Dienstag, 19. September 2023
Die Frage nach dem Wozu
anje, 20:29h
Die Frage von Herrn D. gefällt mir, denn sie enthält einerseits eine positive Grundhaltung (wie schön) und transportiert doch gleichzeitig die Neugier, nach dem Wozu, weil es ganz offensichtlich keine normale Selbstverständlichkeit ist, wenn sich Menschen in meinem/unserem Alter noch neue Häuser bauen.
Wenn Dreißigjährige bzw. junge Familien Häuser bauen, findet das jeder vollkommen normal, die schaffen sich was Eigenes, erfüllen sich den Traum vom Eigenheim und niemand käme auf die Idee, sie zu fragen, weshalb sie das tun, weil das Wozu ja für jeden offensichtlich ist, die wollen ein Haus nach ihren eigenen Vorstellungen und für ihre eigenen Bedürfnisse haben.
Genau das gleiche Wozu ist aber auch bei mir/uns die Antwort, ich möchte gerne ein Haus nach meinen Vorstellungen und für meine Bedürfnisse haben und aus meiner Sicht ist es mehr als normal, wenn man das in meinem Alter (nochmal) angeht, denn meine Bedürfnisse haben sich in den letzten dreißig Jahren gewaltig geändert.
Die Häuser, in denen ich gewohnt habe, als die Kinder noch klein waren bzw. zu Hause wohnten, waren perfekt für die Bedürfnisse einer Familie mit Kindern, sie sind aber gradezu absurd unperfekt für die Bedürfnisse von älteren Menschen, die nur noch ab und zu Besuch von ihren erwachsenen Kindern (oder anderen älteren Menschen) bekommen.
Das Haus in Greven zB ist wirklich ideal für eine Familie mit vielen Kindern, es gibt in der ersten und zweiten Etage insgesamt fünf Zimmer, d.h. als noch alle drei Kinder zuhause waren, hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer, es gab ein "Elternschlafzimmer" und ein Arbeitszimmer. Im Erdgeschoß ist ein großer Wohn-Ess-Küchenbereich, hier wird das Haus zentral erschlossen und kein Kind kann sich stickum und unbemerkt ins Haus schleichen. (außer nachts, wenn sonst alle schlafen.) Ich fand das immer sehr praktisch, denn ich hatte vorher auch schon mit den Kindern in einer großen Gründerzeitvilla gelebt, die aber insgesamt fünf verschiedene Eingänge hatte und ich deshalb nie wusste, wer sich so alles im Haus befand. Damals haben meine Freundin und ich überlegt, dass wir die Kinder alle mit einem kleinen Chip versehen, der ein Signal auslöst, wenn sie das Haus betreten, meine Freundin hatte nämlich auch drei Kinder im Alter genau zwischen meinen und die sechs waren sehr viel zusammen und insgesamt eine fast nicht kontrollierbare Rasselbande.
Das ist aber schon über 20 Jahre her, damals wäre das noch eine revolutionäre Technik gewesen, heute gibt einem jeder W-Lan-Router Auskunft darüber, wer sich grade im Haus befindet.
Doch zurück zu dem, was ich eigentlich sagen möchte: Das Haus in Greven ist ein ideales Haus für eine große Familie - für ein älteres Paar mit erwachsenen Kindern, die nur ab und zu zu Besuch kommen, ist es denkbar ungeeignet, denn erstens haben wir uns nach dem Auszug der Kinder sofort platzmäßig ausgedehnt, weil ich es unsinnig fand, drei Kinderzimmer leerstehen zu lassen. Die Inbeschlagnahme der Kinderzimmer führte automatisch dazu, dass wir den Kindern zwar noch einen Schlafplatz anbieten können, wenn sie kommen, aber kein eigenes Zimmer mehr, was dazu führt, dass sie eben wirklich nur für Kurzbesuche zum Übernachten kommen, was ich eigentlich schade finde.
In dem neuen Haus wird es deshalb eine Gästewohnung geben, wo Besucher sich gar nicht erst als störende Unbequemlichkeit empfinden können und sich gleichzeitig auch noch in ihre eigene Privatsphäre zurückziehen können, wenn sie länger als nur für ein paar Stunden zu Besuch sind.
Zusatznutzen so einer Gästewohnung: Wenn man später vielleicht gerne eine Pflegekraft einstellen möchte, ist die Wohnung dafür auch schon vorhanden.
Zweites superwichtiges NoGo bei dem Haus in Greven: Es erstreckt sich ohne Aufzug über vier Etagen. Das ist kein Problem für jüngere Menschen, aber behindertengerecht geht definitiv anders und ob ich bis zu meinem Ableben noch immer fit genug sein werde, um regelmäßig so viele Etagen zu bewältigen, wage ich wenigstens zu bezweifeln.
