anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 10. Januar 2019
Wird schon
Zweiter Tag im Büro nach dem Urlaub, und schwupp ist die Alltagsroutine wieder da und es fühlt sich an, als wäre der Urlaub schon wieder Monate her.
Es ist schon ein Kreuz mit dem Alter, denn wenn man schon so viele Jahre im Beruf ist, ist es schwierig, noch neue Ziele zu finden. Vielleicht ist mir auch nur der Schwung abhanden gekommen, immer mehr und immer weiter voran kommen zu wollen, ich habe gar keine Lust mehr auf noch mehr Karriere, doch gleichzeitig wird auch der tollste Job ohne Ziele zu einer Abwicklungsveranstaltung und fühlt sich damit schwer und bedrückend an.

Aber vielleicht finde ich ja noch einen Weg, mir den Job für die nächsten Jahre noch einigermaßen akzeptabel zurechtzuruckeln, gibt halt zwischendurch immer mal wieder so Durchhängertage, aber das wird schon, bisher ist mir noch immer etwas eingefallen
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Mittwoch, 9. Januar 2019
Haushaltseinrichtungen
Ja, ich hatte heute nach zweieinhalb Wochen fast echten* Urlaubs meinen ersten Arbeitstag.

*ich habe eine Fußnotenallergie und hasse die Blogger, die sich darin aufgeilen, sich in Fußnoten zu verperfektionieren, aber ich habe an dieser Stelle wirklich eine Anmerkung** und weil ich sie nicht als Fußnote bringen will, steht sie jetzt direkt hier, also
**fast echter Urlaub meint: ich habe mich wirklich fast gar nicht um Büro-E-Mails gekümmert. Ich habe sie zwar registriert und in 2-3 superdringenden Fällen auch tatsächlich eingegriffen und geantwortet, aber ansonsten habe ich wirklich alles sehr tapfer ignoriert. Auch die fast 60 E-Mails die mir mein Chef erster Ordnung in der Zeit zwischen den Tagen geschrieben hat. Wie drückte es eine Kollegin heute aus, als ich beiläufig erwähnte, dass ich ungefähr diese Menge E-Mails von ihm nur zwischen Weihnachten und Neujahr erhalten habe: "Der Kerl braucht dringend ein Sozialleben. Wir sollten ihm eine Freundin organisieren." - oder so :-)

Fußnoten mittendrin ist aber auch schwierig, weil jetzt so ein großes Loch ist zu dem vorherigen Satz, ich fange am besten noch mal an:


Ja, ich hatte heute nach zweieinhalb Wochen fast echten*** Urlaubs meinen ersten Arbeitstag.

***Jetzt muss ich diesen Begriff ja nicht mehr erklären, weil ist schon erledigt, ich wollte aber auch nicht kommentarlos über das Sternchen hinwegschreiben

also: Erster Arbeitstag heute nach längerem Urlaub - und ich hatte hauptsächlich Spaß.
Lag aber nicht an der Arbeit, sondern an J., der heute den Tag über immer wieder seine Wunderliste zwecks "Haushalt J." aktualisiert und ergänzt hat.
Ständig machte mein Handy "ping" und ständig musste ich wieder aufs Neue grinsen.
Denn seine regelmäßigen Listeneinträge sahen in der Mehrheit zB so aus:



Er hat ja so ein ganz eigenes Wörterdefinitionsthema, das man mit ihm auch nur mit viel Türenknallen und Beleidigtsein länger als 5 Minuten diskutieren kann, besser ist es also, man akzeptiert es wie es ist, was jedoch nicht zur Verständigung beiträgt. Da in diesem Fall aber die Karten einfach mal umgekehrt verteilt sind, weil, er will halt was von mir und es ist SEIN Interesse, dass ich ihn verstehe und nicht umgekehrt, deshalb ist er immerhin schlau genug, seine Begriffe, die er als Shortlisteinträge zunächst mal nur so hingerotzt hat, dann auch einem breiteren nicht so gebildeten Publikum ausführlicher zu erläutern. Diese Art von "so funktioniert das Leben" mag ich sehr.

