anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 18. Mai 2021
Brillenkauf
Der Bürotag war relativ harmlos, es gab diverse Video-Sitzungen, in denen ich aber überall nur formal anwesend sein musste, sagen musste ich nirgendwo etwas und in einem Termin habe ich dann sogar die Hälfte der Zeit die Kamera ausgeschaltet und sie nur für das Abschiedswinken kurz wieder angemacht. Solche Termine gefallen mir dann durchaus.

Am späten Nachmittag hatte ich dann meinen Termin beim Optiker. Nachdem die Augenärztin ja neulich festgestellt hat, dass ich dringend eine neue Brille brauche, habe ich es geschafft, mir tatsächlich ohne jeden weiteren Verzug einen Termin für einen Sehtest beim Optiker zu buchen, das ist ja heutzutage alles etwas umständlicher als noch zu Vorpandemiezeiten.

Zu einer neuen Brille gehört auch ein neues Gestell und, nun ja, was soll ich sagen, aber ich fürchte, das Gestellaussuchen ist mir ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Weil ich mich einfach so gar nicht entscheiden konnte, hat mir der Optiker ein Angebot gemacht, was ich nicht abschlagen konnte und jetzt bekomme ich eben sechs Brillen, aber jede hat ihre individuelle Berechtigung.
Neben drei Alltags-Gleitsichtbrillen bekomme ich jetzt noch eine Sonnengleitsichtbrille und zwei Computer- bzw. Klavierspielbrillen, für solche Tätigkeiten sind nämlich Einstärkenbrillen viel praktischer, weil die Entfernung, in der man etwas scharf erkennen möchte, ja immer gleich bleibt und man auch dann noch etwas lesen kann, wenn man den Kopf senkt und oben durch den "Fernsichtteil" einer Gleitsichtbrille guckt. Man kann also auch durch den Teil der Brille noch lesen, weil es genau keine Gleitsichtbrille ist.
Aus exakt diesem Grund hatte ich sowieso schon den Plan gefasst, mir auf alle Fälle auch eine Einstärkenbrille zuzulegen, je nach Preis hatte ich auch vorher schon zwei Einstärkenbrillen angedacht, weil ich dann eine fest im Büro lassen kann und die andere zu Hause am Klavier liegt.
Und Gleitsichtbrillen wollte ich bestimmt auch mindestens zwei haben, denn wenn man seine Brille immer trägt, dann ist es nett, wenn man mal abwechseln kann.

Naja, und dann habe ich mir vier Gestelle ausgesucht und da war auch eines bei für eine Einstärkenbrille, aber leider drei für eine Gleitsichtbrille und ich konnte mich nicht entscheiden, welches ich davon downgraden will, um es anschließend nur als Einstärkenbrille zu benutzen. Die drei waren so unterschiedlich, dass sie sich hervorragend zum Abwechseln als Alltagsbrille eigneten und hätte ich eines davon umgewidmet, hätte ich mich mit Sicherheit die nächsten Monate regelmäßig darüber geärgert, dass ich genau dieses Gestell jetzt nicht als Alltagsbrille tragen kann. Und so schlug die große Stunde des Optiker-Verkäufers, er machte mir ein echt gutes Angebot für drei Gleitsichtbrillen und die Einstärkenbrillen könnte er mir auch mit Rabatt verkaufen, wenn ich zwei nehme, dann ist die zweite fast umsonst. So sprach er und also habe ich noch ein Gestell für die zweite Einstärkenbrille ausgesucht und dann fiel mir ein, dass ich ja auch sehr gut noch eine passende Sonnenbrille gebrauchen könnte und wenn ich die vierte Gleitsichtbrille mit getöntem Glas und auch diesem großartigen Rabatt bekommen könnte, dann würde ich auch noch ein sechstes Gestell aussuchen. Und so geschah es.