Für das neue Haus ist also von vornherein ein Aufzug eingeplant, der bis in den Keller geht.
Außerdem ist natürlich auch alles andere (Bad, Durchgänge, Eingang etc.) von Anfang an barriefrei angelegt, ein Kriterium was im Alter unbestreitbar an Bedeutung gewinnt.
Und schließlich ist auch die allgemeine Raumaufteilung nicht mehr optimal. Ich brauche nicht fünf Zimmer à 10qm, ich bekomme jetzt ein Büro-Bastel-Werken-Arbeitszimmer von 50qm, weil wir beide gerne zusammen sind und dann ist alles in einem Zimmer besser als auf fünf Räume verteilt.
Ich habe vor einiger Zeit ja schon mal beschrieben, dass sich mein Leben ca. alle 15 Jahre einmal grundlegend ändert.
Jetzt steht wieder so eine grundlegende Lebensänderung an und ich finde es ausgesprochen sinnvoll, die eigene Wohnsituation auch den neuen Lebensumständen anzupassen.
Wenn wir beide künftig nicht mehr ins Büro gehen müssen, werden wir eine völlig neue Alltagsstruktur entwickeln.
Ich gehe davon aus, dass sich nicht nur unser normales Alltagsleben, sondern auch unser gesellschaftliches Leben, unser Freundeskreis, unsere Interessen und unsere Vorlieben und Abneigungen entscheidend verändern werden.
Damit gewinnt das eigene Zuhause nochmal deutlich an Bedeutung und muss gleichzeitig ganz andere Ansprüche erfüllen als bisher.
Wenn ich diese 15-Jahre-Passagen auf meine Wohnsituation übertrage, dann stelle ich fest, dass ich in Punkto Wohnen immer zwei Phasen zusammenfassen kann, hier gibt es also nur alle 30 Jahre wesentliche Veränderungen in der Ausrichtung.
In der Kindheitsphase habe ich eben dort gewohnt wo meine Eltern waren und anschließend, bis ich ca. 30 war, habe ich immer irgendwie "improvisiert" gewohnt. Sich bloß nicht durch Wohnen beschweren lassen, immer darauf achten, dass man selber so frei und flexibel bleibt wie möglich, ich hatte ja auch nur für mich die Verantwortung und wirklich keine finale Idee oder gar Vorstellung, wie sich mein Leben entwickeln wird.
Dann waren da plötzlich Kinder und die Ansprüche veränderten sich total. Das ist übrigens der Zeitpunkt, wo die meisten Menschen beginnen, über ein Eigenheim nachzudenken.
Als die Kinder ausgezogen waren, änderten sich meine Wohnansprüche zwar auch, aber ich war noch so sehr mit Arbeit und dem Einrichten des eigenen Lebens ohne Kinder beschäftigt, dass das mit dem Wohnen erstmal sekundär war und ein simples Umgestalten der bisherigen Wohnung ausreichte.
Aber jetzt, wo demnächst wieder ein neuer Abschnitt beginnt, da wird es Zeit, auch die Wohnumgebung anzupassen.
Und eigentlich kann ich mir vorstellen, dass es doch vielen Menschen so geht, weshalb ich es aus meiner Perspektive völlig normal und logisch finde, jetzt noch mal ein neues Haus zu bauen, was genau diesen grundsätzlich geänderten Ansprüchen gerecht wird. Klar, ich würde auch ein gebrauchtes Haus nehmen, wenn es mir all das bietet, was ich mir so vorstelle, das ist aber erstens kaum preiswerter als ein Neubau, wenn überhaupt, und zweitens ungemein schwer zu finden.
Deshalb bauen wir also ein neues Haus und jeder, dem wir bisher versucht haben zu erklären, wie wir uns das so vorstellen, also was wir als wichtig und was als weniger wichtig bewerten, ist nach einer anfänglichen Zurückhaltung (lohnt sich das in Eurem Alter denn überhaupt noch? Hausbau ist doch eher was für Jüngere? Wollt ihr euch diese Arbeit wirklich noch mal zumuten? usw.) doch sehr schnell überzeugt, dass das nicht nur eine gute Idee, sondern auch wirklich gut durchdacht ist.
Für mich ist es deshalb eher erstaunlich, dass das nicht jeder (der es sich leisten kann) so macht.
