anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 28. November 2019
Zinsen und die Folgen
Leicht hektischer Bürotag, der mich am Abend nur noch sehr erschöpft aufs Sofa sinken lässt.

In Erinnerung blieb mir ein Spruch vom Chef erster Ordnung, der auf keinen Fall "Suchen Hausmeister m/w/d" in eine Stellenanzeige aufnehmen will, er findet das extrem ausgrenzend und rassistisch und meint, wir sollten uns mit jeder Sorte Bewerbung offen auseinandersetzen und nicht nur nach männlich/weiß/deutsch suchen.

Dann bekam ich ein Schreiben von einer unserer Banken, die jetzt auch Negativzinsen auf Guthabensalden erhebt, der Freibetrag ist unangenehm niedrig, es wird wohl eine teure Sache künftig, weil wir in der Firma mit großen Zahlen arbeiten und ich eine hohe Liquidität üblicherweise gar nicht vermeiden kann.
Allerdings hatte ich gleichzeitig eine geniale Idee, wo ich überflüssige Liquidität ganz wunderbar sicher und zinsfrei parken kann: Ich werde jetzt einfach einen Abzugsposten in der Steuererklärung vergessen, so dass wir zunächst kein Einkommen von 3 Millionen, sondern von 30 Millionen versteuern. Dann wird die Steuer ca. 10 Mio. zu hoch festgesetzt - und wenn ich das Geld zurückbrauche, stelle ich einen Änderungsantrag, weil mir plötzlich doch der Fehler aufgefallen ist. Steuerhinterziehung kann das ja auf gar keinen Fall sein.

Die Zinsen für sichere Anleihen sind derart im Keller, dass selbst 10jährige Bundesanleihen (ZEHN JAHRE!) noch mit einem negativen Zins versehen sind.
Aktuell liegt der bei 0,37%, d.h. wenn ich dem deutschen Staat eine Millionen Euro für 10 Jahre fest verleihe, dann muss ich ihm dafür, dass er in diesen 10 Jahren gut auf das Geld aufpasst, jedes Jahr 3.700€ "Aufpassgebühren" bezahlen. Und das ist günstiger, als wenn ich das Geld nur kurzfristig bei der Bank unterbringen möchte, da muss ich 0,50% zahlen, also 5.000 € pro Jahr.

Ich finde das deshalb so schräg, weil 1 Millionen Euro absolut betrachtet wirklich nicht viel Geld ist. Noch nicht mal in kleinen Scheinen, das ist alles noch durchaus überschaubar und passt gut in einen normalen Safe. Unter diesem Aspekt bin ich sehr gespannt, wie sich künftig die deutsche Einbruch- und Diebstahlsszene entwickeln wird.
Gleichzeitig rüstet der Staat aber auch gegen Geldwäscher auf, das "in den Verkehr bringen" von Bargeld wird immer komplizierter.
Das wird noch alles sehr, sehr lustig....

Unter dem Aspekt der unterschiedlichen Bewertung von Ländern, finde ich diese Seite sehr spannend, weil hier die Renditen vieler verschiedener Länder nebeneinander gestellt werden.
Für 10jährige deutsche Staatsanleihen muss der Anleger also jährlich 0,37% bezahlen, dafür hat er die mit dreifach AAA eingestufte Superbonität des deutschen Staates als Sicherheit, die dafür steht, dass er nach 10 Jahren sein Geld auch wieder zurückbekommt. (Natürlich abzüglich der Zinsen in der Zwischenzeit.) Ähnlich miserabel sieht es in Ländern wie Dänemark und den Niederlanden, am allerschlimmsten ist es in der Schweiz, kein Wunder, da wollen ja alle ihr Geld hinbringen, die können sich nur noch mit richtigen hohen Prohibitivzinsen dagegen wehren.

