anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 4. Dezember 2021
Kein Klaasohm
Auf Borkum wird normalerweise immer am 5. Dezember Klaasohm gefeiert.
Dieses Jahr wäre Klaasohm aber heute gewesen, weil es zwar immer am 5. Dezember gefeiert wird, aber nie an einem Sonntag.
So gesehen ist Klaasohm damit doppelt ausgefallen, denn natürlich wurde es auch dieses Jahr (und noch ein doppelt, nämlich das zweite Jahr in Folge) abgesagt, die Seuche frisst ihre Kinder.

Wir haben dafür heute eine Menge im Haus geschafft, so nach und nach gehen die Handwerksarbeiten voran.

In den Herbstferien wurde K ja erst auf den allerletzten Drücker aktiv und tapezierte dann anderthalb Tage durch, aber es waren auch noch andere Dinge zu tun, und dazu habe ich ihn heute genötigt.

Wir haben zu Ostern ja neue Fenster bekommen und um dann sofort alles schön zu haben, hatten wir durch ein paar geschickte Tricks mitten im Lockdown neue Gardinen und neue Gardinenstangen für alle Fenster gekauft.
Das war sehr schön und ich fand das auch ganz toll, nur die neuen Gardinenstangen wurden bis auf eine Ausnahme noch alle nicht montiert. Das Tricksen im Lockdown hat sich richtig gelohnt?..

Aber immerhin lagen die neuen Gardinenstangen hier parat, es musste nur der Tag kommen, an dem K bereit war, sich der Sache anzunehmen. Im Sommer klappte das nicht, weil K im Sommer seinen IFR-Schein machte und deshalb dauergenervt war, im Herbst klappte das nicht, weil K da endlich mal nichts tun wollte und das auch gründlich tat, aber heute, heute war der perfekte Gardinenstangenmontierttag und deshalb kann ich jetzt Vollzug melden, alle Gardinenstangen sind angebracht.

Die im Wohnzimmer müssen noch gekürzt werden und K hat deshalb auch extra eine Akku-Flex gekauft, oder er wollte eine kaufen, das weiß er nicht mehr so genau, aber wenn er eine gekauft hat, so ist die auf alle Fälle nicht hier.
Werden die Stangen eben später gekürzt, immerhin sind sie schon mal angebracht.

In den Schlafzimmern im Erdgeschoss ist aber jetzt wirklich alles fertig und hübsch. C hatte ja im Oktober auch am letzten Tag bis kurz vor Abfahrt noch die schadhaften Tapetenstellen ausgebessert und neu gestrichen. Der Einbau neuer Fenster bringt immer gewisse Tapetenkollateralschäden mit sich, aber die hat C wirklich meisterhaft repariert, sieht alles aus wie neu. Und ab heute auch mit neuen Gardinenstangen, wenn das mal nicht extraschick ist.

Dann hat K noch zwei Mehrfachsteckdosen an die Wand geschraubt, dabei kam es zu gewissen Spannungen zwischen uns. K wollte die Steckdosen gerne fachmännisch und technisch optimiert anschrauben und ich wollte sie dort haben, wo ich dann auch Stecker reinstecken kann, leider passten diese Vorstellungen nicht übereinander. Sprich, K hat eine Mehrfachsteckdose an einer Stelle angeschraubt, wo sie sicherlich technisch perfekt angebracht ist, es gibt nur leider keine Lampe oder irgendein anderes elektrisches Gerät, was ich da einstöpseln könnte, weil die Steckdose zu weit weg ist bzw. die Anschlussschnüre zu kurz sind. Ich habe dann nach einer zweiten Mehrfachsteckdose gesucht, die ich als Verlängerungsschnur benutzen kann, allerdings konterkariert das das gesamte Vorhaben, denn eine Mehrfachsteckdose, die einfach auf dem Boden rumlag und als Verlängerungsschnur diente, hatte ich vorher ja auch, genau die wollte ich ja an die Wand geschraubt haben.
Es war tatsächlich etwas kompliziert. Und erst als ich drohte, dass ich jetzt einfach irgendeine Steckdose mit Silikon an die Wand klebe, lenkte K ein und brachte mir das Teil dort an, wo ich es auch benutzen kann.

