anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 29. Dezember 2018
Einkaufsmethoden
Um das mit dem aktiven Leben nicht zu sehr zu übertreiben, war ich heute vorsichtshalber mal wieder nicht vor der Tür, als weitere Begründung für die Unsinnigkeit jedweder Draußenaktivität kam mir der Dauerregen, der wohl nur gestern mal eine Pause gemacht hat, sehr gelegen.

Bis 13h lagen wir im Bett und haben uns gegenseitig wohlig gemütlich aus dem Internet vorgelesen, dann schellte der Briefträger und brachte einen ganzen Stapel Post, fast alles, was wir am 23.12. gekauft haben, kam heute schon an, nur die beiden Bildschirme fehlen noch, schade.

In meiner Filterblase gab es diverse Diskussionen pro und contra online-Einkäufe, ich habe sie interessiert gelesen und festgestellt, dass ich mal wieder so anders bin und lebe als die meisten anderen Menschen, dass meine Gründe für oder gegen die eine oder die andere Einkaufsform so individuell sind, dass ich nicht sinnvoll mitdiskutieren kann.

Ich gehe mit Begeisterung einkaufen, aber bis auf Lebensmittel brauche ich üblicherweise nie etwas, weil ich alle anderen Gegenstände, die man sonst noch kaufen kann und die es nicht im Discounter gibt, entweder auf dem Flohmarkt oder bei eBay kaufe.
Hauptsache gebraucht, weil ich neu nicht wirklich vorteilhafter finde und den Aufpreis, den neu kostet, in aller Regel nicht bereit bin, zu bezahlen. Außerdem finde ich gebraucht deutlich nachhaltiger, ein Aspekt, der mir erst als positive Nebenerscheinung auffiel, als Nachhaltigkeit überhaupt zum Thema wurde.
Insbesondere bei Kleidung erschließt sich mir der Vorteil von neu endgültig gar nicht mehr, weil, wenn ich mitbekomme, was grade die neuste Mode ist, dann sind die Flohmärkte schon wieder voll davon.....
Naja, und außerdem mag ich zeitlos schlicht sowieso am allerallerliebsten, so dass mein Kleiderschrank zu 95% aus Basics besteht und die findet man immer auf dem Flohmarkt.
Haushaltskrempel und Bücher kann man ebenfalls exzellent auf dem Flohmarkt finden (Bücher übrigens oft mit super Beratung, weil die Verkäufer die Bücher meist wirklich selber gelesen haben und sie nur weiterverkaufen, weil es immer mehr Menschen gibt, die Bücher statt Tapete nicht zwingend als notwendige Standardeinrichtung betrachten), genauso wie jede Art von Dekoschnickschnack und Kleinmöbel, (Großmöbel gibt es auch, aber die lassen sich so schlecht tragen, die kaufe ich nur, wenn ich weiß, dass mein Westfalenmann mich abholt :-)
Im Grunde bleibt also nur Elektronik als Zeug, wo selbst ich einsehe, dass neu besser ist als gebraucht, weil neu eine deutlich höhere Chance auf wenigstens mittelfristige Funktionstüchtigkeit hat.

Und alles mit Elektrik, ja nun, hmm, das kaufe ich deshalb nicht im örtlichen Fachhandel, weil es gar keinen kompetenten örtlichen Fachhandel gibt, ich habe zumindest noch keinen gefunden.
Also lese ich solange im Internet rum und befrage im Bekanntenkreis alle Menschen, die ähnliches benutzen nach ihren Erfahrungen und Empfehlungen, bis ich mich für ein Teil entscheide, dann suche ich den günstigsten Preis und lasse es mir bringen, weil ich mir Dinge wie Spül- und Waschmaschinen auch vor 30 Jahren schon habe bringen lassen und alle Büroartikel sowieso übers Büro gekauft werden.

Als weitere Besonderheit kommt bei mir ja noch hinzu, dass das Leben auf einer Insel sowieso andere Einkaufsgewohnheiten befördert, hier ist traditionell schon immer viel bestellt worden, Quelle, Otto und Neckermann waren hier die Händler mit dem größten Umsatz, früher.
Heute hat sich für die Inselbewohner einfach nur das Angebot vergrößert, aber deshalb darüber nachzudenken, ob man lieber den örtlichen Handel unterstützt, nö, ich denke, das hat hier noch nie jemand gemacht und es fühlte sich auch irgendwie eigenartig an, weil es den örtlichen Handel im Grunde nur für die Touristen gibt.