Wenn ich mein Geld allerdings nicht dem deutschen Staat zum Aufbewahren gebe, sondern dem griechischen, dann bekomme ich tatsächlich sogar positive Zinsen, ganze 1,4% für 10 Jahre (also jährlich natürlich), dafür muss ich aber auch die gesamten 10 Jahre mit dem Risiko leben, ob die Griechen noch bis dahin durchhalten und nicht lieber vorher mal einen Staatsbankrott erklären, das ist nämlich die bequeme Methode, wenn man bemerkt, dass man seine Schulden sowieso nie mehr zurückzahlen kann.
Dann wäre ich mein Geld natürlich komplett los, oder anders ausgedrückt: Das entspricht dann einem Negativzins von 10% pro Jahr :-)
Wenn man es so rum sieht, ist es in Deutschland mit nur 0,37% Negativzins dann richtig günstig für Anleger.

Was mich an der Übersichtsseite mit den Renditen der verschiedenen Staatsanleihen allerdings am meisten überrascht hat, ist Norwegen: Aus Sicht des Finanzmarktes ist Norwegen als Schuldner ungefähr genauso sicher (oder eben nicht) wie Griechenland - und ich muss zugeben, das hatte ich nicht auf dem Schirm. Was'n Glück, dass ich mit Norwegen sonst nix zu tun habe, denn diese Zahl hat mich echt erschreckt
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Donnerstag, 28. November 2019
Online shopping
Diese Woche ist doch Black-Friday-Woche, d.h. es gibt überall (online) Sonderangebote und angeblich kann man diese Woche die besten Schnäppchen des Jahres machen.
Schnäppchen finde ich ja grundsätzlich prima, ich bin erklärter Schnäppchenfan und kaufe auch gerne mal Dinge, die ich nicht wirklich brauche, nur weil sie grade so günstig sind, aber irgendwie ist diese Black-Friday-Woche bisher grundsätzlich an mir vorbei gegangen.
Dieses Jahr wollte ich mich aber mal so weit damit beschäftigen, dass ich mir wenigstens aktiv anschaue, was es alles für tolle Schnäppchen gibt.
Und deshalb habe ich heute mal kontrolliert, was und für wen ich schon alles für Weihnachtsgeschenke habe und für wen und was ich noch kaufen muss.

J hat einen Dauerwunsch, er möchte jedes Jahr einen neuen Wochenplaner von Moleskine haben. Solche Wünsche unterstütze ich gerne, ich hatte das auch schon bei Amazon markiert und dachte, das wäre doch eine gute Gelegenheit, das Können der Black-Friday-Woche mal zu testen, und, tadaaa, genau der Planer, den J haben möchte, ist um 38% reduziert, so ma cht Einkaufen Spaß.

Nur, ab da wurde es schwierig, denn mehr fiel mir nicht ein, was ich noch bei Amazon kaufen könnte, weil, irgendwie passten die anderen Wünsche alle nicht, aber ich muss ja mindestens für 29€ einkaufen, um nicht den größten Teil des Rabattes sofort wieder als Versandkosten zu verschleudern. (Denn natürlich habe ich kein Amazon prime, dafür kaufe ich dort wirklich viel zu selten, weil: Was?)

K hatte noch einen Wunsch, den ich bestellen könnte - das gewünschte Teil gibt es aber bei ebay deutlich billiger, macht deshalb keinen Sinn, es bei Amazon zu kaufen. (Habe ich aber immerhin jetzt tatsächlich fix bei ebay gekauft, damit ist das auch erledigt.)
Dann fiel mir etwas ein, was ich der Schwester schenken könnte, aber ein kurzer Preis-Check im restlichen Netz ergab, dass es deutlich günstigere Angebote außerhalb von Amazon gibt. Hier habe ich die Dinge auch sofort bestellt, weil, erledigt ist erledigt, aber bei Amazon hing ich immer noch in der Wartekorbschleife und suchte nach Dingen, die ich zwecks Erreichen der Mindestbestellsumme für versandkostenfrei mal kaufen könnte.

Dann habe ich J angetickert, ob er keine Wünsche hätte, was er von Amazon braucht. Ihm fiel nur ein Deo ein, was er gerne hätte, aber genau dieses Deo ist ein Amazon-Plus-Artikel, d.h. der zählt nicht zur Mindestbestellmenge für versandkostenfrei.