Das einzige neu eingebaute Fenster, bei dem C die durch den Einbau entstandenen Wand- und Tapetenschäden noch nicht repariert hatte, war das Fenster hier oben im Wohnbüro, denn da waren im Fenstersturz ganze Stücke Putz rausgebrochen, die mussten erst gespachtelt werden, bevor man mit Tapete und Farbe arbeiten kann. Weil dieses Fenster auch eine neue Gardinenstange bekam, schlug ich K vor, dass er als allererstes die Löcher zuspachtelt, dann kann das schon mal trocknen und wir können die Folgearbeiten im Anschluss erledigen. So geschah es, K holte eine Tube Flüssigspachtel und schmierte die Löcher zu, was sich als unerwartet mühselige Arbeit erwies.
Als er endlich fertig und die Tube leer war, stellte er fest, dass auf der Tube "Montagekleber" stand. Wir haben jetzt also zugeklebte Löcher und keine zugespachtelten, ich denke aber, das wird trotzdem halten.

Am Abend gab es noch mal awm-Suppe, die musste weg
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Freitag, 3. Dezember 2021
Zuhause
Heute also endlich wieder Borkum und ich stelle fest, dass das Gefühl, wirklich zuhause zu sein, unersetzbar ist.
Die Fahrt verlief komplett störungsfrei, gegen kurz nach eins waren wir zuhause und das war ein rundum wunderbares Gefühl. Ich hatte ja ein wenig Sorge, ob das noch alles funktioniert mit Fähre über die Niederlande und Ausland und fremde Regeln, die keiner kennt, es war aber derart unproblematisch, dass man meinen könnte, die Seuche interessiert niemanden mehr.

Ich hatte gestern schon per Fernschaltung die Heizung angemacht, das Haus war also angenehm warm, als wir ankamen, den Kühlschrankinhalt hatte ich fast komplett in eine Kühltasche gepackt, es war also alles da und wir konnten sofort loswohnen.

Am Nachmittag holten wir beide unsere Home-Office-Arbeiten nach, die noch dringend gemacht werden mussten, K schmiss nebenher den Ofen an, der seitdem gemütlich vor sich hin bullert und mir geht es grade einfach nur gut.

Am Abend gab es eine awm*-Gemüsesuppe.
*alles, was weg muss
Ich hatte das gesamte Gemüsefach aus Greven in eine Tüte gepackt und hier dann kurzerhand kleingeschnibbelt*+ und zu Suppe verarbeitet, das war eine prima Idee, denn so sind jetzt endlich die Reste verarbeitet und lecker war es auch noch.
**Genaugenommen hat K das meiste geschnibbelt, ich habe vor allem die strategische Organisation geleitet.

Das Wetter draußen ist ungemein ungemütlich, es stürmt und gießt und ich bin sehr froh, dass wir das Auto hier haben, so musste ich für die letzten drei Teile, die doch noch eingekauft werden mussten, nicht mit dem Rad quer über die Insel fahren.
Aber so ist grade wirklich alles perfekt, ich werde mir jetzt noch einen Sanddorngrog machen und dann mit einem Buch im Bett verschwinden
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Freitag, 3. Dezember 2021
Impfen und sozialer Egoismus
Seltsamer Tag heute, meine Laune schwankte zwischen genervt, entscheidungsfreudig, gesprächsbereit und wieder genervt.
Irgendwann verließ ich entschieden und gleichzeitig achselzuckend das Büro, ich hatte einen Termin zum Impfen und wollte dort pünktlich erscheinen.

Dritte Impfung auf das erste Zertifikat, diesmal gab es Moderna und jetzt habe ich bis auf Astra schon von jedem Impfzeug etwas intus. Finde ich gut, so eine vielseitige Impfmischung, ich bin sicher, gemischt schützt besser als monoton.

