anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 9. Dezember 2018
Familienfeier
Symbolbild:


Alle Gläser sind leer, wir sitzen aber noch brav in dem Restaurant, in dem das offizielle Familienessen mit vielen Leuten stattfand, weil es ja so schade wäre, den Abend so früh zu beenden.
Mir fällt aber auch keine bessere Idee ein, also sitzen wir hier noch ein Weilchen
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Samstag, 8. Dezember 2018
Familienfest
Alle Kinder sind zu Hause, Familienfest mit Sushi



Morgen dann mit erweiterter Familie, es wird spannend.

Macht Spaß, wenn wieder alle da sind, es ist laut, lustig und alle reden durcheinander

Aber schön
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Freitag, 7. Dezember 2018
Vermieterprobleme
Heute hatte ich mich am frühen Nachmittag mit K verabredet, einer seiner Mieter hat gekündigt und zwecks Neuvermietung standen nun diverse Besichtigungstermine an. K hat zwei größere Mietshäuser, da kommt es immer mal wieder vor, dass ein Mieter kündigt und die Wohnung neu vergeben werden muss. Solche "Vorstellungstermine" machen wir gerne zusammen, denn man versucht ja schon jedes Mal den "besten Mieter" unter all den Mietinteressenten herauszufischen, denn wenn man gute Mieter hat, erleichtert es das Leben ungemein - oder andersrum: Ein Mietshaus zu besitzen macht sehr viel Arbeit und oft keinen Spaß, so ein Vermieterleben ist weit entfernt von der landläufigen Meinung, dass man nur auf dem Sofa sitzen muss, um das Geld zu zählen, was man damit scheffelt.
Es kann sogar sehr leicht passieren, dass man mit dem Vermieten von Wohnungen gar kein Geld verdient, sondern, im Gegenteil tatsächlich draufzahlt, aber das ist ein ganz eigenes Thema, wenn ich mal viel Zeit habe, werde ich das mal ausführlich erläutern. (Das ist u.a. Teil meines Jobs, die Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Immobilien, und in Summe kann ich dabei feststellen: wer Geld verdienen will, sollte sich lieber Aktien kaufen und keine Immobilien. Aber wie gesagt, das ein ander Mal.)

Heute ging es vor allem darum, für die frei werdende Wohnung einen Mieter zu finden, der möglichst wenig Probleme machen wird.
Denn Probleme mit einem Mieter können sein:
- der Mieter zahlt die Miete nicht oder nicht regelmäßig
- der Mieter stört den Hausfrieden und es kommen Beschwerden von anderen Mietern
- worst case: der Mieter sorgt dafür, dass das ganze Haus in einen schlechten Ruf gerät und dann kann man künftig auch die anderen Wohnungen nicht mehr problemlos vermieten, weil keiner mehr in dem Haus mit "solchen Leuten" wohnen will
- der Mieter lässt die Wohnung verkommen, lüftet nicht vernünftig, es kommt zu Schimmelbildung,
- vermüllt die Wohnung, zieht Ungeziefer an
- benutzt die Wohnung nur als "Übergangslösung", d.h. er kündigt schnell wieder, wenn er was besseres gefunden hat, dann muss man als Vermieter die gesamte Tour wieder von vorne starten,
oder, ganz schrecklich:
- der Mieter ist ein blöder Pingelskopp und Prinzipienreiter, der alles ganz genau nimmt, das sind tatsächlich die allerschlimmsten, dann lieber einen, der die Wohnung vermüllt....
Wenn man den falschen Mieter aussucht, kann das also ärgerliche Folgen haben, genau deshalb ist es so wichtig, die Mietinteressenten bei der Besichtigung der Wohnung so gut wie möglich einzuschätzen - und genau deshalb machen wir das gerne zu zweit.

Aktuell haben wir einen "Vermietermarkt", d.h. es gibt regelmäßig ausreichend Mietinteressenten für eine Wohnung, der Vermieter kann aussuchen. Das ist nicht immer so, es gab auch schon Zeiten von Wohnungsüberhang und vielen Leerständen.

