Diejenigen aus dem wohlmeinenden Teil der Verwandtschaft können sich also beruhigen, für diejenigen aus dem ablehnenden Teil der Verwandtschaft bleibt mir nur ein schlichtes "Sorry, Ihr müsst noch was warten.".
Ist ja schon lustig, fällt mir dazu ein und ich amüsiere mich darüber schon seit längerem, wie viele Leute hier immer wieder mitlesen, die mich zwar im echten Leben kennen, mir aber genau dort maximal weit aus dem Weg gehen und lieber nicht mit mir reden möchten.
Ich meine, wenn ich mit jemandem nichts zu tun haben möchte, dann ignoriere ich ihn einfach und gut ist. Aber dann käme ich doch im Leben nicht auf die Idee, heimlich und stickum immer wieder irgendwo nachzulesen, was der so über sein Leben schreibt und den Link zu dieser Seite dann auch noch anderen Leuten weiterzugeben, von denen ich weiß, dass sie im realen Leben auch nichts mit mir zu tun haben wollen.
Ich meine, das ist doch ein Widerspruch in sich - oder verstehe ich da grade etwas nicht?
Oder ist es die eigene Sorge, dass da jemand, den man selber nicht mag, etwas Schlechtes über einen schreiben könnte? Man weiß um die eigenen Leichen im Keller und will deshalb unbedingt darüber informiert sein, wenn die jemand anderes ausbuddelt, weil, grade so Menschen wie mir ist das natürlich jederzeit zuzutrauen?
Das ist dann natürlich blöd, für diesen Fall kann ich auch keine bequeme Lösung anbieten, dann müsst Ihr hier einfach weiter mitlesen. Sorry.
Und grundsätzlich ist das selbstverständlich eine passende Überlegung, also ich meine, hier regelmäßig zu überprüfen, was ich jetzt schon wieder für Unverschämtheiten geschrieben habe, dann kann man sich anschließend mit dem guten Gefühl der berechtigten Empörung zurücklehnen und sich selber bestätigen: "was für ein Glück, dass ich mit der sonst nichts zu tun habe." - diese Überlegung hat nur den Haken, dass ich wiederum sehe, wer hier so alles mitliest und dass ich mir deshalb durchaus den Spaß mache, Dinge zu schreiben, die absichtlich provozieren sollen. Und ob alles, was ich hier so schreibe, stimmt oder auch nicht - tja, wer weiß das schon?
Und vielleicht noch ein Hinweis: Grade weil ich weiß, wer hier alles so mitliest, schreibe ich natürlich viele Dinge bewusst nicht.
Zumindest nicht hier.
Ich gebe zu, dass ich Dinge, die mich selber bewegen, am allerbesten dadurch verarbeite, dass ich mich schriftlich darüber auskotze.
Aber grade weil ich inzwischen weiß, wer alles diese Seite kennt, werde ich genau das, was Euch am allermeisten interessiert, ganz bestimmt hier nicht hinschreiben. Jeder mag sich hier selber ein ansprechendes Stinkefingeremoji vorstellen.
Andererseits kann ich natürlich aber auch immer ganz unschuldig behaupten, dass ich keine Ahnung habe, wer das hier alles so liest, und wenn dann jemand doch irgendwelche Dinge, die ich hier so schreibe, auf sich persönlich bezieht - ja sorry, das war ganz bestimmt nicht so gemeint. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen sind vollkommen unbeabsichtigt und rein zufällig entstanden.
Hat nichts mit irgendjemandem zu tun. Außer vielleicht dem Spruch:
Der Lauscher an der Wand. . .
In diesem Sinne:
Enjoy
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Die letzten Tage waren gründlich anders als mein sonstiges Leben, haben aber sehr viel Spaß gemacht.
Wir haben jeden Abend stundenlang geredet, wir haben uns unterhalten, gemeinsam über Dinge nachgedacht, nach Erklärungen gesucht und uns gegenseitig von unseren Vorstellungen für die Zukunft, von Wünschen, Träumen und Hoffnungen erzählt und plötzlich entstand eine Idee, die uns alle ein wenig fassungslos machte, weil sie einerseits so simpel, andererseits aber auch so folgenschwer ist, dass man sie durchaus als "life changer" bezeichnen kann und genau die wird jetzt umgesetzt.
Manchmal bieten sich ja durch das zufällige Zusammentreffen von komplett verschiedenen Sachverhalten Möglichkeiten, uralte Probleme lösen zu können, dass man nur staunend davor steht und es selber nicht fassen kann, weil alles so plötzlich und unerwartet passiert.
Solche Chancen müssen dann aber auch sehr beherzt und vor allem sofort genutzt und umgesetzt werden, denn es gibt meist nur ein kurzes Zeitfenster, in dem die Gesamtumstände so perfekt zusammenwirken, dass eine Lösung als Ergebnis möglich ist.
Genau so etwas ist uns in den letzten Tagen passiert.
Wir haben uns durch Zufall in unseren Gesprächen gegenseitig Informationen geliefert, die uns jeweils vorher fehlten, die aber zusammengenommen plötzlich zu einer wirklich wunderbaren Problemlösungsidee führten - und die wird jetzt umgesetzt.
Es ist dann allerdings ein seltsam skurriles Gefühl, wenn sich plötzlich eine Möglichkeit auftut, ein uraltes, schon über dreizehn Jahre altes Problem zu lösen, mit dem man sich schon fast behaglich eingerichtet hatte, weil man im Grunde fast nicht mehr daran glaubte, dass es überhaupt zu lösen sei - und dann gibt es diese Chance.
Die aber auch nur dann eine gute Chance ist, wenn man sie sofort umsetzt.
Keine Bedenkzeit, kein Aufschub, sofort.
In ein Paar Tagen hat sich das Fenster für diese Chance schon wieder geschlossen und es ist nur ein riesengroßer Zufall, dass man sie überhaupt im richtigen Moment entdeckt hat.
