anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 8. Januar 2020
Entspanntes Büro
Als ich heute Abend im Büro meine Sachen einpackte, fiel mir auf, dass ich den ersten Arbeitstag nach zweieinhalb Wochen Urlaub heute gar nicht schlimm fand und der Satz "Er hat gar nicht gebohrt" ging mir durch den Kopf.
Vielleicht ist es also alles nur eine Frage der Erwartung und je schrecklicher ich mir die Arbeit im Büro vorstelle, um so weniger schlimm ist sie in Wirklichkeit.

Ich meine, es wird wohl nicht mehr so sein, dass ich die Arbeit im Büro als sinnstiftende Lebenserfüllung bezeichne, dazu bin ich ein viel zu unsozialer Mensch und dazu müssten erst mal 80% der Menschen in und um das Büro entfernt werden, damit ich das Gefühl hätte, ich gehöre dort wirklich dazu und bin vor allem gerne dabei.
Aber wenn man sich einer insgesamt gelasseneren Grundhaltung befleißigt und diesem Gefühl des "alle irre" mit einem entspannten Achselzucken begegnet, weil es sich im Zweifel eben doch nicht ändern lässt, und dann lässt man die Leute eben so irre sein, wie sie meinen, dass es normal ist, dann ist so ein Arbeitstag am Ende des Tages tatsächlich gar nicht so schlimm gewesen.

Es war der erste Arbeitstag im neuen Jahr und ich habe das erste Mal etwas ausprobiert, was ich bisher stets und strikt abgelehnt habe: Ich habe Anweisungen gegeben, ohne sie zu begründen und festgestellt, dass die Leute das einfach machen und es nicht hinterfragen.
Das liegt jetzt sicherlich daran, dass ich für die meisten Leute in dem Büro eben der Chef bin und es ist wohl eine nach wie vor verbreitete Angewohnheit, das zu tun, was der Chef sagt, mich hat es aber trotzdem sehr fasziniert, weil ich in meinem ganzen Leben noch nie Dinge getan habe, ohne sie zu hinterfragen, egal wer sie angeordnet hat.
Aber nach dem ich heute begriffen habe, dass es das Leben deutlich vereinfacht, wenn man sich nicht im Rahmen eines imaginären Erziehungsauftrages für die sinnvolle Fortentwicklung aller Mitarbeiter zuständig fühlt, sondern sich nur ganz stumpf das Leben dadurch bequem macht, dass man Dinge anordnet, ohne sich dafür zu rechtfertigen, seitdem blicke ich durchaus entspannt in die nächsten vier Jahre plus dieses. Kann sein, dass ich da grade etwas ganz Großes entdeckt habe
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Montag, 6. Januar 2020
Künstlicher Weihnachtbaum und wiederverwendbare Zewatücher
Ich habe da übrigens noch einen Nachtrag zu vorgestern, weil wir da den Weihnachtsbaum abgeschmückt und abgebaut haben und ich jetzt dokumentieren kann, dass auch künstliche Weihnachtsbäume immer weiter wachsen je älter sie werden.

Als ich ihn gekauft habe (vor ca. 10 Jahren) passte er komplett in den Karton, in dem er immer noch während des Jahres auf dem Dachboden aufbewahrt wird, allerdings passte er vor 10 Jahren noch so komplett in den Karton, dass sogar der Deckel zuging.
Das ist mittlerweile komplett undenkbar, im Gegenteil, die komplette Spitze (auf dem Foto hinter dem Karton, liegt noch auf dem Sofa) findet schon keinen Platz mehr in dem Karton, auch wenn man den Deckel offenstehen lässt.

Insgesamt kann ich aber nach 10 Jahren künstlicher Tannenbaum mit viel Überzeugung und mindestens gleichvielen Ausrufezeichen feststellen, dass sich der Kauf dieses Weihnachtsbaumes nicht nur gelohnt hat, sondern eine der besten Ideen überhaupt war.

