gefunden.
K löste dieses Problem, wie er es immer löst: Er machte eine Vorgabe und ich durfte Verbessern. Als Team sind wir wirklich gut, erstens weil K die stoische Westfalenruhe hat, sich von meinem Gemecker nicht aus dem Tritt bringen zu lassen und zweitens, weil er an Dinge denkt, die mir als Grundbeschreibung nicht eingefallen wären, die ich aber sofort sinnvoll "umbaue" und ergänze, wenn sie mir jemand vorlegt.
Nach dem es uns auch gelungen war, einen Architekten zu finden, der uns als Team ertrug und sogar Spaß daran hatte, unsere Vorgaben aus architektonischer Sicht umzusetzen und uns aktiv Lösungen vorschlug, die uns gemeinsam begeisterten, haben wir fast drei Jahre zu dritt gemeinsam in die Detailplanung des Hauses gesteckt.
Mittlerweile haben wir einen Entwurf, den ich persönlich als äußerst gelungen bezeichne, jetzt müssen wir nur noch Handwerker finden, die das Ganze dann auch bauen, das ist noch mal ein größerer Kraftakt und da wir beide beruflich grade sehr eingespannt sind, haben wir uns um diesen Teil der Umsetzung länger nicht gekümmert, ich bin aber nach wie vor zuversichtlich, dass es irgendwann auch mal fertig ist.
Aber zurück zum Blogdesign, denn das war ja mein eigentlicher Ausgangspunkt.
Auch hier könnte ich eine Variante wählen, die bei Null beginnt und jedes Detail von Hand programmiert selber einfügt.
Einen echten Mehrwert kann ich dabei aber für mich nicht erkennen, denn bei Blogdesigns bin ich viel eher mit Baukasten-Bauträger-Systemen zufrieden, wahrscheinlich bin ich hier viel weniger anspruchsvoll, weil meine Negativliste auch viel kürzer ist.
Was ich auf keinen Fall möchte, ist eine Seite, auf der die einzelnen Artikel immer nur mit den ersten zwei Sätzen angeteasert werden und man jeden Beitrag separat anklicken muss, wenn man weiterlesen möchte. Mich macht das jedes Mal sehr misstrauisch, denn ich erkenne keinen Nutzen dahinter, außer dass der Blogbetreiber Mengen an Klicks für jeden Beitrag einzeln generiert. Es mag sein, dass das für manche Menschen wichtig ist, im Maschinenraum dahinter die Klickzahlen zu sehen und sich am eigenen Fame zu berauschen, ich brauche das nicht und ich möchte auch nicht in Ansätzen den Verdacht aufkommen lassen, dass es mich überhaupt interessiert. Für mich deshalb bitte eine Blogoberfläche, wo für eine angemessene Menge an Tagen alle Beiträge offen hintereinander lesbar sind.
Und ich hätte gerne eine zweite Spalte, in der man sieht, wo und was als letztes kommentiert wurde, weil ich das praktisch finde.
Eine Blogroll mag ich auch, am liebsten hätte ich eine, deren Reihenfolge sich ständig von alleine aktualisiert, d.h. Blogs, auf denen grade neue Beiträge erschienen sind, stehen oben, Blogs, die seit längerem schlafen, weiter unten.
Und eigentlich war's das schon, sehr viel mehr brauche ich nicht. Auf ein Haus übertragen würde ich sagen, dass ich zum Bloggen mit einem stinklangweiligen, nullachtfünfzehn Einfamilienreihenhaus von der Bauträgerstange zufrieden bin. Keine schwierigen Extras, keine hervorgehobene Individualität und auch keinen eigenen Eintrag bei Google Maps. (Das ist etwas, über dass ich mich schieflachen könnte, wer sich da bei Google Maps alles eines Privateintrag generiert hat, Leute gibt's, ehrlich.)
Mir zu überlegen, was mir bei unserem eigenen, final zu bauenden Haus wichtig ist, fand ich ungleich komplizierter, vielleicht beschreibe ich das auch mal, was ich alles von unserem neuen Haus erwarte.
Das wird dann aber ein eigener Text, mit dem ich das Gesamtkonzept sicherlich noch einmal gründlich überdenke und zusammenfasse, wahrscheinlich also eine gute Idee, das einmal in Worte zu fassen, bevor wir den Auftrag für den Rohbau unterschreiben
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"Geld ohne Arbeit setzt völlig falsche Anreize" – Union will offenbar Aktiendividenden, Erbschaften und Mieteinnahmen verbieten"
So, nach dem ich mich jetzt ein bisschen warmgebloggt habe, wird mein Denken nicht mehr ausschließlich von der Montagsjammerei beherrscht und mir fällt ein, dass ich noch etwas zu dem vorgestern verlinkten Linguistik-Artikel sagen wollte, nämlich dass ich das erste Mal einen Text gelesen habe, in dem nicht offensiv gegendert wurde, sondern abwechselnd. Der Autor beschreibt in seinem Text an verschiedenen Stellen das Verhalten von irgendwelchen Teilnehmern oder sonstigen Personen und die sind bei ihm dann im ersten Satz weiblich, im zweiten männlich, dann wieder weiblich usw. Er verwendet sowohl das generische Maskulin als auch das generische Feminin und das immer hübsch abwechselnd.
Ich habe das erst auf der dritten oder vierten Seite begriffen, dass da ein System hinter liegt, bis dahin hatte ich nur das latente Gefühl, das ich halt ein bisschen dämlich bin, weil es mir nicht gelang, einen roten Faden in das Geschlecht seiner Testpersonen zu bringen, weil mein Hirn ständig darüber stolperte, dass das Geschlecht der beschriebenen Personen irgendwie nicht zu bestimmen war.
Ich meine, unter dem Prinzip der Stolpersteine ist diese Gendermethode sicherlich die effektivste, weil man ja nicht locker flockig drüber weglesen kann, so wie ich das bei allen Sternchen- oder Doppelpunkt-Gendereien mache und wenn jemand durchgängig das generische Feminin verwendet, dann bin ich auch ruckzuck dran gewöhnt und nehme es überhaupt nicht mehr wahr, aber dieses ständige rechts-links, das machte mich zugegebenermaßen wirklich etwas konfus.
Ich entwickelte während des Lesens das immer stärker werdende Bedürfnis, diesen Text erst einmal ordentlich zu formatieren, bevor ich mich weiter mit dem Inhalt beschäftige. Ich kenne dieses Bedürfnis sonst nur von Excel-Tabellen, da passiert mir das allerdings fast regelmäßig, dass ich erstmal alle Zahlen in der Tabelle in ein einheitliches Format bringen muss (also . an den Tausenderstellen und je nach Tabelle eine entsprechend einheitliche Menge an Stellen hinter dem Komma), bevor ich mental in der Lage bin, mich mit dem Inhalt der Tabelle zu beschäftigen.
Genau dieses Gefühl hatte ich nun das erste Mal bei einem Text aus Worten - und ich muss zugeben, es hat mich fasziniert.
Da ich meine Meinung zum Thema Gendern aber erstens schon ausführlich dargelegt und zweitens damit inzwischen auch soweit abgeschlossen habe, dass ich es normalerweise schon gar nicht mehr wahrnehme, wenn von Mitarbeitenden statt von Mitarbeitern die Rede ist (am Anfang habe ich mich ja immer noch aufgeregt und gesagt, dass Mitarbeitende eindeutig den Eindruck erweckt, die wären auch alle aktiv mit Mitarbeit beschäftigt, was ich in der Form ganz sicher nicht von allen Mitarbeitern sagen könne),wie gesagt, eigentlich rege ich mich schon lange nicht mehr auf, sondern nehme es hin wie Regen im November oder Weckerklingeln am Morgen - lästig, überflüssig, aber nicht zu vermeiden. Kannste nicht ändern, musste mit leben.
Aber diese alternierende Formwechselei, die hat dann schon noch mal eine andere Qualität, das ist kein Regen im November, das ist richtig fieser Hagel - und dem muss man sich doch wirklich nicht ohne Not aussetzen, oder?
So toll ich den Artikel ansonsten wegen der wunderbaren Wörter fand, die dort im Überfluss zu finden sind, so ätzend fand ich ihn gleichzeitig auch wegen dieser nichtpackbaren Unentschlossenheit.