Wir haben dann heute den Tag über darüber diskutiert, welche Putzlappen er so braucht und wo man die am günstigsten kauft (dass er sehr sparsam ist, hatte ich ja neulich erst erläutert), weil ich ihm hier aber keine problemlose Sofortlösung**** präsentieren konnte, ist er kurzerhand in den billigsten Laden marschiert, um dort alle Lappen aufzukaufen, weil er ja nicht weiß, welche er wirklich braucht.



****weil die Lappen, die in meiner Küche verwendet werden, sind extra dick und ich habe sie mir auch extra so gewünscht und vor zwei Jahren von C. so zu Weihnachten geschenkt bekommen. Wenn man die überall problemlos kaufen könnte, wäre das ja kein sinnvolles Geschenk gewesen.

Da er heute dann schon selber einkaufen war, pingelte anschließende das Telefon ständig, weil er all die Einträge, die er gestern gemacht hatte, heute wieder als erledigt markierte. Ob des ständig pingelnden Handys fragte ein Kollege, ob ich jetzt doch in der Erstsemester-Elterngruppe dazugefügt wurde, ein bisschen peinlich war es mir dann schon.

Auf der Fahrt vom Büro nach Hause habe ich dann mit meiner Mutter telefoniert, weil ich ihr erzählen wollte, wie es mit der Haushaltseinrichtung ihres Enkels grade vorangeht - und zack - gerieten wir in Streit, weil sie sofort auch ein paar Gegenstände aus ihrem Haushalt aussortierte und mit in den neuen J.-Haushalt einbringen wollte. - Aber so geht das natürlich nicht.
Mutter ist eindeutig mehr als Großmutter und erst sortiere ICH aus, bevor sie dran ist.
Sie kann gerne die Dinge aussortieren, die ich durch Zufall eventuell doch nicht habe, aber erst dann. Nicht vordrängeln, das gildet nicht.
Sie wollte unbedingt ihre Geschirrtücher loswerden, dabei habe ich noch gar nicht geprüft, ob ich nicht auch Geschirrtücher loswerden möchte.
Und Frühstücksbrettchen hat sie auch schon angeboten.
Ich muss da erst mal ein ernstes Gespräch mit meinem Sohn führen, dass er die Reihenfolge bei der Haushaltsaufnahme auch wirklich streng beachtet, das gibt sonst Ärger, ich spüre das schon.

Außerdem hat sie deutlich mehr Enkel als ich Kinder und der Sohn der Schwester plant wohl auch den Auszug (hier habe ich nur zweite Hand Infos, irgendwie hat die Schwester in der letzten Zeit keine Zeit mehr, mit mir zu reden, aber vielleicht ist sie ja auch nur gestresst, weil der Sohn auszieht, was weiß ich) - auf alle Fälle gilt für mich: Kram, den MEIN Sohn meint zu brauchen haben will, darf ich als erste aussortieren und Punkt
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Dienstag, 8. Januar 2019
Aufgeräumt, sortiert und Liste gelesen
Huch, da ist mir der Tag heute einfach nur so zwischen den Fingern zerronnen, mit großem Schreck habe ich eben festgestellt, dass wir schon nach 23h haben und ich mich jetzt doch mal recht zielstrebig ins Bett begeben sollte, wenn das mit dem Aufstehen morgen und ins Büro gehen vor Mittag funktionieren soll.
Heute hatte ich ja noch einen Tag Urlaub und ich war den ganzen Tag mit tausenderlei Dingen beschäftigt, aber was ich letztlich ganz konkret gemacht habe, ist gar nicht so einfach zu sagen.
Ganz viel aufgeräumt habe ich auf alle Fälle, an ganz vielen verschiedenen Stellen.
Als erstes habe ich heute morgen mal habe meine Jeanshosen durchsortiert und ausgemistet. Ergebnis: fünf sind für den Kleiderkreisel aussortiert und zwei gehen nach Borkum, jetzt ist es etwas lichter im Schrank, allerdings habe ich auch vier in die Wäsche gesteckt, ich fürchte, wenn die wieder eingeräumt werden, ist das mit der neuen Freiheit im Hosenschrank schon wieder vorbei.
Dann habe ich mich an Schreibtisch gesetzt und die mitgebrachten Papiere sortiert, dabei dann auch einen großen Stapel Papiere, die hier schon seit längerem auf Ablage warten, ebenfalls wegsortiert, in dem Zusammenhang vier neue Ordner angefangen (und vier alte abgeschlossen), jetzt muss ich noch Etiketten drucken, dazu hatte ich heute keine Lust.
Alle Bankunterlagen sortiert, alle Steuerunterlagen aufgeräumt, BaFöG, Rente und Kindergeld (bei uns kriegen ja nur die Kinder Rente, aber ich habe mich natürlich darum gekümmert) geordnet und abgelegt, neue Ordner für neue Verträge angelegt, es war tatsächlich eine Menge Kram.

