anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 10. März 2019
Buchhaltung selbstgemacht
Als erklärter Listenfan, führe ich natürlich auch eine Liste über meine privaten Ein- und Ausgaben. Nicht, weil ich es müsste, sondern weil ich es spannend finde.
Rein berufsbedingt finde ich "Buchhaltung" ja sowieso eine sinnvolle Erfindung, für meine rein privaten Zwecke benutze ich aber kein klassisches Buchhaltungsprogramm, sondern eine im Laufe der Jahre immer weiter entwickelte Exceltabelle, weil meine private Buchhaltung ja nur mein Privatvergnügen ist und keinen gesetzlichen Vorgaben genügen muss.
Offizielle Buchhaltungsprogramme sind deutlich umständlicher in der Handhabung als eine Exceltabelle, dafür bieten sie dann auch externe Schnittstellen und einen hohen "Betrugsschutz", alles Features, die gesetzlich vorgeschrieben sind und sinnvoll sein können, wenn man ein großes Unternehmen buchführt, privat brauche ich das aber nicht, denn ich könnte mich ja nur selber betrügen und eine Schnittstelle fürs Finanzamt brauche ich privat zum Glück auch nicht.
Ich benutze also eine einfach Exceltabelle, die ich dafür im Laufe der Jahre immer perfekter auf meine eigenen Bedürfnisse zurechtgeschneidert habe, jedes Jahr wird sie ein bisschen weiter ausgefeilt, mittlerweile bin ich ziemlich stolz auf meine Lösung.

Die Exceltabelle ist so aufgebaut, dass ich in den ersten fünf Spalten die Werte der Kontoumsätze, die ich regelmäßig aus dem Onlinebanking exportiere, einfach reinkopiere (Datum, Name der Bank, Umsatzart/Empfänger, Verwendungszweck und Betrag), Spalte 6 habe ich freigelassen für "Bemerkungen" (sehr wichtig, wenn man ein Jahr später noch mal was nachgucken will und bei dem Verwendungszweck "Paypal Ref. 27i45q30547u305" nicht automatisch auswendig weiß, was man da gekauft hat) , daneben eine Spalte für die Kategoriezuweisung* und dann so viele Spalten, wie ich meine, einzelne Kategorien in der Feinaufteilung zu brauchen.
*Das mit der Kategoriezuweisung ist der eigentliche Witz dieser Buchhaltungsmethode, denn ich habe meinen Kategorien Namen gegeben statt Kontonummern (merkt sich selbst für mich Zahlenmensch leichter) und den Rest der Tabelle so programmiert, dass der Betrag, der in der Spalte "Umsatz" steht (den ich aus dem online-Banking importiert habe), automatisch in der Spalte "anje" noch mal ausgewiesen wird, wenn ich in der Kategoriezuweisungsspalte nur die Buchstaben "anj" eingebe. Ganz oben in dieser Spalte addieren sich alle Beträge, die in dieser Spalte stehen, so dass ich jederzeit sehen kann, dass ich z.B. dieses Jahr bereits 227,19 nur für "anje" ausgegeben habe. (Es ist in echt mehr, denn ich war dieses Jahr ja schon Schuhe shoppen und überhaupt habe ich ja aufgehört bei "anje" zu sparen, ich wollte nur das Prinzip der Tabelle erklären.)
Alles, was ich im Rahmen der Buchhaltung also tun muss, ist im ersten Schritt die Umsätze aus dem Online-Banking zu exportieren und in diese Tabelle einzufügen, anschließend muss ich nur noch jede Kontobewegung einer Kategorie zuweisen, in dem ich hinter den Kontoumsatz die ersten drei Buchstaben der jeweiligen Kategorie schreibe.)