Wenn ich also meine eigenen Einkaufsgewohnheiten betrachte, dann kann ich feststellen, dass sich bei mir in den letzten 30 Jahren kaum etwas verändert hat.
Okay, mittlerweile gibt es eBay, was für mich so etwas wie ein online-Flohmarkt ist, aber im Wesentlichen kaufe ich heute noch genauso ein wie vor 30 Jahren.

Ich fand "shoppen gehen" schon immer anstrengend. Es geht los mit der Unmöglichkeit der passenden Bekleidung für einen Einkaufsmarkt: wenn es draußen heiß ist und man selber wegen der Hitze nur spärlich bekleidet ist, dann friert man sich tot in den maßlos runterklimatisierten Läden, im Winter schwitzt man sich dagegen zu Tode, weil man ja erst mal in den geheizten Laden hingelangen muss, und dafür braucht es halt Mütze, Schal und Daunenjacke, die innen sofort überflüssig werden.
Dann habe ich das Problem des Tragens: Auf dem Flohmarkt gehört ein geräumiger Hackenporsche zur Profiausstattung, aber im Kaufhaus ist das Teil einfach lästig und außerdem peinlich, Tüten schleppen ist dagegen mindestens genauso ätzend, es gibt keine positive Lösung.
Ein weiteres, für mich meist äußerst unangenehmes Extra des Ladeneinkaufs ist das in aller Regel (so die Erfahrung aus meinen wenigen Ladeneinkäufen) gestresste, genervte, schlecht gelaunte oder sonstwie miesepetrige Verkaufspersonal. Kommt auf dem Flohmarkt in der Form sozusagen nie vor. Dort ist es genau umgekehrt, da freuen sich die Verkäufer, wenn man sich für ihre Ware interessiert, weil es ja ihre eigene Ware ist, die sie verkaufen.
Und schließlich gibt es einen ganz entscheidenden Punkt, der für mich gegen "in der Innenstadt einkaufen" spricht: Ich mag keine Städte. Ich kriege sofort schlechte Laune, wenn ich mich in einer Stadt aufhalte, mir ist es dort zu voll, zu laut, zu beengt und insgesamt eben einfach viel zu rummelig. Nein danke, für mich nix Stadt. Habe ich ja erst vor zwei Monaten ausführlich drüber räsoniert. Hier und hier
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Freitag, 28. Dezember 2018
Börsenschluss, Strand und Popart
So, nach dem ich jetzt schon seit einer Woche hier bin und es heute tatsächlich dauerhaft nicht regnete und auch kein Regen angesagt war, ergab es sich tatsächlich, dass ich das Gefühl verspürte, man könne doch mal vor die Tür gehen.

Heute morgen war ich schon recht hektisch fast direkt vom Bett aus aufs Fahrrad geklettert, um im Eiltempo zum Onkel zu radeln, der einen Termin mit einer Sparkassenberaterin gemacht hatte, zu dem ich auch dazukommen sollte, den ich aber leider im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen hatte. Beim Onkel ist grade die Kohle für den Verkauf seiner Gewerbeimmobilie auf dem Konto eingetrudelt - und zack, steht die Sparkassenberaterin Gewehr bei Fuß, um ihm blödsinnige Anlageempfehlungen mit hohem Provisionsanteil für Sparkassenberaterinnen zu verkaufen.

Unterwegs habe ich ihm per Sprachnachricht zugeschrien, dass er AUF GAR KEINEN FALL irgendetwas unterschreiben solle, da ich aber nicht nur ein bisschen spät dran war, sondern gründlich viel zu spät dran war, war zu dem Zeitpunkt die Sparkassenberaterin schon wieder weg, aber der Onkel hatte zum Glück tatsächlich nichts unterschrieben. Ufffz.
Wir regeln das jetzt am Mittwoch, bis dahin werde ich eine Lösung gefunden haben, was er mit dem Geld Sinnvolleres anfangen kann als das, was die Sparkassenberaterin sich so vorstellt.

