anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 17. Januar 2022
Meine Geschichte vom Telefon
Früher habe ich gern und viel und lange telefoniert.
Früher, - das war als Telefonieren noch umständlich, teuer und unbequem war.
Früher gab es in einem Haushalt nur ein Telefon und das hing an einer Schnur, die immer zu kurz war, um das Telefon dorthin mitzunehmen, wo es privater und/oder bequemer gewesen wäre zum telefonieren.
Früher konnte man Telefone nicht einfach mit sich rumtragen und Mobiltelefone hatte schon gleich überhaupt gar niemand.

Ich habe Stunden und Stunden in Telefonzellen verbracht und als ich mal einen (heimlichen) Freund am anderen Ende der Republik hatte, habe ich jede Woche drei Stunden extra gearbeitet, um einmal pro Woche eine dreiviertel Stunde Ferngespräch aus einer Telefonzelle finanzieren zu können.

Mitte der 80er hatte ich dann mein erstes schnurloses Telefon, im Festnetz natürlich, aber auch hier war schnurlos ja anfangs etwas Besonderes. Kurz vorher hatte ich meine erste eigene Wohnung bezogen, d.h. Privatsphäre war gar kein Problem mehr, aber neue Technik fand ich schon immer anziehend.

In meiner ersten eigenen Wohnung habe ich mich überhaupt das erstmal sehr ausführlich mit der Technik hinter dem Telefonanschluss beschäftigt und hatte großen Spaß daran, dass ich mir in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung sogar zwei Telefone parallel anschließen konnte. Ich hatte eines im Wohnzimmer und eines im Schlafzimmer. Wahrscheinlich war das verboten, aber ganz sicher wusste man das gar nicht, denn es gab zum ersten Mal Telefonsteckdosen und natürlich die dazu passenden Telefone mit "Stecker", also diese TAE-Stecker.
Diese Telefonsteckdose wurde jetzt einfach an der Stelle angebracht, wo vorher die Schnur des alten grauen Telefon fest mit dem Wandanschluss verbunden war. Ich habe übrigens keine Erinnerung mehr daran, wie diese Wandanschlussverbindung ohne Stecker tatsächlich montiert war, mein technisches Interesse setzte erst ein, als es diese Steckdosen mit TAE-Steckern gab und ich bemerkte, dass man sich hier selber ein Telefonnetz ausbauen kann.

Als ich meine neue Wohnung bezog und deswegen einen neuen Telefonanschluss beantragte, kam der Mann von der (damals noch) Post, brachte das neue Telefon mit (ich hatte ein blaues Tastentelefon bestellt, sooo schön), schloss die Steckdose an, stöpselte das Telefon ein, wählte eine geheime Nummer, mit der er das grade angeschlossene Telefon selber zum Klingeln bringen konnte, bemerkte, dass es in meiner Wohnung noch einen zweiten Anschluss geben muss, fand ihn im Schlafzimmer und legte ihn dadurch lahm, dass er einfach einen "Deckel" draufklemmte, denn ein zweiter Anschluss hätte Aufpreis gekostet. Ich habe ihn bei diesen Tätigkeiten sehr genau beobachtet und am nächsten Tag einen Freund gefragt, ob man diese Telefonsteckdosen auch irgendwo privat kaufen könnte. Konnte man, und er vermittelte mir nicht nur den Kontakt zu jemandem, der diese Dosen verkaufte (schwer zu raten, wo der arbeitete und was der von Beruf war?.) sondern dieser Mensch erklärte mir auch ganz genau, welche Anschlussmöglichkeiten es dafür überhaupt gab. Fand ich unglaublich spannend und damit begann meine private Telefontechnikerkarriere.

Die analoge Telefontechnik war noch sehr einfach zu verstehen, die habe ich von da an immer selber angeschlossen, beim Zusammenklemmen von Leitungen konnte man auch dran rumexperimentieren, ohne dass gleich die Leitung zusammenbrach oder das überhaupt irgendjemand bei der Post mitbekam, dass da jemand dran rumspielte, so dass ich den ursprünglich als Wechselanschluss vorgesehenen Zweitanschluss in meiner Wohnung auf parallel umstellen konnte.

Als ich das nächste Mal umzog, zog ich gleich in ein ziemlich großes Haus mit vielen Etagen und Zimmern, ich wohnte jetzt auch nicht mehr alleine, sondern mit CW, der ausgewiesener Telefonjunkie war.
Dementsprechend viele Telefone hatten wir in dem Haus, die Technik dahinter war aber noch die gleiche, wir brauchten jetzt jedoch drei Rufnummern und damit auch drei Anschlüsse, denn ISDN gab es noch nicht: Eine Nummer für mich, eine Nummer für CWs geschäftliche Kontakte und eine fürs Fax.

Da CW meistens keine Lust hatte, seine geschäftlichen Anrufe entgegenzunehmen (Achtung, Mandant droht mit Auftrag), liefen fast alle Anrufe für diese Nummer auf einem Anrufbeantworter auf, den CW "Anrufaufzeichner" nannte, weil die Anrufe ja eben nicht beantwortet wurden.

Ich habe versucht, meine Nummer so gut es geht geheim zu halten, denn jeder gewitzte Mandant, der in den Besitz meiner Nummer kam, rief nie mehr auf CWs Nummer an, was mich mehrfach sehr ärgerte.
Die Unterschiede in den Leitungen waren nur für eingehende Anrufe von Bedeutung, denn je nachdem, welche Nummer angerufen wurde, klingelte eben nur dieses oder jenes Telefon bzw. sprang der Anrufbeantworter an. Da es noch keine Rufnummernanzeige gab, war es beim Rausrufen egal, welches Telefon man benutzte, der Anrufer sah ja nicht wer anrief bzw. von welche Telefonnummer der Anruf kam, das vereinfachte das Raustelefonieren zwar enorm, bedeutete aber umgekehrt auch, dass ich ebenfalls nicht erkennen konnte, wer anrief.
Das waren noch richtig aufregende Telefonzeiten damals.

CW besaß schon seit Mitte der 80er Jahre ein Autotelefon, zu Beginn der 90er hatte er eines der ersten tragbaren "Mobiltelefone", ein sogenanntes C-Netz-Telefon, das wog ca. 2kg und er liebte es, sich das Ding zum Spazierengehen umzuhängen, um sich dann mitten im Wald darüber aufzuregen, dass er in einem Funkloch steckte. CW telefonierte dauernd und ständig. Jeden eingehenden Anruf nahm er nur unter großem Geschimpfe an, "Sie stören mich!" war oft sein Begrüßungssatz am Telefon, was ihn aber nicht hinderte, auch in extrem unpassenden Situationen ans Telefon zu gehen. Er selber rief aber auch ohne Hemmungen Menschen wegen völliger Nichtigkeiten an.

Anfang der 90er Jahre kam dann das D-Netz auf, und zwar gab es D1 von der Telekom und D2 von Mannesmann. Die D1 Nummern begannen mit 0171, die D2 Nummern mit 0172. In den ersten Jahren konnte man an der Vorwahl der Mobilnummer eindeutig erkennen, bei welchem Anbieter man seinen Vertrag abgeschlossen hatte.

Mitte der 90er legte ich mir dann selber auch ein Mobiltelefon zu, es war mir wichtig, jederzeit erreichbar zu sein, wenn ich nicht zuhause war. Wenn man sich als Mutter schon nicht selber um seine Kinder kümmert und das Aufpassen an fremde Leute delegiert, dann sollte man wenigstens erreichbar sein, wenn es ein ernstes Problem gibt. Fand ich - und trug seitdem mein Mobiltelefon immer mit mir rum.

Mein erstes Mobiltelefon war ein Nokia 1011 in quietschegelb, passend zu meinem ebenfalls gelben Puntocabrio. Das Telefon hatte mir ein Bekannter auf nicht näher zu nennenden Kanälen für einen enorm günstigen Preis besorgt und ich war sehr stolz darauf, aber damals waren nicht nur die Telefone teuer, das Telefonieren damit war noch teurer, weshalb ich es so gut wie nie zum Anrufen benutzte, sondern nur um angerufen zu werden.

CW, der Vieltelefonierer, hatte einen sehr teuren Mobilfunkvertrag, mit dem er dafür sehr günstig telefonieren konnte. Ich hatte einen sehr günstigen Mobilfunktarif, mit entsprechend hohen Minutenpreisen, aber dem extra Bonus, dass Telefonate, die nicht länger als 10 Sekunden dauerten, umsonst waren. Wenn ich also wirklich von meinem Mobiltelefon aus mit jemandem telefonieren wollte, rief ich den gewünschten Gesprächspartner an, brüllte ganz schnell: "Ruf mich zurück" und legte wieder auf. Da mein häufigster Gesprächspartner CW war, hatten wir uns sehr schnell an diese Methode gewöhnt und diesen Handytarif mit dem freien 10 Sekunden habe ich viele Jahre behalten.

Wenn man vom Festnetz aus ein Handy anrufen wollte, dann war man gut beraten, wenn man dafür eine extra Vorwahl nutzte. Mit solchen Vorwahlen verließ man das Gebührennetz der deutschen Telekom und schloss einen Einmalvertrag mit irgendeinem anderen Anbieter, über den man dann die Verbindung zu der Handynummer zu deutlich niedrigeren Minutenpreisen herstellen konnte. Dasselbe galt für Auslandstelefonate. Da jeder Anbieter unterschiedliche Tarife je nach Mobilfunknetz und je nach Ausland verlangte, gab es eine lange Länder-Übersicht, welche Anbietervorwahl man für welches Gespräch am geschicktesten nutzte. Bei Handyanrufen war es wichtig, zu wissen, in welches Handynetz man anrufen wollte, denn für Anrufe zu einem D1 Handy brauchte man eine andere Anbietervorwahl als für Anrufe zu einem D2 Handy.