Dann wollte J Gallium haben. (Nein, ist kein Affiliate-Link, so'n Kram fange ich gar nicht erst an, der Link ist nur zum Zeigen, was Gallium ist). Befragt, was er damit vor hat, sagte er nur lapidar: "Haben" - Ich glaube, ich möchte ihm kein Gallium schenken.

Mein Lamy-Kuli braucht eine neue Miene, das wäre doch was. Gibt es bei Amazon aber nur von einem Nichtamazonverkäufer, kostet also separate Versandkosten und zählt auch nicht nur zur Mindestmenge. - Idee gestrichen.

Ich habe mich dann ca. eine halbe Stunde lang durch alle Black-Friday-Special-Sale-Angebote geklickt, um festzustellen, dass ich nichts davon brauche, noch nicht mal mit viel gutem Willen und Schnäppchenentschuldigung, und was vielleicht noch schlimmer ist: Ich kenne auch niemanden, dem ich irgendwas davon schenken möchte, was eine insgesamt ziemlich frustrierende Erfahrung ist.
Ich bin nicht nur sehr schräg, was meinen eigenen Konsumgeschmack angeht, ich bin auch ein kompletter sozialer Außenseiter, weil ich noch nicht mal Leute kenne, die den Kram, der da im Netz verramscht wird, gebrauchen könnten.

Das Leben kann manchmal sehr hart und sehr ungerecht sein.

Gerettet hat mich dann ein Buchwunsch von C. Die möchte ein derart ausgefallenes Buch haben, dass es das nirgendwo gebraucht gibt, weshalb ich es mit gutem Gewissen für den offiziellen Preis bei Amazon bestellen konnte und so geschah es, dass ich durch den Kauf des sowieso geplanten Moleskine Tagebuches dieses Jahr tatsächlich gewaltig von einem Black.Friday-Angebot profitiert habe, denn das wurde dann ja zusammen mit dem Buch versandkostenfrei mitgeliefert, ich bin ein echter Sparfuchs.

Ich stelle also fest, dass es gar nicht so leicht ist, größere Mengen an Geld beim online-Shoppen auszugeben. Ich war wirklich bereit und willens heute mal so richtig aus dem Vollen zu shoppen - wenn ich etwas gefunden hätte, was ich hätte haben wollen

Als ich mit meinem zwei Teile Warenkorb dann zum Bezahlen auscheckte, wurde mir im Anschluss eingeblendet, dass ich einen fünf Euro Gutschein bekomme, wenn ich mindestens einen 30 Euro Gutschein kaufe.
Die Dinger sind 10 Jahre gültig, in der Zeit wird sich doch wohl etwas finden lassen, was man für 35 Euro bei Amazon kaufen könnte, weil, Gutscheine mit Rabatt, das ist wirklich ein Schnäppchen, dem ich nur schwer widerstehen kann
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Dienstag, 26. November 2019
Jahresendarbeiten und Wolle
In zwei Wochen ist die letzte Aufsichtsratsrunde für dieses Jahr, in diesem Termin werden die Wirtschaftspläne für das Folgejahr verabschiedet und das erwartete Ergebnis des laufenden Jahres mit der Planung aus dem letzten Jahr verglichen.

Das Aufstellen dieser Wirtschaftspläne erfordert eine ziemlich arbeitsintensive Vorbereitung, jede einzelne Zahl muss nicht nur für das laufende Jahr ermittelt und geprüft, sondern auch mit allen bekannten und erwarteten Veränderungen für das Folgejahr durchdacht werden. Das Ergebnis steht dann auf drei Din A 4 Seiten, die unsichtbaren Hintergrundarbeiten bräuchten dagegen ein zigfaches an Seiten, druckte man sie aus.