Auf Ks Wohnungsannonce hatten sich zwar genug Interessenten gemeldet, die allermeisten wurden aber gleich im ersten "Durchfiltern" schon wieder aussortiert, denn vieles kann man bereits aus der Datenlage erkennen, dass das nicht passt, bzw. dass es Interessenten gibt, die besser passen. Die Wohnung, die vermietet werden sollte, ist eine Dachgeschosswohnung mit 74qm und drei Zimmern.
Also nix für eine mehr als dreiköpfige Familie, ebenfalls nichts für ältere Menschen (zu viele Treppen) und auch nichts für Tierhalter, denn gegenüber wohnt ein Mensch mit einer starken Allergie.

Die Interessenten, die rein von der passenden Datenlage her in Frage kamen, wurden dann heute zur Besichtigung eingeladen.
Ich finde es ja immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich sich Menschen in so einer Situation verhalten.
Der Wohnungsmarkt in der Stadt, in der K seine Wohnung vermietet, ist extrem angespannt, es gibt tatsächlich nur sehr wenig vergleichbare Angebote und in Zeiten des Internets ist es nicht so kompliziert, sich kurzfristig einen Überblick über die Wohnungen, die angeboten werden, zu verschaffen.
Trotzdem ist unter den Interessenten natürlich immer mindestens ein obercooler Typ, der lässig erklärt, dass er sich das mit der Wohnung noch mal überlegen würde, er hätte da noch mehr Besichtigungen und würde sich natürlich die tollste raussuchen. Diese hier wäre schon echt nicht schlecht, aber er müsste erst noch die anderen ansehen, dann würde er sich wieder melden, ob er die Wohnung nimmt.
Nach so einer Ansprache ist für den Vermieter schon mal eines ganz klar: Der wird die Wohnung nicht kriegen, egal ob er sie nimmt oder nicht.

Dann gibt es auch immer den schüchtern Verzweifelten, der versucht, so unauffällig und so zurückhaltend wie möglich zu sein, wirft in jedes Zimmer nur schnell von weitem einen Blick, fragt nichts, sagt nichts und murmelt abschließend nur, dass er durchaus interessiert sei, deshalb habe er sich ja gemeldet und der Vermieter müsse jetzt entscheiden.

Meine persönlichen Favoriten sind immer die, die offen begeistert sind von der Wohnung, spontan erklären, dass genau diese Wohnung absolut perfekt für sie sei, dass sie sich gar keine bessere Wohnung vorstellen könnten und dann auch noch ein paar kreative Argumente finden, was genau an dieser Wohnung für ihre persönliche Situation so besonders optimal ist. Beste Freundin wohnt nur 100m entfernt, Sofa passt wie maßgeschneidert genau ins Wohnzimmer, drittes Zimmer ist prima, weil Mutter kommt oft zu Besuch - es gibt viele Gründe, die man sich einfallen lassen kann, und wer sich die Mühe macht, solche Gründe vorzutragen, hat auf alle Fälle einen dicken Vorsprung bei der Auswahl, die der Vermieter ja zwangsläufig treffen muss.
Auch sehr hilfreich ist eine kleine "Bewerbungsmappe", denn natürlich möchte kein Vermieter insolvente Mieter haben. So Unterlagen wie Schufa-Auskunft, "Zeugnis" des bisherigen Vermieters, Gehaltsnachweise und ein Blatt Papier, auf dem alle wichtigen, persönlichen Daten für den Vermieter sortiert zusammengestellt sind, das macht durchaus Eindruck.

