anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 23. Dezember 2020
Und nu?
Hier läuft grade ein bisschen was schief, aber vielleicht ist das auchTeil des unendlichen Plans und gehört als kleines Puzzleteil eben doch in das Große und Ganze, who knows.
Ich weiß das nicht und ich glaube, ich will das auch gar nicht wissen, ich kann es ja doch nicht ändern, was soll ich mich also mit Dingen beschäftigen, die sind wie sie sind.

Ich denke, ich bin relativ gut darin, Dinge kurzfristig so zu akzeptieren wie sie sind, ich habe nur dann ein Problem damit, wenn sich etwas als struktureller Notstand zu entwickeln scheint, dann werde ich sehr schnell und, wenn es sein muss, auch sehr radikal aktiv. Wehret den Anfängen und lieber das Baby mit dem Bade ausschütten als sich ein ganzes Waisenhaus ins Haus zu holen. Oder so.

Ich muss da jetzt noch drüber nachdenken, aktuell habe ich die Stimmungslage, von der die Queen sagen würde "I'm not amused" und deshalb weiß ich noch nicht, was ich als nächstes mache.

Ich habe mich grundsätzlich damit abgefunden, dass Weihnachten dieses Jahr ohne Weihnachten stattfindet, dass also jeder einfach so weiterlebt, als wäre noch November oder schon Januar, egal, auf alle Fälle so, als gäbe es kein im Kalender markiertes Ereignis, zu dem die ganze Welt nach Hause fährt, um sich testen schätzen zu lassen und wenn das so ist, dann ist das eben so. Auch gut, kein Grund, sich aufzuregen.

Wenn ich aber aus genau dem Grund nicht nach Hause fahre, weil da bereits andere Menschen sind und es eben schwierig ist, mit dem "sich testen lassen", dann regt es mich schon sehr auf, wenn der einzige Mensch, mit dem ich ansonsten überhaupt Kontakt habe, das mit dem anderweitigen Kontakt selber nicht so wirklich ernst nimmt und sich ganz entspannt ausführlich mit den Menschen in seinem ehemaligen Zuhause unterhält, weil er sich nicht traut, zu sagen, dass er inderaktuellensituation lieber nicht mit Leuten live sprechen möchte.

Ich habe da jetzt insofern ein Problem, weil ich plötzlich das Gefühl habe, ich habe grade gar kein seuchensicheres Heim mehr und das macht mich etwas nervös.

Üblicherweise löse ich solche Probleme durch Weglaufen - nur, wo soll ich jetzt hin?

Ich bin grade ziemlich ratlos und etwas konfus
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Dienstag, 22. Dezember 2020
Ich habe mich mit meinem Alter arrangiert
Zweiter Urlaubstag, heute ohne Steuererklärungen, dafür mit Nebenkostenabrechnungen. War eine Ganztagsbeschäftigung, inklusive Korrektur der Dauermietrechnungen für das zweite Halbjahr wegen des gesenkten Umsatzsteuersatzes.
Das Ausrechnen der Zahlen ist dabei nur ein kleiner Teil, dann müssen ohne Ende Dokumente hergestellt werden, hübsch formatierte Tabellen und ansprechend formulierte Briefe ausgedruckt, wieder eingescannt, eingetütet, frankiert werden. Das dauert halt alles.
Jetzt ist die Post aber schon eingeworfen und es fühlt sich gut an.

Irgendwann am Nachmittag machte mein Handy "pling" und eine Push-Nachricht meldete, dass in der Packstation ein Paket auf mich wartet. Das fand ich aufregend, denn ich habe nichts mehr bestellt, alle offenen Bestellungen sind längst da.
Weil ich ja grundsätzlich ein enorm neugieriger Mensch bin, musste ich also dringend zur Packstation fahren und nachschauen und fand ein Überraschungspaket von dem Schreiner, der auf Borkum die Haustür eingebaut hat.
Darin als Besonderheit endlich mal keine Flasche, sondern ein superedles, japanisches Messer als absolut wunderbares Weihnachtsgeschenk, ich war richtig begeistert.
K hat in den letzten Wochen sein Büro aufgeräumt und dabei so nach und nach die Weihnachtsgaben der letzten Jahre aus den Schränken geholt und bei uns im Weinkeller eingelagert, wenn wir von einem für die nächste Zeit also wirklich genug im Haus haben, dann sind es Weinflaschen.

