anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 25. April 2020
Prosopagnosie
"Konfuzius sagt: 'Wenn du einen sehr schweren Kasten mit zwei Händen trägst, wird ganz sicher deine Nase jucken.' - Nachrichten nach dem Piep."

Ich habe vor einigen Tagen im Fernsehen einen Film gesehen, wo irgendjemand mit diesem Spruch seinen Anrufbeantworter besprochen hatte und ich fand das so witzig, dass ich bis heute immer wieder darüber kichern muss.

Dass ich nicht weiß, wie der Film hieß, dass ich noch nicht mal mehr weiß, worum es in diesem Film überhaupt ging, ist typisch für mich, ich bin eine echte Filmniete. Es war auf alle Fälle kein Krimi und ich musste mir keinmal ein Kissen vors Gesicht halten, es war sogar eigentlich ein ganz netter Film, sagt mir meine Baucherinnerung, aber das ist auch wirklich alles, was ich noch weiß.
Bewegte Bilder sind einfach nichts, was mich nachhaltig interessiert, aber vielleicht liegt das auch an meiner Prosopagnosie, so heißt das nämlich, was mich schon seit meiner Kindheit begleitet, habe ich neulich gelernt und ist eine offiziell anerkannte Störung. Ich finde das sehr tröstlich, denn bisher habe ich immer gedacht, ich bin einfach nur ein bisschen dämlich.
Gesichtsblindheit nennen das die Mediziner, ich habe es bisher immer Gesichtslegasthenie genannt, eben weil ich mir Gesichter einfach nicht merken kann, so geht es Legasthenikern mit Buchstaben.
In Filmen ist das besonders schlimm, weil ich dort ja auf die Perspektive angewiesen bin, die mir Regisseur und Kameramann zugestehen, für mich sehen deshalb in Filmen die meisten Leute gleich aus, zumindest wenn der Film an mehreren Tagen spielt und die Leute unterschiedliche Kleidung tragen.
Sonst ist das einfach, dann weiß ich, dass der im roten Pullover der Ehemann und der im grünen Hemd der Liebhaber ist, wenn die sich aber umziehen, ja herrjeh, woher soll ich dann wissen, wer wer ist, wenn sie nicht konkret beim Namen genannt werden.

Im echten Leben ist das grundsätzlich das gleiche Problem, aber da gibt es dann noch viele andere, sonstige Merkmale, nach denen ich Menschen unterscheide. So erkenne ich bspw. fast alle Menschen an ihren Händen und die, die ich länger kenne, erkenne ich auch gut am Geruch. Im Büro gibt es einen Mitarbeiter, den erkenne ich immer an seinen Schuhen, ich hoffe, die gehen nie kaputt oder wenn, kauft er sich exakt die gleichen wieder, sonst könnte es ihm passieren, dass ich ihn eines Tages nicht mehr erkenne, weil, woher soll ich dann wissen, dass Herr M. Herr M. ist, wenn er nicht die Schuhe von Herrn M. trägt.

Dass diese Prosopagnie ein richtiger, medizinischer Fachbegriff ist, weil es wohl außer mir noch ganz viele Leute gibt, die selbst nahe Verwandte nicht sicher erkennen können, finde ich schon ein wenig schräg, rückwärts betrachtet erklärt sich damit aber vieles.

Dass ich die meisten Filme langweilig finde, z.B., weil man der Handlung halt so schlecht folgen kann, wenn man die einzelnen Charaktere nicht auseinanderhalten kann, ist eine sehr nachvollziehbare Erklärung und gibt mir eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit Filmfreaks. Wenn man querschnittgelähmt ist, findet man Rock'n Roll Tanzen auch eher minderspannend.

Sonst war heute nicht viel los, lazy Friday, ein sanfter Start ins Wochenende und die Erkenntnis, dass ich meine Kinder jetzt alle an meine Schwester verlieren werde, die hat nämlich seit neuestem einen Hund - und alle meine Kinder haben plötzlich spontan ihre große Liebe zu ihrer Tante entdeckt. Undankbares Volk
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Donnerstag, 23. April 2020
Dann doch mal wieder Corona als Thema
Seit sieben Tagen habe ich jetzt das Haus nicht mehr verlassen, noch nicht mal zum Einkaufen, weil, wir brauchten nichts. Wir essen erstmal die Vorräte leer und machen dann wieder einen Großeinkauf, denn jetzt, wo die ersten Lockerungsgefühle viele Leute zu wilden Shoppingorgien verleiten, genau jetzt wird mir das vor die Tür gehen das erste Mal seit Beginn des Lockdowns wirklich suspekt.
Inzwischen ist nämlich das Virus auch schon lange genug im Land, um sich wahrscheinlich recht gleichmäßig durch die regionalen Gebiete diffundiert zu haben, wenn sich jetzt die Leute wieder vermehrt außerhalb ihrer Wohnungen aufhalten, hört sich das für mich sehr nach Virusparty an.
Nun, sei's drum, wahrscheinlich lässt es sich eh nicht vermeiden, ich werde lernen müssen, damit zu leben.

Diese albernen Maskenvorschriften regen mich außerdem zusätzlich auf. Wir tragen Masken gegen das Coronavirus kommt gleich nach Globuli und Heilsteinen.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich einbilden, dass sie mit so einer Maske geschützt sind und ich möchte noch viel weniger wissen, wie viele Menschen meinen, dass so eine Maske ja dann schon ausreichend Schutz für und gegen alles ist und sie sich dafür um sonst nichts mehr Gedanken machen müssen.
Ich persönlich halte die Maskenpflicht für komplett kontraproduktiv, eben weil sie einen Schutz und eine Sicherheit suggeriert, die komplett nicht gegeben ist, denn blöderweise ist ausgerechnet bei der Tröpfcheninfektion die heilende Wirkung der Einbildung noch nicht statistisch nachgewiesen.