Grundsätzlich ist es mir doch völlig wurscht, ob jemand lieber Männlein oder lieber Weiblein sein möchte und wahlweise mit er, sie oder es anzusprechen ist, darf jeder frei entscheiden, aber ich finde, er sollte sich dann auch entscheiden und nicht alle zwei Minuten mit einer neuen Entscheidung um die Ecke kommen, das ist selbst mir dann doch eine Ecke zu viel Freiheit in dieser Thematik
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Im Grunde sagen Tattoos nämlich eigentlich nichts über den Menschen dahinter aus, weil es viel zu viele verschiedene Gründe gibt, weshalb sich jemand überhaupt tätowieren lässt und warum er sich welche(s) Motiv(e) dafür aussucht, so dass es unmöglich ist, eine pauschale Erkenntnis daraus abzuleiten, wenn bzw. wie jemand tätowiert ist.
Schade eigentlich, denn mein inneres, fieses Teufelchen hätte sich schon gewünscht, dass sich aus den Tattoos eines Menschen auch eine typische Aussage über den Träger der Tattoos ableiten lässt und sei es auch nur, dass dieser Mensch mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% eher aus bildungsfernen, sozialschwachen Gruppen kommt.* Denn das ist das, was sich bei mir sofort als automatisches Ersteinschätzungsvorurteil einstellt, wenn ich sehe, dass ein Mensch tätowiert ist.
*Laut Zeit-wissen-Podcast stimmt das aber überhaupt nicht, man findet Tattoos quer durch die gesamte Bevölkerung, nur bei den bis 35jährigen gibt es eine Alterskohortenhäufung, Tattoos sind aktuell offensichtlich ein IT-Piece.
Dass ich kein Tattoo-Fan bin, kann man aus dem letzten Abschnitt sicherlich ableiten. Ich witzel gerne darüber, dass ich nur deshalb nicht tätowiert bin, weil mein Vater schlicht vergessen hat, es mir zu verbieten, denn dann wäre mein automatischer Protest stärker gewesen als meine schon immer existente Abneigung gegen Tattoos. Immerhin habe ich mir deshalb Ohrlöcher stechen lassen, eben weil er es verboten hatte und auch hier habe ich Glück, dass vor 50 Jahren diese ausgedehnten Tunnel-Ohrlöcher in Anlehnung an irgendeinen indigenen Urvolkstamm noch nicht angeboten wurden, auch dieser Protest hätte deutlich schlimmer für mich enden können.
Ich habe also nur zwei (2x1) kleine Ohrlöcher und keine Tattoos und auch keine weiteren gepiercten Löcher für weiteren Körperschmuck, das ist nämlich alles nicht so meine Welt.
Grundsätzlich finde ich aber Informationen über das Leben in einer anderen Welt durchaus spannend, so dass ich mir nicht nur den Podcast interessiert angehört habe, sondern auch anschließend noch länger darüber nachgedacht habe, weshalb ich mich gegen diese Mode so überzeugt abschotte und wirklich nichts, aber auch gar nichts damit zu tun haben möchte.
Ich glaube, es gibt dafür mehrere Gründe, aber hauptsächlich ist es wohl die Tatsache, dass Tattoos immer eine nonverbale Kommunikation sind und vieles von dem, was mir die Tattooträger da so nonverbal vor die Augen rotzen sind Themen, über die ich in aller Regel lieber nicht kommunizieren möchte, auch nicht einseitig.
1. Ich stehe nicht sehr auf emotional besetzte Themen.
Sehr viele Menschen haben irgendwelche emotionalen Beziehungen zu ihren Tattoos.
Manche lassen sich die Geo-Koordinaten des Grabes ihrer Großmutter eintätowieren (Podcast), manche ein spezielles Datum oder Akronyme oder Namen oder das Wappentier ihrer Vorfahren. Was auch immer, aber sie wählen ein Tattoo als Platzhalter und Erinnerungssymbol für eine besondere Beziehung. Das mag für diese Menschen völlig okay sein, es ist aber ihre ganz persönliche Angelegenheit und ich finde, so etwas muss man nicht öffentlich zur Schau stellen. Wenn sie sich diese Symbole irgendwo auf den Hintern tätowieren lassen, der dann in aller Regel auch am Strand bedeckt ist, dann ist mir das wurscht, aber da ich wohnortbedingt durchaus häufig am Strand bin, hatte ich schon immer ausreichend Gelegenheit die Körperbemalung anderer Menschen zu bekucken - und mir eine Meinung über die Hemmungslosigkeit dieser Menschen im Umgang mit emotionalen und ganz privaten Themen zu bilden.
Ich bin da sehr kompromisslos unterwegs: What happens in the house, stays in the house und hat deshalb weder am Strand, noch im Büro, auf der Straße oder in der Kneipe etwas zu suchen.
2. Meine Stilrichtung ist gerne norddeutsch schlicht, Cindy aus Marzahn dafür eher nicht und jede andere Art der Kostümierung auch nicht, ich gehe dem Karneval im Rheinland aus gutem Grund aus dem Weg und auch Cosplayer sind halt nicht so mein Geschmack.
Mag sich gerne jeder kleiden, schminken, stylen wie es ihm gefällt, aber der nach außen sichtbare Style sagt ja nun auch etwas über den Menschen aus und wenn es auch nur die Aussage ist, dass ihm der Style wichtig ist. Menschen mit diesen Prioritäten begegne ich grundsätzlich zunächst sehr zurückhaltend, ist halt eine andere Welt…
3. Ich finde es unsinnig, nur schwer umkehrbare Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, wenn es keinen zwingenden Grund gibt.
Mir fehlt ehrlich gesagt, die rationale Begründung für ein Tattoo. Wenn ich irgendein Motiv schön finde und es mir gerne ständig angucken will, dann würde ich es mir 1000fach als Abziehbild herstellen lassen und mir regelmäßig wieder neu auf die Haut rubbeln. So ein Sticker-Tattoo hält locker ein paar Tage und ich kann mich immer wieder neu entscheiden, ob ich es noch schön finde, oder mich irgendwann daran satt gesehen habe.
Mein Leben ändert sich so im Durchschnitt alle 15 Jahre und wenn ich in jeden neuen Abschnitt immer mehr nur schwer veränderbare Altlasten aus den vorherigen Abschnitten mit rüberschleppe, dann nehme ich mir immer mehr eigene Spielräume und Bewegungsmöglichkeiten weg.
Ich bin kein Mensch, der darauf stolz ist, sein Leben konsequent durchgezogen zu haben. Ich bin ein Mensch, der darauf stolz ist, dass ich alles möglich ausprobiert habe und alles eine gewisse Zeit erfolgreich hinbekommen hatte, dann aber wieder etwas ganz anderes gemacht habe.
Für mich besteht das Leben aus Veränderungen - und Entscheidungen mit Ewigkeitsaura zementieren einen Jetztzustand, den ich nicht zementieren, sondern nur solange festhalten möchte, wie er mir gefällt. Ich möchte meinem zukünftigen Ich so wenig Chancen wie möglich rauben.
Das klappt natürlich nicht immer, viele Entscheidungen tragen einen Zielkonflikt in sich, der mir das Jetzt und Hier schön macht, aber das Morgen unter Umständen sehr verdüstern kann, deshalb gilt es abzuwägen, wie wichtig einem der Genuss im Jetzt und Hier ist und wie viel man deshalb bereit ist, dem Morgen als Möglichkeit wegzunehmen.
Rauchen, Alkohol, Drogen, Faul sein, Feiern sind alles Dinge, die man heute genießt und erst viel später dafür bezahlt, für mich gehören Tattoos auch dazu - und letztlich muss das jeder für sich selber entscheiden.
Und natürlich ist jeder anders, die Leute heiraten ja auch hemmungs- und bedenkenlos, noch so eine nicht notwendige Entscheidung, Liebe, Beziehung und ein gemeinsames Leben klappt auch ohne Trauschein, aber offensichtlich stehen sehr viele Menschen auf diesen bedeutungsschwangeren Ewigkeitsmove und vielleicht ist das auch das gute Gefühl, was manche bei einem Tattoo empfinden: Das habe ich jetzt schon mal geregelt, damit muss ich mich nicht mehr beschäftigen.
Ja, mach nur einen Plan
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Fordernde, nörgelnde, drängelnde Jungrentner.
Mir war das bisher noch nie so aufgefallen, aber dieses Jahr konnte ich quasi gar nicht anders als mich gefühlt ständig über das ausgesprochen prollige, rücksichtslose, arrogant überhebliche Benehmen einer Vielzahl von urlaubenden Jungrentnern zu wundern, zu schämen und aufzuregen.
Im Vergleich zu den anderen Ostfriesischen Inseln war Borkum immer die Insel für das schlichtere, nicht ganz so finanzstarke Publikum.
Auch wenn es ständig Gejammer und Gestöhne über die Preise auf der Insel gab und gibt, so lässt sich in einem direkten Vergleich doch relativ schnell feststellen: Münster ist teurer.