Meine frühere private Telefonierleidenschaft nahm aber mit der Zunahme an problemlos verfügbarer Privatsphäre zum Telefonieren umgekehrt proportional ab.
Beruflich musste ich immer mehr telefonieren und musste dabei auch viele lästige Telefonate erledigen, was mein Verhältnis zum Telefon eindeutig negativ beeinflusste.
Aber auch die veränderte Wohn- und Lebenssituation, änderte die Bedürfnisse. So war ich mit dem Menschen, mit dem ich am allerliebsten redete, sowieso den ganzen Tag zusammen, aber genau dieser Mensch hatte für mein Gefühl viel zu wenig Zeit, um mit mir zu reden, weil er ja ständig telefonierte.
Nach und nach wandelte sich so das Telefon in meiner Wahrnehmungssphäre von einem heißgeliebten Kommunikationsvereinfacherer zu einem äußerst lästigen Kommunikationsverhinderer.

Mitte der 90er Jahre zogen wir mal wieder um und hatten in dem neuen Haus dann einen ISDN-Anschluss.
ISDN ist allerdings eine entschieden kompliziertere Technik als das robuste, analoge System. An ISDN Leitungen kann man längst nicht mehr selber einfach so rumbasteln, denn geraten zufällig zwei Drähtchen aneinander, die nicht aneinander gehören, gibt es schwupp, einen Kurzschluss und die gesamte Leitung ist tot. Dann muss man erst bei irgendeiner Telekomservicestelle anrufen (was zu Zeiten, als Handys noch nicht so verbreitet waren, eine echte logistische Herausforderung darstellte, denn womit ruft man an, wenn es das Telefon nicht tut? Da macht man sich heute gar keine Gedanken mehr drum) und darum bitten, dass einem die Leitung wieder aufgeschaltet wird.

ISDN war also wesentlich zickiger als das ganz alte, analoge System, außerdem brauchte man plötzlich komplizierte "Telefonanlagen" und überhaupt wurde alles deutlich komplexer, ohne dass ich einen spürbaren Unterschied bzw. Vorteil für das reine Telefonieren hätte feststellen können.
Ein eindeutiger Nachteil war, dass wir zwar nach wie vor drei verschiedene Telefonnummern hatten (CWs-Nummer, meine Nummer und das Fax), aber nur noch zwei Leitungen, und das bedeutete, dass besetzt war, wenn zwei Leitungen benutzt wurden.

Kurz nach dem Umzug und der Installation der ISDN-Anlage entdeckte CW das Internet und damit begann unserer hausinterner Telefonstress. Denn um ins Internet zu gelangen, musste man sich Einwählen und dazu brauchte man eine Telefonleitung.
Wenn dann während so einer Internetsitzung das Telefon schellte und CW in aller Gelassenheit eines seiner stundenlangen Telefonate führte, dabei aber die Internetsitzung nicht beendete, weil er damit ja noch nicht fertig war, dann blockierte er so beide Leitungen und das bedeutete, dass bei uns das Telefon stundenlang besetzt war.

Da ich zu Beginn unserer Beziehung und aufgrund meiner Telefontechnikbegeisterung für die Einrichtung der Telefone in unserem Haushalt zuständig war (und sein wollte), blieb mir diese Zuständigkeit auch als die Technik komplizierter wurde und ich es eher lästig fand, mich in der ständig komplexer werdenden Welt von Telefon und Internet immer auf dem Laufenden halten zu müssen, aber immerhin war ich so immer der Chefadministrator der Telefonanlage und das hatte auch Vorteile, wie ich zum Glück irgendwann bemerkte, denn wenn CW mal wieder beide Leitungen blockierte, konnte ich über die Telefonanlage kurzerhand alle Leitungen deaktivieren, und so auch seine vergessene Internetsitzung beenden. Es brach dann zwar auch sein Telefongespräch zusammen, aber das war ein nicht zu vermeidender Kollateralschaden.

Als wir 2002 in unsere Fabrik umzogen, gab es für Internet mittlerweile schon einen eigenen Anschluss, der Internetzugang blockierte also keine Telefonleitung mehr und die gesamte Anschlusstechnik war noch mal einen großen Schritt komplizierter geworden. Inzwischen brauchte man Splitter und Router und natürlich eine komplexe Telefonanlage, wir kauften eine Agfeo-Anlage, weil eine Fritzbox für unsere Bedürfnisse zu klein gewesen wäre.

Irgendwann wuchs mir die Technik aber über den Kopf und ich verlor den Ehrgeiz, das gesamte Gewusel immer alleine zu bedienen und natürlich zu reparieren und zu richten, denn irgendeine Störung hatte das System fast immer.
Also beauftragten wir einen Telekommunikationstechniker, der dann Dinge mit unserem System machte, die ich nicht mehr verstand, was mich wiederum so sehr nervte, dass ich an das große System der Profianlage eine kleine Fritzbox als "Unterverteilung" klemmte und dann unabhängig von CW und seinen geschäftlichen Bedürfnissen und Leitungen mein eigenes, kleines familieninternes WLAN-Netz betrieb. Für die Pflege der "großen" Leitungen war ich nicht mehr zuständig, das machte jetzt ein Profi, ich kümmerte mich nur darum, dass mein Rechner einen guten Netzzugang hatte und dass meine private Festnetznummer problemlos zu erreichen war.
Mein Netz funktionierte gut, CW war dagegen meist unglaublich genervt, aber dafür war ich ja nicht mehr zuständig, ich war mit meiner kleinen Privatlösung vollkommen zufrieden.

Für die Kommunikation mit anderen Menschen war ich fast komplett aufs Internet und E-Mails umgestiegen. Ich telefonierte nur noch sehr selten und die meisten Gespräche waren beruflich oder zum Austausch irgendwelcher wichtiger Sofortinformationen, das meiste davon familieninterne Organisationsabstimmungen.

SMS mochte ich nie besonders, um kurze Infos zu versenden, finde ich es okay und ziehe SMS dann auch dem Telefon vor, aber für Plaudereien aller Art ist mir das Medium zu umständlich.
Ich kann ja auch bis heute nichts mit Twitter anfangen, ich bin wahrscheinlich einfach der falsche Typ für kurze Texte.

Im privaten Bereich verloren Telefone also immer mehr an Bedeutung, im Grunde benutze ich seit Jahren ein Telefon nur noch in Ausnahmesituationen.

Es gab allerdings ein Jahr, in dem habe ich fast täglich mindestens eine Stunde (und wenn möglich gerne auch länger) privat telefoniert, das war das Jahr als ich meinen Westfalenmann kennengelernt hatte und wir noch 200km auseinander wohnten. Heute grinsen wir beide über unsere damalige Telefonierleidenschaft, aber wir hatten uns ja insgesamt fast 100 Jahre Leben zu erzählen und das dauert natürlich.

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Vor 15 Jahren stellte Apple das erste iPhone vor, aktuell wird viel darüber geschrieben und eine Menge kluge Leute sagen, dass das Smartphone eine der bedeutendsten Erfindungen überhaupt war, und dass sich die Gesellschaft damit maßgebend verändert hat.
Telefon war ein Meilenstein, das Internet ebenfalls, aber ein Gerät, was beides vereint, klein und handlich ist und dazu noch Navigationsgeräte, Fotoapparate und Fotoalben ersetzt, ein wandelndes Spieleparadies ist, als Fernseher, Musikbox und Notizbuch verwendet werden kann und von jedem kinderleicht zu bedienen ist, da wundert es nicht, dass mittlerweile fast vier Milliarden Menschen weltweit ein Smartphone benutzen und es so ziemlich für den wichtigsten Lebensgegenstand überhaupt halten.

Bei der Frage, worauf man eher verzichten könne, auf ein Auto oder ein Smartphone, entscheidet sich eine große Mehrheit für das Smartphone, ich finde das absolut bemerkenswert.

Ich persönlich würde allerdings ohne zu zögern mein Smartphone hergeben, weil es sich relativ einfach durch allerlei Einzelgeräte ersetzen lässt und das für mich insgesamt nur eine überschaubare Unbequemlichkeit bedeutete.

Für alles, was mit Internet zu tun hat, benutze ich sowieso viel lieber einen richtigen Computer, ein Smartphone ist für mich immer nur eine Notlösung, wenn ich grade nicht an einem Rechner sitze und trotzdem irgendwas mit Internet machen will.
Bevor ich kein Auto mehr habe und auf den öffentlichen Nah- und Fernverkehr angewiesen bin und laufen muss, verzichte ich deshalb ohne Bedenken auf die paar Situationen, wo ich unterwegs bin und jetzt und sofort Dinge aus dem Internet benötige.

Die Angewohnheit, für jede erdenkliche Frage jederzeit sofort eine Antwort bekommen zu wollen, ist noch relativ neu und ich glaube, sie ist mir auch nicht so wichtig, kann ja nicht lange dauern, bis ich wieder vor einem PC sitze, dort lässt sich das meiste sowieso deutlich komfortabler recherchieren oder erledigen.

