anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 4. Mai 2022
Doppelt verpasst
So kann es also auch kommen.
Da sucht man extra jemanden aus, der einen hoffentlich ordentlich vertreten kann, und dann verpasst der es auch.
Mist, das tut mir Leid.

Es wäre mir auch schwer gefallen, über etwas zu berichten, schreiben, spekulieren oder palavern.
Der April war so ein Monat, der wieder sehr schnell vorbei ging, während nichts im Gedächtnis blieb, aber rückwärts betrachtet hab ich mich etwas erschreckt, was alles passiert ist.
Wenn ich aus diesem Blog eines gelernt habe, dann, dass das ein Zeichen des Alterns würdevollen Reifens ist. Stilecht sollte ich wohl anfangen, die Tage bis zum Ende dieses Lebensabschnitts zu zählen.
Aber ich glaube, das macht nur Sinn, wenn es dahinter schon einen Plan gibt, damit dieser Zäsurbegriff brauchbar ist.

Wie wäre es also mit "noch 85 Tage bis zur Heimkehr"?
Das macht zumindest Hoffnung - und gute Laune, denn wenn die Zeit jetzt schnell verfliegt, mag ich mich gar nicht beschweren.

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Sonntag, 31. Oktober 2021
Kommunikationswissenschaft
Eigentlich war meine Aufgabe, hier einen tollen Text zu hinterlassen, damit meine Mutter ihren Blog in guten Händen wissen durfte.

Leider bin ich ihr Sohn, deshalb habe ich gründlich die Zeit aus den Augen verloren und, hups, es ist schon so spät und ich bin müde.


Ich habe heute SOPs geschrieben. Standard Operating Procedures sind in der Industrie absolut allmächtig (ich weiß nicht ob das andere Branchen auch so haben?), deshalb ist es natürlich nur schick und fein, dass der Studentenverband der Leute die später mal in die Industrie wollen auch so Dinger hat.

Ich habe also einen Text geschrieben, um Leuten einen Prozess zu erklären.
Ich finde diesen Prozess im Kern nicht sehr kompliziert, viele Dinge sind offensichtlich wenn man sie einmal gesagt bekommt.
Wenn man sie allerdings nicht gesagt bekommt, dann sind sie allerdings auch nicht offensichtlich, ganz nach dem Prinzip "Ich weiß nicht, was ich nicht weiß".

Da ich mich erfolgreich fast ein Jahr darum gedrückt habe, diese SOP zu schreiben und stattdessen ebenso ein Jahr improvisiert habe, weiß zumindest ich jetzt genau, was ich will und brauche und wie das Resultat am Ende aussehen soll und muss. Den Prozess habe ich also verstanden, jetzt geht es nur noch darum, ihn auch in Worte zu gießen.

Das ist schwieriger als man denkt. Es ist offensichtlich schwierig, das wird kaum einer bestreiten, aber selbst wenn man weiß wie kompliziert das ist, unterschätzt man es immer noch.
Der Anspruch einer SOP ist naturgemäß Fehlerfreiheit.
Dafür wird sie optimalerweise komplett gelesen.
Jetzt stellt sich das Problem vor, dass die Leute die SOPs in der Regel nicht nur nicht komplett, sondern meist gar nicht lesen.
Hm. Unpraktisch.

Ich beginne also meine SOP mit einem Kapitel Null - "TL;DR".
Da fasse ich das wichtigste zusammen, um das Klientel abzuholen, was nur Motivation für höchstens sechs Zeilen hat.
Wie fasst man aber nun einen Prozess zusammen, an dem kein Einzelteil erklärungsbedürftig ist, aber jedes einzelne Teil erwähnungsbedürftig?

"Bei Fragen schreibt mir einfach eine Mail".

Seufz.

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Dienstag, 1. Juni 2021
Kleines Gedicht
Ich bei der Schwester
Ich am nach Hause fahren
Die Blogaushilfe

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Mittwoch, 3. März 2021
Ausschlafen
Heute konnte ich ausschlafen.

Einfach nur ausschlafen.

Liegen, und die Decke anschauen.

Nicht bewegen, nicht denken, nicht reden, nicht kümmern müssen.

Ausschlafen.

Und um 14 Uhr langsam erheben, überlegen ob man etwas tun möchte.

