Ich wünsche mir, einmal mit allen Dingen à jour zu sein. Nichts, was noch in der Inbox liegt und auf Erledigung wartet, auch keine Dinge, die in der "mach ich irgendwann mal, wenn ich Zeit habe" Ecke warten, ich wünsche mir, irgendwann einfach mal alles, was getan werden muss, erledigt zu haben, um bis zum nächsten Tag, der sicherlich neue Erledigungsaufträge mit sich bringt, mit rundum guten Gewissen nichts tun zu können.
Das wäre toll, aber ich fürchte, das gelingt nie.
Was die beruflichen Dinge angeht habe ich mein Verpflichtungsgefühl ja schon ganz gewaltig runtergeschraubt und es macht mir sehr wenig aus, wenn Dinge erst mit Verspätung fertig werden, weil es halt schneller nicht geht, wenn zu viel zu tun ist.
Ich habe nur einen 40h Job und keine Lust, ohne Not daraus 60h zu machen, nur weil irgendjemand meint, er bräuchte irgendwelche Sachen jetzt und sofort und auf der Stelle.
Ich habe aber neben dem Job auch noch alle möglichen Dinge für mich "privat" zu erledigen, obwohl sich die Tätigkeiten in vielen Fällen kaum von den "offiziell beruflichen" unterscheiden.
CWs Hinterlassenschaften sind zwar im Wesentlichen inzwischen sortiert, aber deshalb nicht beendet. Zwei Immobilien sind verkauft, aber die anderen existieren noch alle, genauso wie zwei der sonstigen Firmen, die er hinterlassen hat und die vielleicht nicht mehr viel Arbeit machen, aber trotzdem eben genau so viel Arbeit, wie eine Firma an formalem Verwaltungskram für Buchhaltung, Geldverkehr und Steuererklärungen eben verlangt.
Aktuell bäumt sich auch noch eine der ganz alten, fast abgewickelten Firmen wieder auf und macht unerwartet gründlich neuen Ärger. Wär sonst wahrscheinlich langweilig. (Hier bitte ein augenverdrehendes Smiley einfügen)
Außerdem sind ja noch weitere, externe Aufgaben dazugekommen.
Die gesamte Verwaltung für den Vater muss erledigt werden, alle Arzt- und Pflegerechnungen bezahlen,
bei DeBeKa und Beihilfe einreichen, die Erstattungen überwachen und ggfls. nachverhandeln oder reklamieren. Außerdem die sonstige Verwaltung für den Vater, Steuererklärungen, Hausverwaltung, was ein Mensch eben so hat an privatem Kram.
Und im Zweifel das Ganze für den Onkel im Wesentlichen auch.
Ab und zu brauchen auch die Kinder Unterstützung, zB wenn das BaFöG-Amt zickt, und dann habe ich ja auch noch die Häuser auf Borkum und die Wohnung in Mönchengladbach. Wenn man Immobilien besitzt, gibt es ständig irgendwas daran zu tun, Inbox Zero ist da wirklich sehr selten.
Irgendjemand oder irgendwas zuppelt also immer bei mir am Ärmel und drängelt, mit komplett gutem Gewissen einfach nichts tun ist also nie möglich, immer nur mit bewusstem Verdrängen oder zur Seite schieben.
Eigentlich bin ich ganz gut im zur Seite schieben, aber heute hat es mich genervt, vor allem weil eine dieser alten Firmen, eine, auf die ich wirklich überhaupt gar gar keine Lust mehr habe, besonders lautstark quengelt und enge Fristen setzt.
Nun ja, so ist das eben und so wird es wohl auch weiter gehen, manchmal muss ich mich nur mal schütteln und erst mal alles abwerfen, bevor ich dann die Einzelteile wieder aufsammel und weitermache.
Heute habe ich trotz akuter Lustlosigkeit samt innerem Widerwillen dann doch alles geschafft, was getan werden musste, wenn es fertig ist, ist das auch ein gutes Gefühl.
Auf der Strecke geblieben ist dafür die Zeit, einfach nur so auf dem Sofa zu sitzen, aber ich träume weiter davon.
Dafür waren wir sogar eine Runde vor der Tür, ich wollte heute nämlich unbedingt zum Flohmarkt, um meine Uhr abzuholen, die ich vor drei Wochen dort als Reklamation abgegeben hatte. Die Zeit verfliegt so schnell, aber wenn ich sie heute nicht abgeholt hätte, dann wäre die nächste Chance erst wieder in vier Wochen gewesen, denn bis dahin sind schon alle Wochenenden verplant.
Im Internet stand extra, dass der Flohmarkt heute ganz normal stattfindet, deshalb sind wir auch losgefahren. Es waren zwar nur ganz wenige Stände da, aber zum Glück war der Uhrenstand dabei, damit mission accomplished, hier ist jetzt ein to-do abgehakt und erst mal kein neues dazu gekommen.
Es war lustig, dort über diesen großen Parkplatz zu laufen und sich vom Wind durchpusten zu lassen. Es war wirklich richtig windig, aber weder kalt noch nass, insgesamt also sogar sehr angenehm, ich habe mich dreimal mit Rückenwind über den Platz treiben lassen und bin anschließend im Zickzack immer halb gegen den Wind wieder auf die andere Seite gekreuzt, großer Spaß.
J hat sich Gedanken darüber gemacht, wieso Leute, die insgesamt mit ihrem Geld sehr haushalten müssen, für Dinge Geld ausgeben, die doch auf der Prioritätenliste gar nicht ganz oben stehen können, seiner Meinung nach und ich finde, das ist ein ganz spannendes Thema, weil ich mir genau darüber auch schon oft Gedanken gemacht habe.
Nach welchen Entscheidungsmustern geben Leute ihr Geld aus?
Ich bin ja eher so der Typ "Sachenkäufer".
Geld für nix auszugeben, also für "Erlebnisse", die dann anschließend einfach sofort verpufft sind, das widerstrebt mir immens.
Mit zunehmendem Alter und zunehmendem Reichtum*, übe ich zwar aktiv, mir wenigstens einige "Erlebnisse" mal bewusst zu gönnen, stelle dabei aber immer wieder fest, dass es eine Menge Dinge in diesem Bereich gibt, die mir schon deswegen wenig Spaß machen, weil ich das Geld dafür als so schrecklich rausgeworfen empfinde.
So haben K und ich uns letztes Jahr mal bewusst ein echtes Wellnesswochenende mit allem Pipapo gegönnt - Zusammenfassung: War ganz nett, aber wenn ich mir überlege, dass ich mir für das gleiche Geld auch eine neue Waschmaschine kaufen könnte, dann fände ich eine Waschmaschine attraktiver. Da ich aber nicht ständig neue Waschmaschinen brauche, lasse ich das mit dem Wellness-Shishi auch sein, das ist es mir einfach nicht wert.
*Dieser "Reichtum" ist für mich vor allem wegen der Absicherung der Zukunft von großer Wichtigkeit. Mittlerweile kann ich ziemlich gelassen in die Zukunft blicken, weil es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch bei mehreren, vorstellbaren worst case Szenarien gleichzeitig nicht zu der Situation kommen wird, dass ich frierend und hungrig unter der Brücke wohnen muss. Ich bin nämlich ganz innen drin ein ziemlicher Schisshase und deshalb immer bestrebt, mich maximal abzusichern. Sieht aber so aus, als ob ich mich in dem Punkt "Finanzen" tatsächlich mittlerweile entspannt zurücklehnen kann.
Zu den Dingen, für die ich bis heute keine Notwendigkeit sehe, dafür Geld auszugeben, gehören zB teure Urlaube und Luxushotels. Überhaupt Hotels, ich werde es bis ans Ende meiner Tage nicht begreifen, weshalb so viele Leute bereit sind, so viel Geld für eine simple Übernachtung auszugeben. Wenn ich wählen kann, ob ich in ein Motel One oder in das daneben liegende Hilton irgendwas Hotel gehen möchte, dann möchte ich bitte immer in das Motel One gehen. Schon deshalb weil dort die netteren Leute sind. Leute, die bereit sind, die Kohle für eine Übernachtung im Hilton irgendwas zu bezahlen, leben üblicherweise in einer Welt, in der ich ganz sicher nicht leben möchte und die ich deshalb auch nicht teilen möchte. Ich möchte auch keine Berührungspunkte zu dieser Welt haben, mir sind diese Menschen einfach nur unangenehm. Gedankenlose Geldverschwendung finde ich egoistisch und rücksichtslos. Wenn Leute so viel Kohle haben, dass sie sie einfach für so einen nutzlosen Kram verschleudern können, dann sollten sie sie doch lieber anderen Menschen geben, die weniger Geld haben und das Geld deshalb deutlich besser gebrauchen könnten.
Denn seien wir doch mal ehrlich: Was ist an einem Hotel für 300€ die Nacht besser als an einem für 60€? Auch für 60€ bekomme ich ein vernünftiges Bett und angemessene, optische Sauberkeit und ein Bad am Zimmer. Was braucht es sonst, wenn man dort einfach nur schlafen will?
Grade weil ich diesen teuren Luxus in vielen Fällen schlicht nicht zu würdigen weiß, ist das für mich also immer rausgeschmissenes Geld.
Ich habe im übrigen in den meisten Fällen auch keinen Spaß an teuren Restaurants. Mir ist das alles too much und ich bin mit einer einfachen Portion Pommes, die gut gewürzt ist, schon sehr glücklich, was soll ich also mit mehr, wenn wenig doch auch schon super ist?
Wenn Erlebnisse etwas wirklich Besonderes bieten, dann bin ich durchaus bereit, mir so etwas als Luxus zu leisten. Eine Ballonfahrt zB plane ich für dieses Jahr.
Wenn für mich das Besondere dann aber gar nichts Besonderes ist, ich musste zB mal unbedingt Fallschirmspringen ausprobieren und fand es dann völlig langweilig und unspektakulär, aber natürlich teuer, dann bin ich nach dem ersten Versuch damit auch durch und gehe statt Fallschirmspringen lieber wieder auf die Sommerrodelbahn, ist für mich eindeutig aufregender.
Was nun Sachen kaufen angeht, habe ich dort natürlich auch meine Prioritäten. Grundsätzlich gilt: Am liebsten oberste Qualität, die dafür gebraucht. Ich kaufe für 100€ also lieber ein gebrauchtes Kleid von Dior statt ein neues von C&A.
Überhaupt kaufe ich Dinge ungern neu. Sachen fabrikneu zu kaufen fühlt sich nämlich auch oft sehr nach rausgeschmissenem Geld an, weil der Wertverlust, den neue Dinge im Vergleich zu guten gebrauchten Dingen haben, derart groß ist, dass ich diesen Wertverlust gerne anderen Leuten überlasse.