Jetzt muss ich noch drei Wochen warten - und dann bin ich Brillengroßbesitzer. Der ganze Spaß kostet exakt 709 € und ich finde, das ist es wert.
Ich freu mich schon sehr
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Montag, 17. Mai 2021
Ferienwohnungen
Und wieder zurück auf dem Festland, die nächsten vier Tage sind Präsenzbüro vorgesehen, bevor wir Freitag wieder auf die Insel fliegen. Da steht ja das nächste lange Wochenende an, 10 Tage nach Vatertag ist traditionell Pfingsten, als ich in England mal fragte, wie dieser Feiertag auf englisch hieße, bekam ich landauf landab überall nur „bankholiday” zur Antwort, die Engländer sind ähnlich christlich wie ich.

Auf der Fähre kann man jetzt mit der Luca-App einchecken, das finde ich prima,

darauf war ich vorbereitet, meine Luca-App ist selbstverständlich passend registriert :-)

Ein Fliegerkumpel von K war übers lange Wochenende auf Juist, weil er da eine Ferienwohnung hat. Ursprünglich wollten die zwei im Verband zurückfliegen, weil der Kumpel fliegerisch noch etwas unsicher ist und das Wetter war halt durchwachsen, aber dann hat K nichts mehr von ihm gehört und ist alleine und direct zurückgeflogen. Nach der Landung in Münster stellte er fest, dass der andere schon lange vor ihm gelandet war. Er rief ihn also an und fragte, weshalb er denn schon so früh wieder zurückgeflogen sei, so erfuhr er, dass dem anderen und seiner Familie auf Juist schlicht langweilig geworden war und sie wollten lieber wieder nach Hause.
Das Wetter war mies, kalt und nass, nix für lange Draußentouren, und alle Restaurants sind geschlossen, die saßen also zu viert in ihrer eigenen, anonymen Ferienwohnung und hatten nichts zu tun. Da sie die Wohnung sonst auch an andere Gäste vermieten, ist es de facto kein Unterschied, ob sie in ihrer eigenen Wohnung wohnen oder in einer fremden Ferienwohnung, Wohnungen, die zum Vermieten vorgesehen sind, können ja nicht mit privatem Zeug zugeräumt werden, die müssen immer relativ steril sein, eben weil ständig fremde Leute da drin wohnen.

Ich musste über diese Geschichte sehr grinsen, weil das ein Phänomen ist, was mich schon lange fasziniert: Wenn ich so viel Kohle habe, dass ich mir so eine Ferienwohnung leisten kann, warum um alles in der Welt muss ich dann noch nach den letzten 5000 Euro greifen, die ich pro Jahr als Miete zusätzlich einnehmen kann, muss mich dafür aber dann damit arrangieren, dass ich meine eigene Wohnung immer mit fremden Leuten teilen muss? Wo ist dann der Vorteil, dass es meine eigene Wohnung ist? Ich meine, dann kann ich mir doch auch gleich eine fremde Ferienwohnung mieten, für meinen eigenen Urlaub macht das absolut gar keinen Unterschied. Und als Geldanlage gibt es wahrlich lukrativere Möglichkeiten.
Ich weiß ja, dass das sehr viele Leute machen, also, sich eine Ferienwohnung zur Selbstnutzung kaufen und sie dann zusätzlich noch an andere vermieten, weil man angeblich damit viel Geld verdienen kann, mich lässt das jedesmal sehr ratlos zurück, weil ich weder die Kalkulation für die Geldanlage begreife noch den Nutzen, den die Selbstnutzung haben soll. Aber nun ja, jeder wie er kann, Ks Fliegerkumpel hat auf alle Fälle eine sehr schicke Ferienwohnung auf Juist, vor zwei Jahren für die Kleinigkeit von einer 3/4 Mio Euro gekauft, aber wenn das Wetter schlecht ist und die Restaurants zu sind, möchte er doch lieber wieder nach Hause. Pech.

Ich war mit dem miesen Wetter dagegen sehr zufrieden, so konnte ich nämlich mit gutem Gewissen zu Hause bleiben und weil ich mein Haus nicht als Ferienwohnung an fremde Leute vermiete, ist es auch ein ganz normales Zuhause, mit allen Dingen, die man eben so persönlich gerne in seinem Zuhause hat. Neben ausreichend Kleidung für jede Wetterlage und einer vernünftigen Home-Office Ausstattung, habe ich auch eine sehr große Küche mit einer großen, gut gefüllten Vorratskammer, einem Weinkeller und sonstigen Alkoholvorräten, die auch über längere, kalte und dunkle Tage hinweghelfen.
K hat zu Weihnachten die alten Gamecubes durch eine neue Switch ersetzt, ich habe ein Klavier und ganz viel Bastelzeug und all das Zeug kann da einfach sein, weil ich mir den Luxus leiste, auf die paar Kröten Zusatzeinnahmen zu verzichten, die durch eine Vermietung rein kämen.