Nach diesem leicht überhasteten Tagesanfang war ich wenigstens gründlich wach, und weil ich dann eh einmal beim Onkel war, habe ich dort auch gleich noch seinen PC upgedated und ihn zwei Tage vor Fristablauf beim Klageregister als Teilnehmer der Musterfeststellungsklage gegen VW angemeldet.

Wieder zurück zuhause klingelte das Telefon mit einer Telko des Anlagebeirates einer großen Stiftung - weil wir uns dabei aber gründlich verquatscht haben, machte es plötzlich pling und es war 14h, damit Börsenschluss für 2018 in Deutschland. Jetzt ist keine Bilanzkosmetik mehr möglich. Ich bin sehr neugierig, wie sich die Börsen Anfang 2019 verhalten, mit ein bisschen Glück gehen sie noch mal weiter runter, dann haben wir heute nichts verpasst, sonst wäre das eher blöd. Es bleibt spannend.

Und nach diesem Erlebnis wollte ich dann tatsächlich und wirklich vor die Tür und an Strand, weshalb wir uns warm einpackten, das erste Mal unsere neuen Fahrradhelm- Halskrausen ausprobierten (meine scheint mir aber zu klein zu sein, ich werde sie gegen eine Nummer größer umtauschen. Die Zeiten, in denen mir S passte, sind schon länger vorbei) - uns die Räder schnappten und zum Wasser fuhren.

Das Wetter war im Vergleich zum Wetter der letzten Woche echt gut, was aber nicht heißt, dass es schickes Fotowetter war, es war aber immerhin trocken, ansonsten eher grau und trüb.


Wir sind die Promenade lang bis zum Hauptstrand gefahren. Im Winter sind solche Ausflüge nicht ganz so schrecklich wie im Sommer, da am Hauptstrand zwar auch im Winter immer irgendwas los ist (im Gegensatz zum Südstrand vor meiner Haustür, der im Winter die meiste Zeit ziemlich menschenleer ist), aber immerhin halten sich die Menschenmengen im Winter dort in Grenzen. (Im Sommer finde ich es dort so gräßlich, dass ich mich in aller Regel weigere, dort hin zu fahren.)

Menschenmengentechnisch ließ es sich aushalten und ich wurde sogar etwas übermütig und musste unbedingt, das zurückgelassene Gestell der ersten Milchbude am Hauptstrand beklettern.
Hochklettern ist dabei deutlich einfacher als der Rückweg, der nur mit einem todesmutigen Sprung in die Tiefe möglich war, nach viel Gebettel hat sich mein Westfalenmann dann bereit, als Auffanghilfe zu fungieren, ich bin also ohne gebrochene Gräten dort wieder runtergekommen.


Nach dem wir uns am Wasser lange genug haben durchfrieren lassen, sind wir ins Dorf gefahren, um uns beim Lüttje Markt wieder aufzuwärmen. Das ist so eine Art Nachweihnachtsmarkt, ziemlich klein, eben lüttje, vielleicht 6-8 Buden, aber es gibt genug erhitztes Hochprozentiges und warme Speisen, was es zu einem idealen Zwischenstopp nach einem Spaziergang am Strand macht. K bestellte sich eine Portion Flammenlachs (auf Bretter geschnallter Lachs wird überm offenen Holzfeuer gegrillräuchert), mir war nach Krabbensuppe und so standen wir dann im romantischen LED-Wechselflackerlicht auf diesem Lüttje Markt an einem Stehtisch und aßen von Papptellern warmes Essen. Ich fand das alles so skurril, dass ich meinte, ich müsse jetzt unbedingt das Essen fotografieren, weil, das macht man doch bestimmt, wenn man so etwas hipstermäßiges bei dieser Beleuchtung in so einer Location isst - und hier sind die Fotoergebnisse.

Ich möchte dabei ausdrücklich betonen: Wie immer unbearbeitet, so wie die Fotos im iPhone abgelegt waren, so habe ich sie hier zusammengestellt, das popartmäßige machte das Licht von außen
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Donnerstag, 27. Dezember 2018
Loch, Farbe und Schokolade
Aktuelle Zwischenmeldung vom Loch:

Es ist wieder zu.
K hat die alte, zerfetzte Tapete wie so ein Puzzlegroßmeister wieder sorgfältig zusammengeflickt und auf den Gipsputz geklebt, anschließend die Tapete gestrichen - und es sieht tatsächlich aus wie neu.
Morgen kann dann endlich die Lampe angeschraubt werden - hat dann insgesamt nur knapp zwei Monate gedauert, also etwas länger als der Austausch des Wasserhahns, der K so kompliziert und zeitaufwändig erschien, dass er sich lange davor drückte. Das war in unter einer Stunde erledigt. (Mit Ein- und Ausräumen des Waschebckenunterschranks.) So kann man sich vertun.