Leuten, die 300€ für eine Nacht im Hilton irgendwas Hotel bezahlen zB.
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Als ich vor 12 Jahren nach Greven zog, war ich sehr froh, dieses Haus gefunden zu haben, es ist groß genug, dass wir auch zu fünft noch gut hier wohnen konnten, es liegt verkehrsgünstig dicht an Münster, aber eben nicht IN Münster, so dass die Miete noch durchaus bezahlbar ist.
Mittlerweile haben wir uns auch zu zweit sehr gut breitgemacht in diesem Haus, ich mag es ja, Platz zu haben, allerdings sind die vielen Treppen (das Haus hat immerhin vier Ebenen) nicht unbedingt das, was man unter "altersgerecht" versteht.
Deshalb war mir schon immer klar, dass ich hier nur so lange wohne, wie ich in Münster arbeite. Wenn das mit dem Job erledigt ist, gibt es keinen Grund mehr, noch weiter in genau dieser Gegend wohnen zu bleiben und in genau diesem Haus schon mal erst recht nicht.
Grundsätzlich habe ich mein Zuhause ja sowieso auf Borkum, ich finde es allerdings auch sehr praktisch, gleichzeitig noch irgendwo auf dem Festland ein Standbein zu haben, weshalb wir beschlossen haben, die Nummer mit den zwei Haushalten einfach beizubehalten, ohne feste Berufsverpflichtungen ist dann später eine wöchentliche Pendelei nicht mehr notwendig, so dass die Haushaltwechselei insgesamt deutlich weniger stressig wird.
K besitzt ein Grundstück im Ostwestfälischen, auf dem er schon immer vorhatte, sich irgendwann dort ein Haus zu bauen, das werden wir in den nächsten fünf Jahren also umsetzen und darauf freue ich mich auch schon sehr. Sich im Alter noch mal ein neues Haus zu bauen, das man dann genauso entwirft, wie es zu den eigenen,
Weil diese Pläne alle nicht neu sind, haben wir uns entschlossen, das Haus hier in Greven nicht zu kaufen, sondern lieber noch ein paar Jahre weiter Miete zu zahlen, dafür können wir dann völlig problemlos irgendwann ausziehen und müssen uns um nichts mehr kümmern.
Die Häuser hier sind okay für Leute, die selber darin wohnen wollen, aber als Kapitalanlageobjekte finde ich sie viel zu teuer.
Ich kann allerdings auch verstehen, dass der Verkäufer so viel Geld dafür verlangt, nämlich einfach deshalb, weil es genug Leute gibt, die tatsächlich bereit sind, so viel Geld dafür zu bezahlen.
Gleichzeitig fasziniert mich aber auch, wie viele Leute es mittlerweile gibt, die große Mengen an Geld haben und die diese Art der Kapitalanlage als sinnvoll bewerten. Die Reichen von heute sind aber oft nicht mehr die Reichen von früher. Früher hatte man sein Geld entweder selber verdient und wusste deshalb, wie anstrengend es war, es zu verdienen oder es waren Leute, die schon von klein auf gelernt haben, wie man mit Geld umgeht, weil sie aus einer traditionell wohlhabenden Familie stammen.
Heutzutage gibt es dafür immer mehr "einfache Erben", also Leute, die selber niemals in der Lage wären, so viel Geld zu verdienen und auch nicht dafür ausgebildet wurden, es zu verwalten, die aber Eltern oder Großeltern haben, die es nach dem Krieg durch harte Arbeit und Sparen zu etwas gebracht haben - und genau das hinterlassen sie jetzt ihrer in finanziellen Dingen komplett unbedarft Nachkommenschaft. (Andererseits: Wenn die es jetzt blödsinnig anlegen, ist das auch eine Art Umverteilungsmechanismus.)
Der Wert einer Immobilie ist immer eine Mischung aus Substanzwert und Ertragswert, zumindest wenn man es als Kapitalanlage betrachtet. Für Selbstnutzer gilt das nur eingeschränkt, denn wenn ich selber darin wohnen möchte, spielen auch Faktoren wie Marktangebot, emotionale Bewertung, Image und Dringlichkeit des eigenen Bedürfnisses eine Rolle. Eigentümer wohnen durchschnittlich deutlich länger in ihren Häusern als Mieter, weil das "Wechseln" eben deutlich aufwändiger ist und Eigentümer ermitteln den Wert ihres Wohnens meist nicht als "Miete", einerseits weil es häufig gar keine Vergleichsobjekte gibt andererseits aber auch, und das beobachte ich in letzter Zeit immer häufiger, weil sie vorsichtshalber gar nicht wissen wollen, welchen "Mietwert" ihre Immobilie hat, weil der nicht zu ihrem Selbstbild passen würde.
Eine Besonderheit in unserer aktuellen Gesellschaft ist nämlich auch, dass sich 95% der oberen 10% der Einkommens- und Vermögensverteilung nicht zu den oberen 10% zählen, sondern fest davon überzeugt sind, dass sie zur ganz normalen Mittelschicht gehören. Herr Friedrich Merz zB rechnet sich ja auch nicht zur Geldelite.
Jeder gibt sich immer sehr viel Mühe, sich selber so durchschnittlich wie möglich einzuschätzen, darüber habe ich mich schon oft amüsiert.
Aber zurück zur Immobilie als Kapitalanlage.
Wenn ich eine Immobilie kaufe, um sie als Kapitalanlage zu nutzen, dann wird so eine Immobilie nach ganz normalen Rentabilitätskennziffern beurteilt und das bedeutet, ich bewerte den Substanz- und den Ertragswert.
Zum Substanzwert gehört zum einen das Grundstück, hier kann ich davon ausgehen, dass das Grundstück im Laufe der Zeit üblicherweise nichts an Wert verliert, sondern eher dazugewinnt, zum Substanzwert gehört aber auch das Gebäude und hier sollte man sehr wohl davon ausgehen, dass das Gebäude im Laufe der Zeit an Wert verlieren wird, denn ein ganz normales Gebäude wird heutzutage selten älter als 50 Jahre. Ausnahmen sind denkmalgeschützte Immobilien oder irgendwelche uralt Gebäude, die alle aber irgendwann kernsaniert werden - und so eine Kernsanierung kommt wirtschaftlich meist einem Abriss mit Neubau gleich.
Je jünger ein Gebäude ist, umso jünger wird es wahrscheinlich auch sterben, sprich, aktuell werden sogar viele Häuser aus den 80er schon abgerissen und neu gebaut, weil es wirtschaftlicher ist als die alten Dinger noch mal umfänglich aufzuhübschen.
Die Technik ist in den letzten Jahren in einem derart rasanten Tempo vorangeschritten, dass Häuser, die vor 10 Jahren gebaut wurden, heute teilweise schon technisch komplett veraltet sind. Zum Wohnen gehört halt immer mehr Technik und nicht nur Mauern, Fenster, Dach und Heizung. Da davon auszugehen ist, dass sich die Technikentwicklung in den kommenden zehn Jahren noch mal doppelt so schnell voran entwickeln wird wie in den letzten 10 Jahren, kann sich jeder selber ausmalen, was das für das Lebensalter einer "modernen" Immobilie bedeutet.
Das bedeutet aber auch, dass das Alter einer Immobilie bei der Bewertung eine ganz wichtige Rolle spielt und dass Immobilien, die heute schon 25 Jahre alt sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit die Hälfte ihres Lebens schon hinter sich haben. Was also in 25 Jahren von dieser Immobilie noch Wert hat ist allein das Grundstück, der Rest wird einfach abgerissen. (Und gemeinerweise kostet auch der Abriss noch Geld, Sterben ist nirgendwo kostenlos.)
Der Ertragswert einer Immobilie ist die Miete, die ich dafür bekommen kann, meist als Jahreswert ausgedrückt und gerne auch auf einen Quadratmeter runtergerechnet, so werden die Zahlen handlicher und lassen sich leichter im Kopf überschlagen.
Nehmen wir als Beispiel das Haus hier in Greven.
Je größer die Immobilie desto kleiner der Quadratmeterpreis und weil diese Häuser relativ groß sind, ist der Mietpreis pro Quadratmeter relativ günstig. Setzen wir eine glatte Zahl an - 6 € Miete pro Quadratmeter pro Monat, macht also 72€ Miete pro Quadratmeter pro Jahr. Hier in Greven ist irgendwas mit Mieterhöhungsstopp und was weiß ich, sehr viel mehr wird das in den nächsten Jahren deshalb auch nicht werden, im Moment prügeln ja eh alle auf die Vermieter ein - und ansonsten muss man dann auch erst mal Mieter finden, die bereit sind, so eine hohe Miete zu zahlen, ich kann mir vorstellen, dass das schwierig würde.
Den Kaufpreis der Immobilie kann ich ja auch auf die Quadratmeter verteilen, nehmen wir mal an, der Käufer zahlt 2000€ pro Quadratmeter. Dann bekommt er dafür 72€ Miete, das entspricht einer Rendite von 3,6%.
Hört sich super an, denn schließlich sind die Zinsen so niedrig, dass man die Finanzierung schon für 1% bekommt, bleiben also 2,6% übrig und die kann man in die Tilgung stecken - dann ist ein 100% Kredit nach 38,5 Jahren abbezahlt, das Haus ist schuldenfrei und ich habe keinen Cent Eigenkapital reingesteckt. Perfekt - so geht Kapitalismus.
Blöd nur, dass das Haus nur noch 25 Jahre lebt (siehe oben).
Blöd auch, dass ich als Eigentümer neben der Finanzierung auch noch weitere Kosten zu tragen haben, die der Mieter nicht übernimmt. Laufende Instandhaltungen zum Beispiel (denn natürlich geht bei dem Haus grade mit zunehmendem Alter auch zunehmend was kaputt, ist wie bei Menschen, und bevor es stirbt muss es vorher noch eine ganz Zeitlang gepflegt und beatmet werden. Das kostet.)
Blöd auch, dass es darüber hinaus noch andere Kosten gibt, die ich im Auge haben sollte - was ist zum Beispiel, wenn der Mieter mal seine Miete nicht zahlt bzw. ich keinen Mieter finde und das Haus steht leer?
Und überhaupt - die Verwaltung. Muss auch jemand bezahlen.
Und dann überlegt die Politik im Moment, die Grundsteuer neu zu gestalten und ausschließlich dem Eigentümer aufzubrummen (im Moment kann der Eigentümer die Grundsteuer noch an den Mieter weiterbelasten).