Der echte Baum hat uns noch bei keinem Weihnachtfest seitdem gefehlt, und ich wage zu behaupten, das gilt für alle, auch für die Kinder. Im Gegenteil, wir haben uns jedes Jahr aufs neue gefreut, wie einfach, problemlos und praktisch so ein künstlicher Baum ist. Niemand muss sich vor dem Fest hetzen und bei unwirtlichem Wetter in der Regel viel zu große Nordmanntannen durch die Gegend schleppen, die zudem sinnlos vorher getötet wurden, nur weil Menschen meinen, sie bräuchten für 14 Tage eine echte Tanne als Deko.
Und niemand braucht sich nach dem Fest damit zu beschäftigen, wie man den abgehalfterten Baum wieder los wird.
So ein echter Baum ist schon ganz schön anstrengend.

Optisch ist der künstliche Baum von einem echten Baum sowieso nur bei genauem Hinsehen zu unterscheiden. Der ganze Heckmeck zu dieser Tradition findet eh ausschließlich im Kopf statt.

Praktisch ist aus meiner Sicht auch die Tatsache, dass der künstliche Baum gleich fertig beleuchtet daher kommt. Bis zur Anschaffung dieses Exemplars hatten wir nicht nur grundsätzliche echte (und in der Regel viel zu große) Tannenbäume, wir hatten auch immer echte Kerzen, die an den echten Tannenbaum gesteckt wurden, weil, wennschondennschon.
Die echten Kerzen und alle damit verbundenen Dramen sind seit Benutzung des künstlichen Baumes natürlich ebenfalls verschwunden, und auch, wenn es jedes Jahr lustige Geschichten von dramatischen Beinahe-Katastrophen gab, ich vermisse da nix.
Wir hatten ja viele Jahre nicht nur kleine Kinder mit echtem Weihnachtsbaum und echten Kerzen, wir hatten auch eine lange Zeit einen eifrig schwanzwedelnden Neufundländerhund und zwei Katzen (Lieblingshobby: Neufundländerhund scheuchen) zusammen mit drei kleinen Kindern und dem echten Weihnachtsbaum und den echten Kerzen. Eigentlich braucht man nach Erwähnung der Rahmenbedingungen die Trillionen Beinahe-Katastrophen gar nicht mehr zu beschreiben, kann sich jeder sehr realitätsnah selber vorstellen. (Erwähnte ich schon, dass wir einige Jahre in einer alten Gründerzeitvilla lebten, die im Wesentlichen innen aus Holz bestand? In solche Villen mit einer Deckenhöhe von 3,50m passen sehr große Nordmanntannen rein, an denen sehr viele echte Kerzen brennen, da lohnen sich die Beinahe-Katastrophen richtig.)

Nachdem ich 2008 mein altes Leben hinter mir gelassen hatte, habe ich dann 2009 auch knallhart die letzte überlieferte Weihnachtstradition abgeschafft und den echten Baum mit den echten Kerzen durch einen künstlichen Baum mit künstlichen Lichtlein ersetzt - und ich muss sagen: Ich bereue nichts.

Nur dass der Baum jedes Jahr größer wird, das erstaunt mich jedes Jahr aufs neue, aber noch hat er ja jedes Jahr fertig aufgebaut in die Stube gepasst.


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Meine Entdeckung des Tages machte ich heute bei Rossmann:

Die verkaufen wiederverwendbare Zewatücher.
Ich konnte es erst gar nicht glauben, aber auf der Verpackung steht tatsächlich, dass man die Tücher 5-6 mal waschen kann.
Wiederverwendbare Papiertücher erinnern mich ja zwanghaft an beidseitig verwendbares Klopapier: Der Erfolg liegt klar auf der Hand.

Wie bekloppt können Leute eigentlich sein, die so etwas entwickeln und in die Serienproduktion geben - und vor allem, für wie blöd halten sie eigentlich die Kunden, die so etwas dann kaufen?
Ich meine, wer braucht wiederverwendbare, 5-6 mal waschbare Küchentücher, wenn er einen Spüllappen hat, den er nahezu unbegrenzt oft waschen und vor allem auswaschen kann? Und eine Frage, die mich in diesem Zusammenhang brennend interessiert: näht man die abgerissenen Tücher nach dem Waschen wieder zusammen, damit man sie wieder ordentlich aufrollen und neu abreißen kann?
Ich stehe in Gedanken immer noch staunend vor diesem Produkt
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Montag, 6. Januar 2020
Rückfahrt
Alles verlief heute plangemäß.
Am Vormittag haben wir das Haus geputzt, aufgeräumt, winterfest vobereitet und die laufenden Systeme runtergefahren, alle verderblichen Lebensmittel eingepackt, den Müll entsorgt, dem Onkel auf Wiedersehen gesagt und sind mit der Mittagsfähre zum Festland gefahren.
Auf dem Rückweg haben wir noch den Vater besucht und weil die Spritpreise in Leer so teuer waren, haben wir mal wieder die "wir-schaffen-das-locker" Nummer durchgezogen, Restreichweite an der Tankstelle in Rheine: 10km.
Da war also noch reichlich Luft für mehr Strecke, aber die Tankstelle, wo wir dann getankt haben, hatte den mit Abstand niedrigsten Spritpreis der Umgebung, es war also insgesamt alles prima abgestimmt.

