anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 30. Mai 2022
Kind oder kinderlos?
Zurück auf dem Festland, das Mitfliegerkind wieder bei den Eltern abgeliefert und uff.

K grinste mich anschließend an und meinte, ob ich mich schon darauf freue, Oma zu werden und ich zuckte leicht zusammen.

Genausowenig wie ich je bewusst und mit Absicht eigene Kinder wollte, wünsche ich mir jetzt bewusst Enkelkinder.

Bei Enkelkindern hat man es ja noch weniger in der Hand, ob man welche bekommt oder nicht, bei den eigenen Kindern hatte ich immerhin eine Entscheidungsfreiheit, aber so wie ich die eigenen Kinder als "naja, dann ist das jetzt so, machen wir das Beste draus" akzeptiert habe, so werde oder würde ich es auch bei Enkelkindern halten.

Falls sich meine Kindern also tatsächlich mal fortpflanzen sollten, dann habe ich halt Enkelkinder, so what. Wir werden uns schon aneinander gewöhnen.

Der Unterschied zwischen eigenen und fremden Kindern ist vor allem, dass ich für fremde Kinder nicht zuständig bin und deshalb sehr wenig Ehrgeiz habe, eine Ebene zu schaffen, auf der wir gut miteinander umgehen können. Ich gehe fremden Kindern lieber aus dem Weg, das ist schlicht bequemer. Für mich und für die fremden Kinder und natürlich auch für die anderen Eltern.

Falls ich je Enkelkinder bekommen sollte, bleibt auch hier immer die Option, dass ich ihnen im schlimmsten Fall ja auch aus dem Weg gehen kann, weil ich für Enkelkinder nur eine mittelbare Zuständigkeit empfinde, ich würde mir aber wahrscheinlich mehr Mühe geben, hier eine Umgangsebene zu finden, mit der alle Beteiligten klar kommen.

Stand heute sagen aber alle drei meiner Kinder, dass sie keine Kinder haben wollen, ich scheine meine mangelnde Kinderbegeisterung also vererbt - oder zumindest antrainiert weitergegeben zu haben. Andererseits weiß ich natürlich aus eigener Erfahrung, dass so ein Vorsatz nicht zwingend zur Kinderlosigkeit führt.
Nun, wir werden sehen.

Ich habe neulich noch darüber nachgedacht, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht unerwartet schwanger geworden wäre.
Auch wenn mein erstes Kind kein Wunschkind im klassischen Sinne war, sondern ein echter TroPi, so habe ich ihn letztlich doch sehr bewusst bekommen, ich hatte schließlich die Wahl.
Als ich damals erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich zunächst alle notwendigen Unterlagen für eine Schwangerschaftsunterbrechung besorgt - um dann einen Tag vor dem endgültigen Termin doch wieder alles abzusagen.
Ich hatte nachgedacht und mich dann entschieden, diese Herausforderung, die mir das Leben da grade vor die Füße geworfen hatte, anzunehmen.
"Challenge accepted" kann man das wohl nennen.

Ich wusste schnell, dass ich als "normale" Mutter nicht tauge, das lernte ich schon im Schwangerschaftsvorbereitungskurs, zu dem ich beim ersten Kind ja noch ordnungsgemäß hingegangen bin.

Weil ich schwanger war und nicht der Vater, ging ich auch davon aus, dass der Kurs für mich und nicht für ihn ist. Als ich dort allerdings zum ersten Mal erschien, war ich die einzige "Alleingebärende" und wurde mitleidig belächelt. Dass ich meinen "ich-kann-alles-alleine-Status" mit den Worten entschuldigte, dass ich gar nicht gewusst habe, dass man das Gebären auch delegieren könne, machte mich nicht beliebter.
Überhaupt passte ich in die ganze Truppe nicht rein, weil die außer Kinderkriegen nichts anderes zu tun hatten und ich das wiederum alles ungemein übertrieben fand.

Ich habe meine Jugend im wesentlichen im Reitstall verbracht und war der festen Überzeugung (und bin es übrigens bis heute, Schande auf mein Haupt, auch die Erfahrung am eigenen Leib hat mich da nicht eines Besseren belehrt), dass es keinen großen Unterschied macht, ob eine Frau ein Kind bekommt oder eine Stute fohlt oder eine Katze Junge kriegt - in jedem Fall ist es ein ganz normaler, natürlicher Vorgang und nach meiner Erfahrung waren auch frisch geborene Fohlen oder Katzen schon ziemlich robust. Ich ging deshalb immer davon aus, dass Neugeborene gar nicht so schnell kaputt gehen, wie viele immer meinen.

Klar ist es sinnvoll, dass ein (Tier)Arzt die Geburt begleitet, es kann immer mal was schief gehen und es gibt überhaupt keinen Grund, da unnötige Risiken einzugehen, aber dieses Riesentamtam, was da viele gerne drum machen, das fand ich schon immer ziemlich übertrieben.

Als das Kind dann da war, habe ich mich sehr schnell mit den Säuglingsschwestern gestritten, weil ich auch hier das Gehampel um so ein Baby viel zu übertrieben fand. So fand ich es zB völlig überflüssig, das Kind ständig zu baden - außer unten rum machen sich so kleine Babys doch noch nirgends schmutzig, was soll ich denn da permanent das ganze Kind nass machen, wenn immer nur eine Stelle abwischen auch reicht. Und die Art und Weise, wie ich mein eigenes Kind anfassen und hochziehen sollte, die fand ich auch bescheuert, ich habe meine Babys nie an den Armen hochgezogen, sondern immer auf den Bauch gedreht und dann am Hemd gepackt und hochgezogen - ist doch viel mehr Fläche und renkt auch sicher nichts aus.

Es gab viele Punkte, wo ich den Ratschlägen der anderen, erfahrenen Frauen nicht gefolgt bin, sondern mich lieber an den Tieren im Reitstall orientiert habe - so wurde ich schnell zu einer bekennenden Rabenmutter, wenn schon, denn schon.

Immerhin kann ich heute nachweisen, dass alle drei überlebt haben und - soweit sich das bisher beurteilen lässt - auch keine schweren Traumata bewältigen müssen.

Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen soll, dann würde ich sagen, dass Kinderhaben zu allererst eine Frage der Organisation und der Prioritätensetzung ist.

Das mit den Prioritäten finde ich wichtig, weil es meiner Meinung nach sehr hilft, wenn man sich mal ganz rational bewusst macht, was genau man von seinem Kind erwartet (Rangfolge von 1-10), was man von sich als Mutter erwartet (auch eine Rangfolge von 1-10) und was man von sich als Mensch und seinem Leben erwartet (Rangfolge 1-10) und wie man dann meint, diese Erwartungen mit der besten Punktzahl als Summe erfüllen zu können.
Kleiner Tipp: Man sollte nicht nur für die ersten 18 Jahre Erwartungen haben, das Leben dauert länger.

Und nunja, statt keinem Kind hatte ich dann drei (wobei das zweite wirklich gezielt mit Rechnen und Zeitpunkt ermitteln usw. "gemacht" wurde, weil, wieder Reitstallerfahrung: Zwei machen weniger Arbeit als eines. Das dritte fiel dann übrigens in die Kategorie "billigend in Kauf genommen", kommste übern Hund, kommste auch übern Schwanz), und heute sind alle drei erwachsen und ich bin sehr, sehr froh, dass sie da sind und dass ich Teil dieser Kernfamilie bin.

Hätte ich keine Kinder, wäre mein Leben sicher auch okay, ich hätte dann andere Prioritäten gesetzt, ganz klar, aber rückwärts betrachtet bin ich schon froh, dass ich damals, als es um die Yea or Nay Entscheidung ging, den Mut hatte, die Herausforderung anzunehmen, denn tatsächlich war es längst nicht so schlimm wie ich es mir vorher vorgestellt hatte.

Ein Leben mit kleinen Kindern ist sicherlich ein anderes Leben als ein Leben als erwachsenes Pärchen, aber es ist organisierbar und es bedeutet nicht, dass man sein Leben als erwachsenes Pärchen nicht irgendwann wieder bekommt. Und als Extra hat man halt noch seine ganz eigene Kernfamilie dazu, mit Kindern, die von klein auf an die eigenen Schrullen gewöhnt sind und sich entsprechend benehmen.

Mir wurde das heute wieder bewusst, als ich während des Fluges überlegte, ob es nicht eine straffreie Möglichkeit gibt, dieses Mitfliegerkind unauffällig unterwegs aussteigen zu lassen. Meine Güte, ging mir der auf die Nerven, weil er in einer Tour geplappert und gefragt hat. Unter anderem mindestens 10mal: "Wann sind wir da?"