Ich habe für diese Rechnung extra die "kleinen" Zahlen aus Greven genommen - hier kostet ein Quadratmeter tatsächlich noch "nur" 2000 € für ein gebrauchtes Haus, dafür bekommt man auch nur 6€ Miete. Aber im Grunde ist es völlig egal, welche Zahlen man einsetzt, je höher der Kaufpreis pro Quadratmeter, umso höher muss auch die Miete pro Quadratmeter werden und dann kann ja jeder selber rechnen.
Wenn man also so eine Immobilie als Kapitalanlage kauft, dann kann das nur funktionieren, wenn man sie rechtzeitig genug wieder verkauft, also so früh rechtzeitig, dass man noch einen Käufer findet, der bereit ist, dafür mehr zu bezahlen als man selber bezahlt hat - und das geht nur, wenn die Immobilie noch einigermaßen in Schuss ist. Je älter sie wird, umso eher sieht auch der nächste Käufer, was da auf ihn zukommt (bzw. was da grade wegstirbt).
Nun gibt es aber beim Handel mit Immobilien noch ein kleines weiteres Problem - der An- und Verkauf ist nämlich üblicherweise mit hohen Nebenkosten belastet. Bei jedem Kauf/Verkauf wird Grunderwerbsteuer fällig, die Höhe ist je nach Bundesland unterschiedlich, hier in NRW sind es 6,5%, dazu kommen noch Notar- und Gerichtskosten, wenn man Pech hat auch noch Maklerkosten, da belaufen sich die Kaufnebenkosten schon mal schnell auf mehr als 10% - und die müssen dann auch erst noch durch Wertsteigerung verdient werden.
Weil die Kalkulation einer Immobilie mein Alltagsgeschäft ist, habe ich also sehr schnell beschlossen, dass ich dieses Haus hier nicht kaufen möchte, weil ich hier nicht auf Dauer wohnen bleiben möchte und weil ich sehr viel Sorge habe, dass es sich auf lange Sicht als ein wenig profitables Anlagegeschäft erweist.
Aber es gibt ja genug Interessenten, ich gehe davon aus, dass der Neffe der Nachbarn, die drei Häuser weiter nach rechts wohnen, das Haus kaufen wird, der hat nämlich grade geerbt und hat jetzt Anlagenotstand
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Aber von vorne: Bei mir ist "Müll" ja schon seit immer ein wichtiges Thema, und wenn jetzt jemand einwendet, dass "immer" ja wohl nicht der korrekte Zeitraum ist, nun gut, dann eben seitdem Müll in unserer Gesellschaft zu einem Thema wurde.
Ich weiß nicht genau wann das passierte, wann wir also mit dieser deutschtypisch pingeligen Mülltrennung angefangen haben, ich weiß aber, dass der grüne Punkt im Jahr 1990 an den Start ging* und seit mindestens 1990 ist bei mir Müll auch zu einem zentralen Thema geworden, weil ich zu dem Zeitpunkt auch CW kennenlernte und ich damit in ein Sammleruniversum eintauchte, von dem ich mich in dieser absoluten und nahezu kritiklos unbegrenzten Sammelleidenschaft sehr schnell sehr dezidiert entfernte.**
*weil ich im Sommer 1998, immerhin mit dem dritten Kind im achten Monat schwanger und vielleicht deshalb mental besonders instabil, aber damals lernte ich den Geschäftsführer ebendieser Gesellschaft kennen und begann eine heimliche, nichtsdestotrotz aber äußerst intensive und ans stalkermäßig grenzende Schwärmerei für diesen Mann, für die ich heute keine Erklärung mehr habe, die aber der Grund ist, warum ich sehr viel über den grünen Punkt weiß.
**Für CW war Wegwerfen ein Gräuel und er verteidigte sein Hab und Gut grundsätzlich mit Klauen und Zähnen und sehr viel Energie. So brachte er zB in unsere Beziehung und damit in unseren gemeinsamen Haushalt eine weiße Keramikpfanne ein. Die Pfanne war sehr groß und sehr hübsch und nahezu unbenutzt, weil sie nahezu unbenutzbar war. Wenn man sie nämlich benutzte, brannte sofort alles an, das Essen schmeckte schrecklich und es war eine Höllenarbeit, die Pfanne anschließend wieder sauber zu bekommen.
Nach dem dritten misslungenen Versuch, mit dieser Pfanne etwas zu braten, schmiss ich sie wutentbrannt in die Mülltonne, wo CW sie entdeckte und natürlich sofort wieder rausholte - weil sie schließlich sehr schön und nahezu unbenutzt war, man musste sie nur mal sauber machen.
Ich gab der Pfanne also eine weitere Chance, die im selben Desaster endete, die Pfanne war schlicht eine Fehlkonstruktion, diesmal hatte ich dazu gelernt und schmiss die Pfanne bei den Nachbarn in die Mülltonne.
CW hatte aber auch dazu gelernt, wusste, dass ich seiner Pfanne nach dem Leben trachtete und bewachte sie sorgfältig. Als er sie nicht mehr im Topfregal fand, schaute er natürlich sofort in unsere Mülltonne, wo sie auch nicht war, aber Anfang der 90er kannte ich CW noch nicht so lange, ich hatte ihn also peinlich unterschätzt, denn natürlich kontrollierte er anschließend auch die Mülltonnen in der näheren Umgebung und zog die Pfanne deshalb auch triumphierend bei den Nachbarn aus der Tonne. Wir hatten anschließend eine unserer heftigen und lauten Unterredungen, für die wir berühmt waren und ich hatte wichtige Details für den Umgang mit CW gelernt.
Mir war klar, dass ich auf normalem Weg diese Pfanne nicht mehr aus dem Haushalt entfernen kann, es gelang mir dann schließlich ca. sechs Monate später, als CWs Wachsamkeit mal kurz für einen Moment nachließ und er nicht bemerkte, dass ich die Pfanne aus dem Topfregal nahm und dann sorgfältig in Geschenkpapier wickelte, mit einer großen Schleife verzierte und mitnahm zu einer (erfundenen) Geburtstagseinladung nach Düsseldorf, wo ich sie dann nach viel Herumgekurve schließlich mitsamt Geschenkpapier im Hafen versenkte.
Seit ca. 30 Jahren achte ich also sehr genau darauf, dass ich den Müll, den ich in die Mülltonne stecke, auch garantiert loswerde, auf Borkum hat das Müllproblem noch mal ganz andere Hintergründe***, ist aber nichtsdestotrotz mindestens genauso groß, ich habe also insgesamt im Laufe der Jahre ein dezentes Mülltrauma entwickelt.
***dort gibt es keine Mülltonnen, sondern nur Müllsäcke - und die werden mit Begeisterung von den Möwen aufgehackt, weil die genau wissen, dass da oft wunderbare Möwenleckereien drin versteckt sind, auf Borkum ist die Müllentsorgung also mit einem extra Twist versehen, der für eine besondere Herausforderung sorgt.
So, zurück zum Anfang der Geschichte: Ich habe ein "Müllthema" in meiner Biographie und deshalb achte ich sehr genau darauf, dass meine Mülltonnen immer pünktlich rausgestellt werden, damit ich keine Leerung verpasse - und ich hole sie nach der Leerung auch gerne so schnell wie möglich wieder ans Haus, weil ich aus Erfahrung**** den Mülltourismus kenne und meine Tonne nicht für fremden Müll zur Verfügung stellen will. Meine soziale Ader ist eh nicht sehr groß, aber hier ist sie definitiv nicht existent: In meiner Mülltonne soll kein fremder Müll entsorgt werden.
****ein sehr großer, sehr hartnäckiger, aber auch mehrfach ertappter Mülltourist war mein Vater. Der weigerte sich einfach, einen eigenen Müllsack an die Straße zu stellen, weil man den a) kaufen muss und b) auch noch das Palaver mit den Möwen hat.
Er schmiss seinen Müll also grundsätzlich in die öffentlichen Mülleimer, die auf einer Nordseeinsel natürlich überall aufgestellt sind. Dass Einheimische ihren Müll so entsorgen ist allerdings nicht vorgesehen und ertappt wurde er dadurch, dass bei dem von ihm entsorgten Müllkonvolut auch an ihn adressierte Umschläge dabei waren. Da das wohl mehrfach vorkam und mehrfach entdeckt wurde, bekam er irgendwann richtig Ärger. Seitdem schnitt er seine Adresse immer sorgfältig aus, bevor er die Umschläge entsorgte, die ausgeschnittenen Adressen wurden dann einmal im Jahr verbrannt.
Ich weiß also, dass es Menschen wie meinen Vater gibt - und achte deshalb sehr auf den Schutz meiner Mülltonne, wenn ich könnte, würde ich sie abschließen, jedem seine Macke.
Jetzt ist es aber so, dass mir genau das regelmäßig passiert, dass also irgendjemand seinen Müll in meine Mülltonne schmeißt.
Wenn das jemand macht kurz bevor die Mülltonnen sowieso abgeholt werden, also jemand, der sieht, dass in meiner Tonne noch Platz ist und er diesen Platz nutzt, um seinen Krempel auch noch schnell loszuwerden - da habe ich überhaupt nichts gegen. Jeder kann meine Mülltonne nutzen BEVOR sie geleert wird.
Wir haben aber einen Menschen im Umfeld, der schmeißt seinen Müll in meine Mülltonne NACHDEM sie grade geleert wurde. Und das kann ich ja nun mal gar nicht leiden.
Seitdem die Kinder alle ausgezogen sind, ist die Mülltonne viel zu groß für uns. Ich müsste eigentlich endlich mal daran denken, eine kleinere zu bestellen, um nicht immer noch weiter das große, teure Müllvolumen dieser 200l Tonne zu bezahlen, das ist aber eine ganz andere Geschichte und geht außer mir, meinem (verschwenderischen) Gewissen und der städtischen Müllabfuhr niemanden etwas an.
Und auch wenn ich mein eigenes Müllvolumen sozusagen nie aufbrauche, so ärgere ich mich doch sehr, wenn jemand anderes es wie selbstverständlich mitbenutzt.
Der Müll wird hier in Greven so zwischen 7h und 8h morgens abgeholt. Nachdem ich mehrfach feststellte, dass in der frisch geleerten Tonne, die ich abends nach Rückkehr aus dem Büro wieder von der Straße ans Haus holte, bereits wieder neuer, frischer, FREMDER Müll drinliegt, habe ich mir angewöhnt, Dienstags, wenn der Müllwagen kommt, erst die Tonne reinzuholen bevor ich ins Büro fahre.