Insgesamt war das eine ziemlich schnelle Sache, dieses Impfen heute, nach fünf Minuten war ich schon wieder draußen, den QR-Code zum Einlesen in die App hatte ich sogar schon vor der Impfung selber bekommen.

Am Ticketcounter neben mir verhandelte ein mittelalter Mann, der auch einen Termin hatte, mit der Arzthelferin über den Impfstoff, denn als er hörte, es gäbe heute nur Moderna, wollte er doch nicht mehr geimpft werden und ob sie ihn nicht benachrichtigen könnten, wenn sie wieder Biontech im Angebot hätten. Die MTA versuchte ihm ausführlich zu erklären, dass Moderna als Booster sogar besser wäre als Biontech, und eigentlich wäre es ja ansonsten sowieso sehr ähnlich, halt auch ein mRNA Präparat und er müsse sich da keine Sorgen machen, aber der Mann wand sich wie ein Aal und entschied sich schließlich, den Termin heute abzublasen, er traut der Sache nicht. Mir kam er vor wie ein Kleinkind beim Friseur, das panisch wird, wenn jemand mit einer Schere zu dicht an seinen Kopf kommt, blöd nur, wenn man als ausgewachsener Mensch da immer noch in derart irrationalen Reaktionen festhängt.

Am Abend war ein virtuelles Cafe Klatsch Meeting mit einer langen Diskussion über die eigene Einstellung zur aktuellen Situation und ich habe mal wieder gelernt, dass ich mit meiner ausgesprochen pragmatisch geprägten Grundhaltung im Sinne von "shit happens, was kann ich tun, um mich selber zu schützen?" nicht mehrheitsfähig bin.
Die Mehrheit der Leute wollen sich erstens über andere Leute aufregen und biegen sich zweitens ihr Leben im Sinne von "ich habe Verantwortung und mache das ja alles hauptsächlich für andere" auf eine für mich ausgesprochen faszinierende Weise zurecht.

Ich mache ja nie irgendetwas für andere, habe ich auch noch nie getan und plane das auch bis zu meinem Ableben so beizubehalten.
Ich mache alles immer nur für mich und bin der festen Meinung, dass es allen besser ginge, wenn das jeder täte.

Ich halte Egoismus auch für eine ausgesprochen soziale Lebensform, denn in allen Bereichen, in denen ich mit anderen interagiere, die tendenziell für mich nützlich sein könnten, bemühe ich mich ja schon aus reinem Eigeninteresse, den anderen bei Laune zu halten und für gute Stimmung zu sorgen.

Für mich ist das Leben alles in allem ein großes Tauschgeschäft, das nach dem Prinzip des komparativen Kostenvorteils funktioniert und wenn man diese Idee optimiert, dann ist es eine win-win-Situation für alle.
Wenn also Menschen Nutzen und Zufriedenheit daraus ziehen können, dass sie sich für andere aufopfern, dann ist das ja auch akzeptabel getauscht, bietet nur für mich keine Grundlage für Geschäfte, weil ich nicht bereit bin, so viel zu geben. Ich kann lieber und grundsätzlich immer alles alleine, macht aber das Tauschgeschäft zu einer low budget Show, denn natürlich spielen die ganz großen Dramen auf einer deutlich größeren Bühne, wo auch große Emotionen bühnenreif ausgelebt werden können.

Interessant fand ich eine Frage zum Schluss, als jemand wissen wollte, welche Musikstücke man sich wohl selber für den großen Zapfenstreich aussuchen würde, wenn man abtritt.
Ich habe gründlich darüber nachgedacht und mich schließlich für "Take five" entschieden. Ich würde mir kein Lied mit Text aussuchen, weil der von so vielen Menschen anders bzw. eben verschieden interpretiert wird und dann würde ich mich schon ärgern.
Den Tweet, dass sich jemand darüber amüsierte, dass Frau Merkel sich ausgerechnet ein Lied ausgesucht hat, in dem sich eine wütende Frau über einen schlecht vorbereiteten Mann ärgert, habe ich auch gelesen und hatte Mitleid mit Frau Merkel. Ich glaube nicht, dass sie sich diese Interpretation vorgestellt hat.
Und deshalb würde ich mir nur etwas Instrumentales aussuchen, aber die Idee, sich das mal für sich selber zu überlegen, fand ich gut.