Aber jeder hat halt seine eigenen Prioritäten
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Sonntag, 16. Mai 2021
Noch mehr Gedanken zum Gendern
Dass ich persönlich meine Sprache nicht mehr aktiv auf Gendern umstellen werde, habe ich schon häufiger erklärt. Zum einen sehe ich persönlich tatsächlich keinen praktischen Vorteil für die Interessen der Frauen, weil ich der Meinung bin, dass es der Förderung der weiblichen Gleichberechtigung eher schadet, wenn man durch sprachliche Markierungen auf Geschlechtsunterschiede hinweist, auf die es ja eben grade gar nicht ankommen sollte, bei der Vorstellung und Beurteilung bestimmter Tätigkeiten, Funktionen oder Definitionen. Und zum anderen bin ich ansonsten einfach der Meinung, dass die aktuell kursierenden Varianten der Gendersprache von mir nicht altersgerecht benutzt werden können. So wie ich es albern finde, wenn sich 60jährige Zöpfchen flechten, so käme ich mir einfach lächerlich anbiedernd vor, spränge ich jetzt auf den aktuellen Modesprachzug auf und wechselte mein Sprachalter. Das habe ich hier schon einmal sehr ausführlich beschrieben, das kann ich auch nur immer wieder wiederholen.

Nun ist es allerdings so, dass ich im beruflichen Kontext mittlerweile tatsächlich durch offizielle Vorgaben von oben gezwungen bin, geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden und nach Ansicht derer von oben ist das generische Maskulinum formal nicht geschlechtsneutral, egal ob ich es als kleinsten gemeinsamen Nenner betrachte und damit als ausreichend geschlechtsübergreifend empfinde. Mein Empfinden gildet nicht, weil das ja auch eine viel zu einfache Lösung wäre, wenn man versuchte, Frauen in ihrem ureigenen Selbstverständnis zu stärken und zu fördern. Nachher fühlen die sich den Männern noch wirklich überlegen, das muss natürlich dringlich verhindert werden. Das verstehe ich, die Jungs von oben sind ja nicht alle blöd.

Ich muss also gendern, egal ob ich das will oder nicht.
Auf Zwang und Vorschriften habe ich nun jedoch mein ganzes Leben schon mit spontaner Verweigerung und Gegenbewegung reagiert, ein Triggerpunkt, der bei mir sehr zuverlässig funktioniert. Wenn man möchte, dass ich etwas Bestimmtes tue, muss man es mir nur verbieten und zack, kann ich mich nicht mehr dagegen wehren, mein innerer Freiheitskämpfer springt automatisch an und treibt mich zu den absurdesten Handlungen. Auch zu Dingen, die ich normalerweise, also ohne ausgelösten Triggerknopf, wirklich ganz schrecklich furchtbar finde.*

Harald Martenstein ist ein von mir ungemein geschätzter Autor und Kolumnist in der Zeit, viele seiner Texte würde ich unverändert exakt so als meine Meinung übernehmen, uns unterscheidet nur, dass er diese (unsere) Meinung unvergleichlich viel besser formulieren kann.
In seiner aktuellen Kolumne (hinter der Paywall) macht er sich Gedanken zum Thema Gendern und dem zunehmend wachsenden gesellschaftlichen Zwang, die Sprache zu diesem Zweck zu ändern.
Wo wir gerade beim Thema Sprache sind – ich werde niemals Gendersternchen verwenden, außer man droht mir Folter an, Knast reicht als Drohung nicht. Dabei habe ich gar nichts gegen Gendern. Ich habe auch nichts gegen Jazz, solange ich ihn nicht dauernd hören muss. Wer möchte, soll das ruhig tun, es stört mich nicht, ich verstehe auch die Idee dahinter, Gerechtigkeit, eine super Sache im Grunde. Ich möchte mich nur nicht zwingen lassen, ich bin freedom fighter, in Frankreich sagen sie combattant de la liberté.
Auch diesen Text kann ich mal wieder nur 1:1 für mich übernehmen, erklärt er doch auf das Trefflichste, weshalb ich in der letzten Zeit immer ablehnender auf die vorgeschriebene Genderei reagiere, nämlich nur weil ich es immer mehr als Zwang empfinde.