Aber umpfhh, hilft ja nichts, wenn ich künftig beabsichtige das Haus zu verlassen, muss ich mir halt irgendeine Sorte Maske vor Gesicht halten, sonst gibt es wahrscheinlich Mecker. Aktuell habe mir eine Maske aus Vlies gebastelt - einfach ausschneiden und zwei Schlitze reinschneiden, dass man sie über die Ohren hängen kann


N hat natürlich noch "richtige" Masken hier, aber noch bin ich nicht so weit, dass ich bereit bin, damit vor die Tür zu gehen. Dann eben lieber gar nicht mehr vor die Tür oder zur Not mit diesem Vliesgebastel, ich ahne aber, dass ich demnächst einknicken werde, weil: hilft ja nix.

*********

Ansonsten hätte ich da noch mal eine Verständnisfrage:
Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn jetzt demnächst Unmengen an Sportvereinen und die gesamte Gastronomie- und Hotelbranche und jede Menge andere Unternehmen auch noch Insolvenz anmelden müssen?
Ich meine, klar, dann ist das Unternehmen/der Verein insolvent und wird geschlossen und gelöscht, aber was hindert denn die hinter dem Unternehmen/dem Verein stehenden Menschen, nach dem Coronashutdown einfach ein neues Unternehmen/einen neuen Verein aufzumachen? Man kann ja sogar den gleichen Namen verwenden und schreibt nur "pc" dahinter für "post corona" und fängt dann einfach wieder von vorne an.

Wahrscheinlich fehlt mir das betriebswirtschaftliche Hintergrundwissen, aber ich meine die Frage wirklich ernst, wo ist das Problem?

Ich habe neulich irgendwo gehört, dass die deutsche Fußball-Liga (oder der DFB oder welche Institutionen auch immer da gemeint sind) irgendwelche wilden dreistelligen Millionenbeträge verliert, wenn nicht sofort wieder Fußball gespielt wird. Von 750 Mio. € war die Rede, die da wegfallen, vor allem wohl Lizenzabgaben der Fernsehsender, weshalb sie jetzt dringend diese Geisterspiele organisieren wollen, denn es geht da ja wahrlich um gewaltig viel Geld.

Ich frag mich nur, wofür brauchen die eigentlich das Geld? Ich meine, wenn alles still steht, dann fallen doch auch 90% der Kosten weg, dann ist das doch alles gar nicht so schlimm?
Die Personalkosten übernimmt komplett der Staat, alle Mitarbeiter werden auf Kurzarbeit geschickt und fertig. Jetzt sagen die Fußballverantwortlichen, das ginge nicht, weil die Spieler mehr verdienen als die Beitragsbemessungsgrenze und weil Kurzarbeitergeld ja nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze gezahlt wird. Da frage ich mich erneut „Ja und, wo ist das Problem?“ Die Beitragsbemessungsgrenze liegt bei 6.900 €, das bedeutet, ein alleinstehender Mensch ohne Kinder erhält ca. 3.900€ netto, wenn er genau oder mehr als die Beitragsbemessungsgrenzen verdient, Kurzarbeitergeld ist davon 60%, also 2.340€ € - und davon kann ein alleinstehender Mensch doch leben? Dessen Monatsausgaben sind schließlich auch massiv gesunken, weil er außer Essen und ein bisschen Klopapier ja nichts mehr einkaufen muss. Okay, wenn er nicht im Eigenheim wohnt, fällt noch Miete an, die wird ihm im Moment aber gestundet, das heißt, wenn er die nicht bezahlt, kann er nicht gekündigt werden, also alles kein Problem. Strom, Gas und Wasser darf ihm auch keiner abdrehen, vielleicht ist es sinnvoll, wenigstens noch Telefon und Internet zu bezahlen, aber das sind alles überschaubare Beträge, das sollte man locker von 2.340 € netto schaffen können. Mir fehlt es also ernsthaft an Verständnis, wieso irgendjemand im Moment mehr als 2.340€ im Monat brauchen könnte.
Ach ja, all die Häuslebauer, die jetzt klagen, sie hätten so hohe Belastungen, weil sie ihr Eigenheim ja mit Krediten bezahlt haben, also, die brauchen doch einfach nur die Tilgung mal für ein paar Monate auszusetzen und nur die Zinsen zu bezahlen, da lässt sich ganz sicher jede Bank drauf ein.
Ich habe da mal gerechnet: Aktuell liegen die Immobilienfinanzierungszinsen bei ca. 0,5%-0,7%, je nach dem, bei welcher Bank man finanziert.
Sagen wir mal, der Kredit läuft schon länger und er war noch richtig teuer, also nehmen wir mal das Vierfache an, 2%. Dann kostet ein Kredit, der aktuell noch mit 500.000€ valutiert, jeden Monat 833€ Zinsen. Das lässt sich von 2.340€ Kurzarbeitergeld doch gut bezahlen? (Und hinter einem Kredit für 500.000€ steht ja nun auch nicht grade ein kleines Hutzelhäuschen)

