anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 1. September 2020
jetzt humpeln wir alle
Hier ist richtig Action*.
*schreibt man englische Wörter in deutschen Texten nun eigentlich klein oder groß? Ich finde, kleingeschrieben sieht es genauso falsch aus wie großgeschrieben, aber Äktschen ist ja nun auch nicht besser. Kompliziert.

N hatte heute seinen ersten Tag als Assistenzarzt in der Rehaklinik, alle haben sich sehr gefreut, dass er dort jetzt das Team verstärkt, es war wohl ein guter erster Tag.
Nach Dienstschluss fuhr er sofort zur Haltestelle, um eine Freundin abzuholen, die mit der letzten Fähre gekommen war, eben jene Freundin, die er mir gestern ja schon als ganz problemlos angekündigt hatte.
Da Cs Zimmer derzeit nicht belegt ist, wurde ihr dieses Zimmer angeboten. Dort standen allerdings noch zwei Wäscheständer, die ich heute zwar abgenommen, die Wäsche selber aber noch nicht weggeräumt hatte, das bat ich N eben zu erledigen, damit sein Besuch das Zimmer nutzen kann. Dabei lief er barfuß auf dem Teppich rum - und trat in eine Nadel, die dabei abbrach und das so unglücklich, dass der abgebrochene Teil sofort in seinem Fuß verschwand.
Konkret war also gar nichts zu sehen, zunächst wusste deshalb keiner, was genau passiert war. N fand zwar die abgebrochene Nadel, aber ob die nicht schon vorher abgebrochen war, ließ sich natürlich nicht erkennen.
N sagte aber, es täte dermaßen eklig doll weh und er könne den Fuß nicht mehr schmerzfrei bewegen, dass ihm das alles nicht ganz geheuer sei. Schließlich fuhr er ins MVZ, um den Fuß röntgen zu lassen, sicher ist sicher. Dort guckten die Ärzte etwas seltsam, weil sich keiner vorstellen konnte, dass in einem Fuß, dem man äußerlich überhaupt nichts ansieht, außer, dass er dreckig ist, eine abgebrochene Nadelspitze steckt, aber nun denn, wenn der Patient es ausdrücklich verlangt, dann röntgen wir eben.
N sagte, als sich dann auf dem Monitor das Röntgenbild so langsam von rechts nach links aufbaute und erst der heile Teil des Fußes zu sehen war und dann der "gepiercte", da war dann alles, was die behandelnde Ärztin sagte: "Krass."



Ergebnis: Er muss morgen früh mit dem Kat aufs Festland, dort wird die Nadelspitze in der Unfallchirurgie rausoperiert und wenn er Glück hat, bekommt er am Nachmittag noch die letzte Fähre zurück. Sonst hat er eine Nacht auf dem Festland gewonnen.
Was er zudem jetzt schon gewonnen hat, ist eine AU, denn mit so einem gespickten Fuß ist schlecht arbeiten. Damit liegt er jetzt ganz weit vorne auf der Liste der bestbezahltesten Privatunfälle. Er hat exakt seit einem Tag das erste Mal in seinem Leben einen echten, gutbezahlten Fulltimejob, und fällt am zweiten Tag schon mal gleich wieder wegen Unfall aus. Rein finanziell hätte das schlechter laufen können.....

Nachdem die Röntgendiagnose Eindeutiges ergeben hatte und er mit Schmerzmitteln und Antibiotika versorgt war, schwang er sich auf das Hasemobil und fuhr mit seiner Besuchsfreundin und einem Glas Aperol Spritz zum Strand, weil seine Freundin unbedingt ein Foto mit "Aperollator" machen wollte, die Kombi aus Schmerzmittel und Alkohol wirkt immer gut, wie die Fotos geworden sind, weiß ich nicht, es hörte sich aber nach einem lustigen Ausflug an.