Die in das Smartphone integrierte Navigationssoftware ist genauso praktisch wie die Kamera, aber beides durch Einzelgeräte mit denselben Funktionen ersetzbar und wenn ich ein Navi oder eine Kamera mal nicht dabei habe, na, dann sei's drum, ich werde es überleben.

Dasselbe gilt für Bücher, Musik, Filme und Spiele - ich bin über 40 Jahre immer mit einem Buch in der Tasche durch die Weltgeschichte gezogen und wenn ich ein Buch dabei habe, dann brauche ich keine Musik und erst recht keine Filme oder Spiele, um Langeweile- oder Wartezeiten zu überbrücken. Dass in einem Smartphone immer alles dabei ist, ist zwar bequem, aber ersetzbar.

Insgesamt stelle ich für mich fest, dass ich zwar seit 2009 ein Smartphone besitze, es inzwischen auch enorm vielseitig einsetze und es ungemein bequem finde, dass in diesem kleinen Ding wirklich alles an Können und Wissen enthalten ist, was ich in meinem unterwegs Leben benötigen könnte, dass es aber relativ unbeachtet in der Ecke liegt, wenn ich zuhause bin, weil ich einen richtigen Computer mit Tastatur, Maus und großem Bildschirm entschieden komfortabler finde in der Bedienung als so ein kleines Pisselding.

Für mich ist ein Smartphone vor allem Komfort, wenn ich unterwegs bin, aber der Komfort, den mir ein Auto bietet, um überhaupt unterwegs sein zu können, der ist mir um einiges wichtiger als der Komfort eines Smartphones.

Was mich in diesem Zusammenhang allerdings persönlich maßlos fasziniert, ist die Tatsache, dass es sehr viele Menschen gibt, die gar keinen Computer mehr haben oder ihn nicht benutzen, weil sie alles mit dem Smartphone machen. Bei der Frage, worauf ich eher verzichten könnte, auf einen Computer oder ein Smartphone, gebe ich ebenfalls als erstes bedenkenlos das Smartphone ab, denn bei der Vorstellung, ich müsste dann künftig alles über diesen Minibildschirm mit eingeschränkter Funktionalität machen, da gruselt es mich wirklich
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Mittwoch, 12. Januar 2022
Klappt nicht immer
Wieder ein langer Tag im Büro, heute mit diversen Aufsichtsratssitzungen, da bin ich anschließend immer sehr froh, wenn es vorbei ist.

Unsere Aufsichtsräte sind politisch besetzt, d.h. die Menschen, die in dem obersten Kontrollorgan der Firmen die wesentlichen Entscheidungen bestimmen, die sind nicht in diesen Gremien, weil sie besonders dafür qualifiziert sind, sondern weil sie politisch passend vernetzt sind und zunehmend vor allem auch deshalb, weil sie weiblich sind.

Unter dem Aspekt, dass ich es absolut gerecht finde, dass der Riege der inkompetenten männlichen Politikern in diesen Aufsichtsräten auch genausoviele inkompetente Frauen begegnen, beschwere ich mich gar nicht über die teilweise wirklich peinlich dummen Fragen der Damen, es ist nur sehr anstrengend, dabei immer noch nett, freundlich und zugewandt zu bleiben.

Da jetzt immer mehr Frauen dabei sind, werde ich auch immer häufiger zum direkten Ansprechpartner, weil die Damen rein geschlechtsbedingt gerne mich ansprechen, da sie wahrscheinlich von so einer zwangsläufigen Art der Komplizenschaft ausgehen.

Nun bin ich aber schon seit jeher der festen Überzeugung, dass es weder bei juristischen, noch bei steuerlichen oder bilanziellen und auch anderen betriebswirtschaftlichen Themen überhaupt irgendwelche geschlechtsbedingten Unterschiede geben kann, weshalb ich auf dumme Fragen von Frauen kein Stück verständnisvoller reagiere als ein Mann, wahrscheinlich sogar weniger verständnisvoll.

Tatsächlich rege ich mich über dumme Frauen sogar deutlich mehr auf als über dumme Männer, weil sie ja meiner Lieblingstheorie widersprechen, nämlich dass Frauen das überlegene Geschlecht sind, weil sie alles können, was Männer können und zusätzlich noch die Dinge, die eben nur Frauen können.

Ich finde es wirklich ganz ungemein traurig, aber je mehr Frauen von der aktuell grassierenden Welle des Postfeminismus in Ämter gespült werden, wo sie nix zu suchen haben, um so mehr schäme ich mich, eine Frau zu sein.
Bisher fand ich es ungemein spaßig, über die blöden Männer zu lästern, wenn die Idioten aber plötzlich weiblich sind - ja, was nu?

All den Vorteilen, die ich hatte, weil ich eine Frau bin und die ich jahrelang genüsslich ausgekostet habe, kann ich grade zusehen, wie sie zu Staub zerfallen und das deprimiert mich mehr als ich es erwartet hätte.

Noch ein Grund mehr, weshalb ich froh bin, dass es nicht mehr so lange dauert, bis ich mir das alles nicht mehr ansehen muss
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Samstag, 1. Januar 2022
Erwartungen
Neues Spiel, neues Glück.
Alle Figuren wieder auf Los und dann schauen wir mal, wie sich dieses Jahr entwickelt.

Ich habe heute viele Jahresrückblicke gelesen, überwiegend war man sich einig, dass 2021 ein schreckliches Jahr gewesen sei. Es gab viele Beschreibungen davon, wie sehr am Ende sich die Leute fühlen, wie kaputt, zerstört und aufgerieben sie sind und dass sie wirklich, wirklich nur sehr wenig Positives in diesem Jahr erlebt haben - und ich ziehe beim Lesen ein wenig meinen Kopf ein, ducke mich weg und denke mir "Puh, besser im nächsten Jahr einen noch weiteren Bogen um andere Menschen machen, das klingt nach einer sehr anstrengenden Erwartungshaltung dem Jahr 2022 gegenüber, wenn man als fremder Mensch da einen Fehler macht, wird man sofort angeklagt."

In einem Podcast unterhielten sich Menschen über Empathie und was das für schreckliche Menschen sind, die so völlig kalt und gefühllos durch ihr Leben wandern und keinerlei Empathie für andere zeigen.
Auch das ist eine Erwartungshaltung, der ich sehr gerne aus dem Weg gehen möchte. Ich finde, jeder kann gerne so empathisch sein wie er will oder meint, sein zu müssen, ich finde es aber durchaus übergriffig von den Empathiegenies, andere dafür niederzumachen, dass sie nicht empathisch sind. Würde man versuchen, so eine Situation in Excel zu programmieren, bekäme man den Hinweis auf eine inkonsistente Formel.

Insgesamt fiel mir auf, dass sehr viel Gejammer und Geschimpfe darüber existiert, dass sich manche Leute nicht so verhalten, wie sich andere Leute das vorstellen. Auch hier eine Erwartungshaltung, die ob ihrer dauernden Enttäuschung sehr viel Frust und schlechte Laune mit sich bringt und ich frage mich dann stets, warum so viele Leute auch nach zwei Jahren Pandemie noch nicht gelernt haben, ihre eigene Erwartungshaltung zu hinterfragen.

Als ich letzte Woche meine Kinder von der Fähre abholte und im Auto sofort und als erstes erleichtert die Maske absetzte, fragte mich N, was ich eigentlich getan hätte, wenn eines meiner Kinder sich nicht hätte impfen lassen. Meine Antwort darauf war: "Gar nix. Das ist mir doch egal, ob ihr geimpft seid. Ich bin aktuell ausreichend geimpft, das ist das einzige, was mich interessiert.
Ihr seid alle drei erwachsen und laut Abitur- und Studiumsnachweis gehört ihr zu den oberen 10% unserer Intelligenzia, ihr habt also alle Voraussetzungen dafür, euch bei diesem Thema selber zu informieren und zu entscheiden. Ich fühle mich in keinster Weise dafür verantwortlich, mich ungefragt in euer Leben zu mischen.
Euer Leben, eure Verantwortung, eure Entscheidung.

Wenn sich einer von euch bei dieser Faktenlage gegen eine Impfung entscheidet, dann soll das so sein und ich kann es dann nur bedauernd zur Kenntnis nehmen. Mit demselben Bedauern, mit dem ich akzeptiere, wenn ihr euch tätowieren lasst, die Haare nazikurzrasiert, auf Homöopathie schwört oder an die Ostsee in Urlaub fahrt."

Chacun à son goût - an diesem Lebensmotto werde ich wohl nichts mehr ändern, denn warum sollte ich plötzlich anfangen, von anderen Menschen etwas zu erwarten, was sie im Zweifel nicht erfüllen können? Hilft niemandem, macht aber verlässlich allen schlechte Laune.

Deshalb fand ich es heute auch völlig okay, dass sich mein Westfalenmann nasse Füße hätte holen können, als er gedankenverloren sehr dicht am Wasser stand, seine Füße, seine Verantwortung, ich freute mich aber über das schöne Fotomotiv



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Freitag, 17. Dezember 2021
Vittumies, Eskimos und alte Blechbüchsen
Neulich* gab es im medialen Blätterwald eine große Aufregung, irgendein Politiker hatte das böse "N-Wort" gesagt.

Die Medien überschlugen sich, bei Lanz, Maischberger, Plasberg & Co. saß entweder dieser Politiker oder eines seiner "Opfer", auf allen Kanälen hoch und runter wurde darüber diskutiert, nur ich stand etwas irritiert daneben und verstand längere Zeit ganze Teile der Diskussion bzw. der Vorwürfe nicht, weil das böseste N-Wort, was ich kenne, Nazi heißt, und es dauert eine Weile, bis ich begriff, dass es gar nicht darum ging, dass der in der Kritik stehende Politiker einen anderen Menschen Nazi genannt hatte, sondern er hatte irgendein Zitat zitiert, in dem das Wort Neger vorkam.

