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Mittwoch, 23. November 2016
Kloß im Bauch
anje, 21:52h
Jetzt ist es mir zum zweiten Mal passiert, dass ich jemanden persönlich kenne, der Montagsmorgens nichtsahnend an seinem Arbeitsplatz auftaucht, um dort zu erfahren, dass er ab sofort keinen Arbeitsplatz mehr hat und deswegen nur noch eben seine persönlichen Dinge zusammenräumen möge, um sich dann nach Hause zu verfügen.
Beim ersten Mal traf es einen Bekannten von mir, der damals in London für die BoA arbeitete, die 2008 in einer Hauruck-Aktion die angeschlagene Investmentbank Merrill Lynch übernahm und beschloss, dass die Merrys wohl die besseren Mitarbeiter sind und deshalb kurzerhand ihre eigenen Arbeitnehmer alle entließ. Freitags arbeiteten noch rund 300 Leute auf der Etage - am Montag waren nur noch 40 da. Es muss gespenstisch gewesen sein.
Denn genau genommen kannte ich damals zwei Leute, die davon betroffen waren, der eine gehörte zu den 40, die bleiben durften, der andere durfte nach Hause gehen. Der, der bleiben durfte, blieb aber nur noch solange, bis er einen neuen Arbeitgeber gefunden hatte. Er wechselte zu einer deutschen Privatbank, unter anderem auch deshalb, weil er hoffte, dort ein anderes Klima vorzufinden. Wenn sich diese amerikanische hire and fire Mentalität in einem derart respektlosen Umgang mit den Mitarbeitern präsentiert, dass man sich noch nicht mal die Mühe macht, solche "notwendigen Vorstandsentscheidungen" wenigstens vernünftig zu kommunizieren und den Angestellten eine letzte Anstandsfrist gibt, sich von ihrem Arbeitsplatz zu verabschieden, sondern sich verhält wie der letzte Prolimacker, der per SMS Schluss macht, weil es bequemer ist, dann kann ich sehr gut verstehen, dass jemand für so eine Bank nicht mehr arbeiten mag.
Tja, und jetzt ist es dem, der bleiben durfte, zum zweiten Mal passiert - auch sein neuer Arbeitgeber pflegt diesen seltsamen Stil des "Sie sind ab sofort freigestellt, räumen bitte ihre persönlichen Sachen zusammen und verlassen dann umgehend das Gebäude." Der, der damals bei der BoA bleiben durfte, darf auch jetzt bei dieser Privatbank bleiben, aber wieder kenne ich persönlich bei dieser Bank noch jemanden, dem völlig unerwartet und aus heiterem Himmel mitgeteilt wurde, dass man ab sofort auf seine Dienste verzichte.
Und wieder wurde eine gesamte Etage komplett entlassen und ohne Vorwarnung am Montagmorgen kurzerhand nach Hause geschickt.
Mir macht das einen ganz dicken, kalten Kloß im Bauch.
Natürlich gibt es jetzt in Deutschland Arbeitsschutzgesetze, die dafür sorgen, dass die Leute immerhin noch eine Zeitlang weiter bezahlt werden und dann wahrscheinlich eine ansehnliche Abfindung bekommen, aber darum geht es mir gar nicht. Die finanzielle Seite einer Kündigung ist immer die gleiche und natürlich kann ich verstehen, dass Kündigungen sein müssen, weil die Menge der Mitarbeiter auf Dauer einfach nicht mehr bezahlt werden können, wenn die Geschäfte schlecht gehen, aber deswegen kann man das doch trotzdem mit den Menschen vorher besprechen? Und wir reden hier nicht von ungebildeten Hilfsarbeitern, "die so komplexe betriebswirtschaftliche Strukturen doch gar nicht begreifen", sondern von hochqualifizierten Akademikern. Da wäre es doch wenigstens einen Versuch wert, ihnen zu erklären, weshalb der Vorstand sich gezwungen sieht, eine derartige Entscheidung zu treffen - und das bitte mit einer vertretbaren Menge Zeit im vorhinein.