*In diesem Zusammenhang erwähne ich gerne, dass ich einigem Unglück nur durch Zufall entgangen bin, weil die von oben schlicht übersehen haben, dass sie noch an viel mehr Stellen als eh schon mit Vorschriften oder Verboten hätten arbeiten können.
Meinem Vater z.B. bin ich bis heute zutiefst dankbar, dass er einfach vergessen hat, mir zu verbieten, mich tätowieren zu lassen. Nicht, dass ich das je gewollt hätte, im Gegenteil, ich fand und finde bis heute Tätowierungen in höchstem Maße entbehrlich, aber hätte mein Vater es mir offiziell verboten, wäre ich heute mit hoher Sicherheit gründlich und großflächig mit dauerhaften Körperbemalungen übersät, weil ich dann gar keine andere Möglichkeit gehabt hätte, als mich ganz selbstverständlich diesem Verbot zu widersetzen.



Im beruflichen Kontext löse ich das Problem durch ein aktives Überbefolgen der Vorschrift. Ich gebe mir also sehr viel Mühe, Texte so zu formulieren, dass maximal viele zu gendernde Wörter und Pronomen vorkommen, vor allem Pronomen und deklinierte Adjektive zu gendern ist sehr effektiv und versinnbildlicht die positive Wirkung von Gendern auf das Feinste. Wenn die von oben wollen, dass ich gendere, dann gendere ich jetzt eben und Wörter, die sich sperrig zeigen, werden durch radikale Regelbefolgung in die Knie gezwungen, so machen das Mitgliederinnen des Hardcoregenderclans.

Bisher bin ich durch Vorschrift von oben nur gezwungen, schriftlich zu gendern, aber selbstverständlich gibt es auch Kollegen, die das komplett in ihre Alltagssprache übernommen haben. Im Mutterhaus gibt es eine Kollegin ü50, die hat ganz doll Genderitis, in meinen Augen hat die Dame vor allem ein persönliches Altersproblem, was sie durch ihr Äußeres ebenfalls betont, aber mit dieser Kollegin habe ich mich neulich ausführlich über die Verrohung der Welt unterhalten, die voll ist mit VerbrecherInnen, KinderschänderInnen, BetrügerInnen, MörderInnen, ChaotInnen und skrupellosen FinanzhaiInnen. Bei Finanzhai wusste ich nicht genau, wie ich die korrekte Form bilde, sie hat meiner Variante aber nicht widersprochen. Dumm nur, dass sie mich jetzt ganz toll findet, weil ich ja ebenfalls so begeistert gendere, für den Moment habe ich zunächst mal ihre Telefonnummer geblockt und im Sekretariat Bescheid gegeben, dass ich grundsätzlich immer in einer Besprechung bin, wenn die Dame anruft.
Meine Mutter würde das kommentieren mit ‘kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort’...

Aber was soll man auch tun, chacun à son goût
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Samstag, 15. Mai 2021
Freier Werktag
Heute war ein normaler Werktag und ich hatte frei.
Ein Werktag nach einem Feiertag und vor einem Wochenende wird Brückentag genannt, aber bei mir hat sich heute kein Brückengefühl eingestellt, denn ich habe den Brückentag ja nicht zur Wochenendverlängerung genutzt, also kein Minikurzurlaub oder so, sondern ich bin einfach nur zu Hause geblieben und habe den Werktag als Werktag benutzt - allerdings ohne Büroarbeitsverpflichtung.
Ein freier Werktag ist nämlich grundsätzlich etwas anderes als ein Sonn- oder Feiertag und auch etwas anderes als ein Samstag, weil der Rest der Welt ja ganz normal arbeitet, was bedeutet, dass alle Behörden, Banken, Betriebe, Läden etc. ganz normal geöffnet sind und man deshalb an einem freien Werktag Dinge erledigen kann, die an einem Wochenende halt nicht möglich sind.

