anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 26. Januar 2020
Viel gesucht, alles gefunden und aufgeräumt
Sonntage haben grundsätzlich den Makel, dass sie das Ende des Wochenendes darstellen, danach folgt eine komplette Arbeitswoche und irgendwie geht es mir dann immer wie Till Eulenspiegel, der beim bergab laufen jammert, weil er sich vorstellt, dass er danach ja auch wieder bergauf muss und so kämpfe ich spätestens Sonntagabend mit einer latenten Jammerlaune.

Aber hilft ja nicht, auch die nächste Woche werde ich sicher ganz ordentlich überstehen, ist halt nur der kurzfristige Ausblick, der mich stört und vor allem, dass der Tag heute in gefühlt einem Wusch verflogen ist und ich noch eine Menge tun muss heute.
Wir haben nämlich noch nichts gegessen, und mittlerweile habe ich so viel Hunger, dass ich schon keine Lust mehr habe, etwas vernünftiges zu kochen, sondern stattdessen überlege, wie ich jetzt am allerschnellsten und standby an Essen komme. Spontan fällt mir da der Grieche ein, aber wenn wir da jetzt gleich hinfahren, bin ich anschließend betrunken, weil es beim Griechen immer einen Ouzo vor dem Essen, einen Ouzo nach dem Essen und ein großes Bier zum Essen gibt - und Bloggen ist anschließend schlecht.

Also schreibe ich jetzt fix auf, was ich heute getan habe, war nämlich nicht viel, und dann werde ich mich mit den weiteren Aufgaben des Tages beschäftigen. Haarewaschen habe ich mir übrigens als letzte Tag des Tages vorgenommen, damit die über Nacht trocknen und ich sie morgen früh dann nur noch mit dem Glätteisen locken muss, spart locker eine halbe Stunde beim Start in den Tag.

Ansonsten waren wir heute schon wieder auf dem Flohmarkt, die reparierte Uhr abholen (und eine andere sofort wieder abgeben) und endlich war auch der Gewürze Mensch wieder da und ich habe gründlich eingekauft. Jetzt bin ich sehr zufrieden und für jede Sorte Dip in beiden Haushalten gewappnet.

Außerdem war ein Parfumverkäufer da, den kenne ich schon, der hat sehr gute Preise und verkauft die sozusagen unangebrochenen Musterflaschen der teuren Orignalparfums. Da ich einen unseligen Hang zu Parfums von Hermes habe, bin ich immer sehr froh, wenn ich die für 50% des Originalpreises bekomme, bei diesen Parfums lohnt sich das wirklich.

Überhaupt war heute auf dem Markt richtig was los, nicht nur die üblichen Neuwarenhändler, sondern auch viele Privatverkäufer mit ihrem Privatkrimskrams, außerdem war tolles Wetter, es hat also alles sehr viel Spaß gemacht.

Anschließend sind wir noch ein Eis essen gegangen, es war schließlich tolles Wetter und das Eiscafe hatte auch tatsächlich schon die Tische rausgestellt und die waren auch fast vollständig besetzt. Draußen.

Neben dem Eiscafe ist ein An-und-Verkaufshändler für Schmuck, Uhren und so'n Kram, den es bei Bares für Rares gibt. Außerdem kauft er Gold zum Tagespreis.
Der hatte eine Kette im Schaufenster, in die ich mich spontan verliebt habe (kein Preis dran, er wollte wahrscheinlich niemanden verschrecken...), aber als wir wieder zu Hause waren, habe ich mir überlegt, dass ich doch auch selber Schmuck habe, den ich gar nicht mehr trage, der aber sicherlich einen gewissen Wert hat und Zahngold habe ich auch noch diverse Stücke, und zerrisse Goldkettchen und überhaupt - ich könnte doch einfach mal nachfragen, was er mir für meinen Schmuck gibt und vielleicht ist die Differenz, was die Kette dann noch kostet, ja gar nicht mehr so viel.
Also habe ich meinen alten Schmuck gesucht.
Das war unerwartet kompliziert, weil er nicht da war, wo ich ihn als erstes vermutete und auch nicht dort, wo ich im zweiten, dritten und vierten Anlauf nachgeschaut habe.
Und das Zahngold war auch weg.
Bei dem Zahngold war ich mir sicher, dass es da ist, wo auch die Zähne der Kinder sind, die habe ich natürlich wie jede gute Mutter in so kleinen Zahnsammeldöschen gesammelt und aufbewahrt und früher standen diese Döschen immer in dem Setzkasten über meinem Schreibtisch. Nur leider ist das sehr viel früher gewesen, seitdem wir hier in Greven wohnen, habe ich keinen Setzkasten mehr aufgehangen, aber wo ich diese Zahndöschen hier in Greven hingeräumt habe, das war mir komplett entfallen.