Wenn ich Mieter aussuche, ist die persönliche Sympathie immer das erste Sortierkriterium. Die finanziellen Verhältnisse müssen zwar passen (positive Schufa Auskunft), aber ein zu hohes Einkommen kann eher hinderlich sein, weil damit auch oft seltsame Allüren einhergehen.
Und, eiserne Regel: Niemals an einen Rechtsanwalt vermieten, niemals! Die machen immer Ärger. Und wenn möglich auch nicht an einen Lehrer. Ebenfalls sehr schwieriges Klientel
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Donnerstag, 6. Dezember 2018
arabische Kommunikation
Im Moment bin ich ja immer noch damit beschäftigt, neue Mieter für die Wohnung in MG zu finden, die alten sind ja aufgrund der mitternächtlichen Abschiebung vorletzten Monat urplötzlich verschwunden. Zum Glück haben sie aber ihren Schlüssel bei der Nachbarin gelassen - und die hat die Wohnung jetzt erstmal sauber gemacht.
Alles, was noch rumlag (und das war viel) hat sie weggeworfen und alles andere gründlich gereinigt. Ich finde das vor allem deshalb prima, weil ich jetzt nicht schuld bin, wenn da Sachen weggekommen sind. Der abgeschobene Mieter selber hat dieser Nachbarin seinen Schlüssel gegeben, ich habe den Mieter wegen fehlender Miete inzwischen rein formal fristlos gekündigt - und die Wohnung ist ohne mein Zutun nun komplett leer, unterm Strich habe ich in dieser Situation wohl noch Glück im Unglück gehabt.
Die Nachbarin kommt aus Syrien - und in ihrem Umfeld gibt es genug Leute, die gerne so eine schöne große Wohnung haben möchten, so hat sie deshalb auch den Kontakt zu dem potentiellen neuen Mieter geknüpft, jetzt muss nur noch das Amt zustimmen und dann ist wieder alles okay. Heute war der neue Mieter schon mal beim Jobcenter und hat einen Antrag gestellt, in diese Wohnung einziehen zu dürfen. Zu dem Zweck muss ich als Wohnungsgeber nun Formulare ausfüllen, die mir der potentielle neue Mieter fotografiert und per E-Mail geschickt hat, weil das Jobcenter MG die nicht zum Download anbietet. Die sind dort in MG wohl noch nicht so weit, alles noch Neuland und son Kram.
Wenn mir ein arabisch sprechender/schreibender Mensch eine E-Mail schickt, sieht das so aus:


Überhaupt haben wir die ganze letzte Woche ständig per WhatsApp und Google-Übersetzer hin und her geschrieben, es bleibt für mich ein seltsames Gefühl, irgendwelche krakeligen Schriftzeichen als meinen Kommentar in einen Chat einzufügen, ohne überhaupt kontrollieren zu können, was ich da poste, es sieht aber so aus, als mache Google Übersetzer einen guten Job.