Aktueller Fuß-Krankenstand hier im Haus: J war ja bereits am 25. Juli in Berlin eine Treppe runtergefallen und hatte sich dort einen Bänderriss eingehandelt, der ist bis heute noch nicht ausgeheilt und J humpelt also immer noch irgendwie mühsam und mit Schiene durch die Gegend.
Vier Tage später, also am 29.7. bin ich vom Spaten gefallen und habe mir nicht nur einen Bänderriss, sondern auch gleich einen Bruch im Mittelfuß eingehandelt, ich habe immer noch einen Gips und kann überhaupt nur mühsam mit Krücken humpeln.
N schließlich hat jetzt eine halbe Nadel im Fuß und soll damit auch nicht mehr rumlaufen, wenn die Schmerzmittel irgendwann nicht mehr wirken, hält er sich hoffentlich auch daran.
Wir werden sehen, was der morgige Tag bringt
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Dienstag, 1. September 2020
Besuch und Benehmen
Früher habe ich mir immer viel Mühe gegeben, die Termine und die Anwesenheitszeiten aller Familienmitglieder und ihrer Gäste hier auf Borkum zu koordinieren.
Mittlerweile habe ich das komplett dran gegeben, das Kommen und Gehen hier im Haus erfolgt weitestgehend spontan, wenn jemand Gäste einladen will, fragt er nach, welche Betten grade frei sind und ich stelle fest, dass das nicht nur viel stressfreier ist, weil ich nicht mehr verantwortlich bin bzw. mich nicht mehr verantwortlich fühle, was wohl noch viel wichtiger ist. Ich finde dieses Spontansystem aber auch irgendwie deutlich lustiger, denn es muss ständig irgendetwas zu improvisiert werden, weil es tatsächlich häufiger vorkommt, dass entweder gar niemand da ist - oder gleich zehn Leute auf einmal.

Es brauchte am Anfang eine gewisse Zeit, um den Umgang mit und das Leben in so einem Haus auf einer Insel zu lernen und passende Regeln zu entwickeln.
Das größte Problem war zunächst die unterschiedliche Beurteilung der Nutzung dieses Hauses, denn natürlich meinen viele Menschen, das sei hier ein Ferienhaus und im Zweifel könnten sie es auch durch Zahlung eines entsprechenden Betrages (den ich ihnen dann natürlich zu erlassen habe, weil sie ja schließlich Freunde sind), einfach mieten und dann wäre es während der Dauer ihres Aufenthaltes sozusagen "ihres" und sie könnten sich hier dann benehmen wie in einem Ferienhaus.
Dass dieses Haus für mich aber nie ein Ferienhaus war, sondern einfach nur mein privates Wohnhaus und in dem lässt man ja auch nicht einfach so andere Leute wohnen, auch nicht, wenn man selber mal grade nicht da ist, diese "egoistische" Einstellung kostete mich anfangs ein paar Freundschaften und führte immer mal wieder zu bösen Verstimmungen, aber irgendwann waren die "Ferienhausmenschen" alle vergrätzt und dann war Ruhe.
Nach CWs Tod wurde es für mich noch mal deutlich leichter, denn dann konnte ich bestimmen, dass wirklich gar keine "fremden" Leute mehr in diesem Haus wohnten, aber irgendwann war es dann wieder so, dass die Kinder größer wurden und gerne mal verlängerte Wochenenden ungestört mit ihren Freunden hier Party machen ausspannen wollten. Das fühlte sich dann eben so an, wie es sich für alle Eltern anfühlt, wenn sie dem Nachwuchs das gesamte Haus für ein paar Tage als sturmfreie Bude überlassen.
Inzwischen hat das Haus aber genau solche Situationen schon mehrfach unbeschadet überlebt und es hat sich ganz allmählich eine neue Selbstverständlichkeit ergeben.
Die obere Etage gehört K und mir, die steht nicht zur Disposition und insbesondere steht unser Bett nicht für Gäste zur Verfügung, auch wenn wir nicht da sind. In der unteren Etage hat jedes der Kinder ein Zimmer, aber da sprechen sie sich einfach untereinander ab, wenn sie Gäste einladen wollen und dafür dann mehr als nur das/die Betten in ihrem eigenen Zimmer benötigen. Wenn ich Gäste einladen möchte, frage ich auch kurz nach, welches Zimmer zur Verfügung steht und im Zweifel wird N ausquartiert (weil er das Zimmer mit dem gästefreundlichsten Doppelbett hat) und muss dann entweder bei J schlafen oder oben bei uns auf dem Gästesofa. Das hat diesen Sommer wunderbar funktioniert und ich denke, wir werden genau dieses Modell jetzt beibehalten.

