anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 2. August 2018
Ein letzter Ausflug
Wir haben heute einen Ausflug nach Norderney gemacht, denn K wollte unbedingt noch irgendwohin fliegen.
Morgen muss er den Flieger wieder abgeben, deshalb war heute die letzte Gelegenheit. Dass er den Flieger schon morgen wieder abgeben muss, habe ich allerdings erst gestern Abend erfahren. Ich hatte mehrfach gefragt, wie lange er das Flugzeug jetzt hat und er meinte regelmäßig, er hätte es jetzt eben. Also habe ich mir auch nichts mehr dabei gedacht, denn wenn sonst keiner damit fliegen will, ist es auch egal, ob es in Münster oder Borkum rumsteht.
Jetzt braucht es aber doch jemand anderes und deshalb muss er den Flieger morgen zurück nach Münster bringen.
Genau genommen hat dieser Mensch den Flieger auch schon vor recht langer Zeit für das kommende Wochenende reserviert, mein Westfalenmann hat sich darum aber überhaupt nicht gekümmert, er hat einfach gar nicht nachgeguckt, ob sich da noch jemand anderes in den nächsten Wochen eingetragen hatte.
Mein Westfalenmann steht nicht so auf Planung und Strategie, es ist ihm meist schlicht zu lästig, sich darum zu kümmern, er frickelt sich lieber mit stand-by Improvisation durch seine Freizeit. Er findet es toll in Urlaub zu fahren (vor allem, wenn wir dorthin fliegen), was man dort dann aber den ganzen Tag macht bzw. was man dort machen könnte, das man dann aber eventuell vorher reservieren oder buchen müsste, interessiert ihn genauso wenig wie die Frage, wo man dort wohnt, was man dort isst und was man für Kleidung mitnehmen sollte. Wir fliegen eben. Er macht die Flugplanung - ich kann mich ja um den Rest kümmern.

Das funktioniert aber nur, wenn ich Lust habe, mich um den Rest zu kümmern, was, ich muss es zu meiner Schande gestehen, immer seltener der Fall ist, ich werde immer unreisiger und auch einfache Tagesausflüge finde ich schon relativ anstrengend.
Andererseits sehe ich ja ein, dass man ab und zu auch mal was unternehmen sollte, aber die Tatsache, dass ich dann dafür zuständig bin, zu organisieren, wohin man fährt oder fliegt und was man dort dann macht, schreckt mich so, dass ich schon gleich noch weniger Lust habe, etwas zu unternehmen.
Dazu kommt, dass für mich einige Unternehmungen komplett unmöglich sind. Im Moment sind meine Hüften so zickig, dass ich mehr als 1km gar nicht mehr laufen kann, bergauf oder gar Stufen im Grunde gar nicht. Fahrradfahren ohne Hilfsmotor kann ich auch nicht mehr, das verweigert meine Lunge.
Am unproblematischsten ist es für mich, wenn ich einfach zu Hause auf meinem Sofa sitze, das steht nur in gewissen Widerspruch zu Ks Fliegerträumen.

Dinge, zu denen ich keine Lust habe, funktionieren für mich am besten, wenn man mir feste Termine gibt, sagt, bis dann und dann muss dies und jenes erledigt sein, sonst Drama.
Dann jammere ich erst eine Runde und dann kümmere ich mich darum. Deadlines sind ätzend aber ohne die letzte Sekunde bekäme ich nie irgendetwas geschafft.
Wenn man mir vor der letzten Sekunde aber nicht genug Zeit zum Jammern und anschließenden Planen gibt - dann falle ich in eine ziemliche Verweigerungshaltung.
So war das heute, als K sagte, dass er den Flieger morgen zurückbringen muss und wir deshalb nur noch heute für einen Ausflug haben und wo ich denn jetzt gerne hinfliegen möchte.
Zack, jetzt! Keine Zeit zum Jammern, aber eben auch keine Zeit zum Planen. Und vor allem, er hätte es schon selber lange vorher wissen können.