Also habe ich gesucht.
Den alten Schmuck habe ich nachher tatsächlich dort gefunden, wo er in schlechten Romanen auch immer versteckt ist - ganz hinten im Kleiderschrank, hinter den ältesten Unterhosen, die in meinem Fall Schals und Einlegesohlen für Schuhe waren (was die Einlegesohlen bei den Schals machen, weiß ich nicht, aber immerhin habe ich die jetzt auch gefunden.)
Dann habe ich nach den Kinderzähnen gesucht.
Faszinierend, was ich dabei alles gefunden habe, aber die blöden Zahndosen blieben sehr lange verschollen.
Weil ich so lange gesucht habe, hatte ich auch keine Zeit, etwas zu Essen zu machen.

Jetzt ist aber alles gefunden und sogar schon wieder zurück aufgeräumt (so eine Sucherei macht enorm viel Unordnung). Ich habe den zu verkaufenden Schmuck samt Zahngold und zerrissenen Goldkettchen in eine Schachtel gepackt und werde dann nächste Woche mal zu diesem Laden fahren und abfragen, was der Kram wert ist bzw. wie viel ich noch drauflegen muss, um diese Kette zu kaufen, fragen kann man ja mal.

Morgen beginnt der Tag schon wieder mit einem Termin in Minden, ich werde also frühestens gegen 14h im Büro sein, wo auch schon eine lange Liste an to-dos wartet, ich fürchte, das wird also wieder ein langer Tag morgen, gehen wir es an
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Sonntag, 26. Januar 2020
Noch 'ne Karte und Finanzamtsfreude
Weil ich gestern das ganze Stempelzeug rausgekramt habe, lag natürlich heute noch alles rum, so schnell bin ich immer nicht mit aufräumen und außerdem hätt' sich die Riesenunordnung doch gar nicht richtig gelohnt, wenn das Gesamtergebnis nur eine Karte ist.
Deshalb heute noch 'ne Karte



komplett anderer Stil, aber auch wieder quadratisch, ich glaube, ich habe grade ein altes Hobby neu entdeckt.
Oder auch nicht, wir werden sehen, auf alle Fälle hat es mir heute noch mal viel Spaß gemacht, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen und vor allem habe ich heute aufgeräumt. Nicht die Unordnung von gestern weggeräumt, sondern die Unordnung vom Umzug von vor 12 Jahren etwas verbessert, sprich, ich habe Stempel sortiert und Stifte auf Funktionsfähigkeit überprüft. Bis das alles wieder pikobello ist, braucht es noch eine kleine Ewigkeit, aber immerhin habe ich mich jetzt mal wieder mit diesen Dingen beschäftigt.