Sonst noch so: Bei Netto gibt es Linsen, sogar rote, deshalb habe ich heute endlich die Süßkartoffel-Linsen-Suppe gekocht und zu meiner Überraschung festgestellt, dass in einer pürierten Linsensuppe, die Linsen gar nicht mehr existent sind
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Mittwoch, 5. Dezember 2018
Über Verantwortung und Zuständigkeiten
Im Büro läuft mal wieder die übliche Jahresendzeitstresstour, nächste Woche Aufsichtsrat und natürlich ist noch nichts vernünftig fertig.
Zusätzlich müssen natürlich noch alle anderen, Jahresfrist gebundenen Dinge erledigt werden, meine "muss bis zum 31.12. fertig sein"-Liste wird jeden Tag um mindestens zwei Punkte länger, die mir täglich mit viel Schreck und großer Panik auch noch einfallen. Das Gefühl, dass ich ganz bestimmt ein paar Dinge vergesse, verbreitet sich dabei genauso unbehaglich, wie die Verzweiflung, wann ich das denn alles schaffen soll.
Außer dem beruflichen Kram, habe ich noch reichlich "privat beruflichen" Kram, denn all die Abschlüsse und Steuererklärungen, die ich für CWS hinterlassene Firmen noch erstellen muss, sind im Grunde ja die gleiche Arbeit, nur irgendwie anders bezahlt.
Und zu all dem Kram kommt nun noch die Organisation für die Dinge des Vaters. Ich habe grundsätzlich von all den gesamten Verwaltungshintergründen für diesen Pflegekram überhaupt keinen Schimmer. Ich weiß nicht, was ich jetzt alles tun muss, an wen man sich wenden muss, was alles beantragt werden muss, wer wofür zuständig ist, wer was bezahlt, was man bei den Anträgen falsch machen kann, wo die Fallstricke sind, in welcher Reihenfolge was zu passieren hat, was passieren kann, wenn ich Dinge falsch mache oder vergesse - kurz: Ich stehe vor dem Thema wie der Ochs vorm Berge.
Weil mich das entsetzlich genervt hat, habe ich heute verschiedene offizielle Stellen angerufen, und mir einfach mal ganz pauschal erklären lassen, wie die Rechtslage ist, wer was bezahlt, was man dafür beantragen muss, welche Fristen es gibt und welche Tipps sie mir ganz persönlich noch geben könnten.
Ich habe mit dem Sozialdienst des Krankenhauses telefoniert, mit zwei Pflegeheimen, mit der Krankenkasse und der Beihilfestelle, ich weiß jetzt, welche Vollmachten ich noch brauche, damit ich den Postverkehr auf meine Adresse umleiten kann, und ich habe erfahren, dass die Antragsunterlagen für den Gutachter, der eine Pflegestufe feststellen muss, die wiederum dann die Höhe des Zuschusses von Krankenkasse und Beihilfe bestimmt, dass diese Unterlagen von der Krankenkasse schon nach Borkum geschickt wurden. Deshalb habe ich den Onkel losgeschickt, die Post aus dem Haus des Vaters zu holen und mir genau diesen Brief dann an meine Adresse in Greven weiterzuleiten. Das hat soweit erst mal funktioniert, jetzt warte ich, dass die Papiere hier ankommen und dann brauche ich nur noch die Unterschrift des Vaters, auch für die Vollmacht, dass ich dann künftig selber unterschreiben darf.
Das ist alles ein ungeheurer Verwaltungsakt, was da alles geregelt werden muss, wenn man in Ruhe darüber nachdenkt, wird einem ganz schwindelig, deshalb denke ich lieber nicht drüber nach.

Als ich heute morgen unter der Dusche stand, rief erst das Krankenhaus aus Leer an, dann rief der Hausarzt des Vaters aus Borkum an, als ich aus der Dusche kam, sah ich zwei verpasste Anrufe und rief als erstes den Arzt auf Borkum zurück. Weil der mich, genausowenig wie das Krankenhaus, erreichen konnte und weil aber das Krankenhaus, in dem der Vater liegt, "JETZT SOFORT" jemanden sprechen wollte, hat der Arzt dann den Sohn des Onkels auf der Insel angerufen. Er hat den Sohn des Onkels angerufen und nicht den Onkel selber, weil Doktor und Onkel neulich mal Streit hatten und da erschien ihm der Sohn als der angenehmere Gesprächspartner, wollte er ja nur erfahren, wer sich jetzt um den dringenden Rückrufwunsch des Krankenhauses kümmern könne.
Der Sohn des Onkels hat aber keine Ahnung, weil er zu dem "anderen Teil" der Familie gehört; das ist etwas kompliziert bei uns, da der eine Teil der Familie nicht mit dem anderen Teil der Familie spricht. Man mag sich auch gegenseitig nicht sehr und hält sich wechselseitig für seltsam und unsympathisch. Wie genau diese Abneigung angefangen hat und wodurch sie konkret ausgelöst wurde, weiß ich nicht, aber mein Onkel spricht nicht mehr mit seinem Sohn und dieser Bruch scheint dauerhaft.
Da ich aber mit meinem Onkel spreche, gehöre ich halt zu dem einen Teil der Familie - und der Sohn des Onkels zum anderen Teil.
Mein Bruder wiederum, der ist ganz dicke mit dem Sohn des Onkels, was im Ergebnis dazu führt, dass auch mein Bruder zum anderen Teil der Familie gehört und für mich zur Folge hat, dass ich auch nicht mit meinem Bruder rede, eben weil er sich halt für die andere Seite der Macht Familie entschieden hat.