Ich habe wirklich hin und her überlegt, aber mir fällt einfach kein vernünftiger Grund ein, weshalb es für die Fußball-Liga so ein Riesenproblem sein sollte, wenn sie einfach mal Pause machen. Außer natürlich, dass sich dann keiner der beteiligten Menschen weiter fröhlich die Taschen voll machen kann.
Und für ganz viele andere Unternehmen gilt das übrigens auch. Welche Kosten bleiben denn noch übrig, wenn die Personalkosten auf 0 sind und Materialverbrauch ja auch nicht mehr anfällt? Miete, klar, aber wie gesagt, die muss im Moment nicht gezahlt werden und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es da noch verschiedene (gesetzliche) Modelle geben wird, wie die Mietzahlungen von stillgelegten Unternehmen (Hotelerie, Gastronomie, stationärer Einzelhandel etc.) nicht mehr in voller Höhe bezahlt werden müssen. Wär doch auch nur fair, wenn sich die Immobilieneigentümer auch zu einem Stück an den Einschränkungen durch diesen Shutdown beteiligen müssten.

Grade für Hotelerie und Gastronomie schlage ich ansonsten die entspannte Insolvenz vor. Das verlagert das Problem auf die Immobilieneigentümer und nunja, aber das sind in aller Regel doch wohl nicht die allerärmsten, notleidenden Unterschichtbürger, oder?

Das praktische ist doch, dass es nicht ein einzelnes Unternehmen trifft, neben der schon die geifernde Konkurrenz nur darauf wartet, die schwächsten aufzufressen, nein, es trifft innerhalb einer Branche im Moment einfach alle und dann ist es doch gar nicht schlimm, wenn einfach mal alle Pause machen oder von mir aus auch alle Insolvenz anmelden.

Wenn jetzt der Fußball weltweit still steht, dann steht er eben still, herrjehnochmal, was sollen die Spieler denn machen, außer zähneknirschend das Kurzarbeitergeld akzeptieren. Woanders gibt's auch keine Jobs.
Und genau das ist doch der springende Punkt: Es geht wirklich allen gleich und das weltweit.
Deshalb fehlt mir einfach das Verständnis für die wirtschaftliche Katastrophe und die gigantischen Folgeschäden, die da prophezeit werden. Jetzt aktuell ist für alle zu und irgendwann ist für alle wieder auf - außer für die systemrelevanten Berufe, die müssen aktuell natürlich weiterarbeiten, aber wirklich viel Geld ausgeben kann im Moment keiner, weil: wofür?

Ich habe deshalb irgendwie das Gefühl, das ist wie Kürzen bei einem Bruch, ich nehme Einkommen weg, ich nehme aber auch Ausgaben weg - das Verhältnis zueinander verändert sich damit nicht und wieso ist das für die Wirtschaft jetzt so ein Riesenproblem?

Das Spannende ist, dass ich ja rein beruflich ständig und täglich mit echten Wirtschaftsexperten zu tun habe und ich habe wirklich viele von denen schon genau danach befragt. Jeder redet sich irgendwie anders raus, aber eine vernünftige Antwort hat mir noch keiner geben können
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Mittwoch, 22. April 2020
Von Knochen, Muskeln und Bändern...
Wieder darf ich die Er- und Befüllungsaufgabe des Blogs übernehmen - Mutter ist eingeschlafen. Leider habe ich dieses Mal ein Thema parat, was ich selbst zwar faszinierend, aber letztlich doch recht banal und langweilig finde – es wird also ein eher kurzer Beitrag. Und zwar soll es dieses Mal vom Bewegungsapparat handeln, also das Gerüst, was aus all den Organen eigentlich erst etwas sinnvolles macht. Das wichtigste theoretische Fach dahinter ist die Physik – insbesondere die Hebelwirkung. Leider stehe ich bei der Physik seit Lebzeiten immer wieder auf dem Schlauch, ich denke ich werde bis an mein Lebensende nicht wirklich begreifen, wieso ein Stück geformtes Metall, was deutlich mehr wiegt als ich, einfach so fliegen kann. Aber anderes Thema.
Das Skelett besteht als etwas mehr als 200 Knochen - der größte ist der Oberschenkelknochen, der kleinste ein Teil der Gehörknöchelchenkette, der wichtigste wohl der Schädel (der aus mehreren Anteilen besteht), wobei man hier schon mit Streitereien beginnen kann. Aus neurologischer Sicht ist wohl der Schädel der wichtigste, schützt er doch unser zentrales Organ, das Gehirn. Genauso schützt aber auch die Wirbelsäule unser Knochenmark (was letztlich nur eine Verlängerung des Hirns ist), sie ist aber auch essentieller Teil unserer Stabilität im Stehen. Hierfür ist wiederum das Becken elementar, was das Gewicht des Oberkörpers gleichmäßig auf die Beine überträgt. Von diesem Standpunkt aus sind auch die Beine, oder sogar die Füße unerlässlich - wobei andersrum man ohne Arme und Hände auch extrem blöde rumstünde... Und dann ist da noch der Brustkorb, ein komplex stabil-biegsames Konstrukt, was Herz, Lunge (und Leber und Milz) schützt, aber gleichzeitig auch ständige atmungsbedingte Bewegungen aushalten (und mitmachen) muss. Spannend ist die recht hohe Ähnlichkeit des Aufbaus von Armen und Beinen, bei Tieren handelt es sich ohnehin um funktional kaum unterscheidbare Extremitäten (so nennen wir Mediziner Arme und Beine in Summe). Während offensichtlich das Ende dann anders aufgebaut ist (dennoch gibt es auch gewisse Ähnlichkeiten zwischen Hand- und Fußwurzel), unterscheidet sich (auch bei Tieren!) vor allem die Aufhängung. Unten liegt der Oberschenkelknochen im massiven Becken, oben liegt ein mehrknöchiger Halbring um/auf dem Brustkorb (= Schulter), an dem wiederum der Arm befestigt ist.