*Der Auslöser für den Text ist schon etwas älter, ich bin aber heute erst dazu gekommen, ihn fertigzustellen

Es gibt also viele böse N-Worte und ich war mal wieder viel zu verpeilt, weil ich nicht spontan dafür sensibilisiert bin.

Dabei hätte ich es wissen können, also, dass es mehr als ein böses N-Wort gibt, denn ich erinnere mich an eine ältere Dame aus dem entfernten Bekanntenkreis meiner Eltern. Die konnten wir als Kinder in höchste Bedrängnis bringen, wenn wir in ihrer Gegenwart das Wort "nackt" verwendeten. Sie wurde jedesmal rot, wenn das Wort fiel, das war sehr lustig.
Bei Facebook werden bis heute alle Bilder mit nackten Nippeln (doppelt böses N-Wort) verpixelt, damit scheint dem Thema "nackt" ja immer noch eine gewisse Problematik anzuhängen.

In dem Fall, der hier durch die Medien geprügelt wurde, ging es aber weder um nackte Nazis noch um notgeile Nutten (darf man bestimmt auch nicht sagen), sondern um nervige Neger.
Erwähnt wurden sie zwar nur als Zitat eines Zitates, aber auch mit doppelten Gänsefüßchen eingerahmt scheint es höchst verwerflich zu sein, solche Wörter zu benutzen.

Was ich an der gesamten Sachlage schwierig finde, ist die Umkehrung des Aussagewillens.
Es kommt also nicht mehr darauf an, ob derjenige, der böse Wörter sagt, diese Wörter absichtlich benutzt, um jemanden damit vorsätzlich zu beleidigen oder anzugreifen oder herabzusetzen oder verächtlich zu entwürdigen oder in welcher Form auch immer verbal anzugreifen, sondern das reine Aussprechen so eines verbotenen Wortes genügt und schon melden sich in Mengen wildfremde Menschen, die persönlich gar nicht davon betroffen sind, spielen sich als Retter der Entrechteten auf und greifen andere Leute aktiv an, weil Wörter benutzt wurden, die sich nicht gehören.

Mich erinnert das immer an diesen alten Witz, wo sich die Eltern über eine Konzertveranstaltung unterhalten und der Mann den Auftritt der Sängerin als sehr bescheiden bezeichnet. Sagt das Kind: "Mama, Papa hat Scheide gesagt."

Welche Wörter sich nicht gehören und auf dem Index stehen, muss man als Politiker, der in der Öffentlichkeit pauschal irgendwelche Dinge sagt, unbedingt auf dem Schirm haben und man sollte jedem Politiker empfehlen, diese Indexabfrage auch täglich zu aktualisieren, damit ihm bloß kein neu aufgenommenes Wort durchflutscht, weil, sonst Shitstorm, siehe oben.

Jetzt ist es natürlich so, dass es schon immer einen Index mit verbotenen Wörtern gab. Oft sind es ganze Themenfelder, die indexiert sind, die zeichnen sich dann dadurch aus, dass es den Menschen unsäglich peinlich ist, überhaupt darüber zu reden und deswegen sagt man auch die entsprechenden Wörter nicht. So geriet das Wort "nackt" auf den persönlichen Index der erwähnten älteren Dame, weil es einfach zu unschicklich ist, sich irgendetwas oder irgendjemanden nackt vorzustellen, definitiv zu dicht dran am absolut unmöglich auszusprechenden Sex. Iiieeh, pfui Spinne, nein wirklich, das geht unter gaaar keinen Umständen, gar keinen.

Unschicklich ist überhaupt ein wichtiges Wort im Zusammenhang mit indexierten Wörtern, denn natürlich sind auch alle brauchbaren Schimpfwörter indexiert, Contenance zu bewahren ist die oberste Benimmregel für jeden auch nur halbwegs gebildeten Menschen.

Weshalb Wörter auf dem Index stehen ist dabei völlig irrelevant, denn es geht ja nicht darum, was die Wörter originär bedeuten und auch nicht darum, was ein Mensch, der eines der verbotenen Wörter benutzt, eigentlich sagen will, sondern um dass, was jemand anderes in die Wörter hineininterpretiert und welches Themenfeld die tonangebende intellektuelle Schickeria grade als "Ausdruck einer schlechten Erziehung" brandmarken will.

In meiner Jugend war Sex immer noch ein Indexthema. Zwar nicht mehr so verpönt wie in den Jugendzeiten der älteren Dame, aber durchaus noch spürbar.
Wenn sich ein Themenfeld beginnt, aus dem allumfassenden Klammergriff des Index zu lösen, wird es zunächst mal richtig schwierig, denn jetzt braucht man plötzlich erlaubte Wörter, die sich aber deutlich unterscheiden müssen von den nach wie vor unaussprechlich indexierten. Erlaubte Wörter zeichnen sich meist durch eine große Umständlichkeit aus. Ficken zB ist ein sehr starkes Indexwort, wenn man so eine Tätigkeit einigermaßen anstandswahrend benutzen möchte, muss man Begriffe wie "Geschlechtsverkehr ausüben" wählen, weil man damit immerhin recht zuverlässig signalisiert, dass man sich dieser Tätigkeit nicht tierisch und triebgestört hingibt, sondern immer noch mit der nötigen Contenance und Überlegenheit, die die menschliche Rasse ja überhaupt erst zu dem macht, was sie ist, überlegen eben.

Wenn ein Themenfeld beginnt, sich aus dem Index zu lösen, muss dafür dringend Ersatz gefunden werden, sonst würde nachher jeder einfach reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, das geht ja mal wirklich überhaupt nicht, Sodom und Gomorrha, und, noch viel schlimmer, die intellektuelle Schickeria hätte deutlich an Einfluss verloren. Das darf auf keinen Fall passieren, und weil Sex immer stubenreiner wurde, lancierte man geschickt ein neues Themenfeld randvoll mit brisanten Tabuwörtern. Unter dem Stichwort Rassismus und kulturelle Aneignung sagte man der wachsenden Unachtsamkeit in der Sprache aktiv den Kampf an.

Seitdem stehen Wörter wie Neger, Indianer und Eskimo auf dem Index und wehe dem Politiker, der das nicht sauber beachtet.

Themenfelder, die sich grade neu in den Index begeben, sind genauso kompliziert zu handhaben, wie Themenfelder, die sich beginnen, aus dem Index zu lösen. Man darf zwar über das Thema reden, muss aber genau wissen, welche Begriffe (noch) erlaubt sind und welche bereits verboten.
Das ist kompliziert und ich bin heilfroh, dass ich kein Politiker bin und das täglich beachten muss, denn sinnvolle logische oder für mich nachvollziehbare oder einprägsame Gründe sind selten dabei.

Neger zB kommt von dem lateinischen Wort für schwarz=niger.
Im Deutschen darf man weder Schwarzer noch Neger sagen, im Deutschen sind es Menschen mit dunkler Hautfarbe. Im Englischen darf man aber Schwarzer durchaus noch sagen, sogar mit viel Stolz, black lifes matter ist eine absolut anerkannte Bewegung, und in Südafrika unterscheiden sich die Blacks explizit von den Coloureds.

Warum nun ausgerechnet in Deutschland schwarz so unaussprechlich wurde, weiß ich nicht, ich habe aber begriffen, dass ein Politiker problemloser ficken sagen kann als Neger. Neger ist ein 100%iges Ausschlusswort geworden und unfraglich shitstorm bewehrt.
Jeder Index sagt natürlich auch etwas über die Zeit aus, in der er gültig ist.

Dass man Eskimo nicht mehr sagen darf, habe ich übrigens ganz neulich erst gelernt, s.o. ich bin halt kein Politiker und leiste mir deshalb eine relativ naive Verpeiltheit.
Aber Eskimo heißt in der Sprache der Inuit irgendetwas schlechtes (hab mir natürlich nicht gemerkt was, aber es war böse), und deshalb ist das Wort auch dann böse, wenn es ein Deutscher benutzt, der gar kein Inuitisch spricht, also gar nicht weiß, was er da für Schauerlichkeiten ausspricht. Eskimo bleibt auch ein böses Wort vom Index, wenn ein Deutscher mit einem anderen Deutschen über Menschen, die dort irgendwo im hohen Norden leben, redet, auch dann, wenn beide Deutschen kein Inuitisch können und sich deshalb gar nicht übersetzen können, was das Wort heißen mag, Index ist Index und deshalb einfach nur merken: Eskimo sagt man nicht (mehr).

Dieses lustige Verbot eines Wortes, von dem ich gar nicht weiß, was es heißt, erinnert mich immer an vittumies.
Vittumies ist finnisch und bedeutet etwas unsäglich unaussprechlich Widerliches. Auf Deutsch gibt es gar kein passendes Wort dafür, so schrecklich ist es, vittumies ist einfach nur ganz große Index-Verbots-Kategorie in Finnland.
Jetzt ist es so, dass ich einen Freund habe, der Finne ist, und wenn ich den ärgern will, dann sage ich mitten in einer vollen Kneipe in seiner Anwesenheit plötzlich ganz laut "Vittumies". Außer dem finnischen Freund reagiert darauf in einer deutschen Kneipe natürlich niemand, der Freund zuckt dafür aber jedesmal ganz erschrocken zusammen und versucht mir spontan den Mund zuzuhalten. "Pssst!!! Bist du wahnsinnig? Sowas sagt man nicht." Es ist ihm ganz offensichtlich sehr peinlich, Menschen zu kennen, die derart schlecht erzogen sind, dass sie solche Wörter sagen.