Als Besonderheit haben wir dieses Jahr ja auch noch die Situation, dass N hier die nächste Zeit wirklich ganz permanent wohnen wird, J wird auch länger hier sein - und ich habe mit meinem Gipsbein auch vier Wochen Extraaufenthalt gewonnen, so dass der Besuch, den N sich für die nächste Zeit eingeladen hat, damit klarkommen muss, dass neben dem kleinen Bruder dann auch noch die Mutter im Haus ist. Lässt sich nicht vermeiden.
Aber N hat mir schon erklärt, dass er sich bei der Freundin, die morgen kommt, zum Glück keine Sorgen machen muss, denn durch Zufall hat er deren Eltern selber letzten Monat kennengelernt: "Und Mama, die Mutter von Katharina ist genauso politisch unkorrekt wie du, da kann also gar nichts passieren, du kannst dich einfach ganz normal benehmen, Katharina ist das gewohnt."
Das beruhigt mich sehr, dann wird es mit diesem Besuch schon mal keine Probleme geben :-)
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Sonntag, 30. August 2020
Nur positive Coronafolgen, ein neuer Rekord und die Abrollrichtung der Zewarolle
Hat das jemand gehört, dieses laute Wusch, mit dem die letzten drei Tage vergangen sind?
K ist grade eben erst hier angekommen und jetzt ist er schon wieder weg. Dabei war er schon seit Donnerstag hier, aber trotzdem fühlt es sich nur an wie ein kurzer Moment.
Der eine geht, ein anderer kommt, J kam heute mit der letzten Fähre und bleibt jetzt auch erst mal bis November. Vorher geht nämlich sein Semester gar nicht wieder los und da er aktuell wirklich überhaupt nix mehr zu lernen hat, kann er die nächsten Wochen auch einfach ein bisschen in der Milchbude arbeiten, alles besser als pure Langeweile und Corona erträgt man besten zu Hause.

Ich habe in der letzten Zeit wirklich sehr viel im Internet rumgelesen, weil sich das so wunderbar mit "mit Gipsbein auf Couch rumliegen" vereinbaren lässt und bin dabei an verschiedenen Stellen auf sehr persönliche Berichte über die Auswirkungen und Folgen und vor allem auch die Spätfolgen der durch Corona geänderten Lebensumstände gestoßen und kam über diesen Umweg zu der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich für viele Menschen wirklich nicht gut ist, wenn sie dauerhaft von ihren bisher gewohnten sozialen Kontakten körperlich abgeschnitten sind und dass vor allem so ein radikaler Wandel des Alltags für die allermeisten Menschen nur sehr schwer zu verkraften ist.

Ich kann solche "Einsichten" nur durch viel Lesen und durch die Aufnahme immer gleicher Informationen als "wird wohl tatsächlich für die meisten ein Thema sein" akzeptieren, denn rein intuitiv reagiere ich nur sehr verwundert und unverständig auf die Klage "mir fehlen meine Freunde", weil hey, ihr könnt doch telefonieren oder videochatten und was braucht es denn sonst noch?
Und wenn sich die Lebensumstände ändern, dann ändern sie sich eben, da ich persönlich ein schon fast extrem fatalistisches Gemüt habe, nehme ich geänderte Realitäten einfach nur hin und akzeptiere sie als neue Realitäten, wenn ich sie weder ändern noch ignorieren kann. Aber auch dieser Fatalismus scheint keine neurotypische Reaktion zu sein.

Gleichzeitig ist mir durch die Berichte über die für viele erst nach und nach eintretenden belastenden Folgen der Coronasituation noch mal extra deutlich klargeworden, wie ungemein privilegiert ich bin.
Denn alles, was es braucht, um von der pandemiebedingten notwendigen Einsiedelersituation umfassend zu profitieren, all das bringe ich als "Grundeinstellung" von ganz alleine schon mit.

Für mich ergeben sich aus "deraktuellensituation" keinerlei finanzielle Folgen, eher im Gegenteil, so wie es zur Zeit aussieht, werde ich rein finanziell gründlich davon profitiert haben.