So kam es, dass wir heute nach Norderney flogen, weil es schon Mittag war, bevor wir loskamen und die kleinen Inseln ihren Platz alle in der Mittagszeit schließen. Es blieb also nur Norderney. Was wir dort dann machen, wussten wir nicht, aber wir fliegen mal hin. C. wollte auch mit.
Ich habe dann etwas hektisch wenigstens noch eine Tasche mit Schwimm- und Strandzeug gepackt, Norderney hat bestimmt auch einen Strand und bevor uns sonst gar nichts einfällt, legen wir uns eben dort an Strand und warten, bis genug Anstandszeit verstrichen ist, um wieder zurückzufliegen und behaupten zu können, man hätte einen Tagesausflug gemacht.

Den Plan mit dem Strand haben wir nach Ankunft aber schnell wieder fallenlassen, dafür hätten wir fast 2km laufen müssen, eine Richtung, also auch 2km wieder zurück, und das kommt für mich überhaupt gar nicht in Frage, schon gar nicht für einen blöden Strand, den wir in mindestens der gleichen, wenn nicht besserer Qualität auf Borkum auch haben - nur muss ich dort keine 2km laufen.
Es stellte sich dann raus, dass es einen oben offenen Doppeldeckerbus gibt, der immer im Kreis über die Insel fährt und dabei eine Inselrundführung anbietet, man kauft eine Tageskarte, kann an beliebiger Stelle aus und wieder einsteigen, bis man einmal komplett rundrum ist.
Es gab eine Haltestelle in der Nähe des Flugplatzes, das war sehr praktisch, dort sind wir also eingestiegen und dann so lange mitgefahren, bis wir nach über einer Stunde wieder genau dort vorbeikamen. Dabei wurde uns über Kopfhörer die gesamte Insel erklärt.
Jetzt kenne ich also alle wichtigen Dinge von Norderney,
am lustigesten fand ich, dass wir mit dem Schild "Norderney sagt Tschüss" begrüßt wurden, als wir dort ankamen :-)


Irgendwann während des Tages bekam ich dann einen unglaublichen Appetit auf Pommes-Frites, als wir wieder auf Borkum waren, bin ich gleich vom Flugplatz auf direktem Weg zu Lidl gefahren und habe dort in größeren Mengen zwar schwer ungesundes aber genauso schwer leckeres Frittierzeug erworben,


so dass der Abend in einem Frittierfettölfresskoma endete und der Erkenntnis, dass der Einsatz einer Friteuse auf der Terrasse sehr viel Ähnlichkeit zu einem Grillabend hat
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Mittwoch, 1. August 2018
Meer
Heute war der heißeste Tag des Jahres, meldete irgendeine Nachrichten-App eben auf meinem Handy. Nun, mag sein, ich habe aufgehört, überhaupt auch nur drüber nachzudenken, ob es heiß ist, wie heiß es ist und wo es nun mehr oder weniger heiß ist. Hilft ja nicht. Ich bin jetzt hier und ich will auch hier sein. Dass es hier (auch) heiß ist, ist dann eben so, ob es hier aber mehr oder weniger oder anders heiß ist als woanders, was ändert es?
Eben.
Drum.

Aber vielleicht gewöhne ich mich ja auch langsam an die Hitze, man weiß es nicht, gefroren habe ich allerdings heute nicht, noch nicht mal, als ich (zum zweiten Mal in Folge, sagte ich schon, dass es hier heiß ist?) heute wieder schwimmen gegangen bin. Weder beim Rein- noch beim Rausgehen.

Falls es noch jemandem heiß sein sollte, ich habe ein paar Bilder zum Erfrischen gemacht:



Das Wasser war heute ungemein klar, selbst als ich bis zum Bauch im Wasser stand konnte ich noch fast meine Füße sehen (okay, vielleicht nur meine Knie, die aber bestimmt.)