Fast wäre die Geschichte mit dem Loch heute aber noch in die Verlängerung gegangen, denn wir hatten keine Wandfarbe mehr im Haus. Wir hatten zwar noch zwei Eimer Farbe im Keller, die waren aber leider beide komplett verschimmelt. Deshalb sind wir heute früh losgefahren, um im Baumarkt neue Farbe zu kaufen und die hatten sogar weiße Alpinawandfarbe im Angebot, ein 10l Eimer für 25€, für Inselpreise völlig okay. Blöd war allerdings, dass nur der 10l Eimer im Angebot war, was ein klein wenig viel ist für den halben Quadratmeter Decke, die gestrichen werden musste.
Es gab auch 1l Eimer, aber nicht im Angebot und überhaupt nur mit Mindermengenaufschlag, 1l Alpina Weiß Innenfarbe kostete deshalb 13€ und löste bei meinem Westfalenmann eine spontane Verweigerungshaltung aus. Das wären dann ja 130€ für 10l - nein, auf keinen Fall, solche Preise bezahlt man nicht, schon aus Prinzip.
Ich habe dann den Onkel angerufen, ob er noch einen kleinen Rest weiße Innenfarbe hätte. Er meinte, er hätte tonnenweise Farbe, wir bräuchten keine zu kaufen. Es stellte sich dann heraus, dass er doch nur noch einen Eimer hatte, weiße Fassadenfarbe, aber für das kleine Stück Decke wird das egal sein, wir nahmen den Eimer mit. Seine Farbe war nicht verschimmelt, das hatten wir kontrolliert, sie müsse nur sehr gründlich gerührt werden, weil der Pott auch schon etwas länger stand. Am sppäten Nachmittag machte sich K dann ans Decke streichen - und stellte fest, dass die Fassadenfarbe vom Onkel so steinhart eingetrocknet war, dass man mit Rühren gar nichts mehr reißen konnte. Also doch Farbe kaufen - oder noch zwei Wochen ohne Licht im Flur und irgendwann Farbe vom Festland mitbringen. Ich war bereit, für den Luxus kurzfristig wieder Licht im Flur zu haben, glatt 13€ springen zu lassen und K fuhr zum Baumarkt, was er grade noch kurz vor Ladenschluss schaffte - die haben übrigens morgen und übermorgen wegen Inventur geschlossen und machen erst Mittwoch wieder auf.
Aber er war ja pünktlich da und kaufte Farbe - allerdings den 10l Topf, weil er damit 80% sparen konnte. Dass wir keine 10l Farbe brauchen, hat er ignoriert, immerhin war die Farbe jetzt relativ preiswert. Sie kostete zwar doppelt so viel wie der Topf, der für unseren Bedarf vollkommen ausreichend gewesen wäre - aber wer weiß wofür wir noch mal weiße Farbe brauchen werden, besser man ist gerüstet.

Und deshalb ist das Loch jetzt zugeschmiert, tapeziert und gestrichen und es kann Licht werden.

Am Abend gab es Reste und zum Nachtisch Schokofondue. Ich bin ja nun bekennender Nichtschokoladenesser, aber Obst mit Schokolade ist sogar für mich akzeptabel, zumindest ein wenig und wenn vor allem dunkle Edelschokolade verwendet wird.
Mein Westfalenmann, der auf alles, was süß ist, mit leuchtenden Augen reagiert, mag aber keine Schokolade. Zumindest keine dunkle. Er mag am allerliebsten weiße, die, die mich so richtig mit Gänsehautekel zum Schütteln bringt.
Wir sind ein perfektes Paar, wir essen uns niemals die wirklich leckeren Sachen weg. Und J kommentierte Ks Vorlieben recht trocken mit: "Du hast den doch nur ausgesucht, weil wir einen brauchten, der die weißen Schaumküsse aus der gemischten Packung isst."
Im Ergebnis sah das Schokofondue-Essen dann so aus:

K hat sich die Schokolade einfach durch eine große Portion Sahne ersetzt und so waren nachher alle zufrieden
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Mittwoch, 26. Dezember 2018
Weihnachten
Meine Mutter fragte heute, ob wir überhaupt einen Weihnachtsbaum hätten und selbstverständlich haben wir einen Weihnachtsbaum, sogar mit Krippe und allem Pipapo



Ich gebe allerdings zu, dass es knapp war, denn ich habe mich geweigert, mich darum zu kümmern. Ich habe mich sogar soweit geweigert, mich darum zu kümmern, dass ich noch nicht mal jemand anderes gebeten habe, sich darum zu kümmern, ja, ich habe noch nicht mal pauschal gesagt, dass ich überhaupt gerne einen Weihnachtsbaum hätte. Ich habe einfach gar keine Meinung zu dem Thema gehabt und den Kindern ganz unverbindlich nur mitgeteilt, wenn sie gerne die letzten Formalitäten einer Weihnachtsfeier retten wollten, dann müssten sie sich halt kümmern.

Ich kann mich dieses Jahr über Weihnachten nicht beschweren, es war erstaunlich stressfrei, es gab keinen Streit und es war auch mental nicht übermäßig anstrengend.
Trotzdem bin ich jetzt froh, dass es vorbei ist. Wenn ich wählen dürfte, würde ich Weihnachten ersatzlos abschaffen und dafür lieber irgendwann im Sommer eine Handvoll bundesweiter (von mir aus auch europaweiter) Feiertage festlegen, ich bin sicher, da hätte jeder mehr von.
Aber egal, es ist wie es ist, Gejammer hilft nix, also muss jeder alleine lernen, wie er die Weihnachtszeit für sich selber am besten organisiert.

Da keines der drei Kinder bisher eine eigene Familie gegründet hat, kommen sie alle drei Weihnachten noch nach Hause und ich denke, es ist auch gut so, denn immerhin haben sie hier noch ein Zuhause und müssen nicht alleine rumsitzen und so tun, als hätten sie sowieso kein Interesse an Weihnachten oder - meiner Meinung nach noch schlimmer, sie würden als demonstrativer Beweis für das gute Herz einer fremden Familie die auf keinen Fall zu bemitleidende Inklusionsfigur einer weltoffenen Weihnachtsfeier bei guten Freunden mimen.

Denn, auch wenn man selber so gar nichts mit Weihnachten und den ganzen Werten, die dazu gehören, am Hut hat, so ist es gleichzeitig genausowenig schön, wenn man sich bei dieser Gelegenheit seiner persönlichen Einsamkeit so richtig gründlich bewusst wird.
Weihnachten ist nunmal ein Familienfest - und wenn man Weihnachten alleine verbringt, dann ist einem die Familie abhanden gekommen.
Hilft ja nix, es zu beschönigen.
Man mag das an 364 Tagen im Jahr sogar gut finden und sich dazu beglückwünschen, dass man sich von der oft anstrengenden, einengenden, andersdenkenden, anspruchsvollen, unverschänmten, rücksichtslosen oder wie auch immer blöden Familie gelöst hat, nur an diesem einen Tag im Jahr, da kommen die Gedanken dann doch.

Was wäre wenn?

Was wäre, wenn ich eine tolle Familie hätte? Eine, in der sich alle mögen und keiner den anderen runtermacht?
In der jeder für jeden Verständnis hat und keiner übergriffig wird? In der alle auf Augenhöhe miteinander umgehen und keiner hinter dem Rücken des anderen die Augen rollt? In der Erwartungen, Ansprüche und Möglichkeiten fließend zueinander passen, so dass es weder Enttäuschungen, noch unerfüllte Einzelsehnsüchte gibt?
Eine Familie, in der alle ähnliche Grundwerte haben und wo jeder mit seiner Rolle innerhalb der Familie rundum zufrieden ist?
Eine Familie ohne internes Machtgerangel, ohne Eifersüchteleien und ohne Empfindlichkeiten?