Und dann wieder hinlegen und weiterdösen.

Was ein wundervolles Gefühl, Glück und Wonne ohne Grenzen. Natürlich, klar, die Aufgaben häufen sich an und werden dringender und zahlreicher, das Studium hat nicht vergessen, dass ein Semester wert an Vorlesungen noch geschaut werden muss, die Wohnung wird dreckig, auch ganz ohne Benutzung und das Zeitmanagementsystem der Arbeit zieht unerbitterlich Stunden von meinem Konto ab.

Aber das ist egal. Heute darf ich ausschlafen.

Und noch viel besser ist: heute darf ich wieder einschlafen.

Einfach nur einschlafen.

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Montag, 26. Oktober 2020
Die zweite Welle
Knapp acht Monate ist es her, dass Corona angefangen hat.

Jeder hat den Lockdown ja irgendwie selber erlebt, ich zum Beispiel habe die Zeit mit meiner Freundin verbracht und gar nicht so wirklich realisiert, dass es einen echten Lockdown gab. Klar, es gab irgendwie Regeln mit Reisen und Abstand zum Wohnort, aber da hatte ich schon für mich entschieden, dass ich mich von sowas nicht aufhalten lassen würde, wenn ich denn was machen will.
Ich wollte allerdings nichts machen, weshalb der Lockdown für mich nicht wirklich existent war.

Jetzt sind wir ein über ein halbes Jahr später dran, können nicht nur als Regierung und Wissenschaft auf die Erfahrungen zurückblicken, sondern auch als Gesellschaft.
Wie gehen wir damit um, was wird kommen?

Sind wir schlauer?

Die Hamsterkäufe scheinen schon wieder einzusetzen, also Tendenz eher nein.
Allerdings ist die Börse nicht wieder in den Keller gerutscht, also vielleicht ja doch (auch wenn es mich da gar nicht so gestört hätte, wenn die Leute etwas panisch werden würden, ich hätte grade wieder Lust zu investieren).

Was mich fasziniert, ist dass Corona wie Geschichtsschreibung im Zeitraffer ist. Tiefgreifende Veränderungen, sowas wie der Fall des Eisernen Vorhangs oder die Gründung der EU, gingen gesamthistorisch betrachtet relativ schnell, aber doch zu langsam, als dass man sie als einen emotionalen Brocken erfassen könnte.
Jetzt allerdings kann man zurückschauen und hat einen Umfang von mehreren Jahren Historie, gepackt auf ein knappes Jahr. All die Erinnerungen und Gefühle sind noch frisch genug, dass man sich hinsetzen und neu kalkulieren könnte, wie man jetzt den zweiten Lockdown angehen wird.

Was ich auch einen spannenden Vergleich finde, ist die Flüchtlingskrise von 2015. Am Anfang noch vom größten Teil der Bevölkerung vollen Herzens unterstützt, kommen nach und nach immer mehr Hetzer, Verschwörungstheoretiker und (in der großen großen Mehrheit) einfach nur Idioten ans Sprachrohr und übernehmen die Debatte und die gesellschaftliche Stimmung. Erst die Willkommenskultur, dann die AfD; erst das Einhalten der Quarantäneregeln, jetzt die Hobbystatistiker und "Maulkorb!"schreier.

Es wird wirklich sehr spannend, wie es weitergeht. Man würde ja denken, dass zwanzigzwanzig irgendwann mal sein Pulver verschossen hat, aber US Wahl gibts ja auch noch, mit allem was da folgen kann.

Zum Glück kann ich alles von zuhause aus in Ruhe betrachten, Klopapier ist noch da.

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Donnerstag, 10. September 2020
Impfen...
Gastbeitrag 5: Meine eigenen Überlegungen zum Thema Impfung – vielleicht ein wenig medizinisch gefärbt.