Hier habe ich K und C fotografiert, die mit großer Begeisterung nach dem Ende der offiziellen Badezeit noch bis zu den Tonnen rausgeschwommen sind (und das auch noch bei ablaufendem Wasser, wir werden alle ertrinken, bloß nicht nachmachen) - aber weil die Tonnen eben wirklich arg weit draußen sind, sind die zwei nur schlecht zu erkennen, fürchte ich.



Der Trick ist, wirklich erst nach dem Ende der offiziellen Badezeit Schwimmen zu gehen, wenn also die DLRG-Menschen alle Badenden hemmungslos ihrem Schicksal überlassen, ihre Sachen gepackt und nach Hause gegangen sind. Schlagartig leert sich Strand und Wasser, bei solchen Gelegenheiten freue ich mich dann immer darüber, wie gehorsam der typische Deutsche an sich doch ist.



Ist aber alles gutgegangen, C und K haben überlebt und es gab sogar noch ein paar andere todesmutige Eltern, die ihren Nachwuchs unbewacht dem blanken Hans überlassen haben, dieser Ministöpsel oben links hatte viel Spaß beim wilden Surfen auf den Brandungswellen
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Dienstag, 31. Juli 2018
Die Hälfte ist vorbei
50% des Urlaubs sind schon um, ich glaube, ich muss mich anstrengen, wenn ich noch wirklich ein Erholungsgefühl erreichen möchte, aktuell habe ich eher das Gefühl, ich könnte auch dauerhaft auf Arbeit verzichten, es würde mir reichen, wenn einfach jeden Monat mein Gehalt überwiesen wird.
Das dauert aber noch sechs Jahre und dieses....

Allerdings sind auch die Temperaturen hier schon wieder außerhalb jedes entspannten Urlaubserholungsgefühls geklettert, die Abkühlungsphase ist vorbei, heute hatten wir schon wieder über 30°. Mit der Folge, dass ich mich mal wieder den ganzen Tag im Haus verkrochen habe, bei diesen Temperaturen muss ich nicht vor die Tür gehen.
Dafür habe ich es aber auch endlich geschafft, den Wasserschaden aus März mit der Versicherung abzurechnen, jetzt bin ich gespannt, ob sie meiner Abrechnung folgt oder einzelne Forderungen streicht.

C. hat heute eine E-Mail mit der Zulassung zum Master bekommen. Da die Zulassungen für ihren gewünschten Masterstudiengang immer nur zum Wintersemester vergeben werden und dann auch jedes Jahr nur für elf bis maximal 15 Studenten, war es schon ein bisschen aufregend, ob sie dabei ist, andererseits waren ihre Vornoten so gut, dass es mehr als unwahrscheinlich gewesen wäre, wenn es nicht gereicht hätte, aber leichte Restzweifel bleiben halt immer und jetzt ist es offiziell und bestätigt und damit schon ein wirklich gutes Gefühl.

In spätestens 14 Tagen erfährt J, ob er seinen gewünschten Studienplatz in Pharmazie in Berlin bekommt, auch hier ist es eher unwahrscheinlich, dass er den Platz nicht bekommt, aber sicherer ist es schon, wenn man es offiziell bestätigt bekommen hat.