Ich hatte heute deshalb einen Termin mit einem Handwerker und wir haben besprochen, was zu tun ist, damit ich demnächst vorm Haus aber auf dem Grundstück einen Stellplatz für das Auto habe, denn seit dem hier auf der Insel die "blaue Zone" eingeführt wurde, dürfen in der Saison Autos nachts nicht mehr auf der Straße stehen. Zumindest nicht in der Straße wo ich wohne.
Das war ein sehr gutes Gespräch, ich bekomme jetzt ein Angebot und es sieht so aus, als ob wenigstens schon mal die Mauer kurzfristig entfernt wird.
Nur Mauer weg ist noch kein endgültiger Stellplatz, dafür muss noch die bisherige Erde ausgekoffert, mit Schotter unterfüttert und befestigt werden, dann wird die alte Erde wieder aufgefüllt und mit Rasengittersteinen gepflastert, und dann muss noch eine neue Mauer gemauert werden, außerdem brauchen wir ein Tor vor der neuen Einfahrt - insgesamt ist das also noch ein weiter Weg, bis der Stellplatz endgültig fertig ist, aber wenn die Mauer weg ist, kann ich immerhin schon mal aufs Grundstück fahren, alles andere kommt dann danach, und das gefällt mir schon mal sehr.

Ansonsten habe ich vier Stunden lang den Bürgersteig, Rinnstein und Zuweg vorm Haus intensiv von Grünzeug und Dreck befreit, das sieht jetzt alles sehr schnieke aus, wenn die Mauer fällt, fällt sie immerhin sauber.

Vier Stunden Unkraut zupfen, hacken, kratzen und fegen ist für jemanden, dessen sportlicher Trainingsstatus irgendwo im dreistelligen Minusbereich liegt, eine echte körperliche Herausforderung. Entsprechend platt war ich danach auch. Aber auch sehr zufrieden.

K hat sich den gesamten Tag mit seiner IFR-Theorie beschäftigt und ist ausgesprochen übellaunig deshalb. Denn die Theorie, mit der er sich jetzt beschäftigen muss, hat den Nachteil, dass sie praxisrelevante Theorie ist und eigentlich hat er die komplette Theorieprüfung ja schon vor drei Jahren gemacht, aber das Gesamtwissen aus der Zeit wurde natürlich längst in heute nicht mehr erreichbare Gehirnregionen verdrängt, vor allem weil es damals auch alles nur theorie- und eben noch nicht praxisrelevant war.
Jetzt muss er große Teile dieser Theorie also wiederholen, nur diesmal mit der zusätzlichen Auflage, dass er den Kram auch wirklich verstehen muss. Das macht alles keine gute Laune, das kann ich verstehen
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Freitag, 14. Mai 2021
Frei
Das war ein wunderbarer, freier Feiertag heute.
Und weil frei und Feier, fällt bloggen heute aus
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Mittwoch, 12. Mai 2021
Nicht aufregen
Sehr viel mehr Schwung als gestern konnte ich heute auch nicht entwickeln, ich dümpelte mehr oder minder unmotiviert durch meinen Home-Office Tag. Erfreulich war, dass es nicht das Home-Office war, was mich nervte, sondern eher so eine allgemeine Generalunlust. Das ist doch mal eine Abwechslung, muss ja nicht immer nur das Büro an allem schuld sein.

Ich habe darüber nachgedacht, was diese über allem liegende Demotivationsstimmung verursacht haben könnte und konnte wenigstens als erstes schon mal den sonst überall genannten Hauptverursacher ausscheiden, die durch die Pandemie veränderten Lebensumstände sind es ganz sicher nicht. Eher im Gegenteil, gäbe es keine Pandemie, hätte ich deutlich mehr Probleme, das mit dem Home-Office auf Borkum einfach mal so umzusetzen und das gefällt mir grundsätzlich schon sehr gut. Gestern hat sich sogar eine weiter entferntere Bekannte bei mir gemeldet und angefragt, ob sie nicht mal eine Woche zu Besuch kommen könnte, um dann auch von hier aus Home-Office zu machen. Die Idee finde ich tatsächlich sehr attraktiv, Home-Office zu zweit ist bestimmt schöner als alleine, ich habe hier im Haus ja sogar mindestens vier einzelne Home-Office taugliche Zimmer, eigentlich könnte ich das Konzept noch viel weiter ausbauen, wir haben auf alle Fälle spontan schon weitere Details verabredet.