Zwischendurch immer mal wieder telefoniert (ich hatte meine Büronummer aufs Handy umgeleitet) und erste, eilige E-Mails beantwortet, am 7. Januar noch Urlaub zu haben, ist im System irgendwie nicht vorgesehen.

Am Nachmittag meldete sich J., der heute endlich seine neue Wohnung besichtigt hat (in Berlin mietet man im Zweifel auch Wohnungen, ohne sie sich vorher anzuschauen. Bevor man die Wohnung nicht bekommt, weil das mit der Besichtigung schwierig ist, verzichtet man halt darauf und lässt sich dann überraschen.)
J. war aber ausgesprochen positiv überrascht, ist wohl alles deutlich besser als er erwartet hat - und jetzt plant er also die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung.
Mittlerweile habe ich 68 Mails aus der Wunderlist, weil er dort einträgt, was er nun alles braucht. Ich finde seine Liste richtig süß, weil sie so deutlich macht, welche Gegenstände er in der Küche bisher wahrgenommen hat und meint zu brauchen - und welche nicht. Und weil sie zeigt, wie sehr er sich von meinem Kramtick hat anstecken lassen.
Ich bin ja bekennender Küchenmaschinen- und -werkzeug sammler, kaum ein Küchengerät, was ich nicht besitze oder wenigstens mal besessen habe, weil ich es wenigstens ausprobieren wollte. In den letzten Jahren wurde das etwas ruhiger an dieser Front, mein Haushalt ist ja auch deutlich kleiner geworden, dafür habe ich die Verdoppelung der Ausstattung perfektioniert, mittlerweile habe ich wirklich jedes Gerät in jedem der beiden Haushalte, nur der elektrische Messerschleifer, den habe ich nur einmal...

J. hat erstaunlicherweise keinen Messerschärfer auf seiner Liste stehen (dabei hat er in den letzten Jahren die Messer immer geschliffen und wenn er jetzt liest, dass ich tatsächlich einen elektrischen Messerschärfer besitze, den ich ihm aber konsequent verschwiegen habe, wird er sich bestimmt aufregen, tja nun, ich glaube, es lag daran, dass er nur auf Borkum die Messer geschliffen hat, oder irgendwie so was, mir wird schon eine Ausrede einfallen.) J.- braucht also keinen Messerschärfer (bisher), dafür aber Tupperdosen. Und zwei Listenpunkte weiter steht: "Und noch mehr Dosen"
Ich schätze, er muss demnächst mal mit zum Werksverkauf von Emsa.
Außerdem braucht er einen Apfelteiler (wie sonst sollte man Äpfel klein kriegen, ein kleines scharfes Messer steht nämlich nicht auf seiner Liste, nur ein großes scharfes Brotmesser) - und einen Crockpot.
Ein Crockpot ist ein geiles Kochwerkzeug, gehört neben dem Thermomix zu meinem Lieblingsküchenutensil, weil es das Kochen so einfach macht. Man schmeißt morgens alles rein - und wenn man abends nach Hause kommt, ist das Essen fertig, ein wirklich prima Gerät - allerdings gibt es die nicht unter 5l Inhalt, und seitdem mein Haushalt die meiste Zeit des Jahres auf zwei Personen geschrumpft ist, benutze ich den Crockpot kaum noch, weil einfach überdimensioniert.
Aber für eine Studentenbude ist es natürlich was anderes, da kann man gleich für zwei Wochen im Voraus vorkochen - oder das fertige Essen an die Nachbarn verhökern, auf alle Fälle sind da jede Menge zusätzliche Optionen denkbar, ich sehe also ein, dass J. einen Crockpot braucht.