Ansonsten ist es hier inzwischen fast windstill, wir haben mal wieder gegrillt und sitzen jetzt auf der Terrasse und belauschen fasziniert den Lärm des Meeres. Wer meint, dass das Meer gleichmäßig und beruhigend vor sich hin rauscht, der hat nie in einer windstillen Nacht auf Borkum am Meer gesessen. Es ist eher ein ziemliches Gepolter, Getute, Gebrause und Geklicker, was da aus Richtung Nordsee über die Dünen zu uns rüberschallt, irgendwelche Baggerschiffe baggern die Fahrrinne aus, das poltert und rumst gewaltig, und alle möglichen Tanker fahren die Westerems lang und müssen dabei immer mal wieder tuten, das romantische Wellengemurmel geht dabei ziemlich unter.
Immerhin schlafen die Austernfischerterroristen. Von denen wohnen nämlich fünf halbstarke Möchtegernrowdies schräg gegenüber und wenn die miteinander in Zoff geraten, dann ist hier wirklich was los. Ruhe im Kurbad geht anders
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Sonntag, 29. Juli 2018
Sandkrustentreten
Gestern hat es sich ja nicht nur angenehm abgekühlt, sondern auch sogar ein wenig geregnet. Ein Guss war dabei, da kam gleich auf einen Schlag richtig viel Wasser runter, was nicht nur die Pflanzen freute, sondern auch den Zuckersand am Strand oberflächlich durchnässte und eine von Regentropfen eingedellte, harte Kruste hinterließ. Wenn dann am nächsten Tag wieder die Sonne scheint und alles trocknet, dann ist die oberste Sandschicht zwar trocken, aber eben krustig verklebt und wenn man da dann barfuss drüber läuft, bei jedem Schritt also die verklebte, eingedellte Sandkruste zu feinem Zuckersand zertritt, das ist ein so unbeschreiblich schönes Gefühl, das ich finde, auch dafür müsste ein Wort erfunden werden. Und das muss mindestens so schön sein wie Petrichor, ein Wort mit dem die Menschheit ja auch bewiesen hat, dass sie sich für einzelne, ganz besonders tolle Sinneseindrücke auch einzelne, speziell dafür erfundene Wörter erlaubt. (Petrichor gibt es hier übrigens nur ganz schwach zu riechen, wir haben hier einfach nicht genug Asphalt und nur Regen auf Sand macht kein Petrichor.)

Ich schlage zB ámmoskrustakristi vor, vergnügliches/geliebtes Sandkrustenzertreten.
Denn genau das habe ich heute Morgen getrieben, als ich mit K zum Strand gegangen bin, weil er wieder schwimmen wollte und die Kinder als Begleitung schwächelten. Ich war übrigens auch im Wasser und bin sogar ca. 10 Schwimmzüge lang geschwommen (damit will ich sagen, ich war bis zum Hals im Wasser und nicht nur bis zu den Fußknöcheln, aus reinem Chronistenverpflichtungsgefühl möchte ich das hier ausdrücklich erwähnen).
Die Außentemperatur war ca. 26°, das Wasser ca. 23° und es wehte ein recht frischer Nordostwind, was dazu führte, dass das Wasser beim Reingehen noch recht kühl war, beim Rausgehen war dagegen die Luft recht kühl, so habe ich gleich zweimal gefroren, wurde aber durch das herrliche Sandkrustentreten reichlich dafür entschädigt
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Sonntag, 29. Juli 2018
Warum man Kinder bekommt
Insgesamt war es heute ein wirklicher schöner Tag. Die Temperaturen sind deutlich runter gegangen, so dass ich nicht mehr nur stumm leidend darauf gewartet habe, dass die Sonne wieder unter geht, damit überhaupt irgendeine Sorte von Aktivität möglich ist, was schon als einziges Tagesmerkmal gereicht hätte, um aus einem überflüssigen, weil viel zu heißen Tag, einen schönen, weil lebbaren Tag zu machen. Aber gleichzeitig habe ich den Tag heute auch tatsächlich komplett gelebt, d.h. ich habe Dinge getan, die dazu führten, dass ich mich anschließend gut fühlte - und wenn ich so darüber nachdenke, finde ich das eine wunderbare Definition für den Sinn des Lebens.

K und die Kinder (ja, beide, selbst J, bei dem ich mir ja bis heute nicht sicher bin, ob er wirklich schwimmen kann, ich meine über Wasser schwimmen, nicht einfach nur unter Wasser Streckentauchen, eine Sportart in der eine gewisse Perfektion entwickelt hat und ich deshalb stets sagte, dass J schwimmt wie ein Fisch, eben leider nur unter Wasser) aber beide Kinder hatten sich mit K heute morgen um 9h verabredet, um gemeinsam schwimmen zu gehen. Kurz nach elf sind sie dann pünktlich losgezockelt, weil wir alle mal wieder zu lange geschlafen hatten, der Blutmond gestern Abend, der fast nahtlos in Js Geburtstag überging, war wohl einfach zu anstrengend.
Egal, es war ein angenehm weicher Start in den Tag und als alle anderen aus dem Haus waren, hatte ich Zeit und Muße, Küche und Wohnzimmer etwas aufzuräumen und Js Geburtstagstorte fertig zu stellen.