Deshalb fragte ich zwei Stunden später auch K, was er sich als Zapfenstreichmusik aussuchen würde. Er überlegte gründlich und meinte dann: "Auf alle Fälle wäre "Take Five" dabei."

Das wiederum fand ich sehr faszinierend, denn unsere gemeinsame Musikschnittmenge ist eigentlich gar nicht so groß
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Donnerstag, 2. Dezember 2021
Der Aufzug
Heute morgen um 7.30h hatte ich einen Termin zum Blutabnehmen beim Hausarzt, der halbjährliche Schilddrüsencheck stand an.
Die Praxis liegt in einem großen Gebäudekomplex in der ersten Etage, es gibt natürlich einen Aufzug, soll ja alles barrierefrei sein.

Ich vermeide Treppensteigen gerne, weil weder meine Lunge noch meine mentale Gesamthaltung auf größere, körperliche Anstrengungen ausgerichtet sind.
Ich drückte also auf den Aufzugrufknopf, es dauerte etwas, bis er kam, aber dann stiegen auch zwei Leute aus und ich ein.
Ich wählte die erste Etage, die Tür schloss sich und der Aufzug blieb stehen.

Keine Pointe, der Aufzug blieb einfach stehen und es bewegte sich nichts mehr. Die Tür ging nicht mehr auf, er fuhr aber auch nicht ab, er stellte sich einfach tot.

Ich drückte nach und nach alle Knöpfe, auch den Alarmknopf, mehrfach und anhaltend, es passierte insgesamt nichts.

Nach 10 Minuten hatte ich keine Lust mehr, weiter auf nichts zu warten, kramte in meiner Tasche und fand ein passendes Werkzeug, was ich in den minikleinen Türspalt klemmen konnte und hebelt so die Tür mit Gewalt auf.
Jetzt war der Aufzug auch für andere sichtbar kaputt, aber ich konnte wieder aussteigen und bin dann doch die Treppe gegangen.

Als ich 20 Minuten später die Praxis (übers Treppenhaus) wieder verließ, kam ich unten am Aufzug vorbei, in dem eine ältere Frau stand und schimpfend auf alle Knöpfe drückte. Der Aufzug rührte sich nicht, die Tür blieb offen, aber die Frau blieb hartnäckig im Aufzug stehen und versuchte die Tür durch Drücken von Knöpfen zu schließen.

So unterschiedlich gelagert können die Interessen sein
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Mittwoch, 1. Dezember 2021
Weihnachtsgeschenklösung
Ich habe heute mindestens 17 verschiedene Situationen erlebt, in denen ich das Gefühl hatte, dass ich da ganz dringend etwas zu schreiben muss.

Seitdem ich vor dem Computer sitze, um wenigstens eine davon zu erzählen, haben sie sich alle in eine geistige Leere verwandelt.
Es ist nichts, wirklich komplett gar nichts übrig geblieben und ich starre verzweifelt auf die Tastatur und wünsche mir einen schreibenden Autopiloten.

Aber auch den müsste ich ja vorher programmieren und ihm wenigstens ein Ziel eingeben, doch auch das kenne ich grade nicht.

Es sieht also ziemlich schlecht aus für einen brauchbaren Blogeintrag heute.

Doch, eins fällt mir grade wieder ein: Ich hatte einen Wunsch geäußert für einen Gegenstand, den ich gerne hätte und den man doch sicherlich mit viel Rabatt günstig am Black Friday kaufen könnte.