Diese Frage hat mein ältester Sohn exakt einmal gestellt, daraufhin habe ich ihm erklärt, dass das sehr unklug ist, diese Frage zu stellen, denn davon lebt das Zeitfresserchen. Jedesmal, wenn ein Kind fragt: "Wann sind wir da?" oder "Wie lange dauert es noch?" - oder irgendeine Frage dieser Art, dann ist das Nahrung für das Zeitfresserchen, das genau von solchen Fragen angelockt wird, weil es davon groß und stark wird und dann die Zeit, die es wirklich braucht, bis man da ist, immer mehr in die Länge zieht, weil es ja hofft, dass immer mehr solche Fragen kommen.
Wenn aber niemand solche Fragen stellt, dann ist man als Reisegruppe für das Zeitfresserchen uninteressant und es kümmert sich nicht weiter darum, wie lange man wirklich unterwegs ist.

Das Praktische bei mehr als einem Kind ist ja, dass man die Basics der Erziehung nur einmal verbreiten muss, der Erste kümmert sich zuverlässig darum, dass die Nachgeborenen solche wichtigen Informationen auch erhalten.

Falls ich jemals Enkel haben sollte - ich glaube nicht, dass die mehr als einmal fragen, wie lange die Reise noch dauert
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Dienstag, 24. Mai 2022
Mehr als alles
Ich habe keine Ahnung, was ich den Tag über gemacht habe.

Ich bin aufgestanden, habe mich angezogen, bin ins Büro gefahren, bin wieder nach Hause gefahren und jetzt ist der Tag um.

Eigentlich kann das doch noch nicht alles gewesen sein.

Aber wenn, dann muss es unbedingt mehr als alles geben
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Sonntag, 1. Mai 2022
Blogdesign
Heute folgt weiter unten ein Text, den ich schon vor zwei Wochen begonnen, aber nicht zu Ende geschrieben habe.
Weil ich aber heute Vormittag mal wieder durchs Internet gezogen bin, fiel mir genau das gleiche wieder auf und deshalb brauchte ich diesmal nur noch den Schluss zu tippen und voilà, ein fertiger Blogbeitrag, der nur am Anfang ein ganz klein wenig (knapp zwei Wochen) veraltet ist:


Wer viel renoviert hat auch viel Zeit im Internet rumzulesen, es muss ja ständig was trocknen und außerdem muss man sich regelmäßig ausruhen. Das Haus für Ausflüge zu verlassen, das ist nicht vereinbar mit einer ernsthaften Renovierungsabsicht, deshalb bleibt nur auf dem Sofa sitzen und Internetlesen.

Weil ich in offiziellen Nachrichten- und Zeitungsseiten schon lange die Übersicht verloren habe, lese ich fast nur noch in privaten Blogs, wo sich meist wirklich gut kuratierte Empfehlungen für einzelne Texte oder Berichte in den offiziellen Medien finden.

Die wesentlichen Nachrichten über den offiziellen Teil des Lebens beziehe ich aus den Eilmeldungen auf der ersten Seite meines Handys (die, wo sich die Eil- und Pushmeldungen all der 1001 Nachrichtenmedien sammeln, die ich abonniert habe), zusammengefasst steht da: Es ist immer noch Krieg in der Ukraine, es wurde Fußball gespielt, die Ukrainer teilen meine Abneigung gegen den salpeternden salbadernden Herrn Steinmeyer und Frau Spiegel hat ein Einsehen und sucht sich einen neuen Job, wo sie (hoffentlich) nicht so sehr im Rampenlicht steht. Pandemie kommt dagegen kaum noch vor, zumindest nicht in den Eilmitteilungen, nur in meinen beruflichen E-Mails, da erhalte ich immer noch neue Krankmeldungen über neue Positivtestungen, aber irgendwann ist auch da hoffentlich eine gründliche Durchseuchung gegeben und den Leuten fallen neue Krankheiten ein.

Ich weiß ja nicht, ob das nur mir so geht, aber die Berichte in den Zeitungen, die offiziell von Menschen geschrieben werden, die außer Texte für Zeitungen zu schreiben, keinen anderen Job haben, gehen mir zunehmend auf die Nerven, weil sie zunehmend einfallslos, langweilig und vor allem redundant sind.

Ich habe allerdings die starke Vermutung, dass die meisten Artikel in käuflichen oder per Rundfunkgebühr bezahlten Medien gar nicht mehr von Menschen, sondern von Bots geschrieben werden, was ja grundsätzlich auch völlig ausreichend ist, um tagesaktuelle Meldungen zu verteilen und vor allem um die Artikelspalten zu füllen, damit die Leute, die tatsächlich noch Geld dafür bezahlen, das Gefühl haben, sie bekommen immerhin ausreichend Volumen für ihr Geld.

Wahrscheinlich hat sich inhaltlich dort gar nichts verändert, nur ich bin im Laufe der Zeit immer mäkeliger und anspruchsvoller geworden, aber ist ja auch egal, woran es liegt, Fakt ist, dass ich finde, es gibt sehr viele Leute, die verlangen Geld dafür, dass sie Texte schreiben, die mittlerweile jeder halbwegs anständig programmierte Bot besser formulieren kann und dass es gleichzeitig enorm viele Menschen gibt, die schreiben Texte einfach nur so aus Spaß, ohne dafür Geld zu bekommen und viele dieser Texte sind pures Gold, mich erinnert das ganze sehr an Sockenstricken*.

*Ich meine diese hässlichen, schlecht sitzenden, selbstgestrickten Socken, die hauptberufliche Sockenstricker auf Kunsthandwerkermärkten für 35? das Paar verkaufen und sich gleichzeitig darüber beschweren, dass sie bei dem Preis nur einen Stundenlohn von unter Ausbeuterarbeit haben. Meine Mutter dagegen strickt Socken, um ihre Finger gelenkig zu halten und weil es ihr Spaß macht, nicht weil sie sich damit den Lebensunterhalt verdienen will. Ihre Socken sind nicht nur hübscher, sondern sitzen auch deutlich besser.

Ich habe Zugang zu diversen Zeitungs- und Zeitschriftenabos, einige Zugänge bezahlt die Firma, das sind neben Fachliteratur unter anderem so Zeitungen wie Handelsblatt und Frankfurter Allgemeine etc., für andere haben wir ein (Familien)Abo abgeschlossen, d.h. wir teilen uns den Zugang zu den Artikeln hinter der Paywall, manche bieten sogar gleich einen Familienzugang an, bei readly zB dürfen ganz offiziell fünf verschiedene Leute mitlesen. Ich will damit eigentlich nur sagen, dass ich rein theoretisch sehr viele Möglichkeiten habe, auch jenseits der Bezahlschranke vieles online lesen zu können - und es doch immer weniger in Anspruch nehme.

Einerseits habe ich immer weniger Bedarf an aktuellen Nachrichten, ich kann es ja doch nicht ändern und irgendwann ist man schlicht mürbe. Sollense doch alle machen, was sie wollen, ich zieh den Kopf ein und wurschtel so unauffällig wie möglich in meiner kleinen Ecke vor mich hin, ich habe nicht nur keine Kapazitäten für die große oder kleine Weltpolitik, ich habe auch keine Meinung mehr dazu.

Ich lese lieber private Blogs, da vorzugsweise die, die das ähnlich halten wie ich, d.h. Blogs mit viel Meinung sind nicht so meins.

Und weil ich grade so viel im Internet rumgeturnt bin und dabei so viele Blogs angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass es beim Blogdesign grob gesprochen zwei Typen gibt:

Einmal die, die ihr Layout so wie hier aufgebaut haben, d.h. man klickt das Blog auf der Startseite an und landet auf der Frontseite, wo die letzten Beiträge untereinander zum runterscrollen zu lesen sind, unten auf der Seite, also nach 4-5 Beiträgen gibt es dann den Button "ältere Beiträge" und man kommt weiter zurück in die Vergangenheit, wo die nächsten, älteren Beiträge untereinander zu lesen sind, wenn man das möchte.

Und dann gibt es die Blogs, die immer nur die Überschriften und eventuell die ersten paar Sätze der einzelnen Beiträge zeigen (anteasern) und man den ganzen Beitrag nur lesen kann, wenn man den jeweiligen Beitrag separat anklickt.

Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich über diese Blogs jedesmal ärgere, weil es für mich zum einen lästig ist, wenn ich ständig Hin und Her klicken muss, wenn ich mehr als nur einen Beitrag lesen möchte - und - und das ist der für mich viel wichtigere Grund für meine Ablehnung - weil es sich so unangenehm nach Klicks generieren anfühlt.

Mir ist schon klar, dass auch viele private Blogbetreiber mit ihren Blogs noch nebenbei Kohle machen und dass Klickzahlen deshalb wichtig sind, auch oder vielleicht sogar hauptsächlich fürs Ego, aber bei mir sträubt sich einiges dagegen, dieses billige Klickzahlenfishing zu unterstützen, so dass ich grundsätzlich immer erst die "richtigen" Blogs lese, also die, die das nicht nötig haben, sich künstlich Extraklicks zu besorgen und die, so wie sich das für mich traditionell gehört, ihre Beiträge auf der Startseite hintereinanderweg vollständig anzeigen.