Mein Beruf lässt sich ziemlich problemlos jederzeit ins Home-Office verlegen und mein Home-Office ist inklusiver ergonomischer Sitzmöglichkeiten bestens ausgestattet.

Zu meinem Haushalt gehören keine schulpflichtigen Kinder, ich muss mich mit dem gesamten Themenirrsinn aus Schule und Corona und blödsinnigen Vorschriften, aus bekloppten Lehrern, seltsamen Erwartungshaltungen und genervten Kindern nicht beschäftigen.

Mein Lieblingszustand ist "zu Hause sein", oder, wie meine Freundin Barbara es neulich so hübsch ausdrückte: Mein Aszendent ist Einsiedlerkrebs.
Mein Gemütszustand hat sich also seit März kontinuierlich verbessert, ich muss nicht mehr rausgehen.

Der einzige Mensch, mit dem es mir wirklich wichtig ist, zusammenzusein, ist mit mir zuhause, da kann ich nur sagen: Besser geht nicht!

Alle anderen Menschen, die ansonsten mit mir gemeinsam in meinem Haushalt wohnen, sind entweder nur vorübergehend als Gast anwesend oder ich habe ihre Anwesenheit aktiv akzeptiert, durch die Ausweichmöglichkeiten des Zweithaushaltes ergeben sich unangenehme Dauernervsituationen per default nicht.

Naja, und ansonsten habe ich natürlich noch all die anderen Privilegien, die ich auch alle schon vorher hatte, die haben sich nicht geändert, aber nicht nur "dieaktuellesituation" erträgt sich besser, sondern jede Situation ist angenehmer, wenn man all den Luxus, der für mich halt zum Alltag gehört, auch noch zusätzlich genießen kann.

Ich habe also tatsächlich überhaupt gar nichts an "deraktuellensituation" auszusetzen, außer die Sorge, dass sie wahrscheinlich nicht ewig dauern wird und dass ich mich dann wieder umgewöhnen muss, ich fürchte, das wird hart. Aber so lange es geht, geht's und so wie es aussieht, wird es ja wohl auch noch eine Weile dauern. I'll keep my fingers crossed.

Soweit also mein persönlicher Bericht, was Corona so mit mir gemacht hat bisher, ich schäme mich ein wenig, weil es mir wirklich nur rundum besser geht, aber es kommen sicher auch wieder andere Zeiten und dann muss ich raus und unter Leute und dort Smalltalk machen und mich totlangweilen, es wird sich wahrscheinlich nicht dauerhaft vermeiden lassen.

Zum Abschluss noch eine kurze Notiz zu einer Rekordverbesserung: Da wir ja überall Kameras haben, lässt sich die Zeit, die K von Haustür zu Haustür benötigt, wunderbar ablesen, er hat das Haus hier auf Borkum heute um 17.30h verlassen und fuhr um 18.58h in Greven in die Tiefgarage. Das sind 88 Minuten und damit ein neuer Haus-zu-Haus-Rekord.