Und so wie ich als Kind das ältere Fräulein regelmäßig mit Nackterzählungen geschockt habe, so ärgere ich den finnischen Freund auch gerne mit meiner schlechten finnischen Erziehung.
Ich glaube, ich bin wirklich schlecht erzogen, aber es macht mir sehr viel Spaß, andere zu ärgern.

Mir fällt übrigens grade noch was ein zu dem Thema:
Als ich ein Kind war, waren natürlich alle Schimpfwörter auf das Strengste verboten.
Trotzdem brauchen auch Kinder Schimpfwörter, weil sich auch Kinder manchmal über andere Menschen ganz ungemein ärgern und ihrem Ärger dann durch Beschimpfung Luft machen möchten.
Weil ich aber Arschloch als unbestreitbar wirksames Beleidigungsschimpfwort damals nicht sagen durfte, habe ich mir Ersatz gesucht und für mich beschlossen, dass "du alte Blechbüchse" ein noch viel schlimmeres Schimpfwort ist als Arschloch und schon war allen geholfen
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Mittwoch, 24. November 2021
Verschwörungstheorie
Ich habe mir da mal was zu den Theorien der Verschwörungstheoretiker überlegt.

Es ist nämlich so, dass diese Menschen tatsächlich recht haben, es gibt eine Weltverschwörung angeführt von ein paar wenigen, super(einfluss)reichen Menschen, die die Weltherrschaft übernehmen wollen.

Es ist jetzt allerdings so, dass diese Leute nicht nur reich an Einfluss und Geld sind, sondern auch an Intelligenz. Wie klug sie genau sind, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass sie nicht dumm sein können, denn sonst gelänge das mit der Übernahme der Weltherrschaft nicht.

Aber grade weil sie nicht dumm sind, haben sie sich einen sehr ausgeklügelten Plan zurechtgelegt, in dessen erstem Schritt sie zunächst mal alle Widersacher beseitigen. Ihre Widersacher sind natürlich die Leute, die selber klug genug sind, diesen Plan mit der Übernahme der Weltherrschaft zu durchschauen und deshalb Widerstand leisten.

Um diese Leute auf natürliche Art und Weise auszuschalten, haben sie eine Pandemie gestartet, gegen die zwar nach kurzer Zeit ein Impfstoff entwickelt wurde, über den die Weltherrschaftsübernehmer aber geschickt Informationen verbreiten, die erkennen lassen, dass der Impfstoff von den Weltherrschaftsübernehmern manipuliert wurde, was dann dazu führt, dass sich genau die klugen Leute nicht impfen lassen - und deshalb in Mengen von der Pandemie dahingerafft werden.

Die klugen Leute haben das mit der Verschwörung im Hintergrund also durchaus richtig erkannt, nicht erkannt haben sie aber, dass diese Pandemie nur den Zweck hat, genau die Leute kaltzustellen, die wissen, dass da eine Verschwörung lauert.

Das ist jetzt echt doof.

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Mittwoch, 17. November 2021
Verschiedene Meinungen
Ich muss da was klarstellen: Wenn ich sage, dass ich ein Fan von Richard David Precht bin, weil ich seine Argumentationslogik mag und mich oft in seinen Aussagen wiederfinde, dann heißt das nicht, dass ich alles, was er so sagt, richtig finde und noch weniger heißt das, dass ich immer seiner Meinung bin.

Seine krude Impfskepsis zB finde ich genauso wie ich sie grade genannt habe: krude. Und das Wort wähle ich nur, weil ich Herrn Precht ansonsten schätze und ihm deshalb zugestehe, auch mal Einstellungen zu vertreten, die ich bei anderen Leuten als "Fehler in der intellektuellen Programmierung" bezeichnen würde, bei ihm lasse ich es in diesem Fall aber als Schrulle durchgehen, die ich einfach ignorieren kann im Rahmen meiner sonstigen, positiven Akzeptanz.

Es gibt auch Leute, die nehmen ihm seine ablehnende Haltung zur Gendersprache übel, weil er sagt, dass es doch keinerlei gesetzliche Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern gibt und dass er es deshalb nicht für notwendig erachtet, hier sprachlich noch extra Wirbel zu machen. Auch das ist eine Meinung, die ich einfach so stehen lasse, ich habe zu dem gesamten Thema "moderner Feminismus" noch mal eine ganz andere Meinung, ich bin aber auch eine Frau und bringe insoweit natürlich auch eine andere Lebenserfahrung mit.

Ganz grob zusammengefasst ist meine Einstellung zu Gendersprache, Feminismus und was es sonst noch an Themen rund um schützenswerte Minderheiten gibt: Not my cup of tea.

Ich finde, ich bin aus dem Alter raus, wo ich mich mit Themen beschäftigen sollte, die aus meiner Sicht eindeutig reine Jugendthemen sind. Sollen sich die jungen Leute hier einbringen und ereifern und die Sprache samt Gesellschaft und Regulatorik verändern, wie es ihnen gefällt, das können die sehr gut alleine, da stören die alten Leute nur, denn um alte Leute geht es bei diesen Themen einfach mal gar nicht mehr.

Genau deshalb benutze ich auch keine entgenderten Begriffe oder so sprachliche Stolpersteine wie :innen nach einem glottal stop, ich möchte gerne in Würde altern und denke, ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass man sich nicht unnötig zum Affen macht, indem man eifrig jede Mode mitmacht.

Vielleicht schleifen sich manche Begriffe ja auch ganz von alleine in meinen Sprachgebrauch ein, das mag durchaus sein und stört mich dann aber auch nicht, ich möchte am allerliebsten einfach nur überhaupt nicht darauf achten.

So wie mit der neuen Rechtschreibung, die ja auch erst eingeführt wurde als ich schon lange allen offiziellen Bildungseinrichtungen entwachsen war. Ich habe mich weder dagegen gewehrt noch sie sofort jubelnd begrüßt, ich habe das Schreiben einfach laufenlassen, wie es mir grade passend vorkam und benutze bis heute ein leicht gemischtes Kauderwelsch aus alter und neuer Rechtschreibung. Z.B. fällt mir immer noch schwer, das große "Du" in der persönlichen Anrede kleinzuschreiben, bin aber gleichzeitig viel zu bequem, das auch konsequent durchzuhalten. Die neue Rechtschreibung bietet halt auch einige sehr bequeme orthographische Erleichterungen und ich habe lange mit großem Amüsement den Kampf der erbitterten Gegner gegen den drohenden Untergang der deutschen Sprache beobachtet, der aber mit zunehmender Alltagsetablierung der neuen Rechtschreibung immer mehr an Schwung verlor.

In meinen jungen Jahren war ich übrigens durchaus aktiv in Punkto sprachlicher Emanzipation, Die Töchter Egalias zB war ein Buch, was mir sehr gefiel und ich überlegte damals ernsthaft, ob ich nicht meine gesamte Sprache umstelle, vielleicht nicht so radikal wie in diesem Buch, aber das generische Feminin fand ich eindeutig eine interessante Idee. Einfach nur so, weil es so wunderbar provozierend gewesen wäre und das hätte mir sehr viel Spaß gemacht.

Gleichzeitig hatte ich aber immer schon ein Problem mit der Begründung "weil ich eine Frau bin", denn zu viele Frauen benutzen diesen Satz als Grund für ein Nichterreichen von gewünschten Zielen und das war mir immer schon zu billig.
Wenn mir Dinge nicht gelingen, dann gelingen sie mir nicht, weil ich nicht gut genug bin und "gut genug" definiert sich als die Summe aller bewerteten Leistungen und Eigenschaften, die es braucht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Wenn ich Modell werden will und einen BMI von über 30 habe, dann muss ich für die Zielerreichung sicherlich mehr tun als ein anderer Mensch, der mit einem BMI von 20 schon 90% der notwendigen "Leistung" ohne große Anstrengung einfach durch seine pure Existenz mitbringt. Ähnlich unterschiedlich beurteilte Leistungsunterschiede gibt es nicht nur bei der Bewertung der Körpermaße, sondern sicherlich auch bei der Bewertung des Geschlechts und bei der Bewertung der Haarpracht, bei der Bewertung der Intelligenz und bei der Bewertung des individuellen Charismas, aber so ist das Leben eben, die Ungerechtigkeit beginnt schon bei den Erbanlagen.

Für diese unterschiedlichen Ausgangssituationen, die in vielen Fällen einfach durch angeborene Merkmale unveränderlich bestimmt sind, gibt es eine Menge Beispiele, kluge Menschen haben es leichter als dumme, reiche Kinder leichter als arme usw. usw. - und ich habe stets versucht, aus den mir mitgegebenen Merkmalen und Fähigkeiten das für mich Beste zu machen. "Nur weil ich eine Frau bin" zahlte sicherlich in einigen Situationen mit Minuspunkten auf das vorzulegende Leistungsniveau ein, dafür hatte ich in anderen Leistungsbereichen aber auch angeborene Vorteile, ich habe zB einen IQ, der über dem Durchschnitt liegt, und so gleicht das eine das andere wieder aus und letztlich zählt das Gesamtbild der vorgetragenen Leistung.