Ich tue mich wirklich schwer, die Gründe von Impfgegnern nachzuvollziehen. Wenn man keine Lust auf medizinische Maßnahmen hat, kann man das gerne sein lassen, soll dann aber bitte für sich leben und sich nicht beschweren. Wer Teil einer Gesellschaft, die bestimmte Regeln hat und viel dafür tut, es den Schwächeren/Benachteiligteren/XXX (mir fällt kein politisch korrektes Wort ein…) leicht zu machen, ohne große Einbußen am gesellschaftlichen Alltag teilzuhaben, sein möchte, sollte sich auch entsprechend verhalten. Wer sich nicht impft lebt möglicherweise gesund weiter, kann sich aber dennoch mit einem Erreger infizieren und ihn an Schwächere, die ggf. nicht erfolgreich geimpft werden können, weitergeben. Herdenimmunität sollte wohl jedem ein Begriff sein. Auch das Argument, dass man bestimmte Erkrankungen durchmachen muss im Leben, damit man daran „immunologisch“ wächst, ist meiner Meinung nach Unfug. Eine neue Studie hat gezeigt, dass die messbare Menge an Antikörpern im Blut nach einer Maserninfektion geringer ist, als noch vor der Erkrankung. Das heißt übersetzt, dass das bis dahin erworbene immunologische Gedächtnis teilweise zerstört wird. Eine Impfung hingegen schafft einen ähnlich guten Schutz, greift aber den sonstigen Schutz nicht an. Um beim Thema Masern zu bleiben: Ich selbst habe als Kind wenige Tage vor meinem eigenen Impftermin die Masern bekommen – geimpft wurde ich dagegen trotzdem noch (sind nämlich Kombi-Impfstoffe). Als ich dann gelernt habe, dass die weitaus tödlichere Folge der Masern eine bis zu 10 Jahre später auftretende Hirnentzündung ist, war ich etwas baff und musste erst mal panisch nachrechnen, wie lang es wohl bei mir her war. Ich denke, ich bin fein aus dem Schneider, und es ist auch eine wirklich extrem seltene Komplikation. Ich bin mir aber sicher, dass es niemand so lustig findet, wenn man 10 Jahre nach den vermeintlich problemlos überlebten Masern plötzlich eine SSPE (subakut sklerosierende Panenzephalitis) bekommt, an der mit 95%iger Wahrscheinlichkeit innerhalb weniger Monate bis Jahre stirbt und in der Zwischenzeit dement und bewegungsunfähig wird. Ja, Impfen birgt mögliche Risiken, das kann man nicht leugnen. Aber es ist eigentlich wahrscheinlicher, in einen Autounfall verwickelt zu werden – und trotzdem meidet man deshalb nicht gleich die Straße. Und dass wir Mediziner das Impfen so loben und mit Nachdruck empfehlen liegt mal ausnahmsweise nicht daran, dass wir (bzw. die Pharmafirmen) damit nur Geld verdienen wollen – durch das Ausbleiben der Erkrankungen schaden wir uns ja streng genommen. Studien über Impfungen sind teilweise schwierig, weil man oftmals im Vorhinein nicht genau weiß, was alles so in einem Individuum schlummert – und wenn Studienprobanden dann mit Autismus diagnostiziert werden, kann leider niemand sagen, was nun die Ursache war. Leider reicht aber oftmals eine einzelne schlechte Nachricht aus, um Paranoia zu schüren – wer bei Amazon über eine schlechte Beurteilung stolpert, denkt meist mehr drüber nach, als er oder sie es über gute Kommentare machen würde. Außerdem ist es auch schwierig, den Erfolg gut sichtbar zu machen, denn wer geimpft ist, wird (meistens) NICHT krank. Ganz schlaue Köpfe führen nun an, dass das ja nicht beweist, dass man vielleicht sogar ohnehin nicht krank geworden wäre, also man sich gar nicht hätte impfen müssen. Solchen Menschen kann ich nur wärmstens ans Herz legen, mal (ungeimpft, am besten gleich mit einer geimpften Person gemeinsam) in ein Tollwut- oder Masernendemie-Gebiet zu reisen. Beseitigt womöglich gleich zwei Probleme, diese sture Argumentationshaltung und die Person dahinter.
Kurz um: BITTE lasst euch impfen und schaut etwa alle 5-10 Jahre mal beim Arzt vorbei, ob etwas aufgefrischt werden muss
.