Ach, und noch was: N hat die Zewarolle wieder richtigrum in den Abroller gelegt. Es ist erst ein paar Tage her, dass N mich fragte, seit wann ich die Zewarolle falschrum in den Abroller einlege, also dass Papier zur Wand abrollen lasse, statt nach vorne. Ihn wunderte das, weil er weiß, dass ich schon mehrfach auch auf fremden Klos das Klopapier umgedreht habe, weil ich es nicht ertrage, wenn sich das Papier zur Wand hin abrollt. Ich musste sehr grinsen und erklärte ihm, dass K das macht, der meint nämlich, dass es sich andersrum besser abreißen lässt. Ich habe aufgegeben, das mit ihm zu diskutieren, ich drehe die Rolle einfach kommentarlos wieder zurück, wenn K aus der Küche gegangen ist. K sei das aber noch nicht aufgefallen, er gibt sich eigentlich jedes Mal von neuem Mühe, mich von seiner richtigen Abrollrichtung zu überzeugen, was ich niedlich finde, weil er sonst wenig missionarischen Eifer im Haushalt zeigt.
Auf alle Fälle war die Zewarolle natürlich richtigrum eingelegt bevor K am Wochenende kam, aber als N sich vorhin ein Stück Küchentuch abreißen wollte, stellte er zu seinem großem Amüsement fest, dass K die Rolle tatsächlich wieder umgedreht hatte - und ich schätze, ab jetzt läuft da eine offene Challenge
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Samstag, 29. August 2020
Alt werden und Coronairrsinn
Ich habe mir ja seit vielen Jahren angewöhnt, jeden Abend hier einen Text in meinen Blog zu schreiben.
Meine eigene, selbst auferlegte Regel sagt zwar nur "jeden Tag", so dass ich auch ohne internen Regelverstoß bereits am Vormittag oder irgendwann während des Tages etwas schreiben könnte, aber mit der nunmehr seit fast fünf Jahren eingeübten Routine, fühlt sich ein Blogbeitrag während des Tages irgendwie noch nicht so "richtig" an, so dass es einfach dabei bleibt: Geschrieben wird am Abend.
Was mich natürlich nicht davon abhält, schon während des Tages alle möglichen Ideen und vor allem Formulierungsbruchstücke für den abends fälligen Blogbeitrag zu sammeln, nur leider geschieht dieses "Sammeln" auch nach fast fünf Jahren noch immer nicht wirklich effizient.
Es fällt mir etwas schwer, das zuzugeben, denn normalerweise ist "Effizienz" der heilige Gral, dem ich mein Leben gewidmet habe, aber tatsächlich ist hier noch viel Verbesserungspotential, wenn es um das Festhalten guter Formulierungen geht, aber auch ganz grundsätzliche Themen, die ich gerne erwähnen möchte und die mir während des Tages so einfallen, habe ich dann oft am Abend schon wieder vergessen.
Halten wir also fest: Ich bin schlecht organisiert und es stört mich. Eine Lösung habe ich allerdings noch nicht dafür, aber ich habe hier noch nicht resigniert.

Das vorab, um im Grunde als Quintessenz des heutigen Tages festzuhalten: Jau, war ein guter Tag, aber was ich konkret alles so gemacht und gedacht habe, das habe ich grad schon wieder komplett vergessen.

Mir fallen nur einzelne Erinnerungsfetzen ein, die ich mir dringend merken wollte. Beispielsweise Gedanken über das Altwerden, die ich mir schon seit längerem mache, die aber immer wieder neue Spins bekommen. Als ich z.B. heute meinem Sohn sagte, dass er doch dies und das so und so machen könnte und er darauf antwortete: "Ach Mama, ich werde halt älter, das ist heute alles nicht mehr so leicht wie früher." - und ich daraufhin mit offenem Mund meinen Sohn anstaunte.
Ich meine, er ist mein KIND, was heißt das eigentlich für die Mutter, wenn das eigene Kind einem sagt, dass es dies und das nicht mehr kann, weil es mit Alterszipperlein kämpft????? Actually, I was not amused.
Kurz vorher, hatte mir meine MUTTER noch gesagt, dass ich ja nun wirklich sichtbar sehr grau werde - auch das nicht unbedingt eine Aussage, die die eigene Jugendlichkeit stützt.

Und zwischen diesen Generationen eingeklemmt überlegte ich mir, was Altwerden eigentlich wirklich bedeutet.

Meine Kinder sind inzwischen wirklich alle erwachsen, auch der Jüngste, denn wenn jemand sein erstes Staatsexamen abgelegt hat, hat er unbestritten inzwischen ein Erwachsenenalter erreicht, das auch ich nicht mehr verleugnen kann.
Insgesamt also nix mehr Kind, sondern alles sehr selbstständige Erwachsene.
Nicht, dass das jemand falsch versteht, ich finde das prima, genau darauf habe ich meine Kinder von ihrem ersten Tag an vorbereitet, nichts war mir wichtiger, als dass ich sie möglichst früh (Zielalter war immer "mit 18") in ihr eigenes Leben entlassen kann, um mich selber aus der Verantwortung als Mutter herauszuziehen. Ich habe nur nie darüber nachgedacht, dass sie ja mit 18 nicht komplett aus meinem Leben verschwunden sein werden, sondern als selbstständige Erwachsene weiter in meinem Umfeld existieren. Auch das finde ich toll und will nicht daran ändern - aber ich realisiere erst jetzt, dass es halt gleichzeitig auch bedeutet, dass ich die nächste Stufe im nicht aufzuhaltenden Prozess des Alterns erreicht habe.
Ich muss das erst noch sacken lassen, aber wahrscheinlich wird es mir gut gefallen,wenn ich mich erst mal dran gewöhnt habe.