Ich bin immer noch ein bisschen atemlos, wenn ich darüber nachdenke, wie viele Zufälle da gleichzeitig zusammenkamen, dass diese Chance überhaupt entstehen konnte und drücke jetzt alle Daumen, dass es auch wirklich funktioniert.
Es wird zumindest nicht daran scheitern, dass sich keiner traut, es wirklich anzugehen, der erste wichtige, große Schritt wurde heute Abend nämlich schon eingeleitet.
Schneller geht nicht
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Ich habe nämlich darüber nachgedacht, was für mich "Arbeiten" bedeutet, welche Tätigkeiten ich als Arbeit empfinde und welche nicht, und dabei ist mir gleich als erstes aufgefallen, dass es nicht an den Tätigkeiten selber liegt, sondern an dem Zwang, der entweder dahintersteht oder eben nicht.
"Zwang" hört sich jetzt martialischer an als es gemeint ist, in den allermeisten Fällen zwinge ich mich ja selber oder akzeptiere, dass es die normative Kraft des Faktischen ist, die mich zwingt, weil ich nicht rechtzeitig genug Vorsorge getroffen habe, aber dazu hätte ich mich ja auch zwingen müssen.
Ist alles ein wenig unkonkret und verschwurbelt, aber um ein Beispiel zu nennen, passt "Küchenarbeit" ganz gut.
Weder Kochen noch Küche saubermachen sind Tätigkeiten, die bei mir auf demselben Wohligkeitslevel liegen wie auf dem Sofa liegen und ein Buch lesen.
Grundsätzlich würde ich Kochen und Küche saubermachen als Arbeit bezeichnen, nämlich als etwas, das ich zur Zweckerreichung betreibe und nicht, weil der Weg das Ziel ist.
Es gibt ja auch Leute, für die ist Kochen ein sinnliches Erlebnis, im Spaß- oder Wohligkeitsfaktor vergleichbar z.B. mit Sport treiben (ich rede hier von anderen Leuten, nicht von mir, aber es gibt ja eindeutig viele Menschen, die treiben Sport, weil sie es gerne tun), oder, wenn ich es mit mir vergleiche: mit auf dem Sofa liegen und ein Buch lesen.
Ich treibe aber weder gerne Sport noch koche ich gerne, ich esse aber gerne und vor allem esse ich gerne leckere Dinge, und genau deshalb bin ich auch bereit, zu kochen. Zumindest dann, wenn die Kombination aus Hunger und Appetit genau die Intensität hat, die ich mit Kochen bedienen kann. Wenn ich zu viel Hunger oder zu wenig Appetit habe, fällt bei mir Kochen meistens aus, dann gibt es nämlich oft eine bessere Zweckerreichung als selber kochen (auswärts essen bei ganz viel Hunger) oder nur ein Butterbrot essen (bei wenig Appetit).
Zweckerreichung ist also mein Antrieb=Zwang und wenn ich gerne leckere Dinge essen möchte, dann muss ich sie vorher zubereiten. Auswärts essen ist meist nur bei sehr akutem Hunger eine Alternative, weil ich für viele Dinge, auf die ich sonst Appetit habe, kein Restaurant kenne, wo man es bestellen kann und überhaupt habe ich beim auswärts essen fast immer irgendwas zu mäkeln, nur bei sehr großem "jetzt und sofort Hunger" überwiegen die Vorteile.
Küche saubermachen ist im übrigen ein Kollateralzwang, wenn man eine Küche benutzt, muss man sie auch wieder saubermachen, Einwegküchen sind noch nicht erfunden.
Grundsätzlich habe ich sowohl meine Küche als auch meine Kochorganisation dem Umstand angepasst, dass ich nicht aus Leidenschaft koche, aber erfahrungsgemäß besser als viele andere Leute, zumindest was meinen Geschmack angeht.
Das bedeutet, alles, was nach meiner Definition "Arbeit" ist, versuche ich so professionell wie möglich zu organisieren, um eine maximale Effizienz der kostbaren Ressource "Anjezeit" zu gewährleisten.
So viel zur Voraberklärung, wie ich normalerweise zum Thema "Küchenarbeit" stehe. Es ist Arbeit, aber immerhin habe ich sie angemessen effizient organisiert.
Heute stand ich über vier Stunden in der Küche und habe mit viel Spaß allerlei Dinge auf Vorrat zubereitet. Sogar am Saubermachen hatte ich Spaß, weil ich mich grundsätzlich nur in einer sauberen Küche wohlfühle und weil ich ja so viele verschiedene Dinge nacheinander gemacht habe, musste ich zwischendrin immer wieder saubermachen, tat das aber gerne, weil ich insgesamt einfach Spaß daran hatte, all diese Dinge zu tun. Heute war Küchenarbeit für mich eindeutig keine Arbeit, weil mich weder irgendein Verpflichtungsgefühl (anderen Leuten gegenüber), noch Hunger oder Appetit antrieben, sondern nur die Freude an der Vorstellung, dass ich endlich mal Zeit habe, all diese leckeren Dinge zuzubereiten, weil ich anschließend (also in den nächsten Tagen) auch genug Zeit haben werde, sie in Ruhe zu genießen.
Das, was ich sonst also als Arbeit empfinde, war plötzlich eine sinnstiftende Beschäftigung und ich hatte wirklich viel Spaß daran.
Und über diese Feststellung bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es in den meisten Fällen die fehlende Zeit ist, die Dinge zu einer lästigen Arbeit macht, statt sie als sinnstiftende Beschäftigung zu erleben, was sie genauso gut sein könnten, wenn man sie denn freiwillig machte und nicht, weil es irgendwelche äußeren Zwänge gibt. Die fehlende Zeit wiederum resultiert aus dem Anspruch, alles gleichzeitig zu wollen. Einen Fulltimejob, einen, ach was zwei perfekte Haushalte, immer etwas leckeres zu essen und gaaanz viel Zeit, um auf dem Sofa zu liegen und Bücher zu lesen.