Was er auch nicht braucht (weil fehlt auf Liste) sind Gläser, aber immerhin hat er Tassen aufgeschrieben und natürlich eine Aerolatte. Nicht für Milchschaum (er trinkt keinen Kaffee), sondern für Kakao. Kakao kann man nur vernünftig mit einer Aerolatte umrühren, sehe ich ein, ich habe ja auch in jedem Haushalt eine. Ich brauche meine zwar für Vinaigrette, aber das ist ja egal.

Was er lustigerweise vergessen hat aufzuschreiben sind Eierlöffel. Und Eierbecher, da muss ich noch mal nachhaken, eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass er ohne auskommt.
Und Küchenhandtücher, Abtrockentücher und Spüllappen - fehlt alles, aber Spüli steht drauf und sonstige Putzmittel. Ich glaube, die Liste ist erst mal nur ein Rohentwurf in der Rubrik tbc
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Montag, 7. Januar 2019
Rückfahrt aufs Festland
Für heute nur die Kurzfassung, denn ich bin komplett k.o. und habe keine Lust mehr, jetzt noch über schicke Blogbeitragsformulierungen nachzudenken, aber immerhin hat heute alles so geklappt, wie ich es geplant hatte.
Mit der Mittagsfähre nach Emden gefahren, vorher das Haus komplett geputzt, Kühlschrank eingepackt, sonstigen Kram, der mit aufs Festland sollte, zusammengepackt, Arbeitsplatz aufgeräumt, Papiere sortiert, Aktentasche gepackt - wenn man fast zweieinhalb Wochen an einer Stelle gelebt hat, sammelt sich doch eine Menge an, die wieder zusammengeräumt werden muss.
Die Fähre war komplett ausgebucht, aber wir hatten unsere üblichen Plätze in der Skippers Lounge, da scheinen sich die normalen Kurgäste nicht hinzutrauen, und ich werde den Teufel tun, jemandem zu erklären, dass die Lounge für jedermann offen ist. So waren wir dort komplett alleine und das finde ich jedesmal wundervoll. Ich habe zwei Stunden ungestört an meinem PC die Buchhaltungsübernahmen für 2019 programmiert, ich bin sehr zufrieden, mit dem Ergebnis, das hat sich absolut gelohnt.
Von Emden sind wir dann zunächst zum Vater nach Leer gefahren, der wartete schon sehnsuchtsvoll, drei Wochen hat ihn jetzt keiner besucht. Aber von Borkum aus ist das auch wirklich kompliziert, zum Glück hatte er dafür Verständnis.
Dafür sind wir dann auch etwas länger geblieben und erst gegen 20.30h wieder aufgebrochen.
Deshalb bin ich jetzt erst zu Hause, habe aber den Kühlschrank schon wieder eingeräumt und die hier eingegangene Post der letzten zwei Wochen gesichtet.
K hat ja schon am 1.1. um 0:01 gejubelt, dass er sich freut wie Bolle, weil eine alte Forderung aus dem Jahr 2015 (Folge von CWs Nachlasschaos), die ein Anwalt über Jahre immer wieder versucht hat, durchzusetzen, nun endgültig verjährt ist. Ich hatte da noch Bedenken, denn es hätte unter Umständen ja noch sein können, dass in Greven ein richtig adressierter Mahnbescheid noch eben knapp vor dem 31.12. zugestellt wurde - ist aber nicht, wie ich eben als erstes beim Betreten des Hauses kontrollierte und jetzt freue ich mich auch. Mal eben 15 T€ gespart. An dieser Stelle haben wir zur Abwechslung mal von CWs Chaos profitiert, der gegnerische Anwalt hat bis zum Schluss nicht begriffen, gegen wen er die Forderung richtig geltend machen muss. Er hat einfach immer die falsche Gesellschaft erwischt - und wir haben uns hier einen gegrinst, weil er sich im Grunde schon recht dämlich angestellt hat, aber hey, das ist diesmal wirklich nicht mein Problem.

Ich habe ja morgen noch einen Tag Urlaub, den brauche ich auch, um hier die Dinge zu regeln, die privat noch alle erledigt werden müssen, und dann geht es mit Schwung los ins neue Arbeitsjahr.
Noch fünf Jahre und dieses - und dann nie mehr Büro (maximal noch privates Arbeitszimmer :-) ), die Zeit werde ich auch noch mit Würde überstehen, vor allem, weil bis dahin noch eine Menge zu tun ist, beispielsweise müssen wir ein komplettes Haus bis dahin fertig gebaut haben
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Sonntag, 6. Januar 2019
Sirenenalarm und Journalistenvorstellungen
In Summe war heute ein recht produktiver Tag, auch wenn ich erst gegen 12h aufgestanden bin.