Normalerweise ist mir das alles ganz herzlich egal. Mein Bruder hat sich sein Leben für seine Bedürfnisse passend zurechtgezimmert, da muss ich mich weder drum kümmern, noch einmischen oder auch nur irgendeine Meinung zu haben. Alles, was ich von seinem Leben mitbekomme, bestärkt mich im übrigen auch nur in der Erkenntnis, dass sein und mein Leben schon von der Grundeinstellung her nicht kompatibel sind. Ich bin weder strebsam, noch fleißig, noch ethisch, moralisch oder sonstwie religiös vorzeigbar, mein Verhalten ist derart political incorrect, dass man sich regelmäßig für mich schämen muss und vor allem mache ich mich viel zu unverschämt über echte Männer, die nicht bügeln können, lustig und habe auch ansonsten keinerlei Sinn für den Ernst des Lebens, insbesondere, und das ist das allerschlimmste, nehme ich Geld nicht wichtig genug.
Im Grunde geht es uns beiden also am allerbesten, wenn wir uns maximal ignorieren, nur dass wir dieselben Eltern haben, das macht es dann manchmal wieder etwas kompliziert.

Als mir der Hausarzt des Vaters, der von diesen komplizierten Familienverhältnissen nichts weiß, nun heute sagte, er habe den Sohn des Onkels angerufen, um eine Telefonnummer zu erfragen, wer sich um den Vater kümmere, und von dem dann die Telefonnummer des Bruders erhalten habe - da holte mich auf einen Schlag meine eigene, wunderbar verdrängt und vergraben geglaubte Familienkonstellation ein und ich war ganz ungemein versucht, die unerwartete Situation komplett zu meinem Vorteil auszunutzen. Denn wie perfekt ist das denn? - Ich schiebe einfach dem Bruder all den ätzenden Verwaltungs- und Kümmerkram um den Vater zu, wenn er jetzt schon als erste Referenz genannt wird, ist das meine Chance, mich stickum aus der Verantwortung zu schleichen. Außerdem ist der Bruder ja sowieso viel besser geeignet, sich um den Vater zu kümmern, er ist immerhin eine wirkliche moralische Instanz, so mit hehren, ethischen Grundsätzen, Kirchenbesuch und Tränen im Auge, wenn einer verstirbt. Der nimmt das Leben, das Sterben und seine Verantwortung darin noch ernst und nicht so schlurig laksch wie ich.

Und während mir all das so durch den Kopf schoss und mir der Hausarzt des Vaters noch sagte, er hätte die Nummer des Bruders schon ans Krankenhaus weitergegeben - da schellte es auf der zweiten Leitung und das Krankenhaus war dran und wollte von mir eine Zustimmung zu einer weiteren OP des Vaters, der sei nämlich so verwirrt, dass er sich weigere, selber zuzustimmen, aber die OP wäre wichtig (irgendwas mit Dauerkatheter in Niere oder so) und deshalb bräuchten sie jetzt dringend meine Zustimmung.

Und dann habe ich dem Krankenhaus meine Zustimmung gegeben, denn der Vater will sich ja noch weiter an seinen Atemzügen erfreuen, dafür erscheint diese OP sehr wichtig.
Dann habe ich mich einmal kurz geschüttelt und anschließend all die anderen Verwaltungstelefonate geführt, die ja sowieso geführt werden müssen, und nein, ich kann den Vater nicht einfach hängen lassen, dafür ist es jetzt auch zu spät.
Und es ist auch ganz egal, wen ich mag oder wen ich nicht mag, manche Dinge, die getan werden müssen, nehmen keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten, mit diesen Problemen kann ich mich später mal beschäftigen
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Montag, 3. Dezember 2018
Gruselmontag mit Happyend
Ein Montag ist ein Montag ist ein Montag.

Egal, wie lang das Wochenende war, ein Montag kommt immer zu früh und dieser Montag war ein ausgesprochen montagiger Montag.
Ich habe mich mühsam durch den Tag gequält, der durch das gezwungene hilftjanix leider auch nicht besser wird, und meine nachhaltig schlechte Laune treibt derart verquere Tage dann unausweislich in einer Teufelsspirale nach unten.