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Donnerstag, 9. Juli 2020
Wieso sind wir eigentlich gesund?
Moin und wieder ich, der hier mit medizinischen Themen unterhalten darf. Für dieses Mal habe ich mir das Immunsystem vorgenommen, bei der Menge an Störungen, Gefahren und Feinden denen unser Körper tagtäglich ausgesetzt ist, ist es eines der interessantesten, spannendsten und wichtigsten Systeme im Menschen.
Es beginnt bei äußeren, physikalischen Barrieren, die unser Körper gebildet hat. Dazu zählt vor allem die Haut, sie schützt unseren Körper vor dem Vertrocknen, vor dem Auskühlen oder Überhitzen und vor Keimen oder sonstigen Angreifern von Außen. Ich habe bereits einige Dinge aufgeführt, die über das streng „immunologische Verständnis“ von pathogenen (schädlichen) Dingen hinausgeht, die da wären Bakterien, Parasiten, Pilze, Viren und eigentlich auch Prionen*, vielleicht könnte man sogar Strahlung und „eigene“ Mutagenität, also sämtliche Faktoren, die zu Schäden am Erbgut führen, dazuzählen, da auch diese (Anm. d. R.: die Schäden) durch unser Immunsystem eliminiert werden (sollen). Was die Funktionen der Haut angeht, auch im Bezug auf Schutz, gibt es noch weitere Dinge, die man erwähnen kann, ich verweise dazu aber auf einen nächsten Beitrag. Ebenfalls werde ich die Schutzmechanismen des Körpers vor sonstigen Dingen nicht weiter erwähnen – wenn man es mal etwas zu ernst nimmt zählt nämlich auch der Stuhlgang zu einer Schutzfunktion des Körpers, in dem Fall vor dem Überlaufen…
*Prionen sind fehlgefaltete Proteine, etwas potentiell sehr schädliches und bislang noch wenig verstandenes. Musterbeispiel ist die Creutzfeld-Jakob-Krankheit, bei der nach Krankheitsbeginn innerhalb weniger Monate zunehmend das Gehirn ausfällt, was letztlich meistens tödlich endet. (Meistens, da es meiner Meinung nach bislang noch nicht 100%ig erwiesen ist, dass man ohne Gehirn nicht leben kann. Es tun nämlich offensichtlich sehr viele Menschen…)
Neben der Haut zählen die Wimpern, die Nasen- und Schamhaare, die Magensäure, die Schleimhäute mit speziellen Antikörpern und bestimmt noch einige andere Dinge, die mir grade nicht einfallen, zu den ersten immunologischen Barrieren des Körpers.
Wenn ein Schädling nun irgendwie in den Körper eingedrungen ist, muss er, je nach Art des Schädlings, an seinen „Bestimmungsort“ und sich dort entsprechend verbreiten. Der Körper reagiert darauf mit zwei Systemen. Zum einen das humorale („flüssige“, bestehend aus Botenstoffen, Antikörpern, etc.), was den Körper aktiviert, zu Fieber führt, Schwellung und Schleimproduktion anregt oder bestimmte Moleküle freisetzt, die vorbeugend vor Schäden oder aber schützend wirken, indem sie wichtige Nährstoffe des Schädlings binden. Außerdem unterstützt es massiv das zelluläre System, weil es weitere Immunzellen anlockt, die Bildung und Reifung von Immunzellen anheizt und bestimmte Regulationsmechanismen der Zellen moduliert. Das humorale System geht Hand in Hand mit dem zweiten, dem besagten zellulären System, was grob in unspezifisch und spezifisch unterschieden werden kann. Zum unspezifischen, dem angeborenen Immunsystem gehören einerseits alle Zellen, die vom humoralen System markierte Stoffe zerstören, sowie die Zellen, die mittels besonders gereifter Rezeptoren fremde Stoffe im Körper erkennen können. Diese