Gegen Mittag zog es sich spürbar zu und die Temperaturen wurden das erste Mal seit Tagen angenehm erträglich.
Deshalb kam ich auf die Idee, dass wir doch endlich mal Fenster putzen könnten und K war bereitwillig dabei und meinte, zu zweit wäre das eine gute Idee.
Das Putzen der Fenster=Glasscheiben ist ja gar nicht so aufwändig, was aber irre aufhält und eine mehr als mühsame Angelegenheit ist, ist das Putzen der Rahmen und hier vor allem das Putzen der Rahmen von innen. Weil hier auf der Insel nicht nur mehr Wind, sondern vor allem auch mehr Sand im Wind ist als auf dem Land, ist das Putzen der Rahmen wirklich wichtig, aber auch wirklich ätzend.
Immerhin haben wir das Küchenfenster samt Küchentür (nach draußen), sowie das doppelte Wohnzimmerfenster samt Terrassentür komplett von innen und außen geschafft zu putzen, das zweite Wohnzimmerfenster hat K nur noch von außen geputzt, um es von innen freizuräumen und zu säubern fehlte mir schließlich der Elan. Vielleicht morgen, aber insgesamt bin ich mit unserer Leistung für heute schon sehr zufrieden.

Danach haben wir zur Belohnung eine Teepause gemacht und Js Geburtstagstorte gegessen.

Anschließend habe ich mich mit den Vorbereitungen für den Grillabend heute beschäftigt, J hatte seinen Opa und seinen Onkel zum Grillen eingeladen, aber weil wir uns zu viert in die Arbeit gestürzt haben, hatten wir sehr schnell nicht nur die Gemüsespieße fertig, sondern auch diverse Salate und Dips zusammengestellt, insgesamt hat dann alles ganz wunderbar funktioniert, sehr, sehr leckeres Essen, genau die passende, in der richtigen Menge, besser hätte es nicht auskommen können.
Gegessen haben wir draußen auf der Terrasse, schließlich war mein Vater eingeladen und an der freien Luft ist sein Geruch besser zu ertragen....

In den letzten Tagen habe ich einer interessanten Fragestellung nachgespürt: "Warum hast du Kinder bekommen?" -
Meine Antwort auf diese Frage lautet: "Ich habe es als Herausforderung empfunden. Ich wollte mir und dem Rest der Welt beweisen, dass ich das auch kann, Kinder großziehen und gleichzeitig Spaß am Leben haben. Dafür sorgen, dass die Kinder selbstständige, zufriedene und lustige Menschen werden, ohne dass ich dafür mein eigenes Leben komplett aufgeben muss.“

Ich bin zu einer Zeit Mutter geworden, als es noch völlig normal war, dass die Frau deshalb ihr eigenes Leben aufgegeben und sich fortan nur noch der Aufzucht der Kinder gewidmet hat. Das fand ich eine dermaßen schwachsinnige Idee, dass ich unter diesen Vorzeichen nie bereit gewesen wäre, Kinder zu bekommen. Das erste Kind war deshalb auch ein echter TroPi (trotz Pille) und eigentlich war auch schon alles für die Regulierung dieses Unfalls organisiert, bis ich zwei Tage vor dem geplanten Termin beschloss, dass ich es doch wenigstens mal probieren kann. Denn warum eigentlich nicht? Warum soll Kinderaufzucht gleichzeitig ein Ende des eigenen Lebens bedeuten und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Menschen- und Hundebabies?
Sind Hundemütter die schlechteren Mütter, weil sie keinerlei Vorschriften der neueren Entwicklungspsychologie folgen, sondern einfach nur ihrem Instinkt?