Dann war noch eine große Freude in der Post: Ein Steuerbescheid von 2014 für eine von CW's hinterlassenen Firmen. Hier ging es um höhere fünfstellige Steuerbeträge, ich habe mich ewig mit der Steuererklärung gequält, dann hat das Finanzamt geschätzt und vollstreckt (2014-2016), dann habe ich mich aufgerafft, Einspruch eingelegt, eine lange Begründung geschrieben und alle Steuererklärungen fertiggestellt - und danach nichts mehr vom Finanzamt gehört. Weil ich das gesamte Zeug so grässlich fand, habe ich dann aber auch nicht mehr beim Finanzamt nachgehakt, ich hatte ja meinen Teil erledigt.
Dann habe ich 2017 erklärt und abgegeben - keine Reaktion vom Finanzamt.
Kurz vor Weihnachten habe ich dann 2018 fertiggestellt und alle Erklärungen abgegeben, damit habe ich immerhin sichergestellt, dass mir keine Versäumnis vorgeworfen werden kann.
Letzte Woche bekam ich dann einen Anruf vom Finanzamt, das hat sich wohl strukturell in den letzten zwei Jahren mehrfach neu erfunden, es gab viele Sachbearbeiterwechsel und jeder fand ausgerechnet diesen Fall auch nur ganz gruselig und hat ihn so lange geschoben, bis es die nächste Zuständigkeitsrotation gab und er den Fall wieder los war.
Nun ist der Fall aber wieder beim ursprünglichen Sachbearbeiter angekommen, der zu seinem Entsetzen festgestellt hat, dass sich in den letzten zwei Jahren auf Seiten des Finanzamtes nichts bewegt hat, seine alten (viel zu hohen) Schätzungen sind immer noch in der Welt, es liegen aber mittlerweile meine Einsprüche und Erklärungen vor und insgesamt liegt der Ball also auf Seiten des Finanzamtes.
Dieser Sachbearbeiter hat mich also erst mal angerufen und gefragt, wieso ich mich denn die letzten Jahre nicht mehr gemeldet hätte - und ich sagte, ich fände den Fall halt auch grässlich und wäre der Meinung, ich wäre nicht am Zug. Er war etwas verwundert, weil es halt wirklich um einen höheren fünfstelligen Betrag geht, den das Finanzamt erstatten muss und wollte wissen, ob hier denn keiner das Geld braucht, was ich nur mit "naja" beantworten konnte, denn tatsächlich ist es so, dass ich das Geld ganz gut aufgehoben fand, beim Finanzamt, die müssen das nämlich mit 6% verzinsen - und so einen guten Zinssatz kriege ich sonst nirgends.
Und außerdem wollte ich den Fall nicht auf die Spitze treiben, CW hat so viel Unordnung hinterlassen - wenn das Finanzamt sich da quer stellt, habe ich ganz schlechte Karten.

Der Sachbearbeiter machte mir aber nun den Eindruck, als ob er den Fall jetzt einfach nur noch abschließen wollte - und genau so war es.
Gestern kamen die Feststellungsbescheide und heute dann der Umsatzsteuerbescheid - mit der fünfstelligen Rückzahlung für 2014 und mit 6% Zinsen seit 2016, nur die Zinsen sind auch schon wieder fünfstellig - und ich gehe mal davon aus, dass ich den Fall jetzt endgültig zu den Akten legen kann.
Das ist ein absolut tolles Gefühl und ich bin hier vor Freude eine Stunde im Kreis gehüpft
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Samstag, 25. Januar 2020
Kreativer Freitag
Freitage sind die besten Tage der Woche.

Das hat K heute festgestellt und ich kann ihm darin nur vollumfänglich recht geben.

Seitdem ich den Freitag zum Homeofficetag erklärt habe, an dem ich all die Dinge erledigen kann, zu denen unter der Woche keine Zeit war, sind Freitage wirklich die besten Tage. Das gesamte Wochenende liegt noch vor mir, aber die hektische Woche ist vorbei und durch die Homeofficeruhe kriege ich richtig was geschafft.

Heute habe ich das Jahresabschlussreporting für unsere größste Vermögensverwaltungsgesellschaft fertig gestellt und statt in Stress, Hektik, Ärger und Wut zu verfallen, weil natürlich weder im ersten, noch im zweiten und auch nicht im dritten Anlauf die Zahlen stimmten, bin ich einfach aufgestanden, ins Nachbarzimmer gegangen und habe mich damit beschäftigt, eine Karte zu stempeln.

Früher war Stempeln ja mein richtiges hardcore Hobby, aber mit dem alten Leben habe ich auch die alten Gewohnheiten zurückgelassen, nur heute hatte ich das Gefühl, ich muss unbedingt mal wieder eine Karte machen.

Viele der Materialien sind natürlich in den letzten 12 Jahren eingetrocknet und unbrauchbar geworden und vor allem habe ich vergessen, was ich überhaupt so an Stempeln und Farben besitze und vor allem, wo das Zeug alles so lagert, aber letztlich gelang es doch und ich war nachher ganz zufrieden mit dem Ergebnis.



Das Entwerfen und Herstellen so einer Karte ist ja eine Mischung aus handwerklicher Arbeit und dem Nachspüren eines unbestimmten Bauchgefühls, auf alle Fälle ist es eine Arbeit ohne Nachdenken, was bedeutet, dass man dadurch ganz wunderbar den Kopf freibekommt - und plötzlich wusste ich dann auch, wo der Fehler in meinem Jahresendreporting war und was ich tun muss, um die Zahlen alle stimmig zu bekommen.
Toll.
Sowas geht nur im Homeoffice.

Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag
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Freitag, 24. Januar 2020
Zeiteinsatz und Wichtigkeit
Meine Bürotätigkeiten bewegten sich heute zwischen finanziellen Wichtigkeiten, die vor allem durch ihre größere Spannweite auffielen.

In einem Fall ging es darum, dass das Finanzamt eine berichtigte Steueranmeldung nicht beachtet hat und statt des niedrigeren, berichtigten Betrages fälschlicherweise den höheren, ursprünglich angemeldeten Betrag abgebucht hat, die Differenz beträgt immerhin 1.200 € und normalerweise würde man sagen, wir haben hier einen klaren Erstattungsanspruch, nur leider ist das ganze ein Vorgang aus März 2015, der erst jetzt aufgefallen und damit auf meinem Schreibtisch gelandet ist. Und weil das so lange her ist, ist das alles gar nicht mehr so einfach. Ich habe mich heute fast zwei Stunden damit beschäftigt. Einen Großteil der Zeit brauchte ich für die Sachverhaltsaufklärung. Es ist faszinierend, was Mitarbeiter alles vertuschen und wenn, dann erst auf nachhaltiges, bohrendes Befragen erklären, wobei es ihnen ausschließlich wichtig ist, klarzustellen, dass sie persönlich auf jeden gar keine Schuld haben, es war immer jemand anderes, der schlampig gearbeitet hat und genau dieser andere hat auch wieder eine Erklärung, dass es nochmal jemand anderes war und beim Dritten schließlich schließt sich der Schuldzuweisungskreis und wir sind wieder beim Ersten und in einer Excel-Tabelle nennt man so etwas Zirkelbezug und es kommt insgesamt ein erratisches Ergebnis raus. So ungefähr war das hier auch.
Nachdem ich intern den Sachverhalt so weit aufgeklärt hatte, dass ich wenigstens theoretisch verstanden hatte, was passiert war, habe ich beim Finanzamt angerufen. Das Finanzamt konnte ich leider telefonisch nicht davon überzeugen, dass sie die Differenz einfach erstatten, ich soll das jetzt ausführlich schriftlich darstellen und beantragen, dass sich beim Finanzamt da jemand mit beschäftigt und dann wird man mal sehen. - Wir behalten als Hintergrundinformation: Es geht um 1.200€.

In dem zweiten Fall, mit dem ich mich dann direkt im Anschluss beschäftigte, ging es um 50 Millionen. Hier habe ich ein fünfminütiges Telefonat geführt, mir bescheinigen lassen, dass ich ja erstaunlich entspannt wäre für die Größenordnung, dass sie aber mein geplantes Vorgehen, dass ich kurz skizzierte, sehr gut finden und jetzt ein gutes Gefühl hätten, dass das alles erfolgreich laufen wird.

Anschließend bin ich zu einer Bank gefahren, mit der wir nur sehr wenig Geschäfte machen und deren Vermögensverwaltung von mir vor allem als schlechtes Beispiel benutzt wird, weil es ja immer angenehm ist, Vergleichsmaßstäbe zu haben, die leicht zu übertreffen sind. Aber auch bei nur wenig Geschäft gibt es ja grundsätzlich das "Jahresauftaktgespräch" und diese Bank ist natürlich vor allem bestrebt, das Geschäft mit uns auszuweiten, weshalb sie heute zu diesem Gespräch einen größeren Teil der eigenen Bankprominenz dazugeholt hatten - und ich hatte drei Stunden lang die problematische Aufgabe, den anwesenden Herren (und der einen Dame, aber Bankgeschäfte sind nach wie vor zu 90% Männersache) diplomatisch klarzumachen, dass ich zwar ihre Ideen und Vorschläge alle ganz toll finde, aber leider, leider auch dieses Mal nichts Passendes dabei ist.
Gegenstandswert des dreistündigen Gesprächs: Nicht zu beziffern, es ging vor allem darum, die Leute nicht zu verärgern, denn man weiß ja nie, wofür man sie vielleicht doch mal braucht.

Als ich den Tag heute dann vorhin noch mal Revue passieren ließ, fand ich es vor allem bemerkenswert, dass die wirklich großen und wichtigen Dinge rein zeitlich den allerwenigstens Teil in Anspruch nahmen, während ich mit dem unwichtigen Krimskrams den Großteil des Tages vertrödelt habe.

Und jetzt überlege ich, ob man das auch verallgemeinernd auf da gesamte Leben übertragen kann
?