Die Angewohnheit, immer nach der Tankstelle mit dem niedrigsten Spritpreis zu gucken, ist erst richtig akut geworden, seitdem es diese relativ zuverlässigen Tankstellenpreis-Apps gibt und man dort ganz bequem nachgucken kann, wie sich das Preisgefüge der an der Strecke liegenden Tankstellen entwickelt. Grade weil es diese Preisübersicht-Apps gibt, faszinieren mich die teilweise enorm hohen Preisunterschiede der Tankstellen im Umkreis von wenigen Kilometern schon sehr.
Ich verfahre keinen extra Sprit, nur um billiger zu tanken, soweit kann ich auch rechnen, aber wenn ich eh unterwegs bin und auf meinem Weg an 10 Tankstellen vorbeikomme, nun, dann ist es doch eine Kleinigkeit auf dieser App nachzusehen, wie viel der Sprit wo kostet, und heute waren zwischen Tankstelle 1 und Tankstelle 10 über 15 cent Differenz, bei 50l Benzin für eine Tankfüllung macht das 7,50€, ich finde, dafür lohnt es sich dort einfach mal reinzugucken.

Unterwegs haben wir den Debattenpodcast von Sascha Lobo gehört, zunächst die heute aktuell veröffentlichte Folge über seinen Kolumnentext zum Generationenkonflikt. Ich fand seinen Text zu diesem Thema schon sehr interessant und stimme ihm hier in fast allen Punkten zu, es macht aber auch immer wieder Spaß, ihm zuzuhören, wie er einzelne Kommentatoren genüsslich in der Luft zerpflückt und als gescheiterte Möchtegernintellektuelle gründlich bloßstellt.
Danach folgte noch der Anfang der Folge von letzter Woche: Er kommentierte die 12 schönsten Kommentare des Jahres 2019.

Mein persönliches Highlight war der Begriff "Allgäuer Haiku", den habe ich mir sofort notiert und warte jetzt auf eine Gelegenheit, ihn irgendwo einzusetzen.

Morgen habe ich noch einen Tag Urlaub, das entspannt mich sehr, weil sich so der Übergang von kompletter Faulifreiheit zu geregeltem Büroalltag deutlich weicher und fließender gestaltet
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Sonntag, 5. Januar 2020
Aufgeräumt
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Samstag, 4. Januar 2020
Nichts tun²
So, das war's also schon wieder, der letzte Urlaubstag ist vorbei, morgen ist noch Wochenende und Sonntag geht es zurück aufs Festland, das Büro ruft, hilft ja nix.

Was ich in diesen zwei Wochen Urlaub alles nicht geschafft habe, ist schon fast legendär, ich mag das gar nicht aufzählen, weil ich mir dann erst recht als Komplettversager vorkomme. Wie kann man nur derart hochfliegende Pläne habe und dann nix davon hinkriegen?