Neulich war aber bereits um 9h morgens schon fremder Müll in der Tonne, die ich von der Straße reinholte. Sapperlot.
Gestern habe ich deshalb extra darauf geachtet, möglichst früh die Tonne wieder reinzuholen und war ca. 10 Minuten nach dem das Müllauto durch war, schon vor der Tür, um unsere Tonne aus der Fremdmüllgefahrenzone zu holen.
Aber es war schon zu spät. Schon um 8.10h, eine Zeit, zu der ich üblicherweise nur mühsam wach bin, lag bereits fremder Müll in der ansonsten grade frisch geleerten Tonne - und so etwas macht mich sprachlos. Warum tut das jemand? Und was denkt der sich dabei?
Ich habe die (sorgfältig zugeknotete, fremde) Mülltüte mit spitzen Finger wieder aus meiner großen Mülltonne rausgeholt und bin ein Haus weiter zu unseren Floddernachbarn gegangen, wo die Mülltonne üblicherweise sowieso bis Mittwochs mindestens vor der Tür steht - und habe den Fremdmüll einfach eine Tonne weitergeräumt.
Ich habe keine Ahnung, welcher Nachbar Dienstags früh extra so lange wartet, bis das Müllauto grade vorbeigefahren ist, um dann seinen Müll in unserer Mülltonne zu entsorgen, aber ich werde das nicht dulden!
Leiver duad as slaav
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Was ich in diesen zwei Wochen Urlaub alles nicht geschafft habe, ist schon fast legendär, ich mag das gar nicht aufzählen, weil ich mir dann erst recht als Komplettversager vorkomme. Wie kann man nur derart hochfliegende Pläne habe und dann nix davon hinkriegen?
Ich hatte mir nämlich eigentlich vorgenommen, diesmal wirklich richtig ordentlich Urlaub zu machen, also jede Menge Dinge zu tun, für die man nur im Urlaub Zeit hat: Viele Bücher lesen (oder besser: überhaupt mal wieder Bücher lesen und nicht nur unkonzentriert durchs Internet googeln), lange Spaziergänge oder Fahrradtouren machen (meine Schleimbeutel zicken nicht mehr, theoretisch kann ich also wieder laufen), ausgiebig Wellness machen (Sauna, Massage, Schlickpackungen, das volle Programm) und ausführlich Rezepte ausprobieren und ganz tolle Dinge kochen.
Getan habe ich davon: im Wesentlichen nichts. Der Bücherstapel liegt unberührt neben dem Bett, Fahrrad gefahren bin ich maximal zu Lidl - und einmal die Promenade bis ins Dorf, um dort entsetzt sofort wieder umzukehren, weil die Insel im Moment derart absurd voll ist, dass ich im Dorf klaustrophobische Anfälle bekomme (liegt daran, dass kein Strandwetter ist, im Sommer sind auch so viele Menschen auf der Insel, die laufen aber nicht alle gleichzeitig in der Gegend rum, sondern liegen in Mengen brav und bewegungslos am Strand, wo sie sich deutlich weniger störend bemerkbar machen). Wellness habe ich deshalb schon mal komplett gestrichen, weil man sich dort im Moment wahrscheinlich zu Tode quetscht, aber ich war noch nicht mal in der heimischen Badewanne, weil mir all diese guten Vorhaben letztlich dann doch viel zu stressig waren.
Ich weiß nicht so genau, was ich stattdessen gemacht habe, aber gekocht auch nicht, seit dem die Kinder weg sind, ernähren wir uns hier von Kühlschrankresten und verlottern mit viel Genuss vor uns hin.
Mein Vorhaben für 2020: Mit noch mehr Freude nichts tun, auch (oder sogar insbesondere?) keine guten Dinge.
Wenn der Weg das Ziel ist, dann brauche ich doch nur zu beschließen, dass ich schon da bin - und zack! wird das Leben ausgesprochen angenehm und vor allem muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich mich verlaufe.
Ich habe für 2020 also sehr bewusst NICHT vor:
• endlich mal mehr Sport machen
• mich gesünder zu ernähren
• bewusster zu leben
und dadurch
• mehr auf meine wahren Bedürfnisse zu achten,
weil, alles was sinnvoll ist ergibt sich von ganz allein, wenn ich außer den Dingen, die ich aus externen Gründen tun muss, ansonsten einfach nur das mache, wodrauf ich Lust habe.
Und wenn ich dann am Ende des Jahres komplett verfettet mit 300er Blutdruck an einem Herzinfarkt versterbe, weil ich vorher weder Lust auf Sport, noch auf gesunde Ernährung oder bewusstseinserweiternde Selbstfindungsmaßnahmen hatte - nun, dann hatte ich aber unbestritten ein wirklich geiles Jahr vorher.
Deshalb habe ich die letzten zwei Wochen auch wirklich genossen, sich einfach nur hängen lassen und keinem Anspruch auch nur im Ansatz genügen, das ist schon eine wirklich feine Sache
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Für mich ist die Antwort schwierig, weil ich einerseits natürlich hauptsächlich arbeiten gehe, weil ich damit Geld verdiene (zumindest habe ich es deshalb mal begonnen zu tun), andererseits gehe ich aber auch arbeiten, weil ich nicht wüsste, was ich besseres tun könnte.
So habe ich sicher keine Lust, meine Zeit überwiegend damit zu verbringen, dass ich zuhause rumsitze und darauf warte, dass K heimkommt und gleichzeitig hätte ich noch viel weniger Lust darauf, dann im Wesentlichen auch allein für die anfallende Hausarbeit verantwortlich zu sein, was gefühlt automatisch eine unausgesprochene Erwartungshaltung wäre, weil, wenn man keiner bezahlten Lohnarbeit nachgeht, muss man ja irgendwas mit seiner Zeit anfangen.
So wenig, wie ich tatsächlich überwiegend keine Lust habe, ins Büro zu gehen, so wenig fällt mir aber auch ein, was ich alternativ tun könnte, denn die einzige Alternative, die mir wirklich Spaß machen würde, nämlich irgendwas gemeinsam mit K zu machen, fällt aus, weil K ja keine Zeit hat, wenn er selber noch arbeiten geht.
Deshalb lautet meine Antwort, dass ich natürlich sofort aufhören würde zu arbeiten, wenn ich mein Gehalt auch ohne Arbeit bekäme, aber nur dann, wenn für K dasselbe Angebot gilt und wir dann beide gemeinsam nicht mehr arbeiten müssten. Wenn K dagegen unverändert weiterarbeiten muss, dann würde ich einfach auch weiterarbeiten und dann halt das doppelte Geld verdienen, aber alternativ zu Hause bleiben und den Haushalt machen, finde ich keine erstrebenswerte Alternative.
Wenn ich Single wäre und K gäbe es nicht, wäre meine Antwort sicherlich auch noch mal eine andere, aber es sind halt immer jede Menge "wenns" zu bedenken und in der aktuellen Konstellation, in der die Realität halt ist wie sie ist, ist für mich die Bezahlung in meinem Job sicherlich wichtig, aber nicht mehr der einzige Grund, weshalb ich den Job mache.
In meinem Job erledige ich Dinge, die getan werden müssen, wenn ein Unternehmen erfolgreich funktionieren soll, ich bin zuständig für die Organisation der Verwaltung, das Rechnungswesen und das Controlling.
Diese Sorte Jobs sind üblicherweise ziemlich gut bezahlt.
Und genau deshalb habe ich mich auch für diesen Beruf ausbilden lassen, weil die Frage, in welchem Beruf ich mit dem geringsten Aufwand und gleichzeitig der höchsten Sicherheit das meiste Geld verdienen kann, das entscheidende Hauptkriterium war, als ich mir vor knapp 40 Jahren überlegt habe, was ich denn künftig für einen Job machen könnte.
Ich gebe es ganz offen zu: Mir ist Geld wichtig.
Mir ist es allerdings überhaupt nicht wichtig als Statussymbol oder als Vergleichsmaßstab beim Schwanzvergleich, mir ist es einfach nur wichtig als persönliche Absicherung meiner Freiheit und als Grundlage dessen, was ich mir unter einem "guten Leben" vorstelle.
Selbstverständlich gibt es unendliche viele Definitionen, was sich einzelne Menschen unter einem "guten Leben" vorstellen, meine Definition als Kind/Jugendliche lautete: Ich möchte mir jederzeit eine Portion Pommes Frites mit Sauce kaufen können und immer noch genug Geld übrig haben, um mir ein Busticket in die nächste Stadt leisten zu können - und ich möchte dabei nicht von dem Wohlwollen eines anderen abhängig sein.
In der Familie meiner Kindheit war Geld ständig knapp. Überall musste gespart werden, gekauft wurden nur Dinge, die man nicht selber machen oder selber anbauen konnte.
Mit 15 bekam ich 5 DM Taschengeld in der Woche, eine Portion Pommes Frites mit Schaschliksauce kostete 1,20 DM, eine Busfahrkarte in die nächste größere Stadt 2,50 DM, wirklich weit kam ich mit meinen 5 DM also nicht.
Mein Wunsch damals: Ich möchte so viel Geld haben, dass ich - wenn ich will - jeden Tag Pommes Frites essen kann und ich will jederzeit die Möglichkeit haben, genau dorthin zu fahren, wo ich hin möchte UND ICH MÖCHTE DAS MIT NIEMANDEM DISKUTIEREN!
Im Wesentlichen würde ich diese Wünsche heute immer noch als die zentralen Vorstellungen für ein "gutes Leben" nennen, wobei mir die Unabhängigkeit dabei immer am allerwichtigsten war. Als Kind musste ich mich bei meinem Vater rechtfertigen, wofür ich mein Taschengeld ausgab, womit der Grundstein für meine extreme Abneigung gegen finanzielle Abhängigkeit und Kontrolle sehr früh gelegt war. Das Mutter-und-Hausfrau-Modell war damit für mich schon mit 15 absolut keine Option mehr. NIEMALS hätte ich meine Freiheit dafür aufgegeben, weshalb ich auch mit 15 sehr sicher war, dass ich keine Kinder haben will.
Als erstes sorgte ich also sehr früh dafür, dass ich selber Geld verdiente, erst mit Nachhilfe und dann mit Blockflöten- und Klavierunterricht, ich war aber auch Türsteher in einer Disco (wo ich dann sogar Karriere machte und mich bis zur Chefbedienung hochgearbeitet habe), ich hatte eine Putzstelle (weil die für eine Stunde Putzen mehr bezahlten als andere für eine Stunde Klavierunterricht) und ich habe eine Zeitlang als Mannequin und Messehostess gearbeitet (groß und dünn genug war ich ja).