So sind die letzten Wochen des Jahres regelmäßig mit den Arbeiten an den Wirtschaftsplänen und dem Durchforsten der to-do-Listen randvoll gefüllt.
Unter den noch nicht abgearbeiteten to dos finden sich traditionell immer noch ein paar verschlafene Pflichten, die aber dringend noch bis zum Ende des Jahres erledigt sein müssen, und so entsteht in den letzten Wochen des Jahres immer eine recht hektische Betriebsamkeit, die mich jedes Jahr ein wenig mehr annervt.
Ich merke deutlich, dass ich jedes Jahr ein bisschen weniger Schwung habe, diese Hektik bereitwillig mitzugehen, manchmal mache ich mir ernsthaft Sorgen, ob mein Gesamtschwung überhaupt noch für die nächsten fünf Jahre reichen wird.
Aber das wird sich von ganz alleine zeigen, lohnt nicht, sich darüber zu sorgen, que será, será, whatever will be, will be.

Es gibt in all dem Stress aber auch ein paar schöne Dinge. So flatterte mir heute die Einladung zu einer großen Kapitalmarktkonferenz nächstes Jahr im März ins Postfach.
Ich war da dieses Jahr das erste Mal und war sehr beeindruckt, sehr gute Referenten und sehr interessante Aussteller, ich habe viele gute Informationen dort mitgenommen.
Nächstes Jahr ist sie in Wiesbaden, weil die Messe Frankfurt renoviert wird, über den Locationwechsel bin ich jetzt nicht wirklich traurig.
Und ich freue mich sehr, dass ich bereits jetzt schon eine Einladung habe. Dieses Jahr habe ich mich ernsthaft anstrengen müssen, überhaupt eine Eintrittskarte zu bekommen, die sieben gewaltig und kontrollieren das zugelassene Publikum genau, aber ich scheine es jetzt auf die Whitelist geschafft zu haben, das ist ein schöner Erfolg.

Und weil mich ansonsten ein wenig das schlechte Gewissen plagte, weil ich eigentlich die mitgebrachte Wolle ja schon längst sortiert haben wollte, um endlich ein versprochenes Paket zu verschicken, habe ich vorhin die mitgebrachten Kartons immerhin schon mal grob auseinandergepflückt, um zu schauen, was ich da überhaupt so alles ins Auto gepackt habe.

Diesmal habe ich aktiv nach besonders bunter Wolle und nach "veganer Wolle" (nicht nur für Veganer, sondern auch für Allergiker ideal) gesucht und denke, da habe ich jetzt eine angemessene Auswahl zusammengesammelt. K kam eben mal kurz oben im Gästezimmer vorbei und meinte, hier sähe es ja aus wie in einem explodierten Wolleladen. Nunja, hilft ja nix.


Kriege ich aber auch alles wieder aufgeräumt, nur für den ersten Überblick geht es nicht anders
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Montag, 25. November 2019
Bildungsklassenunterschiede
Gestern auf der Fähre saßen am Nachbartisch vier Mädchen, die offensichtlich das Wochenende zuhause verbracht hatten und jetzt wieder unterwegs zu ihrer Ausbildungsstätte waren.
J ist ja viele Jahre so gependelt, allerdings saßen diese Mädchen nicht dort, wo die Internatsschüler üblicherweise sitzen, sondern an einer ganz anderen Stelle im Schiff und während ich am Nachbartisch gar nicht umhin kam, ihr Gespräch mitzuhören, war ich auch sehr schnell davon überzeugt, dass diese vier sicher nicht aufs Internat gehen, um dort Abitur zu machen. Denn auch mit einer schlechten Meinung über das Niveau heutiger Abiturienten - so schlecht kann die Meinung nicht sein, dass man diesen Vieren zugetraut hätte, angehende Abiturientinnen zu sein.