Ich habe mir das mit dem generischen Feminin damals gründlich überlegt und wenn ich ein heterosexueller Mann gewesen wäre, dann hätte ich diese Sprachvariante ganz bestimmt übernommen.
Aber bei einer Frau wirkt das komplett anders und genau diese Rolle wollte ich mir nie zuschreiben lassen. Ich kämpfe nicht aus der Opferrolle - ich gewähre gnädig aus der Herrschaftsrolle und deshalb verteidige ich das generische Maskulin, weil es bei der sprachlichen Bezeichnung beider Geschlechter einfach der kleinste gemeinsame Nenner ist, ich kann ja auch nichts dafür, dass Frauen diese natürliche Überlegenheit so gerne herunterspielen wollen
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Dienstag, 16. November 2021
Angst
Ich bin entsetzlich schlecht darin, mir zu merken, wo ich was gehört oder gelesen habe, weshalb ich grundsätzlich Schwierigkeiten habe, Quellen zu verlinken oder Credits weiterzugeben.
Ich finde das selber sehr schade, denn manchmal schnappe ich irgendwo Informationen auf, die finde ich so faszinierend, dass ich noch lange Zeit später darüber nachdenke und wenn ich dann selber etwas dazu sagen möchte, dann ist es blöd, wenn ich nicht weiß, wo die Ursprungsinformation herkam, aber so ist das leider bei mir, schlampig by nature.

Dies als Entschuldigung vorab, weil ich natürlich mal wieder nicht weiß, wer mir das erzählt hat, aber es ging darum, dass eine psychologische Studie herausgefunden hat, dass Leute, die die freie Wahl haben, in welches Flugzeug sie einsteigen, das mit den unendlich komplizierten Sicherheitskontrollen wählen und nicht das, in das sie ohne jede Kontrolle wie in einen Zug oder Bus einsteigen können.
Das Setting war so, dass die Leute zwischen zwei Flugzeugen wählen konnten, die ansonsten komplett baugleich und identisch waren und gleichzeitig abflugbereit nebeneinander mit demselben Ziel bestiegen werden konnten und die einzige Unterscheidung, die es gab, in der Art der Kontrolle vorm Abflug lag.

Die Mehrheit der Leute entschied sich also für die mehr als nervigen, umständlichen und ätzenden Sicherheitskontrollen, weil sie damit ein besseres Gefühl hatten.

Rational ist das nicht zu fassen, und selbst ich, die sich sonst so viel auf ihre Rationalität einbildet, würde wahrscheinlich lieber die umständlichen Kontrollen in Kauf nehmen statt ein Flugzeug zu wählen, das mangels Kontrollen doch sicherlich randvoll ist mit Terroristen und Kidnappern.

Ist es nicht irre, wie man sich selber wahnsinnig macht?

Und warum ist das so? Wo kommt diese völlig irrationale und sehr lästige Angst her?

Überhaupt finde ich es immer wieder faszinierend, welche Ängste so unter den Menschen kursieren und wie sich die Ängste der Menschen im Laufe der Zeit verändern. Heute haben wahrscheinlich nur noch sehr wenige Menschen Angst vor dem Teufel, dafür ist die Angst vor Bakterien deutlich gestiegen.

Ein Freund von mir sagt immer "Angst entsteht durch das Fehlen von Informationen" und ich denke, damit hat er einen zentralen Punkt sehr genau beschrieben.

Was die Flugzeugkontrollen angeht, so kann man hier aber noch etwas anderes, ganz Wichtiges erkennen: Weil mir Informationen fehlen, die ich eben nie mit 100%iger Zuverlässigkeit haben werde, nämlich die Info ob ein Terrorist oder ein Kidnapper unter den Fluggästen ist und Böses vorhat, weil ich diese Info nicht abschließend erhalten kann, simuliere ich mir eine gefakte Info, die mir Sicherheit nur scheinbar vorspiegelt, dass also durch die Kontrollen die Terroristen nicht ins Flugzeug gelangen - und kann damit meine Angst beruhigen.
Mich fasziniert daran so besonders, dass das auch funktioniert, selbst wenn ich rational genau weiß, dass ich mich damit selber betrüge.
Ich zumindest weiß rational ganz genau, dass durch diese Sicherheitskontrollen exakt kein Terrorist abgehalten wird, denn sie sind einfach viel zu leicht zu umgehen, also die Sicherheitskontrollen meine ich natürlich, aber obwohl ich das so genau weiß, fühlt sich auch für mich das kontrollierte Flugzeug besser an.

Ist es nicht skurril
?

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Dienstag, 19. Oktober 2021
Cake Factory II und Ausgrenzungen
Home-Office war heute entspannt, keinerlei akute Querschläger, so dass ich ausreichend Zeit hatte, alte Dinge aufzuarbeiten, das gibt dann ein sehr angenehmes Gefühl des "was geschafft habens".

Zwischendurch habe ich mich mit einem weiteren Rezept für die Cake Factory beschäftigt, denn es gibt ja zu dem Gerät auch eine App, in der noch viele weitere Rezepte vorgeschlagen werden und unter anderem fand ich die Idee, selber Müsliriegel zu backen, ganz spannend.
Es ist jetzt nicht so, dass ich gerne Müsliriegel esse, aber ich mag ja auch keine weiße Schokolade und keinen Käsekuchen, insofern fand ich meine persönlichen Geschmacksvorlieben nicht relevant für die Auswahl eines Rezeptes.

Das Rezept bestand aus getrockneten Mangostreifen, Haferflocken, gemahlenen Haselnüssen, Apfelsaft und Honig. Und Schokostreusel.
Weil es sich bei den Zutaten im Wesentlichen um Dinge handelte, die sich alle in meinen Vorräten befanden und sowieso mal langsam verbraucht werden mussten, fand ich das Rezept prima. Das einzige, was ich extra dafür einkaufte war Apfelsaft, aber das auch nur, weil tatsächlich überhaupt kein Apfelsaft mehr im Haus war. Zufall.

Ich begann damit, dass ich ein Paket Honig, das schon ziemlich alt und ziemlich hart geworden war, in die Mikrowelle stellte, um es zu verflüssigen. Dass es dort explodierte und eine gigantische Sauerei veranstaltete, laste ich der Cake Factory nur mittelbar an, es war aber kein guter Start für das Rezept.

Die weitere Verarbeitung der Zutaten verlief störungsfrei, zum Abschluss sollten die fertigen Müsliteigriegel mit Schokostreuseln bestreut werden, hier war ich etwas großzügig, weil ich annahm, dass die Schokolade dann schmilzt und eine schöne Umhüllung entsteht.

Nun, gelernt habe ich
a) dass Schokostreusel nicht schmelzen, sondern verbrennen und
b) dass eine Stunde Backzeit in der Stufe "Lavakuchen" wohl deutlich zu viel ist für Müsliriegel

Das Ergebnis sah so aus und taugt wirklich nur für die Tonne


In der Stufe "Lavakuchen" werden normalerweise Kuchen gebacken, die innen noch einen flüssigen Kern haben und das Rezept sah ausdrücklich diese Einstellung und diese Backzeit für die Müsliriegel vor.

Da ich mir überhaupt keine Gedanken darum gemacht habe, welche Gradzahl wohl die Stufe "Lavakuchen" bedeutet, hatte ich auch kein schlechtes Gefühl dabei, aber ich fürchte, Lavakuchen bedeutet grundsätzlich außen verbrannt und innen noch flüssig und, nun ja, ich werde das dann wohl eher nicht wiederholen.
Aber immerhin habe ich eine große Menge alte Vorräte verbraucht, das ist ja auch was wert.

Am Abend bin ich dann noch mal eine Runde mit dem Rad gefahren, weil ich Post wegbringen musste und weil es bei Lidl grade Bresso im Angebot gibt. Seit neuestem gibt es hier auf Borkum auch eine Packstation, passenderweise auf dem Lidl-Parkplatz, was ich ganz ungemein praktisch finde.
In meinem Einkaufsrausch neulich habe ich nicht nur Maschinen, sondern auch einen Ostfriesennerz bestellt, von dem ich mir einbildete, ich müsse ganz dringend so ein quietschegelbes Plastikteil haben. Zum Glück war er mir dann aber zu klein, so dass ich ihn mit einer guten Begründung wieder einpacken konnte und jetzt noch zurückschicken musste.
Inzwischen ist auch der Einkaufsrausch abgeklungen, ich werde also um eine gelbe Plastikjacke drumherum kommen.

Auf dem Lidl-Parkplatz gibt es nicht nur eine Packstation, sondern auch eine E-Bike-Ladestation, die so funktioniert, dass man die Batterie seines E-Bikes aus seinem Fahrrad ausbaut und in einem sehr großen Schließfach an Strom anschließt, dann das Schließfach abschließt und in Ruhe einkaufen gehen kann. Diese Ladestation steht passenderweise neben den Fahrradständern und an den Fahrradständern stellen Leute ihre Fahrräder ab.
Auch die Leute, die ihre Batterie nicht in der Ladestation laden lassen, stellen ihre Fahrräder dort ab, dafür sind Fahrradständer da.