Ich hatte mir nämlich eigentlich vorgenommen, diesmal wirklich richtig ordentlich Urlaub zu machen, also jede Menge Dinge zu tun, für die man nur im Urlaub Zeit hat: Viele Bücher lesen (oder besser: überhaupt mal wieder Bücher lesen und nicht nur unkonzentriert durchs Internet googeln), lange Spaziergänge oder Fahrradtouren machen (meine Schleimbeutel zicken nicht mehr, theoretisch kann ich also wieder laufen), ausgiebig Wellness machen (Sauna, Massage, Schlickpackungen, das volle Programm) und ausführlich Rezepte ausprobieren und ganz tolle Dinge kochen.
Getan habe ich davon: im Wesentlichen nichts. Der Bücherstapel liegt unberührt neben dem Bett, Fahrrad gefahren bin ich maximal zu Lidl - und einmal die Promenade bis ins Dorf, um dort entsetzt sofort wieder umzukehren, weil die Insel im Moment derart absurd voll ist, dass ich im Dorf klaustrophobische Anfälle bekomme (liegt daran, dass kein Strandwetter ist, im Sommer sind auch so viele Menschen auf der Insel, die laufen aber nicht alle gleichzeitig in der Gegend rum, sondern liegen in Mengen brav und bewegungslos am Strand, wo sie sich deutlich weniger störend bemerkbar machen). Wellness habe ich deshalb schon mal komplett gestrichen, weil man sich dort im Moment wahrscheinlich zu Tode quetscht, aber ich war noch nicht mal in der heimischen Badewanne, weil mir all diese guten Vorhaben letztlich dann doch viel zu stressig waren.

Ich weiß nicht so genau, was ich stattdessen gemacht habe, aber gekocht auch nicht, seit dem die Kinder weg sind, ernähren wir uns hier von Kühlschrankresten und verlottern mit viel Genuss vor uns hin.

Mein Vorhaben für 2020: Mit noch mehr Freude nichts tun, auch (oder sogar insbesondere?) keine guten Dinge.
Wenn der Weg das Ziel ist, dann brauche ich doch nur zu beschließen, dass ich schon da bin - und zack! wird das Leben ausgesprochen angenehm und vor allem muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich mich verlaufe.

Ich habe für 2020 also sehr bewusst NICHT vor:
• endlich mal mehr Sport machen
• mich gesünder zu ernähren
• bewusster zu leben
und dadurch
• mehr auf meine wahren Bedürfnisse zu achten,

weil, alles was sinnvoll ist ergibt sich von ganz allein, wenn ich außer den Dingen, die ich aus externen Gründen tun muss, ansonsten einfach nur das mache, wodrauf ich Lust habe.
Und wenn ich dann am Ende des Jahres komplett verfettet mit 300er Blutdruck an einem Herzinfarkt versterbe, weil ich vorher weder Lust auf Sport, noch auf gesunde Ernährung oder bewusstseinserweiternde Selbstfindungsmaßnahmen hatte - nun, dann hatte ich aber unbestritten ein wirklich geiles Jahr vorher.

Deshalb habe ich die letzten zwei Wochen auch wirklich genossen, sich einfach nur hängen lassen und keinem Anspruch auch nur im Ansatz genügen, das ist schon eine wirklich feine Sache
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Freitag, 3. Januar 2020
Lüttje Neejahr
Der zweite Januar heißt hier auf der Insel Lüttje Neejahr und wird traditionell von den Handwerkern zum Skatspielen genutzt.
Der Onkel ist Handwerksmeister und trifft sich deshalb seit Jahrzehnten mit immer denselben Kumpels am 2. Januar in einer Kneipe möglichst weit draußen, um dort Skat zu spielen, Bier zu trinken und gegen Mittag wird auch was gegessen.
Früher waren sie immer am Ostland, aber irgendwas ist da jetzt mit, ich habe nicht wirklich verstanden, wo das Problem ist, aber da wollen jetzt nicht mehr alle hin, also gehen sie schon seit längerem in das Restaurant am Neuen Hafen, die machen da wohl auch Sonderpreise für Lüttje Neejahr.
Und seit einigen Jahren hat es sich fest eingebürgert, dass ich den Onkel dort morgens mit dem Auto hinfahre, weil er nicht so gut zu Fuß ist, dass er laufen könnte - am Abend fahren dann alle gemeinsam mit dem Bus nach Hause.

Also hatte ich heute einen Grund aufzustehen.
Als ich wieder zurück war, sind wir ins Vaterhaus gefahren, wir haben dort den Anschluss von Telekom auf Vodafone umgestellt, weil das nur die Hälfte kostet und K wollte mal prüfen, ob der Vodafone Anschluss schon geschaltet ist.
Ist er wohl, aber er sendet kein W-Lan, jetzt müssen wir da noch mal hinterher.
Nach diesem kurzen Ausflug meinte K, sein Bedarf an draußen wäre für heute gedeckt, es war aber auch wirklich ungemein usseliges Wetter, komplett nebelig, dabei kalt mit knapp über Null, da macht draußen rumlaufen wirklich keinen Spaß.