Ich glaube, in der Vorstellung ist einfach nur ein Rechenfehler und wenn ich den korrigiert habe, dann wird das Leben toll
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Er zeichnet sich durch ein treffsicheres Urteilsvermögen, eine große Beharrlichkeit und kreative Lösungsvorschläge aus und demonstrierte in der Zielerreichung beständiges Durchsetzungsvermögen.
Ich sag mal so: Sie hat ihn wirklich treffend beschrieben, aber als Karrierecoach befragt, rate ich ihm, da noch mal etwas an den Formulierungen zu feilen, weil jeder Personaler daraus nur liest, dass er ein sturer und verbohrter Esel mit wirren Ideen ist. Und so deutlich muss man es doch nun wirklich nicht sagen.
Ein Mitarbeit:endes schrieb ein gegendertes Protokoll über eine Teambesprechung. Ich stelle fest, die Kombination von Rechtschreib- und Grammatikschwäche (die ist alt und lässt sich wohl nicht mehr ändern), kombiniert mit seiner/ihrer (ich gender hier komplett neutral und sage nicht, welches Geschlecht das Mitarbeit:ende hat), also: kombiniert mit der neuen Schwäche für Genderformen, ergibt in der potenzierten Form einen Text, dessen Inhalt sich mir auch nach dem dritten Lesen nicht mehr erschließt.
Normalerweise repariert mein Hirn beim Lesen die üblichen Orthographie- und Grammatikfehler so fließend, dass ich locker darüber hinweglesen kann und am Ende doch weiß, was mit dem fehlerhaften Text gesagt werden soll. Kommen außer den normalen Fehlern aber auch noch Partizipformen vor, schaltet mein Hirn ab und es gelingt mir nicht mehr, sinnerfassend zwischen Projektleitende, Projektende, geleiteten Projekten und Leiden ohne Ende zu unterscheiden.
Wahrscheinlich gibt es auch gar keine Unterschiede, denn das ist ja grade, weshalb gegendert werden soll, alle Unterschiede egalisieren.
Dann soll es also so sein, dann ist am Ende auch alles egal
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Mich hat die Frage auch interessiert und ich habe erst selber darüber nachgedacht, was für mich Luxus ist und wofür ich mehr Geld ausgebe als sein müsste und dann habe ich auch J noch danach gefragt.
Leider hatten wir nicht genug Zeit, das Thema ausführlich zu besprechen, weil ich am Nachmittag erst noch dringend einen Text fürs Büro schreiben musste und dann musste ich unbedingt noch die Spargelsuppe fertig kochen, für die ich ja gestern schon das Kochwasser vom Spargel und von den Spargelschalen extra beiseite gestellt hatte und dann musste J zum Zug und die Gesprächschance war vertan, aber seine erste Antwort fand ich schon spannend, denn sie lautete: "Nicht denken müssen."
Aber ich schlage noch mal einen Bogen zurück, ich hatte ja als erstes den Artikel mit den Statistiken gelesen und in der ersten Statistik wurde danach gefragt, für welche Luxusartikel die Leute in der letzten Zeit Geld ausgegeben hätten und hier stehen Smartphone, Schuhe und Kleidung auf den obersten drei Plätzen. Jeweils etwas mehr als ein Drittel aller Befragten hat also für Smartphone, Schuhe und Kleidung mehr Geld als notwendig ausgegeben, denn das ist ja wohl die einfachste Definition von Luxus, die man hier ansetzen kann.
Auf Platz 4 folgt mit 26% "TV und Hi-Fi", dann "Taschen & Accessoires" sowie "Kosmetik & Körperpflege" mit jeweils 20% auf den Plätzen 5 und 6.
Für "Essen & Getränke" wird nur von 16% aller Befragten so viel Geld ausgegeben, dass sie es als Luxus bezeichnen.
Da die Befragung in der Zeit von Februar 2020 bis März 2021 stattfand, war auswärts essen ja die meiste Zeit nicht möglich, Urlaub und Reisen kam deshalb gar nicht erst vor.
Auf Platz 8 findet sich "Möbel & Haushalt" mit 11% und schließlich "Schreibwaren & Hobby" sowie "Spielzeuge und Babyprodukte" auf den Plätzen 9 und 10 mit 7 bzw. 6%.
Dass Schuhe und Kleidung soweit oben stehen, hat mich erstaunt, denn gefühlt hätte ich gedacht, dass die Leute solche Dinge deutlich weniger kaufen, weil sie ja schließlich nirgendwo mehr hingehen können, um den Kram vor- und auszuführen, aber auch Handtaschen und Kosmetik waren nach wie vor sehr beliebt, es sieht also nicht so aus als ob die oder der Durchschnittsdeutsche gerne zu Hause auf dem Sofa verlottert, auch nicht in der Pandemie.
Dass Smartphones ganz oben auf der Liste stehen, kann ich sofort verstehen und dass Leute grade in der Pandemie, wo das Smartphone für viele zum Hauptkommunikationstool zum Rest der Welt geworden ist, hier auch auf hohe Qualität und Funktionalität achten, ist nachvollziehbar, schließlich hat man ja sonst nichts.
Ich selber hätte mal wieder Probleme gehabt, die Frage überhaupt sinnvoll zu beantworten, weil es mir aus grundsätzlichen Überlegungen widerstrebt, für Dinge mehr Geld als notwendig auszugeben und ich deshalb bei fast nichts, was ich so kaufe, das Gefühl habe, das sei Luxus. Es mag zwar sein, dass ich mir letzte Woche tatsächlich das vierte Paar dieser Merino Sneakers gekauft habe, weil ich schließlich noch keines in weiß hatte, aber erstens war es gründlich reduziert und zweites ist ein weiteres Paar Schuhe nie Luxus, sondern immer echte Notwendigkeit. Wo käme ich da hin, wenn ich so etwas anders definierte.