K griff den Wunsch auf und freute sich, damit die Weihnachtsgeschenkproblematik für dieses Jahr gelöst zu haben, allerdings war der maximale Rabatt, der für das von mir gewünschte Teil zu finden war, schlappe 8%. Für Black Friday nicht überwältigend, aber immerhin.

Am Samstag googelte ich mich etwas unmotiviert durchs Internet und stellte dabei fest, dass ich ja seit ungefähr 100 Jahren einen Account bei Payback habe, den ich aber die letzten 95 aber nicht mehr benutzt habe.
Das letzte Mal ist über fünf Jahre her, damals hatte ich viel Spaß an dem Profit, den ich durch einfaches Geldabheben machen konnte, seitdem dümpelt mein Payback-Konto ziemlich gelangweilt vor sich hin, weil ich so selten in Geschäften einkaufe, wo ich für diese Karte Bonuspunkte bekomme.

Beim Klicken durchs Internet stellte ich allerdings fest, dass ich das von mir gewünschte Teil mit 16,5% zusätzlichem Payback-Rabatt in genau dem Internetshop kaufen könnte, der von sich auch noch zusätzlich eben jene 8% bot, bei denen K schon zugeschlagen hatte.

Nachdem ich zweimal überprüft hatte, ob das wirklich stimmt, kaufte ich mir mein Weihnachtsgeschenk kurzerhand selber und in gewisser Weise doppelt, denn K hatte das gleiche Teil schon einen Tag vorher bestellt. Im selben Laden, nur eben ohne diese 16,5% Zusatzrabatt.

K versuchte seinen Kauf zu stornieren, was aber nicht mehr gelang, seine Bestellung war schon bearbeitet, also wird er das Teil zurückschicken, sobald es angekommen ist. Ein bisschen blöd, dass es zweimal in der Gegend rumverschickt wird, die 16,5% Zusatzrabatt machen aber knapp 100 € aus und da finde ich schon, dass sich das lohnt, es dafür doppelt rumschicken zu lassen.

Meine Bestellung wurde übrigens heute geliefert, K wartet noch auf seine, auch seltsam, nicht wahr? Wir haben im selben Online-Shop bestellt, er einen Tag vor mir, aber meine Bestellung mit Extra-Rabatt wird eher ausgeliefert. Da verstehe einer die Versandlogik.

Auf alle Fälle habe ich jetzt beschlossen, dass ich das Teil K zu Weihnachten schenke, damit habe ich die Weihnachtsgeschenkproblematik erledigt und K muss weiter suchen, ich bin sehr zufrieden mit dieser Lösung
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Dienstag, 30. November 2021
Wochenanfang im Dauerlauf
Das war heute mal wieder ein Montag aus der Bilderbuchklischeeschublade.
Es begann damit, dass ich feststellte, dass einige Mitarbeiter eine sehr individuelle Priorisierung von Tätigkeiten haben und - was das Ganze noch schlimmer macht - auch noch eine derart große Durchsetzungskraft besitzen, dass sie andere Mitarbeiter, die grundsätzlich sonst erwartungsgemäß gearbeitet hätten, von ihrer eigenen Erledigungsspur abbringen, um sich bei völlig überflüssigen und unwichtigen Tätigkeiten helfen zu lassen.
Wenn ich so etwas erst am Montag merke und damit gleichzeitig weiß, dass die am Freitag abgelaufenen Fristen nun auch wirklich endgültig gerissen sind, dann ist das kein angenehmer Start in die Woche.

Ich habe also die erste Stunde im Büro damit verbracht, meinen Mitarbeitern eindringlich klarzumachen, dass sie sich gefälligst an MEINE Prioritätsvorgaben zu halten hätten und es mir völlig schnurzepiepegal ist, wenn jemand anderes meint, er hätte auch wichtige Dinge zu tun. Jemand anderes hat hier nicht zu bestimmen und soll sich gefälligst alleine darum kümmern, wie er mit seinem Kram fertig wird.
Echt mal, manchmal kann man sich nur schütteln, wenn man mitbekommet, wie erbärmlich obrigkeitshörig viele Menschen sind.
Ich habe mich heute mehrfach gründlich geschüttelt und einigen Kollegen sehr deutlich die Meinung gesagt.
Dass so etwas immer mal wieder nötig ist, finde ich ungemein ermüdend.