Ansonsten höre ich ja mit großer Begeisterung seit 22 Tagen jeden Morgen den großen Adventskalenderpodcast "Herzregen" von Frau Novemberregen und Frau Herzbruch, heute Morgen hatten sie das Thema "Älterwerden" und ich musste ganz gewaltig grinsen, denn im Wesentlichen beklagen sie genau die Dinge, die ich vor 14 Jahren, als ich in ihrem Alter war, 1:1 auch beklagt habe. Ich höre mich noch reden.

Ich bin aber heute 14 Jahre älter und finde mein eigenes, 14 Jahre jüngeres Ich im Rückblick inzwischen irgendwie niedlich. Ich habe mir damals ernsthaft Gedanken ums Älterwerden gemacht, habe damit gehadert und fühlte mich nicht mehr richtig platziert im Leben. Nicht Fisch nicht Fleisch, nicht mehr jung, aber natürlich auch nicht richtig alt. Viele Perspektiven meines 30jährigen Ichs waren weggefallen oder ließen sich zumindest nicht mehr mit echter Seriösität anstreben. Die endgültige Zahl der Kinder stand fest, die berufliche Ausrichtung ließ sich auch nicht mehr sinnvoll verändern, (obwohl ich hier in gewisser Weise ja dann doch einen kompletten Neustart gewagt habe, aber der grundsätzliche Beruf blieb der gleiche), für eine Umschulung zur Aktuarin war die Zeit genauso abgelaufen, wie für einen Neustart als Stewardess und zum Auswandern fehlte mir inzwischen auch der Schwung.
Die Kinder waren zwar schon alle so groß, dass sie selbstständig zur Schule gehen konnten, aber eben noch nicht groß genug, um komplett alleine zu leben (so wie heute), ich war gefangen in einer Melange aus Verantwortung, Kümmern und Loslassen und fühlte mich scheiße. Mein Aussehen veränderte sich, meine Haare saßen nicht mehr so easypeasy wie sie das 40 Jahre lang zuvor stets getan hatten, ich bekam Stoppeln am Kinn, die mich wahnsinnig machten, Falten am Hals, die mich Rollkragenpullis en masse kaufen ließen und ich konnte ohne Brille nichts mehr lesen.

Ich weiß das alles noch genau, aber ich habe mich inzwischen damit versöhnt. So, wie ich eines Morgens aufwachte und plötzlich nichts mehr ohne Brille lesen konnte, wachte ich einige Jahre später auch mal plötzlich morgens auf und freute mich, dass ich eine Gleitsichtbrille habe, die so vieles im Leben einfacher macht.
Ich glaube, mit Anfang/Mitte 40 hatte ich immerzu das Gefühl, das Glas ist nicht mehr ganz voll, da fehlt was, da fehlt sogar ein großer Schluck, wenn nicht gar die Hälfte und mit einem halbleeren Glas war ich ganz und gar nicht einverstanden.

Heute schaue ich mir mein Leben an und denke, was ich für ein Glück habe, dass noch so viel drin ist in meinem Glas. Vielleicht nicht mehr halbvoll, aber fast. Und das Beste kommt erst noch, das Süße sitzt am Boden, da kann ich mich jeden Tag drauf freuen.

Und ja, ich bin absolut superheilfroh, dass ich aus dem Alter von "bis Mitte 40" raus bin. Von allen Altern, die ich in meinem Leben schon erlebt habe, war die Zeit zwischen Anfang bis Mitte 40 ganz unbestritten die anstrengendste und mental zermürbendste. Formal gab es damals für mich keinen Grund irgendwas zu beklagen, ich hatte alles. Ein tolles Haus, ein aufregendes Leben und ziemlich pflegeleichte und selbstständige Kinder, aber vielleicht war genau das das Problem: Es gab keine Perspektive für die absehbare Zukunft, die es besser werden ließ, weil es ja schon sehr gut war. Aber die ersten 40 Jahre in meinem Leben war es quasi ständig bergauf gegangen, ich hatte tolle Dinge gemacht und erreicht - und dann war plötzlich Stillstand. Wo soll man noch hin, wenn man oben angelangt ist?