Erst wenn mir wirklich sehr langweilig wird und ich trotzdem noch keine Lust habe, paid content zu lesen, also Artikel in echten Zeitungen, weil ich dort wieder die Vorbehalte habe, dass es einfach viel zu viel Müll gibt und ich es anstrengend finde, die guten Artikel einzeln rauszufiltern, erst dann lese ich auch in den Blogs mit der Extraklickerei.
Wie ich heute mit Interesse aber bei mir selber bemerkte, ist meine Abneigung gegen diese Blogs noch mal gestiegen, seitdem ich das Thema für mich in Worte gefasst habe.

Bis auf ganz wenige Blogs, die ich per E-Mail abonniert habe, lese ich Blogs üblicherweise auf dem Tablet über dauergeöffnete Tabs im Browser (ich habe extra ein eigenes Browserfenster nur für Blogs), die ich ja nur aktualisieren muss, um die neuesten Beiträge angezeigt zu bekommen.
Aus genau diesem Grund finde ich es auch lästig, wenn sich Links in einem Blogbeitrag in demselben Tab öffnen, denn dann muss ich mich anschließend wieder mühsam zurückklicken, um wieder den Blog selber in meinem Tab zu haben.

Komfortabel finde ich es, wenn sich Links automatisch in einem neuen Tab öffnen. Dann kann ich dem Link folgen, dort weiterklicken, wenn es mich interessiert oder den Tab wieder schließen - aber der eigentliche Tab für den Blog selber, der bleibt davon unberührt.

Wahrscheinlich hat jeder seine eigene Methode Blogs zu lesen, das mit den offenen Browsertabs ist halt meine Methode und weil es auf alle Fälle mehr Blogs gibt als ich Zeit habe, darin zu lesen, habe ich auch meine eigene Auswahlmethode, welche ich zuerst und grundsätzlich und immer lese - und welche nur dann, wenn alles andere schon weggelesen ist
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Montag, 25. April 2022
Erster Tag und Frühjahrsputz im Kopf
Der erste Bürotag verlief außerordentlich ruhig.
Das mag zum einen daran gelegen haben, dass über die Ostertage generell nicht so viel los war und dass außerdem sehr viele Kollegen ebenfalls in Urlaub oder krankheitsbedingt abwesend waren, so dass sie mein Postfach auch nicht mit Rückfragen fluten konnten, ich denke aber auch, mein rigoroses Arbeitsabschiebungsprogramm beginnt zu wirken.

Ich habe ja schon vor einigen Monaten damit begonnen, Arbeiten, die ich bisher noch selber gemacht habe, immer mehr an andere Mitarbeiter zu delegieren und so ganz langsam spüre ich ein wenig Entlastung.
Das gefällt mir.

Was ich auch gespürt habe: Ich brauche eine formale Arbeitsumgebung, um überhaupt genug Disziplin aufzubringen, mich um irgendwelche "Arbeitsdinge" zu kümmern. In den letzten zwei Wochen hatte ich Urlaub und das bedeutete, ich habe mich nicht an den Schreibtisch gesetzt und dass wiederum bedeutete, dass auch meine privaten Büroarbeiten vollständig von mir ignoriert wurden.
Es gab zwischendurch Tage, da habe ich den PC nur am Abend angemacht, weil ich zu bequem war, um auf dem Handy zu bloggen.

Da ich aber nur einen PC besitze, auf dem nicht nur meine beruflichen E-Mails eingehen, sondern auch alle privaten und auf dem auch alle privaten Daten gespeichert sind, führt ein nicht eingeschalteter PC automatisch auch zu einem Liegenlassen aller privat zu erledigenden Dinge, die sich in vielen Fällen von den beruflichen ja sowieso nicht unterscheiden, sondern nur für andere Leute erledigt werden müssen.

Da ich der einzige Mensch bin, dem ich für das Erledigen der privaten Verwaltungsaufgaben Rechenschaft schulde, gibt es hier noch nicht mal eine externe Disziplinierungsinstanz und ich habe ja leider einen unseligen Hang zum Verlottern.
Ich fürchte mich also plötzlich ein wenig davor, was passieren wird, wenn ich nicht mehr regelmäßig ins Büro gehen muss.

Gleichzeitig ist es natürlich so, dass meine Ansprüche an die Verwaltung meiner privaten Themen nicht weniger Professionalität erwarten als meine berufliche Tätigkeit, beruflich sind nur die Zahlen größer.
Aber eine Buchhaltung ist eine Buchhaltung und die sollte aus meiner Sicht immer professionellen Ansprüchen genügen, egal, ob ich 10.000 € verwalte oder 10.000.000.000 €.

Blöd ist aber auch, dass mich niemand mehr kontrolliert, d.h. ich kann meine Buchhaltung nicht einfach irgendwie zusammenstellen und dann dem Steuerberater geben in der Hoffnung, dass es dort gerichtet wird, diese entlastende, letzte Kontrollstufe habe ich nicht, ich muss mich selber kontrollieren - und mich auch selber dafür zurechtweisen, wenn ich geschludert habe oder Sachverhalte vermurkst sind.

Immerhin bin ich sehr gut darin, mich selber anzumeckern, was aber nur bedingt hilft.
Ich merke, wie mich mit zunehmender Murksmenge, die sehr schnell durch Liegenlassen entsteht, mein eigenes Gemecker immer mehr schreckt und frustriert und ich auf mein professionelles Steuerberatergemecker reagiere wie andere Mandanten auch: Kopf in Sand und nicht mehr hinschauen. Es ist wirklich faszinierend, denn obwohl ich genau weiß, was da grade passiert, sitze ich bewegungslos wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange vor dem sich stapelnden Posteingang und denke bockig: Ich habe doch Urlaub.

Dabei hat man nie Urlaub vor sich selber.
Das allgemeine Standardleben muss man täglich absolvieren und ob es einem passt oder nicht, aber zum allgemeinen Standardleben gehört halt mehr als nur Einatmen und Ausatmen, mehr als nur das Hier und Jetzt. Das allgemeine Standardleben wird unter der Prämisse des Going-Concern-Prinzips geführt, d.h. man ist auch im Hier und Jetzt und auch im Urlaub für das Morgen und das Danach verantwortlich.

Ich hatte nur eine Zeitlang vergessen, daran zu denken, aber jetzt geht es wieder, ich muss die Gedanken in meinem Kopf wohl auch mal frühjahrsputzen, da scheinen noch eine Menge vergammelte und ungültige Reste aus der Vergangenheit in den Ecken festzuhängen, die den Schwung, also den Flow, behindern
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Sonntag, 3. April 2022
Saubermachtag und Typ unauffällig
Ich habe heute mal die Dinge im Haus geputzt, die nur alle paar Jahre geputzt werden, also sowas wie im Bad hinter, unter und in den Schränken. Auf dem Fenstersims im Bad stehen meine Ohrringständer und auf der Heizung im Schlafzimmer steht eine Kiste (offen) mit Broschen und Kettenanhängern, alles war unendlich verstaubt und das Silber tiefschwarz angelaufen, benutzbar ist der Schmuck in dem Zustand eh nicht, ich ekelte mich schon länger davor.

Jetzt ist alles wieder sauber und vor allem durchsortiert, eine große Menge Schmuck ist in einer Flohmarktkiste gelandet, der hässliche unechte sofort im Mülleimer und es fühlt sich gut an.

Früher habe ich jeden Tag andere Ohrringe getragen. Abends habe ich sie rausgepult abgenommen und morgens irgendein anderes Paar wieder angelegt.
Genauso habe ich das mit Ringen gemacht. Und mit Ketten sowieso.

Ich besitze sehr viel Schmuck und ich habe auch immer viel Schmuck getragen.
Durch meine jahrzehntelange Flohmarktgeherei besitze ich viele wertvolle Stücke, mit CW war ich früher auch häufiger mal auf Schmuckauktionen und dann hatten wir ja auch noch gute Kontakte nach Südafrika.

Vor einigen Jahren gab es hier im Ort eine größere Einbruchserie, das schreckte mich auf und ich packte die wirklich wertvollen Stücke zusammen und legte sie in einen Safe.
Seitdem sie nicht mehr in der Kiste in meinem Schlafzimmer sind, trage ich sie auch nicht mehr, ist ja viel zu umständlich.

Vor über zwei Jahren (also kurz vor Corona) war ich beim Augenarzt, weil meine Augen ständig tränten und juckten und ich morgens mit dicken Krusten am Lidrand aufwachte. Die Ärztin diagnostizierte eine Lidrandentzündung, verordnete Antibiotika und strenges Schminkverbot.