Zellen besitzen die Fähigkeit, den fremden Stoff aufzunehmen und bestimmten Immunzellen, denen des spezifischen, erworbenen Immunsystems, zu präsentieren. Das setzt dann eine extrem schnelle Kettenreaktion in Gang, die den Schädling hochpotent bekämpfen kann. Bei einigen Erkrankungen verfügt der Körper über die Möglichkeit, Gedächtniszellen (ja, die heißen wirklich so) auszubilden, die teilweise ein Leben lang den spezifischen Abwehrmechanismus für diesen einen Schädling speichern und so erheblich zur Sicherheit des Körpers beitragen. Lymphknoten sind übrigens die „Stammkneipen“ der Immunzellen, hier findet viel des regen Kontakts zwischen unspezifisch und spezifisch und Gedächtniszelle statt.
Ein Teil des immunologischen Abwehrapparats beruht grob zusammengefasst auf einem kleinen Rezeptorsystem, dem Human Leucocyte Antigen (HLA). Es ist eine Art Ausweis der Zelle, ein höchst individueller Komplex, der dem Immunsystem zeigt, ob es auf eine körpereigene Zelle trifft oder nicht – ergo bildet jede Körperzelle einen solchen Rezeptor. Immunzellen werden bei ihrer Reifung trainiert, diese immer als ungefährlich zu registrieren. Eine defekte Zelle, sei es wegen eines Virus, Bakteriums oder wegen eines internen Fehlers, präsentiert üblicherweise einen fehlerhaften HLA-Komplex und wird dadurch zerstört. Gleichzeitig ist dies auch eine Grundlage für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen, wo irgendwas bei der Differenzierung von Gut und Böse nicht richtig läuft.
Eine weitere wichtige Rezeptorfamilie fußt auf der Tatsache, dass Bakterien, Viren etc. nun mal eine andere Art von Zellaufbau besitzen. Bestimmte Strukturen kommen ausschließlich bei Bakterien vor, sobald diese innerhalb des Körpers erkannt werden, ist das ein klares Warnsignal.
Was mich immer wieder fasziniert ist das sensible Gleichgewicht, das unser Körper aufrechterhält. Bei jedem von uns machen zahlenmäßig Bakterien mehr aus, als „eigene“ Zellen – und das nicht, weil wir ein schlecht funktionierendes Immunsystem haben. Mit all diesen Bakterien leben wir in perfekter Symbiose – sie ernähren sich von toten Hautzellen oder irgendwelchen Nahrungsbestandteilen, mit denen wir eh nicht viel anfangen können, schützen uns dafür aber vor Besiedelung durch schlimme Keime oder produzieren „Abfallprodukte“, die wir gut gebrauchen können (z.B. Vitamin K). All diesen Bakterien greift unser Immunsystem nicht einfach stumpf an, sondern durch verschiedene, z.T. ungeklärte, Mechanismen herrscht hier wohlwollende Ruhe. Noch viel abgefahrener ist der Zustand in dem sich das Immunsystem befindet, wenn sein Frauchen schwanger wird. Ein genetisch fremder Parasit, der vom eigenen Körper lebt – und der soll nicht nur nicht angegriffen, sondern darüber hinaus ganz besonders gut beschützt werden. Immerhin ist das hardcore-biologisch gesehen die Hauptaufgabe eines Lebewesens. Eine meisterhafte Komposition aus Hormonen und weiteren, z.B. rein lokalen Botenstoffen, die hier dieses feinabgestimmte Gleichgewicht sicherstellen.
Sehr viel weiter möchte ich mich jetzt nicht verstricken, es ist zwar nur sehr grob, übersteigt aber langsam mein sicheres Wissen – trotz einer Forschungsarbeit in dem Gebiet muss ich mich jedes Mal neu einlesen, weil es einfach so unfassbar viel ist, was hier miteinander funktioniert und wichtig ist
.