Mich faszinierte an ihrem Gespräch vor allem, dass jede etwas aus ihrem Ausbildungsalltag erzählte, was sie im Brustton der tiefsten Empörung vortrug, denn der allgemeine Tenor war: "Es ist wirklich unverschämt, was die Ausbilder alles von einem erwarten, die setzen einfach ein Grundwissen voraus, was in der Form niemand haben kann."
Und dann erzählte jede, wie sie sich nur mit viel persönlichem Einsatz und Glück grade eben noch so durch die letzte Klausur gerettet hatte, weil, das alles zu wissen, was da abgefragt wurde, das ist schlicht unmöglich.
Die erste erzählte ohne jede Scheu, dass sie persönlich ja nie Prozentrechnung gelernt habe. Da wäre irgendeine Umstellung im Lehrplan auf der Realschule gewesen, dann hätte auch noch der Lehrer gewechselt und dann sei sie selber krank gewesen - also, Prozentrechnung, das wüsste sie bis heute nicht, wie das geht. Aber neulich in der Klausur, da hätte sie einfach mit Prozenten rechnen müssen - ohne zu wissen, wie das überhaupt geht. Das sei schon ein starkes Stück, dass da niemand gefragt habe, ob überhaupt alle Prozentrechnung können.
Aber sie hätte die Klausur trotzdem bestanden, zum Glück seien in der Medizin ja alle Klausuren nur Multiple Choice Fragen und da hätte sie einfach die Antworten angekreuzt, wo die ähnlichsten Zahlen verglichen mit der Fragestellung vorkamen, sie hätte sogar 85% Punkte gehabt, dabei ist Medizin ja bekanntlich wirklich ein schwieriges Studium.

Mich verwirrte diese Aussage sehr, denn wie kommen Menschen, denen ich schon spontan kein Abitur zutraue, an einen Studienplatz für Medizin?

Die nächste erzählte dann etwas aus ihrem Alltag und dass sie einen Stundenplan hätte, wo einfach nur die Obergriffe der Fächer draufstehen, also Staatsrecht oder Zivilrecht, aber überhaupt keine Details, welchen Bereich aus dem Staats- oder Zivilrecht man in welcher Vorlesung macht, das müsse man ganz alleine rausfinden.
Es fielen dann noch Wörter wie "Semester" und "Dozent" und ich wurde immer verwirrter.
Die eine studiert Medizin, die andere Jura?
Und alle machen den Eindruck, als könnten sie alternativ auch in einer Reality-Show im Privatfernsehen auftreten, meine Welt geriet zugegebenermaßen leicht ins Wanken.

Ich hörte also immer weiter zu, inzwischen sehr neugierig und schielte dann auch rüber, als sie alle begannen, irgendwelche Hefter auszupacken, weil sie wohl noch "Hausaufgaben" machen mussten oder zumindest dringend noch etwas lernen wollten.

Es stellte sich schließlich heraus, dass alle vier eine Ausbildung in Emden machen und sich nur zu viert eine Wohnung teilen, weil das WG-Leben für Auszubildende, die nicht zu Hause wohnen können, deutlich preiswerter ist. Die eine wird Re-No, die andere Arzthelferin, was genau die beiden anderen machen, habe ich nicht mehr verfolgt, aber meine Welt war wieder grade gerückt, als feststand, dass keine der vier Frauen studierte und auch keine Abitur hatte, sondern sie eben alle nach der 10. Klasse eine Ausbildung auf dem Festland begonnen hatten.