Weil ich also diese Frage für mich selber gar nicht gut beantworten konnte, habe ich mich lieber mit der Frage zur zweiten Statistik beschäftigt: "Was verstehen Sie unter Luxus?"
J findet hier, dass "nicht denken müssen" Luxus ist und je mehr ich darüber nachdenke (anders geht es nicht), umso mehr stimme ich ihm zu.
Es geht nämlich nicht um das Denken als solches, sondern um das "müssen". Es gibt mittlerweile so viele Situationen im Leben, die man nur mit viel Konzentration und intensivem Denken lösen kann, dass es einfach nur nervig ist.
Es geht schon mit den einfachsten Alltagssituationen los: J wollte sich vorhin ein Zugticket online buchen, einen Vorgang, den er schon x-mal auf dem Handy gemacht hat, wo er seit Jahren trainiert und geübt ist, der aber immer wieder neue Überraschungen parat hält, weil es natürlich nie sicher ist, ob alles auch so funktioniert, wie es sollte. Das heutige Zugticket war besonders widerspenstig, nachdem er es gebucht und gekauft hatte, wurde es in der App nicht angezeigt, dafür war das Geld aber schon abgebucht. Nach dem Neustart der App wurde das Ticket zwar angezeigt, es hatte aber noch den Status "weiter zur Zahlung", der sich auch nur durch eine zweite Bezahlung desselben Ticket lösen ließ. Im Endergebnis hatte J mit viel hin und her zwar sein Ticket, aber auch eine doppelte Belastung auf der Kreditkarte und im nächsten Schritt muss er jetzt darüber nachdenken, wie er das am besten wieder grade biegt.
Dass er also denken muss, wenn er nicht unnötig viel Geld ausgeben will, ist ärgerlich - oder anders ausgedrückt: Nicht denken zu müssen ist Luxus.
Wer hat sich noch nicht einen persönlichen Butler gewünscht, der einem all die kleinen Lästigkeiten des Alltags abnimmt? Tausenderlei Kleinigkeiten, die einen zwingen zu denken, weil man es sich schlicht nicht leisten kann, sich davon übern Tisch ziehen zu lassen, aber Lust hat man doch eigentlich nie dazu, oder?
Ich stimme J also komplett zu, "nicht denken zu müssen", das ist echter Luxus.
Dieser Luxus kam allerdings auf der Liste der Umfrageergebnisse gar nicht vor. Ich glaube, das liegt daran, dass es wahrscheinlich eine vorgegebene Liste zum Ankreuzen war und die Umfrageersteller diese Antwort gar nicht auf dem Plan hatten, deshalb bin ich bei den Ergebnissen solcher Umfragen ja eh immer sehr skeptisch. Dass aber ausgerechnet "Gesundheit" mit 82% an oberster Stelle steht, finde ich dann gleichzeitig doch auch sehr trivial. - Und nein, das liegt nicht an der Pandemie, denn diese Umfrage ist bereits 2018 gemacht worden, allein an der Tatsache, dass die Welt hier völlig veraltete Statistiken als "neue Erkenntnisse" verkaufen will, zeigt sich mal wieder die Qualität der Springerpresse - aber ich schweife ab.
Natürlich ist Gesundheit ein Luxus, weil ohne Gesundheit ist alles nichts, aber welche Zusatzerkenntnis bringt es mir, wenn das 82% aller Befragten auch so sehen?
Gleich auf Platz 2 und 3 mit jeweils 80% folgt dann aber auch schon "Zeit für Freunde und Familie" und "Zeit für mich", danach wird "Selbstoptimierung" von 75% und "Well-Being" von 67% aller Befragten als Luxus bezeichnet.
Auf Platz 1-5 also keine käuflich erwerbbaren Güter, sondern eher so allgemeine Oberbegriffe aus irgendeinem Weltverbessererratgeberhandbuch, wobei ich zugebe, dass ich keine Ahnung habe, was man sich unter "Well-Being" vorstellen soll und weshalb Selbstoptimierung ein Luxus sein soll, entzieht sich erst recht meiner Vorstellung. Ich zumindest habe ganz ausdrücklich keinerlei Bedarf daran, mich selber zu optimieren, was soll denn der Quatsch? Wozu und für wen? Ich finde es viel sinnvoller, wenn man lernt sich selber mit all seinen Fehlern zu mögen, dann ist man nämlich mit sich zufrieden und Zufriedenheit wäre für mich ein ähnlich wichtiges Luxusgut wie "nicht denken müssen", kam aber wahrscheinlich wieder nicht vor in der Abfrageliste.
Ab Platz 6 kamen dann aber auch auf dieser Liste endlich die käuflichen Luxusgüter, angeführt von "Hochwertige Technik" (66%), gefolgt von den ganz allgemein gehaltenen "Luxusgütern" (64%) und spätestens da wird die Laienhaftigkeit dieser Umfrage endgültig deutlich.
Frage: Was ist für Sie Luxus?
Antwort: Luxusgüter.
Ach was, fällt mir da nur ein.
Bevor es auf den weiteren Plätzen dann mit den bekannten Klassikern wie "große, eigene Immobilie" , "ausgefallene Reisen" und "exklusiver Konsum" (alle drei jeweils 62%) weitergeht, wird mit 63% noch einmal ein allgemeiner Oberbegriff genannt, nämlich die mittlerweile begrifflich schon etwas abgenudelte "Work-Life-Balance".
Platz 12 = Gourmetrestaurants (59%), dann "5-Sterne-Hotels" und "Exklusiver Zugang" mit jeweils 58%.
Ein "sportliches, dynamisches Leben" betrachten 57% als Luxus, noch vor "Spa und Wellness" mit 56%.