Ich habe deshalb damals alles hingeschmissen und einfach noch mal neu angefangen, das ist (zum Glück!) auch wirklich rundum gut gegangen, aber so war ich die letzten 14 Jahre gut beschäftigt und hatte gar keine Zeit, mich übers Älterwerden zu grämen. Und heute habe ich eine durchaus absehbare Perspektive: Nur noch vier Jahre und dann kann ich mich zu 100% mit den Dingen beschäftigen, die mir heute schon am meisten Spaß machen und da bin ich sehr sicher, das wird toll.

Frau Herzbruch träumt von einer Wohnung am Meer, wo sie im Alter vor der Scheibe sitzt und aufs Meer guckt. Im Unterschied zu Frau Herzbruch bin ich dieser Wohnung (und nein, ich will natürlich ein Haus und ich muss das Meer nicht sehen, mir reicht es, wenn ich es hören und riechen kann, mir ist ja Gucken nicht so wichtig), aber im Unterschied zu Frau Herzbruch bin ich meiner sehr ähnlichen Altersvorstellung schon deutlich näher und das macht ganz enorm mehr zufrieden, eben weil ich keine Zwischenperspektive mehr brauche. Vor 14 Jahren hätte ich noch geglaubt, dass es mindestens noch 23 Jahre dauert, bis ich in diesem Haus non stop dem Meer lauschen kann. (Bis 67 halt)
Aber 23 Jahre ist einfach zu viel, wenn man Mitte 40 ist, ist das das halbe Leben, das kann man nicht einfach nur mit Warten verbringen. Ausgeschlossen, da braucht es noch etwas anderes in der Zeit. Wenn man das aber nicht sieht, ist das blöd. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern.

Und genau deshalb bin ich so unendlich froh, dass ich diese Zeit hinter mir habe. Ich habe mich in den letzten 14 Jahren gut beschäftigt und unter anderem ist es mir gelungen, mein persönliches Arbeitsende 5 Jahre nach vorne zu ziehen, deshalb sind es für mich nur noch vier Jahre. Und die sitze ich doch locker auf einer halben A*backe ab
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Montag, 21. Dezember 2020
privater Bürokram
Es geht voran.
Langsam und mühselig, aber voran.
Heute habe ich die Abschlüsse von drei Firmen fertiggestellt, die Steuererklärungen dazu ausgefüllt, die E-Bilanzen übermittelt und die HGB-Bilanzen veröffentlicht, ausgewählte Unterlagen zusammengestellt und per Anschreiben an die Finanzämter versandt.
Urlaubstage können richtig produktiv sein.

Außerdem habe ich mit Schrecken festgestellt, dass ich für 2019 noch für zwei Immobilien die Nebenkostenabrechnung erstellen und verschicken muss und weil ich die Nebenkosten insgesamt kontrolliert habe, ist mir aufgefallen, dass ich ganz dringend meinen Internetanschluss hier in Greven kündigen oder wenigstens neu verhandeln muss, denn sonst verlängert er sich von alleine um ein Jahr, kostet dann aber das Doppelte. Das ist immer die Krux, wenn man günstige Neukundenverträge abschließt, die muss man sich am besten schon bei Abschluss sofort auf Wiedervorlage legen, damit man bloß nicht vergisst, sie auch wieder zu kündigen.

Ich verstehe ja die Marketingidee dahinter nicht, entweder wollen die Anbieter nur sackdämliche Kunden, die das mit dem dauernden kündigen und neu abschließen von Verträgen nicht geregelt kriegen - oder die haben alle nur einen wirtschaftlichen Horizont von nicht mehr als 365 Tagen.
Wieso gibt es überhaupt Neukundenboni? Ich fände Bestandskundenboni viel sinnvoller, dass man als Stammkunde ausgezeichnet und gepflegt wird, das ist nachhaltig und vor allem mit einer langfristigen Strategie viel bindungswirksamer.
Diese blödsinnige Neukundenrabattschlacht führt doch nur dazu, dass ich nirgends länger bleibe, weil ich dann draufzahlen muss.
Aber vielleicht ist das ja auch ein Zeichen unserer schnelllebigen Zeit, außer immer neuer, immer billiger und immer größer zählt nix mehr.
Ich finde das anstrengend
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Sonntag, 20. Dezember 2020
Blödsinnige Bürokratie
Lange geschlafen, das war gut.
Dann noch eine ganze Zeitlang im Bett gelegen und gelesen, das war auch sehr gut.
Aber seit dem Nachmittag sitze ich am Schreibtisch und bastele an den privaten Abschlüssen rum, das ist zwar produktiv und sinnvoll, macht aber keine gute Laune.