All diese Fragen habe ich mir damals, vor 27 Jahren gestellt und mich schließlich entschieden, es einfach zu wagen. Ich behalte das Baby und werde ganz alleine, völlig egal was der Rest der Welt meint, wie es sicherlich viel besser und viel richtiger ginge, dafür sorgen, dass aus dem Baby ein erwachsener, selbstständiger Mensch wird, der zufrieden mit sich und seinem Leben ist, und gleichzeitig werde ich parallel darauf achten, dass es auch mir immer gut geht und ich mit meinem Leben zufrieden bin und zwar langfristig, weit über die Kinderaufzuchtphase hinaus.
Um es in einem Satz zusammenzufassen: Ich habe Kinder bekommen, weil ich mir und dem Rest der Welt beweisen wollte, dass es auch anders geht als es zu meiner Zeit der Rest der Welt einer Mutter quasi vorschrieb.
"Kinder kriegen" umfasste in meinem Erwartungshorizont eine Spanne von 18 Jahren. Dann waren sie volljährig und wenn das mit der Aufzucht gut geklappt hatte, waren sie dann auch selbständig und bereit, ein eigenes Leben zu führen. Aber vor allem endete dann meine Verantwortung, alles, was danach kommt, passiert auf rein freiwilliger Basis.
Ich habe deshalb von meinem Kindern auch nie irgendetwas erwartet, was über ihren 18. Geburtstag hinaus geht. Ich freue mich, wenn sie heute immer noch, komplett freiwillig, gerne zu Besuch kommen, ich freue mich aber ehrlich gesagt auch, wenn sie wieder abfahren, denn für mich, in meinem Kopf und meiner Erwartungshaltung ist die Zeit der 100%igen Dauerzuständigkeit vorbei. Klar werde ich immer ihre Mutter sein und klar werde ich immer für sie da sein, wenn sie Hilfe, Unterstützung, Trost oder sonstwie Ansprache brauchen, aber ansonsten bin ich schon sehr zufrieden, zu beobachten, wie mein ursprünglicher Plan, nämlich Kinderaufzucht mit dem Ziel, dass sie selbstständig und zufrieden auch alleine im Leben klarkommen, funktioniert hat. Und das, ohne dass ich mein eigenes Leben komplett aufgegeben habe.

Nachdem ich mir selber diese Frage beantwortet habe, habe ich K gefragt, weshalb er Kinder bekommen hat und seine Antwort hat mich vor allem deshalb erstaunt, weil ich eben über die Frage selber noch nie wirklich nachgedacht habe und mir deshalb auch noch nie Gedanken gemacht habe, was andere Leute für einen Grund haben könnten, Kinder zu bekommen. Denn seine Antwort hat so sehr überhaupt gar nichts mit meinen Gründen zu tun, dass ich tatsächlich sehr erstaunt war, und es seitdem faszinierend finde, zu erforschen, aus welchen Gründen Leute Kinder bekommen.
K hat Kinder bekommen, weil er das Gefühl haben möchte, dass das Leben nach ihm weiter geht. Ohne Kinder würde er sein Leben quasi als Sackgasse empfinden. Oder als One-way-Leben, danach kommt halt nichts mehr, niemand führt irgendetwas fort, im Grunde also so etwas wie ein Wegwerfleben - wenn alle, dann fort damit, kümmert niemanden.

Wenn ich darüber nachdenke, kann ich es grundsätzlich verstehen, auch wenn es halt für mich niemals ein Grund gewesen wäre, deshalb Kinder zu bekommen.