Ja, das wäre natürlich sehr schön. Genauso schön wie Weltfrieden und eine sofortige Umsetzung aller Klimaziele.
Ich habe nur das dumpfe Gefühl, dass ich dann erst recht ausgeschlossen wäre aus meiner Familie, weil ich selber diesen Ansprüchen ganz sicher nie genügen könnte.

Ich finde es ja schon kompliziert, eine einigermaßen ausgeglichene Zweierbeziehung zu führen - jede zusätzliche Person ist eine zusätzliche Herausforderung für die Symmetrie bzw. Balance.

Und es mag sein, dass es diese Idealfamilien gibt, aber wenn ich mit all meinen Ecken und Kanten durch einen schrägen Zufall in so eine Idealfamilie hineingeraten würde - tja, dann wär's das wohl mit der Idealfamilie, denn ich bin einfach nicht stromlinienförmig genug, um in so einer idealen Umgebung nicht ständig unangenehm aufzufallen. Und leider bin ich gleichzeitig nicht stumpf genug, um das zu ignorieren.

Jetzt mag es natürlich auch Leute geben, die haben einfach deshalb keine Familie, weil sie keine Familie mehr haben. Sie ist ihnen weggestorben und sie sind alleine übrig geblieben. Für diese Menschen ist Weihnachten sicherlich schon deshalb belastet, weil sie den Verlust der Familie noch mal so deutlich bemerken.
Für diese Fälle habe ich leider auch keine Lösung, hier kann man sich das Wegbleiben der Familie noch nicht mal schön denken, im Gegenteil, je mehr man darauf herum denkt, um so schlimmer wird es, hier ist es wahrscheinlich wirklich das allerbeste, über Weihnachten insgesamt so wenig wie möglich nachzudenken und sich nur fürs nächste Jahr vorzunehmen, sich intensiv um das Schaffen einer neuen Familie zu kümmern, denn es braucht nur einen einzigen weiteren Mensch, mit dem man gerne seine Zeit verbringt - und schwupp, schon ist Familie entstanden.

Mein Mensch ist mein Westfalenmann und wenn ich nach vorne schaue, dann ist er für mich die einzige Familie, die (hoffentlich) auf Dauer bleiben wird.
Die Kinder werden irgendwann ihre eigenen Familien gründen, das wünsche ich ihnen zumindest und ich wünsche ihnen, dass sie sich dort wohl fühlen und deshalb beginne ich jetzt schon mit loslassen - kein Kind soll sich verpflichtet fühlen, Weihnachten mit mir zu verbringen.
So schön Traditionen sein mögen, weil sie Sicherheit und Zuverlässigkeit bedeuten, so anstrengend können Traditionen aber auch werden, wenn sie in Zwang und Verpflichtung ausarten.

Wir hatten dieses Jahr noch einen Weihnachtsbaum, wir werden sehen, wie es nächstes Jahr wird
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Dienstag, 25. Dezember 2018
Es wird ruhiger
Weihnachtspause, die Zeit zwischen Jahren, ich mag diese Tage. Nach der entsetzlichen Hektik der besinnlichen Adventszeit mit den anstrengend stillen Tagen wird es jetzt endlich ruhiger. Wir hatten heute die letzte "offizielle" Veranstaltung, der Onkel kam zum Essen, weshalb ich mir natürlich Mühe gab, etwas mehr als nur die Reste von gestern zu servieren (obwohl genug übrig geblieben ist und Resteessen viel sinnvoller gewesen wäre, aber nun ja.)
Jetzt haben wir noch ein paar zusätzliche Reste, heute gab es Schweinebraten mit Klößen und wenn ich Klöße mache, dann mache ich auch gerne viele Klöße, die Sauerei ist schließlich die gleiche, ob man 10 oder 25 Klöße macht.
Für morgen haben wir jetzt noch Kartoffelsalatreste, Nudelsalatreste, Kloßreste und Fleischreste, morgen können wir also richtig in Resten schwelgen und dann haben ja auch zum Glück wieder die Läden geöffnet und ein drohender Hungertod ist nicht mehr wahrscheinlich.