Als ich mit Einkaufen fertig war und zu meinem Fahrrad ging, stand ein Mann vor der Ladestation und schimpfte lautstark auf die rücksichtslosen Fahrradfahrer, die alle nur an sich denken, denn überhaupt denkt ja heutzutage jeder nur noch an sich und eine Schande sei das, wie die Welt verkommen sei, keine Rücksichtnahme mehr, jeder nur noch ichichich - und so schimpfte er in einem fort immer weiter, weil er ein E-Mobil (und davon die große Version mit Nummernschild) an dieser Ladestation laden wollte und die Fahrradfahrer hatten doch tatsächlich die Fahrradständer neben der Ladestation benutzt und ihm damit den Weg zugeparkt. Für ein Fahrrad wäre problemlos Platz gewesen, nicht aber für das dicke E-Mobil. Das regte ihn ungemein auf, schließlich ist der Strom inzwischen so teuer, dass man sich den auch nicht mehr leisten könne und jetzt parkten sie ihm hier den Weg zu. Er war sehr aufgebracht und ich schaute mir das Spektakel eine ganze Zeitlang an, weil ich es immer spannend finde, wenn Leute so völlig unreflektiert vor sich hin eskalieren. Der Gute war allen Ernstes der Meinung, die rücksichtslosen Fahrradfahrer würden ihn in seinen Rechten behindern und mich faszinierte das sehr.

Ich glaube, dass auch die Ungeimpften, die sich jetzt darüber aufregen, dass sie von der 2G-Regel ausgegrenzt werden, so ein krudes Gerechtigkeitsgefühl haben und sich ständig Ansprüche einbilden, die tatsächlich gar nicht existieren.
Wie kommt jemand auf das schmale Brett, dass er das Recht hat, überall dabei zu sein?
Und wieso ist es nicht umgekehrt das Recht der Geimpften, dass sie keinen Bock mehr auf Mundschutz und Abstand haben und deshalb mit Ungeimpften nicht zusammen sein wollen?
Wieso ist "ich will mit dem nichts zu tun haben" nicht ein gleichwertiges Recht?
Wieso kann man sich überhaupt darüber beschweren, dass man von Privatpersonen ausgegrenzt wird?
Ich meine, Ausgrenzung ist ein ganz normaler Alltagsvorgang und kommt ständig und überall vor, weil es eben schlicht unmöglich ist, dass jeder immer alle miteinbezieht.

Aber auch außerhalb der praktischen Möglichkeiten hat Ausgrenzung umgekehrt doch auch immer etwas von "sich selber absondern".
Es will hat nicht immer jeder mit jedem umgehen und dafür muss es keinerlei rationale Gründe geben, oft ist es eben wirklich nur ein diffuses Unwohlsein, was einzelne Menschen verspüren, wenn sie mit bestimmten anderen Menschen in einer Gruppe interagieren sollen.

Mir persönlich ist es schon oft so gegangen, dass ich nicht zu Einladungen oder Veranstaltungen gegangen bin, weil ich wusste, dass da auch Leute sind, die ich nicht leiden kann. Wer grenzt dann eigentlich wen aus?
Mir wurde in meinem Leben schon mehrfach vorgeworfen, dass ich Leute ausgrenze, dabei habe ich nie etwas anderes getan als zu sagen, dass jeder tun kann, was er will, dass das aber auch für mich gelten muss.
Ich reagiere da tatsächlich durchaus deutlich, weil ich es unsinnig finde, dass ich mir meine Laune von Leuten verderben lasse, die ich blöd finde. Warum ich einzelne Menschen blöd finde, hat ganz viele unterschiedliche Gründe und manchmal ist es auch rational nicht zu fassen.

In der Schule zB gab es früher ein Mädchen, die roch. Ich fand ihren Körpergeruch derart unangenehm, dass ich ihr grundsätzlich weit aus dem Weg gegangen bin, weil ich grade bei Geruch extrem empfindlich bin. Ich wusste, dass sie nichts für ihren Geruch konnte, denn es lag nicht an schlecht gewaschen, sie roch auch beim Schwimmunterricht, wenn sie grade frisch aus der Dusche gekommen war. Und ich fand diesen Geruch ganz schrecklich.
Aus meiner Sicht gab es für diese Situation keine Lösung, außer dass ich ihr aus dem Weg ging, was aber gleichzeitig auch bedeutete, dass sich alle Menschen, die mit mir zusammen sein wollten, entscheiden mussten. Wenn jemand gerne auch dieses Mädchen mit in die Gruppe einbeziehen wollte, fand ich das völlig okay, bin aber dann aufgestanden und gegangen. Und ich finde, ich habe genauso viel Recht, zu gehen, wie dieses Mädchen sicherlich ein Recht hatte, nicht ausgegrenzt zu werden. Der Lehrer, der damals versuchte, in diesem Fall zu vermitteln, scheiterte kläglich an meiner kompromisslosen Sturheit.

Mir macht es gar nichts aus, alleine zu sein. Ich bin im Zweifel immer lieber alleine als mit Menschen zusammen, die ich nicht mag oder die mir unangenehm sind. Für die Menschen, die mich mögen und gerne mit mir zusammen sein wollen, ist das sicherlich ein echtes Problem, denn ich verweigere Kompromisse. Zumindest im Privatleben. Beruflich lasse ich mich dafür bezahlen, Dinge zu tun, die ich freiwillig privat nie täte, insofern ist mein Beruf auch nichts anderes als Prostitution, ich verkaufe halt nur nicht meinen Körper, sondern meinen Kopf, nur, ist das nicht noch um vieles intimer?

Und was diese Debatte um Impfen und das Auseinandersortieren von Geimpften und Nichtgeimpften angeht, stehe ich auch mal wieder ratlos daneben. In diesem Fall ist es mir übrigens tatsächlich sogar egal, d.h. mich persönlich interessiert der Impfstatus anderer Menschen im Grunde überhaupt nicht mehr, seitdem ich mich mit meiner geboosterten Multiimpfung soweit sicher fühle, dass ich die Seuche für mich in die gleiche Gefahrenklasse wie TBC, Grippe und Diphterie sortiert habe. Bin ich auch gegen geimpft, kann ich aber rein theoretisch auch alles kriegen, war aber auch schon immer so und gehört zum normalen Alltagsrisiko.

Dass es aber Leute gibt, die sagen, sie hätten keinen Bock mehr auf diese lästigen Hygieneregeln, die man in 2G-Gruppen relativ problemlos fallen lassen kann, das kann ich gut verstehen und reagiere insofern gerne solidarisch: Ich grenze Ungeimpfte überhaupt nicht aus, ich überlasse ihnen sogar das komplette Spielfeld und ziehe mich ohne zu klagen in die kleinen, privaten 2G-Gruppen zurück. Denn die Grundhaltung ist dieselbe: Warum soll ich mit Menschen zusammen sein, die in meinen Augen schlicht 'ne Meise haben?

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Mittwoch, 6. Oktober 2021
Navigationsgeräte
Der Chef erster Ordnung steht ganz ungemein auf E-Mobilität, deshalb haben wir diverse E-Autos in unserer (buchbaren) Firmenwagenflotte.
Die Installation des Hochhauseingangs, die wir gestern besichtigten, steht in Heiden, Heiden liegt ca. 65km westlich von Münster. Für die Fahrt quer durchs Münsterland hatte sich der Chef erster Ordnung extra den E-Golf reservieren lassen, ich war nur Beifahrer.*

Ich persönlich hasse es inzwischen, mit einem Auto fahren zu müssen, mit dem auch andere Menschen fahren, weil ich in den modernen Autos ja nicht nur meine Sitz- und Spiegelposition für mich passend einstellen muss (fand ich schon immer lästig, aber naja), sondern auch alle Voreinstellungen des Infotainmentcenters überprüfen muss, denn erfahrungsgemäß haben andere Fahrer andere Vorlieben, oder, wie es der Chef erster Ordnung ausdrückte: "Welcher Vollidiot hat das Navi denn auf kürzeste Strecke gestellt?" Das bemerkte er natürlich erst, als die Feldwege, über die wir fuhren, immer kleiner und abenteuerlicher wurden und er sich über die seltsame Streckenführung des Navis wunderte.

Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt gar nicht bemerkt, dass er nach Navi fuhr, weil die Sprachansagen des Navis auf lautlos gestellt waren und ich deshalb nicht mitbekommen hatte, dass das Navi überhaupt aktiviert war.**

*kleine Randbemerkung: Der E-Golf zeigte bei Abfahrt eine Reichweite von 330km, 130km später, bei Rückkehr in der Bürogarage, hatten wir noch 42km Restreichweite, ich warte gespannt auf den Moment, wo sich der Chef erster Ordnung auch privat ein E-Auto kauft und dann ständig von überall abgeholt werden muss, weil sein Auto leer ist, denn dass er an seiner Fahrweise noch etwas ändert, halte ich für fast vollklommen ausgeschlossen.

**weitere Randbemerkung: In 13 Jahren Zusammenarbeit mit dem Chef erster Ordnung habe ich gelernt, dass er selten die Wege geht, die man als Durchschnittsmensch erwarten würde, weshalb ich es auch nicht ungewöhnlich fand, dass er sich auf einer Fahrt durchs Münsterland für Feldwege entschied.


Als die Straßenführung aber so abstrus wurde, dass wir beide akuten Handlungsbedarf empfanden, begann ich an den Navieinstellungen rumzudoktorn, was, in einem Auto, mit dem ich nicht so vertraut bin wie mit meinem eigenem, ganz ausdrücklich nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Hätte ich mich früher immer als technikaffin bezeichnet, so nimmt diese Affinität mit jedem neuen Gerät, jeder neuen Software, jedem neuen Update kontinuierlich ab, nicht mehr lange, und ich bin im Minusbereich.
Mich regt das ganze Gefrickel mit all diesen unterschiedlichen Geräten und den sich ständig ändernden Bedieneroberflächen, von denen ganz selten etwas wirklich intuitiv bedient werden kann (also zumindest nicht mit meiner Intuition, und das ist die, die mich interessiert), mich regt das alles immer mehr auf und ich habe immer weniger Lust, mich jedesmal wieder aufs Neue mit einer neuen Anwendung rumärgern zu müssen.