Anschließend habe ich dann erst J und dann C befragt, was sie meinen, weshalb ich Kinder bekommen habe und beide haben im Wesentlichen zusammengefasst geantwortet: Weil du dem Rest der Welt beweisen wolltest, dass es auch anders geht.
Das hat mich dann sehr zufrieden gemacht, denn damit ist offensichtlich, dass wir immer offen kommuniziert haben :-)

Heute Abend hatte ich dann die Gelegenheit nicht nur meinen Vater, sondern auch meinen Onkel zu befragen, weshalb sie Kinder bekommen haben.
Mein Vater sagte: "Kinder sind der Sinn des Lebens." - Ich habe das nicht weiter kommentiert, finde es aber völlig abstrakt und im Grunde ziemlich trivial: Weil ich Kinder habe, ist es der Sinn des Lebens.
Denn wenn es nicht trivial wäre, würde es bedeuten, dass alle, die keine Kinder haben, den Sinn des Lebens verfehlt haben - und auch, wenn ich meinem Vater durchaus zutraue, derartige Meinungen ernsthaft zu haben, weigere ich mich zu akzeptieren, dass ich einen Vater habe, der derart idiotische Meinungen hat....
Weil er spürte, dass ich die Antwort nicht ausreichend fand, hat er überlegt und dann die Gesamtsituaion noch verschlimmbessert: Es gäbe darauf viele Antworten, für ihn wäre es aber auch immer wichtig gewesen, dass sein Name nicht ausstirbt.
Das habe ich dann endgültig nicht mehr kommentiert, denn natürlich sind für ihn Jungs mehr wert als Mädchen, ich bin nur deshalb eine Ausnahme, weil ich alles kann, was Jungen können und gleichzeitig auch noch das, was Mädchen können (fasziniert ihn so, dass ich tatsächlich mehr wert bin als andere, was mich dann allerdings auch nur noch wütend macht.) und weil ich, wegen meiner Eheverweigerung natürlich perfekt dafür sorge, dass sein Name nicht ausstirbt, immerhin gibt es jetzt zwei Jungs, die seinen Namen tragen. (Mädchen zählen mal wieder nicht.)
Mein Vater ist wirklich so ungemein dumm, dass er in seiner arroganten Akademikerüberheblichkeit noch nicht mal spürt, was er für einen sagenhaften Blödsinn redet.
Aber lassen wir das, der Zug ist abgefahren, ich muss nur noch üben, mich nicht mehr darüber aufzuregen.

Mein Onkel dagegen hat genau die Antwort gegeben, die ich (wenn ich nachgedacht hätte) auch von ihm erwartet habe: "Weil ich dann jemanden habe, der einen auch im Alter versorgt."

Insgesamt finde ich diese Frage inzwischen absolut faszinierend und werde sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit wohl allen Leuten stellen, die Kinder haben, gespannt bin ich auch darauf, wie viele der Leute sich diese Frage überhaupt schon selber mal gestellt haben
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Samstag, 28. Juli 2018
Heiß und heißer
Auf die Wetterapps kann man sich auch nicht mehr verlassen. Vollmundig prognostizierten sie alle miteinander Temperaturen von deutlich unter 30° hier auf Borkum und dann in echt? - Ist es natürlich entschieden heißer.

Dementsprechend saßen wir heute alle im Wesentlichen schlapp in der Gegend rum und warteten auf den Abend.
Ich habe am Nachmittag Erfrischungsgetränke hergestellt und fasziniert festgestellt, dass Drinks mit Minze tatsächlich auch ohne Alkohol schmecken, denn für Alkohol war es eindeutig zu heiß. Zum Glück haben wir genug Minze, nur Limetten wachsen noch nicht in meinem Kräutergarten.

Rechts oben: Minze
links unten (von links nach rechts): Koriander, Salbei, Schnittlauch, Basilikum, Rosmarin, Petersilie,Thymian

Am meisten fasziniert mich das Basilikum, denn es stammt aus zwei komplett leergeernteten Kräutertöpfchen (einfache, billige vom Discounter), die ich im Mai, statt sie in Müll zu werfen, kurzerhand ausgepflanzt habe - jetzt wächst da schon fast ein kleines Basilikumfeld und hat sogar richtig Geschmack.