Weshalb ich das erzähle? - Weil mich fasziniert hat, mit welcher Selbstverständlichkeit sie für ihre Ausbildung Wörter benutzten, die ich sonst nur mit einem Universitätsstudium in Zusammenhang gebracht hätte und wie sehr sie selber auch davon überzeugt waren, dass eine Arzthelferin im Grunde ein vergleichbares Medizinstudium machen muss, um die Prüfung zu bestehen und dass sie aber gleichzeitig auch keinerlei Problembewusstsein hatten, dass es eventuell ihre Aufgabe sein könnte, fehlende Grundkenntnisse in der Mathematik selbstständig nachzuholen.
Die angehende Re-No erklärte den anderen selbstbewusst, wie ein Kaufvertrag zustande kommt und dass der Verkäufer dem Käufer einen Antrag macht, den der Käufer entweder unverändert annimmt, wenn er aber eine Änderung einbaut, dann ist der Vertrag nicht geschlossen, sondern jetzt hat der Käufer dem Verkäufer einen Gegenantrag gemacht. Und sie schmückte ihren Vortrag noch mit vielen weiteren Beispielen und vielen anderen, falsch verwendeten Fachbegriffen aus.
Das war alles sehr niedlich und auch die angehende Frau Doktor mit der fehlenden Prozentrechnung war schon sehr süß - ich habe dann allerdings länger darüber nachgedacht, welche Welt jetzt eigentlich realer ist: Die Welt, in der diese vier Frauen ganz selbstverständlich und von keinerlei Zweifeln geprägt ihr tägliches Leben auf einem Niveau leben, was die Wertigkeit ihres eigenen Selbstbildes eindeutig unterstützt - oder meine Welt, die eine deutliche Bildungsklassenunterscheidung macht, in der deshalb Ärztin und Arzthelferin ungefähr so viel gemein haben, wie Kind und Kindergärtnerin.

Ich bin zu keiner abschließenden Meinung gekommen, denn für die Auszubildenden ist es bestimmt besser, mit einem großen und starken Selbstwertgefühl durchs Leben zu marschieren, um sich nicht unnötig klein und unbedeutend wegzuducken, wenn die Obermenschen mit der Universitätsausbildung daherkommen, als Patient oder Mandant möchte ich dann aber doch lieber von einem richtigen Arzt oder Anwalt behandelt oder beraten werden, ist vielleicht alles eine Frage des Blickwinkels
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Montag, 25. November 2019
Sonntag
Der Tag hat exakt das gehalten, was ich von ihm erwartet habe, es war also ein guter Tag.
Dass ich keine Lust hatte, wieder zurückzufahren und deshalb streckenweise mit sehr schlechter Laune vor mich hingrummelte, dafür kann der Tag ja nix.
Insgesamt hilft aber das ganze Grummeln nix, das (mein) Leben befindet sich derzeit noch in der "Arbeiten für Geld" Phase, also ist morgen wieder Büro dran.

Wir haben heute lange ausgeschlafen, dann sind wir in Ruhe aufgestanden, ich habe mir die Haare gewaschen und anschließend mit so einem Glätteisenlockendingens bearbeitet, weil meine Schwester mir gezeigt hat, wie das geht und jetzt übe ich eifrig. Ich glaube ich brauche noch eine Nachschulung, aber auf alle Fälle ist das Ergebnis jetzt schon besser als einfach nur so trocknen lassen.

Ich finde es immer ganz kompliziert, welcher Fraktion ich mich anschließen soll: Der "ich style mich mit allem, was geht" Fraktion, die richtig viel Mühe und Zeit in ihr Äußeres steckt (und die ich dann immer beneide, um die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich auf Selfies im Netz präsentieren, denn viel Styling heißt ja nicht zwingend, dass man deshalb wirklich hübsch ist, viel Styling heißt nur, dass man kein bodyshaming-Problem hat, und das finde ich auf eine gewisse Art durchaus gut) - oder ob ich doch mehr zu der "wer Optik als Prio Eins im Leben hat, hat wohl sonst nix im Angebot"-Fraktion neige, weil diese Vorurteilsschublade eher zu meiner spontanen Standardreaktion auf stark geschminkte Frauen passt.
Natürlich ist das Leben nicht schwarz weiß, aber auf einer Skala von 1 bis 10 stehen diese beiden Philosophien auf den jeweils entgegengesetzten Seiten und ich muss mich entscheiden, bin ich mehr A oder mehr B. Denn auch wenn ich schon aus reiner Bequemlichkeit das regelmäßige Intensivstyling verweigere, so fände ich eine "ganz natürliche Naturschönheit" schon ziemlich klasse, ich fürchte nur, die ist mit besonders viel Aufwand verbunden.