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Montag, 1. Juni 2020
Reichtum
Es gibt viele schöne Dinge auf der Welt und es gibt viele schöne Gründe, die Welt zu mögen.
Wenn man sich als Mensch einen Zeitpunkt zum Existieren aussuchen dürfte, dann ist die Gegenwart sicherlich die beste Wahl.

Es gibt aber auch ein paar Sachen, die einen an der Gegenwart stören dürfen. Neben so langweiligen Dingen wie Rassismus oder Leukämie ist Reichtum eine dieser Sachen, zumindest denke ich das.

Damit meine ich nicht den langweiligen Reichtum den man schon als einer den ärmsten Bürger Deutschlands genießt. Ich meine auch nicht den Reichtum eines Beamten im höheren Dienst, ja nichtmal den eines von Deutschlands über einen Millionen Millionären.
Der perverse Reichtum von dem ich rede, der, der auf der Welt keinen Platz haben sollte, ist der von Milliardären.

Milliardäre sind auch fast nichts seltenes mehr. Es gibt anscheinend so viele davon, dass es sich gelohnt hat, einen Wikipedia Artikel über die US-Bundesstaaten zu machen, sortiert nach ihrer Anzahl an Milliardären.

Und die Häufung dieser Leute ist auch kein ausländisches Problem. Deutschland liegt auf Platz 3.

Es gibt so viele schöne Vergleiche für diese Art von Reichtum. Der reichste Mann der Welt hat sich von seiner Frau scheiden lassen (welche damit über Nacht zur viertreichsten Frau wurde) und blieb unangefochten auf Platz 1.

Platz 2 dagegen hat bisher eine Summe von 25% seines aktuellen Vermögens bereits gespendet und ist trotzdem auf Platz 2.
Bill Gates ist so unverschämt reich, dass er das gute letzte Jahrzehnt nicht nur nicht versucht hat, kein Geld zu verdienen, er hat sogar versucht, es loszuwerden - und ist trotzdem reicher geworden.

Wenn Platz 1 oder Platz 2 jede Sekunde eine Millionen Dollar verschenken würden, dann hätten sie nach einem Tag immer noch jeweils über 10 Milliarden Dollar.

Wenn die 50% reichsten US-Milliardäre jeweils nur eine Milliarde verteilen würden, dann gäbe es die Statistik „70% der Amerikaner haben weniger als 1000$ Bargeld“ nicht.

Es ist tatsächlich noch krasser: Forbes nimmt an, dass alle Milliardäre zusammen knapp 8 Billionen Dollar besitzen. Würden sie ihr gesamtes Vermögen verteilen dann gäbe es die Statistik „(...) hat weniger als 1000$ Bargeld“ nicht.
Die Zahl ist laut Forbes übrigens aktuell, dh., der Aktienmarktcrash durch Corona ist schon subtrahiert worden.

Man kann mit diesen Zahlen viel Spaß haben, sich ganz utopische Vergleiche raussuchen. Aber hängen bleibt bei mir, dass die Linken kein Gespenst oder Mythos jagen, wenn sie sagen, dass Superreichtum unfair ist.
Eine Gesellschaft der Menschheit, die zulässt, dass Leute ein so absurdes Vermögen anhäufen, bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück.




*Zahlen sind so zusammengesucht, hauptsächlich Forbes. Und ja, mir ist bewusst, dass makroökonomisch oder so betrachtet diese Vergleiche hinken. Wertlos macht sie das allerdings nicht. Die Größenordnung, denke ich, stimmt

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Mittwoch, 22. April 2020
Von Knochen, Muskeln und Bändern...
Wieder darf ich die Er- und Befüllungsaufgabe des Blogs übernehmen - Mutter ist eingeschlafen. Leider habe ich dieses Mal ein Thema parat, was ich selbst zwar faszinierend, aber letztlich doch recht banal und langweilig finde – es wird also ein eher kurzer Beitrag. Und zwar soll es dieses Mal vom Bewegungsapparat handeln, also das Gerüst, was aus all den Organen eigentlich erst etwas sinnvolles macht. Das wichtigste theoretische Fach dahinter ist die Physik – insbesondere die Hebelwirkung. Leider stehe ich bei der Physik seit Lebzeiten immer wieder auf dem Schlauch, ich denke ich werde bis an mein Lebensende nicht wirklich begreifen, wieso ein Stück geformtes Metall, was deutlich mehr wiegt als ich, einfach so fliegen kann. Aber anderes Thema.
Das Skelett besteht als etwas mehr als 200 Knochen - der größte ist der Oberschenkelknochen, der kleinste ein Teil der Gehörknöchelchenkette, der wichtigste wohl der Schädel (der aus mehreren Anteilen besteht), wobei man hier schon mit Streitereien beginnen kann. Aus neurologischer Sicht ist wohl der Schädel der wichtigste, schützt er doch unser zentrales Organ, das Gehirn. Genauso schützt aber auch die Wirbelsäule unser Knochenmark (was letztlich nur eine Verlängerung des Hirns ist), sie ist aber auch essentieller Teil unserer Stabilität im Stehen. Hierfür ist wiederum das Becken elementar, was das Gewicht des Oberkörpers gleichmäßig auf die Beine überträgt. Von diesem Standpunkt aus sind auch die Beine, oder sogar die Füße unerlässlich - wobei andersrum man ohne Arme und Hände auch extrem blöde rumstünde... Und dann ist da noch der Brustkorb, ein komplex stabil-biegsames Konstrukt, was Herz, Lunge (und Leber und Milz) schützt, aber gleichzeitig auch ständige atmungsbedingte Bewegungen aushalten (und mitmachen) muss. Spannend ist die recht hohe Ähnlichkeit des Aufbaus von Armen und Beinen, bei Tieren handelt es sich ohnehin um funktional kaum unterscheidbare Extremitäten (so nennen wir Mediziner Arme und Beine in Summe). Während offensichtlich das Ende dann anders aufgebaut ist (dennoch gibt es auch gewisse Ähnlichkeiten zwischen Hand- und Fußwurzel), unterscheidet sich (auch bei Tieren!) vor allem die Aufhängung. Unten liegt der Oberschenkelknochen im massiven Becken, oben liegt ein mehrknöchiger Halbring um/auf dem Brustkorb (= Schulter), an dem wiederum der Arm befestigt ist.