Den Rest des Tages habe ich dann im Dauerlauf damit verbracht, Vorlagen und Präsentationen zu schreiben bzw. zu erstellen und mich dabei die ganze Zeit geärgert, dass ich das selber machen muss, was sich aber nicht ändern lässt, wenn meine Erwartungshaltung nur ein geringes Maß an Fehlerquote toleriert.

Am Abend besuchte mich dann eine Vorständin aus dem Mutterhaus, die mit mir Personalangelegenheiten besprechen wollte - und das einzige, was mich bei diesem Gespräch tröstete, war die Tatsache, dass die Mitarbeiter im Mutterhaus auch nicht besser sind.
Es mag sein, dass man in den heutigen, weichgespülten Achtsamkeitszeiten von den Mitarbeitern auch nicht mehr erwarten kann, dass sie außerhalb ihrer geregelten 9-17 Arbeitszeiten tätig werden, es ist halt nur blöd, wenn die eigentlichen Jobinhalte zu 70% außerhalb der offiziellen Kernarbeitszeit passieren. Im Ergebnis hat man entweder einen Mitarbeiter, der seinen Job schlecht macht oder einen Mitarbeiter, der für den Job nicht taugt. Beides keine optimalen Voraussetzungen für Gehaltsgespräche.

Wir haben uns dann gegenseitig etwas ausführlicher als nötig unser Alltagselend im Job geklagt, muss aber auch mal sein - nur war ich deshalb erst nach 23h zu Hause und dann wird das alles etwas knapp mit bloggen.

Morgen wird bestimmt ein viel tollerer Tag
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Sonntag, 28. November 2021
Womit Firmen Kohle machen
Als ich mir gestern in der Apotheke meinen digitalen Impfnachweis ausstellen ließ, fragte ich den Menschen auch, ob ich bei ihm auch ein leeres, gelbes Impfbuch bekommen könne. Ich hatte nämlich extra vorher gegoogelt und laut Internet kann man so etwas in einer Apotheke bekommen.
Diese Apotheke vertreibt aber keine leeren Impfbücher, weil da so viel Missbrauch mit getrieben wird, erklärte mir der Apothekenmensch. Wenn ich ihm allerdings ein Impfbuch gäbe, dann wäre er berechtigt, meine Impfung dort einzutragen.
Ich finde das eine sehr seltsame Erklärung.

J, der in Berlin in einer Apotheke arbeitet, sagte mir, dass er mir das digitale Impfzertifikat auch hätte besorgen können, dafür bekommen die Apotheken nämlich Geld, und weil es ja ein digitales Impfzertifikat ist, wird es auch digital beantragt - und das geht ohne persönliches Erscheinen. Daran hatte ich gar nicht gedacht, dabei hätte es mir klar sein müssen, dass ausgerechnet die Apotheken dicke Gewinnler der ganzen Bundesmittelverteilung sind. Neben den Maskenvertrieblern natürlich. In dem Zusammenhang fragte ich ihn nach einem leeren Impfausweis und jetzt bekomme ich von ihm ein Impfbuch zu Weihnachten, ist es nicht schön?

Außerdem habe ich heute für eine Freundin eine Steuererklärung fertiggestellt und in dem Zusammenhang diverse Unterlagen nachgefordert. Für sie sind Buchhaltung und Geldverwaltung extrem lästige, unangenehme Beschäftigungen, denen sie in aller Regel versucht, so weit es geht aus dem Weg zu gehen, entweder durch Prokrastinieren, gerne aber auch durch Ignorieren, was allerdings so Dinge wie Steuererklärungen angeht, funktioniert das eher schlecht.