Für 2019 habe ich aktuell 29 Kategorien, in einer klassischen Buchhaltung würde man das "Konten" nennen.
So gibt es je ein Konto für jedes der Kinder, für mich und für K, (die Kinderkonten werden dabei auch mit Plus und Minus befüllt, d.h. das Kindergeld buche ich "plus", den Unterhalt, den ich überweise dann wieder "minus") außerdem unterscheide ich nach Auto, Essengehen, Haushaltkrimskrams, Lebensmitteleinkäufe, Versicherungen, Geschenke und Sonstiges, außerdem gibt es natürlich für jede Immobilie ein eigenes Konto und schließlich unterscheide ich die sonstigen Einnahmen auch noch nach Herkunft (also Gehalt, Zinsen, Gewinne aus Verkäufen usw.). Ganz wichtig ist das Konto "Geldtransfer", weil hier alle Geldverschiebungen gebucht werden, wenn ich also zB Bargeld abhebe oder von einem Konto auf ein anderes überweise.
Praktisch funktioniert das jetzt so, dass ich die Umsätze der Bankkonten aus dem Onlinebankking als csv-Datei exportiere und dann in das für die einzelne Bank vorgesehene Tabellenblatt per copy and paste einfüge. Da ich ja mehrere Bankkonten habe, gibt es für jede Bank ein eigenes Tabellenblatt, was das Jahr über gefüllt wird. Diese Tabellenblätter sind grundsätzlich alle gleich aufgebaut, so dass ich am Jahresende (oder monatlich, wenn ich das möchte) die Daten ganz problemlos aus den einzelnen Tabellenblätter weiter in einer Gesamttabelle zusammenfügen kann, in dem ich sie einfach untereinander weg da rein kopiere, dann muss ich nur noch nach Datum sortieren - und zack - ist eine chronologisch sortierte Gesamtbuchhaltung fertig. Jedes Konto (also jede Kategorie) weist oben die Summe aus, so habe ich eine wunderbare Übersicht, wo ich welches Geld reingesteckt habe und wo es hergekommen ist.

Mittlerweile bietet zwar auch jedes online geführte Bankkonto diese Kategorieaufteilung an und alle werben damit, dass man in dem jeweiligen online-Banking-Programm auch andere Banken mit einbinden kann, allerdings gibt es dort nur fest vorgegebene Kategorien, über die ich mich regelmäßig ärgere, weil sie für mich wichtige oder sinnvolle Unterscheidungen nicht vorsehen - und weil das Programm sie natürlich sehr oft falsch zuordnet. Manchmal sind diese Falschzuordnungen sehr witzig (ich habe neulich Wein in einem Weinladen eingekauft und die Abbuchung auf dem Konto sortiert das Bankprogramm unter "Tanken", was zwar irgendwie auch richtig ist, aber ich glaube, das Programm hat sich nicht ganz so zweisinnige Gedanken bei der Zusortierung gemacht), manchmal sind sie aber auch einfach nur langweilig falsch und verlassen kann man sich auf diese automatische Zusortierung deshalb überhaupt nicht, man muss grundsätzlich jede Buchung überwachen und im Zweifel einzeln korrigieren, allein schon deshalb sehe ich darin also überhaupt keine Arbeitsersparnis und sortiere meine Kategorien viel schneller in meiner eigenen Excel-Tabelle.
Mit Datenschutz habe ich normalerweise wenig Probleme, d.h. ich finde meine eigenen Daten jetzt nicht sonderlich geheim oder geheimhaltenswert, dass ich aber freiwillig in dem online-Banking einer Bank alle Daten aller anderen Banken auch gleich mit einbinden würde, ähem, ne, da werde ich dann doch plötzlich misstrauisch und finde es wesentlich sinnvoller, alle meine Bankdaten offline in einer selbsterstellten Excel-Tabelle zu verwalten.

Seit letztem Jahr schreibe ich auch alle Barausgaben auf, was eine besondere Herausforderung ist, weil ich das ja einigermaßen zeitnah und regelmäßig erledigen muss, um mich überhaupt daran zu erinnern, was ich alles so gekauft habe, allerdings ist das im Sommer komplizierter als im Winter, weil es im Sommer viel mehr Flohmärkte gibt und ich dort viel öfter unterwegs bin.
Dieses Jahr habe ich bisher im Januar und Februar nur an sechs Tagen überhaupt Bargeld benutzt, insofern ist es im Moment also noch sehr überschaubar, führt aber insgesamt dazu, dass ich tatsächlich einen Komplettüberblick über meine Ausgaben und Einnahmen bekomme und das gefällt mir schon sehr.
Listenfan eben
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Sonntag, 10. März 2019
Schöner Tag
Lustiger Tag heute, insgesamt hat er mir gut gefallen, aber wahrscheinlich nur deshalb, weil ich das Gefühl habe, ich habe richtig viel geschafft.
J. brachte Wäsche mit, was ich gar nicht so verkehrt finde, denn dann lohnt sich das Waschen wenigstens. Nur für uns zwei Leutchen kriege ich ja nur noch mühsam eine Maschine voll.
Mit Js Kram waren es dann heute sechs Maschinen, eine davon allerdings die Bettwäsche von gestern, die ist auch einzige bisher noch nicht fertig, der Rest ist nicht nur gewaschen und getrocknet, sondern auch schon wieder zusammengeräumt. Wenn mir so ein Durchmarsch gelingt (also ohne zweiwöchige dieWäschelegeichspäterzusammen-Prokrastinationsumwege direkt von der Waschmaschine wieder in Schrank) , bin ich regelmäßig sehr stolz auf mich.
Dann habe ich ein sehr leckeres Gulasch im Crockpot gekocht, was mich auch immer stolz macht. Nicht das Gulasch selber, das gibt es aus dem Crockpot mit Gelinggarantie, sondern die Tatsache, dass ich es heute morgen so rechtzeitig aufgesetzt habe, dass es anschließend noch acht Stunden vor sich hin crockpotten konnte, das gefällt mir.