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Hier stand bis eben ein langer Rant über - ach, egal. ich habe das alles wieder gelöscht, weil ich beschlossen habe, mich nicht aufzuregen, sondern bestimmte Sachverhalte und bestimmte Menschen einfach nur zu ignorieren.
Wenn man Dinge nicht ändern kann, weil Menschen eben sind wie sie sind, dann lohnt es sich nicht, sich aufzuregen, dann ist es wesentlich pragmatischer nur gelassen die Schultern zu zucken, vielleicht dazu noch ein wenig trauriges Kopfschütteln, dann muss es aber auch reichen, mit der Anteilnahme, dem Interesse und überhaupt dem Umgang ganz allgemein, mit Menschen, mit denen die gemeinsam geteilte Schnittmenge an Meinung, Denkmuster und Selbstreflektion von einem Mathematiker als leere Menge bezeichnet würde.

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Die Fotos des Tages hat mir heute mein Westfalenmann geschickt, der war nämlich irgendwo in der Umgebung von Düsseldorf unterwegs und hat dort eine Tiefgarageneinfahrtsampel mit Blattgrün entdeckt und einen Friseur mit negativem Gebiss.


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Dienstag, 11. Mai 2021
Auf auf folgt ab
Dem schwungvollen Montag folgte ein ausgesprochen bewegungsarmer Dienstag.
Er begann damit, dass ich erst um halb neun durch nachhaltiges Telefongeklingel aufgewacht bin. Ach ja, Home-Office, da gilt halb neun als Arbeitszeit. Nach dem Telefonat, was ich ziemlich verpeilt im Halbschlaf annahm und dann während des Gesprächs versuchte, mich ins Wachsein zu hangeln, was nur so mittelgut gelang, habe ich mir einen Kaffee gekocht und mich vor den Rechner gesetzt.
Im Posteingang ein Stapel E-Mails, die ich überwiegend langweilig fand. Ich fühlte mich krank mit seltsam diffusen Symptomen, also grundsätzlich nicht diagnostizierbar krank, aber schlapp, abgeschlagen und mit dem dauerhaft starken Wunsch, mich einfach wieder ins Bett zu legen und dort vorzugsweise nichts zu tun. Ich wollte also noch nicht mal schlafen, denn Müdigkeit war gar nicht das Problem, sondern mich quälte nur eine akute Aktivitätsunlust. Ich wollte auch nichts lesen oder reden, ich wollte am allerliebsten einfach nur im Bett liegen und vor mich hindämmern. Das scheiterte aber an den Verpflichtungen des Home-Office, auch wenn ich die eingehenden E-Mails langweilig fand, so mussten einige trotzdem beantwortet werden und außerdem gab es noch einen großen Stapel älterer, unbeantworteter E-Mails, deren Erledigung durch noch länger Liegenlassen auch nicht einfacher wurde, im Gegenteil.
Weil ich schlechte Laune hatte, schrieb ich dem Wirtschaftsprüfer, der irgendwelche Positionen in der GuV umgegliedert haben wollte, eine lange und sehr bösartige Antwortmail, die ich vor dem Abschicken dann wieder löschte und nur noch "wenn es Sie glücklich macht, dann weisen wir die vereinnahmten Zinsen auf festverzinsliche Wertpapiere auch gerne als Erträge aus magischer Geldvermehrung aus, da sich das Gesamtergebnis nicht ändert, ist es für uns also wurscht, wie die Position heißt" - eine deutlich kürzere und im Ergebnis ja positive Antwort. Es wird mir bis zur Rente wohl nicht mehr gelingen, diese erratischen Umgliederungswünsche von irgendwelchen selbsternannten Bilanzierungswächtern ernst zu nehmen, aber für Wirtschaftsprüfer gibt es nichts Wichtigeres als formal korrekt gesetzte Häkchen, deshalb macht es gar keinen Sinn, sich mit denen in solchen Punkten zu streiten.