Gelenke erfüllen eine Meisterleistung zwischen Stabilität und Flexibilität. So entstehen komplizierte Gebilde wie die Hand- oder Fußwurzelknochen, die durch viele Einzelteile eine abfedernde und kraft-leitende Komponente erfüllen. Ein recht interessantes Ergebnis evolutionärer Tüftelei ist das Schultergelenk – keines sonst hat einen so riesigen Bewegungsspielraum. Es haben hauptsächlich Muskeln und dehnbare Bänder und Knorpel den Aufbau übernommen, was zur Folge hat, dass sich hier die häufigsten Luxationen (also das Herausspringen eines Knochens aus seiner Position im Gelenk) ereignen. Im Gegensatz dazu setzt die Hüfte viel stärker auf Stabilität und hat deutlich mehr knöchernen Gelenksanteil. Das Lieblingsgelenk meines Anatomieprofessors ist das Kopf-Hals-Gelenk. Es ist strenggenommen eine Hintereinanderschaltung der Halswirbelgelenke, die die recht weite Bewegungsfreiheit unseres Kopfes ermöglichen (und kombiniert mit der automatisierten Objektverfolgung beim Sehen ähnliche Leistung vollbringt wie der Leopard 2-Panzer, der wohl einer der ersten war, der einen hydraulischen Kanonenturm hatte – zumindest laut Anekdote eben dieses Anatomieprofessors…). Innerhalb der Halswirbel liegt gut geschützt das Rückenmark – die Verbindung zwischen Kopf und Körper. Bänder sind hauptsächlich stabilisierende Gerüste um Gelenke herum, teilweise werden sie darin durch Muskeln unterstützt.
Muskeln sind etwas Faszinierendes – wie allein auf der Basis biochemischer Vorgänge ein solch kräftiges Potential entsteht scheint unglaublich. Muskeln vereinigen sich zumeist in Sehnen, die wiederum fest mit einem Knochen verbunden sind. Teilweise ziehen sie über eine Hebelrolle, wodurch eine Überleitung der Kraft ermöglicht wird. Bestes Beispiel hierfür ist die Kniescheibe, sie übertragt vor allem die Kraft des großen Oberschenkelmuskels auf den Unterschenkel, um ihn auf in geknickter Position noch strecken zu können. Der Zungenmuskel ist (abgesehen von Ringmuskeln) der einzige Muskel, der nirgends ansetzt. Mein persönlicher Liebling ist der „Musculus sternocleidomastoideus“, allein deshalb, weil ihn wahrscheinlich niemand hier richtig aussprechen kann. Er sitzt gut sichtbar seitlich am Hals und zieht vom Schlüsselbein zum Hinterkopf und ist an der Drehung des Kopfes in die jeweils andere Richtung* beteiligt.
*Also der M. sternocleidomastoideus auf der rechten Seite bewirkt bei seinem Zusammenziehen eine Drehung des Kopfes sodass man nach links schaut.

Neben den willkürlich bewegbaren Muskeln gibt es eine Vielzahl an vollkommen unbewusst gesteuerten Muskeln, neben den Schließmuskeln von Harnröhre und Anus sind dies die Muskeln in Gefäßen sowie das Herz, teilweise unbewusst gesteuert werden sämtliche Stabilisierungsmuskeln, v.a. im Bauch und Rücken, sowie die Atemmuskulatur. Wenn man es ganz genau nimmt, wird bei so gut wie jeder Bewegung „unbewusst“ auch irgendwas anderes gesteuert, sei es, weil verschiedene Muskeln für eine Bewegung kongruent miteinander aktiviert, oder aber weil die gegenseitigen Muskeln gehemmt werden müssen.
Na, schau, so ganz kurz ist der Beitrag nun doch nicht - und hoffentlich auch nicht so langweilig, wie ich die medizinischen Fächer dahinter finde...
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Mittwoch, 22. April 2020
Paket, Backkartoffeln und Maikäfer
Als die Paketbotin heute klingelte und mir ein ziemlich großes Paket vor die Tür stellte, war ich im ersten Moment doch arg verwundert, weil ich gar nichts Großes bestellt hatte. Die einzige Lieferung, auf die ich noch wartete, war mein neues Fitnessarmband, was ich mir am Freitag bei ebay gekauft hatte, aber das hat ja eher nicht so Ausmaße, dass es in ein Paket von 50x50x40 cm gequetscht werden müsse.
Dachte ich.



Es war dann aber doch da drin, ich fand es etwas schräg.

Ich habe mir jetzt ein teures Fitnessarmband gekauft, weil ich seit einem halben Jahr ein sehr preiswertes trage, bei dem seit zwei Monaten aber die App kaputt ist, d.h. ich habe keinen Verlauf mehr über die App, sondern nur noch die aktuellen Tageswerte, wenn ich auf das Armband schaue.
Ich habe festgestellt, dass ich trotz aktiv mangelnder Bewegung so ein Armband und das Aufzeichnen der eigenen Bewegung und der Schlafdauer irgendwie spannend finde, aber ohne Zeitverlauf ist es blöd.