Das mit dem "sich leisten können" ist übrigens im Alter viel einfacher als in jüngeren Jahren, weil man ja schon ein ganzes Leben Zeit hatte, auf diesen finalen Traum fürs Lebensende hinzusparen. Und alle, die mit 30 ein Haus "für die Familie" gebaut haben, könnten das jetzt verkaufen und sich von dem Geld ein neues bauen, sehr viel teurer ist das nämlich gar nicht, dafür ist es dann aber deutlich passender und auf die geänderten Bedürfnisse zugeschnitten
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(Abgelegt in anjemerkt und bisher 240 x anjeklickt)
Wenn Dreißigjährige bzw. junge Familien Häuser bauen, findet das jeder vollkommen normal, die schaffen sich was Eigenes, erfüllen sich den Traum vom Eigenheim und niemand käme auf die Idee, sie zu fragen, weshalb sie das tun, weil das Wozu ja für jeden offensichtlich ist, die wollen ein Haus nach ihren eigenen Vorstellungen und für ihre eigenen Bedürfnisse haben.
Genau das gleiche Wozu ist aber auch bei mir/uns die Antwort, ich möchte gerne ein Haus nach meinen Vorstellungen und für meine Bedürfnisse haben und aus meiner Sicht ist es mehr als normal, wenn man das in meinem Alter (nochmal) angeht, denn meine Bedürfnisse haben sich in den letzten dreißig Jahren gewaltig geändert.
Die Häuser, in denen ich gewohnt habe, als die Kinder noch klein waren bzw. zu Hause wohnten, waren perfekt für die Bedürfnisse einer Familie mit Kindern, sie sind aber gradezu absurd unperfekt für die Bedürfnisse von älteren Menschen, die nur noch ab und zu Besuch von ihren erwachsenen Kindern (oder anderen älteren Menschen) bekommen.
Das Haus in Greven zB ist wirklich ideal für eine Familie mit vielen Kindern, es gibt in der ersten und zweiten Etage insgesamt fünf Zimmer, d.h. als noch alle drei Kinder zuhause waren, hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer, es gab ein "Elternschlafzimmer" und ein Arbeitszimmer. Im Erdgeschoß ist ein großer Wohn-Ess-Küchenbereich, hier wird das Haus zentral erschlossen und kein Kind kann sich stickum und unbemerkt ins Haus schleichen. (außer nachts, wenn sonst alle schlafen.) Ich fand das immer sehr praktisch, denn ich hatte vorher auch schon mit den Kindern in einer großen Gründerzeitvilla gelebt, die aber insgesamt fünf verschiedene Eingänge hatte und ich deshalb nie wusste, wer sich so alles im Haus befand. Damals haben meine Freundin und ich überlegt, dass wir die Kinder alle mit einem kleinen Chip versehen, der ein Signal auslöst, wenn sie das Haus betreten, meine Freundin hatte nämlich auch drei Kinder im Alter genau zwischen meinen und die sechs waren sehr viel zusammen und insgesamt eine fast nicht kontrollierbare Rasselbande.
Das ist aber schon über 20 Jahre her, damals wäre das noch eine revolutionäre Technik gewesen, heute gibt einem jeder W-Lan-Router Auskunft darüber, wer sich grade im Haus befindet.
Doch zurück zu dem, was ich eigentlich sagen möchte: Das Haus in Greven ist ein ideales Haus für eine große Familie - für ein älteres Paar mit erwachsenen Kindern, die nur ab und zu zu Besuch kommen, ist es denkbar ungeeignet, denn erstens haben wir uns nach dem Auszug der Kinder sofort platzmäßig ausgedehnt, weil ich es unsinnig fand, drei Kinderzimmer leerstehen zu lassen. Die Inbeschlagnahme der Kinderzimmer führte automatisch dazu, dass wir den Kindern zwar noch einen Schlafplatz anbieten können, wenn sie kommen, aber kein eigenes Zimmer mehr, was dazu führt, dass sie eben wirklich nur für Kurzbesuche zum Übernachten kommen, was ich eigentlich schade finde.
In dem neuen Haus wird es deshalb eine Gästewohnung geben, wo Besucher sich gar nicht erst als störende Unbequemlichkeit empfinden können und sich gleichzeitig auch noch in ihre eigene Privatsphäre zurückziehen können, wenn sie länger als nur für ein paar Stunden zu Besuch sind.
Zusatznutzen so einer Gästewohnung: Wenn man später vielleicht gerne eine Pflegekraft einstellen möchte, ist die Wohnung dafür auch schon vorhanden.
Zweites superwichtiges NoGo bei dem Haus in Greven: Es erstreckt sich ohne Aufzug über vier Etagen. Das ist kein Problem für jüngere Menschen, aber behindertengerecht geht definitiv anders und ob ich bis zu meinem Ableben noch immer fit genug sein werde, um regelmäßig so viele Etagen zu bewältigen, wage ich wenigstens zu bezweifeln.
Für das neue Haus ist also von vornherein ein Aufzug eingeplant, der bis in den Keller geht.