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Mittwoch, 22. Januar 2020
Ethik
Heute bestand der Tag nur zur Hälfte aus Büro, während der anderen Hälfte war ich auf einer Investorenkonferenz eines großen Vermögensverwalters und habe über Ethik nachgedacht.
Geld mit Geld zu verdienen ist bei den heutigen Negativzinsen ja deutlich komplizierter als noch vor 10 Jahren, als man noch Zinsen aufs Staatsanleihen bekam statt sie zahlen zu müssen.
Parallel zu den in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gesunkenen Zinsen, sind auch die Renditeerwartungen der Anleger gesunken, während man sich gleichzeitig aber auch Gedanken darüber machte, ob es ethisch positive bzw. negative, also unethische Geldanlagen gibt. Mittlerweile sind die sogenannten "ESG-Kriterien" ein fester Bestandteil des Anlagemanagements und Unternehmen, die nach diesen Kriterien als "gute Unternehmen" definiert werden, haben eine höhere Chance auf langfristig höhere Gewinne und bessere Wertentwicklung.
So weit alles so sinnvoll, was mich aber immer wieder aufs Neue fasziniert, ist die Tatsache, wie unterschiedlich diese ESG-Kriterien definiert werden, abhängig davon, wer grade welcher Gesinnungsform anhängt und als wie selbstverständlich jeder Gesinnungsanhänger seine eigene "Grundethik" betrachtet.
Diskussionen darüber sind grundsätzlich nicht möglich, weil man "Selbstverständlichkeiten" nicht diskutieren kann, denn jeder hält seine "Religion" für das einzig wahre Menschenbild.
Vom Prinzip her so ähnlich wie Diskussionen über Impfen oder Homöopathie. Oder Organspenden.

Im Gesamtergebnis habe ich für mich mal wieder festgestellt, dass meine Ethikvorstellungen nicht massentauglich sind, weil ich an die meisten Dinge viel zu rational herangehe und im Zweifel Statistikzahlen bemühe, um "Schäden" zu messen, was für einen emotional aufgeladenen Ethikhysteriker die denkbar unethischste Variante ist, mit so sensiblen Dingen umzugehen.

Was allerdings nun wirklich so dramatisch daran ist, wenn durch irgendeine Situation mal ein paar hundert oder tausend Menschen sterben - das kann mir keiner erklären, weil es eben selbstverständlich ist, dass es dramatisch ist.
Dann frage ich halt nicht mehr, was aber nicht heißt, dass ich es verstanden hätte, sondern nur, dass ich gelernt habe, die Klappe zu halten, weil es niemanden gibt, der es sinnvoll erklären kann, sich aber jeder aufregt, wenn tatsächlich mal einer fragt
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Dienstag, 21. Januar 2020
Bevor ich mit den Wölfen heule
Im Moment reihen sich hier normale Bürotage ohne besondere Ereignisse aneinander.
Der wichtigste Eintrag in meinem Terminkalender ist die "Schneeschippwoche", die gestern begonnen hat und bis Sonntag dauert, weil die neue Eigentümergemeinschaft als Bestimmer über die Hausordnung unserer Reihenhauskette nicht nur beschlossen hat, dass die Tiefgarage im Monatswechsel zu reinigen ist, sondern dass im Winter auch die Schneeräumaufgabe für die möglicherweise zugeschneite Tiefgaragenzufahrt und -rampe im Wochenwechsel reihum geht, bei acht Reihenhäusern ist im Winterhalbjahr jeder 3x dran, wir waren schon in der ersten Dezemberwoche dran, jetzt diese Woche und dann Mitte März noch mal.
Die Woche mit der höchsten Schneewahrscheinlichkeit ist dabei eindeutig diese und ich beobachte seit Tagen den Wetterbericht sehr genau, sieht aber so aus, als würde der Kelch dieses Mal an uns vorbeigehen.

Solche reihum gehenden Gruppenaufgaben mag ich ja gar nicht, weil ich es schrecklich finde, Teil einer Gruppe zu sein.

Worum es geht, ist mir schnuppe
Mehr als zwei sind eine Gruppe

Ich bin mit Reinhard Mey aufgewachsen und konnte dieses Lied schon als Kind auswendig, weil es kaum etwas gibt, was mir mehr auf den Leib geschrieben ist.