Und sonst noch:
Diese Anticoronademonstranten lassen mich auf gewisse Weise komplett fassungslos, gleichzeitig aber auch sehr aggressiv zurück: Sach mal, ihr schwachsinnigen Dummbatzen, was genau habt ihr von dem Gedanken an demokratisch gewählter Regierung nicht verstanden?
Mag ja sein, dass ihr mit den geltenden Coronavorbeugemaßnahmen nicht einverstanden seid, mag auch sein, dass ihr mit den Vorgaben der aktuellen Regierung so überhaupt gar nicht einverstanden bin, aber sie handeln und entscheiden auf Basis der aktuellen gültigen Gesetze - und genau die sind nun schon ziemlich alt und sollten doch wirklich über jeden Zweifel der "Diktatur" erhaben sein.

Wenn euch da also irgendwas nicht dran passt, so könnt ihr es ja gerne ändern - aber doch nicht, in dem ihr offen gegen die gültigen Gesetze verstoßt?!!! Was ist das denn für eine Art?????
Wartet also einfach die nächsten Wahlen ab, dann wird sich zeigen, welche Parteien welche Mehrheiten bekommen - und bis dahin GILT DAS AKTUELLE GESETZ!!!
Und wenn das vorschreibt, dass alle Leute Mundnasenmasken zu tragen haben, dann trägt man die eben. Ist ja nur bis zur nächsten Wahl. Dann werden die Mehrheitskarten neu gemischt und ihr könnt ja gerne versuchen, dann etwas zu beeinflussen.

Ich begreife es echt nicht, wie man derart offen gegen legal verabschiedete Gesetze und Vorschriften einer genauso legal und demokratisch gewählten Regierung verstoßen kann. Das ist doch bekloppt, wieso machen die das? Ist eine Nebenfolge dieses Covid-19 Virus, dass es auch formal nicht infizierten Menschen derart das Hirn vernebelt, dass sie alle als unzurechnungsmäßig zu ihrer eigenen Sicherheit weggesperrt werden sollten?

Ganz ehrlich, so langsam macht mir das Angst
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Samstag, 29. August 2020
Friseur
Den Vormittag habe ich heute mit allerlei Klimperkram vertrödelt, es ist erstaunlich, in welchem Tempo die Zeit verfliegt, grade wenn man Dinge tut, an die man sich schon am Abend nicht mehr erinnern kann, ich habe mich aber nicht gelangweilt und plötzlich war es 15h und Zeit zu meinem Friseurtermin aufzubrechen. Ich war nämlich heute das erste Mal seit fast einem Jahr wieder beim Friseur und bin das erste Mal seit langem nach einem Friseurbesuch richtig zufrieden.
Die Friseurin war eine Vertreterin der Friseurin, zu der K und J sonst regelmäßig hingehen, ich war noch nie bei ihr, weil, ach, ich weiß auch nicht, weil ich ja sowieso nur sehr selten zum Friseur gehe und weil es sich halt nie ergeben hatte.

Bei meinem letzten Friseurbesuch hat mich der Friseur zu einer Farbe überredet "die viel frischer wirkt" - ich glaube, das ist Friseursprech für "die jünger macht", die mir aber eigentlich nie gefallen hat, weil sie mir viel zu hell war, nämlich sichtbar heller als meine Naturfarbe, oder wenigstens heller als meine frühere Naturfarbe, die war nämlich mal ganz klassisch straßenköterblond, Friseure sagen hierzu wohl "aschblond". Sie war auf alle Fälle nicht "goldblond", aber irgendwie sowas hatte mir der Friseur da letztes Jahr reingefärbt und als nach drei Monaten der Ansatz sichtbar tiefergerutscht war, habe ich irgendwas Richtung "goldblond" auf den Ansatz geschmiert, um den anzugleichen, weitere drei Monate später habe ich das wiederholt, es war aber eine andere Farbmischung, weil ich die gleiche nicht noch mal bekommen hatte, so dass meine Haarfarbe insgesamt im Laufe der Monate etwas durcheinandergeraten war.
Als meine Mutter neulich hier war, stellte sie sehr uncharmant, aber auch sehr treffend fest: "Du bist ja schon ziemlich grau geworden, aber das Gelb, was du dir da unten reingefärbt hast, das sieht seltsam aus, so künstlich."