10 Tage später waren die Verkrustungen am Morgen weg, aber das Tränen und Brennen blieb - die Ärztin diagnostizierte eine chronische Lidrandentzündung, empfahl mir Cremes und Augentropfen und gab mir den Rat, die Augen so wenig wie möglich zu schminken.

Seitdem habe ich meine Augen nicht mehr geschminkt, gar nicht, nada, und ich fühle mich unglaublich gut damit.
Über 40 Jahre habe ich meine Augen jeden Morgen geschminkt. Das war genauso selbstverständlich wie Zähneputzen.
Von einem Tag auf den anderen habe ich das aufgehört und freue mich seitdem jeden Morgen, dass ich auch wirklich keinerlei Bedürfnis mehr nach Lidstrich, Wimperntusche und Co. habe.

Zeitgleich habe ich aufgehört meine Ohrringe zu wechseln und Ringe zu tragen.
Das mit den Ringen ergab sich durch die neuen Hygienevorgaben und der sprunghaft gestiegenen Händewaschhäufigkeit.
Händewaschen und -desinfizieren, anschließend eincremen - alles Tätigkeiten für die man am besten keine Ringe trägt, schon gar nicht solche, wie ich sie für gewöhnlich trage, nämlich ziemlich große, ausladende Ringe, ich ließ sie deshalb einfach weg.

Und wenn ich keine Ringe mehr trage, brauche ich auch keine passenden Ohrringe mehr auszuwählen. Seit über zwei Jahren habe ich kleine Diamantstecker in den Ohren, die mich beim Schlafen überhaupt nicht stören - und keinen Bedarf, sie gegen andere Ohrringe zu tauschen.

Das einzige, was ich noch täglich auswählte und wechselte war meine Armbanduhr. Genauso wie ich sehr viel Schmuck besitze, habe ich auch sehr viele Armbanduhren. Wenn ich keine Uhr trage, fehlt mir was, zum Schlafen lege ich sie aber ab. Ich habe eine extra Uhrenschublade, wo alle Uhren drin liegen. Jeden Morgen wählte ich früher einen (oder zwei) Ringe, ein Paar Ohrringe, eine Kette und eine passende Uhr, manchmal auch noch ein Armband, das aber nicht täglich.
Bis letzten Sommer war die Uhr das einzige, was ich noch jeden Morgen passend aussuchte, alle anderen Accessoires verstaubten vor sich hin, aber Uhr (und Brille) brauche ich zum Vollständigkeitsgefühl.
Dann kaufte ich mir eine Smartwatch und habe seitdem keine andere Uhr mehr getragen.

Smartwatch, ja ich weiß, wie ich da lange verächtlich drüber gelästert habe, weil es tatsächlich eigentlich keinen vernünftigen Grund gibt, weshalb man so ein Ding braucht. Aber dann las ich, dass man mit der Smartwatch auch mit Maske an sein Handy entsperren kann und dass man damit mit Maske an bezahlen kann und das waren zwei Argumente, die mich nachdenklich machten, und dann gab es ein unglaublich günstiges Angebot, da konnte ich dann nicht widerstehen (fast 50% Rabatt, damit kriegt man mich immer) - und finde das Ding seitdem tatsächlich sehr praktisch. Und ja, ich trage seitdem keine andere Uhr mehr, was enorm schade ist, weil ich wirklich sehr viele, sehr schöne und auch hochwertige Uhren besitze, aber die edlen Uhren liegen jetzt mit im Safe und die anderen verstauben gemeinsam mit dem restlichen Schmuck einfach vor sich hin und im Grunde ist das jetzt auch egal.

Was ich eigentlich sagen wollte: ich habe kein Interesse mehr daran, mich mit Schminke, Accessoires und aufwändigem Styling (extra) herauszuputzen.
Es begann mit dem "nicht mehr Schminken", durch das ich bemerkte, dass mich die Menschen kein Stück anders behandelten, ob mit oder ohne MakeUp und so lernte ich, dass ich da vorher wohl meine eigene optische Wirkung gewaltig über (oder unter?)schätzt hatte. Wie auch immer, ich kam zu der Überzeugung, dass sich ab einem bestimmten Alter (ich denke, spätestens, wenn man aus der Gebärfähigkeit raus ist), die Schwerpunkte in der sozialen Kommunikation verschieben und dass es klug ist, wenn man das selber bemerkt und darauf reagiert.

Meine Reaktion bestand darin, dass ich leichte Panik bekam, als ich bemerkte, dass ich zwar meinen Typ neu definieren sollte, also streiche "sexy" und ersetze es durch "?" - tja, durch was?, ich wusste zunächst nämlich nicht, was ich als Alternative anstreben sollte.
Ich wusste nur, was ich alles nicht will.
"Scharfe Alte" ist kein Kompliment, was ich herausfordern möchte.
Und auch "Was, soo alt bist du schon? Das hätte ich nicht gedacht. Du siehst mindestens 10 Jahre jünger aus." ist kein Dialog, den ich erstrebenswert finde.
Auch Bemerkungen wie "hast dich gut gehalten" oder "natürlich kannst du noch einen Minirock tragen" finde ich überflüssig.
Bodyshaming sozial zu übertünchen ist grade schick und für mich heißt das: Es wird gelogen, was das Zeug hält und jede positive Bemerkung über die Optik einer nicht mehr gebärfähigen Frau garantiert dem Sprecher extra Karmapunkte.

Schließlich ist mir aber aufgefallen, dass ich mich vorzugsweise gar nicht über meine Optik definieren möchte. Am allerliebsten möchte ich optisch so unauffällig sein, dass niemand zweimal hinschaut.
Noch besser wäre es, wenn ich gar nicht erst wahrgenommen werde. Optisch.
Ich bin nämlich durchaus in der Lage mich auf anderen Wegen in eine Kommunikation einzuschalten (dafür bin ich wirklich alt genug inzwischen) und eine Situation, in der ich nicht wahrgenommen werde, weil ich optisch eben so unauffällig bin, dass ich quasi unsichtbar bin, finde ich in keinster Weise negativ, im Gegenteil, ich sehe hier sogar viele Vorteile.
Ich steuere aktiv, wann ich wahrgenommen werden möchte, und dass mir das immer auch ohne optische Unterstützung gelingt, davon bin ich sehr fest überzeugt.

Ich habe für mich also beschlossen "sexy" durch "unauffällig" zu ersetzen und anschließend bemerkt, dass das gar nicht so einfach ist.
Unauffällig ist nämlich nicht unscheinbar. Graue Mäuse sind durchaus auffällig, sie werden in der Regel aber als negativ, weil langweilig wahrgenommen.
Der Typ "Gemeindepfarramt" ist ein Typ, der ist mir noch unangenehmer ist als der Typ "schrille Alte", nur knapp gefolgt vom Typ "Vorsitzende der Landeselternschaft".

Unauffällig ist auch nicht ungepflegt, ganz im Gegenteil. Ökotussi ist ebenfalls ganz gewiss nicht unauffällig.

Jedes Styling mit viel blingbling scheidet aus, überhaupt scheidet jedes Styling aus, dem man ansieht, dass es ein Styling ist. Ich glaube, "unauffällig" ist der schwierigste Style von allen. Aber ich arbeite dran.

Meine Highheels habe ich aussortiert, sie haben ihren Sinn verloren.
Meinen Schmuck habe ich heute geputzt und anschließend weggeräumt, das meiste brauche ich wohl auch nicht mehr, so führte das eine zum anderen.

Meine Angewohnheiten und Vorlieben haben sich in den letzten zwei Jahren also stark geändert, von einem Mensch, der sich IMMER geschminkt und auffällig gestylt hatte, bin ich zu jemandem geworden war, der sich innerlich über Menschen amüsiert, die offensichtlich viel Zeit und Mühe in ihr Styling und ihr Outfit stecken und dabei nicht nur Kosten, sondern auch Unbequemlichkeiten bis hin zu Schmerzen (ich sach nur Highheels der wirklich unangenehmen Sorte) bereit sind zu ertragen, nur um nach außen eine Schale präsentieren zu können, ohne die sie sonst augenscheinlich meinen, ihrem Selbstbild nicht gerecht zu werden.

Jeder Mensch folgt den Vorgaben seines Selbstbildes, ich bin für mich aber sehr froh, dass ich nur noch "unauffällig" realisieren muss, hätte schlimmer kommen können
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Samstag, 5. März 2022
Kleiner Exkurs zur Wirtschaftlichkeit von Immobilien
Immer noch schönes Wetter und heute gelang es mir sogar rechtzeitig vom Computer wegzukommen, weil ich mich für 11h mit einem Mieter verabredet hatte, um vor Ort Dinge zu besichtigen.