Was mich an der geänderten Hausordnung mit den neuen Pflichten so stört, ist die Tatsache, dass mir jemand Vorschriften machen kann, wann ich was zu tun habe und, zumindest rein theoretisch, dann auch noch die Möglichkeit besteht, dass die Qualität dieser Arbeit begutachtet, bewertet oder bemängelt wird. Ich wäre gerne bereit, dafür zu bezahlen, dass die Arbeit überhaupt erledigt wird, aber ich will den Menschen/die Firma, die das dann erledigt, nicht selber beauftragen, weil ich dann ja auch wieder für das Ergebnis verantwortlich wäre und ich damit eine Rechtfertigungssituation nicht sicher vermeiden könnte.
Mir persönlich wäre es am allerliebsten, die Hausverwaltung, die es ja jetzt gibt, beauftragt einen Reinigungs- und Winterdienst und legt die Kosten auf alle Hausbewohner um - aber weil den neuen Eigentümern das wohl zu teuer ist, finden sie es besser, dass jeder selber fegt und schippt und ich stecke mittendrin fest.
Ich werde diese Gruppe verlassen, aber erst in fünf Jahren, solange muss ich mit dieser Kröte leben.

Überhaupt: Reinigungsarbeiten.
In der SZ hat Theresa Bücker darüber philosophiert, dass Frauen, die sich eine billige Putzfrau leisten, genauso zur Unterdrückung von Frauen beitragen wie Männer, die sich nicht an der Hausarbeit beteiligen - und ich habe mich nur gefragt, welche Stilblüten dieses Dauergejammer über Mental Load und ungerechte Rollenverteilung noch hervorbringen wird.

Bei allem Respekt für eine andere Meinung, aber diesen Artikel fand ich schon reichlich unreflektiert.
Natürlich verdienen Putzfrauen nicht viel Geld, Putzmänner bekommen auch nicht mehr, weil Putzen als solches nicht zu den hochbezahlten Tätigkeiten gehört, was wiederum daran liegt, dass man keine Ausbildung dafür braucht, und Jobs für ungelernte Kräfte sind halt selten gut bezahlt.

Das Argument, dass man Arbeiten, die man selber nicht machen möchte, an andere delegiert und die deshalb ausnutzt, finde ich ausgesprochen albern.
Ich delegiere jede Menge Arbeiten an andere, ich würde mal sagen, ich delegiere 98% der Tätigkeiten, die notwendig sind, um mir ein Leben, wie es heute in Deutschland üblich ist, zu ermöglichen und die allermeisten Arbeiten davon sind schlecht bezahlt.

Ich lasse meine Lebensmittel von anderen produzieren - und bezahle sie dafür schlecht.
Ich lasse mein Haus von anderen bauen - und schreie laut auf, wenn ich dann eine hohe Miete bezahlen soll.
Ich lasse meine Kleidung von anderen anfertigen - und über die Bedingungen für die Produktion von Billigklamotten muss ich grad gar nicht erst reden.

Für was bezahle ich eigentlich gerne viel Geld?
Für Essen gehen in einem schicken Restaurant? - Mal darüber nachgedacht, wie in der Gastronomie die Löhne sind?
Für Urlaub? - hier muss man ja wohl gar nichts weiter erläutern....

Das Argument, dass sich nur "privilegierte Frauen" eine Putzfrau und eine Kinderbetreuung leisten können, kann ich akzeptieren, wenn ich definiere, wer sich eine Putzfrau leistet, ist privilegiert. In derselben Sekunde wird der Satz aber auch trivial, und das ist wohl das positivste, was man über diesen Satz sagen kann, denn es geht bei den Privilegien nicht um Notwendigkeit, sondern um Luxus.

Wofür braucht man eigentlich eine Putzfrau? In den allerseltensten Fällen doch wohl als Notwendigkeit, um das eigene Überleben zu sichern, weil man ohne Putzfrau im Sumpf von Typhus und Cholera versinken würde.
Eine Putzfrau zu beschäftigen gibt nur dem inneren Monk Zucker, der es gerne schön sauber, adrett und aufgeräumt in seiner Wohnung haben möchte, obwohl es einem im tatsächlichen Leben dann keinen Spaß bereitet, sich selber darum zu kümmern.
Und damit kommen wir zum Kern dessen, was mich an Artikeln über ungerechte Arbeitsverteilung und Mental Load und all diesen Kram so grundsätzlich stört:
Arbeit ist das Gegenteil von Spaß haben und alles, was ich mache, ohne dass ich Spaß daran habe, ist deshalb Arbeit und weil Frauen so viele Dinge tun, ohne dass sie daran Spaß haben, arbeiten sie so viel mehr und das ist ungerecht. -