Wir haben den Rest des Tages also im Haus verbracht, ich habe das Gewürzregal fertig aufgeräumt, dann ein paar Bilder in Js Zimmer aufgehangen und mich anschließend damit beschäftigt, die Buchhaltung von 2019 abzuschließen und die Eröffnungen für 2020 vorzubereiten, erstaunlich, wie schnell fünf Stunden vergehen, wenn man konzentriert arbeitet.

Plötzlich war es schon reichlich spät, wir hatten noch nichts gekocht und deshalb auch nichts gegessen, es wurde alles etwas hektisch, weil Hunger und ganz plötzlich und sehr doll, aber jetzt ist mittlerweile alles gerettet und ich habe einen neuen Zutatenfavoriten: Hier wird es jetzt künftiger deutlich häufiger Bacon geben.
Ich liebe Bacon und finde, er passt auch prima in Salat oder als Suppenbeilage, aber es stinkt so, wenn man das Zeug brät, weshalb ich das nur selten mache.

J hat mich neulich eingeführt in das Baconbackofengaren - und das ist toll. 10 Minuten bei 200°C, das Zeug wird super knusprig und die Küche stinkt nicht. Besser geht nicht. Weshalb ich da nicht selber drauf gekommen bin, weiß ich nicht, aber künftig gibt es Bacon nur noch aus dem Backofen - und dafür auch deutlich öfter als bisher.
Einfach Perfekt.
Pro Tipp für Fortgeschrittene: Wenn man ein halbgebackenes Baguette dazu aufbacken will, braucht das genauso lange wie der Bacon im Backofen und wird genauso gut
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Mittwoch, 1. Januar 2020
Neujahr und Familienbesuch
Der Versuch, irgendeinen schmissigen Neujahrsspruch in den Sand zu ritzen, um das Foto davon dann an Freunde als Gruß zum neuen Jahr zu verschicken, war nur ein halbherziger, zugegeben, denn es scheiterte schon daran, dass mir kein Spruch einfiel.

Außerdem fehlte die Sonne für ein schönes Foto und insgesamt gefiel mir das alles dann in Gänze nicht mehr, vielleicht auch, weil die Gesamtidee so abgegriffen ist, dass ich mich kurz nachdem ich da im Sand rumgemalt hatte, schon vor mir selber schämte. Wie peinlich so ein Foto, wie so ein alberner Urlauber, der dem Rest der Welt mitteilen will, dass er grade am Meer ist.
Wir streichen das also, von mir gibt es dieses Jahr, wie schon die letzten 20 Jahre davor, keine Neujahrsgrüße, an niemanden.

Dafür habe ich mich dieses Jahr wieder an eine alte Tradition erinnert, die ich früher schon sehr oft an Silvester praktiziert habe: Ich verschlafe das Spektakel einfach.
Es wäre mir auch fast zu 100% geglückt, wenn K mich nicht Punkt Mitternacht mit einem Glas Champagner geweckt hätte, weil er annahm, dass ich doch wenigstens mit ihm anstoßen wolle.
Ich habe auch ernsthaft versucht, den Champagner zu trinken, immerhin hatte ich tatsächlich extra eine Flasche echten Champagner gekauft, aber erstens war ich insgesamt viel zu verschlafen und zweitens habe ich das Champagnertrinken wohl genauso hinter mir gelassen wie das Rauchen, es schmeckte scheußlich.*
Deshalb habe ich K das Glas nach einem ganz wönzigen Schluck wieder zurückgegeben, habe mich umgedreht - und bin wieder eingeschlafen. Acht Minuten hat das Intermezzo gedauert und ich bin sehr froh, dass ich tatsächlich sofort wieder eingeschlafen bin, denn in diesen acht Minuten habe ich schon gemerkt, wie sehr ich mich über das Geknalle und Geböller, das grade draußen abging, aufrege.