Am Abend war dann natürlich Mond gucken angesagt, was zunächst völlig danebenging, denn es war kein Mond zu sehen, zu viele Wolken. Ich habe mich alternativ damit beschäftigt, Strandhafer im Licht der untergegangenen Sonne zu fotografieren, das wurden sehr stimmungsvolle Bilder:


Schließlich verzogen sich aber die Wolken und dann haben wir doch alles gesehen: Einen roten Mond, den roten Mars, die vorbeifliegende ISS und vor allem Mengen an lustigen Kurgästen, die auch alles mögliche sahen, unabhängig von jeder Himmelsrichtung oder Logik.

Aber davon morgen mehr, jetzt gehe ich runter und bastele den Geburtstagstisch für J, der morgen 20 wird
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Freitag, 27. Juli 2018
Familienzusammenführung
Jetzt ist auch C fertig mit ihrem Semester, alle Klausuren geschrieben und alle Jobs erledigt, so dass sie Zeit hatte, nach Borkum zu kommen. K bot sich spontan an, sie in Bielefeld abzuholen, so dass wir heute schon wieder zu einem Fliegerausflug unterwegs waren und schon wieder kein spektakuläres Ziel hatten, sondern eben nur Bielefeld mit einem Zwischenstopp in Leer auf dem Rückweg, weil man dort so günstig tanken kann.
Hat alles gut geklappt, nur C war völlig frustriert als sie bemerkte, dass es hier auf Borkum genauso heiß ist wie auf dem Festland, weil hier die Luftfeuchtigkeit deutlich höher ist, fühlt es sich sogar noch heißer bzw, unangenehmer an als auf dem Festland, einziger Vorteil: hier gibt es ein Meer zum Abkühlen.
C und K sind beide begeisterte Schwimmer, ich bin da eher keine brauchbare Begleitung, mir reicht Duschen, mehr Wasser brauche ich nicht. Aber jetzt hatten sie sich ja gegenseitig als Begleitung und sind auch sofort gemeinsam losgezogen.

Ich habe ein wenig meine Beine ins Wasser gehalten und mich dann damit beschäftigt, mir die anderen Leute am Strand anzuschauen. Es gibt da durchaus bemerkenswerte Typen zu beobachten, leider vergesse ich immer sofort alles, was ich da so sehe und höre, ich glaube, das nächste Mal nehme ich mein Telefon mit an Strand und nutze es dann heimlich als Diktiergerät, um sofort an Ort und Stelle meine Beobachtungen festzuhalten, denn während ich mir die Menschen dort am Strand so anschaute und fetzenweise Gesprächsstücke belauschte, hatte ich immer wieder das starke Gefühl, einem seltsamen Schauspiel beizuwohnen, über das ich ganz wunderbar etwas bloggen könnte. Wenn ich die Details nicht alle so schnell wieder vergessen hätte.
Nächstes Mal.
Sonst noch so: Als wir nach Bielefeld unterwegs waren, waren hier im Haus die Klempner und haben einen Außenwasseranschluss gelegt, jetzt habe ich endlich die Möglichkeit, einen Schlauch außen am Haus anzuschließen und muss nicht mehr mühsam aus dem Keller quer durchs Haus den Schlauch legen, wenn ich draußen im Garten mal sprengen möchte.

Gekocht habe ich heute einen Topf Kartoffeln und einen Topf Nudeln, die ich heute Abend zu Nudelsalat bzw. Kartoffelsalat verarbeitet habe, beides sehr gut gelungen.
Außerdem habe ich eine Gazpacho zusammenpüriert, die heute Abend schon perfekt durchgezogen war, von der ist nur noch ein winzigkleines Schüsselchen übrig.

Insgesamt also ein sehr schöner Tag, jetzt sind wir zu viert und das Essen war auch lecker, wenn die Temperaturen nicht langsam Höhen erreichten, die echt nicht mehr gut zu ertragen sind, gäbe es überhaupt nichts zu meckern
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