Mit diesem Haus läuft alles bestens, die Mieter sind zufrieden, freuen sich, dass sie so eine schöne Wohnung haben und kümmern sich um das Haus als sei es ihr eigenes. Besser kann man es als Vermieter ja nicht treffen.
Allerdings sollte man aus diesem positiven Fall nicht pauschal verallgemeinernd schließen, dass Immobilien grundsätzlich eine gute Kapitalanlage sind.

In der Zeit-online gibt es eine Kolumne, in der eine "Finanzexpertin" regelmäßig Tipps zur Geldanlage gibt.
J hat mir den letzten Artikel verlinkt (Euro) und fragte mich, was ich davon halte.

Es geht darum, dass die Dame davon überzeugt ist, dass vermieteter Immobilienbesitz die beste Geldanlage überhaupt sei, weil sie so super rentierlich sei, viel besser als jede Aktie oder andere Geldanlage und zum Beweis errechnet sie sich wahrlich bewundernswerte Renditen.

Ausgangswerte: Ich kaufe eine Immobilie für 3.500 € den Quadratmeter, vermiete sie für 10 € den Quadratmeter pro Monat und werde dann stinkereich.

Rechnung: 10 € im Monat = 120 € im Jahr und 120 € sind 3,4% von 3.500 €,geile Rendite. Sagt die Lady.

Spannend finde ich den selbstbewussten Ansatz von 10 € Miete pro Quadratmeter, der deutschlandweite Durchschnittssatz liegt aktuell bei 6,90 € Miete pro Quadratmeter.* Aber wenn man so eine Kolumne schreibt, müssen die Zahlen ja auch passen und das erreicht man am leichtesten dadurch, dass man sie sich einfach ausdenkt.
*Wenn es interessiert: Die Auswertung "Wohnen" von Statista finden Sie hier.


Sie übersieht dabei außerdem, dass der einfache Kaufpreis einer Immobilie nicht alles ist, was man dafür bezahlen muss, wenn man sie kauft, sondern es gibt noch so etwas wie Grunderwerbsteuer, Notarkosten, Grundbuchkosten und in vielen Fällen auch noch Maklerkosten. Das addiert sich schnell auf locker 10% Erwerbsnebenkosten und macht aus einem Kaufpreis von 3.500 € dann ruckzuck 3.850 €.
Mehr Miete bekomme ich deshalb nicht, so dass die Rendite von eben noch 3,4% plötzlich auf 3,1% sinkt. (Und das auch nur, wenn ich wirklich die 10 € kalt pro Quadratmeter bekomme, sonst möchte man lieber gar nicht mehr nachrechnen.)

Sie übersieht dabei außerdem, dass eine Immobilie Kosten verursacht, die man nicht auf den Mieter umlegen kann. Dazu gehören Instandhaltungen und Verwaltungskosten. Als branchenüblichen Durchschnittswert kann man hier ca. 1,5% der Anschaffungskosten ansetzen, von den errechneten 3,1% bleiben nach Kosten also höchstens noch 1,6%.
Und davon muss dann auch noch das Mietausfallrisiko abgedeckt werden und der Wertverlust. (und die Finanzierung, aber das lasse ich hier bewusst aus, weil es zur Zeit tatsächlich Finanzierungen gibt, die sind so günstig, dass man daran verdienen kann.)

Aber ansonsten, ja, richtig gelesen, Wertverlust. Denn dass Immobilien im Preis steigen ist leider weder garantiert noch normal. Was mit hoher Wahrscheinlichkeit im Wert steigt, das ist das Grundstück. Was aber im Wert verliert, dass ist das Gebäude.

Die durchschnittliche Lebensdauer eines Mehrfamilienhauses liegt bei 37 Jahren.…

Aber selbst wenn ich mit 50 Jahren rechne, bedeutet das immer noch 2% Wertverlust pro Jahr auf das Gebäude.
Den Wertverlust des Gebäudes kann ich natürlich mit steigenden Grundstückskosten auffangen.

Aber üblicherweise macht das Gebäude den weit größeren Teil der Anschaffungskosten aus (insbesondere bei Eigentumswohnungen), rechnen wir mal grob geschätzt (positiv geschätzt!) 20% Grundstück, 80% Gebäude.

Wenn das Grundstück also den Wertverlust des Gebäudes kompensieren soll, müssen die Grundstückspreise pro Jahr um durchschnittlich 8%* steigen.
*(linear, bezogen auf das Anschaffungsjahr)

Die Statistik sagt, dass das bisher nicht geklappt hat…(und die Statistik habe ich oben verlinkt.)

Jetzt ist es nicht so, dass ich grundsätzlich Immobilien als schlechte Kaitalanlage betrachte, ganz im Gegenteil ich habe einige und alle haben sich gerechnet, aber sie als bessere Kapitalanlage als Aktien zu bezeichnen, nun, das sollte man vielleicht etwas vorsichtiger formulieren.

Außerdem gibt es noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Grund, der für Aktien und gegen Mietwohnungen spricht: Aktien rufen nicht an, wenn die Heizung ausgefallen ist oder der Wasserhahn tropft. Aktien sind so ungemein viel pflegeleichter und angenehmer im Alltagsumgang, dass meine Empfehlung für Leute, die einfach nur Geld zur Kapitalbildung anlegen wollen: Nehmt Aktien, aber keine Immobilien, für Aktien muss man kaum was können oder wissen, Immobilien sind deutlich anstrengender und komplizierter im Umgang
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Freitag, 28. Januar 2022
Kompromisse
Wochenende!
Was für eine Woche, einerseits sehr erfolgreich, gleichzeitig aber auch enorm anstrengend und fordernd, zum Abschluss gab es heute noch ein großes Streitgespräch im Zusammenhang mit dem großen Projekt, was ohne Ergebnis endete, ein Zustand, den ich als enorm unbefriedigend empfinde.

Ich glaube, Diplomatie ist nicht meine Kernkompetenz, aber auch mit Abstand und nach mehrmaligem Durchdenken der Verhandlung fehlt es mir an der Einsicht, weshalb so ein vorsichtiges Rumlavieren und Drumherumreden um die simplen Fakten eine bessere Lösung für den offensichtlichen Dissens bringen soll als eine klipp und klare Zusammenfassung der Realität, die dann im Ergebnis nur eine simple Entscheidung erwartet: Ich will oder ich will nicht.

Ich gebe es zu, ich bin ganz klar kein Freund von Kompromissen.
Kompromisse macht man, wenn man ein übergeordnetes Ziel hat, was man unbedingt erreichen will, so dass man auch bereit ist, diesem einen superwichtigen Ziel andere Ziele bedenkenlos zu opfern.

Einen Fehler macht man, wenn man dabei vergisst, das eine übergeordnete Ziel jederzeit kritisch zu hinterfragen, denn Kompromisse zu schließen für Ziele, die einem bei genauerem Hinsehen vielleicht doch nicht so wichtig sind, ist sehr dumm und wahrlich nicht zielführend. Nachhaltig übrigens auch nicht.

Und deshalb finde ich es am sinnvollsten, bei Streitigkeiten als allererstes mal zu klären, ob beide Parteien auch wirklich ein gemeinsames großes Ziel haben. Denn wenn eine der Parteien irgendwann bemerkt, dass sie eigentlich ja gar kein Interesse an einem gemeinsamen "ich will" hat, dann kann man sich das gesamte mühsame Kompromissgehampel auch gleich schenken und sich lieber damit beschäftigen, wer bei der Trennung die Kinder bekommt und wer die Kohle
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Montag, 17. Januar 2022
Meine Geschichte vom Telefon
Früher habe ich gern und viel und lange telefoniert.
Früher, - das war als Telefonieren noch umständlich, teuer und unbequem war.
Früher gab es in einem Haushalt nur ein Telefon und das hing an einer Schnur, die immer zu kurz war, um das Telefon dorthin mitzunehmen, wo es privater und/oder bequemer gewesen wäre zum telefonieren.
Früher konnte man Telefone nicht einfach mit sich rumtragen und Mobiltelefone hatte schon gleich überhaupt gar niemand.

Ich habe Stunden und Stunden in Telefonzellen verbracht und als ich mal einen (heimlichen) Freund am anderen Ende der Republik hatte, habe ich jede Woche drei Stunden extra gearbeitet, um einmal pro Woche eine dreiviertel Stunde Ferngespräch aus einer Telefonzelle finanzieren zu können.

Mitte der 80er hatte ich dann mein erstes schnurloses Telefon, im Festnetz natürlich, aber auch hier war schnurlos ja anfangs etwas Besonderes. Kurz vorher hatte ich meine erste eigene Wohnung bezogen, d.h. Privatsphäre war gar kein Problem mehr, aber neue Technik fand ich schon immer anziehend.