Weil mein Armband völlig intakt ist, nur die App dazu spinnt, nutzt es nichts, das Armband zu tauschen, es musste ein neues her.
Außerdem wollte ich an der Datenspende vom RKI teilnehmen und mein altes Billiggerät ist gar nicht erst als Auswahl aufgeführt.
Also habe ich im Netz gesucht, was es so gibt, habe andere Leute befragt und mich schließlich entschieden, ein Garmin Vivosmart4 zu kaufen. Keine Ahnung, ob es gut ist, aber Garmin wird als Hersteller in der Datenspende-App aufgelistet und das Navi im Flieger ist auch von Garmin, irgendwas werden die also schon können und den Ausschlag gab, dass es das Teil mit einem grauen Armband gab, was ich so viel schöner finde als ein schwarzes, allein schon deshalb wurde es ausgesucht.
Und dann also heute geliefert, in einem Riesenkarton.
Geht ja gut los.

Ich habe es jetzt an der Garmin-App angemeldet, aber so komplett und vollständig begreife ich das System noch nicht, aber kommt vielleicht noch, jetzt tage ich es erst mal ein paar Tage.

Zum Abendesse gab es heute Backkartoffeln

Ich hatte ein Paket kleine Kartoffeln gekauft und einfach alle Kartoffel daraus benutzt, gewaschen, halbiert, gewürzt und auf die Ofenpfanne gelegt - es hätte locker noch eine kleine weitere Kartoffel draufgepasst, aber dann wäre es auch wirklich randvoll geworden. Ich fand, es war auch so eine perfekte Mengenpunktlandung.

Und dann war da noch der Maikäfer, den K neulich anschleppte

Im Unterschied zu mir findet K die Tierchen sehr possierlich. Ich finde sie für einen Käfer vor allem groß und möchte sie nicht auf mir rumkrabbeln haben, was K natürlich maßlos provoziert, weshalb er jeden Maikäfer, den er irgendwo findet, anschleppen muss, um ihn mir unter die Nase zu halten und zu fragen, ob ich denn jetzt wenigstens diesen Käfer endlich mal haben wolle, genau dieser wäre doch jetzt wirklich echt niedlich.

Ich bleib dabei, ich möchte keinen Maikäfer haben
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Dienstag, 21. April 2020
Durchschnitt
Morgen ist der Sperrmülltermin, den ich vor vier Wochen bestellt habe, und das bedeutet, dass wir jetzt endlich die Reste der kaputten Wasserbettmatratze loswerden und dazu noch allerlei sonstigen Kram, das macht mich sehr froh.
Ich liebe ja Müll loswerden sowieso, Sperrmülltermine sind da so etwas wie das Ausdrücken eines richtig dicken, reifen Pickels, aus dem dann eine gaaaanz lange Wurst rauskommt. Tolles Gefühl.

Der Rest des Tages war so öde wie erwartet, weil ständiges Jammern blöde ist, verkneife ich mir weitere Erläuterungen.

Aber dann habe ich noch das Arbeitszimmer geputzt. Erst aufgeräumt und aussortiert, dann einen halben Staubsauger voll Staub aus allen Ecken gesaugt und zum Schluss gewischt, richtig gründlich, es hat sich aber auch richtig gelohnt. Auch ein gutes Gefühl.

Mit diesen guten Gefühlen habe ich die sonstige Ödigkeit des Arbeitstages bekämpft, per Saldo war es damit dann im Durchschnitt okay
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Montag, 20. April 2020
Schöner Sonntag
Das war ein schöner Tag heute, auch wenn er mit dem latent im Hintergrund lauernden Jammergefühl durchzogen war, dass ja ab morgen wieder Alltag as usual ist. Okay, es wird sich praktisch nicht so sehr viel ändern, ich bleibe im Home-Office, gehe weiter nicht aus dem Haus und mache im Grunde genau das gleiche, was ich mittlerweile seit fünf Wochen mache, nur ab morgen wieder ohne das Freiheitsgefühl, dass ich es freiwillig mache, ab morgen wieder mit dem bedrückenden Vorschriftsgefühl, dass ich es machen muss, weil der Urlaub vorbei ist und ich deshalb ab morgen wieder einen 8h-Arbeitstag abzuliefern habe.
Das ist alles nur im Kopf, schon klar, aber es ist schon ganz schön verrückt, wie bekloppt so ein Kopf sein kann und wie lästig er sich über ein ganz einfaches Zufriedenheitsgefühl legen kann, um rumzunölen. Abstellen geht aber leider nur mit Kopf ab, was auch keine sinnvolle Alternative ist.
Nun denn, lebe ich halt damit, andere haben einen Tinnitus oder eine kaputte Hüfte, N hat mir gestern ausführlich was über Tick-Störungen erzählt, möchte ich auch alles nicht haben, ich denke, unterm Strich bin ich mit diesem Jammergefühl im Kopf noch wirklich gut weggekommen.