Ein Auto wird überhaupt erst auf den letzten beiden veröffentlichten Rängen genannt, und zwar rangiert ein "fortschrittliches Auto" mit 50% sogar noch einen Prozentpunkt vor dem "schnellen, großen Auto". (49%)
Als interessante Feststellung kann man also mitnehmen, dass hochwertige Technik heute von immer mehr Leuten als Luxus und damit wahrscheinlich als erstrebenswert angesehen wird, wohingegen das Auto deutlich an Bedeutung verliert. Ist ja auch keine zu schlechte Entwicklung.
In einer dritten Statistik wurden dann noch die Gründe für den Kauf von Luxusprodukten genannt, aber das fand ich dann endgültig eine überflüssige Statistik, weil sich die Menschen üblicherweise hier selber was in die Tasche lügen. Natürlich steht als oberster Grund "Qualität und Langlebigkeit", tatsächlich ist das bei vielen Luxusartikeln aber nur ein Wunschdenken, wirtschaftlich lässt sich das sehr häufig absolut nicht rechtfertigen. Aber für die Hersteller von Luxusartikeln ist das natürlich sehr wichtig, sie müssen ganz dringend so tun, als hätten ihre Produkte eine besonders hohe Qualität mit besonderer Langlebigkeit. In der Volkswirtschaft nennt man das "Abschöpfen der Konsumentenrente" und ist ein sehr gewinnbringender Zweig der Preisfindung.
Wenn ich abschließend zusammenfasse, was für mich Luxus ist, dann würde ich es definieren als: "Keine Dinge tun zu müssen, die ich nicht tun will."
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Nun ist es allerdings so, dass ich im beruflichen Kontext mittlerweile tatsächlich durch offizielle Vorgaben von oben gezwungen bin, geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden und nach Ansicht derer von oben ist das generische Maskulinum formal nicht geschlechtsneutral, egal ob ich es als kleinsten gemeinsamen Nenner betrachte und damit als ausreichend geschlechtsübergreifend empfinde. Mein Empfinden gildet nicht, weil das ja auch eine viel zu einfache Lösung wäre, wenn man versuchte, Frauen in ihrem ureigenen Selbstverständnis zu stärken und zu fördern. Nachher fühlen die sich den Männern noch wirklich überlegen, das muss natürlich dringlich verhindert werden. Das verstehe ich, die Jungs von oben sind ja nicht alle blöd.
Ich muss also gendern, egal ob ich das will oder nicht.
Auf Zwang und Vorschriften habe ich nun jedoch mein ganzes Leben schon mit spontaner Verweigerung und Gegenbewegung reagiert, ein Triggerpunkt, der bei mir sehr zuverlässig funktioniert. Wenn man möchte, dass ich etwas Bestimmtes tue, muss man es mir nur verbieten und zack, kann ich mich nicht mehr dagegen wehren, mein innerer Freiheitskämpfer springt automatisch an und treibt mich zu den absurdesten Handlungen. Auch zu Dingen, die ich normalerweise, also ohne ausgelösten Triggerknopf, wirklich ganz schrecklich furchtbar finde.*
Harald Martenstein ist ein von mir ungemein geschätzter Autor und Kolumnist in der Zeit, viele seiner Texte würde ich unverändert exakt so als meine Meinung übernehmen, uns unterscheidet nur, dass er diese (unsere) Meinung unvergleichlich viel besser formulieren kann.
In seiner aktuellen Kolumne (hinter der Paywall) macht er sich Gedanken zum Thema Gendern und dem zunehmend wachsenden gesellschaftlichen Zwang, die Sprache zu diesem Zweck zu ändern.
Wo wir gerade beim Thema Sprache sind – ich werde niemals Gendersternchen verwenden, außer man droht mir Folter an, Knast reicht als Drohung nicht. Dabei habe ich gar nichts gegen Gendern. Ich habe auch nichts gegen Jazz, solange ich ihn nicht dauernd hören muss. Wer möchte, soll das ruhig tun, es stört mich nicht, ich verstehe auch die Idee dahinter, Gerechtigkeit, eine super Sache im Grunde. Ich möchte mich nur nicht zwingen lassen, ich bin freedom fighter, in Frankreich sagen sie combattant de la liberté.Auch diesen Text kann ich mal wieder nur 1:1 für mich übernehmen, erklärt er doch auf das Trefflichste, weshalb ich in der letzten Zeit immer ablehnender auf die vorgeschriebene Genderei reagiere, nämlich nur weil ich es immer mehr als Zwang empfinde.
*In diesem Zusammenhang erwähne ich gerne, dass ich einigem Unglück nur durch Zufall entgangen bin, weil die von oben schlicht übersehen haben, dass sie noch an viel mehr Stellen als eh schon mit Vorschriften oder Verboten hätten arbeiten können.
Meinem Vater z.B. bin ich bis heute zutiefst dankbar, dass er einfach vergessen hat, mir zu verbieten, mich tätowieren zu lassen. Nicht, dass ich das je gewollt hätte, im Gegenteil, ich fand und finde bis heute Tätowierungen in höchstem Maße entbehrlich, aber hätte mein Vater es mir offiziell verboten, wäre ich heute mit hoher Sicherheit gründlich und großflächig mit dauerhaften Körperbemalungen übersät, weil ich dann gar keine andere Möglichkeit gehabt hätte, als mich ganz selbstverständlich diesem Verbot zu widersetzen.
Im beruflichen Kontext löse ich das Problem durch ein aktives Überbefolgen der Vorschrift. Ich gebe mir also sehr viel Mühe, Texte so zu formulieren, dass maximal viele zu gendernde Wörter und Pronomen vorkommen, vor allem Pronomen und deklinierte Adjektive zu gendern ist sehr effektiv und versinnbildlicht die positive Wirkung von Gendern auf das Feinste. Wenn die von oben wollen, dass ich gendere, dann gendere ich jetzt eben und Wörter, die sich sperrig zeigen, werden durch radikale Regelbefolgung in die Knie gezwungen, so machen das Mitgliederinnen des Hardcoregenderclans.