In meiner ersten eigenen Wohnung habe ich mich überhaupt das erstmal sehr ausführlich mit der Technik hinter dem Telefonanschluss beschäftigt und hatte großen Spaß daran, dass ich mir in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung sogar zwei Telefone parallel anschließen konnte. Ich hatte eines im Wohnzimmer und eines im Schlafzimmer. Wahrscheinlich war das verboten, aber ganz sicher wusste man das gar nicht, denn es gab zum ersten Mal Telefonsteckdosen und natürlich die dazu passenden Telefone mit "Stecker", also diese TAE-Stecker.
Diese Telefonsteckdose wurde jetzt einfach an der Stelle angebracht, wo vorher die Schnur des alten grauen Telefon fest mit dem Wandanschluss verbunden war. Ich habe übrigens keine Erinnerung mehr daran, wie diese Wandanschlussverbindung ohne Stecker tatsächlich montiert war, mein technisches Interesse setzte erst ein, als es diese Steckdosen mit TAE-Steckern gab und ich bemerkte, dass man sich hier selber ein Telefonnetz ausbauen kann.

Als ich meine neue Wohnung bezog und deswegen einen neuen Telefonanschluss beantragte, kam der Mann von der (damals noch) Post, brachte das neue Telefon mit (ich hatte ein blaues Tastentelefon bestellt, sooo schön), schloss die Steckdose an, stöpselte das Telefon ein, wählte eine geheime Nummer, mit der er das grade angeschlossene Telefon selber zum Klingeln bringen konnte, bemerkte, dass es in meiner Wohnung noch einen zweiten Anschluss geben muss, fand ihn im Schlafzimmer und legte ihn dadurch lahm, dass er einfach einen "Deckel" draufklemmte, denn ein zweiter Anschluss hätte Aufpreis gekostet. Ich habe ihn bei diesen Tätigkeiten sehr genau beobachtet und am nächsten Tag einen Freund gefragt, ob man diese Telefonsteckdosen auch irgendwo privat kaufen könnte. Konnte man, und er vermittelte mir nicht nur den Kontakt zu jemandem, der diese Dosen verkaufte (schwer zu raten, wo der arbeitete und was der von Beruf war?.) sondern dieser Mensch erklärte mir auch ganz genau, welche Anschlussmöglichkeiten es dafür überhaupt gab. Fand ich unglaublich spannend und damit begann meine private Telefontechnikerkarriere.

Die analoge Telefontechnik war noch sehr einfach zu verstehen, die habe ich von da an immer selber angeschlossen, beim Zusammenklemmen von Leitungen konnte man auch dran rumexperimentieren, ohne dass gleich die Leitung zusammenbrach oder das überhaupt irgendjemand bei der Post mitbekam, dass da jemand dran rumspielte, so dass ich den ursprünglich als Wechselanschluss vorgesehenen Zweitanschluss in meiner Wohnung auf parallel umstellen konnte.

Als ich das nächste Mal umzog, zog ich gleich in ein ziemlich großes Haus mit vielen Etagen und Zimmern, ich wohnte jetzt auch nicht mehr alleine, sondern mit CW, der ausgewiesener Telefonjunkie war.
Dementsprechend viele Telefone hatten wir in dem Haus, die Technik dahinter war aber noch die gleiche, wir brauchten jetzt jedoch drei Rufnummern und damit auch drei Anschlüsse, denn ISDN gab es noch nicht: Eine Nummer für mich, eine Nummer für CWs geschäftliche Kontakte und eine fürs Fax.

Da CW meistens keine Lust hatte, seine geschäftlichen Anrufe entgegenzunehmen (Achtung, Mandant droht mit Auftrag), liefen fast alle Anrufe für diese Nummer auf einem Anrufbeantworter auf, den CW "Anrufaufzeichner" nannte, weil die Anrufe ja eben nicht beantwortet wurden.

Ich habe versucht, meine Nummer so gut es geht geheim zu halten, denn jeder gewitzte Mandant, der in den Besitz meiner Nummer kam, rief nie mehr auf CWs Nummer an, was mich mehrfach sehr ärgerte.
Die Unterschiede in den Leitungen waren nur für eingehende Anrufe von Bedeutung, denn je nachdem, welche Nummer angerufen wurde, klingelte eben nur dieses oder jenes Telefon bzw. sprang der Anrufbeantworter an. Da es noch keine Rufnummernanzeige gab, war es beim Rausrufen egal, welches Telefon man benutzte, der Anrufer sah ja nicht wer anrief bzw. von welche Telefonnummer der Anruf kam, das vereinfachte das Raustelefonieren zwar enorm, bedeutete aber umgekehrt auch, dass ich ebenfalls nicht erkennen konnte, wer anrief.
Das waren noch richtig aufregende Telefonzeiten damals.

CW besaß schon seit Mitte der 80er Jahre ein Autotelefon, zu Beginn der 90er hatte er eines der ersten tragbaren "Mobiltelefone", ein sogenanntes C-Netz-Telefon, das wog ca. 2kg und er liebte es, sich das Ding zum Spazierengehen umzuhängen, um sich dann mitten im Wald darüber aufzuregen, dass er in einem Funkloch steckte. CW telefonierte dauernd und ständig. Jeden eingehenden Anruf nahm er nur unter großem Geschimpfe an, "Sie stören mich!" war oft sein Begrüßungssatz am Telefon, was ihn aber nicht hinderte, auch in extrem unpassenden Situationen ans Telefon zu gehen. Er selber rief aber auch ohne Hemmungen Menschen wegen völliger Nichtigkeiten an.

Anfang der 90er Jahre kam dann das D-Netz auf, und zwar gab es D1 von der Telekom und D2 von Mannesmann. Die D1 Nummern begannen mit 0171, die D2 Nummern mit 0172. In den ersten Jahren konnte man an der Vorwahl der Mobilnummer eindeutig erkennen, bei welchem Anbieter man seinen Vertrag abgeschlossen hatte.

Mitte der 90er legte ich mir dann selber auch ein Mobiltelefon zu, es war mir wichtig, jederzeit erreichbar zu sein, wenn ich nicht zuhause war. Wenn man sich als Mutter schon nicht selber um seine Kinder kümmert und das Aufpassen an fremde Leute delegiert, dann sollte man wenigstens erreichbar sein, wenn es ein ernstes Problem gibt. Fand ich - und trug seitdem mein Mobiltelefon immer mit mir rum.

Mein erstes Mobiltelefon war ein Nokia 1011 in quietschegelb, passend zu meinem ebenfalls gelben Puntocabrio. Das Telefon hatte mir ein Bekannter auf nicht näher zu nennenden Kanälen für einen enorm günstigen Preis besorgt und ich war sehr stolz darauf, aber damals waren nicht nur die Telefone teuer, das Telefonieren damit war noch teurer, weshalb ich es so gut wie nie zum Anrufen benutzte, sondern nur um angerufen zu werden.

CW, der Vieltelefonierer, hatte einen sehr teuren Mobilfunkvertrag, mit dem er dafür sehr günstig telefonieren konnte. Ich hatte einen sehr günstigen Mobilfunktarif, mit entsprechend hohen Minutenpreisen, aber dem extra Bonus, dass Telefonate, die nicht länger als 10 Sekunden dauerten, umsonst waren. Wenn ich also wirklich von meinem Mobiltelefon aus mit jemandem telefonieren wollte, rief ich den gewünschten Gesprächspartner an, brüllte ganz schnell: "Ruf mich zurück" und legte wieder auf. Da mein häufigster Gesprächspartner CW war, hatten wir uns sehr schnell an diese Methode gewöhnt und diesen Handytarif mit dem freien 10 Sekunden habe ich viele Jahre behalten.

Wenn man vom Festnetz aus ein Handy anrufen wollte, dann war man gut beraten, wenn man dafür eine extra Vorwahl nutzte. Mit solchen Vorwahlen verließ man das Gebührennetz der deutschen Telekom und schloss einen Einmalvertrag mit irgendeinem anderen Anbieter, über den man dann die Verbindung zu der Handynummer zu deutlich niedrigeren Minutenpreisen herstellen konnte. Dasselbe galt für Auslandstelefonate. Da jeder Anbieter unterschiedliche Tarife je nach Mobilfunknetz und je nach Ausland verlangte, gab es eine lange Länder-Übersicht, welche Anbietervorwahl man für welches Gespräch am geschicktesten nutzte. Bei Handyanrufen war es wichtig, zu wissen, in welches Handynetz man anrufen wollte, denn für Anrufe zu einem D1 Handy brauchte man eine andere Anbietervorwahl als für Anrufe zu einem D2 Handy.