Dann war ich mit J noch kurz in der Stadt, weil wir nach Schuhen für ihn gucken wollten (keine gefunden, die passten und gefielen), dafür aber wieder bei dem Rossmannladen vorbeigegangen, der heute den letzten Tag vor dem Umbau geöffnet hatte und heute gab es 75% auf alles, das lohnt sich dann wirklich, deshalb besitze ich jetzt noch mehr Nagellacke von Sally Hansen, weil, für 2,50 € das Stück kann man ja ruhig mal experimentell mutig werden.
Ich kann meine Nägel jetzt nackich lackieren - steht zumindest "nude" auf dem Farbtöpfchen.

Und weil ich mit der Nägellackiererei und den Kontaktlinsen und überhaupt grade so einen akuten Eitelkeitsbooster auslebe, habe ich mir neulich sogar MakeUp gekauft und brauchte jetzt noch etwas, um das abends wieder aus dem Gesicht zu bekommen.
Ich habe mich so ewig nicht um diese gesamte Gesichtspflege- und -schminknummer gekümmert, dass ich echt keine Ahnung mehr hatte, wie man Schminke wieder runterkriegt, nur Wasser scheint mir zu wenig. Wasser und Handtuch bringt zwar optisch eine Menge Farbe runter (kann man im Handtuch sehen), ich fürchte aber, es gibt noch effektivere und vor allem gründlichere Methoden.
Vor vielen Jahren hatte ich mal eine Gesichtsseife von Clinique, die fand ich prima, weil ich nach dem Gebrauch dieser Seife immer das Gefühl hatte, mein Gesicht ist so sauber, dass es quietscht und außerdem finde ich ein normales Stück Seife einfach in der Anwendung. So Dinge wie Creme oder Lotion, die man dann mit einem Lappen oder einem Wattebausch wieder abwischen muss, so etwas ist mir immer schon zu umständlich. Ein ganz normales Stück Seife, das man benutzt wie ein ganz normales Stück Seife, um sich mit den eingeseiften Händen dann das Gesicht zu waschen, das finde ich praktikabel, alles andere halte ich eh nicht auf Dauer durch, ich kenn mich doch.

So eine Seife wollte ich also gerne wieder haben und war nur ein ganz klein wenig doll geschockt, dass die 20€ für 100g kosten soll. Aber dann fand ich ein Sonderangebot bei Pieper, wo es die Seife online für unter 9 € gab und ich dachte, statt sie online zu bestellen könnte ich ja auch grad mal bei dem Pieperladen in der Stadt vorbeigehen, aber so scheint online nicht zu funktionieren, denn in dem Pieperladen hier vor Ort gab es die Seife nicht, ich muss die also tatsächlich bestellen und mir einzeln liefern lassen. Nun ja, wenn es denn dem Umsatz dient - dann bestelle ich sie also selber und kaufe sie nicht vor Ort.

Am Nachmittag habe ich dann allerlei Kleinkram erledigt, ein paar Uhrenbatterien gewechselt, an eine Uhr ein neues Armband dran gebaut, an eine Brosche die abgefallene Nadel wieder drangeklebt (mit rotem Glitzerheißkleber, sieht jetzt sehr stylisch aus von hinten), ein bisschen in meinem Bastelzimmer aufgeräumt und zwischendurch immer wieder Wäsche gewechselt und zusammengefaltet.