Meine Freundin ist mit dieser Vogel-Strauß-Mentalität in Bezug auf die Ordnung in ihren Finanzangelegenheit beileibe nicht die Einzige, im Gegenteil, nach einer nicht repräsentativen Datenerhebung in meinem Mandanten- und Bekanntenumfeld schätze ich die Spezies der Nichtkümmerer locker auf über 70% aller Menschen, die sich in einer ähnlich entspannten Einkommenssituation befinden.

Man kommt gut mit seinem Geld aus und leidet keine Not, was soll man sich also drum kümmern?
Grundsätzlich habe ich sehr viel Verständnis für diese Einstellung, wenn ich aber hinsehe und feststelle, wer davon profitiert, dass sich niemand kümmert, dann finde ich es nicht mehr so uneingeschränkt akzeptabel, denn es führt zu einer seltsamen Geldumverteilung.

Weil Spenden in 2020 auch ohne Spendenbescheinigung abzugsfähig sind, habe ich sie gebeten, doch bitte alle Kontoauszüge aus 2020 genau durchzusehen und mir alle Spendenüberweisungen mitzuteilen bzw. mir die entsprechenden Kontoauszüge zu schicken. Als Ergebnis dieser gründlichen Untersuchungen fanden sich nicht nur zwei Spenden, die bisher nicht erfasst waren, sondern auch diverse Abbuchungen für die skurrilsten Mitgliedschaften.

Eine einmal erteilte Bankeinzugsvollmacht gilt bis auf Widerruf. Und viele Abos, oft ursprünglich nur mal als Schnupperabo für eine kurze Zeit abgeschlossen und anschließend nie ernsthaft wahrgenommen, verlängern sich ohne Kündigung Jahr um Jahr. Mich fasziniert regelmäßig, wie viele Leute solche Leichen in ihren Abbuchungen auf dem Konto haben. Da es zu meinem Beruf gehört, andererleuts Kontoauszüge durchzusehen, kann ich hier eindeutig bestätigen, dass es schon fast "normal" ist, dass Leute sich gegen Abbuchungen auf dem Konto nicht wehren bzw. sich nicht darum kümmern, bestehende Abos und Mitgliedschaften zu kündigen.

Was ich daran ärgerlich finde, ist die fehlende gewollte Zweckbestimmung. Ich habe ja nichts dagegen, dass Leute ihr Geld verplempern und für Dinge ausgeben, die mir im Traum nicht einfallen würden, das darf natürlich jeder halten wie er will, aber keiner würde freiwillig 600€ im Jahr für eine Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio ausgeben, das er nicht benutzt, wenn er über die Zweckbestimmung dieses Betrages jedes Jahr aktiv neu entscheiden müsste. Wenn die 600€ schon ausgegeben werden sollen, wäre dann ein wohltätiger Zweck nicht deutlich sinnvoller?

Das ließe sich sehr schnell ändern, wenn die automatische Verlängerung von Abos und Mitgliedschaften abgeschafft würde und jeder jedes Jahr sich neu und aktiv entschieden müsste, weiter mitzumachen.
Es würde ja schon reichen, wenn die Firmen, die von solchen Dauerabos profitieren, gezwungen wären, ihren Kunden jedes Jahr aktiv mitzuteilen, dass sich ihr Vertrag grade wieder um ein Jahr verlängert. Über die Änderungen der AGBs müssen die Firmen ja auch aktiv informieren, bei mir trudeln grade massenweise E-Mails von G-Mail, YouTube, Dropbox, Ebay und vielen anderen Firmen ein, und ich bin sehr fasziniert, wo ich mich überall mal angemeldet habe.
Das sind zum Glück alles kostenlose accounts und ich zahle maximal mit meinen Daten, wenn das aber auch für kostenpflichtige Verträge gelten würde, die die Menschen dann aufgeschreckt kündigen könnten, würde das wohl zu einer dicken Pleitewelle von Verlagen, Fitnesscentern und Vereinen führen, und das scheint die Politik nicht zu wollen.

Schade eigentlich
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