Aber vielleicht müsste ich hier ein "noch" ergänzen, denn Borkums Vermieter haben eine neue Zielgruppe entdeckt: Gutsituierte Jungrentner.
Immer mehr Menschen gehen auch schon deutlich vor dem offiziellen Rentenalter in den Ruhestand, viele Firmen zahlen extra, damit die älteren Mitarbeiter früher freiwillig ausscheiden, die Rente mit 63 tat ihr übriges und so ist in den letzten Jahren nach und nach eine sehr finanzkräftige junge Rentnerschicht entstanden, die eben nicht nur über unendlich viel Zeit, sondern auch über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um ständig Urlaub zu machen und es sich dabei gutgehen lassen.
Dann kam Corona, Auslandsreisen waren mit einer großen Unsicherheit belastet, so wurden deutsche Reiseziele neu entdeckt und da sind die deutschen Inseln natürlich ganz weit vorne dabei.
Auf die gestiegene Nachfrage haben die Vermieter sehr schnell mit gestiegenen Preisen reagiert.
Die Vermieter rechtfertigten sich mit den hohen Umsatzverlusten aus den Lockdownzeiten, zwar waren die Verluste schon im Jahr 2022 ziemlich zügig wieder reinverdient, aber selbstverständlich senkt jetzt niemand mehr die Preise und so ändert sich das Publikum.
Für einfache Arbeiterfamilien ist Borkum mittlerweile ziemlich teuer, für den Ex-Bänker im Ruhestand ist es dagegen allemal günstiger als irgendein ClubMed-Urlaub auf den Bahamas und schicker ist es auch, weil man ja damit angeben kann, dass man nicht geflogen ist, sondern klimaschonend kurze Anreisewege gewählt hat.
Und außerdem trifft man mittlerweile so viele Gleichgesinnte, diese wohlhabenden Jungrentner vermehren sich wie Fußpilz, erst ist da nur einer und plötzlich sind es ganz viele, weil sie sich als Gruppe noch mal extra wohl fühlen.
Besonders schlimm finde ich übrigens die Frauen in dieser Truppe. Die allermeisten haben in ihrem Leben kaum etwas anderes gemacht als Kinder großgezogen und den Haushalt in Gang gehalten, Boomerfrauen eben.
Die immer größer werdende Feminismuswelle hat nun aber grade diesen Frauen einen wirklich völlig überdrehten Dünkel eingeredet, die bilden sich jetzt nämlich ein, sie hätten in ihrem Leben was geleistet und, fast noch schlimmer, sie halten sich jetzt für powerfulle Silver-Ager und fordern nachdrücklich Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme ein.
Es ist wirklich sehr anstrengend mit diesen Leuten und dachte ich vor fünf Jahren noch, ich werde bestimmt später mal Nörgelrentner, so bin ich jetzt ziemlich sicher, dass ich eher Rentnerannörgler werde, weil ich es immer weniger vermeiden kann, diesen Typ Urlauber vor meiner Haustür freundlich zu ignorieren
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Wenn Dreißigjährige bzw. junge Familien Häuser bauen, findet das jeder vollkommen normal, die schaffen sich was Eigenes, erfüllen sich den Traum vom Eigenheim und niemand käme auf die Idee, sie zu fragen, weshalb sie das tun, weil das Wozu ja für jeden offensichtlich ist, die wollen ein Haus nach ihren eigenen Vorstellungen und für ihre eigenen Bedürfnisse haben.
Genau das gleiche Wozu ist aber auch bei mir/uns die Antwort, ich möchte gerne ein Haus nach meinen Vorstellungen und für meine Bedürfnisse haben und aus meiner Sicht ist es mehr als normal, wenn man das in meinem Alter (nochmal) angeht, denn meine Bedürfnisse haben sich in den letzten dreißig Jahren gewaltig geändert.
Die Häuser, in denen ich gewohnt habe, als die Kinder noch klein waren bzw. zu Hause wohnten, waren perfekt für die Bedürfnisse einer Familie mit Kindern, sie sind aber gradezu absurd unperfekt für die Bedürfnisse von älteren Menschen, die nur noch ab und zu Besuch von ihren erwachsenen Kindern (oder anderen älteren Menschen) bekommen.
Das Haus in Greven zB ist wirklich ideal für eine Familie mit vielen Kindern, es gibt in der ersten und zweiten Etage insgesamt fünf Zimmer, d.h. als noch alle drei Kinder zuhause waren, hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer, es gab ein "Elternschlafzimmer" und ein Arbeitszimmer. Im Erdgeschoß ist ein großer Wohn-Ess-Küchenbereich, hier wird das Haus zentral erschlossen und kein Kind kann sich stickum und unbemerkt ins Haus schleichen. (außer nachts, wenn sonst alle schlafen.) Ich fand das immer sehr praktisch, denn ich hatte vorher auch schon mit den Kindern in einer großen Gründerzeitvilla gelebt, die aber insgesamt fünf verschiedene Eingänge hatte und ich deshalb nie wusste, wer sich so alles im Haus befand. Damals haben meine Freundin und ich überlegt, dass wir die Kinder alle mit einem kleinen Chip versehen, der ein Signal auslöst, wenn sie das Haus betreten, meine Freundin hatte nämlich auch drei Kinder im Alter genau zwischen meinen und die sechs waren sehr viel zusammen und insgesamt eine fast nicht kontrollierbare Rasselbande.
Das ist aber schon über 20 Jahre her, damals wäre das noch eine revolutionäre Technik gewesen, heute gibt einem jeder W-Lan-Router Auskunft darüber, wer sich grade im Haus befindet.
Doch zurück zu dem, was ich eigentlich sagen möchte: Das Haus in Greven ist ein ideales Haus für eine große Familie - für ein älteres Paar mit erwachsenen Kindern, die nur ab und zu zu Besuch kommen, ist es denkbar ungeeignet, denn erstens haben wir uns nach dem Auszug der Kinder sofort platzmäßig ausgedehnt, weil ich es unsinnig fand, drei Kinderzimmer leerstehen zu lassen. Die Inbeschlagnahme der Kinderzimmer führte automatisch dazu, dass wir den Kindern zwar noch einen Schlafplatz anbieten können, wenn sie kommen, aber kein eigenes Zimmer mehr, was dazu führt, dass sie eben wirklich nur für Kurzbesuche zum Übernachten kommen, was ich eigentlich schade finde.
In dem neuen Haus wird es deshalb eine Gästewohnung geben, wo Besucher sich gar nicht erst als störende Unbequemlichkeit empfinden können und sich gleichzeitig auch noch in ihre eigene Privatsphäre zurückziehen können, wenn sie länger als nur für ein paar Stunden zu Besuch sind.
Zusatznutzen so einer Gästewohnung: Wenn man später vielleicht gerne eine Pflegekraft einstellen möchte, ist die Wohnung dafür auch schon vorhanden.
Zweites superwichtiges NoGo bei dem Haus in Greven: Es erstreckt sich ohne Aufzug über vier Etagen. Das ist kein Problem für jüngere Menschen, aber behindertengerecht geht definitiv anders und ob ich bis zu meinem Ableben noch immer fit genug sein werde, um regelmäßig so viele Etagen zu bewältigen, wage ich wenigstens zu bezweifeln.
Für das neue Haus ist also von vornherein ein Aufzug eingeplant, der bis in den Keller geht.
Außerdem ist natürlich auch alles andere (Bad, Durchgänge, Eingang etc.) von Anfang an barriefrei angelegt, ein Kriterium was im Alter unbestreitbar an Bedeutung gewinnt.
Und schließlich ist auch die allgemeine Raumaufteilung nicht mehr optimal. Ich brauche nicht fünf Zimmer à 10qm, ich bekomme jetzt ein Büro-Bastel-Werken-Arbeitszimmer von 50qm, weil wir beide gerne zusammen sind und dann ist alles in einem Zimmer besser als auf fünf Räume verteilt.
Ich habe vor einiger Zeit ja schon mal beschrieben, dass sich mein Leben ca. alle 15 Jahre einmal grundlegend ändert.
Jetzt steht wieder so eine grundlegende Lebensänderung an und ich finde es ausgesprochen sinnvoll, die eigene Wohnsituation auch den neuen Lebensumständen anzupassen.
Wenn wir beide künftig nicht mehr ins Büro gehen müssen, werden wir eine völlig neue Alltagsstruktur entwickeln.
Ich gehe davon aus, dass sich nicht nur unser normales Alltagsleben, sondern auch unser gesellschaftliches Leben, unser Freundeskreis, unsere Interessen und unsere Vorlieben und Abneigungen entscheidend verändern werden.