Das Navi in dem E-Golf, mit dem wir gestern unterwegs waren, war Teil eines einzigen, großen Touchdisplays, auf dem man tausenderlei Dinge ein- und verstellen konnte, alles ausschließlich per Touch. Was fehlte, war ein Knopf, an dem ich ständig intuitiv hätte drehen wollen, um die Lautstärke zu verändern, aber so einen Knopf gab es nicht mehr.

Nach 27 Versuchen, die zu 80% aus hartnäckigen Wiederholungen der immerselben Menue-Tipp-Wisch-Bedienungsabfolgen bestanden, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es in den allermeisten Fällen an meinen alten Frauenfingern liegt, weshalb Touchdisplaygeräte nicht so reagieren, wie ich das erwarte, nach einer langen Zeit der Rumprobiererei gelang es mir aber schließlich, die Ansagen des Navis ein, das Gedudel des Radios aber auszuschalten.
Irgendein Vorbenutzer des Wagens hatte in irgendeiner Menueinstellung festgelegt, dass die Lautstärke von Radio- und Naviansagen nur gekoppelt funktioniert. Bis ich diese Stelle gefunden und wieder entkoppelt hatte, waren fünf Minuten und viele, nicht zitierfähige Beschimpfungen auf die Vorbenutzer des Wagens vergangen.

Aber irgendwann sprach dann das Navi wieder mit uns und sagte Dinge wie: "Im Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt Richtung Rosholtwick ausfahren."
Das gefiel mir wiederum sehr gut und ich bekam spontan gute Laune.

Mir gefiel das deshalb so gut, weil ich daran erkannte, dass sich zwar so gut wie alle Bedienungselemente bei einem Navi von heute im Vergleich zu meinem ersten Navi von vor über 20 Jahren geändert haben mögen, dass aber die Sprachprogrammierung der Navis im Wesentlichen unverändert blieb, denn schon damals habe ich sehr darüber gekichert, dass der Navi-Jupp*** stumpf den Text der Verkehrsschilder vorlas, wie er draußen im realen Leben auch auf den Schildern gedruckt war.
***Bei mir sind grundsätzlich alle Computerstimmen männlich. In meinem Handy wohnt ein Sirius, die Alexa von Amazon verwende ich erst, seitdem es auch hier eine männliche Stimme gibt und in Navis konnte man das schon vor über 20 Jahren auswählen.
Damals hatte ich übrigens ein Navi, bei dem ich nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch aus verschiedenen regionalen (und sozialen) Herkunftsfärbungen auswählen konnte. Eine lange Zeit wurde ich von einem stark rheinischen Jupp navigiert, bis es die Stimme von Winnitouch zur Auswahl gab, die schlug natürlich alles.


Ich erinnere mich an eine Fahrt im Jahr 2002 oder 2003, als ich mit dem Auto von Mönchengladbach nach Bielefeld fuhr und unterwegs meine Freundin Barbara in Oberhausen am Bahnhof einsammeln wollte. Kurz vor der Abfahrt Oberhausen-Lirich, die laut Navi wohl die richtige Abfahrt für den vereinbarten Treffpunkt war, sagte das Navi: "Verlassen Sie die Autobahn an der nächsten Abfahrt Richtung Oblirich."

Immer, wenn ich in den nächsten Jahren auf der A2 an der Abfahrt OB-Lirich vorbeikam, musste ich sehr grinsen, weil mir wieder das Navi einfiel, das genau das sagte, was auf dem Schild stand, Oblirich halt.

Das Navi gestern sagte "Rosholtwick". Gelesen wie es auf dem Schild stand: Ros.-Holtwick, denn Holtwick ist ein Stadtteil von Rosendahl. Und Rosendahl ist genau wie Oberhausen zu lang, um auf Verkehrsschildern, die in Stadtbezirke weisen, als langer Name komplett ausgeschrieben zu werden.

Im Rahmen meiner Navi-Sentalimentäten fiel mir übrigens auch noch ein, wie aufregend die erste Navi-Fahrt über die Grenze nach Holland war und wie erleichtert ich war, dass der Navi-Jupp ganz normal weiter rheinisch sprach. Auch wenn es unwahrscheinlich war, so hatte ich doch ein ganz klein wenig befürchtet, der rheinische Jupp wechsele fließend in das noch grässlichere Limburgisch, wenn ich in Venlo über die Grenze fahre
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Mittwoch, 29. September 2021
Zeitflut
Vor einiger Zeit schon ist mir aufgefallen, dass die Zeit begonnen hat, an mir vorbeizufliegen.
Erst wollte ich schreiben "Gestern ist mir aufgefallen", aber das stimmt ja gar nicht, ich habe dazu ja schon hier etwas geschrieben, ich habe da also nicht gestern drüber nachgedacht, sondern gestern ist schon fast einen Monat als - als ob es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass ich den Zugriff auf die Verortung der Zeit verloren habe.

Es sind viele Kleinigkeiten, die in der letzten Zeit durcheinandergeraten sind und einiges erstaunt mich immer wieder maßlos. So gibt es bestimmte Tätigkeit, die sind absolut regelmäßig zu erledigen, manche täglich, manche wöchentlich und manche monatlich.
Zu den täglichen Tätigkeiten gehört zB das Bloggen, aber auch das lokale Abspeichern des Blogeintrags. Das öffentlich sichtbare Bloggen habe ich ja so grade immer noch irgendwie geschafft, jedoch oft nur durch quick and dirty Einträge vom Handy aus. Auf dem Handy speichere ich natürlich nichts lokal ab, das mache ich nur auf dem PC - und vorhin stelle ich fest, dass ich mit dem Abspeichern auf dem PC schon fast einen Monat im Rückstand bin. Auch hier ist mein gefühltes Gestern schon einen Monat alt. Dass seit gestern ein ganzer Monat vergangen, erstaunt mich maßlos, denn ich habe es einfach nicht bemerkt. Genauso unbemerkt verging der Monat zur Erstellung der Umsatzsteuervoranmeldung. Die muss monatlich erstellt werden, immer bis zum 10. des Folgemonats und ich habe mir eine Dauerfristverlängerung erbeten, habe damit also Zeit bis zum 10. des Überfolgemonats und ich habe diese Frist in den letzten 15 Jahren noch nie in voller Länge gebraucht. Als ich am 15. September die Voranmeldung für August abgeben wollte, stellte ich völlig überrumpelt fest, dass ich den Juli vergessen hatte. Ich habe dafür keine Erklärung außer: ich habe es nicht bemerkt.

Ich habe nicht bemerkt, dass ein ganzer Monat Tag für Tag vergangen ist.
Es waren aber auch überwiegend Tage, in denen ich mich immer wieder nur grade eben noch so in letzter Sekunde durchgemogelt habe. Tage vollgestopft mit Tätigkeit, die sich um sich selber drehen. Sisyphosarbeiten. Immer wieder die gleichen Besprechungen, nichts geht wirklich voran und man findet keinen Pack-An, um aus dem irren Kreislauf des Löcherstopfens durch Aufreißen neuer Löcher auszubrechen, man ist aber dauerhaft beschäftigt.

Platz für ein systematisches und entspanntes Abarbeiten all der kleinen, nicht überlebensnotwendigen Alltagspflichten war auf jeden Fall nicht und wenn ich abends ins Bett fiel, dann war wieder ein Tag an mir vorübergerauscht und ich war froh, einen weiteren Tag überhaupt irgendwie überstanden zu haben. Zeit, mir den Tag zu merken, gab es nicht, es gab aber auch keinen Anlass, sich überhaupt irgendetwas von diesem Tag zu merken, denn es war nichts Merkenswertes passiert. Sisyphos, schwer beschäftigt, und doch passiert nichts.

Zwischendurch hat man immer mal wieder solche Tage, an denen man sich abends fragt, was man eigentlich den ganzen Tag gemacht hat. Man ist am Ende des Tages zwar völlig erschöpft, aber irgendwie ist kein sichtbares Ergebnis als Arbeitsleistung entstanden. Solche Tage sind völlig normal.
Nicht normal ist es, wenn man solche Tage über Wochen hintereinanderweg und ohne Pause hat. Dann sind nämlich irgendwann ganze Monate rum und man hat noch nicht mal in der Summe von 30 Tagen ein sichtbares Ergebnis als Arbeitsleistung. Wenn man nichts hat, womit man einzelne Tage als bemerkenswert markieren kann, dann hat man auch keine Erinnerungsmarker - und ohne Erinnerung überrollt einen die Zeit wie das Meer den Strand ohne Buhnen.

Vielleicht muss ich mal ein paar Dinge eskalieren lassen, eine richtige Sturmflut hinterlässt einfach durch die simple Menge der Verwüstung Erinnerungen und rammt Markierungen ein.
Erinnert sich noch jemand an den 28. Oktober 2013? An dem Tag deckte das Sturmtief Christian das Haus auf Borkum ab


Morgen In einem Monat jährt sich das Ereignis, das wäre doch mal eine Gelegenheit, dem Vorbeistürmen der Zeit die Stirn zu bieten
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