Ich meine, ich kenne das Gejammer, wie viel Arbeit so ein Haushalt ist und wenn dann noch Kinder da sind hat man ja überhaupt keine Zeit mehr und Stress und schlecht bezahlt und überhaupt - aber mal ehrlich: Muss denn all diese Arbeit auch wirklich sein? Was passiert denn, wenn man das alles einfach mal entsetzlich locker angehen lässt? Wenn man die Fenster nur alle fünf Jahre mal putzt - und nur einmal im Vierteljahr staubsaugt?
Was passiert denn, wenn die Kinder nicht fünf Sportarten ausüben und kein Instrument lernen? Und wenn sie zum Geburtstag eingeladen sind, bringen sie halt einfach nur eine Tafel Schokolade mit und kein pädagogisch wertvoll perfekt ausgesuchtes Spezialgeschenk?

Ich könnte diese Reihe noch endlos weiter fortsetzen, denn meiner Meinung nach sind 90% der Arbeiten, von denen sich Frauen so unendlich gestresst fühlen und weshalb dieses Mental Load Thema in die Welt gesetzt wurde, Arbeiten, die man im Zweifel auch einfach mal bleiben lassen kann - und es passiert: Nichts.
Und weil so viele Männer genau diese entspannte laissez faire Einstellung haben, gibt es ja dieses Mental Load Gejammer. Wenn Frau nicht an alles denkt und alles organisiert und sich um alles kümmert, passiert: Nichts. - Stimmt. Weil Männer all diese Arbeiten einfach nicht so wichtig finden.
Gegenfrage: Und was ist daran so schlimm?

Vielleicht sollte man noch mal darüber nachdenken, was eigentlich "Arbeit" ist - und was das Gegenteil von "Arbeit" ist.
Spontan würde ich sagen, das Gegenteil von Arbeit ist Freizeit.
Wodurch unterscheiden sich denn die Tätigkeiten, die ich während meiner Arbeitszeit mache von denen, die ich in meiner Freizeit mache? Und vor allem: WARUM arbeite ich überhaupt?
Was möchte ich durch die Tätigkeiten, die ich während meiner Arbeitszeit mache, erreichen und was möchte ich durch die Tätigkeiten, die ich in der Freizeit mache, erreichen? Was möchte ich eigentlich überhaupt erreichen? Und was ist wichtig?
Wer entscheidet, was wichtig ist? Ist das für alle Menschen gleich oder gibt es da Unterschiede? Woher kommen die Unterschiede?

Ist Wohnung putzen für jeden die gleiche Arbeit?
Ist Kochen für jeden die gleiche Arbeit?
Ist "mit den Kindern spielen" für jeden die gleiche Arbeit?
Ist Bügeln für jeden die gleiche Arbeit?
Ist "Steuererklärung machen" für jeden die gleiche Arbeit?
Ist "in Urlaub fahren" Arbeit?
Ist "Auto reparieren" für jeden die gleiche Arbeit?
Ist "Strümpfe stricken" Arbeit?
Ist "Sport machen" Arbeit?

Diese Fragenliste ließe sich jetzt noch endlos weiterführen, aber ich denke, das Wesentliche ist klar geworden: Die Menschen sind unterschiedlich. Sie sind sogar so gewaltig unterschiedlich, dass sie sich noch nicht mal in zwei Gruppen, Männlein und Weiblein, unterteilen lassen, sondern nur als unendliche viele Einzelschicksale dargestellt werden können, die teilweise Gemeinsamkeiten haben, teilweise und gleichzeitig dann aber auch komplette Widersprüche realisieren, und aus genau diesem Grund mag ich keine Gruppen, weil mir da viel zu viele Widersprüche aufeinandertreffen und aus genau diesem Grund lebe ich aber auch seit dem ich denken kann nach der Überzeugung, dass zunächst mal jeder die Verantwortung für sich selber übernehmen sollte, bevor er von anderen verlangt, dass sie sich ändern müssen.