Damit gewinnt das eigene Zuhause nochmal deutlich an Bedeutung und muss gleichzeitig ganz andere Ansprüche erfüllen als bisher.
Wenn ich diese 15-Jahre-Passagen auf meine Wohnsituation übertrage, dann stelle ich fest, dass ich in Punkto Wohnen immer zwei Phasen zusammenfassen kann, hier gibt es also nur alle 30 Jahre wesentliche Veränderungen in der Ausrichtung.
In der Kindheitsphase habe ich eben dort gewohnt wo meine Eltern waren und anschließend, bis ich ca. 30 war, habe ich immer irgendwie "improvisiert" gewohnt. Sich bloß nicht durch Wohnen beschweren lassen, immer darauf achten, dass man selber so frei und flexibel bleibt wie möglich, ich hatte ja auch nur für mich die Verantwortung und wirklich keine finale Idee oder gar Vorstellung, wie sich mein Leben entwickeln wird.
Dann waren da plötzlich Kinder und die Ansprüche veränderten sich total. Das ist übrigens der Zeitpunkt, wo die meisten Menschen beginnen, über ein Eigenheim nachzudenken.
Als die Kinder ausgezogen waren, änderten sich meine Wohnansprüche zwar auch, aber ich war noch so sehr mit Arbeit und dem Einrichten des eigenen Lebens ohne Kinder beschäftigt, dass das mit dem Wohnen erstmal sekundär war und ein simples Umgestalten der bisherigen Wohnung ausreichte.
Aber jetzt, wo demnächst wieder ein neuer Abschnitt beginnt, da wird es Zeit, auch die Wohnumgebung anzupassen.
Und eigentlich kann ich mir vorstellen, dass es doch vielen Menschen so geht, weshalb ich es aus meiner Perspektive völlig normal und logisch finde, jetzt noch mal ein neues Haus zu bauen, was genau diesen grundsätzlich geänderten Ansprüchen gerecht wird. Klar, ich würde auch ein gebrauchtes Haus nehmen, wenn es mir all das bietet, was ich mir so vorstelle, das ist aber erstens kaum preiswerter als ein Neubau, wenn überhaupt, und zweitens ungemein schwer zu finden.
Deshalb bauen wir also ein neues Haus und jeder, dem wir bisher versucht haben zu erklären, wie wir uns das so vorstellen, also was wir als wichtig und was als weniger wichtig bewerten, ist nach einer anfänglichen Zurückhaltung (lohnt sich das in Eurem Alter denn überhaupt noch? Hausbau ist doch eher was für Jüngere? Wollt ihr euch diese Arbeit wirklich noch mal zumuten? usw.) doch sehr schnell überzeugt, dass das nicht nur eine gute Idee, sondern auch wirklich gut durchdacht ist.
Für mich ist es deshalb eher erstaunlich, dass das nicht jeder (der es sich leisten kann) so macht.
Das mit dem "sich leisten können" ist übrigens im Alter viel einfacher als in jüngeren Jahren, weil man ja schon ein ganzes Leben Zeit hatte, auf diesen finalen Traum fürs Lebensende hinzusparen. Und alle, die mit 30 ein Haus "für die Familie" gebaut haben, könnten das jetzt verkaufen und sich von dem Geld ein neues bauen, sehr viel teurer ist das nämlich gar nicht, dafür ist es dann aber deutlich passender und auf die geänderten Bedürfnisse zugeschnitten
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Nach der Ankunft hier im Haus rissen wir uns quasi explosionsartig die Kleider vom Leib, warfen uns in Badehose/-anzug und liefen zum Wasser.
Uns klebte die Festlandhitze noch am Leib, wir waren gründlich durchgeschwitzt und lechzten nur nach Abkühlung.
Das Wasser hat zur Zeit 20°C stand auf der DLRG-Tafel, der September ist schon immer ein guter Bademonat gewesen, denn über den Sommer wird ja das Wasser immer wärmer und es dauert dann bis in den Oktober, bis es mit den Wassertemperaturen wieder runtergeht.
Hier ist aktuell kaum Wind, das Meer plätschert schon fast ostseeartig langweilig vor sich hin, keinerlei Wellengang, still ruht die See.
Wenn man aber so wie ich gar nicht richtig schwimmen, sondern nur baden will, ist das auch völlig okay.
K schwimmt immer brav seine Bahnen zwischen den Buhnen hin und her, ich aber hasse Schwimmen seitdem ich schwimmen kann.
Warum man sich ohne technische Unterstützung nur mit eigener Muskelkraft durchs Wasser bewegen soll, erschließt sich mir genauso wenig wie sinnloses Rumlaufen auf dem Land.
Hätte der liebe Gott gewollt, dass ich an Land viel laufe, hätte er mich als Pferd konstruieren sollen, hätte er gewollt, dass ich mich ausführlich im Wasser fortbewege, hätte er mich als Fisch machen sollen.
Da ich beides nicht bin, finde ich nutzloses Rumlaufen genauso überflüssig wie unsinniges Hin- und Herschwimmen.
Ich benehme mich im Wasser deshalb so ähnlich wie an Land, wo ich am allerliebsten irgendwo rumsitze. Das mache ich im Wasser auch, ich brauche dazu noch nicht mal einen Stuhl oder festen Untergrund.
Ich kann auch dort im Wasser sitzen, wo ich mit meinen Füßen den Boden nicht mehr erreichen kann, ich kann sogar im Wasser stehen, das heißt, ich gehe auch in 2m tiefem Wasser nicht unter, wenn ich die Beine lang nach unten ausstrecke. Dafür muss ich die Muskeln aber schon wieder anspannen, viel Sinn sehe ich also nicht darin, am allergemütlichsten ist es, wenn ich mich in einer leicht gekrümmten Sitz-Liegehaltung treiben lasse.
Dass ich nicht untergehe liegt natürlich daran, dass ich es hasse, wenn die Haare nass werden. Das weiß mein Körper, deshalb geht er nicht unter. Eine andere Erklärung habe ich nicht, es war aber auch schon immer so.
Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht wirklich daran erinnern, wie oder wann ich schwimmen gelernt habe - ich meine also, das offizielle Ausführen von gezielten Arm- und Beinbewegungen, um sich im Wasser fortzubewegen.
Da ich von kleinauf immer schon in der Nordsee baden gegangen bin, kenne ich es gar nicht anders, als dass man vom Wasser genauso getragen wird wie ein Vogel von der Luft. Möwen segeln ja auch ohne mit den Flügeln zu schlagen einfach so durch die Luft.
Weshalb Menschen mit dem Kopf unter Wasser rutschen, wenn sie nicht wie wild irgendwelche Schwimmbewegungen machen, hat sich mir noch nie erschlossen.
Ich erinnere mich daran, dass ich irgendwann so ein Abzeichen am Badeanzug haben wollte. Seepferdchen gab es damals noch nicht, das Anfängerabzeichen hieß Freischwimmer. Um das zu erhalten musste man eine Viertelstunden im "großen Becken", also dort, wo man nicht mehr mit den Füßen auf den Boden kommt, "schwimmen" und außerdem vom 1m-Brett springen. Ich wollte mich also gemütlich eine Viertelstunde dort ins Wasser legen und fand es völlig unverständlich, dass der Schwimmmeister darauf bestand, dass ich während dieser Zeit auch noch mit Armen und Beinen Schwimmbewegungen machen sollte. Das stand nicht so in den Regeln, das war erst für den Jugendschwimmschein vorgesehen, der explizite Streckenvorgaben (und das auch noch in einer bestimmten Zeit, ächz) vorsah. Aber als erfahrenes Lehrerkind wusste ich, dass es unsinnig ist, mit Autoritäten zu diskutieren, klüger ist es, darauf zu warten, dass sie nicht hingucken und dann kann man ja doch tun, was man will.
Rein theoretisch beherrsche ich also die offiziellen Schwimmbewegungen, finde es aber sehr überflüssig, sie ohne Not anzuwenden.
Ich habe übrigens mit 16 dann sogar noch einen DLRG-Schein gemacht, rein theoretisch kann ich im Wasser also noch viel mehr als nur ein paar alberne Schwimmbewegungen ausführen, das beherrsche ich aber erstens vor allem theoretisch und zweitens war mein Antrieb, diesen Schein zu machen, keine plötzlich aufgeflammte Wassersportbegeisterung, sondern ein sehr hübscher Rettungsschwimmer am Südstrand, mit dem ich gerne in einem Team verbandelt sein wollte. Blöd war, dass dieser wirklich sehr gutaussehende Junge nur einen Sommer auf Borkum im Einsatz war, wirklich gelohnt haben sich meine Anstrengungen insofern nicht.