*Ich habe ja sowohl das Rotwein- als auch das Sekt- und Champagnertrinken mal ganz richtig gelernt, also Sorten rausschmecken und unterscheiden, schließlich war ich lange genug mit einem ausgewiesenen Weinkenner und Hobbysommelier zusammen, aber vielleicht kann ich genau deshalb heute auch so entspannt feststellen, was mir alles nicht (mehr) schmeckt, zumindest nicht für 40€ die Flasche.



Da ich mir vor drei Monaten so ein Datensammelarmband gekauft habe, um genau das zu tun, was es tut, nämlich den Schlaf aufzeichnen, weil ich mir einen Überblick verschaffen wollte, wie viel, wie gut und von wann bis wann ich wirklich schlafe, kann ich heute also ganz problemlos demonstrieren: Ich war wirklich nur genau diese acht Minuten wach und habe ansonsten ganz hervorragend und vor allem lange geschlafen.
Von mir aus könnte täglich Silvester sein.

Wenn das mit dem Feuerwerk nicht wäre.
Ich meine, ich habe es komplett verschlafen, insofern hat es mich nur indirekt gestört, aber wenn ich mir den Dreck auf der Straße angucke und die Berichte in den Medien, dann ergreift mich doch eine ziemliche Wut. Warum machen Menschen das? Und warum machen sie es hier auf der Insel?
Das Schlimme sind ja nicht nur die, die knallen, mindestens so schlimm sind ja auch die passiven Mitläufer und Zuschauer. Ich habe heute Fotos vom großen Feuerwerk am Hauptstrand gesehen, das die Kurverwaltung ganz offiziell veranstaltet und es war auf der Promenade womöglich noch voller als im Vorjahr. Ich habe ja regelmäßig Sorge, dass eines Tages die Insel kentert, weil alle Zuschauer an einer Stelle stehen, aber solange alle diese Zuschauer auch alle bei diesem Spektakel zuschauen, wird es immer genug Leute geben, die das als ausreichende Rechtfertigung empfinden, so ein Feuerwerk durchzuführen.
Von denen, die privat Böller kaufen und damit rumknallen möchte ich gar nicht erst reden, aber ich habe wirklich überhaupt Null Verständnis dafür, dass dieser Schwachsinn hier auf der Insel erlaubt ist, wenn ich mir ansehe, was gleichzeitig an anderen Verboten und Vorschriften auf genau dieser Insel alles existiert und Dinge vorschreibt oder verbietet, wo man sich auch oft nur fragt: Warum?

Am Nachmittag war die Mutter zum Tee zu Besuch und beschwerte sich nachdrücklich über meine Formulierung in meinem Jahresrückblick: Selbstverständlich hat ihr der Bruder gar nichts verboten, das ließe sie sich auch nie gefallen.
Nun, ich habe es geändert und ich gebe zu, es war durchaus bösartig von mir, so etwas zu behaupten, denn ganz sicher weiß ich nur, dass der Bruder der Schwester verboten hat, mir von dieser Wohnung zu erzählen. Einem Verbot, dem sie sich nur soweit beugte, dass sie durch "nicht weitersagen" ja nicht gezwungen war, mich anzulügen, das wurde erst ein Problem, als ich sie gezielt danach fragte, da gab sie zu, dass sie schon lange von der Wohnung wusste, es mir aber genau wegen dieser brüderlichen Auflage nicht erzählen durfte.

Ich für meinen Teil bleibe dabei, dass ich den Bruder seltsam finde. Was er mit dieser "aber auf keinen Fall AnJe erzählen" Verschwörung erreichen wollte, erschließt sich mir nicht, weil es sich ja offensichtlich doch nicht geheim halten lässt, er aber ohne jede Hemmungen die Schwester in eine für sie ausgesprochen unangenehme Situation bringt. Die steht komplett zwischen den Stühlen und hat das Gefühl, dass sie nur alles falsch machen kann. Netter Zug von ihm.

Nun ja, so muss denn jeder selber wissen, wo für ihn die wirklich wichtigen Grundsätze des Lebens liegen, je länger ich darüber nachdenke, um so zufriedener sollte ich sein, dass Menschen wie mein Bruder aktiv versuchen, mich aus ihrem Leben auszuschließen, es lebt sich ohne solche Verschwörungsfanatiker im Zweifel deutlich entspannter
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