Dabei schrillten bereits um kurz nach 11h die Sirenen hier auf der Insel, das ist das inseleigene Mittel der Wahl für den Sammlungsruf: "Alle Mann an Strand". Die Feuerwehr hatte den Sirenenruf abgesetzt, weil sie Unterstützung bei den Strandaufräumarbeiten brauchte, es war heute Nacht dann doch noch reichlich Kram aus den havarierten Containern angespült worden, deutlich mehr als nur die paar Fernseher von gestern, unter anderem wohl auch ein paar dieser todesgefährlichen Chemiepäckchen und bei derartigem Höllenzeug geht dann gleich die volle Luzie ab. Ich habe noch nicht ganz verstanden, wo das Lebensgefährliche bei diesem Chemiezeug ist, dass man es nicht essen sollte, dürfte doch wohl jedem klar sein, aber besser, man macht viel Zirkus drum, sonst ist man nachher schuld, wenn irgendein ganz Schlauer tatsächlich probehalber dran leckt.

Ich habe ja Facebook von meinem Handy gelöscht - aber für Notfälle und vor allem für alle Inselinfos habe ich es natürlich noch auf dem iPad und das war sehr praktisch, denn drei Minuten nach dem Sirenenalarm wusste ich schon aus Facebook, was am Strand los war, weitere 10 Minuten später wusste ich, dass sich auch bereits Unmengen an Leuten auf den Weg gemacht hatten, deshalb bin ich entspannt im Bett geblieben und habe erst mal mein Buch zu Ende gelesen.

Dass da ein Frachter ein paar Container verloren hat kommt ja schon mal öfter vor, hier wurden schon die lustigsten Sachen angeschwemmt, dass aber die aktuelle Containerstory derartig viele Katastrophenjournalisten anzieht, wie sich mittlerweile hier auf der Insel tummeln, das hätte ich nicht vermutet. Und weil es so viele sind, muss natürlich auch eine Riesenstory draus gemacht werden. Jeder versucht den anderen zu übertrumpfen und alle wollen die allerheißesten Originalinsiderinfos direkt aus dem Herzen der Insel. Ein Fest für den Inseldeppen - der wurde heute mindestens von vier verschiedenen Sendern interviewt, und natürlich alles im echten O-Ton, keine Fakenews. Ich habe mich schlapp gelacht.

Überhaupt habe ich mich in der letzten Zeit häufiger darüber gewundert, mit welchem seltsamen Selbstverständnis sehr viele (die meisten?) Journalisten so unterwegs sind. Die Geschichte um und über Herrn Relotius zum Beispiel - so weit ich das beurteilen kann, haben sich hauptsächlich Journalisten darüber aufgeregt. Ich, als einfacher "Endkunde" habe zunächst gar nicht verstanden, wo das Problem überhaupt gewesen sein soll. Gut, er hat sich Geschichten ausgedacht - aber ist das nicht ganz normal und wurde das nicht schon immer so gemacht?
Ich meine, wenn jemand solche Texte schreibt wie Herr Relotius - wer kommt denn auf den Gedanken zu glauben, das wäre frei von Phantasie? Ich finde das so selbstverständlich, dass ich umgekehrt enorm erstaunt war, als ich mitbekam, wie viele Leute so taten, als hätten sie ihm jedes Wort geglaubt. Und wo genau ist der Unterschied, ob ich erdachte Wahrheiten über syrische Kinder oder über irgendwelche Promis schreibe? Dass die "Yellowpress" ohne Ende erfundene Phantasiegeschichten verbreitet, das weiß doch wirklich jeder, weshalb ist also das, was Herr Relotius da geschrieben hat, plötzlich so ein Problem?
Ich habe es nicht verstanden, ehrlich nicht, aber wahrscheinlich habe ich auch ein komplett anderes Bild von Journalisten als die Journalisten über sich selber haben.
Und um von hier zurück zu unserem aktuellen "Umweltskandal" in der südlichen Nordsee zu kommen - wenn so ein Journalist jetzt den örtlichen Inseldepp interviewt, der ihm einen sagenhaft Dünnschiss erzählt - aber natürlich alles aus erster Hand und als Einheimischer - meint der Journalist dann wirklich, er hat eine "wahre Geschichte" und die "echte Stimmung unter den Einheimischen" eingefangen? Überhaupt, was ist denn die "echte Stimmung"? Kann das überhaupt jemand sagen, festlegen, definieren oder bestimmen?
Siehste - und deshalb ist es doch völlig wumpe, ob Herr Relotius ein paar echte syrische Kinder getroffen hat oder sich einfach welche ausgedacht hat, im Zweifel sind die Unterschiede marginal, weil auch die echten Kinder eben nur Einzelpersonen wären und kein Mensch genau sagen kann, was es daneben noch für 27.358 andere Meinungen, Stimmungen und Schicksale gibt.