Ich sollte an dieser Stelle vielleicht auch der Ehrlichkeit halber zugeben, dass es gefährlich geworden wäre, wenn ich wirklich jemanden hätte retten müssen. Denn die Abschleppübung - eine hilflose Person in voller Kleidung 50m durchs Schwimmbecken zu zerren, habe ich nur bestanden, weil meine Freundin, die den Kurs damals mit mir zusammen machte, quasi Weltmeisterin im Streckentauchen war. Ich fürchte, jemand, der ernsthaft hätte abgeschleppt werden müssen, wäre einfach jämmerlich abgesoffen, während meiner Abschleppbemühungen.
Mein Freundin fand übrigens den gleichen DLRG-Jungen toll, weshalb wir den Kurs gemeinsam machten, was für uns aber auch überhaupt kein Problem war, denn wir haben uns damals alle Jungs immer sehr fair geteilt.
Schließlich kamen wir beide aus dem Reitstall, wo es grundsätzlich einen eklatanten Jungsmangel gibt, so dass es völlig normal ist, dass sich die Pferdemädchen die vorhandenen männlichen Wesen mit vorheriger Absprache (also untereinander, die Jungs selber wurden natürlich nie gefragt) und genauer Planung untereinander aufteilen. Wir kannten das quasi gar nicht anders.
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Wie auch immer, K und ich sind kurz nach unserer Ankunft direkt ins Wasser gegangen und ich finde, genau so sollte das Leben sein, ich möchte bitte keine Hitzewelle mehr woanders verbringen.
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Sonst noch so:
Ich habe diesen Artikel im Spiegel gelesen und amüsiere mich sehr darüber, dass AFD-Wählern nicht Schlimmeres passieren könnte als dass die AFD wirklich maßgeblich die Politik in unserem Land bestimmt, andererseits ist es gleichzeitig auch nicht sehr verwunderlich, dass es so ist wie es ist, denn als besonders helle kann man wohl keinen AFD-Wähler bezeichnen, das sind wenn überhaupt nur einige der AFD-Politiker, die sich ganz bewusst von den weniger klugen Menschen für diesen Müll wählen lassen, weil sie auf die Unterstützung von klügeren Menschen niemals rechnen können.
Wenn es nicht so unglaublich traurig wäre, wäre es schon wieder sehr lustig
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Ich will damit sagen, ich bin bekennender Dinge Besitzer und finde es völlig okay, Dinge, die ich häufiger mal benutze, in verschiedenen Ausführungen zu besetzen, und das selbstverständlich in jedem meiner Haushalte.
Dass ich mehrere Fernseher besitze, liegt nicht daran, dass sie in mehreren Farben angeschafft wurden, Farbvarianz gilt nur für Schuhe und Handtaschen.
Fernseher gibt es einfach in mehreren Zimmern. So wie Stühle, Bilder und Gardinen. Die räume ich ja auch nicht von Zimmer zu Zimmer, wenn ich mich irgendwo hinsetzen möchte, um die Wanddekoration zu bewundern. Fernseher sind ganz normale Einrichtungsgegenstände und die braucht man immer da, wo man sich gerade aufhält, wenn da kein Computer ist.
Im Arbeitszimmer oder im Büro brauche ich keinen Fernseher, dort benutze ich den PC und habe dann für einen Fernseher einfach keine freien Kapazitäten.
Aber in der Küche fände ich es grundsätzlich gar nicht verkehrt, wenngleich ich derzeit in keiner meiner Küchen einen Fernseher habe. Kein Platz.
Wirklich wichtig und wirklich viel benutzt, wird der Fernseher am Esstisch.
Sowohl K als auch ich sind den ganzen Tag damit beschäftigt, mit anderen Menschen reden zu müssen. Wenn wir zu Hause am Esstisch sitzen und etwas essen, ist das allerwichtigste, dass man dabei nicht reden muss, sondern andere reden lassen kann.
Schweigen fände ich trübselig, aber wenn jemand anderes (und vor allem jemand Fremdes!) redet und ich nur theoretisch zuhören muss, macht mich das sehr zufrieden.
Meinem Westfalenmann geht es genauso, deshalb gibt es eine festgelegte Routine bei uns, und die bedeutet, dass derjenige, der den Tisch deckt, auch gleichzeitig den Fernseher einschaltet.
Der Fernseher, den ich am zweitmeisten benutze, ist der Fernseher im Schlafzimmer. Und zwar nicht abends zum einschlafen, sondern morgens zum wach werden.
Man erkennt daran bereits das Muster, dass ich Fernseher vor allem brauche, um eine gewisse Hintergrundberieselung herzustellen, der ich nicht konzentriert folgen muss.
Und natürlich haben wir dann noch einen Fernseher im Wohnzimmer, mit dem ich wahrscheinlich auch am ehesten das mache, was andere Leute, Fernseh- oder Filme gucken nennen, den benutze ich aber deutlich seltener, weil ich dann ja nichts anderes zu tun habe, als auf dem Sofa zu sitzen und einen Film zu gucken und das ist mir meistens zu langweilig.
Filme gucken finde ich vor allem deshalb langweilig, weil ich spannende Filme nicht ertrage und nicht spannende Filme eben langweilig sind. So einfach.
Ich ertrage grundsätzlich keine Spannung.
Wenn Dinge nicht sofort geklärt werden, machen Sie mich total nervös und ich tue alles, um den ungeklärten Zustand zu beenden.
Ich mag Krimis, aber am liebsten als Buch, denn dann kann ich mit dem Ende anfangen, dann weiß ich, wie es ausgeht und wenn ich das weiß, dann kann ich entspannt und mit Genuss den Rest des Buches lesen.
Bei Filmen ist das Vorblättern kompliziert, deshalb ziehe ich nur halb spannende Krimis jedem Thriller vor.
Was ich überhaupt nicht mag, das sind Psychothriller, da hilft für mich noch nicht mal vorspulen, sondern nur nicht angucken.
Das ging mir schon als Kind so, ich konnte keine Folge Lassie gucken, bei der ich mich nicht irgendwann mit zugehaltenen Augen hinterm Sessel versteckte, denn irgendwo gab es ja in jeder Folge einen spannenden, gefährlichen Moment.
Grundsätzlich finde ich die Handlung eines Filmes aber auch komplett sekundär, viel wichtiger finde ich die einzelnen Dialoge und die Charaktere der einzelnen Figuren. Interessant finde ich auch grundsätzlich die Umgebung, in der ein Film gedreht wurde.
Wahrscheinlich ist das der Grund, dass es sehr lange dauerte, bis ich begriffen, dass der Begriff Spoiler nicht ausschließlich nur einen aerodynamische Aufsatz an einem Auto bedeutet.
Mir geht es genau umgekehrt, wenn ich nicht weiß, wie es ausgeht, dann möchte ich es lieber gleich gar nicht erst gucken
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Gemietete Ferienwohnungen sind in aller Regel kleiner sind als die eigene Wohnung zu Hause und fast immer deutlich schlechter ausgestattet, man lebt also gemeinsam auf engerem Raum unbequem zusammen und kann sich so noch schlechter als gewohnt aus dem Weg gehen.
Herangewachsene Kinder haben irgendwann auch ein herangewachsenes eigenes Leben mit eigenen Vorstellungen, die sich nicht mehr so diskussionslos in die Vorstellungen der Eltern integrieren lassen und das vor allem gar nicht diskutieren wollen. Sie werden nämlich wirklich so schnell groß und sie werden in fast allen Fällen nicht zu Abziehbildern ihrer Eltern. Und das auch schon bevor sie 18 sind oder ganz offiziell ausziehen.
Mir fällt dabei auf, dass ich selber sozusagen überhaupt nie mit meinen Eltern in Urlaub war. Außer als ganz kleines Kind, bis ungefähr 10 oder so. Einmal waren wir in Pelzerhaken an der Ostsee, wo es so unendlich viele Wespen gab, dass ich seitdem schon bei der Erwähnung des Wortes Ostsee spontan gestochen zusammenzucke und einmal waren wir für drei Wochen in Westerland auf Sylt, weil mein Vater da im Jahr vorher für sechs Wochen Vogelwart im Randzelbecken war und meinte, er müsse uns nun auch die Schönheit dieser Insel zeigen.