Immerhin habe ich eine (von insgesamt sechs) Firmen jetzt schon mal (fast) fertig, ausgerechnet die, von der ich annahm, dass sie besonders einfach fertig zustellen ist, aber das war eine grandiose Täuschung. Nun ja, jetzt ist es ja erledigt, allerdings habe ich jetzt auch Kopfschmerzen und einen Knoten im Hirn, weil es tatsächlich so kompliziert war, dass ich mich über drei Stunden hochkonzentriert mit der Buchhaltung befassen musste, um sicher zu sein, dass am Ende alles korrekt abgerechnet ist und irgendwie bin ich aus dem Alter raus, in dem Denksportaufgaben Spaß machten.

Jetzt nur noch die Technik, also die fertigen Zahlen in die Steuererklärung eintragen, eine E-Bilanz erstellen und alles übermitteln.

Und am Ende kommt eine Steuer von genau 0 € raus, weil die gesamte Firma nur existiert, um einen Immobilienkredit über ein Währungsdarlehen laufen zu lassen. Weil sich aber die Bankvorschriften geändert haben, dürfen Banken solche komplexen Finanzinstrumente (Währungskredite, Pfui!) jetzt nicht mehr an Privatpersonen ausgeben, sondern nur noch an Firmen. Also muss die Privatperson, die schon seit Jahren ihre Immobilienkredite immer über Währungsdarlehen finanziert hat, nun eine Firma gründen, über die dann der Kredit läuft, dann ist die Bankcompliance zufrieden.
Eine Firma muss aber steuerlich natürlich auch komplett abgebildet und erklärt werden, d.h. es braucht eine Buchhaltung, eine HGB-Bilanz mit GuV und Anhang (für den Bundesanzeiger, der Kram muss nämlich auch noch veröffentlicht werden) und eine E-Bilanz fürs Finanzamt.
Ein Privatmensch arbeitet mit Ein- und Auszahlungen, d.h. Dinge werden für ihn steuerlich wirksam, wenn das Geld fließt. Eine bilanzierende Firma arbeitet aber mit Forderungen und Verbindlichkeiten, hier kommt es also gar nicht auf den Geldfluss an, sondern auf die sogenannte "periodengerechte Zuordnung". Spannend wird es, wenn die Firma nur zum Weiterreichen da ist, dann müssen alle Beträge erst abgegrenzt und dann wieder aufgelöst werden und am Ende müssen sich die Steuererklärung des Privatmenschen (bei dem sich die Zinsen aus dem Währungskredit auswirken sollen) und die Steuererklärung der Firma so ergänzen, das insgesamt wieder alles auf Null ist. Es geht ja schließlich nicht um ein Steuersparmodell, sondern nur um eine Befriedigung der Bankvorschriften.
Das ist tatsächlich noch deutlich umständlicher und komplizierter als es sich so schon anhört.
Mir macht so etwas enorm viel schlechte Laune, weil ich diesen gesamten Vorschriftenkram so komplett überflüssig finde. Er ändert nämlich nichts. Er verhindert nichts und was Positives bewirkt er schon mal gar nicht, es wird nur alles noch aufwendiger in der Dokumentation als es eh schon ist, und statt sich mit produktiver Arbeit zu beschäftigen, vergeuden die Menschen, die zu solch einem Zirkus gezwungen werden, 90% ihrer Arbeitszeit mit völlig überflüssigem Bürokratieaufwand.
Ich könnte jedesmal darüber kotzen.