Bis auf kurze Selbstmitleidsanflüge wegen "ich habe keine Lust auf Regelarbeitszeit" war heute dafür wirklich sonst ein schöner Tag. Ich habe ganz viel gelesen und ich habe mit K gemeinsam die Schlussabrechnung für den Verkauf der Fabrik in MG gemacht und das ist ein wirklich gutes Gefühl, diese Aufgabe endlich erledigt zu haben.
Wir haben die Fabrik zwar letztes Jahr schon verkauft, aber natürlich ist es nicht damit getan, dass einfach nur der Kaufpreis vom Käufer überwiesen wird, das wäre ja zu einfach, es müssen noch die laufenden Nebenkosten exakt abgerechnet werden und dann gab es kurz vor dem Verkauf noch einen schweren Brand in dem Gebäude und das machte das Gesamtthema nicht grade einfacher. Theoretisch müsste die Versicherung den Wiederaufbau der abgebrannten Fabrik bezahlen, das würde ziemlich teuer für die Versicherung. Aber niemand will die Fabrik wieder aufbauen, sie soll einfach nur abgerissen werden, um das Grundstück für eine neue Bebauung nutzen zu können. Also hat die Versicherung gar nichts gezahlt, was auch wieder ärgerlich ist, denn durch den Brand sind die Abrisskosten jetzt höher und wenigstens diesen Schaden muss ja die Versicherung ausgleichen. Die Abrisskosten trägt aber der Käufer, der uns dafür jetzt weniger Kaufpreis bezahlt, es ist also kompliziert und deshalb müssen wir das also irgendwie abrechnen und Briefe schreiben und so einen Beweis liefern, wie hoch der Schaden denn tatsächlich ist. Diese blöde Aufgabe schieben wir seit einem Jahr vor uns her - und heute haben wir es erledigt. Das ist ziemlich prima.

Außerdem habe ich schon wieder das Erdgeschoss gewischt, gestern hat es nämlich geregnet und wir haben gegrillt, d.h. wir wollten grillen und draußen essen, was aber nicht ging, weil es dann ja regnete, deshalb haben wir nur den Grill unters Vordach geschoben, so dass man dort weiter grillen, drinnen dafür essen konnte, dabei sind wir ständig rein und raus gelaufen, was, wenn es draußen regnet, drinnen ganz klitzekleine Spürchen auf den weißen Fliesen hinterlässt. Ich bin ja echt nicht Schmutz empfindlich, aber so wie der Laufweg zwischen Terrasse und Esstisch heute aussah, das musste beseitigt werden. Naja, und wenn man schon mal anfängt, kann man den Rest der Etage auch gleich mit säubern, zwischendurch die Wäsche sortieren und anwerfen, was man halt so Sonntags, wenn kein Flohmarkt ist, macht.
Insgesamt hat mir der Tag aber wirklich gut gefallen
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Samstag, 18. April 2020
Bekenntnisse einer schulverweigernden Rabenmutter
Meine Grundeinstellung Kindern gegenüber geht von der Überzeugung aus, dass Kinder ganz normale Menschen sind, die auch nicht dümmer sind als Erwachsene, nur kleiner.
Sie müssen deshalb weder wie Idioten behandelt werden, noch müssen sie immer ihren Willen bekommen.

Andererseits sollte ihr Wille aber respektiert werden, wenn es keinen vernünftigen Grund gibt, etwas anderes zu verlangen.

Im Ergebnis führt diese simple Grundeinstellung dazu, dass mein Umgang mit Kindern sich stark von dem unterscheidet, was ansonsten in unserer Gesellschaft so üblich ist.

Sehr deutlich hörbar wird das in der Sprache, die ich für die Kommunikation mit Kindern verwende, die ist nämlich die gleiche wie mit allen anderen Menschen auch.
Barrierefreie Sprache samt vereinfachender Ausgangsgrammatik ist wichtig für Leute, denen die geistige Kapazität fehlt, komplexere Sprachstrukturen zu erfassen. Da meine Kinder keine geistige Behinderung haben und ich in freier Übertragung der Mendelschen Erbgesetze davon ausgegangen bin, sie bringen wahrscheinlich sogar eine leicht überdurchschnittliche Kapazität mit, hätte ich es auch als Unverschämtheit empfunden, meinen Kleinkindern sprachlich auf dem Idiotenniveau zu begegnen.
Wie soll ein Kind ein umfangreiches Sprachgefühl entwickeln, wenn die Mama sich selber nur in der dritten Person adressiert und dazu Wörter in einer vereinfachten Niedlichkeitsform verwendet? „Oh, hat der Emil sich seinen Schlafi schon ganz alleine angezogen? Das ist ja toll, da freut sich die Mama aber.“ (Gestern Livemitschnitt aus dem offenen Fenster bei Nachbarns. – Man beachte, der Stöpsel heißt Emil und nicht Kevin, Nachbarns legen viel Wert auf ihre gehobene intellektuelle Positionierung.)

Nach meiner Erfahrung können Kinder Sprache viel eher verstehen als selber sprechen, so dass ich es dem Kind gegenüber als ziemlich respektlos empfinde, es in dieser Idiotensprache anzureden, signalisiert es doch eindeutig, dass ich es dem Kind nicht zutraue, eine normale Alltagssprache zu verstehen.

Überhaupt gibt es vieles, was viele Eltern ihren Kindern nicht zutrauen und ich frage mich immer, weshalb Menschen so eine schlechte Meinung von ihren Kindern haben.

Aktuell gibt es ja besonders viele Klagen von Eltern, wie anstrengend es ist, den ganzen Tag mit den Kindern zusammen zu sein und dann auch noch das komplette Home-Schooling-Programm absolvieren zu müssen, das wäre insgesamt alles derart nervenzehrend, dass sich die allermeisten Eltern ganz dringend wünschen, dass sie ihre Blagen endlich wieder outsourcen können.