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Den Nachmittag habe ich dann mit einigen Aufräumarbeiten hier im Haus verbracht, Wäsche waschen, Treppe wischen, Bad putzen. Mit K zusammen habe ich den Kleiderschrank aus Cs Zimmer wieder zusammengeleimt, der mir beim Wäscheeinräumen stückchenweise entgegenkam. Sowas passiert schon mal, wenn die Schränke mehr als 100 Jahre alt sind. Außerdem habe ich einige Stunden am PC gesessen und tatsächlich konzentriert hintereinander weg gearbeitet. Meine eigene Steuererklärung 2018 ist bis auf die Zahlen, die mir noch von anderen zugeliefert werden müssen, schon komplett fertig, ich habe diverse Umsatzsteuererklärungen abgegeben, meine eigene Buchhaltung aktualisiert und jede Menge BackUps gemacht. Dann habe ich Rechnungen für den Vater bezahlt und die Übersicht über seine Krankheitskosten und die bereits erfolgten Erstattungen aktualisiert. Außerdem habe ich den Gas- und den Stromlieferanten für das hiesige Haus gewechselt (für Greven hatte ich das schon im Dezember angestoßen), das gleiche auch für den Onkel organisiert und den Onkel persönlich besucht, weil sein Kopierer nicht mehr funktionierte. Dort habe ich dann den Toner gewechselt, neuen Toner bestellt und K hat ihm noch geholfen, einen Fernseher in seinem Schlafzimmer ans Laufen zu kriegen.

Am Abend haben wir die Kühlschrankbestände kontrolliert und beschlossen, dass es Gambas mit Salat, Baguette und Kräuterbutter gibt, das war ausgesprochen lecker, jetzt bin ich vollgefressen und müde
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Freitag, 4. Januar 2019
Asylbewerber, Fernseher und Scanner
Seltsamer Tag heute, ich habe mich so durchgehangelt, hatte aber immer wieder das Gefühl, ich stehe seltsam neben mir.

Ich habe heute den Tag über mehrfach mit den neuen Mietern in MG kommuniziert, diese Mischung aus Deutsch, Arabisch, Google Übersetzer, Sprachnachrichten und Emojis ist zwar irgendwie witzig, auf Dauer aber auch anstrengend, weil ich nie so genau weiß, was die andere Seite jetzt verstanden hat und wie es beurteilt wird bzw. wie sie darauf reagieren werden. Es ist ja nicht nur die Sprache, die uns trennt, viel komplizierter für die Kommunikation finde ich diese gigantischen Kulturunterschiede. Und die unterschiedliche Selbstwahrnehmung bzw. die unterschiedliche Einsortierung in das existente Gesellschaftssystem.
Ich habe mal versucht, mir vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich quasi Halsüberkopf, ohne jedes Backup, nur mit dem, was man am Leib trägt, in ein neues Land auswandern müsste, wo komplett andere Sitten herrschen und die Menschen den "Fremden" auch noch oft mit Hass und Ablehnung begegnen.

Ich glaube, ich wäre unglaublich verunsichert, wüsste nicht, wem ich trauen kann und würde in einer dauernden Alertposition verharren. Außerdem wüsste ich nicht, was ich als Hilfe und Unterstützung erwarten kann, worum ich bitten kann, was akzeptiert wird und wann man mir Unverschämtheit und Ausnutzerei vorwirft. Vorwürfe, denen sich Asylanten hier ja alle naselang stellen müssen.