Meine frühere private Telefonierleidenschaft nahm aber mit der Zunahme an problemlos verfügbarer Privatsphäre zum Telefonieren umgekehrt proportional ab.
Beruflich musste ich immer mehr telefonieren und musste dabei auch viele lästige Telefonate erledigen, was mein Verhältnis zum Telefon eindeutig negativ beeinflusste.
Aber auch die veränderte Wohn- und Lebenssituation, änderte die Bedürfnisse. So war ich mit dem Menschen, mit dem ich am allerliebsten redete, sowieso den ganzen Tag zusammen, aber genau dieser Mensch hatte für mein Gefühl viel zu wenig Zeit, um mit mir zu reden, weil er ja ständig telefonierte.
Nach und nach wandelte sich so das Telefon in meiner Wahrnehmungssphäre von einem heißgeliebten Kommunikationsvereinfacherer zu einem äußerst lästigen Kommunikationsverhinderer.

Mitte der 90er Jahre zogen wir mal wieder um und hatten in dem neuen Haus dann einen ISDN-Anschluss.
ISDN ist allerdings eine entschieden kompliziertere Technik als das robuste, analoge System. An ISDN Leitungen kann man längst nicht mehr selber einfach so rumbasteln, denn geraten zufällig zwei Drähtchen aneinander, die nicht aneinander gehören, gibt es schwupp, einen Kurzschluss und die gesamte Leitung ist tot. Dann muss man erst bei irgendeiner Telekomservicestelle anrufen (was zu Zeiten, als Handys noch nicht so verbreitet waren, eine echte logistische Herausforderung darstellte, denn womit ruft man an, wenn es das Telefon nicht tut? Da macht man sich heute gar keine Gedanken mehr drum) und darum bitten, dass einem die Leitung wieder aufgeschaltet wird.

ISDN war also wesentlich zickiger als das ganz alte, analoge System, außerdem brauchte man plötzlich komplizierte "Telefonanlagen" und überhaupt wurde alles deutlich komplexer, ohne dass ich einen spürbaren Unterschied bzw. Vorteil für das reine Telefonieren hätte feststellen können.
Ein eindeutiger Nachteil war, dass wir zwar nach wie vor drei verschiedene Telefonnummern hatten (CWs-Nummer, meine Nummer und das Fax), aber nur noch zwei Leitungen, und das bedeutete, dass besetzt war, wenn zwei Leitungen benutzt wurden.

Kurz nach dem Umzug und der Installation der ISDN-Anlage entdeckte CW das Internet und damit begann unserer hausinterner Telefonstress. Denn um ins Internet zu gelangen, musste man sich Einwählen und dazu brauchte man eine Telefonleitung.
Wenn dann während so einer Internetsitzung das Telefon schellte und CW in aller Gelassenheit eines seiner stundenlangen Telefonate führte, dabei aber die Internetsitzung nicht beendete, weil er damit ja noch nicht fertig war, dann blockierte er so beide Leitungen und das bedeutete, dass bei uns das Telefon stundenlang besetzt war.

Da ich zu Beginn unserer Beziehung und aufgrund meiner Telefontechnikbegeisterung für die Einrichtung der Telefone in unserem Haushalt zuständig war (und sein wollte), blieb mir diese Zuständigkeit auch als die Technik komplizierter wurde und ich es eher lästig fand, mich in der ständig komplexer werdenden Welt von Telefon und Internet immer auf dem Laufenden halten zu müssen, aber immerhin war ich so immer der Chefadministrator der Telefonanlage und das hatte auch Vorteile, wie ich zum Glück irgendwann bemerkte, denn wenn CW mal wieder beide Leitungen blockierte, konnte ich über die Telefonanlage kurzerhand alle Leitungen deaktivieren, und so auch seine vergessene Internetsitzung beenden. Es brach dann zwar auch sein Telefongespräch zusammen, aber das war ein nicht zu vermeidender Kollateralschaden.

Als wir 2002 in unsere Fabrik umzogen, gab es für Internet mittlerweile schon einen eigenen Anschluss, der Internetzugang blockierte also keine Telefonleitung mehr und die gesamte Anschlusstechnik war noch mal einen großen Schritt komplizierter geworden. Inzwischen brauchte man Splitter und Router und natürlich eine komplexe Telefonanlage, wir kauften eine Agfeo-Anlage, weil eine Fritzbox für unsere Bedürfnisse zu klein gewesen wäre.

Irgendwann wuchs mir die Technik aber über den Kopf und ich verlor den Ehrgeiz, das gesamte Gewusel immer alleine zu bedienen und natürlich zu reparieren und zu richten, denn irgendeine Störung hatte das System fast immer.
Also beauftragten wir einen Telekommunikationstechniker, der dann Dinge mit unserem System machte, die ich nicht mehr verstand, was mich wiederum so sehr nervte, dass ich an das große System der Profianlage eine kleine Fritzbox als "Unterverteilung" klemmte und dann unabhängig von CW und seinen geschäftlichen Bedürfnissen und Leitungen mein eigenes, kleines familieninternes WLAN-Netz betrieb. Für die Pflege der "großen" Leitungen war ich nicht mehr zuständig, das machte jetzt ein Profi, ich kümmerte mich nur darum, dass mein Rechner einen guten Netzzugang hatte und dass meine private Festnetznummer problemlos zu erreichen war.
Mein Netz funktionierte gut, CW war dagegen meist unglaublich genervt, aber dafür war ich ja nicht mehr zuständig, ich war mit meiner kleinen Privatlösung vollkommen zufrieden.

Für die Kommunikation mit anderen Menschen war ich fast komplett aufs Internet und E-Mails umgestiegen. Ich telefonierte nur noch sehr selten und die meisten Gespräche waren beruflich oder zum Austausch irgendwelcher wichtiger Sofortinformationen, das meiste davon familieninterne Organisationsabstimmungen.

SMS mochte ich nie besonders, um kurze Infos zu versenden, finde ich es okay und ziehe SMS dann auch dem Telefon vor, aber für Plaudereien aller Art ist mir das Medium zu umständlich.
Ich kann ja auch bis heute nichts mit Twitter anfangen, ich bin wahrscheinlich einfach der falsche Typ für kurze Texte.

Im privaten Bereich verloren Telefone also immer mehr an Bedeutung, im Grunde benutze ich seit Jahren ein Telefon nur noch in Ausnahmesituationen.

Es gab allerdings ein Jahr, in dem habe ich fast täglich mindestens eine Stunde (und wenn möglich gerne auch länger) privat telefoniert, das war das Jahr als ich meinen Westfalenmann kennengelernt hatte und wir noch 200km auseinander wohnten. Heute grinsen wir beide über unsere damalige Telefonierleidenschaft, aber wir hatten uns ja insgesamt fast 100 Jahre Leben zu erzählen und das dauert natürlich.

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Vor 15 Jahren stellte Apple das erste iPhone vor, aktuell wird viel darüber geschrieben und eine Menge kluge Leute sagen, dass das Smartphone eine der bedeutendsten Erfindungen überhaupt war, und dass sich die Gesellschaft damit maßgebend verändert hat.
Telefon war ein Meilenstein, das Internet ebenfalls, aber ein Gerät, was beides vereint, klein und handlich ist und dazu noch Navigationsgeräte, Fotoapparate und Fotoalben ersetzt, ein wandelndes Spieleparadies ist, als Fernseher, Musikbox und Notizbuch verwendet werden kann und von jedem kinderleicht zu bedienen ist, da wundert es nicht, dass mittlerweile fast vier Milliarden Menschen weltweit ein Smartphone benutzen und es so ziemlich für den wichtigsten Lebensgegenstand überhaupt halten.

Bei der Frage, worauf man eher verzichten könne, auf ein Auto oder ein Smartphone, entscheidet sich eine große Mehrheit für das Smartphone, ich finde das absolut bemerkenswert.

Ich persönlich würde allerdings ohne zu zögern mein Smartphone hergeben, weil es sich relativ einfach durch allerlei Einzelgeräte ersetzen lässt und das für mich insgesamt nur eine überschaubare Unbequemlichkeit bedeutete.

Für alles, was mit Internet zu tun hat, benutze ich sowieso viel lieber einen richtigen Computer, ein Smartphone ist für mich immer nur eine Notlösung, wenn ich grade nicht an einem Rechner sitze und trotzdem irgendwas mit Internet machen will.
Bevor ich kein Auto mehr habe und auf den öffentlichen Nah- und Fernverkehr angewiesen bin und laufen muss, verzichte ich deshalb ohne Bedenken auf die paar Situationen, wo ich unterwegs bin und jetzt und sofort Dinge aus dem Internet benötige.

Die Angewohnheit, für jede erdenkliche Frage jederzeit sofort eine Antwort bekommen zu wollen, ist noch relativ neu und ich glaube, sie ist mir auch nicht so wichtig, kann ja nicht lange dauern, bis ich wieder vor einem PC sitze, dort lässt sich das meiste sowieso deutlich komfortabler recherchieren oder erledigen.

Die in das Smartphone integrierte Navigationssoftware ist genauso praktisch wie die Kamera, aber beides durch Einzelgeräte mit denselben Funktionen ersetzbar und wenn ich ein Navi oder eine Kamera mal nicht dabei habe, na, dann sei's drum, ich werde es überleben.