So eine direkte Ansage ist vielleicht nicht freundlich, aber wirksam, ich beschloss, da müsse jetzt mal wieder ein professioneller Friseur dran und als N meinte, er müsse auch mal wieder zum Friseur, habe ich mir gleich einen Termin im Anschluss geben lassen.

Weil der Ansatz mittlerweile wirklich schon sehr weit rausgewachsen war, konnte die Friseurin gut erkennen, welche Farbe da von alleine rauskommt und mein Wunsch, sie möge bitte alles so anpassen, dass ein rausgewachsener Ansatz nicht mehr ganz so doll auffällt, den hat sie perfekt umgesetzt.

Insgesamt sieht meine Haarfarbe jetzt endlich wieder so aus, wie ich finde, dass meine Haarfarbe aussehen sollte - man glaubt nämlich nicht, dass sie gefärbt sind, weil sich keine Frau so eine langweiliges Straßenköterblond färbt, sondern üblicherweise irgendwas, das deutlich frischer wirkt und vor allem mehr Strähnchen oder "Farbspiel" trägt, weil das natürlich auch so viel lebhafter ist und Schwung und Reflexe ins Haar zaubert.

Außerdem hat die Friseurin mit einer normalen Schere die Spitzen geschnitten, aber auch nur die Spitzen, weil ich die Haare gerne noch weiter wachsen lassen möchte. Durch das simple Abschneiden mit einer Schere ist jetzt aber auch dieser gesamte Kalligraphiecut entfernt, den die letzte Friseurin vor einem Jahr da reingeschnibbelt hat, auch so ein moderner Shishi, der unter Friseuren grade ungemein en vogue ist, der bei meinen Haaren aber nur dazu geführt, dass sie noch struppiger aussehen als eh schon.

Ich habe jetzt also einfach nur einen ganz langweiligen 08/15 Schnitt für überschulterlange Haare, ohne Heckmeck, dafür ideal für einen Pferdeschwanz oder einen Dutt und eine extrem langweilige, einheitlich aschblonde Farbe, ich bin das erste Mal seit langem wirklich rundum zufrieden, weil es sich endlich anfühlt wie back to normal und ich nicht mehr Gefahr laufe, eine von diesen überschminkten, aufgetakelten Alten zu werden, einen Typ Frau, den ich schon immer ganz gruselig fand
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Donnerstag, 27. August 2020
Vereint
K ist wieder da, Heureka!
Er macht morgen Home-Office, das geht von hier aus genauso gut, ein Hoch auf Corona und die neue Freiheit.

Um seine Ankunft zu feiern, verarbeitete er die anwesenden drei Limetten mit etwas Rohrzucker und mit dem frisch vom Festland importierten Alkohol sowie einer größeren Menge Eiswürfel zu drei sehr schmackhaften Getränken, dazu servierte ich eine Auswahl verschiedener Dips und eine Schüssel voll Cracker - es war ein Festschmaus.

Leider passierte das alles im Erdgeschoss, so dass ich mir also auch den Alkohol im Erdgeschoss zuführte, was, wenn es die Kombination von Gipsbein und Treppe, die mich von meinem Bett trennt, zu beachten gilt, eine gefährliche Idee ist.
Aber ich habe es unfallfrei geschafft (auf der Hälfte der Treppe hatte ich kurzfristig Sorge, es geht daneben, aber immerhin funktionieren die Festkrallmuskeln in den Händen noch gut genug, so dass ich zwar zeitweilig frei am Geländer hing, mich von dort aber wieder selbstständig auf die Treppe und den geordneten Weg nach oben befördern konnte.)