Und ich habe einen lustigen Satz gehört, als ich heute Mittag durch die Stadt lief, da begegneten sich nämlich zwei Freundinnen (und ich habe jetzt gründlich überlegt, ob ich das Wort in Anführungszeichen setzen solle, weil ich gar nicht so genau weiß, ob die zwei wirklich gut befreundet oder eher gut befeindet sind, aber vielleicht ist das bei vielen Frauen ja auch das gleiche), auf alle Fälle trafen sich da zwei Frauen und nach einer kurzen Begrüßung fragte die eine: "Sach mal, die Farbe in deinen Haaren, ist das noch der Rest von Karneval oder bleibt das so?" - Ich habe ein bisschen gegrinst, weil ich mir exakt das gleiche vorher auch überlegt hatte, denn die eine Frau sah halt schon ein wenig albern aus mit ihren blauen Strähnchen, aber man weiß ja heutzutage nie, wer grade was modern findet
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Freitag, 8. März 2019
Demotiviert
Heute war irgendwie ein Durchhängertag, randvoll mit Motivationslosigkeit habe ich mich zu diversen Einzelaktionen verdonnert, um nicht komplett zu verlottern.
Außer die Wohnung aufzuräumen, das Bad zu putzen und die Betten zu beziehen habe ich mich in Küchenaktivitäten gestürzt und nach diesem Rezept Bagels gebacken und die Everything-Bagel-Gewürzmischung zusammengerührt. Zu meiner Freude hatte ich alle Zutaten im Haus und zwar in genau der perfekten Menge, die ich brauchte. Mohn, schwarzer Sesam, getrocknete Zwiebeln und getrockneter Knoblauch sind jetzt leer und so etwas macht mich dann auch immer glücklich.

Dann bin ich noch in die Stadt gefahren, um die eine Version der Kontaktlinsen zurückzubringen und die andere in einer sechs-Monats-Variante zu bestellen. Sie sind zwar nicht ganz so gut wie Brille, aber mit ca. 85% kann ich mich einrichten und ich denke, grade im Sommer, wenn man viel an der Luft und am Strand ist, sind Kontaktlinsen definitiv praktischer.

Dann habe ich noch ein paar Nagellacke gekauft, ich bilde mich hier grade stückchenweise zum privaten Nagellackexperten aus und habe beschlossen, dass ich mich am allerbesten selber durch die Sorten teste.
Die ganz teuren wie Chanel und Dior habe ich schon wieder aussortiert, die bringen einfach nicht genug Zusatzleistung für das viele Geld, was sie extra kosten.
Aktuell bin ich bei der Mittelklasse angekommen und nach Ga-De und O.p.i. (beide akzeptabel, aber immer noch recht teuer, finde ich) habe ich heute einige von Sally Hansen gekauft und bei ebay welche von Essie bestellt.
Der Rossmannladen bei uns in der Einkaufszone baut um, heute war letzter Tag vor der Schließung mit 50% auf alles - das war eine gute Gelegenheit um ein paar Nagellacke von Sally Hansen zu kaufen.

Da J. heute aus Berlin kommt, hier zwei Tage Zwischenstation macht, bevor er Sonntag nach Esens weiterreist, habe ich zum Abendessen warmen Kartoffelsalat mit Gyros gemacht - jetzt bin ich so satt gefressen, dass ich mich kaum noch rühren kann.

Das Gefühl der Demotivation ist aber geblieben, ich glaube, ich gehe jetzt einfach ins Bett
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Freitag, 8. März 2019
Mutter-Kind-Gespräche
Das wird wieder ein kurzer und schneller Eintrag heute, denn der Tag ist schon fast um und es bleibt nicht mehr viel Zeit für ausführliche Blogbeiträge.
Ich war heute wieder länger im Büro, habe im Anschluss begonnen mit N. zu telefonieren und 2:48h (sagt das Handy) später ist der Tag halt schon fast rum. Tja.

Manchmal denke ich ja, ich telefoniere viel zu selten mit meinen Kindern und ich kümmere mich nicht genug und ich bin eben eine beschissene Rabenmutter, die ohne Interesse ihre Kinder im universitären Sumpf verkommen lässt.
Aber dann telefoniere ich doch mal wieder mit einem Kind und dann dauert so ein Gespräch gleich 2:48h und ich habe das Gefühl, er wird ganz geschmeidig über die Stolpersteine im universitären Sumpf hinweggleiten und das gibt dann auch wieder ein gutes Gefühl.