Dasselbe gilt für Bücher, Musik, Filme und Spiele - ich bin über 40 Jahre immer mit einem Buch in der Tasche durch die Weltgeschichte gezogen und wenn ich ein Buch dabei habe, dann brauche ich keine Musik und erst recht keine Filme oder Spiele, um Langeweile- oder Wartezeiten zu überbrücken. Dass in einem Smartphone immer alles dabei ist, ist zwar bequem, aber ersetzbar.

Insgesamt stelle ich für mich fest, dass ich zwar seit 2009 ein Smartphone besitze, es inzwischen auch enorm vielseitig einsetze und es ungemein bequem finde, dass in diesem kleinen Ding wirklich alles an Können und Wissen enthalten ist, was ich in meinem unterwegs Leben benötigen könnte, dass es aber relativ unbeachtet in der Ecke liegt, wenn ich zuhause bin, weil ich einen richtigen Computer mit Tastatur, Maus und großem Bildschirm entschieden komfortabler finde in der Bedienung als so ein kleines Pisselding.

Für mich ist ein Smartphone vor allem Komfort, wenn ich unterwegs bin, aber der Komfort, den mir ein Auto bietet, um überhaupt unterwegs sein zu können, der ist mir um einiges wichtiger als der Komfort eines Smartphones.

Was mich in diesem Zusammenhang allerdings persönlich maßlos fasziniert, ist die Tatsache, dass es sehr viele Menschen gibt, die gar keinen Computer mehr haben oder ihn nicht benutzen, weil sie alles mit dem Smartphone machen. Bei der Frage, worauf ich eher verzichten könnte, auf einen Computer oder ein Smartphone, gebe ich ebenfalls als erstes bedenkenlos das Smartphone ab, denn bei der Vorstellung, ich müsste dann künftig alles über diesen Minibildschirm mit eingeschränkter Funktionalität machen, da gruselt es mich wirklich
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Mittwoch, 12. Januar 2022
Klappt nicht immer
Wieder ein langer Tag im Büro, heute mit diversen Aufsichtsratssitzungen, da bin ich anschließend immer sehr froh, wenn es vorbei ist.

Unsere Aufsichtsräte sind politisch besetzt, d.h. die Menschen, die in dem obersten Kontrollorgan der Firmen die wesentlichen Entscheidungen bestimmen, die sind nicht in diesen Gremien, weil sie besonders dafür qualifiziert sind, sondern weil sie politisch passend vernetzt sind und zunehmend vor allem auch deshalb, weil sie weiblich sind.

Unter dem Aspekt, dass ich es absolut gerecht finde, dass der Riege der inkompetenten männlichen Politikern in diesen Aufsichtsräten auch genausoviele inkompetente Frauen begegnen, beschwere ich mich gar nicht über die teilweise wirklich peinlich dummen Fragen der Damen, es ist nur sehr anstrengend, dabei immer noch nett, freundlich und zugewandt zu bleiben.

Da jetzt immer mehr Frauen dabei sind, werde ich auch immer häufiger zum direkten Ansprechpartner, weil die Damen rein geschlechtsbedingt gerne mich ansprechen, da sie wahrscheinlich von so einer zwangsläufigen Art der Komplizenschaft ausgehen.

Nun bin ich aber schon seit jeher der festen Überzeugung, dass es weder bei juristischen, noch bei steuerlichen oder bilanziellen und auch anderen betriebswirtschaftlichen Themen überhaupt irgendwelche geschlechtsbedingten Unterschiede geben kann, weshalb ich auf dumme Fragen von Frauen kein Stück verständnisvoller reagiere als ein Mann, wahrscheinlich sogar weniger verständnisvoll.

Tatsächlich rege ich mich über dumme Frauen sogar deutlich mehr auf als über dumme Männer, weil sie ja meiner Lieblingstheorie widersprechen, nämlich dass Frauen das überlegene Geschlecht sind, weil sie alles können, was Männer können und zusätzlich noch die Dinge, die eben nur Frauen können.

Ich finde es wirklich ganz ungemein traurig, aber je mehr Frauen von der aktuell grassierenden Welle des Postfeminismus in Ämter gespült werden, wo sie nix zu suchen haben, um so mehr schäme ich mich, eine Frau zu sein.
Bisher fand ich es ungemein spaßig, über die blöden Männer zu lästern, wenn die Idioten aber plötzlich weiblich sind - ja, was nu?

All den Vorteilen, die ich hatte, weil ich eine Frau bin und die ich jahrelang genüsslich ausgekostet habe, kann ich grade zusehen, wie sie zu Staub zerfallen und das deprimiert mich mehr als ich es erwartet hätte.

Noch ein Grund mehr, weshalb ich froh bin, dass es nicht mehr so lange dauert, bis ich mir das alles nicht mehr ansehen muss
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Samstag, 1. Januar 2022
Erwartungen
Neues Spiel, neues Glück.
Alle Figuren wieder auf Los und dann schauen wir mal, wie sich dieses Jahr entwickelt.

Ich habe heute viele Jahresrückblicke gelesen, überwiegend war man sich einig, dass 2021 ein schreckliches Jahr gewesen sei. Es gab viele Beschreibungen davon, wie sehr am Ende sich die Leute fühlen, wie kaputt, zerstört und aufgerieben sie sind und dass sie wirklich, wirklich nur sehr wenig Positives in diesem Jahr erlebt haben - und ich ziehe beim Lesen ein wenig meinen Kopf ein, ducke mich weg und denke mir "Puh, besser im nächsten Jahr einen noch weiteren Bogen um andere Menschen machen, das klingt nach einer sehr anstrengenden Erwartungshaltung dem Jahr 2022 gegenüber, wenn man als fremder Mensch da einen Fehler macht, wird man sofort angeklagt."

In einem Podcast unterhielten sich Menschen über Empathie und was das für schreckliche Menschen sind, die so völlig kalt und gefühllos durch ihr Leben wandern und keinerlei Empathie für andere zeigen.
Auch das ist eine Erwartungshaltung, der ich sehr gerne aus dem Weg gehen möchte. Ich finde, jeder kann gerne so empathisch sein wie er will oder meint, sein zu müssen, ich finde es aber durchaus übergriffig von den Empathiegenies, andere dafür niederzumachen, dass sie nicht empathisch sind. Würde man versuchen, so eine Situation in Excel zu programmieren, bekäme man den Hinweis auf eine inkonsistente Formel.

Insgesamt fiel mir auf, dass sehr viel Gejammer und Geschimpfe darüber existiert, dass sich manche Leute nicht so verhalten, wie sich andere Leute das vorstellen. Auch hier eine Erwartungshaltung, die ob ihrer dauernden Enttäuschung sehr viel Frust und schlechte Laune mit sich bringt und ich frage mich dann stets, warum so viele Leute auch nach zwei Jahren Pandemie noch nicht gelernt haben, ihre eigene Erwartungshaltung zu hinterfragen.

Als ich letzte Woche meine Kinder von der Fähre abholte und im Auto sofort und als erstes erleichtert die Maske absetzte, fragte mich N, was ich eigentlich getan hätte, wenn eines meiner Kinder sich nicht hätte impfen lassen. Meine Antwort darauf war: "Gar nix. Das ist mir doch egal, ob ihr geimpft seid. Ich bin aktuell ausreichend geimpft, das ist das einzige, was mich interessiert.
Ihr seid alle drei erwachsen und laut Abitur- und Studiumsnachweis gehört ihr zu den oberen 10% unserer Intelligenzia, ihr habt also alle Voraussetzungen dafür, euch bei diesem Thema selber zu informieren und zu entscheiden. Ich fühle mich in keinster Weise dafür verantwortlich, mich ungefragt in euer Leben zu mischen.
Euer Leben, eure Verantwortung, eure Entscheidung.

Wenn sich einer von euch bei dieser Faktenlage gegen eine Impfung entscheidet, dann soll das so sein und ich kann es dann nur bedauernd zur Kenntnis nehmen. Mit demselben Bedauern, mit dem ich akzeptiere, wenn ihr euch tätowieren lasst, die Haare nazikurzrasiert, auf Homöopathie schwört oder an die Ostsee in Urlaub fahrt."

Chacun à son goût - an diesem Lebensmotto werde ich wohl nichts mehr ändern, denn warum sollte ich plötzlich anfangen, von anderen Menschen etwas zu erwarten, was sie im Zweifel nicht erfüllen können? Hilft niemandem, macht aber verlässlich allen schlechte Laune.

Deshalb fand ich es heute auch völlig okay, dass sich mein Westfalenmann nasse Füße hätte holen können, als er gedankenverloren sehr dicht am Wasser stand, seine Füße, seine Verantwortung, ich freute mich aber über das schöne Fotomotiv



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