Aber so ist es eben, hoch lebe die Bürokratie, sonst fehlte ja einer unendlichen großen Anzahl von Verwaltungsmenschen komplett ihre Existenzberechtigung.

Die gute Nachricht des Tages: Alle drei Kinder sind heil auf Borkum angekommen, jetzt heißt es nur Daumendrücken, dass sie sich die nächsten Tage nicht die Köpfe einschlagen
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Samstag, 19. Dezember 2020
Dimensionsfalten und Perfektion
Eigentlich habe ich seit gestern Urlaub, aber weil es immer noch so viel zu tun gibt, denn der gesamte Privatkram ist noch nicht erledigt und weil ich weiß, dass ich Montag bis Mittwoch ganz bestimmt noch sehr viel zu tun haben werde, ist heute Wochenende und ich habe den Tag ausführlich genossen.

Den Vormittag habe ich überwiegend damit verbracht, einen Text wiederzufinden, den ich heute Vormittag im Bett auf dem Handy oder dem iPad gelesen habe, aber er blieb unauffindbar. Das ist schon verrückt, nicht wahr, dass manchmal Dinge verschwinden, die eben grade noch da waren und man hat überhaupt keine Erklärung, weshalb und vor allem wohin sie verschwunden sind, aber sie sind weg, innerhalb von Sekunden unsichtbar, in einer Dimensionsfalte versteckt, einfach nicht mehr greifbar. Völlig skurril und oft auch völlig absurd.

Frau Novemberregen und Frau Herzbruch (in der Blogroll verlinkt) haben sich heute in ihrem Adventskalenderpodcast über Wohnen unterhalten und Frau Novemberregen träumt von einer Wohnung nur für sie, zu der sonst niemand anderes Zutritt hat, weil sie meint, dann wären dort immer alle Dinge an dem Platz, an dem sie selber sie hinterlassen hat.
Dazu kann ich nur sagen, dass ich davon auch lange geträumt habe, bis alle Kinder ausgezogen waren und ich inzwischen durchaus Räume besitze, die nur ich alleine benutze. Aber knapp waren die Kinder weg, haben sich die Dimensionsfalten im Haus verdreifacht und es ist (fast) genauso viel immer noch zwischendurch verschwunden, wie das früher auch regelmäßig der Fall war. Das ist sehr gruselig, vor allem auch, weil ich jetzt niemanden mehr habe, dem ich die Schuld dafür zuschieben kann, dass Dinge weg sind.

Heute Vormittag suchte ich also einen Text, den ich nur Minuten vorher noch gelesen hatte. Eigentlich interessierte mich der Text selber gar nicht, sondern nur das Zitat, was darin vorkam, denn es war einem Urheber zugeordnet und genau den wollte ich wiederfinden, aber wie verhext, es blieb verschwunden.
Das Zitat selber weiß ich natürlich auch nur noch dem Sinn nach, es lautete ungefähr: Glück ist, wenn man irgendwann den Menschen gefunden hat, den man bis an sein Lebensende ärgern kann. - und ich finde es ganz ungemein treffend auf den Punkt gebracht.
Leider weiß ich halt nicht mehr, wer das mal so klug erkannt und formuliert hat, aber ich würde es zu 100% unterschreiben.
Und vielleicht habe ich deshalb auch so oft das Gefühl, wirklich glücklich zu sein, denn wenn ich das Band, was meinen Westfalenmann und mich verbindet, beschreiben müsste, dann ist es eben die Tatsache, dass wir uns wirklich ganz vorzüglich gegenseitig ärgern können und das auch unentwegt tun.

Am Nachmittag habe ich Dinge getan, die ich schon wieder vergessen habe, es hatte aber nichts mit Schreibtischarbeit zu tun und allein das ist immer schon ein Grund, um mit dem Tag zufrieden zu sein.

K hat sich heute damit beschäftigt, Dinge bei ebay einzustellen, was ich ganz ungemein hervorragend prima finde und jetzt hat er nicht nur die drei alten Sonos-Boxen bei ebay reingesetzt, sondern auch gleich noch ein paar Dinge, die ich ihm zusätzlich angeschleppt habe und auf fast alle Teile liegen schon Gebote vor, es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch alles verkauft wird. Große Freude.