Wie auch immer, ich versuche es jetzt mal mit dem Haarstyling, vielleicht kriege ich das ja irgendwann so weit in Griff, dass ich den zusätzlichen Aufwand, den es verursacht, bereit bin, für die zusätzliche Schönheit, die es schafft, zu akzeptieren. Noch ist es mehr Aufwand als Schönheit, aber ich denke, das liegt an mir und hier hilft Schulung.

Als ich meine Haare fertig gelockt hatte, fuhren wir ins Dorf, neue Fahrkarten für die Fähre kaufen, anschließend zum Onkel, um das Auto voll Wolle zu laden. Vorher hatte ich den Efeu, den ich letzten Monat in die Kästen neben dem Müllcontainer gepflanzt hatte, begutachtet und festgestellt, dass der Efeu in dem Kasten, der direkt zur Straße zeigt, komplett abgeknipst ist - während er auf der anderen Seite gut gedeiht.
Sehr mysteriös. Fressen Kaninchen Efeu?
Beim Onkel habe ich seine Weihnachtskakteen bewundert - und die weiß gestrichenen Bäume. Er hat seine Obstbäume alle geweißelt, weil er meint, das hilft gegen Schädlinge. Ich hab da keine Ahnung von, finde aber, so ein weißer Baum ist auf eine ganz eigene Art auch sehr hübsch.



Anschließend haben wir noch einen Spaziergang übern Strand gemacht, die Nachbarin kam uns entgegen und fragte, wieso man sich ohne Not (=ohne Hund) bei diesem Wetter so einen Spaziergang antut, ich fand aber, ein bisschen Wasser gucken ist schon okay, ich war ja nun lange nicht da und sich dafür extra einen Hund anzuschaffen, wäre etwas übertrieben.

Der Strand bestand hauptsächlich aus Leere, wobei ich die Zeit im November/Dezember (bis vor Weihnachten) ja besonders mag, eben weil es dann endlich mal leer ist.




Irgendein Witzbold hatte einen Wegweiser aus Strandholz gebastelt, der war mir im Sommer gar nicht aufgefallen, jetzt ist er die einzige "Landmarke" auf dem Strand.

Zu Ks Freude blieb aber nicht sehr viel Zeit für einen längeren Strandaufenthalt (er hatte nämlich weder Mütze, noch Schal oder Handschuhe dabei und wurde jammerig, wegen kalt, aber ja nun, als ob er das erste Mal bei diesem wetter am Strand rumäuft), aber wir mussten dann auch wieder zurück, das Haus noch fix aufräumen und sauber machen und dann zur Fähre.

Auf dem Rückweg noch mal beim Vater vorbei, der Onkel hatte ihm die Borkumer Zeitung der letzten Wochen aufgehoben, gegen 21.30h waren wir wieder in Greven - und morgen ist wieder Büro
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Samstag, 23. November 2019
Endlich wieder zuhause
Es wurde jetzt wirklich dringlich Zeit, ich bemerkte, wie ich langsam intensives Meerweh bekam, so dass ich mir heute vorsichtshalber zwei Wecker stellte, um ganz bestimmt nicht die Abfahrt für die Mittagsfähre zu verpassen.
Hat alles prima funktioniert, wir waren sogar noch früh genug da, um den obligatorischen Schlenker bei McDov dazwischenzuschieben, was allerdings eine sehr große Enttäuschung war. Die haben den McKrokett aus dem Angebot genommen, konnte man nicht mehr bestellen - und mindestens wenn nicht noch mehr enttäuscht war ich von dem fehlenden Frühstücksangebot. Früher gab es bis 12h immer noch ein extra Frühstücksangebot in Form von McMuffins, die mit Bacon und Egg wirklich prima schmeckten und auf die hatte ich mich die ganze Zeit gefreut - und dann: Nüschte!
Ich war so beleidigt und gleichzeitig auch rechtschaffen hangry, dass ich für 1,50 einen Cheeseburger bestellte und beschloss, nie mehr in diesen blöden McDov-Laden zu gehen.
Dafür war die Fahrt nach Eemshaven sehr angenehm. Das erste Stück nach der Abfahrt von der Autobahn geht noch durch Deutschland und ich liebe diese Allee mit dem Kanal an der Seite. Wenn man in Holland ist, gibt es noch Kanal, nur keine Bäume mehr, da ist alles etwas nackichter. Ist auch hübsch, habe ich diesmal aber nicht fotografiert.