Anschließend gab es eine Videokonferenz zum Thema nachhaltige Geldanlagen und danach war meine Laune noch schlechter. Grundsätzlich finde ich die Idee dahinter ganz enorm positiv, aber wie bei allen Dingen, die mit Geld zu tun haben, ist die Umsetzung in der Realität ganz weit von dem entfernt, was sich all die wirmüssendringenddieWeltretten Anhänger davon versprechen. Eine wirklich miese Firma zB ist Tesla. Was für ein verlogener, bigotter Haufen. Darf man sich gar nicht mit beschäftigen, wenn man nicht spontan noch mehr schlechte Laune bekommen will.
Weil es heutzutage auch finanzpolitisch zu einem absoluten Muss geworden ist, als Unternehmen mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz zu punkten, denn je sauberer ein Unternehmen zertifiziert ist, umso mehr zieht es Investorengelder an, geben die Unternehmen einen Menge Geld dafür aus, sich "Ausgleichszertifikate" zu kaufen. Unternehmen, die auf dem saubere Energie Sektor tätig sind, bekommen dafür nämlich Pluspunkt-Zertifikate, die sie mit gutem Gewinn an Unternehmen weiterverkaufen, die schmutzige Energie verbrauchen - so funktioniert der moderne Ablasshandel. Ikea zB verbraucht zwar sehr viel schmutzige Energie, hat sich aber in großem Umfang an Windparks usw. beteiligt, dafür gibt es ganz viele positive Punkte, die die negativen Energiepunkte neutralisieren - deshalb ist Ikea energieneutral. Was für ein wunderbarer Werbeslogan.
Und Tesla zB macht richtig viel Gewinn mit dem Verkauf von positiven Energiezertifikate, davon bekommen sie schließlich genug, weil sie so ungemein nachhaltig wertvolle Produkte produzieren.
Per Saldo ist das also der Markt der nachhaltigen Investments von heute, ein Narr, wer glaubt, dass in der Finanzwelt jemals Moral vor Gewinn funktionieren könnte.
Unabhängig davon, dass ich Teslafahrer vergleichbar anstrengend empfinde wie die klassischen Poseräffchen in ihren tiefergelegten BMWs, weil ich mich bei jeder Art von guckmalwasichhab/kann/mache Zurschaustellung stets frage, welches persönliche Manko der Mensch wohl hat, das er mit so einem Statusgehabe kaschieren muss, sind Teslaautos unter Umweltbilanzaspekten ungefähr so ökologisch korrekt wie vegane Schnitzel von Nestlé. Es sind die Firmen dahinter, die ich so gruselig finde - und natürlich die Tatsache, dass diese Produkte zu einem Symbol geworden sind, das den Fokus komplett auf die falschen Schwerpunkte lenkt.
Aber nun ja, Energiepolitik, Finanzpolitik und Ideologien, drei Themen, die mir fast unweigerlich schlechte Laune machen, weil ich es so unsinnig finde, sie miteinander zu verknüpfen und weil es so wenige Menschen gibt, die die tatsächlich gelebte Realität und die existierenden Anforderungen der Gesellschaft pragmatisch richtig beurteilen und in ein vernünftiges Verhältnis setzen können.

Passend zur negativen Stimmung des Tages teilte mir die Friseurin mit, dass sie diese Woche leider keine freien Termine mehr hat. Phhht, dann nicht, irgendwann kommt es auch wirklich nicht mehr drauf an, lasse ich eben einfach weiter wachsen.

Als ich Ks Fahrrad aus der Werkstatt wieder abholte, fiel mir der geflickte Bowdenzug auf. Den hätte ich ja auch gleich mit erneuern lassen können, hatte ich aber vergessen, zu erwähnen und der Mechaniker meinte, er war sich unsicher, was er damit tun solle, noch würde er ja funktionieren, deshalb hätte er ihn nicht weiter beachtet.
Chance vertan
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