An solchen Tagen kann man mir dann sowieso gar nichts recht machen, am Ende des Tages bleibt meist ein riesengroßes Streichergebnis.

Heute bäumte sich der Tag zum Ende hin aber noch mal auf und zeigte sich zum Schluss doch noch von einer netten Seite. Ich habe im Büro schon so gegen 18h resigniert Schluss gemacht, was Produktives habe ich nicht mehr von mir erwartet, bin dann aber nicht direkt nach Hause gefahren, sondern vorher noch in einen Krambaumarkt. Ich bin also zu Tedox gefahren, dort gibt es allerlei Kram, den es auch im Baumarkt gibt, aber nicht alles, was es im Baumarkt gibt, gibt es auch bei Tedox, dafür aber ganz viele andere Sachen zusätzlich, die es im Baumarkt nicht gibt. Es ist schwer zu erklären, aber ab und zu macht mir Tedox Spaß und heute wollte ich dort noch zwei Plisses für die Schlafzimmerfenster auf Borkum kaufen, denn ich habe grade meine Liebe für diese Gardinenart neu entdeckt.
Hatten sie leider nicht, zumindest nicht die Größe, die ich brauche, ich habe dann aus Langeweile einfach anderen Kram gekauft, irgendwie war mir grade danach. Ist ja bald Weihnachten, da kann man all den Kram sofort wieder loswerden - das ist das beste Einkaufen überhaupt: Man kauft und kauft und kauft und muss sich keine Gedanken, wo man den Kram lässt und müllt sich auch nicht die Bude voll - einfach an Heiligabend als Geschenk weitergeben. Genial.

Mit sichtlich gehobener Laune bin ich dann noch zu Lidl gefahren, um festzustellen, das es dort keine Linsen gibt und dass unsere örtliche Filiale morgen und übermorgen wegen Umbau geschlossen hat, was dazu führte, dass sie heute Abend die Frischwaren alle mit 50% Rabatt raushauten, im Ergebnis fand ich dann sehr nett.
Außerdem gab es frisches Carpaccio bei der Saisonware, der Abend wurde also immer besser, dazu dann frische Tomaten, Pilze und PakChoi, alles mit 50% Rabatt, wir hatten spontan ein echtes Schlemmermahl für ziemlich günstig.

Bis 18h war es also ein besonders quälender Montag, aber dann, dann wurde noch alles gut.

Jetzt geh ich schlafen, morgen könnte der Tag ja mal gleich am Morgen mit guter Laune starten, das wär doch mal was, oder?

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Sonntag, 2. Dezember 2018
Von nichtexistenten Linsen und dem Sterben
Draußen war es heute trüb und feucht, eine wunderbare Entschuldigung, um das für heute geplante Nichtvordietürgehen tatsächlich umzusetzen.
Zwischen Aufwachen und Aufstehen lagen deshalb über sechs Stunden, die wir wunderbar gemütlich, glücklich und zufrieden mit Lesen im Bett verbracht haben.
So ein bisschen wollte ich heute dann aber doch geschafft kriegen, die Einkäufe von gestern standen noch wild und wirr im Eingang rum, die Küche war in keinem fröhlichen Zustand und Hunger bekam ich irgendwann auch.
Eigentlich hatte ich für heute geplant, eine Linsen-Süßkartoffelsuppe mit Gambas zu kochen und gestern extra Süßkartoffeln und Gambas erworben, weil ich fest davon ausging, dass ich Linsen im Haus habe.
Die habe ich nämlich schon vor über zwei Jahren mal gekauft, jede Menge Linsen sogar, gelbe, rote, schwarze, Beluga und was weiß ich was für welche noch, damals hatte ich nämlich in irgendeinem Kochbuch wirklich lecker wirkende Rezepte mit Linsen gesehen, in denen nicht nur genau erklärt wurde, wo die Unterschiede in den Sorten sind, sondern auch wie man welche Linsenart behandeln muss und was man damit alles machen kann außer Linsensuppe - denn die mag ich nicht. Und weil ich die Rezepte alle ausprobieren wollte, habe ich ganze viele verschiedene Linsen gekauft. Und bis heute davon natürlich nichts umgesetzt, deshalb war ich ja so sicher, dass ich Linsen im Haus habe.