Morgen kommt dann J. auf Zwischenstopp nach Greven, der beginnt Montag seine Famulatur in Esens, dann muss ich nur noch mal ausführlich mit C. telefonieren, dann kann ich mein schlechtes Rabenmuttergewissen wieder beruhigt zur Seite schieben
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Mittwoch, 6. März 2019
Nix außer Büro
Mal wieder viel zu lange im Büro geblieben, heute sind selbst die Putzfrauen vor mir gegangen. Kein gutes Zeichen. Aber dafür habe ich auf der Rückfahrt in den günstigen Spät-Abend-Tarif an der Tankstelle erwischt, das war erfreulich.
Jetzt bin ich nur noch müde, ich habe aber akzeptiert, dass es zwischendurch immer mal wieder Tage gibt, an denen außer Büro nix passiert. Also kein Grund für Genörgel, es ist eben so
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Dienstag, 5. März 2019
Weshalb Politiker nur noch Phrasen dreschen
In seinem heutigen Morgenbriefing-Podcast hat sich Gabor Steingart mit Alexander Kissler unterhalten, der so ziemlich das Klügste zu "political correctness" gesagt hat, was ich je dazu gehört habe.
Er sagte sinngemäß, dass es kein Wunder ist, dass jeder, der heutzutage Karriere machen will (bzw. einen Absturz durch einen shitstorm vermeiden will) sich schon fast zwanghaft in Phrasen flüchtet, weil Phrasen den Vorteil haben, dass sie einen maximalen moralischen Anspruch mit minimaler inhaltlicher Füllung verbinden.
Wer Phrasen benutzt, muss nicht mehr selber denken, Phrasen sind also bequem und sie sind sicher. Da sie deshalb mittlerweile jeder benutzt, hat die politische Kommunikation zwar nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun, aber sie verprellt auch niemanden.

Das wird an einem Beispiel besonders deutlich: Durch das eherne Mantra der Politik "Jeder verdient Respekt", hat jeder, der einen Anspruch anmeldet, quasi systemimmanent gleichzeitig den Anspruch, damit auch ernstgenommen zu werden. Und die Politiker versuchen eifrig, jeden formulierten Anspruch ernstzunehmen, weil sie sich davon Gruppenloyalitäten erhoffen.

Im Ergebnis ist das allerdings so unendlich absurd, dass man eigentlich vor Entsetzen nur noch verstummen kann, denn durch diese immer schräger werdenden Einzelansprüche, verfällt unsere Gesellschaft in ein löchriges Gebilde mit tausenderlei Sonderschutzzonen, die komplett unverbunden nebeneinander herbestehen.
Wer heutzutage den Mund öffnet, tut das nicht mehr als Individuum, sondern als Vertreter irgendeiner schrägen Art von Gruppenidentitäten.

Die Folge davon ist aber leider das Aussterben der Individualität, und nur die Individualität garantiert auch Freiheit.
Durch diesen Trick mit der Zwangseingruppierung, verkommt das individuelle Ich zu einem gezwungenen Gruppen-Wir und die Freiheit versteckt sich hinterm Ofen und schaut traurig zu, wie immer mehr Menschen nur noch Ringelpiez mit Anfassen in einer erzwungenen Gruppenfröhlichkeit spielen.

Ich kann das nicht so schön wiedergeben, wie er das in diesem Podcast formuliert hat, ich saß aber 10 Minuten beifallnickend im Auto und konnte immerzu nur wiederholen: "Genau so ist das - und genau deshalb habe ich auch so wenig Lust, mit Menschen zu kommunizieren."

Denn jeder, der sich mit einer eigenen Meinung außerhalb dieser vorformulierten Phrasen bewegt, riskiert einen Shitstorm vom feinsten und muss sich für Dinge rechtfertigen, für die er sich gar nicht rechtfertigen wollte, weil die im Zweifel gar nicht Teil seiner Meinung waren. Aber phrasenfrei formulierte Sätze sind halt nicht so stromlinienförmig wie vorformulierte Standardfloskeln und tragen deshalb immer die Gefahr in sich, dass irgendjemand an einer kleinen Unebenheit hängen bleibt - und deshalb zu einem Riesengezeter anhebt
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Montag, 4. März 2019
Von Nesthockern und Nestflüchtlingen
"Du kannst gar nicht ins Bett gehen, du muss ja deinen Blog noch schreiben." - Manchmal wenden sich Rituale gegen die eigene Person.
K. war in Greven geblieben und hatte die vier Tage allein genutzt, sich blitzschnell im gesamten Schlafzimmer zu verbreiten. Wie Unkraut, einmal nicht aufgepasst und schon ist das eigene Bett vollgewuchert.
Meine empörte Beschwerde ob der unbenutzbaren Betthälfte wies er mit einem entspannten Verweis auf meine noch ausstehenden Pflichten ab.