Bisher bin ich durch Vorschrift von oben nur gezwungen, schriftlich zu gendern, aber selbstverständlich gibt es auch Kollegen, die das komplett in ihre Alltagssprache übernommen haben. Im Mutterhaus gibt es eine Kollegin ü50, die hat ganz doll Genderitis, in meinen Augen hat die Dame vor allem ein persönliches Altersproblem, was sie durch ihr Äußeres ebenfalls betont, aber mit dieser Kollegin habe ich mich neulich ausführlich über die Verrohung der Welt unterhalten, die voll ist mit VerbrecherInnen, KinderschänderInnen, BetrügerInnen, MörderInnen, ChaotInnen und skrupellosen FinanzhaiInnen. Bei Finanzhai wusste ich nicht genau, wie ich die korrekte Form bilde, sie hat meiner Variante aber nicht widersprochen. Dumm nur, dass sie mich jetzt ganz toll findet, weil ich ja ebenfalls so begeistert gendere, für den Moment habe ich zunächst mal ihre Telefonnummer geblockt und im Sekretariat Bescheid gegeben, dass ich grundsätzlich immer in einer Besprechung bin, wenn die Dame anruft.
Meine Mutter würde das kommentieren mit ‘kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort’...
Aber was soll man auch tun, chacun à son goût
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Weil Steuern draufsteht, griff er reflexartig zum Telefonhörer.
Es dauerte eine Zeitlang bis ich überhaupt begriff, was er wollte, weil er sich etwas umständlich ausdrückte. Als es mir dämmerte, teilte ich ihm mit, dass er sich die Zahl doch bitte schön selber ausrechnen kann, dafür nimmt er einfach das Ergebnis aus dem Wirtschaftsplan 2022 für die Unterbeteiligung und multipliziert das mit dem Steuersatz des Konzerns. Seine Antwort:
"Können Sie mir die Zahl eben nennen, dann muss ich die nicht raussuchen?"
Es mag ja sehr schmeichelhaft sein, wenn der Kollege meint, ich hätte grundsätzlich alle Zahlen auswendig im Kopf (ausgerechnet ich, die sich wirklich überhaupt gar keine einzige Zahl sinnvoll merken kann), so spontan befragt, hielt ich diese Bitte aber einfach nur für unverschämt. Ich habe ihm deshalb gesagt, dass ich ihm die Zahl sehr gerne nennen würde, doch leider habe ich ausgerechnet den Wirtschaftsplan dieser Gesellschaft vergessen auswendigzulernen
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Diese beständige Updaterei aller möglichen Apps, Programme und technischen Hilfsmittel geht mir in der letzten Zeit zunehmend auf die Nerven. Ständig wird an allem rumgebastelt, nix bleibt so wie es war, unentwegt muss ich mich an eine neue Bedienung, eine neue Oberfläche oder veränderte Knöpfe gewöhnen, ich habe es einfach nur noch satt. Ich möchte nicht mehr dauernd etwas Neues lernen, ich will einfach nur das behalten, was ich bisher hatte, ich verzichte auf Verbesserungen, ich bin auch mit den alten Möglichkeiten vollauf zufrieden.
Aber geht ja nicht, ich kann das Alte nicht behalten, weil es einfach abgeschaltet wird, getötet von den Updatejüngern, die permanent nach besser, schneller, weiter gieren und alles alte, schwache und weniger nützliche eliminieren. Ich finde, hier könnten sich die Gutmenschen mal engagieren, das ist doch eine zutiefst unethische Grundhaltung, die die Technikmenschen da zeigen.
Ich bemerke eine auffällige Änderung in meiner Grundhaltung. War ich früher sehr von und an allem Neuen, Innovativen und Disruptivem fasziniert und interessiert, so hat sich diese Faszination in eine Gleichgültigkeit und das Interesse gar oft in eine Ablehnung gewandelt. Ich bin nicht mehr scharf auf erste Male, ich sammele jetzt letzte Male, ohne dass ich deshalb gleich von allem ausgeschlossen oder abgeschaltet sein möchte, was mein bisheriges Leben ausmachte, ich fürchte aber, genau so wird es kommen, weshalb ich mich verstärkt darauf vorbereite, auch das zu akzeptieren.
Die Technik um mich herum wird zunehmend "touch". Nicht nur alle Anwendungen auf dem Smartphone und dem Tablet werden über Wisch- und Berührungsgesten gesteuert, sondern immer mehr auch andere Haushaltsgeräte wie Kochplatten, Wasch- und Spülmaschinen und jede Art der sonstigen Haussteuerung, also Heizung, Licht, Klima, Türen bzw. Zugangsberechtigungen usw. Wenn man sich mal bewusst umschaut, findet man kaum noch ein Gerät, was mit analogen "Druckknöpfen" oder manuellen Schaltern bedient wird.
Ich finde diese allumfassende Touch-Bedienung anstrengend, weil es mir regelmäßig passiert, dass ein Gerät auf meinen Touch nicht so reagiert wie ich es mir vorstelle. Das funktioniert bei mir sogar als Vorführeffekt: Ich tippe auf das Display und es passiert: Nix. Oder etwas Erratisches.
Meine Tochter tippt auf exakt der gleichen Stelle auf das Display und das Gerät/das Programm macht genau das, was es soll. C steht grinsend neben mir und meint "deine alten Frauenfinger, die leiten nicht mehr genug Energie weiter". Ich betrachte meine alten Frauenfinger etwas ratlos und denke, sie wird recht haben, nur, was soll ich dagegen tun? Der Herd reagiert mit willkürlichen Temperatursprüngen, die Spülmaschine startet statt des Töpfeprogramms den Schnelldurchlauf für Gläser und der Scanner simuliert den Unberührbaren und verweigert die Zusammenarbeit.