Zuhause angekommen habe ich erstmal ganz tief durchgeatmet. Zuhause ist eben doch zuhause und fühlt sich anders an, als ein gemietetes Haus auf dem Festland. Das Ankommen in diesem Haus, an dem alles vertraut ist, ist immer verbunden mit einem Gefühl der Freiheit. Hier ist alles so, wie es sein soll, es riecht, wie ein Zuhause riecht, auf dem Küchentisch steht noch eine angefangene Flasche Rotwein und die Nachbarin winkt fröhlich rüber und freut sich, dass wir wieder da sind.
J war ja als letzter hier und seitdem er Mitte Oktober abgefahren ist, war das Haus sich selbst überlassen.
Aber J hat alles supersauber und ordentlich hinterlassen, der Onkel hat nach der Post geschaut und sie ordentlich auf dem Küchentisch gestapelt und die Smarthome-Steuerung funktionierte prächtig, ich hatte heute früh nach dem Aufwachen schon mal die Heizung hochgestellt, so dass wir in ein kuschelig warmes Haus kamen, es war rundum angenehm.

Natürlich sind wir als erstes einkaufen gefahren, weil wir immer als erstes einkaufen fahren, dabei war der Kühlschrank eigentlich gut voll, aber ohne Einkaufen macht ein Wochenende keinen Spaß.

Erworben haben wir vor allem Krimskrams und haltbare Vorräte schon mal für Weihnachten und als ich so durch die Gänge schlenderte und schaute, was es grade an Wochenangeboten gab, entdeckte ich die perfekte Lösung für mein Sandsturmproblem:



Gestatten: Puck, die Stubenfliege, aber wer während eines Sturms an den Strand gehen will, sollte bei Äußerlichkeiten nicht zimperlich sein.
Auf der Verpackung stand zwar Snowboardbrille, ich finde aber, es ist die perfekte Sandsturmbrille und freue mich schon sehr darauf, sie bei der nächsten Gelegenheit live zu testen.

Dann waren wir beim Onkel, haben seine Computerprobleme behoben, ihn bei diversem Schriftkram unterstützt und ihm ein Hotel in Weener gesucht, weil er im Dezember dort für zwei Tage zu tun hat und nicht wusste, wie er eine Übernachtung findet.
Außerdem habe ich wieder größere Mengen an Wolle eingepackt. Meine Vorräte waren ja gründlich zusammengeschnurrt, aber jetzt habe ich wieder reichlich und verschiedene Wolle ins Auto gepackt, jetzt müsste auch wieder für jeden Geschmack was dabei sein.

Am Abend haben wir dann von innen und außen für Wärme gesorgt



Das links im Glas ist Eiergrog - pefekt für einen Abend vor dem Kaminofen
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Freitag, 22. November 2019
Autologistik
Mein Homeofficefreitag bestand aus 10,5 Stunden Anwesenheit im Büro, schade eigentlich.

Dafür hat das mit der Inspektion des Autos funktioniert, ich habe eine neue Werkstatt, die holen das Auto morgens bei mir vor der Haustür ab und bringen es abends fertig inspiziert und frisch gepflegt zurück, sehr komfortabel, gefällt mir.
Ich hatte den Inspektionstermin extra auf einen Freitag gelegt, weil ich grundsätzlich davon ausging, dass ich das Auto wegen Homeoffice gar nicht brauche, nun war heute unerwartet doch Büro angesagt, was aber zum Glück kein Problem war, weil ich grade Ns Auto auch noch vor der Haustür stehen habe, so wurde dieser Wagen denn auch mal bewegt.

Sonst ist nix passiert, außer dass ich ausgesprochen müde bin, was aber zugegebenermaßen nix Neues ist
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