Ansonsten habe ich über Dinge nachgedacht.
Inspiriert von dem Herzregen-Podcast finde ich die Idee prächtig, einen Begriff in den Raum zu werfen und sich dann zu überlegen, was man dazu zu sagen hat.

Ein Begriff, der mir gestern vor die Füße geworfen wurde, war "Perfektion" und nach dem ich kurz nachgedacht habe, möchte ich zu Perfektion Folgendes sagen: Ich halte nichts davon.

Meine Großmutter sagte gerne, dass 80% der Erledigung vieler Dinge auch 80% der Zeit braucht, die fehlenden 20% der Erledigung brauchen dann aber noch mal 80% der Zeit. Ich finde, da ist sehr viel Wahres dran, deshalb lasse ich üblicherweise die letzten 20% gleich von vornherein weg, sie haben ein zu schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis und zu 80% perfekt ist doch nun wirklich auch völlig ausreichend.
Das Prinzip hat übrigens einen wissenschaftlichen Namen, man nennt es das Pareto-Prinzip und die Verteilung von 80% und 20% wird da etwas anders beschrieben, aber ich glaube, meine Großmutter meinte genau dieses Prinzip und weil eine gewisse Schludrigkeit sowieso meinem Naturell entspricht, kommt mir das alles ganz ungemein entgegen und ich lebe quasi das Paretoprinzip mit allen Fasern.
Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass bei mir nie etwas perfekt ist. Meine Schulbücher hatten immer Eselsohren, in meinen Schulheften war oft gleich auf der ersten Seite ein dicker Klecks und so schaute ich stets nur mit großem Staunen auf die Klassenkameradin, bei der immer alles ordentlich war.
Nie ein Eselsohr, nie ein Klecks, ihre Handschrift sah aus wie Kalligraphie, ihre Kniestrümpfe rutschten nie und ihre Zöpfe sahen noch am Abend aus wie grade eben erst geflochten.
Es gibt so Menschen, die Perfektion scheinbar mühelos beherrschen. Ich habe schon früh erkannt, dass ich nicht dazu gehöre und mich von Anfang an auf die 80% Regel spezialisiert.
Mit dieser von Anfang an einkalkulierten, fehlenden Perfektion komme ich sehr gut klar, wenn die anderen noch strampeln, bin ich schon da, ich mache halt keinen 100m Lauf, sondern einfach nur 80m. Reicht auch, finde ich
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Freitag, 18. Dezember 2020
Dies und das
N brachte es heute sehr schön auf den Punkt: Machst du Home-Office oder musst du arbeiten?
Ich will das jetzt gar nicht weiter kommentieren, aber ich denke, es ist eine Menge Wahrheit in dieser Frage.

Wie auch immer, ich habe heute Home-Office gemacht, allerdings nur die absolut kürzeste Mindestzeit, die man machen muss, damit es kein Urlaubstag ist und die zur Regelarbeitszeit fehlenden Stunden habe ich zu meinem Überstundenkonto geschoben, das kann das gut ab.

N ist ja dieses Wochenende auf dem Festland, weil erstens sein Auto heute inspiziert und frisch betüvt wurde, das sind so Dinge, die sind auf der Insel einfach nicht möglich, und weil er zweitens schon mal einen Schwung Kram, hauptsächlich Küchenkram nach Berlin bringen will, denn dort hat der Freund schon die gemeinsame Wohnung bezogen und der kommt aus einer WG und besitzt selber überhaupt keine Küchensachen.
N hat während des Studiums zwar auch in einer WG gelebt, er hat aber trotzdem kistenweise Küchenkram, weil er erstens der Sohn seiner Eltern ist, d.h. er neigt zum Kramhaben und weil er zweitens auch schon immer gerne gekocht hat und wenn man in einer (Studenten-Jungs)WG lebt und gerne kocht, dann ist es klug, seine Kochsachen nicht in den WG-Haushalt einzubringen.
Seine neue WG wird zwar auch eine MännerWG, aber ich denke schon, dass die zwei sich ihren gemeinsamen Haushalt etwas anders einrichten und organisieren als so eine willkürlich zusammengewürfelte StudentenWG.