Ich habe zur Zeit nur ein Kind im Haus, der lernt auch den ganzen Tag, weil er (hoffentlich, auch er weiß nicht, was passieren wird) nächsten Monat sein drittes Staatsexamen ablegen wird, das macht er aber komplett selbständig, ich kann hier also nicht klagen. Das zweite hat grade angekündigt, demnächst auch wieder nach Hause zu kommen, sein Semester läuft aktuell auch nur online, da ist ihm alleine einfach langweilig, das kann ich verstehen.

Okay, ich gebe zu, die Situation ist nicht wirklich vergleichbar zu kleinen Kindern, aber auch wenn ich mir ganz doll viel Mühe gebe, mir vorzustellen, wie ich vor 20 Jahren in einem vergleichbaren Lockdown die Zeit mit den unbeschulten und unbekindergartenten Kindern verbracht hätte, so schreckt mich die Vorstellung einfach gar nicht. Vielleicht leide ich an retrograder Amnesie oder vielleicht habe ich einfach nur drei perfekte Wunderkinder, beides halte ich für unwahrscheinlich, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich die Kinder (von individuellen Einzelsituationen abgesehen) grundsätzlich als anstrengend empfunden hätte. Ich habe aber auch aktiv und bewusst nie versucht, eine gute Mutter im klassischen Sinne zu sein.

Erstens und wichtigstens hätte ich mich nicht für das Veranstalten eines alternativen Schulunterrichts verantwortlich gefühlt, sondern hätte es für alle Beteiligten als eine große Erleichterung angesehen, dass Schule einfach mal für ein paar Wochen ausfällt.
Ich habe noch nie viel von Schule gehalten, weder als ich sie selber besucht habe noch als meine Kinder sie besuchen mussten.

Ich war selber als Schülerin der Schrecken vieler Lehrer, weil ich mich geweigert habe, die Lehrer ernst zu nehmen, was mir vor allem die Lehrer übel nahmen, die eher nur so mittelmäßig gut in ihrem Fach waren. Es gab ein paar Lehrer, die mochte ich sehr, die haben mich auf Augenhöhe respektiert, da bin ich gerne hingegangen und habe mich aktiv für ihr Thema interessiert, insgesamt waren die "guten Lehrer" aber deutlichst in der Minderheit.

Ich habe sehr früh begriffen, dass ich das, was es so zu lernen gibt, mir viel, viel besser alleine und nach meinen eigenen Methoden beibringe, der Aufenthalt in der Schule, also das Absitzen der Schulstunden, war für mich überwiegend vergeudete Zeit, aber immerhin habe ich damit gelernt, mich selbständig für sechs Stunden unauffällig zu beschäftigen, ohne dabei vor Langeweile einzuschlafen, wenn ich mich denn zur Anwesenheit entschloss, weil ich das mit den entschuldigten Fehlstunden nicht übertreiben wollte. Ich habe mir nämlich ab der fünften Klasse meine Entschuldigungen selber geschrieben, da ich damals bereits Sütterlin fließend schreiben konnte - und eine in Sütterlin geschriebene Entschuldigung mit dem Namen meiner Großmutter als Unterschrift wurde immer akzeptiert, es war ja ganz eindeutig keine Kinderschrift.*

*So habe ich schon sehr früh die Grundregel der Compliance gelernt: Vorschriften sind dafür da, ausgelegt zu werden.

Als Mutter hatte ich meine Meinung zu Schule und über Lehrer kein Stück geändert, so dass ich meinen Kindern nicht übel nehmen konnte, dass sie ebenfalls eine recht lockere Einstellung zu dem ganzen Regelschnickschnack hatten, den die Lehrer da unverändert abzogen, ich habe mir nur Mühe gegeben, ihnen den eigentlichen Sinn von Schule nahezubringen: Nirgendwo sonst lernt man besser und eindrücklicher, wie man mit Menschen umgeht, die formal mehr Macht haben als man selber, diese Macht aber offensichtlich nicht mit persönlicher Größe kombinieren, sondern hauptsächlich, um ihr eigenes kleines Ego durch den Tag zu schieben.

Selbstverständlich sind Lehrer studierte Fachleute, die ganz genau wissen, wie man jemand anderem irgendeine Sorte Wissen am besten beibringt und das werden sie mit Nichtfachleuten, also insbesondere Schülern und Eltern nicht diskutieren. Wo käme man denn da hin.
Ich komme aus einem personell hoch durchsetzten Lehrerhaushalt, Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten - bei mir waren alle Lehrer, ich habe da sehr früh etwas sehr gründlich gelernt.

Ich kann übrigens einsehen, dass es tatsächlich in der ganz großen Mehrzahl der Fälle wirklich sinnlos ist, die pädagogischen Konzepte, nach denen ein Lehrer versucht, eine gesamte Klasse einigermaßen gleichmäßig zu beschulen und dabei vor allem den Grundsatz "es wird keiner zurückgelassen" durchzieht, mit jedem Elternteil einzeln zu diskutieren und dass er diese Konzepte auch nicht auf jeden Einzelfall anpassen kann, das ist mir völlig klar, aber ich persönlich wollte nichts anderes, als einfach in Ruhe gelassen zu werden und meine Dinge selber erledigen und im Wesentlichen galt das für meine Kinder auch.

Als Schüler habe ich den vorgeschriebenen Regelbetrieb mit einem gewissen Fatalismus einfach ertragen, hilft ja nix. Am besten klappt es, wenn man maximal unauffällig den Kopf einzieht und möglichst wenig anwesend ist, um nicht Gefahr zu laufen, nur weil man sich doch mal langweilt, aufzufallen und dann unweigerlich Ärger zu provozieren. Ich habe mir den Ärger bis zum letzten Tag aufgespart, dann aber ohne Hemmung zurückgeschlagen. Ich war Schülersprecher meines Jahrgangs und habe die Abiturrede gehalten. Erwähnte ich schon mal, dass ich ein aktives Problem mit Respekt und Höflichkeit habe, wenn das Gegenüber dafür nichts leistet, als einfach nur älter zu sein? In dieser Rede damals bin ich sehr deutlich geworden und ich würde es 1:1 heute noch genauso machen.