Als wir die neue Haustür ausgesucht haben, wollten wir beide einen "schlüssellosen Zugang" haben, denn natürlich ist das Leben deutlich komfortabler, wenn man keinen Schlüssel mehr mit sich rumschleppen muss, sondern sich einfach mit seinem Fingerabdruck Eintritt verschaffen kann. Zum Glück empfahl uns der Verkäufer vorher, dass wir unsere Finger auf "Touchfähigkeit" überprüfen sollten, dazu gab es extra eine Demotür, bei der wir unsere Finger registrieren konnten und dann passierte das, was mir bei vielen anderen Touchgeräten auch passiert: Die Demotür reagierte nicht auf meinen Finger. Das sparte uns nicht nur rund 2.000 Euro, weil wir natürlich auf die einfache Tür mit manueller Schließanlage umschwenkten, sondern auch viel Frust, wenn mich meine eigene Haustür nicht mehr reinlässt, weil sie meine alten Frauenfinger nicht erkennt.
Mein neues Handy hat jetzt eine Gesichtserkennung. Die funktioniert angenehm problemlos, ganz unbestritten besser als jede Toucherkennung und ich muss gar nichts mehr tun, um das Handy anzuwerfen, sehr angenehm. Da ich jetzt aber meine Pin nicht mehr ständig eingeben muss, mache ich mir natürlich Sorgen, wie lange es dauert, bis ich die Pin vergessen habe und wann der Moment erreicht ist, in dem das Handy mein altes Frauengesicht auch nicht mehr erkennt, weil zu faltig und zu ausgetrocknet, so wie meine Finger. Die Technik wird sich ganz bestimmt neue Wege ausdenken, mich zu triezen, da bin ich sehr sicher
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Es wird das erste Haus sein, bei dem ich vorher schon davon ausgehe, dass danach nichts mehr kommt.
Es wird aber auch das erste Haus sein, bei dem ich mit einem guten Gefühl davon überzeugt bin, meine eigenen Bedürfnisse bis ans Ende meiner Tage wenigstens grob verlässlich und vor allem sehr zufrieden jetzt schon vorherzusehen. Ich möchte gar nicht mehr, dass sich da noch mal was ändert, ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich von hieraus sehen kann, mir gefällt das alles so gut, dass ich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl habe, ich bin angekommen.
Es ist damit auch das erste Mal, dass ich in ein Haus einziehen werde, bei dem ich nicht vorher schon sage: Für die nächsten Jahre ist es perfekt, was später wird, sehen wir dann.
Am Horizont meiner Lebensperspektive ist plötzlich eine Zielmarke aufgetaucht. Ich habe Schloß Anderswo gefunden.
Das ist komplett neu, denn wenn ich in meinem Leben bisher eines bestmöglich vermieden habe, dann war es, mich selber schon im Vorhinein unnötig festzulegen und ein endgültiges Festlegen bis ans Ende meiner Tage schien gradezu ausgeschlossen, denn wie sollte ich als junger Mensch wissen, wie ich in 20,30 oder noch mehr Jahren leben möchte? Niemand weiß doch, was das Leben noch alles an Entwicklungen, Chancen oder Pleiten, glücklichen Fügungen oder Katastrophen bringen wird.
Deshalb war ich weder mit 30, aber auch nicht mit 40 und auch noch nicht mit 50 bereit, die Rahmenbedingungen für mein eigenes Leben so festzuzurren, dass eine Planänderung in der Zukunft nur mit großem Aufwand oder gegen große Widerstände möglich gewesen wäre.
Mein Lebensmotto war schon mit 15: "Es muss noch mehr als alles geben."
Die Geschichte von Jenny hatte mich derart tief beeindruckt, dass ich immer dann, wenn ich scheinbar alles hatte, meine Sachen packte und loszog, noch mehr zu finden. Ich lernte schnell, was das mehr ist, was ich suchte: Erfahrung.
Also machte ich mich gezielt auf die Suche nach ersten Malen, denn daraus entstehen Erfahrungen.
Unterwegs traf ich sie alle, wilde Löwen, störrische Babys, Milchmänner und Stubenmädchen, der Weg war bunt, wild und voll mit ersten Malen.
Es war ein guter Weg und er endet auf Schloss Anderswo. Inzwischen habe ich genug Erfahrungen, um Hauptdarstellerin in Frau Hules Welttheater zu sein.
Ich bin angekommen.
Und ich bin zufrieden.
Ab jetzt beginnen die letzten Male, und ganz ehrlich? Ich freu mich drauf
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Ich verweigere jede Sorte Denken, Diskutieren, Meinung, Haltung, Lebensform und was sonst noch Folge einer ideologisch geprägten Grundhaltung ist, wenn es außer dem hartnäckigen Festklammern an eben jener Ideologie keine weiteren rationalen Gründe gibt.
Ich ignoriere deshalb jede Art von Religion genauso wie ich alternative Weltanschauungen schulterzuckend beiseite schiebe. Menschen, die irgendeine Sorte Gott brauchen, um ihre eigene Existenz selber zu rechtfertigen und ihrem eigenen Leben dadurch erst einen Sinn geben (oder auch nur durch die aus dem formalen Glauben resultierende Zugehörigkeit zu der wärmenden Gemeinschaft anderer Gläubiger), können ihr Leben gerne so führen, ich persönlich kann nur einfach gar nichts damit anfangen.
Deshalb kann ich auch nichts mit einem Vegetarier oder Veganer anfangen, weil es mir grundsätzlich egal ist, welcher Art von Ideologie jemand anhängt. Wer "grundsätzlich" keine Tiere und/oder keine tierischen Produkte isst, lebt in meinen Augen eben auch nur eine Art von Religion und ob er außer kein Schweinefleisch auch kein anderes Fleisch isst, macht nur einen marginalen Unterschied aus meiner Sicht.
Ich respektiere jede Art von "Glauben" durchaus, aber eben in der Form, wie sich bei mir Respekt meistens ausdrückt: mit Akzeptanz und Abstand.
Übrigens eine Definition von Respekt, die mir am passendsten erscheint.