Ich habe übrigens keine Putzfrau mehr. In keinem meiner zwei Haushalte.
Ich hatte früher immer eine Putzfrau, ich kenne mich damit gründlich aus und habe mich vor 12 Jahren aktiv dagegen entschieden.
Ich finde, es ist mehr Mühe, sich mit den Macken und Launen einer Putzfrau zu arrangieren als einfach mal entspannt über ein bisschen Dreck in den Ecken hinweg zusehen.
Und ansonsten empfinde ich Putzen als angenehmen Ausgleich zu meiner sonst sehr kopflastigen Büroarbeit. Ich mache dafür keinen Sport.

Und neulich habe ich das Klopapier nicht nachgefüllt. Das hat es noch nie gegeben, ich habe das Klopapier bisher immer rechtzeitig nachgefüllt.
Aber neulich habe ich mich darüber geärgert, dass immer ich das Klopapier nachfülle - und deshalb beschlossen, dass ich einfach mal ausprobiere, was passiert, wenn ich es nicht mehr nachfülle.
Was soll ich sagen? - K hat es nachgefüllt.
Zwar erst, als es so komplett alle war, dass er auf dem Topf saß und es war keines mehr da, aber letztlich hat er das Problem gelöst und es ist genau das passiert, was ich vorher nicht wahrhaben wollte: Nichts.
Es gab halt einmal kein Klopapier als man gerne welches gehabt hätte (und es hat nicht mich getroffen, Überraschung) - aber nun denn, dann muss man halt mit nacktem Po einmal quer durchs Haus in Keller laufen, da liegen die Vorratsrollen und wenn da auch keine gewesen wären, dann hätte man sich im allerschlimmsten Fall mit einem Handtuch beholfen und wäre anschließend losgefahren, neues Klopapier kaufen. Auf alle Fälle wäre die Welt nicht untergegangen, die geht nämlich erstaunlicherweise fast nie unter, wenn solche dramatischen Haushaltsprobleme nicht vorausschauend und klug, sondern hektisch und unbeholfen gelöst werden. Die Welt ist in diesen Punkten ziemlich stabil
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Montag, 20. Januar 2020
Durcheinander
Während des Tages gab es heute immer wieder einzelne Situationen, wo ich im Kopf eine Zusammenfassung der Situation formulierte und mir dann überlegte, dass ich das aufschreiben müsste, weil auch die simple Aneinanderreihung solcher Situation als Kurzzusammenfassung einen sehr guten Blogbeitrag ergeben - nur den Inhalt all dieser Situationen habe ich jetzt, wo ich versuche aufzuschreiben, was heute so passiert ist, komplett vergessen, ich erinnere mich nur noch daran, dass ich im Kopf schon sehr schöne Formulierungen gefunden hatte.

Das ist schon ein seltsames Gefühl, geblieben vom Tag ist nur die Erinnerung daran, dass es etwas gab, was erinnerungswürdig gewesen wäre, hätte man es festgehalten.
Wie der Bewirtungsbeleg aus einem guten Restaurant, auf dem viermal Menue Nummer 1 draufsteht und man am Preis und an der Anzahl sieht, dass man mit mehreren Leuten dort gegessenb hat, dass es wahrscheinlich ein gutes Essen war, oder zumindest ein teures, aber weder erinnert man sich daran, was man gegessen hat, noch mit wem.

Mir geht das häufiger so, dass ich mich abends daran erinnere, dass es doch verschiedene Situationen während des Tages gab, wo ich dachte, dass ich darüber bloggen könnte - und am Abend ist nichts mehr davon da. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb ich oft das Gefühl habe, das Leben rauscht so nutzlos an mir vorbei, denn wenn am Abend eines Tages noch nicht mal der Inhalt des Tages geblieben ist - ja, welchen Wert hat dann so ein Tag überhaupt?

Aber vielleicht denke ich im Moment auch über zu viele Dinge gleichzeitig nach, das ist ja auch nicht gut, dabei verzettelt man sich nur und am Ende hat man nur ein wildes Kuddelmuddel als Ergebnis, was nach allem aussieht, nur nicht nach einem Ergebnis, weshalb man es sofort wieder vergisst - und dann nicht weiß, worüber man den ganzen Tag nachgedacht hat.

Irgendwie beißt sich da grade was selber in den Schwanz, bin ich unzufrieden, weil ich nicht damit vorankomme, mal einen Gedanken auch in Ruhe zu Ende zu denken - oder schaffe ich es nicht, einen Gedanken in Ruhe zu Ende zu denken, weil ich so eine latente Unzufriedenheit mit mir rumschleppe? Man weiß es nicht, und macht schon etwas schwurbelig
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