Für unsere Anlagerrichtlinien überlegen wir derzeit, in welcher Form man "Nachhaltigkriterien" als Grundbedingung für die Kapitalanlage definieren könnte. Ich denke, wir sollten derartige Nachhaltigkeitskriterien auch auf die "Verhaltensgrundsätze" der Banken anwenden, mit denen wir überhaupt zusammenarbeiten
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Beim ersten Mal traf es einen Bekannten von mir, der damals in London für die BoA arbeitete, die 2008 in einer Hauruck-Aktion die angeschlagene Investmentbank Merrill Lynch übernahm und beschloss, dass die Merrys wohl die besseren Mitarbeiter sind und deshalb kurzerhand ihre eigenen Arbeitnehmer alle entließ. Freitags arbeiteten noch rund 300 Leute auf der Etage - am Montag waren nur noch 40 da. Es muss gespenstisch gewesen sein.
Denn genau genommen kannte ich damals zwei Leute, die davon betroffen waren, der eine gehörte zu den 40, die bleiben durften, der andere durfte nach Hause gehen. Der, der bleiben durfte, blieb aber nur noch solange, bis er einen neuen Arbeitgeber gefunden hatte. Er wechselte zu einer deutschen Privatbank, unter anderem auch deshalb, weil er hoffte, dort ein anderes Klima vorzufinden. Wenn sich diese amerikanische hire and fire Mentalität in einem derart respektlosen Umgang mit den Mitarbeitern präsentiert, dass man sich noch nicht mal die Mühe macht, solche "notwendigen Vorstandsentscheidungen" wenigstens vernünftig zu kommunizieren und den Angestellten eine letzte Anstandsfrist gibt, sich von ihrem Arbeitsplatz zu verabschieden, sondern sich verhält wie der letzte Prolimacker, der per SMS Schluss macht, weil es bequemer ist, dann kann ich sehr gut verstehen, dass jemand für so eine Bank nicht mehr arbeiten mag.
Tja, und jetzt ist es dem, der bleiben durfte, zum zweiten Mal passiert - auch sein neuer Arbeitgeber pflegt diesen seltsamen Stil des "Sie sind ab sofort freigestellt, räumen bitte ihre persönlichen Sachen zusammen und verlassen dann umgehend das Gebäude." Der, der damals bei der BoA bleiben durfte, darf auch jetzt bei dieser Privatbank bleiben, aber wieder kenne ich persönlich bei dieser Bank noch jemanden, dem völlig unerwartet und aus heiterem Himmel mitgeteilt wurde, dass man ab sofort auf seine Dienste verzichte.
Und wieder wurde eine gesamte Etage komplett entlassen und ohne Vorwarnung am Montagmorgen kurzerhand nach Hause geschickt.
Mir macht das einen ganz dicken, kalten Kloß im Bauch.
Natürlich gibt es jetzt in Deutschland Arbeitsschutzgesetze, die dafür sorgen, dass die Leute immerhin noch eine Zeitlang weiter bezahlt werden und dann wahrscheinlich eine ansehnliche Abfindung bekommen, aber darum geht es mir gar nicht. Die finanzielle Seite einer Kündigung ist immer die gleiche und natürlich kann ich verstehen, dass Kündigungen sein müssen, weil die Menge der Mitarbeiter auf Dauer einfach nicht mehr bezahlt werden können, wenn die Geschäfte schlecht gehen, aber deswegen kann man das doch trotzdem mit den Menschen vorher besprechen? Und wir reden hier nicht von ungebildeten Hilfsarbeitern, "die so komplexe betriebswirtschaftliche Strukturen doch gar nicht begreifen", sondern von hochqualifizierten Akademikern. Da wäre es doch wenigstens einen Versuch wert, ihnen zu erklären, weshalb der Vorstand sich gezwungen sieht, eine derartige Entscheidung zu treffen - und das bitte mit einer vertretbaren Menge Zeit im vorhinein.
Für unsere Anlagerrichtlinien überlegen wir derzeit, in welcher Form man "Nachhaltigkriterien" als Grundbedingung für die Kapitalanlage definieren könnte. Ich denke, wir sollten derartige Nachhaltigkeitskriterien auch auf die "Verhaltensgrundsätze" der Banken anwenden, mit denen wir überhaupt zusammenarbeiten
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