Respekt bedeutet für mich, dass ich den anderen so akzeptiere wie er ist und zwar auch mit allen Aspekten seiner Persönlichkeit, die ich für mich selber als negativ empfinden würde oder ablehne. Respekt bedeutet, ich lasse den anderen sein wie er ist und gebe mir Mühe, ihn in seinem Leben und seinem Lebensumfeld nicht zu beschränken. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich verpflichtet fühle, das in irgendeiner Art und Weise aktiv zu unterstützen. Die einzige Unterstützung, die ich bereit bin aus Respekt zu gewähren, ist, dass ich den anderen nicht behindere oder gar bekämpfe - wenn ich ihn respektiere.
Es gilt aber gleichzeitig auch der Kant'sche Freiheitsgrundsatz: "Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt." Wenn also jemand seine eigene, mir selber nicht zusagende Persönlichkeit nur in der Form ausleben kann, dass er mir dabei ständig auf die Füße tritt, nun, dann ist das mit meinem hehren Respektvorsatz und der Idee "ich lasse den anderen tun, was er will" auch schnell vorbei und ich wehre mich.
Auf Ideologien übertragen bedeutet das, dass ich mich mit Menschen üblicherweise nicht über ihre Ideologien unterhalte. Ich teile sie nicht, ich möchte aber auch auf keinen Fall überzeugt werden. Wenn also umgekehrt jemand versucht, mir ein Gespräch oder gar ein Verhalten aufzunötigen, was ich nicht führen und schon gar nicht leben will, dann kann ich schnell schon mal arg biestig werden.
Vegetarier oder Veganer aus Überzeugung sortiere ich in meiner Einteilung der Menschen also in die Gruppe der Ideologen, ich respektiere, dass sie sich anders ernähren als ich, ich möchte mich aber nicht mit ihnen darüber unterhalten, weil ich den Grund, warum sie das tun, rational nicht teilen kann und es fällt mir enorm schwer, sie auf Basis dieser Begründung mit ihrer gewählten Lebensform wirklich ernst zu nehmen. Weil Respekt für mich aber auch bedeutet, den anderen nicht zu verspotten, ist es für mich oft am einfachsten, ich gehe diesen Menschen einfach aus dem Weg.
Trotzdem finde ich es ausgesprochen sinnvoll, sich aktiv um seine Ernährung Gedanken zu machen und außer nur nach "was schmeckt mir" und "was kann ich bequem erreichen" auszuwählen, gibt es viele weitere Aspekte, die ich sehr sinnvoll finde, wenn man sie bei der Wahl der eigenen Ernährung berücksichtigt.
Im Handelsblatt stand gestern eine Kolumne von Zukunftsforscher Eike Wenzel zu diesem Thema und alles, was er zu diesem Thema als Empfehlung gibt, findet zu 100% meine Zustimmung.
Für einen vollkommenen Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte fehlt mir aufgrund meiner fehlenden Religiosität resp. Ideologiegläubigkeit die rationale Grundlage, insbesondere wenn die Alternative dann Fleischersatzproddukte sind, denen man ihre biologische Unnatürlichkeit schon von weitem ansieht. Vegane Schnitzel als Spitzenprodukte aus dem Lebensmittelchemielabor finde ich ehrlich gesagt schon arg eklig, wenn ich auch nur eine Minute zu lange darüber nachdenke, wie die wohl entstanden sind und was da alles drin ist. Ist aber vielleicht auch nur wieder eine Frage des geschickten Marketings. Neulich sah ich, wie ein Unternehmen "vegane Wolle" zu höchst gehobenen Preisen anbot. 100% Polyacryl ist natürlich auch 100% vegan, man muss es nur richtig verkaufen.
Ich kann absolut problemlos nachvollziehen, wenn jemand kein Fleisch mag. Dinge nicht zu mögen, finde ich normal und alltäglich, jeder mag irgendwelche Dinge nicht. Aber wenn ich kein Fleisch mag, dann mag ich auch kein veganes Nachmachfleisch, hier bleibt die Ablehnung dann sinnvoll und konsequent.
Ich zB habe im Laufe der Jahre immer mehr meinen Geschmack für Fleisch verloren, ich esse also tatsächlich inzwischen sehr wenig Fleisch, einfach weil ich keinen Appetit mehr darauf habe. Dass ich damit durch Zufall genau im Trend der sich wandelnden Ernährungsphilosophie der westlichen Welt liege, freut mich, ich kann mir aber auch vorstellen, dass ich die von Eike Wenzel vorgeschlagenen Grundlagen für ein neues Ernährungssystem übernehmen würde, selbst wenn ich immer noch lustvoller Carnivore wäre. Denn im Unterschied zu der ideologischen Ersatzreligion "ich esse keine Tiere", finde ich die Überlegungen, dass man überwiegend Produkte aus der Region essen sollte, dass man keine künstlich produzierten Industrieprodukte braucht und dass für Lebensmittel insgesamt der "richtige Preis" bezahlt werden sollte, rundum nur richtig, nachvollziehbar und anstrebenswert. Mehr braucht es gar nicht, um sich "ausgewogen zu ernähren", denn ich sehe kein Unrecht darin, Tiere zu essen, ich finde es nur unfair, sie zwecks Kostenoptimierung widerlich zu quälen, weil Massentierhaltung billiger ist und es eine seltsame Lobby gibt, die es versteht, die Interessen ihrer Unternehmer höchst geschickt zu verkaufen.
Vielleicht kommt meine Meinung aber auch nur daher, dass ich außer Kartoffeln, Möhren, Erbsen, Gurken, Tomaten, Pilzen, Zwiebeln, Knoblauch, Kräutern, Äpfeln, Birnen und Brot sowieso kaum etwas anderes brauche, um mir all meine Lieblingsgerichte zuzubereiten. Weil das aber schon immer so war, fand ich Veganer als Jünger eines Modetrends auch immer schon seltsam. Wieso muss man daraus so ein Bohei machen
?
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