N. ist mittlerweile schon wieder heil in Hamburg angekommen, er hat gleich meinen alten Bildschirm hier aus Borkum mitgenommen, weil K nach der großen Umräumaktion spontan zwei neue, identische Bildschirme bestellt hat (wir bekommen jetzt zwei curved screens, das wird höllenvornehm hier) und ich werde bis zur Lieferung der neuen Bildschirme hier einfach ein wenig improvisieren. Mein Laptop hat natürlich auch einen eigenen Bildschirm, der ist aber nicht viel größer als ein iPad, um dort etwas zu erkennen, muss ich also direkt mit der Nase davor sitzen, was ich beim Laptop üblicherweise nicht tue. Der Laptop steckt eigentlich in einer Dockingstation und wird normalerweise gar nicht aufgeklappt, aber mir wird da schon eine Zwischenlösung einfallen.

Für den Freundeskreis Loch:
So sieht es inzwischen aus

K. hat geduldig und sorgfältig jeden Tag ein bisschen mehr Gips in das Loch geschmiert und immer brav gewartet, bis die Oberfläche ganz ausgetrocknet war, bevor die nächste Schicht aufgetragen wurden. Seit heute ist die Oberfläche komplett angeglichen, morgen kann er jetzt versuchen, die Löcher für die anzubringende Lampe vorzubohren, dabei Daumen drücken, das alles hält. Wenn alles hält, wird anschließend die Tapete wieder angeklebt und gestrichen, die Farbe wird das Tapetenmassaker hoffentlich überdecken - und dann erst wird die Lampe in den vorbereiten Löchern endbefestigt. Es ist also noch ein kleiner Weg zu gehen, aber es wird
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Dienstag, 25. Dezember 2018
Weihnachten
Ich denke, das meiste von Weihnachten ist geschafft, wir haben es hier einigermaßen unbeschadet überstanden.
Es gab Fondue, Kartoffelsalat, Nudelsalat, Salsa, Guacamole, Aioli, Tacos und superleckeres Baguette vom örtlichen Bäcker. Unsere bisherige Übung, nämlich Sushi an Heiligabend, haben wir diesmal verworfen, an Montagen kommt man auf der Insel nicht an richtig frischen Thunfisch. Ich finde es ja sowieso immer witzig, wenn die Touristen meinen, sie müssten hier dringend Fisch essen, weil sie auf einer Insel sind. Wenn es nach der Frische des Fisches geht, vor allem bei so einheimischen Sorten wie Thunfisch und Lachs, bekommt man im Zweifel in Düsseldorf auf dem Karlsplatz eine frischere Qualität als hier auf der Insel. Wir haben keine eigenen Fischkutter mehr, die bei uns den Fang anliefern, was meinen also die Leute, wo der Fisch herkommt, der hier natürlich in Mengen verkauft wird? - Maximal frischen Fisch bringe ich deshalb immer direkt vom Festland mit, aber dieses Jahr sind wir ja schon seit Freitag hier, deshalb also kein Sushi am Montag.
Insgesamt war es alles recht friedlich, bisher hat sich keiner böse gestritten, toi, toi, toi.

Ich besitze jetzt eine Halskrause als Fahrradhelm, K übrigens auch, wir hatten da gegenseitig die gleiche Idee, was wir meinten, was der andere dringend brauche. Morgen kommt der Onkel zum 1. Feiertagsessen, N ist dann aber schon wieder abgefahren, er hat am Mittwoch Dienst in Hamburg, das sind dann die Nachteile von medizinischen Berufen im Vergleich zu Bürojobs. Vielleicht gehe ich morgen ja auch mal nach dem Wasser gucken, die letzten Tage kam es vor allem regelmäßig von oben, da bleibt wenig Lust, draußen in der Gegend rumzulaufen .

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Sonntag, 23. Dezember 2018
Ein neuer Raum
Wir haben das Kamin-Fernseh-Bürozimmer umgeräumt und ich bin derart begeistert von der neuen Einrichtungssituation, dass ich stundenlang auf dem Sofa sitzen könnte, um dabei nichts anderes zu tun als mich nur zufrieden im Raum umzusehen.

Auslöser war mein Wunsch nach einem Esstisch oben im Kaminzimmer, weil ich jetzt mehrfach die Situation hatte, dass oben der Ofen kuschelig brannte, wir aber unten in der Wohnküche saßen, weil das Essen fertig war - und irgendwie fand ich das jedesmal ausgesprochen schade.
Wenn ich alleine war, habe ich mir mein Essen immer schon mit nach oben genommen, aber ein richtiger Essplatz ist halt schon schöner als den Teller auf den Knien zu balanzieren, wenn man auf dem Sofa sitzt.