Gelenke erfüllen eine Meisterleistung zwischen Stabilität und Flexibilität. So entstehen komplizierte Gebilde wie die Hand- oder Fußwurzelknochen, die durch viele Einzelteile eine abfedernde und kraft-leitende Komponente erfüllen. Ein recht interessantes Ergebnis evolutionärer Tüftelei ist das Schultergelenk – keines sonst hat einen so riesigen Bewegungsspielraum. Es haben hauptsächlich Muskeln und dehnbare Bänder und Knorpel den Aufbau übernommen, was zur Folge hat, dass sich hier die häufigsten Luxationen (also das Herausspringen eines Knochens aus seiner Position im Gelenk) ereignen. Im Gegensatz dazu setzt die Hüfte viel stärker auf Stabilität und hat deutlich mehr knöchernen Gelenksanteil. Das Lieblingsgelenk meines Anatomieprofessors ist das Kopf-Hals-Gelenk. Es ist strenggenommen eine Hintereinanderschaltung der Halswirbelgelenke, die die recht weite Bewegungsfreiheit unseres Kopfes ermöglichen (und kombiniert mit der automatisierten Objektverfolgung beim Sehen ähnliche Leistung vollbringt wie der Leopard 2-Panzer, der wohl einer der ersten war, der einen hydraulischen Kanonenturm hatte – zumindest laut Anekdote eben dieses Anatomieprofessors…). Innerhalb der Halswirbel liegt gut geschützt das Rückenmark – die Verbindung zwischen Kopf und Körper. Bänder sind hauptsächlich stabilisierende Gerüste um Gelenke herum, teilweise werden sie darin durch Muskeln unterstützt.
Muskeln sind etwas Faszinierendes – wie allein auf der Basis biochemischer Vorgänge ein solch kräftiges Potential entsteht scheint unglaublich. Muskeln vereinigen sich zumeist in Sehnen, die wiederum fest mit einem Knochen verbunden sind. Teilweise ziehen sie über eine Hebelrolle, wodurch eine Überleitung der Kraft ermöglicht wird. Bestes Beispiel hierfür ist die Kniescheibe, sie übertragt vor allem die Kraft des großen Oberschenkelmuskels auf den Unterschenkel, um ihn auf in geknickter Position noch strecken zu können. Der Zungenmuskel ist (abgesehen von Ringmuskeln) der einzige Muskel, der nirgends ansetzt. Mein persönlicher Liebling ist der „Musculus sternocleidomastoideus“, allein deshalb, weil ihn wahrscheinlich niemand hier richtig aussprechen kann. Er sitzt gut sichtbar seitlich am Hals und zieht vom Schlüsselbein zum Hinterkopf und ist an der Drehung des Kopfes in die jeweils andere Richtung* beteiligt.
*Also der M. sternocleidomastoideus auf der rechten Seite bewirkt bei seinem Zusammenziehen eine Drehung des Kopfes sodass man nach links schaut.