Gleichzeitig nahm ich natürlich zusätzlich das Taschengeld und anschließend den Unterhalt während des Studiums ohne Bedenken an, weil ich mir durch mein selbstverdientes Geld eine Unabhängigkeit erarbeitet hatte, die mir Taschengeld und Unterhalt als angenehmes add-on erscheinen ließ, auf das ich im worst case aber jederzeit hätte verzichten können. MIT Taschengeld und Unterhalt konnte ich mir aber auch sehr früh dieses angestrebte Luxusleben leisten - ich aß damals enorm viel Pommes Frites und fuhr nicht mehr Bus, sondern hatte ein eigenes Auto.
Aber sehr viel größer wurden meine Luxusbestrebungen nie und ich würde bis heute behaupten, dass ich nicht sehr viel mehr als Pommes Frites, eine individuelle Mobilität und eine maximale finanzielle Unabhängigkeit brauche, um zufrieden zu sein.
Ich glaube, diese finanzielle Unabhängigkeit ist das Trauma meines Lebens. Meine allerallergrößte Sorge war stets, dass ich aus welchen Gründen auch immer jemand anderen um Geld bitten muss. Deshalb wollte ich stets einen Job haben, bei dem es absolut selbstverständlich ist, dass er gut bezahlt ist und bei dem der Arbeitgeber hinter dem Arbeitnehmer herläuft, denn auch Gehaltsverhandlungen gehören zu den Dingen, die ich im Wesentlichen verweigere.
Mein Glück war, dass BWL und Steuerrecht zufällig zu den Dingen gehören, für die ich eine gewisse Grundbegabung mitbringe. Hätte ich nur unter Jobs wie Kunsthistoriker, Kindergärtner oder Maurer wählen können, um meine berufliche Erwartungshaltung (hohes Gehalt und sicherer Arbeitsplatz) umsetzen zu können, hätte ich sicher noch mal neu überlegt, aber unter den gegebenen Bedingungen war die Entscheidung einfach und schnell getroffen.
Eine Überlegung, die bei der Berufswahl für mich übrigens nur eine sehr untergeordnete Rolle spielte, war die Frage, ob mir der Job Spaß macht. Es reichte, wenn ich es nicht allzu gruselig fand, was ich da gegen Bezahlung so arbeitete.
Im Rahmen meiner Jobberei als Mannequin und Messehostess bekam ich dann auch einmal das Angebot für eine "persönliche Begleitung" eines älteren Herren* und ich fand das völlig cool. 500 DM sollte ich für einen Abend bekommen - und noch ein schickes Abendessen. Ich habe da gründlich drüber nachgedacht und mich schließlich sehr klar und rational für diesen Job entschieden, denn hey, wo ist das Problem? Ist doch nur im Kopf, also abstellbar.
Dachte ich.
Klappte nicht ganz.
Ich lernte an dem Abend, dass mein Unabhängigkeitsanspruch ein absoluter war und ich es weder leiden konnte, jemandem finanziell ausgeliefert zu sein, noch körperlich. Deshalb bin ich an dem Abend noch rechtzeitig in dem Restaurant durchs Klofenster in den Hinterhof geklettert und von dort aus getürmt - unangenehmen Diskussionen entziehe ich mich übrigens sehr gerne durch Weglaufen.
*rückwirkend betrachtet war der Mann damals wahrscheinlich höchstens Mitte vierzig, ich muss grade ein wenig grinsen, wie sich da im Laufe des eigenen Älterwerdens die Beurteilung verschoben hat, aber in meiner Erinnerung war er damals definitiv ein alter Mann
Das fällt mir jetzt alles so ein, wenn ich darüber nachdenke, weshalb ich den Job mache, den ich mache und wie sich für mich die Bedeutung von Geld im Laufe der Zeit verändert hat. Denn eigentlich hat sich hier kaum etwas verändert, mir ist Geld immer noch wichtig als Absicherung der finanziellen Freiheit, da ich aber genau dieses Ziel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dauerhaft bis an mein Lebensende jetzt schon erreicht habe, ist für mich auch ein starker Antriebsfaktor weggefallen, überhaupt noch zu arbeiten.
Da ich aber gleichzeitig auch finde, dass es sich nicht lohnt, das eigene Leben nur für einen begrenzten Zeitraum komplett anders zu organisieren und umzukrempeln, arbeite ich eben einfach weiter, werde weiter dafür bezahlt - und kokettiere mit dem Bewusstsein, dass ich dadurch mehr Geld habe als ich brauche.
Denn genau das ist ja auch so ein Thema: Geld einfach deshalb auszugeben, weil es da ist, widerstrebt mir mindestens so sehr wie Gehaltsverhandlungen. Mein Ausgabeverhalten hat sich in den letzten Jahren also nur sehr wenig verändert und ich fürchte auch, um Geld wirklich mit vollen Händen zu verplempern, fehlt mir jede Begabung.
Ich leiste mir zB den Luxus von inzwischen acht verschiedenen Gleitsichtbrillen (plus drei Sonnenbrillen) - und ich werde mir wieder neue kaufen, wenn ich Gestelle sehe, die mir gefallen. Einfach weil es mir Spaß macht. Ich finde aber, es reicht, wenn ich mir die als Set im Sonderangebot bei eyes&more kaufe. Auf Vergleichspreise bei einem normalen Optiker umgerechnet habe ich also wahrscheinlich höchstens eine bis anderthalb Brillen - aber ich bezweifle, dass ich durch die etwas anderes sehen würde.
Es gibt eine Menge Luxus, die ich mir sehr bewusst und überlegt leiste, bspw. auch die Verweigerung, mein Haus auf Borkum an Gäste zu vermieten, denn entgangene Einnahmen sind betriebswirtschaftlich das gleiche wie Ausgaben, aber auf diese Einnahmen verzichten zu können, das ist ein Luxus, den ich mir mit Wonne leiste. Und da das Haus auch komplett abbezahlt ist, kostet es nur noch die laufenden Nebenkosten, die so ein Haus eben verursacht, insgesamt also sehr überschaubare Beträge.
Umgekehrt verzichte ich dafür auf viele Dinge, die für andere ein Luxus sind, die mir aber wenig oder gar nichts bedeuten, weshalb der Verzicht kein Verzicht ist, weil ich ja auch keinen Mehrwert dadurch hätte.
Ich brauche zB normalerweise keine "neuen Dinge" im Sinne von "Erstbesitzer" oder so.
Ich habe in meinem Leben zweimal einen fabrikneuen Neuwagen besessen, einen habe ich geschenkt bekommen (und hätte genauso gerne auch einen gebrauchten genommen) und den zweiten habe ich mir selber gekauft, einfach weil es das Modell mit der Ausstattung nicht gebraucht gab und gleichzeitig der Neupreis durch irgendwelche seltsamen Rabattkonstellationen des Händlers so sehr gesenkt wurde, dass es nur noch unwesentlich teurer war als ein gebrauchtes Auto mit anderer/schlechterer Ausstattung. Aus genau diesem Grund habe ich genau dieses Auto auch einfach mal so auf dem Rückweg vom Kindergarten gekauft. Ich besuchte damals öfter mal Autohäuser auf der Rückfahrt vom Kindergarten, N hatte nämlich damals eine starke Zuneigung zu Autoprospekten und so klapperte ich mit ihm systematisch alle Autohäuser im Umkreis ab, eigentlich um das Kind zu bespaßen, aber in einem habe ich dann auch tatsächlich ein Auto gekauft. - Und es über 16 Jahre gefahren.
Genauso wenig wie neue Autos brauche ich sonstige Dinge in neu. Meine Garderobe stammt zu 95% vom Flohmarkt oder aus dem Secondhandshop, das gleiche gilt für meine Inneneinrichtung oder andere "Investitionsgüter".
Urlaub im Sinne von Verreisen ist mir mittlerweile nicht nur unwichtig, sondern sogar schon eher anstrengend geworden, K würde gerne mehr Verreisen, zum Glück haben wir dafür nicht genug Zeit :-)
Und meine Alltagseinkäufe erledige ich schon aus reiner Bequemlichkeit am allerliebsten beim Discounter und mit einer ziemlich unspektakulären Einkaufsliste, die nur sehr selten mal Dinge enthält, die auf dem Bon nachher zweistellig ausgewiesen werden.
Ich habe einen ausgesprochen undifferenzierten Geschmack, Feinkostartikel finde ich in den allermeisten Fällen langweilig, das gleiche gilt übrigens für teure Restaurants. Im Zweifel träume ich immer noch von einer Portion Pommes Frites mit Schaschliksauce als Lieblingsessen aller Zeiten, italienische Gourmetlokalitäten haben mich dagegen fast noch nie überzeugt.
Das alles zusammengenommen führt dazu, dass ich tatsächlich nur ein relativ geringes Monatsbudget für laufende Ausgaben benötige und deshalb so entspannt davon ausgehe, dass ich alles, was ich mindestens im Monat brauche, auch bestimmt zur Verfügung haben werde.
Aktuell arbeite ich also nicht mehr, weil ich Geld verdienen muss, sondern nur, weil ich noch kein besseres Konzept für die nächsten fünf Jahre gefunden habe. Aber wenn ich mich für meine Arbeit bezahlen lasse, dann habe ich auch den Anspruch an mich selber, sie ordentlich zu machen - und genau deshalb jammere ich so oft darüber, weil anstrengend ist es dann halt schon
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In Erinnerung blieb mir ein Spruch vom Chef erster Ordnung, der auf keinen Fall "Suchen Hausmeister m/w/d" in eine Stellenanzeige aufnehmen will, er findet das extrem ausgrenzend und rassistisch und meint, wir sollten uns mit jeder Sorte Bewerbung offen auseinandersetzen und nicht nur nach männlich/weiß/deutsch suchen.
Dann bekam ich ein Schreiben von einer unserer Banken, die jetzt auch Negativzinsen auf Guthabensalden erhebt, der Freibetrag ist unangenehm niedrig, es wird wohl eine teure Sache künftig, weil wir in der Firma mit großen Zahlen arbeiten und ich eine hohe Liquidität üblicherweise gar nicht vermeiden kann.
Allerdings hatte ich gleichzeitig eine geniale Idee, wo ich überflüssige Liquidität ganz wunderbar sicher und zinsfrei parken kann: Ich werde jetzt einfach einen Abzugsposten in der Steuererklärung vergessen, so dass wir zunächst kein Einkommen von 3 Millionen, sondern von 30 Millionen versteuern. Dann wird die Steuer ca. 10 Mio. zu hoch festgesetzt - und wenn ich das Geld zurückbrauche, stelle ich einen Änderungsantrag, weil mir plötzlich doch der Fehler aufgefallen ist. Steuerhinterziehung kann das ja auf gar keinen Fall sein.