Das gelang ihm aber nicht so recht, denn für Sechsjährige liegt die Schönheit einer Insel vor allem am Strand, der auf Borkum diskussionslos schöner ist als der vor Westerland und außerdem ist eine enge Ferienwohnung deutlich unattraktiver als das große Pensionshaus der Großeltern, wo die Erwachsenen das Wohnen vielleicht als beengt empfinden, nicht aber die Kinder, die im Großelternhaus eindeutig freier unterwegs sind als in fremden Ferienwohnungen in einer quasi Großstadt.
Ich erinnere mich an Sylt als eine Insel, auf der so ziemlich alles verboten und reglementiert war, noch nicht mal alleine an den Strand konnte ich gehen, weil am Strandzugang die Kurkarte kontrolliert wurde, die meine Mutter verwaltete.
Und ich erinnere mich außerdem an den Parkplatz vor dem FKK-Strand in Kampen, weil der voll mit Porsches und Edellimousinen war und ich mich wunderte, wieso die Leute so viel Geld ausgeben für ein Auto und sich dann keine Badehose leisten können.
An mehr Familien-Urlaube außerhalb von Borkum kann ich mich nicht erinnern, denn irgendwann hatten meine Eltern ja das eigene Haus auf Borkum, wo im Sommer zwecks Finanzierung immer Zimmer vermietet wurden und wir deshalb sowieso nie mehr die Gelegenheit hatten, als Familie woanders hinzufahren.
Ich durfte deshalb schon früh alleine in Urlaub fahren und das sind meine besten Urlaubserinnerungen, wahrscheinlich weil sie allein durch die Abwesenheit der Eltern schon unschlagbar wunderbar waren.
Aber auch in der umgekehrten Konstellation, also selber als Eltern, sind wir mit den Kindern sehr selten in fremde Ferienwohnungen gefahren.
CW hatte ja diese Wohnung in Frankreich, die er leider grade ein Jahr bevor ich ihn kennengelernt habe, gekauft hatte, so dass ich sie ihm nicht mehr ausreden konnte. Diese Wohnung lag im Haute Queyras, also wirklich sehr weit oben in den Alpen - und Berge und ich, wir sind einfach nicht kompatibel. Ich fühle mich in den Bergen grundsätzlich ganz enorm eingesperrt, denn man kann ja nirgendwo schwungvoll hinblicken, ohne dass der Blick sofort, krawumms, auf einen Berg knallt und ich habe dann nach kurzer Zeit blaue Flecken auf den Sehnerven, weil ich zu oft unvorsichtig einfach meine Blicke schweifen lasse.
Und außerdem ist mir in Bergen langweilig, denn wenn ich eines noch mehr hasse als Gehen, dann ist es Bergaufgehen und zumindest für eine Strecke eines Weges ist das in den Bergen fast unvermeidbar, weshalb ich nie so genau wusste, was ich da den ganzen Tag so machen soll. Fahrradfahren fiel auch aus, weil die einzigen Fahrräder, die es dort gibt, Rennräder sind, denn nur Rennradfahrer finden es lustig, die dortigen Steigungen mit dem Fahrrad zu fahren (die Bergetappe der Tour de France führt quasi vor der Haustür vorbei) , mit einem Rennrad wiederum kann ich nichts anfangen, das macht mir Rückenschmerzen und noch mehr schlechte Laune als kein Fahrrad.
Im Winter hätte man Skifahren können, wenn man Skifahren attraktiv findet, was mir nicht gegeben ist.
Ich bin im Winter Schlitten gefahren, das immerhin hat ziemlich viel Spaß gemacht.
Und ich konnte in französischen Hypermarchés einkaufen, das liebe ich wirklich ganz ungemein und tat es ausgiebig, denn wir hatten ja unsere eigene Wohnung dort, weshalb es genau die Küchenausstattung gab, die ich gewohnt war, so dass ich ausgiebig und mit viel Spaß kochte und außerdem hatte ich ja sowieso im Laufe der Jahre immer mehr Krempel dort hingebracht, damit ich auch innerhalb der Wohnung ausreichend Abwechslung hatte.
Wenn wir nicht in Frankreich waren, waren wir auf Borkum. Wenn wir woanders hinfahren wollten, suchten wir zunächst nach einer Urlaubsmöglichkeit für die Kinder (als sie etwas größer und mit Betreuung selbstständig reisefähig waren) - und wenn wir die gefunden hatten, hatten wir als Eltern frei und konnten machen, was wir wollten. Größere Kinder mit in den Urlaub zu schleppen erschien mir schon immer so kontraproduktiv wie mit kleineren Kindern im Restaurant essen zu gehen.
Mit zunehmendem Alter werde ich auch zunehmend reiseunlustig, weil ich einfach nicht weiß, weshalb ich woanders hinreisen sollte, wenn ich es zu Hause doch am allerschönsten finde, was ich mir einbilde beurteilen zu können, denn ich habe wirklich die halbe Welt schon gesehen. Die andere Hälfte der Welt, die ich noch nicht gesehen habe (Asien), habe ich vorsätzlich nicht gesehen, weil sie mich wirklich ausdrücklich einfach gar nicht interessiert und wenn man doch keinerlei intrinsisches Verlangen danach hat, weshalb sollte man sich dann dort hinbewegen?
Been there, done that, got the t-shirt, ich werde zum Prototyp des Langeweilers und es gefällt mir ausnehmend gut. Inzwischen habe ich sogar meine Hardrock Café T-Shirt-Sammlung schon wieder aufgelöst, weil, wofür behalten? Die meisten hatte ich eh auf dem Flohmarkt gekauft und zwar das Pariser auf einem Londoner Flohmarkt und das Londoner auf einem französischen Markt, was ich ehrlich gesagt durchaus witzig fand.
Mit meinem aktuellen Sommerurlaub bin ich sehr zufrieden, das Wetter ist schlecht, was ich immer gut finde, das Meer ist trotzdem direkt vor der Haustür, so dass ich auch bei Regen schwimmen gehen kann, wenn ich wollte, was ich aber gar nicht so dringend will, ich bin grade für alles zu faul und auch das gefällt mir.
Die neue Küche gefällt mir mit jedem Tag besser, vor allem der Herd ist toll und ich freue mich jedesmal, wenn ich ihn benutze, dass er wirklich genau all das kann und als Komfort bietet, was ich mir gewünscht habe. Ich bin sehr, sehr zufrieden.
Der Backofen ist auch toll, er ist eine Generation moderner als der in Greven, aber in der Grundbedienung sehr ähnlich und das gefällt mir sehr, denn ich muss nichts neu lernen, ich weiß sofort, wie er funktioniert und so etwas finde ich mit zunehmendem Alter zunehmend wichtiger.
Und die Dekton Arbeitsplatte war die richtige Entscheidung, auch darüber freue ich mich immer wieder, denn nicht nur konnte so das Kochfeld ohne störende Schmutzkante direkt bündig in die Arbeitsplatte eingelassen werden, auch ist sie super geeignet zum Backen, denn sie ist kalt und rauh und man kann einen Teig einfach perfekt direkt auf der Arbeitsplatte ausrollen und weiterbearbeiten.
Und natürlich kann ich heiße Dinge vom Herd oder aus dem Backofen einfach auf der Arbeitsplatte abstellen, ohne erst aufwändig nach einem Untersetzer suchen zu müssen.
Jetzt hat sich das Küchenstudio gemeldet und Lösungen für die Dinge angeboten, die noch nicht optimal sind, das gefällt mir auch gut, ich gehe davon aus, es dauert nicht mehr sehr lange, bis wirklich alles fertig ist.
Morgen früh kaufen wir eine neue Handkreissäge, dann können wir hoffentlich die letzte Kante der Arbeitsplatte absägen und das Stempelzimmer fertig zusammenbauen - und dann habe ich noch eine Woche Zeit, um alles wieder zurückzuräumen und eine neue Ordnung zu erfinden.
Alles wird wunderbar
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Und seit zwei Wochen formuliere ich im Kopf daran herum, weshalb ich nicht nur die Erklärung von Herrn El-Mafaalani so ungemein logisch und nachvollziehbar richtig finde, sondern weshalb ich auch plötzlich eine Erklärung für meine eigene Zurückhaltung gegenüber aktiv betriebener Integration habe.
Laut Herrn El-Mafaalani liegt unser aktuelles Integrationsproblem nämlich daran, dass die Integration grade hier in Deutschland im Grunde besonders gut gelungen ist, deshalb nennt Herr El-Mafaalani seine These auch das Integrations-Paradox.
Er erklärt das anhand einer großen Kaffeetafel. Die erste Generation der Gastarbeiter saß noch abseits am Katzentisch, die zweite Generation saß schon mit am Erwachsenentisch und durfte vom gleichen Kuchen essen, die jetzige Generation will aber nun nicht mehr nur den ewig gleichen Kuchen essen, sondern mitbestimmen, welcher Kuchen gebacken wird und welche Regeln bei Tisch gelten.