Ich habe also begonnen, die Linsen zu suchen, denn die roten Linsen sollten laut Rezept gewaschen und eingeweicht werden, da muss man rechtzeitig anfangen.
Ich habe letztlich sehr viele interessante Dinge gefunden, weil ich beide Vorratsschubladen in der Küche und den gesamten Vorratskeller einmal gründlich durchsortiert habe, netter Nebeneffekt: Jetzt ist alles wunderbar aufgeräumt und übersichtlich zusammengestellt - nur die Linsen, die habe ich nicht gefunden. Irgendwann fiel mir ein, dass ich die im Sommer mit nach Borkum genommen habe, weil ich gehofft hatte, dass ich dort endlich mal die Zeit finde, all die Linsenrezepte aus dem tollen Rezeptbuch auszuprobieren. Dummerweise hatte ich in der Zwischenzeit aber das Rezeptbuch verkramt, so dass dann zwar Linsen samt Zeit auf Borkum waren, nur halt keine Rezepte. Die habe ich jetzt in Greven wiedergefunden, dafür sind aber keine Linsen mehr hier in diesem Haushalt - so wird das also einfach nichts, mit meinen Linsengerichtexperimenten.

Ich habe dann zu Ks großer Freude standby umgeswitched auf Schinkennudeln, weil ich nach der langen Such- und Aufräumaktion keine Lust mehr auf weitere Küchenarbeit hatte. Außerdem habe ich eine Tüte "Waldpilzcremesuppe" verarbeitet (Vorsuppe), die ich beim Aufräumen gefunden hatte, weil ich damit auch gleich die restlichen Champignons aus dem Gemüsefach sehr gut wegverbrauchen konnte. In Fertigsuppenaufpimpen war ich schon immer gut, in diese habe ich außer Wasser und Tütenpulver noch 200g angebratene Champignons, ein halbes Bund Petersilie und den Rest Sahne (der nicht mehr in die Schinkennudeln passte) gerührt und schwupp schmeckte die Tütensuppe wie ein vornehmes Delikatesssüppchen.
K zu bekochen macht regelmäßig viel Spaß, weil er so glücklich und begeistert über ganz normale Gerichte ist. Für eine Portion Schinkennudeln (natürlich mit viel Sahne und Käse) lässt er jedes ausgefuchste Boeuf irgendwas stehen, gleichzeitig macht er aber auch sehr geduldig meine diversen Kochexperimente mit und hätte auch widerspruchslos Linsen-Süßkartoffel-Suppe gegessen, nur Schinkennudeln sind dann doch eine Liga höher.


Während ich so im Haus rumpuzzelte habe ich noch mal übers Sterben nachgedacht. Für viele Menschen scheint das irgendwie mit ganz viel schrecklichen Gefühlen besetzt zu sein.
Ich habe für mich festgestellt (und das ist überhaupt keine neue Feststellung, sondern im Grunde schon meine Meinung seit immer), dass ich Sterben überhaupt nicht schlimm finde.
Mein Hauptproblem bei dem Thema Sterben ist, dass ich die anderen Menschen nicht verstehe, die daraus so ein Drama machen. Genau genommen, kann ich also einfach nur nicht verstehen, was an Sterben so schlimm ist - oder besser: sein soll.

Jeder Mensch wird sterben, hier ein "vielleicht auch ich" hinterzuhängen, ist niedlich witzig, verändert aber ja nun mal nicht die Realität. Und wenn man tot ist, dann ist man tot. Wie das sein wird, weiß man nicht. Weiß niemand. Sich deshalb schon vor dem Tod darüber den Kopf zu zerbrechen oder sich gar deshalb verrückt zu machen, bei allem Respekt vor den Prioritäten anderer Menschen - aber was bringt das?

Eine Gläubigkeit, die mir vorschreibt, was ich während des Lebens zu tun habe, um die Zeit nach dem Leben gut vorzubereiten, die besitze ich leider nicht, mir bleibt also nichts anderes übrig als einfach nur zu sterben - und dann schaun wir mal.