Außerdem ist natürlich auch alles andere (Bad, Durchgänge, Eingang etc.) von Anfang an barriefrei angelegt, ein Kriterium was im Alter unbestreitbar an Bedeutung gewinnt.
Und schließlich ist auch die allgemeine Raumaufteilung nicht mehr optimal. Ich brauche nicht fünf Zimmer à 10qm, ich bekomme jetzt ein Büro-Bastel-Werken-Arbeitszimmer von 50qm, weil wir beide gerne zusammen sind und dann ist alles in einem Zimmer besser als auf fünf Räume verteilt.
Ich habe vor einiger Zeit ja schon mal beschrieben, dass sich mein Leben ca. alle 15 Jahre einmal grundlegend ändert.
Jetzt steht wieder so eine grundlegende Lebensänderung an und ich finde es ausgesprochen sinnvoll, die eigene Wohnsituation auch den neuen Lebensumständen anzupassen.
Wenn wir beide künftig nicht mehr ins Büro gehen müssen, werden wir eine völlig neue Alltagsstruktur entwickeln.
Ich gehe davon aus, dass sich nicht nur unser normales Alltagsleben, sondern auch unser gesellschaftliches Leben, unser Freundeskreis, unsere Interessen und unsere Vorlieben und Abneigungen entscheidend verändern werden.
Damit gewinnt das eigene Zuhause nochmal deutlich an Bedeutung und muss gleichzeitig ganz andere Ansprüche erfüllen als bisher.
Wenn ich diese 15-Jahre-Passagen auf meine Wohnsituation übertrage, dann stelle ich fest, dass ich in Punkto Wohnen immer zwei Phasen zusammenfassen kann, hier gibt es also nur alle 30 Jahre wesentliche Veränderungen in der Ausrichtung.
In der Kindheitsphase habe ich eben dort gewohnt wo meine Eltern waren und anschließend, bis ich ca. 30 war, habe ich immer irgendwie "improvisiert" gewohnt. Sich bloß nicht durch Wohnen beschweren lassen, immer darauf achten, dass man selber so frei und flexibel bleibt wie möglich, ich hatte ja auch nur für mich die Verantwortung und wirklich keine finale Idee oder gar Vorstellung, wie sich mein Leben entwickeln wird.
Dann waren da plötzlich Kinder und die Ansprüche veränderten sich total. Das ist übrigens der Zeitpunkt, wo die meisten Menschen beginnen, über ein Eigenheim nachzudenken.
Als die Kinder ausgezogen waren, änderten sich meine Wohnansprüche zwar auch, aber ich war noch so sehr mit Arbeit und dem Einrichten des eigenen Lebens ohne Kinder beschäftigt, dass das mit dem Wohnen erstmal sekundär war und ein simples Umgestalten der bisherigen Wohnung ausreichte.
Aber jetzt, wo demnächst wieder ein neuer Abschnitt beginnt, da wird es Zeit, auch die Wohnumgebung anzupassen.
Und eigentlich kann ich mir vorstellen, dass es doch vielen Menschen so geht, weshalb ich es aus meiner Perspektive völlig normal und logisch finde, jetzt noch mal ein neues Haus zu bauen, was genau diesen grundsätzlich geänderten Ansprüchen gerecht wird. Klar, ich würde auch ein gebrauchtes Haus nehmen, wenn es mir all das bietet, was ich mir so vorstelle, das ist aber erstens kaum preiswerter als ein Neubau, wenn überhaupt, und zweitens ungemein schwer zu finden.
Deshalb bauen wir also ein neues Haus und jeder, dem wir bisher versucht haben zu erklären, wie wir uns das so vorstellen, also was wir als wichtig und was als weniger wichtig bewerten, ist nach einer anfänglichen Zurückhaltung (lohnt sich das in Eurem Alter denn überhaupt noch? Hausbau ist doch eher was für Jüngere? Wollt ihr euch diese Arbeit wirklich noch mal zumuten? usw.) doch sehr schnell überzeugt, dass das nicht nur eine gute Idee, sondern auch wirklich gut durchdacht ist.
Für mich ist es deshalb eher erstaunlich, dass das nicht jeder (der es sich leisten kann) so macht.
Das mit dem "sich leisten können" ist übrigens im Alter viel einfacher als in jüngeren Jahren, weil man ja schon ein ganzes Leben Zeit hatte, auf diesen finalen Traum fürs Lebensende hinzusparen. Und alle, die mit 30 ein Haus "für die Familie" gebaut haben, könnten das jetzt verkaufen und sich von dem Geld ein neues bauen, sehr viel teurer ist das nämlich gar nicht, dafür ist es dann aber deutlich passender und auf die geänderten Bedürfnisse zugeschnitten
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