Das gilt im übrigen nicht nur für Gastarbeiter, sondern für jede Gruppe ehemals abseits stehender (am Katzentisch sitzender) Menschen.
Ich finde das Bild deshalb so besonders anschaulich, weil ich genau solche Kaffeetafeln aus meinem eigenen Leben kenne und weil ich automatisch darauf reagiere. Allerdings nicht mit Abwehr oder Ablehnung den Neuhinzugekommenen gegenüber, sondern mit Abwehr und Ablehnung der gesamten Kaffeetafel gegenüber. Die Vorstellung, die Kaffeetafeln, die ich in meiner Vergangenheit zur Genüge kennengelernt habe, werden künftig noch lauter und noch schriller, finde ich so erschreckend, dass ich ganz spontan nur mit einem ablehnenden "ohne mich" reagiere.
Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nie besonders gerne Kuchen gegessen habe, ganz bestimmt liegt es auch daran, dass ich insgesamt überhaupt kein geselliger Mensch bin und deshalb sehr gerne jede Möglichkeit nutze, um mich aus größeren Menschenansammlungen zu verdrücken, aber meine automatische Reaktion ist nicht nur, dass ich sage, ich möchte an diesem bunten Tisch jetzt bitte gar nicht mehr dabei sein, sondern dass ich innen drin auch eine große Portion Schadenfreude denjenigen gegenüber verspüre, die sich solange als die Bestimmer der Kaffeetafel fühlten und meinten, sie täten allen anderen einen Gefallen damit, dass sie solche Veranstaltungen ausrichteten.
Das habt ihr jetzt davon, künftig nix mehr Käsesahnetorte und Schwarzwälderkirsch, sondern Baklava und Basbousa, hihihi. Das ist der Teil der Integration, der mich mit großer Befriedigung und Zustimmung erfüllt- solange ich das Zeug nicht essen muss.
Da ich weder das eine noch das andere mag, habe ich kulinarisch also nix zu verlieren und die gestelzten Gespräche der wohlerzogenen guten Gesellschaft finde ich genauso langweilig wie geselliges Geklatsche zu Bauchtanzmusik oder welche gesellschaftlichen Regeln auch immer da künftig verhandelt werden.
Ich finde es für mich persönlich allerdings sehr angenehm, einen formalen Grund vorschieben zu können, mich aus dieser Gesellschaft noch weiter als eh schon zurückzuziehen.
Mit dieser Erklärung habe ich damit endlich eine Begründung, weshalb ich kein Freund von Integration, Inklusion oder welchem interdisziplinären Gehampel auch immer bin - denn wenn ich es gut fände, müsste ich ja mitmachen.
Ich will aber nicht mitmachen, ich will viel lieber meine ganz eigene Kaffeetafel abhalten, an der meine ganz eigenen Regeln gelten und die will ich nicht diskutieren, denn die sind weder mit den alten Regeln unserer nichtinklusiven Gesellschaft kompatibel noch mit irgendwelchen neu verhandelten Normen.
Meine absolute Lieblingskaffeetafel ist ein Zweiertisch, jede weitere Person macht es schon kompliziert.
Da ich andere Menschen per se anstrengend finde, ist es mir auch völlig wurscht, welche Haut- oder Haarfarbe sie haben, welchem Geschlecht und welcher sexuellen Neigung sie sich zugehörig fühlen, mit welchen geistigen oder körperlichen Einschränkungen sie leben und an welche Art von Gott oder Spaghettimonster sie glauben.
Weil mir das aber schon immer egal war, habe ich es noch nie wichtig gefunden, das Thema Integration von irgendwem zu befördern. Vielleicht auch deshalb, weil ich noch nie verstanden habe, weshalb es Menschen wichtig sein könnte, überhaupt "dazugehören" zu wollen. Denn, wozu eigentlich wollen sie gehören? Zu dieser langweiligen spießigen Kaffeetafel mit Käsesahnetorte und den Geschichten von Opa Egon, wie er einst auf dem Motorrad die Alpen überquert hat?
Das erscheint mir so wenig erstrebenswert wie Peterchens Wunsch, den Mond zu erkunden. Ich finde, so etwas muss man nicht unterstützen.
Okay, ich gehöre rein theoretisch seit Geburt ganz automatisch dazu, ich bin in diesem Land geboren, habe die herrschende Haut- und Haarfarbe (sogar jetzt, denn Grau scheint ja immer moderner zu werden ;-) ), spreche die offizielle Amtssprache und habe alle Ausweispapiere, die mir eine Existenz in diesem Land erleichtern, rein theoretisch hatte ich also immer die freie Wahl, ob ich dazugehören wollte oder nicht.
Und ich gebe zu, es ist leichter etwas abzulehnen, was man kennt und was einem zusteht, als etwas nicht zu bekommen, von dem man nicht weiß, wie es sich anfühlt, wenn man es hätte.
Es ist nur so, dass mir das nie als besonders attraktiv erschien, denn als akzeptierter Teil dieser Gesellschaft muss ich mir nicht nur Opa Egons Geschichten anhören, sondern muss mich eben auch all den anderen Vorschriften, die in dieser Gesellschaft gelten (oder galten), beugen und genau darin habe ich keinen Nutzen erkannt und auch keine Vorteile darin gesehen, mich in irgendeiner Form anzustrengen, diese Gesellschaft ändern zu wollen.
Ich fand es stets viel einfacher, mich aus der offiziellen Gesellschaft so weit wie möglich zurückzuziehen und mir meine eigene Gesellschaft zu suchen. Das sind dann zwar deutlich weniger Menschen, dafür sind sie aber auch deutlich weniger anstrengend im Umgang. Das sind nämlich nur Menschen, denen all das schnurzepiepegal ist, was mir auch egal ist.
Viele Menschen haben ein zentrales Thema, das ihr Leben bestimmt. Für manche ist es die Religion, für andere ihr Geschlecht, samt allem, was damit verbunden ist und wieder andere haben die drohende Klimakatastrophe als ihren persönlichen Lebensmittelpunkt gewählt.
All das sind Themen, zu denen ich bestensfalls keine Meinung habe, weil ich es entweder nicht persönlich ändern kann oder weil ich der Meinung bin, es geht mich schlicht nichts an.
Denn mal ganz im Ernst: Warum sollte ich mich für die sexuelle Orientierung von Menschen interessieren, mit denen ich nicht grade höchstpersönlich in die Kiste steigen will? Okay, ich erinnere mich an meine Frustration, dass grade die besonders gutaussehenden Jungs oft nicht auf Mädchen standen, aber nun ja, das ist dann mal so, und außerdem passten Jungs, die auf SM-Spielchen standen, genauso wenig zu mir wie der One-Night-Stand, der mich allen Ernstes fragte, ob ich ihn bitte anpinkeln könnte, das gefiele ihm besonders gut.
Sehr wichtig ist mir auch Religion als aktives Nichtthema. Denn wenn jemand den Kram ernst nimmt, und zwar egal ob Gott, Allah oder wen auch immer, dann halte ich lieber Abstand, da sind mir zu viele Fettnäpfchen, die diese Menschen um sich herum wie Schneckenfallen aufgebaut haben. Aus genau dem Grund gehe ich allen Frauen mit Kopftuch weiträumig aus dem Weg, denn da kann ich ja schon von außen erkennen, dass für sie das Thema Religion eine wichtige Bedeutung hat.
Mein persönliches Lebensmotto ist Bequemlichkeit. Um mich nicht bewegen zu müssen, laufe ich kilometerweit, um das passende Werkzeug zu organisieren, das mir nach einer einmaligen Anstrengung anschließend dauerhaft die Arbeit abnimmt.
Neben meiner bekannten Unlust an körperlicher Bewegung, habe ich auch eine große Abneigung gegen geistige Arbeit. Hier gilt es abzuwägen und es gibt viele Situationen, wo es mir bequemer erscheint, lieber meinen Körper zu bewegen als mein Gehirn. Nachdenken ist eindeutig Arbeit und zwar keine, die ich erstrebenswert finde.
Das ist natürlich immer situationsabhängig, aber eine wichtige Alternative zu einem geistigen oder körperlichen Arbeitseinsatz ist auch grundsätzlich der Bedürfnisverzicht. Für alles, was ich gar nicht haben möchte, muss ich mich auch nicht anstrengen.