Die Zinsen für sichere Anleihen sind derart im Keller, dass selbst 10jährige Bundesanleihen (ZEHN JAHRE!) noch mit einem negativen Zins versehen sind.
Aktuell liegt der bei 0,37%, d.h. wenn ich dem deutschen Staat eine Millionen Euro für 10 Jahre fest verleihe, dann muss ich ihm dafür, dass er in diesen 10 Jahren gut auf das Geld aufpasst, jedes Jahr 3.700€ "Aufpassgebühren" bezahlen. Und das ist günstiger, als wenn ich das Geld nur kurzfristig bei der Bank unterbringen möchte, da muss ich 0,50% zahlen, also 5.000 € pro Jahr.
Ich finde das deshalb so schräg, weil 1 Millionen Euro absolut betrachtet wirklich nicht viel Geld ist. Noch nicht mal in kleinen Scheinen, das ist alles noch durchaus überschaubar und passt gut in einen normalen Safe. Unter diesem Aspekt bin ich sehr gespannt, wie sich künftig die deutsche Einbruch- und Diebstahlsszene entwickeln wird.
Gleichzeitig rüstet der Staat aber auch gegen Geldwäscher auf, das "in den Verkehr bringen" von Bargeld wird immer komplizierter.
Das wird noch alles sehr, sehr lustig....
Unter dem Aspekt der unterschiedlichen Bewertung von Ländern, finde ich diese Seite sehr spannend, weil hier die Renditen vieler verschiedener Länder nebeneinander gestellt werden.
Für 10jährige deutsche Staatsanleihen muss der Anleger also jährlich 0,37% bezahlen, dafür hat er die mit dreifach AAA eingestufte Superbonität des deutschen Staates als Sicherheit, die dafür steht, dass er nach 10 Jahren sein Geld auch wieder zurückbekommt. (Natürlich abzüglich der Zinsen in der Zwischenzeit.) Ähnlich miserabel sieht es in Ländern wie Dänemark und den Niederlanden, am allerschlimmsten ist es in der Schweiz, kein Wunder, da wollen ja alle ihr Geld hinbringen, die können sich nur noch mit richtigen hohen Prohibitivzinsen dagegen wehren.
Wenn ich mein Geld allerdings nicht dem deutschen Staat zum Aufbewahren gebe, sondern dem griechischen, dann bekomme ich tatsächlich sogar positive Zinsen, ganze 1,4% für 10 Jahre (also jährlich natürlich), dafür muss ich aber auch die gesamten 10 Jahre mit dem Risiko leben, ob die Griechen noch bis dahin durchhalten und nicht lieber vorher mal einen Staatsbankrott erklären, das ist nämlich die bequeme Methode, wenn man bemerkt, dass man seine Schulden sowieso nie mehr zurückzahlen kann.
Dann wäre ich mein Geld natürlich komplett los, oder anders ausgedrückt: Das entspricht dann einem Negativzins von 10% pro Jahr :-)
Wenn man es so rum sieht, ist es in Deutschland mit nur 0,37% Negativzins dann richtig günstig für Anleger.
Was mich an der Übersichtsseite mit den Renditen der verschiedenen Staatsanleihen allerdings am meisten überrascht hat, ist Norwegen: Aus Sicht des Finanzmarktes ist Norwegen als Schuldner ungefähr genauso sicher (oder eben nicht) wie Griechenland - und ich muss zugeben, das hatte ich nicht auf dem Schirm. Was'n Glück, dass ich mit Norwegen sonst nix zu tun habe, denn diese Zahl hat mich echt erschreckt
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J ist ja viele Jahre so gependelt, allerdings saßen diese Mädchen nicht dort, wo die Internatsschüler üblicherweise sitzen, sondern an einer ganz anderen Stelle im Schiff und während ich am Nachbartisch gar nicht umhin kam, ihr Gespräch mitzuhören, war ich auch sehr schnell davon überzeugt, dass diese vier sicher nicht aufs Internat gehen, um dort Abitur zu machen. Denn auch mit einer schlechten Meinung über das Niveau heutiger Abiturienten - so schlecht kann die Meinung nicht sein, dass man diesen Vieren zugetraut hätte, angehende Abiturientinnen zu sein.
Mich faszinierte an ihrem Gespräch vor allem, dass jede etwas aus ihrem Ausbildungsalltag erzählte, was sie im Brustton der tiefsten Empörung vortrug, denn der allgemeine Tenor war: "Es ist wirklich unverschämt, was die Ausbilder alles von einem erwarten, die setzen einfach ein Grundwissen voraus, was in der Form niemand haben kann."
Und dann erzählte jede, wie sie sich nur mit viel persönlichem Einsatz und Glück grade eben noch so durch die letzte Klausur gerettet hatte, weil, das alles zu wissen, was da abgefragt wurde, das ist schlicht unmöglich.
Die erste erzählte ohne jede Scheu, dass sie persönlich ja nie Prozentrechnung gelernt habe. Da wäre irgendeine Umstellung im Lehrplan auf der Realschule gewesen, dann hätte auch noch der Lehrer gewechselt und dann sei sie selber krank gewesen - also, Prozentrechnung, das wüsste sie bis heute nicht, wie das geht. Aber neulich in der Klausur, da hätte sie einfach mit Prozenten rechnen müssen - ohne zu wissen, wie das überhaupt geht. Das sei schon ein starkes Stück, dass da niemand gefragt habe, ob überhaupt alle Prozentrechnung können.
Aber sie hätte die Klausur trotzdem bestanden, zum Glück seien in der Medizin ja alle Klausuren nur Multiple Choice Fragen und da hätte sie einfach die Antworten angekreuzt, wo die ähnlichsten Zahlen verglichen mit der Fragestellung vorkamen, sie hätte sogar 85% Punkte gehabt, dabei ist Medizin ja bekanntlich wirklich ein schwieriges Studium.
Mich verwirrte diese Aussage sehr, denn wie kommen Menschen, denen ich schon spontan kein Abitur zutraue, an einen Studienplatz für Medizin?
Die nächste erzählte dann etwas aus ihrem Alltag und dass sie einen Stundenplan hätte, wo einfach nur die Obergriffe der Fächer draufstehen, also Staatsrecht oder Zivilrecht, aber überhaupt keine Details, welchen Bereich aus dem Staats- oder Zivilrecht man in welcher Vorlesung macht, das müsse man ganz alleine rausfinden.
Es fielen dann noch Wörter wie "Semester" und "Dozent" und ich wurde immer verwirrter.
Die eine studiert Medizin, die andere Jura?
Und alle machen den Eindruck, als könnten sie alternativ auch in einer Reality-Show im Privatfernsehen auftreten, meine Welt geriet zugegebenermaßen leicht ins Wanken.
Ich hörte also immer weiter zu, inzwischen sehr neugierig und schielte dann auch rüber, als sie alle begannen, irgendwelche Hefter auszupacken, weil sie wohl noch "Hausaufgaben" machen mussten oder zumindest dringend noch etwas lernen wollten.
Es stellte sich schließlich heraus, dass alle vier eine Ausbildung in Emden machen und sich nur zu viert eine Wohnung teilen, weil das WG-Leben für Auszubildende, die nicht zu Hause wohnen können, deutlich preiswerter ist. Die eine wird Re-No, die andere Arzthelferin, was genau die beiden anderen machen, habe ich nicht mehr verfolgt, aber meine Welt war wieder grade gerückt, als feststand, dass keine der vier Frauen studierte und auch keine Abitur hatte, sondern sie eben alle nach der 10. Klasse eine Ausbildung auf dem Festland begonnen hatten.
Weshalb ich das erzähle? - Weil mich fasziniert hat, mit welcher Selbstverständlichkeit sie für ihre Ausbildung Wörter benutzten, die ich sonst nur mit einem Universitätsstudium in Zusammenhang gebracht hätte und wie sehr sie selber auch davon überzeugt waren, dass eine Arzthelferin im Grunde ein vergleichbares Medizinstudium machen muss, um die Prüfung zu bestehen und dass sie aber gleichzeitig auch keinerlei Problembewusstsein hatten, dass es eventuell ihre Aufgabe sein könnte, fehlende Grundkenntnisse in der Mathematik selbstständig nachzuholen.
Die angehende Re-No erklärte den anderen selbstbewusst, wie ein Kaufvertrag zustande kommt und dass der Verkäufer dem Käufer einen Antrag macht, den der Käufer entweder unverändert annimmt, wenn er aber eine Änderung einbaut, dann ist der Vertrag nicht geschlossen, sondern jetzt hat der Käufer dem Verkäufer einen Gegenantrag gemacht. Und sie schmückte ihren Vortrag noch mit vielen weiteren Beispielen und vielen anderen, falsch verwendeten Fachbegriffen aus.
Das war alles sehr niedlich und auch die angehende Frau Doktor mit der fehlenden Prozentrechnung war schon sehr süß - ich habe dann allerdings länger darüber nachgedacht, welche Welt jetzt eigentlich realer ist: Die Welt, in der diese vier Frauen ganz selbstverständlich und von keinerlei Zweifeln geprägt ihr tägliches Leben auf einem Niveau leben, was die Wertigkeit ihres eigenen Selbstbildes eindeutig unterstützt - oder meine Welt, die eine deutliche Bildungsklassenunterscheidung macht, in der deshalb Ärztin und Arzthelferin ungefähr so viel gemein haben, wie Kind und Kindergärtnerin.
Ich bin zu keiner abschließenden Meinung gekommen, denn für die Auszubildenden ist es bestimmt besser, mit einem großen und starken Selbstwertgefühl durchs Leben zu marschieren, um sich nicht unnötig klein und unbedeutend wegzuducken, wenn die Obermenschen mit der Universitätsausbildung daherkommen, als Patient oder Mandant möchte ich dann aber doch lieber von einem richtigen Arzt oder Anwalt behandelt oder beraten werden, ist vielleicht alles eine Frage des Blickwinkels
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Heute gab es ein Interview mit Marina Weißband, die ziemlich kluge Dinge gesagt hat, finde ich.
Am meisten beeindruckt hat mich ihre Aussage, dass die Menschen viel zu wenig Selbstbestimmung lernen, dass sie schon in der Schule nicht genug Verantwortung für sich selbst, geschweige denn für andere übernehmen müssen. Darauf folgt dann, dass sie ihre Umgebung nicht als etwas wahrnehmen, auf das sie Einfluss haben.