Ich finde es ganz unglaublich kompliziert und ganz ungemein schrecklich.

Vieles, was für mich absolut selbstverständlich ist, traut sich diese syrische Familie noch nicht mal zu erwarten, geschweige denn zu fordern. Sie fügen sich in eine Umgebung und ein Schicksal, das mich erstaunt und bedrückt. Ich finde, sie sind viel zu bescheiden und viel zu genügsam, aber wahrscheinlich sind sie einfach nur zufrieden, dass sie bisher überhaupt überlebt haben und weil sie schon viel schlimmeres erlebt haben.

Gleichzeitig finde ich es so unglaublich ungerecht, dass es Menschen gibt, die sich tatsächlich einbilden, sie hätten viel eher Hilfe und Unterstützung vom Staat und von der Politik verdient als Asylanten aus Syrien. Weil sie meinen, nur weil sie hier in Deutschland geboren wurden und weil ihre Vorfahren hier auch schon geboren wurden, hätten sie quasi das ererbte Recht auf Unterstützung durch den deutschen Wohlfahrtsstaat und solange sie noch auch nur einen Fitzel Mangel leiden, ist nicht genug Geld da für alle und deshalb sollen die Fremden gefälligst draußen bleiben.
Wie kann man eine so schäbbige Einstellung haben?

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Am Nachmittag waren wir am Strand Fernseher gucken.
Genau an der Stelle, wo wir am Dienstag noch zum Anbaden waren, badeten heute größere Mengen Fernseher im Wasser, unser Nachbar hat mal gleich einen mitgenommen, er ist als Inselarchivar zuständig für eine vollständige Strandgutsammlung, meint er. Mir soll's recht sein, ich brauche grad keinen weiteren Fernseher.

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Ansonsten habe ich heute rund fünf Stunden damit verbracht, meinen Epsonscanner hier auf Borkum wieder mit dem PC zu koppeln. J. hatte ja vor einiger Zeit den Scanner in Greven wieder zum Laufen gebracht - mit der Folge, dass nun der Borkumerscanner vom Programm nicht mehr gefunden wurde.
Ich wusste, dass es höllenkompliziert ist, für diesen Scanner das Programm ans Laufen zu bekommen, ich habe ja schon mal so ewig lange daran rumgedoktort.
Aber hilft ja nix, entweder ich verzichte künftig auf ein einigermaßen professionelles Scannergebnis und beschließe, dass eine iPhoneApp das auch alles kann - oder ich beiße mich da wieder durch.
Heute war mir nach Durchbeißen - und ich habe gewonnen, jetzt bin ich nur gespannt, ob das Gerät in Greven noch läuft
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Donnerstag, 3. Januar 2019
Reisekosten
Nachdem J sich gestern ausführlich mit der Logistik der Berlinrückfahrt beschäftigt hat, hat er um kurz nach Mitternacht beschlossen, den ursprünglichen Plan, nämlich am Sonntag mit K und mir im Auto bis nach Greven mitzufahren, um von dort irgendwie eine Weiterfahrt nach Berlin zu organisieren, aufzugeben und ist lieber heute schon mit C gemeinsam im Zug nach Bielefeld gefahren, um dann von dort nach Berlin weiter zu reisen.
Ich habe mich noch nicht ausführlicher damit beschäftigt, welche Reiseetappen man optimalerweise mit welchen Transportmitteln kombiniert, um nach Berlin zu fahren, weil ich noch nicht oft genug nach Berlin gereist bin, um deshalb in eine gründliche Recherche einzusteigen. Ich bin einmal von Borkum nach Berlin gereist, weil ich zur Einweihung des Adlon Hotels eingeladen war (d.h. eigentlich war natürlich CW eingeladen, aber damit galt die Einladung dann auch für mich und diese Veranstaltung fand ich spannend genug, um dafür tatsächlich extra aus Borkum anzureisen) und ich erinnere mich an diese Reise hauptsächlich als an eine lange, an eine sehr, sehr lange Zugfahrt. Zu der Zeit gab es aber auch wenig Alternativen. Auto wäre ziemlich bekloppt gewesen, denn ich musste ja nur die Hinreise alleine organisieren, zurück bin ich mit CW im Auto gefahren. Und fliegen war damals für mich noch nicht so problemlos möglich wie es heute der Fall ist und alle anderen alternativen Reisemethoden wie Flixbus oder Blablacar waren noch nicht auf dem Markt.
J optimiert seine Reisen aber nicht nur in Punkto Bequemlichkeit, das ist bei ihm sogar ein sehr vernachlässigtes Kriterium, er versucht vor allem so preiswert wie möglich von A nach B zu kommen und deshalb fand er die ursprüngliche Idee, nämlich umsonst bei uns im Auto bis nach Greven mitzufahren, schon ziemlich ideal. Leider werden wir am Sonntagabend aber erst recht spät in Greven ankommen, weil wir auf dem Weg zunächst beim Vater in Leer vorbeifahren werden - und wie lange wir uns dann dort aufhalten, das kann ich beim besten Willen nicht genau sagen. Es kann also spät werden - und der einzige sichere Weitertransport war dann ein Flixbus um 1h nachts, der dann 7h unterwegs sein sollte. Hört sich schon arg gruselig an.
Von Bielefeld fährt aber irgendein ICE, der wohl grade Sparpreise anbietet und auch ziemlich schnell ist - und wenn die zwei ab Emden gemeinsam mit einem Niedersachsenticket fahren, dann kostet die Fahrt für die zweite Person nur 5€ mehr, und plötzlich wurde diese Reisevariante selbst für den bis zur Selbstkasteiung sparsamen J zu einer attraktiven Variante.