Aus genau diesem Grund habe ich zB ein sehr geringes Ausgabeverhalten, was aus einem ziemlich gut austarierten Gleichgewicht aus körperlicher und geistiger Arbeit kombiniert mit dem passenden Bedürfnisverzicht entstanden ist und mir persönlich damit einen sehr großen Bequemlichkeitsgrad ermöglicht.
Ein maximaler Bedürfnisverzicht würde einerseits zwar eine maximale Bequemlichkeit mit sich bringen, gleichzeitig aber auch bedeuten, dass man dann auf das Leben insgesamt verzichtet und das erscheint mir dann doch etwas zu weit gegriffen, auch hier gilt es also, einen einigermaßen akzeptablen Kompromiss zwischen Aufwand erfordernder Bedürfniserfüllung und energiefressendem Arbeitseinsatz zu finden. - Man könnte sagen, genau das ist mein Lebensthema.
Ich habe für mich persönlich zB festgestellt, dass das gesamte Thema "Ehe" ein rein gesellschaftspolitisches ist und im Zweifel mehr Risikoenergie-Einsatz erfordert, wenn man es wieder loswerden will als es Nutzen bringt, so lange man es hat.
Man kann nämlich ganz wunderbar darauf verzichten, hat dann grundsätzlich ganz viele Probleme nicht, die man sich durch eine Ehe erst schafft (alter Aphorismus von ich weiß nicht wem, aber sehr wahr) und muss sich nur einmal alternativ um eine sinnvolle Alternativregelung bemühen. Da ich bis heute nicht verstehen kann, warum irgendjemand an einer Ehe interessiert sein könnte, halte ich so Themen wie "Ehe für alle" schlicht für den falschen Ansatz. Statt Ehe für alle fände ich eine Abschaffung der Ehe und den Ersatz durch individuelle, zivilrechtliche Verpflichtungen deutlich sinnvoller, aber soweit ist unsere Gesellschaft offensichtlich noch nicht, ist mir dann aber auch wieder egal, ich habe keinerlei Reformeifer, ich selber komme gut klar.
Dieser mangelnde Reformeifer ist es auch, der mich das Fortschreiten von immer weitergehenden Integrationsbemühungen verneinen lässt. Je mehr Leute an dieser Kaffeetafel über Regeln und Prinzipien diskutieren, um so unübersichtlicher wird es und umso komplizierter, sich von allem fernzuhalten.
Ich möchte mich da einfach nur aus allem raushalten, Annett Louisan nennt es die fabelhafte Welt der Amnesie - ich fürchte, sie meint damit genau Menschen wie mich, ich fürchte aber auch, ich will es nicht ändern
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Jetzt kann man darüber diskutieren, ob das legal oder illegal ist, was da abgelaufen ist, das ist mir persönlich in diesem Fall aber relativ egal. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es theoretisch* illegal ist und dass der gute Herr Lindemann hier nach Ausnutzen der legalen Möglichkeiten zur Sexbeschaffung auch ein paar alternative Möglichkeiten angewendet hat, aber mein Mitleid mit den derart geschändeten Frauen hält sich trotzdem in Grenzen.
*theoretisch deshalb, weil es ihm ja erst noch formal juristisch nachgewiesen werden muss und da er sich problemlos einen extrem gewieften
Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
Sprüche meiner Großmutter, die sich in meinem Kopf verankert haben und dazu führen, dass ich die Eigenverantwortung wichtiger finde als eine mögliche Empathie.
Ja, es ist nicht in Ordnung, dass sich einzelne Menschen so benehmen wie Herr Lindemann, andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass man wissen sollte, dass die Welt voll ist von Menschen, die sich scheiße benehmen und dass deshalb ein gewisser Abstand zu bestimmten Menschen sinnvoll ist. Jeder beurteilt selber, zu welchen Menschen er persönlich lieber Abstand hält, aber im Fall von Herrn Lindemann hätte ich persönlich den Sicherheitsabstand definitiv eingehalten.
Das liegt sicherlich zu einem Gutteil daran, dass ich so ziemlich das Gegenteil von einem Fan dieser Musikrichtung bin, denn bekanntlich ertrage ich Musik ja nur bis zu einer Lautstärke von 60 Dezibel, alles, was lauter ist, empfinde ich als Stress und Rammsteinmusik geht, glaube ich, erst bei 100 Dezibel los, wenn man sie ganz leise dreht.
Länger als drei Sekunden ertrage ich die Musik also sowieso nicht, ich hatte deshalb aus rein körperlichen Gründen gar keine Chance, mich dem Zauber dieser Musik zu nähern oder mich gar in sie zu verlieben.
Was mir etwas besser bekannt ist, sind die Texte dieser Gruppe und die Gedichte des Herrn Lindemann, denn die kann man ja einfach (leise) lesen, obwohl ich auch hier zugeben muss, dass ich sie nur teilweise kenne, ist auch eher nicht so meine Stilrichtung.
Wahrgenommen habe ich auf alle Fälle, dass die guten Herren Rammstein einen ziemlichen Lärm machen und dabei reichlich düstere Gewaltphantasien ins Mikrofon brüllen.
Nun mag es Menschen geben, die das toll finden, hier greife ich zu meinem Lieblingsspruch: Chacun à son goût.
Aus reiner Neugier wäre ich zwar grundsätzlich an einer psychologisch-wissenschaftlichen Antwort interessiert, welches Grundbedürfnis Menschen haben müssen, um so etwas zu mögen, meine küchenpsychologische Deutung sagt mir, dass Fans dieser Musik tief in sich drin eine ganz große Unzufriedenheit mit sich herumtragen, die sie üblicherweise aber so tief in sich verschlossen halten, dass sie sie oft selber gar nicht wahrnehmen.
Unzufriedenheit mit sich, mit der Welt, mit allem möglichen und dass sie deshalb dieses wütende, hasserfüllte Gebrüll als Kompensation benutzen. Sie möchten nicht selber hassen, finden es aber toll, wenn es andere tun, weil sie sich dann plötzlich nicht mehr so alleine und unverstanden fühlen, sondern sich ohne schlechtes Gewissen in diesen (künstlichen) Hass fallen lassen können. In dem Krach, der durch diese Musik ja eh schon erzeugt wird, geht ihr eigener Hass komplett unter, sie können ihn rauslassen, selber rausbrüllen und damit eben auch ein Stück weit loswerden.
Das ist nicht nur ein befreiendes Gefühl, sondern auch ein tröstliches, weil es erstens so viele sind, die das tun und weil es außerdem offiziell Kunst ist und Kunst darf alles. Kunst als Therapieform.
Da ich also kein Fan bin, habe ich natürlich auch überhaupt kein Bedürfnis, mich in irgendeiner Weise Herrn Lindemann zu nähern, Fans dieser Gruppe haben da verständlicherweise ganz andere Bedürfnisse.
Wenn ich aber Raubtiere, Giftschlangen oder Hannibal Lecter bewundere, weil die etwas in mir berühren, was sonst nur im Verborgenen ruht und ich es toll finde, wenn ich das mal rauslassen darf, ganz ehrlich, kann ich dann vernünftigerweise erwarten, dass die sich regelkonform benehmen, mit mir gepflegten Small Talk machen, gendern und sich politisch korrekt verhalten?
Ich mein halt, das sollte man vernünftigerweise nicht erwarten. Es wäre toll, wenn es so wäre, aber wenn es anders ist, nun ja, wer sich in Gefahr begibt…
Auch mit den im verschwundenen U-Boot verschollenen Menschen fällt es mir schwer, Mitleid zu haben. Hier verspüre ich eher so etwas wie "das musste doch auch wirklich nicht sein", wenn ich höre, dass die Passagiere aus reinem Geldüberfluss kombiniert mit oberschichtiger Langeweile eine Viertelmillionen Dollar dafür bezahlt haben, dass sie in diesem Mini-U-Boot die Titanic begucken fahren.
Mitleid habe ich dagegen mit den tausenden von Flüchtlingen, die aus schierer Verzweiflung ihre Heimat verlassen und sich auf äußerst gefahrvolle Wege ins Ungewisse begeben, weil sie der Überzeugung sind, dass sie es wenigstens versuchen wollen, ob sie etwas Besseres als den Tod irgendwo finden.
Vielen gelingt das nicht und sie finden den Tod im Meer, wenn mal wieder ein komplett überfülltes Flüchtlingsboot kentert, aber all diese Menschen haben sich weder aus Langeweile noch aus Übermut, Naivität oder Gedankenlosigkeit in die Gefahr begeben, in der nicht wenige dann auch wirklich umkommen - hier verspüre ich ein ganz enorm großes Mitleid, weil ich es schrecklich finde, wenn Menschen dem Schicksal so gnadenlos ausgesetzt sind
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