Mit diesem Satz wurde mir plötzlich sehr viel klar, denn genau das ist es, was mich so oft an anderen Menschen stört: Menschen, die ihre Umgebung einfach nur passiv ertragen und darauf hoffen, dass da schon immer jemand sein wird, der "es" für sie richten wird, die gehen mir ganz massiv auf den Senkel.
Wenn dann niemand da ist, der ihnen das Leben, was sie gerne hätte, konsumgerecht vor die Nase hält, dann beschweren sie sich. Entweder wählen sie AFD oder sie ertrinken in Selbstmitleid und finden alles trüb und schrecklich, burn out schon bei Kindern, weil es ja so entsetzlich viel Stress ist, sich um sich selber kümmern zu müssen.
Hier geht es zu den interessanten Passagen in dem Podcast
Mist, der Link funktioniert nicht so, wie ich mir das vorstellte, also dann eben mit Erläuterung: ab ca. Minute 17 kommt der Teil, der mir am besten gefiel.
Ein Satz, der mich sehr getriggert hat:
Wenn ein Jugendlicher so aufwächst, dass er in einen Raum kommt und da ist ein Mülleimer umgekippt und er betrachtet das als seine Pflicht, den aufzuheben, also er betrachtet diesen Raum als seinen Raum, dann läuft er weniger Gefahr radikalisiert zu werden.
Dieser Satz beschreibt genau das, was mich so oft stört: Da kommen Menschen in einen Raum, wo ein Mülleimer umgefallen ist - und sie steigen drüber, weil sie sich nicht zuständig fühlen. Es wird sich schon jemand finden, der den Müll wegräumt, aber sie kommen gar nicht auf die Idee, dass sie es auch selber tun könnten.
Das ist das Verhalten von kleinen Kindern. Von so kleinen Kindern, dass sie es noch gar nicht anders kennen, als dass da immer jemand ist, der sich kümmert. Sie sind daran gewöhnt sind, dass es Eltern gibt, die ihnen den Weg freiräumen und die einfach noch nie gelernt haben, Verantwortung für sich und ihr eigenes Leben zu übernehmen.
Sie haben dafür aber auch noch keinen gleichberechtigten Platz in der Familie.
Problematisch wird es, wenn Menschen erwachsen werden und es immer noch nicht gelernt haben. Das mit der Verantwortung für sich selber und der eigenen Zuständigkeit dafür, dass es einem gut geht und dass man Dinge verändern kann, die nicht schön sind oder einem nicht gefallen und dass ein umgefallener Mülleimer eben einfach nur signalisiert: Heb mich auf. Wenn sie zwischen umgefallenen Mülleimern leben, bedeutet es eben nicht, dass sie zu den abgehängten Menschen im Leben gehören, weil sie keine eigene Putzfrau mehr haben, sondern nur, dass hier endlich mal aufgeräumt werden muss.
Und ja, ich gebe sofort zu, dass man nicht ständig und sofort und als erstes höchstpersönlich und selber jeden umgefallenen Mülleimer aufsammeln muss - wenn man sich von dem Dreck um einen herum aber gestört fühlt, dann finde ich es viel sinnvoller, den Mülleimer aufzuheben als darüber zu jammern, dass man im Dreck leben muss
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Ich meine, ich weiß, dass alle Menschen träumen, aber ich kriege normalerweise nicht mit, dass ich träume. Ich schlafe entweder und dann bin ich zu 100% mit Schlafen beschäftigt und habe keine Zeit für etwas anderes, oder ich bin wach. Falls ich also während des Schlafens träumen sollte, wovon ich zwar grundsätzlich ausgehe, weil alle Schlafforscher steif und fest behaupten, dass jeder Mensch beim Schlafen träumt, dann liegt es wohl an der fehlenden Überleitung von Schlaf zu wach, dass ich mir nicht merke, was ich träume.
Ich schlafe ja auch innerhalb von Sekunden ein. Hinlegen, Augen zu, weg.
Überhaupt ist Schlafen meine alltime Alternativbeschäftigung, wenn ich sonst nichts Besseres zu tun habe.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mehr schlafe, als das Leben Platz für Träume bietet, ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich mich üblicherweise nicht an irgendwelche Träume erinnern kann.
Was natürlich auch bedeutet, ich muss mich nicht mit Traumdeutung beschäftigen und ich habe keinen langen Grübelphasen, die mich vom Schlafen abhalten, grundsätzlich ja beides eher positiv, nicht wahr?
Neulich habe ich aber doch geträumt und dieser Traum verfolgt mich jetzt.
Ich habe nämlich von meinem Vater geträumt und von einer ganzen Gruppe von Kindern, die zum Teil auch meine Geschwister waren* - und die Kinder haben sich nach und nach alle umgebracht, einer nach dem anderen und alle hatten denselben Grund: Sie konnten die Forderungen meines Vaters nicht erfüllen.
*Man sollte dazu wissen, dass ich zwei Geschwister habe, die gestorben sind und dass mein Vater Grundschullehrer war und damit viel mit kleinen Kindern zu tun hatte.
Mein Vater predigte nämlich, wie man sein Leben richtig zu leben hat:
"Ich bin auf der Welt, um anderen Menschen eine Freude zu machen! Andrea, wiederhole den Satz!"
Und Andrea wiederholte den Satz, wobei sie beim Sprechen immer leise wurde: "Ich bin auf der Welt, um anderen....", das "machen" war schließlich kaum noch zu verstehen. Weil sie so leise war, forderte mein Vater sie auf, den Satz noch mal laut und deutlich zu wiederholen. Andrea murmelte aber nur noch "Machen, machen, machen" - und sprang dann von einer hohen Mauer ins Nichts.
So verschwand ein Kind nach dem anderen und ich stand daneben und staunte.
Mein Vater hatte auch versucht, mich den Satz wiederholen zu lassen, was ich tat: "Du bist auf der Welt, um anderen eine Freude zu machen." und diese Antwort rettete mich wohl vor weiteren Folgen, er beschäftigte sich einfach nicht weiter mit mir.
Ich aber fragte mich, wieso waren diese Kinder so dumm und taten, was er sagte? Wieso ist überhaupt irgendjemand so dumm und tut, was ihm irgendjemand anderes vorschreibt, ohne selber darüber nachzudenken, ob er das sinnvoll findet?
Dass unter den Kindern, die sich da ins Nichts stürzten auch Geschwister von mir waren, fand ich zunächst nicht weiter schlimm, denn ich kannte diese Geschwister nicht. Ich wusste zwar, dass sie meine Geschwister sind, aber gleichzeitig waren sie für mich auch so fremd, dass es keinen Unterschied machte.
Aber dann kam meine Schwester vorbei, meine kleine Schwester, die, die ich kenne und die, für die ich mich irgendwie immer schon verantwortlich gefühlt habe.
Auch sie wurde von meinem Vater angeherrscht, dass sie diesen Satz wiederholen solle, was sie auch zitternd und gehorsam tat, weil sie immer tat, was man ihr sagte, um sich anschließend Richtung Mauer zu begeben. Und dann bin ich losgelaufen und habe sie am Nachthemd festgehalten. Bisher war es mir egal gewesen, was mit den anderen Kindern passierte, aber dies hier war meine Schwester, die, die zu mir gehörte, die durfte mein Vater doch nicht einfach kaputt machen.
Sie wehrte sich, sie wollte nicht von mir festgehalten werden, sie wollte den Auftrag erfüllen, den ihr der Vater gegeben hatte und ich wusste, dass ich sie nicht loslassen durfte. Ich wusste aber auch, dass mein Vater sein Gift schon in sie reingespritzt hatte. Es war ein schrecklicher Kampf, aber ich konnte sie doch nicht auf die Mauer steigen lassen. Deshalb habe ich sie umgeschubst, so dass sie sich den Fuß brach und nicht mehr auf die Mauer klettern konnte. Als ich (ziemlich aufgelöst und sehr durcheinander) aufwachte, lag sie am Fuß der für sie inzwischen unerreichbaren Mauer und murmelte ständig "machen, machen, machen"
Seit ein paar Tagen, kriege ich diesen Satz nicht aus meinem Kopf. Es ist einer der Sätze, die mein Vater gerne sagte. Ein anderer Satz lautete: "Manchmal muss man einen Menschen auch zu seinem Glück zwingen."
Ich weiß nicht, welche glückliche Fügung mich immun gemacht hat gegen sein Gift, ich hatte zumindest in meinem Leben noch nie das Bedürfnis, mich selbstlos um das Glück eines anderen zu kümmern.
Ich kümmere mich zwar durchaus auch gerne um das Glück eines anderen - aber nur, wenn ich auch etwas davon habe. Wenn ich selber davon profitiere, dass der andere glücklich ist, weil geteiltes Glück ist doppeltes Glück, finde ich es sogar ausgesprochen sinnvoll, mich um das Glück eines anderen zu kümmern.
Aber das war nicht der Satz meines Vaters. Er predigte stets, dass die wahre Selbstlosigkeit die größte Aufgabe des Menschen sei. Nicht, dass er das auch nur näherungsweise selber gelebt hätte, aber da ging es ja auch nicht drum. Ihm ging es ja nicht um sein Leben, ihm ging es nur um das Leben der anderen. Er war auf der Welt, um anderen eine Freude zu machen und dazu gehörte auch, dass er sie zur Not zu ihrem Glück zwang. Er war schon ziemlich schizophren, aber er war gleichzeitig auch ein Mann und Lehrer, beidem widersprach man nicht als Mädchen und Kind.
Ich schätze, ich habe einfach nur gewaltiges Glück gehabt
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*Den Sommer fand ich dieses Jahr gar nicht so schlimm. In meiner Erinnerung war es letztes Jahr viel schlimmer, weil viel schwüler. Dieses Jahr gab es ein paar eklig heiße Tage, aber mit trockenerer Luft und außerdem musste ich die allerwenigsten davon im Büro verbringen, also alles gut für mich.
Für die nächsten fünf Jahre wird das Leben noch so weitergehen wie bisher, sprich sowohl K als auch ich werden noch regelmäßig ins Büro gehen, was wiederum bedeutet, wir haben eine Anwesenheitsverpflichtung auf dem Festland, und das bedeutet, es gibt enorm viel zu pendeln, wenn ich so oft wie möglich zu Hause sein will.
Es bleibt also anstrengend.
Noch fünf Jahre und den Rest von diesem - aber wir haben ja immerhin schon September und das heißt, dann ist dieses Jahr auch bald um, dann sind es nur noch vier Jahre und der Rest des neuen Jahres, es wird also deutlich weniger und das macht mich froh.