Für mich ganz persönlich ist deshalb mein eigener Tod überhaupt kein Problem, es ist eigentlich noch nicht mal ein Thema, an das ich mehr als nur ein Achselzucken verschwende. Wenn es soweit ist, dann ist es eben soweit, alles andere findet sich dann.

Wovor ich Angst habe, ist die Zeit vor dem Sterben. Ich habe ausgesprochen gründlich viel Angst vor Schmerzen und noch viel mehr vor Sinnlosigkeit.
Ein Leben, dem ich wirklich auch mit aller Phantasie und gutem Willen, weder einen Fitzel "Aufgabe" noch einen Fitzel "Glück" abpressen kann, so ein Leben erscheint mir enorm sinnlos.

"Aufgabe" ist dabei einfach zu beschreiben. Als Aufgabe gilt für mich alles, was andere Menschen von mir erwarten. Aktuell ist es also so, dass ein Großteil meiner Aufgabe darin besteht, für meine Kinder und K da zu sein, denn alle vier wären sehr wahrscheinlich sehr unglücklich, wenn ich nicht mehr da wäre. (Es mag sein, dass es noch mehr Menschen gibt, die will ich hier jetzt nicht ausschließen, nur diese vier wären ganz sicher am allerbetroffensten von meinem Tod)
Bert Brecht schrieb mal in einem Gedicht:
...
Der, den ich liebe,
hat mir gesagt,
dass er mich braucht.
Darum
gebe ich auf mich acht,
sehe auf meinen Weg
und fürchte von jedem Regentropfen,
dass er mich erschlagen könnte.

...
Das war für mich schon immer Grundlage meiner "Eigenfürsorge", alleine aus diesem Grund würde ich mich dafür verantwortlich fühlen, mein Leben so gut es geht weiterzuleben, solange jemand da ist, der mich braucht.

Jetzt kann es aber natürlich sein, dass es niemanden mehr gibt, der einen braucht, das ist z.B. bei meinem Vater der Fall. Dann bleibt immer noch das eigene Glück als Sinnstifter.
"Glück" ist dabei natürlich genau das, was für MICH Glück bedeutet. Das ist sicherlich für jeden anders, und wenn es meinen Vater glücklich macht, dass er seinen Atemzügen lauschen kann, dann soll das so sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das reichen würde, um Glück zu empfinden.
Für mich ist Glück vor allem in irgendeiner Form mit anderen Menschen verknüpft. Ich bin glücklich, wenn ich weiß, dass die Menschen, die ich liebe, auch grade glücklich sind. Ich bin natürlich auch in Einzelsituationen glücklich, der Klassiker dabei: Wenn ich zu Hause am Strand stehe, um mich herum nur Wind, Wasser und Weite, das ist durchaus pures Glück.
Ich glaube, um Glück empfinden zu können, brauche ich auch immer das Gefühl von Freiheit und Weite - alles geht, nichts muss.
Wenn meine Existenz daraus bestände, nur noch meinen Atemzügen zu lauschen - ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mich das glücklich macht. Und genau deshalb würde ich mich, in der Situation meines Vaters, ziemlich sicher, für ein Ende des Lebens entscheiden, eben einfach deshalb, weil mir persönlich jede Sinnhaftigkeit meiner eigenen Existenz abhanden gekommen wäre.
Aber wie gesagt, das gilt nur für mich und das muss eben auch jeder für sich selber ganz alleine beurteilen.

Wenn ich über das Thema "Sterben" insgesamt nachdenke, dann ist es immer wieder das Gedicht von Mascha Kaléko, was meine Meinung dazu am besten wiedergibt:
...
Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

...
Und hier schließt sich der Kreis: Für diejenigen, die mir nah sind, gilt das Gedicht von Bert Brecht und ich kann nur hoffen und vertrauen, dass sie auf sich achten - bei allen anderen ist es einfach nicht mein Thema, und hier berührt mich das Thema "Tod" genauso wenig, wie es mich belastet.
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