Neben den willkürlich bewegbaren Muskeln gibt es eine Vielzahl an vollkommen unbewusst gesteuerten Muskeln, neben den Schließmuskeln von Harnröhre und Anus sind dies die Muskeln in Gefäßen sowie das Herz, teilweise unbewusst gesteuert werden sämtliche Stabilisierungsmuskeln, v.a. im Bauch und Rücken, sowie die Atemmuskulatur. Wenn man es ganz genau nimmt, wird bei so gut wie jeder Bewegung „unbewusst“ auch irgendwas anderes gesteuert, sei es, weil verschiedene Muskeln für eine Bewegung kongruent miteinander aktiviert, oder aber weil die gegenseitigen Muskeln gehemmt werden müssen.
Na, schau, so ganz kurz ist der Beitrag nun doch nicht - und hoffentlich auch nicht so langweilig, wie ich die medizinischen Fächer dahinter finde...
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Samstag, 15. Februar 2020
Wie zieht man um?
Achtung, dies ist ein Gastbeitrag.
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Heute war Valentinstag. Was macht man an Valentinstag? Man fährt natürlich nach FadO (Frankfurt an der Oder, so nennen die nicht-locals das) und kauft Lampen.

Ich fuhr also zum Lichthaus. Das liegt zwar 100km entfernt (einfache Richtung), hat aber Ausverkauf (genereller Trend, dass Innenstädte in Ostgemeinden veröden, nehme ich an) und deshalb 50% Rabatt auf alles.

Man lief also herum und schaute sich Lampen an, in allen Formen, Größen und Ausführungen. Stehlampen, Deckenlampen, Tischlampen (und eine Popcornmaschine) - es gab also sehr viele Lampen.

Am Ende wurde sich für eine oder zwei Lampen entschieden (Summe 90+€, mit Glühbirnen und Rabatt) und wieder nach Hause gefahren.

Ich weiß ja nicht, wie es anderen Leuten geht, aber ich finde 90€ für Lampen viel. Insbesondere finde ich 90€ für Lampen viel, wenn man regelmäßig seinen Dispo verwendet, keiner zusätzlichen Arbeit nachgeht und im Rahmen des Umzugs noch so Dinge kaufen muss wie Waschmaschinen, Trockner oder Schreibtischstühle. Ich kann verstehen, wenn solche Objekte in der Priorität hinter Lampen zurückstehen, aber ich werde es mir nicht nehmen lassen, zu sagen, dass ich das wirklich gar nicht verstehe.

Mein Verständnis war folgendes: Die Lichtquelle im Zimmer war voll funktionsfähig, es besteht also kein direkter Bedarf an einer Lampe per se, sondern eher an einem Lampenschirm. Der verändert sicherlich auch die Lichtausbreitung, jedoch unterstelle ich einfach mal, dass es hierbei doch eher um den dekorativen Aspekt hinterm Lampenschirm geht.
Deko ist (weitere Unterstellung) Luxus.
Und Luxus ist, für mich zumindest, definitionsgemäß etwas, was niederrangige Priorität hat.

Ich möchte nochmal den Gesamteindruck zusammenfassen: Das Zimmer ist noch nicht vollständig eingeräumt, es fehlt ein Bettgestell, die Gardinen sind behelfsmäßig noch Tücher die zwischen Fenster und -rahmen geklemmt wurden, der (viel zu niedrige) Schreibtisch hat keinen Stuhl wofür allerdings als Ausgleich ein Stuhl mitten im Zimmer steht und als Ablage dient.
Es wurden bisher keine Bilder oder Ähnliches aufgehangen und im Zentrum von Raum ist eine große Freifläche, welche ich persönlich mit einem Teppich belegen würde. Nicht nur, weil ich Teppich schick finde, sondern auch weil der splittrige Ranzparkettboden Holzfußboden mit Altbaucharme gewisse haptische Mängel aufweist.
Achja, und ein Fenster ist kaputt.

Angesichts all dem macht man sich trotzdem die Mühe, 200km in der Zone rumzugurken um dann in einem Laden, wo man 50 Minuten verbracht hat (waren etwas spät dran und der schließt um 18 Uhr) sich dann zwei überteuerte Lampen auszusuchen. Aber sie waren ja reduziert.

Ich finde es idiotisch. Ich fand auch die Lampen nicht schön, aber das war nicht wirklich mein Punkt. Der Prozess des Aussuchens erschließt sich mir nicht. Ich finde ihn ganz und gar unlogisch.

Und dann musste ich daran denken, dass ich meine eigene Wohnung hässlich und ungemütlich finde und mir selber Ausreden vorschiebe, statt einfach was zu ändern. Kann es also sein, dass ich am Ende falsch liege
?

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