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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 2. Februar 2024
nur die - ein Leben in 99 Geschichten
Auf meinen Fahrten ins und vom Büro höre ich derzeit das Buch "nur die - Ein Leben in 99 Geschichten" von Heike-Melba Fendel.
Ich bin zu dreiviertel durch, aber immer noch nicht entschieden, ob es mir insgesamt gefällt oder nicht.
Es fasziniert mich aber auf alle Fälle, denn die Idee, sein eigenes Leben in 99 einzelnen Geschichten von jeweils überschaubar Länge zu erzählen, die im Hörbuch dann auch noch von 99 verschiedenen, teilweise sehr bekannten Sprechern vorgelesen werden, diese Idee finde ich super.

Ich habe konstant das Gefühl, da wird ein Blog vorgelesen, denn die Geschichten sind eindeutig im Stil von Blogeinträgen geschrieben. Die Länge passt und die einzelne Zusammenhanglosigkeit, die insgesamt dann aber doch wieder ein rundes Bild ergibt. Außerdem variiert der Stil zwischendurch, je nach dem ob die Blogschreiberin an dem jeweiligen Tag grade gut oder schlecht drauf ist, genervt, angestrengt, albern, gekünstelt, gedrechselt, gelangweilt, aber auch enorm witzig und wohlformuliert, es findet sich wild gemischt jede Stilart und allein das gefällt mir schon gut.

Hörbücher haben leider das Problem, dass man so schlecht Klebezettel oder Bleistiftnotizen am Rand anbringen kann, aber genau danach war mir während des bisherigen Hörens schon mehrfach, denn es sind einzelne, wirklich äußerst gelungen formulierte Satz- und/oder Bildperlen dabei, die ich mir unbedingt merken möchte, noch weiß ich aber nicht genau, wie ich das anstelle.
Vielleicht höre ich es einfach alles ein zweites Mal und lege mir dabei einen Zettel mit Stift auf den Beifahrersitz, so dass ich jedesmal (während der Fahrt, hmmm, räusper, naja, wat mutt, dat mutt) fix den Titel der jeweiligen Geschichte aufschreiben kann, in der besonders merkenswerte Ausdrücke vorkommen.
Ich weiß noch nicht, wie ich das löse, aber einzelne Passagen möchte ich wirklich nicht im schnellen Grau des Vergessens absaufen lassen.

Was mir also gut gefällt sind Sprache und Art des Aufbaus und des Vortrags.

Was mir nicht gefällt, ist das Leben der Autorin selber, bzw. die Person, die die Autorin offensichtlich ist, wenn man die Geschichten als Autobiographie versteht.
Dann möchte ich sie lieber nicht persönlich kennenlernen, ich glaube, sie ist ein Typ Mensch, den ich einfach als Klischeegenre sowohl langweilig als auch anstrengend finde.
Irre wildes Leben als Kind/Jugendliche/Twen, wildes Rumgevögel mit allem, was sich so ergibt, Drogen, Subkultur, Exzesse, keinerlei Akzeptanz von Konventionen, am Ende aber irgendwie herausgeklettert, um als Agenturchefin wie Phönix aus der Asche super erfolgreich zu werden - mir ist das alles too much und zu singulär. Ich zweifele gar nicht, dass sie wirklich ihr eigenes Leben beschreibt, aber ich kann mich da genauso wenig reinfühlen wie in die Autobiographie irgendeines Extremsportlers oder so.

Trotzdem macht es Spaß die vielen kurzen Geschichten anzuhören und allein für einzelne wirklich wunderbare Formulierungen hat es sich gelohnt, die muss ich jetzt nur noch mal wiederfinden
.
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