Meldung des Tages ist also, dass es zu keinen weiteren Unfällen kam, ich aber sehr zufrieden endlich wieder zu zweit im Bett einschlafen kann
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Donnerstag, 27. August 2020
Verlängerung
Heute vor vier Wochen bin ich vom Spaten gefallen und habe mir dabei den Fuß gebrochen und die Bänder zerrissen, insgesamt also Murks produziert, der zunächst mal eingegipst wurde, für den mir aber auch sehr früh ein sogenannter Aircastschuh in Aussicht gestellt wurde. Dieser Aircastschuh wirkt wie ein Gips, funktioniert aber wie ein Schuh, das heißt, man darf das Bein belasten und kann wenigstens humpelnd laufen und nachts reicht eine einfache Schiene, alles also viel, viel angenehmer als dieser elendige Gips.

Da es hier auf der Insel aber keinen Sanitätsfachhandel gibt, muss das Teil auf dem Festland bestellt werden - und tja, was soll ich sagen, aber auch nach vier Wochen ist der bestellte Aircastschuh Gr.40, rechts, immer noch nicht eingetroffen, Ärzte und Pfleger im MVZ versicherten mir zwar überzeugt, dass es jetzt wirklich nicht mehr lange dauern kann, aber wenn es noch zwei Wochen dauert, dann brauche ich den auch nicht mehr, weil ich hoffe, dass ich dann komplett ohne orthopädische Hilfsmittel wieder laufen kann.

Die AU wurde aber noch mal um weitere zwei Wochen verlängert, damit sind dann die sechs Wochen voll, die als Lohnfortzahlung gezahlt werden, wenn es danach noch weiter verlängert wird, gibt es Krankengeld, das fände ich dann nicht mehr so gut, aber ich denke, in zwei Wochen ist der Knochen soweit zusammengeheilt, dass ich ihn auch wieder belasten darf und die AU sich erübrigt. Deshalb bin ich doppelt gespannt, ob dieser dämliche Aircastschuh vorher noch ankommt oder nicht.

Wenn ich mir dann noch mal den rechten Fuß brechen sollte, dann hätte ich immerhin sofort einen passenden Schuh da, ist ja auch ein Vorteil. Wie ich mich kenne, breche ich mir beim nächsten Mal aber sicher den linken Fuß, damit es bloß nicht zu einfach wird.

Nach der Röntgenkontrolle und Arztvisite heute Vormittag sind wir dann noch Einkaufen gefahren. Ich war seit mehr als vier Wochen nicht mehr Einkaufen, aber heute wollte ich nicht einfach nur im Auto warten, heute habe ich mir die Krücken geschnappt und bin in den Laden gehumpelt. In der linken Hand eine Krücke, rechts den Einkaufswagen (hier in Niedersachsen braucht jede Person im Laden ihren eigenen Einkaufswagen), das klappte eigentlich ganz gut. Und es fühlte sich toll an. Nach mehr als vier Wochen Einkaufsentzug bin ich in einen richtigen Shoppingrausch verfallen (wir waren bei Lidl) und habe den halben Laden aufgekauft, N hatte Sorge, ob das alles ins Auto passt, aber mein Cabrio ist innen größer als man von außen vermutet.

Ansonsten ist hier aktuell Sturm. Richtig doll viel Sturm, mit riesigen Regenmassen und einem wilden Wind, der irre Geräusche macht und das Dach knacken lässt. Der Sturm hat das Regenwasser derart wüst über das Küchendach gepeitscht, dass das Wasser vor lauter Verzweiflung nicht mehr wusste wohin und deshalb ein wenig nach unten durch regnete, es tropfte also mal wieder hinterm Herd auf den Boden, aber das kenne ich ja schon, dafür gibt es Eimer, die man an den strategisch gefährdeten Stellen aufstellt und dann lauscht man dem Plätscherlied hinterm Herd, auch eine Art der kuscheligen Hyggeligkeit.

Morgen soll der Sturm weitergezogen sein, so dass wir die berechtigte Hoffnung haben, dass das Wetter morgen fliegbar ist, dann kann K nämlich morgen Abend schon kommen und am Freitag Homeoffice hier auf der Insel machen, ich finde, das ist ein guter Plan
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