Und weil sein Kumpel gar keinen Küchenkram hat, in der neuen Wohnung aber eine Einbauküche mit dazu gehört und N eben genug Küchenzeugs besitzt, ist es klug, wenn er das jetzt schon rüberschafft, auch wenn er selber erst in zwei Monaten hinterherzieht.

Deshalb war N heute also mit räumen und sortieren beschäftigt, aber bevor er nach Berlin abfuhr, hat er noch schnell die Alterswarzen nachbearbeitet, die seine Kollegin vor zwei Monaten schon mal entfernt hat, aber da gab es noch reichlich Optimierungsbedarf.



Am besten gefällt mir das Müllbrettchen, ich finde, es sieht ganz besonders absurd aus, diese blutgetränkten Mulltupfer.
N meinte, verglichen mit seiner sonstigen Klinikumgebung wäre diese "OP-Situation" wohl eher nur so semisteril, aber er sprühte eifrig Alkohol und sagte - ganz Arzt - jedes Mal vorher "das wird jetzt kalt".

Ich fand das alles ziemlich lustig, so als Patient ist man ja doch eine ganze Menge weniger betroffen, denn immerhin trage ich keine Verantwortung für das Gelingen der Aktion. Aber es wird schon gut gehen, morgen sind wahrscheinlich überall Krusten drauf und dann muss es nur noch abheilen, dann ist alles gut und auch die letzten Warzenreste sind sauber entfernt, das ist mir durchaus einen zweiten Durchgang wert.

Weitere Erkenntnis des Tages: Auf dem Dachboden scheinen Mäuse zu wohnen, die haben zumindest sein Körnerkissen in den auf dem Dachboden eingelagerten Umzugskartons gefunden und den Inhalt halb aufgefressen und zur anderen Hälfte in ein Paar Gummistiefel geschleppt, was auch dort zwischengelagert rumsteht. Dort wollten sie wohl ihr Nest bauen, auf alle Fälle haben sie das Innenfutter der Gummistiefel durchgebissen und sich unter dem Innenfutter ein Körnerlager angelegt. Mäuse machen es sich eben auch gerne gemütlich.

Ansonsten wird N mit J zusammen am Sonntag von Berlin nach Borkum fahren, unterwegs noch C einsammeln und dann sind die drei schon mal gemeinsam auf der Insel und können gemeinsam in Vorquarantäne gehen, bevor K und ich irgendwann später nachkommen
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Freitag, 18. Dezember 2020
Wenig Arbeit, viel Privatzeit
Heute war ein insgesamt kurzer Tag.
Vorne hatte ich dem Arbeitstag einfach ein paar Stunden dadurch geklaut, dass ich morgens vergaß aufzuwachen und deshalb erst um halb 10h aufgestanden bin, Ankunft Büro also erst nach 11h, ich finde das völlig in Ordnung, meiner Meinung nach bräuchten Tage grundsätzlich nie vor 11h morgens zu starten. Sonntags dann gerne erst ab 14h, man muss ja auch mal ausschlafen.

Wer spät kommt sollte zum Ausgleich früher gehen, ich fand das völlig angemessen und mit Blick auf mein Überstundenkonto auch völlig entspannt, solche Arbeitstage finde ich gut.

N hatte sich von unterwegs gemeldet, dass ich mir keine Gedanken um das Essen heute Abend machen müsse, er würde seine Kollegin direkt zum Bahnhof bringen und zur unmittelbaren Weiterfahrt nötigen, K kommentierte das mit "da hat sich dein strategisches Bloggen ja gelohnt" und ich finde das alles ziemlich perfekt, genau so war das gedacht.

Das Abendessen war dementsprechend auch erst nach 20h fertig, dafür war es heute um so viel leckerer wie es gestern missraten war, K meinte, per Saldo seien wir jetzt bei 0.
Es gab Lachs "wie beim Japaner", den Teppanyakigrill habe ich durch eine Pfanne ersetzt, aber die Sauce aus viel Sojasauce, Sake, Butter und Knoblauch war ziemlich genau so wie beim Japaner, meiner Meinung nach die leckerste Art, Lachs zu servieren.

Anschließend habe ich noch lange mit N gequatscht, sagte ich schon, dass ich erwachsene Kinder prima finde
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