Deshalb mag ich September, das Ende des Jahres ist nah, bald liegen schon die ersten Dominosteine in den Einkaufsläden, man merkt an allen Ecken, dass das Jahr und die Tage kürzer werden. Gut so. Voran, voran mit der Zeit, für die nächsten fünf Jahre kann sie mir gar nicht schnell genug vorbeigehen.
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Am Freitagabend habe ich mich ja abends noch mit Menschen getroffen. Zwei davon waren mir total unbekannt, es war also ein Blinddate für insgesamt drei Personen, weil jeder dieser drei Menschen (mit mir) jeweils nur den Einlader kannte und keine der anderen eingeladenen Personen.
Es war ein interessanter Abend mit interessanten Gesprächen und ich habe mal wieder gelernt, warum ich nicht sozialkompatibel bin: Ich sehe Menschen nicht als abstrakte Gesamtheit, sondern ich sehe immer nur Individuen. Und unter den Individuen gibt es nicht nur nette, sondern auch Arschlöcher und nicht nur kluge, sondern auch dumme.
Ich habe keine pauschal positive Einstellung zu Menschen, sondern gebe mir nur Mühe, wenigstens eine neutrale und offene Einstellung jedem einzelnen Menschen entgegenzubringen, mit dem ich umgehe.
Die Menschen als Gesamtheit sind mir als Zahl zu groß, weshalb ich sie gedanklich gerne in Schubladen unterteile. Ich mag also Vorurteile, denn sie machen aus großen Zahlen, kleine Zahlen, so wird die Gesamtheit für mich griffiger in der Gesamtbetrachtung.
Das ändert aber nichts an meinem Umgang mit einem Individuum, weil ich im persönlichen Umgang ja jeden Menschen einzeln wahrnehme und nicht als Teil einer Gesamtheit.
Den Unterschied "Mensch in der Gesamtheit" und "Mensch als Individuum" scheinen aber viele nicht zu machen, weshalb an einigen Stellen schon mal Missverständnisse vorprogrammiert sind.
Und ich habe halt keine grundsätzlich positive Einstellungen Menschen gegenüber, weil ich sie nur als Individuen wahrnehme und erst mal sondiere, wie sich der Kontakt entwickelt.
Wenn ich in ein Gehege gehe, wo sich viele Hunde aufhalten, die sich alle durchaus freundlich gebärden und mit mir spielen wollen, so bleibe ich doch bis zum Verlassen des Geheges grundsätzlich vorsichtig, weil ich nicht jeden der Hunde einzeln so gut kenne, dass ich genau weiß, wie er einzuschätzen ist. Zwar werden alle Hunde grundsätzlich "freundlich" geboren, doch können andressierte Verhaltensweisen, Krankheiten oder schlechte Erfahrungen aus jedem freundlichen Hund einen potentiellen Beißer machen. Die meisten sind übrigens Angstbeißer - und ich rechne halt grundsätzlich damit, dass in jedem freundlichen Hund eventuell auch ein Angstbeißer steckt.
Da ich selber nun eher kein Rudeltier bin, ist mein Umgang mit anderen Wesen meist geprägt von ausreichend Abstand, damit sie, falls sie beißen, mich nicht direkt verletzen, sondern sich vorzugsweise irgendwo in der Schutzkleidung verfangen.
Sozialkompatibel geht aber wahrscheinlich anders.
Vor allem, weil ich mir dann auch noch Meinungen leiste, die von jedem Mitglied in unserer Gesellschaft Verzicht erwarten.
Denn ich finde, es geht uns hier in Deutschland allen miteinander entschieden zu gut, und ja, ich finde, es geht auch denen entschieden zu gut, die meinen, sie wären entsetzlich benachteiligt und es müssten große, weitere Anstrengungen unternommen werden, um ihre Rechte weiter zu stärken.
Es ist nämlich alles eine Frage der Perspektive und der Vergleichsgröße.
Verglichen mit dem Leben der meisten Afrikaner geht es hier in Deutschland auch einem schwul-lesbischen Transmenschen mit Behinderung noch richtig gut, und wenn mir unsere deutschen Randgruppen mit Sprüchen wie "das ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit" oder "das sind ja wohl Menschenrechte" kommen, winke ich schnell ab, denn ihre Forderungen nach Selbstverständlichkeiten und Menschenrechten existieren halt nur in dem Kontext der zufälligen Besonderheit, dass sie hier in Deutschland leben. Wären sie in Afghanistan geboren, hätten sie definitiv andere Probleme.
Ich gehe deshalb überhaupt nicht mit bei Aussagen, die Begriffe wie "Selbstverständlichkeit" u.ä. enthalten, eben weil der allererste Start ins Leben schon grundsätzlich über Glück und Pech entscheidet und ich nicht begreife, wie man, wenn man beim Start Glück gehabt hat, anschließend Forderungen stellen kann, die mit "Selbstverständlichkeit" arbeiten.
So gut es sich anfühlen mag, wenn man sein soziales Gewissen damit beruhigt, dass auch die Ärmsten der Armen, ohne Unterschied nach persönlicher Leistungsfähigkeit, Geschlecht und sexueller Neigung bei uns in unserer deutschen Gesellschaft noch auf einen Lebensstandard gehievt werden, von dem ein Durchschnittsafrikaner nur träumen kann, so unrealistisch finde ich es, dass unsere deutsche Gesellschaft sich diesen sozialen Luxus auf Dauer wird leisten können.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir hier in Europa und damit auch und vor allem wir hier in Deutschland in den nächsten Jahren immer größere wirtschaftliche Probleme bekommen werden - und wenn die Mittel knapp werden, sind Sozialausgaben traditionell das erste, an denen gespart wird. Und weil ich fest damit rechne, dass es so kommen wird, finde ich halt Begriffe wie "Selbstverständlichkeit" in diesen Zusammenhängen schlecht gewählt, denn sie führen zu einer Erwartungshaltung, die wiederum eine recht hohe Fallhöhe der Enttäuschung nach sich zieht, wenn es dann plötzlich doch nicht mehr so selbstverständlich ist.
Um eine derartig radikale Position aber akzeptiert vertreten zu können, müsste ich selber ganz unten auf der Skala der Gesellschaft stehen, denn jedem, der sich in der Werte- und Vermögensskala der deutschen Gesellschaft bei den oberen 10% bewegt (reich, weiß, gebildet) wird automatisch unterstellt, dass er sich so eine Meinung nur leistet, weil er ja selber nichts zu verlieren hat.
Das wiederum ärgert mich, denn meine Meinung beinhaltet aus meiner Sicht gar keine Wertung und vor allem gehe ich sogar fest davon aus, dass ich sehr wohl eine Menge verlieren werde, aber grade weil ich diese Meinung schon sehr lange habe, habe ich mich eben auch schon seit sehr langer Zeit damit beschäftigt, persönlich Vorsorge zu treffen.
Eigentlich kann es mir deshalb sogar ziemlich egal sein, wie das hier in Deutschland weitergeht, eben weil ich schon sehr viele Alternativen und worst case scenarien in meine Vorsorgepläne eingebaut habe.
Aber es ärgert mich trotzdem, wenn meine Meinung deshalb abgelehnt wird, weil ich persönlich weniger schlimm von meinem Horrorszenario betroffen sein werde als andere.
Ich finde, das ist der falsche Grund, diese Meinung abzulehnen.
Ich sage nicht, dass wir in Deutschland zu hohe Sozialausgaben haben oder dass diese oder jene Inklusions- oder Genderbewegung verkehrt ist. Ich sage einfach nur, dass das aus meiner Sicht nicht mehr lange gut geht und ich finde, wir legen hier in Deutschland den Fokus auf die falschen Schwerpunkte und dass es Zeit wird, dringend umzudenken.
Statt sich immer weiter mit Themen wie Mütterrente, Gleichstellung aller denkbaren Geschlechter, Vermeidung von Diskriminierungen in Wort und Tat und Inklusion von Altersrentnern zu beschäftigen, sollte man sich lieber mehr Gedanken um die Entwicklung des Klimas machen und welche positiven Maßnahmen* man vor allem hier in Deutschland ergreifen kann, egal, ob sie finanzierbar sind oder nicht. Denn wenn sie nicht finanzierbar sind, liegt es daran, dass wir nicht von unserem Luxus** runterwollen - und das halte ich für eine ziemlich schwierige Haltung.
*positive Maßnahmen für das Klima sind fast automatisch zwingend negative Maßnahmen für den Lebensstandard der Bevölkerung. Lässt sich leider nicht vermeiden. Die kann man aber nicht auf freiwilliger Basis erwarten, die kann man nur per Order Mufti durchsetzen. Die wiederum will aber niemand ausgeben, weil, dann ist er ja der Buhmann.
**und ja, dazu gehört auch der Luxus, sich einen breitangelegten Mindestlebensstandard als Selbstverständlichkeit und Menschenrecht zu gönnen
Klar, wir gucken als erstes nur nach rechts und nach links und sehen die anderen Europäer und dann die Amerikaner und die Chinesen, Japaner und Inder - und stellen fest, dass die alle miteinander noch viel größere Klimasünder sind als wir und dann sollen die doch mal als erste.
Nun, wenn das Klima kippt, ist natürlich die gesamte Welt betroffen, aber als allererstes wird es ca. 2 Milliarden Menschen in Afrika treffen und wenn die sich alle in Bewegung setzen, weil sie halt nicht mehr in Afrika leben können, dann werden sie mit großer Vorliebe grade nach Europa wollen, denn außer einem nach wie vor gemäßigten Klima haben wir hier auch so wunderbaren Luxus für alle und vor allem Selbstverständlichkeiten, Menschenrechte und Würde.
Und dann knallt's, weil die Afrikaner - zu recht - nicht einsehen, weshalb sie weniger Recht auf Selbstverständlichkeiten etc. haben.
Das Zeitfenster für diese Entwicklung liegt übrigens unter einer Generation, glaube ich, und ja, ich glaube auch, dass ich davon noch eine Menge mitbekommen werde, genau das macht mir ja Sorge.
Da ich aber keine Lösung habe, wie das Problem für Deutschland oder Europa gelöst werden könnte, beschäftige ich mich damit, wie ich mich und die Menschen in meinem Umfeld darauf am besten vorbereiten kann. Das mag sehr egoistisch sein, aber als globale Menschenretter sollen sich besser die bewerben, die meinen, Menschen wären etwas Besonders.
Ich finde Menschen in der Gesamtheit weder besonders rettenswert noch besonders sympathisch, ich mag Individuen und um die kümmere ich mich, das reicht mir
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