Es gibt auch einen genau passenden Esstisch in dem Raum - nur den hat K bisher als Schreibtisch benutzt, seinen Laptop dort aufgebaut und seine Papiere verteilt - damit war der Tisch als Esstisch verloren.

Heute hatte ich dann urplötzlich die geniale Idee, dass wir den Schreibtisch, der bei C. im Zimmer steht, nach oben bringen, dann sind dort zwei Schreibtische und der Esstisch kann unters Fenster gestellt werden und alles ist viel praktischer.

Nach ein wenig Hin- und Herräumerei, um auszuprobieren, wie es am besten aussieht, haben wir uns dann für die Büroinselvariante entschieden: die beiden Schreibtische stehen sich jetzt im Raum gegenüber, hinten an der Wand (wo vorher der große Schreibtisch stand) steht das Regal mit Akten, daneben das Rack mit den Druckern und da die mittlerweile alle W-LAN tauglich sind, braucht es auch kein Kabel mehr zwischen Drucker und PC, sehr, sehr praktisch.
Der Esstisch steht mit runtergeklappten Seiten unterm Fenster, mit zwei fest dort platzierten Stühlen ist er jederzeit als Essplatz für zwei Personen nutzbar, wenn mehr Leute oben essen sollen, kann man ihn vorziehen, ausklappen und extra Stühle dazu stellen.





In der Sofaecke hat sich nichts verändert, sie ist nur plötzlich viel besser in den Raum integriert. Und obwohl in dem Zimmer jetzt ein Schreibtisch und zwei Stühle zusätzlich drin stehen, wirkt der gesamte Raum plötzlich größer, es ist schon faszinierend.

K fand die Idee anfangs gar nicht gut, hat gegrummelt und einen Flunsch gezogen, weil ihm der Schreibtisch aus Cs Zimmer nicht gefiel, viel zu klein und unbequem und überhaupt wäre es doch gut wie es ist.
Ich habe mich aber rigoros durchgesetzt und kurzerhand die Schreibtische getauscht, d.h. K sitzt jetzt an dem großen, dicken Männerschreibtisch (ein Erbstück von CWs Vater) und ich habe mir den deutlich kleineren "Frauenschreibtisch" eingerichtet und finde es alles wunderbar praktisch. Die Schreibtische passen auch wirklich perfekt zusammen, sie sind beide aus dunklem Walnussholz und haben beide eine eingelegte, grüne Lederplatte, besser hätte man es gar nicht treffen können.
Für Cs Zimmer brauchen wir jetzt noch einen neuen Schreibtisch, aber der wird sich finden.

Als K dann merkte, dass es sich tatsächlich alles sehr gut fügt und nachher deutlich besser ist als vorher, hat er auch mit eigener Begeisterung mitgeräumt und gleich mal den Strom vernünftig verlegt. Er hat jetzt zwei große Mehrfachsteckdosen so raffiniert angebracht, dass fast kein Kabel auf dem Boden liegt und insgesamt überhaupt kaum Kabel zu sehen sind. Selbst mein USB-Hub hat er an die Wand geschraubt, was sehr praktisch ist, da es jetzt nicht mehr lose auf dem Schreibtisch rumwandert.
Anschließend hat er im Internet rumgeklickt und kurzerhand zwei neue Bildschirme gekauft, damit sieht die Büroinsel dann sicherlich noch viel besser aus. Ich bin schon sehr gespannt.

Und weil er einmal die Bohrmaschine ausgepackt hatte, hat er mir dann auch noch endlich meine gewünschte Badezimmerhakenleiste angebracht. Das passende Stück Holz liegt hier schon seit anderthalb Jahren rum, die Haken habe ich im Sommer gekauft, jetzt musste es nur noch angebracht werden.
Ich finde, das Bad sieht jetzt sehr maritim aus.


Am Abend trafen dann noch C und J ein, morgen feiern wir also Weihnachten zu fünft, dann sind die Kinder aber auch schon wieder weg, jeder hat noch eigene Dinge zu erledigen, das dürfte insgesamt sicher positiv für den Familienfrieden sein
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