Hmmm.

Aber vielleicht ist es ausgerechnet heute auch gut, dass er mich so hartnäckig drängt, mein selbst gewähltes Ritual, jeden Tag irgendetwas in dieses Blog zu schreiben, auch heute durchzuziehen, denn ausgerechnet für heute habe ich schon auf der Idee herumgedacht, dass ich meinen täglichen Beitrag doch auch mal aussetzen könnte, denn ich bin tatsächlich ganz enorm unmotiviert.

An solchen Tagen braucht man so einen Schubs, also los.

Ich habe jetzt vier Tage sehr ausführlich mit meiner Mutter verbracht - und ich muss sagen, ich bin das nicht mehr gewohnt.

Sie hat einen anderen Tagesrhythmus als ich, andere Lebensschwerpunkte, andere Interessen und vor allem eine andere Meinung als ich - und bei so vielen Andersdingen ist es eben schon etwas anstrengend, durchgängig gute Laune zu behalten.

Gelernt habe ich in diesen vier Tagen aber auf alle Fälle, was für ein Glück ich mit meinem Westfalenmann habe. Mit ihm kann ich 40 Tage/24 Stunden zusammensein und wir gehen uns nicht auf die Nerven, langweilen uns aber auch nicht, sondern leben unser Leben einfach höchst zufrieden und unaufgeregt nebeneinander her, wobei wir überhaupt nicht jeder für sich alleine nebeneinander herleben, sondern durchaus fast alles gemeinsam machen, einfach weil wir zu zweit viel mehr Spaß haben als alleine.

Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, wie wir zusammenleben, denn einerseits habe ich neben und mit ihm das Gefühl der absoluten Freiheit (genau deshalb geht er mir ja niemals auf die Nerven), gleichzeitig machen wir alle beide aber auch ausgesprochen gerne Dinge gemeinsam - und sind dann wieder jeder einzeln für sich unterwegs. Wenn wir zB gemeinsam auf Partys oder Veranstaltungen eingeladen sind - dann sucht sich in der Regel jeder selber seine eigenen Gesprächspartner, wenn man aber niemanden findet, der einen interessiert, kann man jederzeit zum eigenen Partner gehen, ohne dort als Kontrolleur oder als unselbständiges Anhängsel oder sonstwie negativ aufzufallen.
Wir leben also eher miteinander nebeneinander her und genau so fühlt es sich sehr gut und richtig an.

Pärchen, die quasi dauernd aufeinanderglucken, bei denen man als Außenstehender das Gefühl hat, der eine ist ohne den anderen kein vollwertiger Mensch, weil er weder eine eigene Meinung noch eine eigene Entscheidungsbefugnis hat, bei solchen Pärchen nehme ich sehr schnell Reißaus und lästere aus sicherer Entfernung über die Mangelhaftigkeit von siamesischen Zwillingen.

Ich habe sicherlich deutlich weniger private Sozialkontakte als der Durchschnittsdeutsche, das aber aus Gründen, weil mir die meisten Menschen erfahrungsgemäß nach sehr kurzer Zeit sehr auf die Nerven gehen und ich dann lieber alleine bin als unter Leuten. Aus dieser Grundhaltung resultiert aber auch meine Überzeugung "ich kann alles alleine, immer." - denn nur, wenn man wirklich autark leben kann, kann man sich diese Misanthropie leisten.

Bei den Vögeln unterscheidet man zwischen Nesthockern und Nestflüchtlingen - ich bin ganz sicher ein Nestflüchtling, weil ich schon sehr früh das Gefühl hatte, ich komme besser alleine klar als bei den Eltern.
Aber grade unter den Nestflüchtlingen gibt es viele, die im Erwachsenenalter eine ziemlich abgeschottete, monogame Zweierbeziehung führen. Sie bekommen zwar Junge, die sind aber selber natürlich auch Nestflüchtlinge, so dass die nur betüdelt werden, solange sie noch nicht selber fliegen können, knapp klappt das, wendet sich das Erwachsenenpärchen wieder sich selber zu.

Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin ein Austernfischer. Das erklärte einiges.

Deshalb bin ich nach vier Tagen Leben mit einem Elternteil sofort wieder bereit, aus dem Nest zu flüchten, ich brauche einfach mehr Platz und vor allem mehr Abstand in meinem Leben
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