Grundsätzlich finde ich es ja sehr positiv, dass die Kinder so sparsam sind. Ich habe mir bei der Erziehung auch viel Mühe gegeben, sie immer wieder auf preiswertere Alternativen für eine Wunscherfüllung hinzuweisen, bei J bin ich da aber unbestritten etwas übers Ziel hinausgeschossen.
Eine andere Erklärung für seine teilweise echt abstruse Sparsamkeit möchte ich nicht suchen.
Dabei ist er überhaupt nicht geizig, das ist etwas komplett anderes und das ist ein Vorwurf dem man ihm auf gar keinen Fall machen kann, die negativen Folgen seiner Sparsamkeit richten sich immer nur gegen ihn selbst, nie gegen andere, aber ihm fallen teilweise schon sehr krude Positionen ein, um auch die letzten 10 cent noch zu sparen.
Mittlerweile hat er immerhin einen Telefontarif mit Flatrate, weil die Telefonflat ohne Aufpreis dabei war. Als er aber noch im ostfriesischen Flachland lebte und dort mangels anderer erreichbarer Netzanbieter auf die Telekom angewiesen war, musste es natürlich der günstigste Tarif sein, weil eigentlich nur mobiles Internet wichtig war und Telekom ist schon teuer genug. In der Zeit war es dann immer ein Drama, wenn er wirklich aktiv jemanden anrufen musste, weil das ja extra kostete. Arzttermine zB konnte er deshalb immer nur am Wochenende vereinbaren, wenn er das familiäre Festnetzflatratetelefon benutzen konnte. Blöderweise haben die meisten Arztpraxen am Wochenende nicht geöffnet, Arztterminvereinbarungen waren ihm deshalb im Grunde nicht möglich, was dazu führte, dass ich einmal in einer Arztpraxis anrief und die dortige Arzthelferin bat, doch bitte meinen Sohn auf seinem Handy anzurufen, damit die Sache endlich mal voran ging.

Bis zu einem gewissen Grad kann ich ihn tatsächlich verstehen, ich bin ebenfalls sehr sparsam erzogen worden und achte bis heute bei allem, was ich so kaufe, immer noch sehr auf den Preis und gebe mir fast automatisch Mühe, nach Möglichkeit den günstigsten Preis zu finden, ohne dabei die Qualität zu verschlechtern, aber gleichzeitig habe ich auch allen drei Kindern immer wieder versucht zu erklären, dass Sparsamkeit nicht zwangsläufig Wunschverzicht bedeutet und dass man seinen eigenen Komfort auch durchaus bepreisen kann. Ich gebe allerdings zu, dass ich meine Stundenlöhne bei der Bepreisung meines Komforts heute ziemlich hoch ansetze, wohingegen J wahrscheinlich immer noch auf Mindestlohnbasis mit Abschlägen rechnet
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