Als Mutter fiel es mir deutlich schwerer, den Kopf einzuziehen, und die Methoden der Lehrer meinen Kindern gegenüber noch zu rechtfertigen. Insbesondere das älteste Kind war mit besonders vielen Blödsinnsgenen gesegnet, die ich als Mutter überwiegend witzig fand, die Lehrer eher nicht so. Für N hagelte es deshalb schulische Strafen. Bei einigen habe ich ihn grinsend in sein Schicksal geschickt, weil er das Grundprinzip: "Wenn der andere mehr Macht hat als du, musst du ihm überlegen sein, wenn du Widerstand leisten willst, sonst kuckste in die Röhre." nicht beachtet hat. Wenn jemand so dumm ist, dass er sich erwischen lässt, dann habe ich da auch kein Mitleid. Eine sehr beliebte Strafe war damals "eine Woche Schulhof fegen", die sich N mit einer Reproduktionsrate von 3,5 einfing, innerhalb einer Woche bekam er also im Schnitt 3,5x eine Woche Schulhof fegen aufgebrummt, was ich einfach nur schräg fand. Wir haben ausgerechnet, dass er, wenn er so weiter macht, noch die ersten drei Semester nach dem Abitur weiter zum Schulhof fegen erscheinen muss, weil er das sonst in seiner regulären Schulzeit gar nicht schafft abzuarbeiten.
Der Musiklehrer setzte auf Einträge ins Elternheft. Jede Woche stand da: N stört den Unterricht. Unterschrift der Eltern erforderlich. Ich habe das drei Wochen brav jedesmal unterschrieben, bis es mir zu blöd wurde und ich auf den nächsten 10 leeren Seiten schon mal blanko unterschrieb.
Alle Musiklehrer nahmen ihren Unterricht ernst, leider keines meiner Kinder und ich konnte sie verstehen. Dasselbe galt übrigens für Kunst- und Sportlehrer. J brachte es irgendwann sehr präzise auf den Punkt als er sagte: Schule ist für Lesen, Rechnen und Schreiben da, den anderen Kram mache ich nicht.
Er hat das übrigens bis zum Schluss durchgezogen und sich mit einer 3 in Musik die 1,0 im Abitur versaut, das passiert halt, wenn man zu sehr verweigert.

Das einfachste war immer, wenn die Kinder nicht zur Schule gingen, dann konnten sie auch den Regelbetrieb nicht stören. Da bei uns nie jemand ein Problem hatte, den Stoff, der verlangt wurde, sich auch alleine zu erarbeiten (es gibt schließlich Schulbücher und Bibliotheken, irgendwann gab es dann auch Internet und YouTube, damit wurde der "wichtige Unterricht" endgültig zur Farce) und ich schon früh die Grundsatzregel ausgegeben hatte: Wer in einer Klassenarbeit oder einem Test eine 1 schreibt, der bekommt einen Tag schulfrei nach Wahl, gab es halt nie ein Leistungsproblem, zumindest kein nachhaltiges. J hatte seine Durchhängerphasen, die hatten aber andere Gründe und konnten mit mehr Lernen sicher nicht bewältigt werden.

Natürlich weiß ich, dass der vorgeschriebene Schulstoff nicht allen Kindern so leicht fällt wie das bei uns funktionierte, die wir alle die besondere Begabung haben, auch den weltgrößten Blödsinn und vor allem auch Dinge, die uns überhaupt gar nicht interessieren, wenn es denn sein muss, also für eine Klausur oder einen Test, kurzerhand auswendig lernen zu können. In der Schule kommt man damit völlig entspannt durch, im Studium wird das schon etwas komplizierter, da dort, je nach Studienrichtung, noch mal deutlich mehr Kram auswendig gelernt werden muss, aber dafür muss man sich im Studium nicht mehr mit Musik, Kunst und Sport rumärgern, wenn es einen nicht interessiert, das ist ja auch schon mal was.

Insgesamt ist mir in der aktuellen Situation aufgefallen, dass es enorm viele Eltern gibt, die sich schwer über die "Verpflichtung zum Home-Schooling" aufregen, weil sie meinen, das wäre nicht ihr Job. Sie haben da übrigens absolut recht, aber wo ist das Problem, wenn ihr Kind dann insgesamt nachher ein Jahr länger braucht, bis es mit der Schule fertig ist, weil es halt alleine nicht mit den vorgegebenen Aufgaben klarkommt? Irgendwann wird der offizielle Unterricht ja wieder losgehen. Und in der Zwischenzeit ist es eine wunderbare Gelegenheit, dass das Kind sich damit beschäftigt, was es selber so tun kann, wenn es nichts zu tun gibt. Ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass jedem Kind da etwas einfällt, man muss sie nur in Ruhe lassen. Ich glaube ja, das ist genau das, was den meisten Eltern am schwersten fällt. Und den Schulkram nicht so ernst nehmen, einfach mal laufen lassen, auch hier können Kinder schon durchaus für sich selber Verantwortung übernehmen - und lernen, was passiert, wenn sie es nicht tun
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